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Schlagwort-Archiv: 12 years a slave

Creed

29 Freitag Jan 2016

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Rocky Balboa alias „Rocky“ ist zurück, diesmal steigt er natürlich nicht in der Ring, sondern trainiert Apollo Creeds Sohn Adonis bei seinem Aufstieg als Newcomer im Box-Universum. „Creed“ ist nicht nur eine schöne filmische Hommage der Rocky-Reihe, auch ist es ein gelungenes Anknüpfen an das Rocky-Universum.

YP: „Creed“ ist aber dann überraschenderweise doch nicht so geworden, wie ich ihn mir erwartet habe. Zugleich auch ist der Film ein Beispiel dafür, wie man Sylvester Stallone in seiner Rocky-Rolle doch noch zu einer weiteren Oscar-Nominierung verhilft. Heute zwar als Nebendarsteller, im Jahre 1977 doch noch als Hauptdarsteller.

PD: Ich kenne aus der „Rocky“-Saga vor allem den ersten Film und auch den sechsten Teil „Rocky Balboa“. Mir waren aber viele Anspielungen in „Creed“, die auf das Schicksal von Apollo und die Entwicklung der Beziehung zwischen Rocky und ihm hindeuteten, nicht wirklich bekannt. Das ist schon auch ein kleines Hindernis, um in „Creed“ hinein zu finden. Es wird mit derartig viel Nostalgie gearbeitet, dass ein Zuseher, der ohne das Vorwissen in diesen Film hinein geht, von etlichen Momenten kaum so gefangen sein wird, wie das gedacht war.

Auch Stallones Darstellung ist eine Übung in „kunstvoller Nostalgie“. Es ist schön ihn tatsächlich schauspielern zu sehen, was er Abseits von „Rocky“ im Grunde nur in „Copland“ getan hat. Viel interessanter war jedoch, wie Michael B. Jordan in diese Rolle hinein zu wachsen schien. Wie auch sein Charakter Adonis.

YP: Ich würde aber von keinem Hindernis sprechen. Schön war es, dass sich der Film an die Rocky-Reihe bezieht, aber für das Verständnis war es nicht essentiell. Für das Publikum ohne Vorwissen funktioniert der Film aber auch. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass es viele Menschen gibt, die in so einen Film gehen, ohne die vorherigen Filme zu kennen. Wie ich schon in unserem Dialog zu „Rocky“ erwähnte: dieses Genre liegt mir auch nicht, aber wenn der Film gut gemacht ist, dann umso besser. Und in dieser Hinsicht ist „Creed“ gelungen und gut gemacht.

PD: Das Genre liegt mir auch nicht sonderlich, aber zumindest schafft es Coogler mit „Creed“ einen Boxer-Film hinzulegen, der im Grunde all dieselben Elemente wie „Southpaw“ trägt, nur im Gegensatz zu „Southpaw“ auch funktioniert. Was auch daran liegt, dass die Chemie zwischen Michael B. Jordan und Stallone stimmt.

Inszenatorisch stach aber vor allem der erste Profi-Kampf von Adonis heraus, den Coogler in einem langen Take zeigte. Das war sehr gut gemacht. Dagegen imponierten mir die Trainings-Montagen, aber auch die Liebesgeschichte nicht.

YP: Die Trainingsmontagen und die Liebesgeschichte sind so fixe Bestandteile eines Sportfilms, dass sie mir in „Creed“ weder positiv noch negativ auffielen. Gelungen inszeniert fand ich vor allem den Aufbau, der Adonis‘ Background und seinen Weg zu Balboa zeigt. Und hier unterscheidet sich Adonis auch grundlegend von Stallone: der soziale Aufstieg fällt bei ihm gänzlich weg, er wohnt bereits in der Villa seines verstorbenen Vaters, er hat einen College-Abschluss und einen guten Job, bei ihm geht es um Selbstverwirklichung und Abgrenzung der übergroßen Vaterfigur, die er nie kennenlernen durfte. In Balboa sieht er dann auch eine Art Vaterfigur, allerdings kommt der gegenseitige Einfluss Balboa mehr zugute als Adonis. Adonis ist ein sehr intelligenter Sportler, der genau weiß, was er will. Seine Kämpfernatur – geprägt und gezeichnet von seinen Aufenthalten in Jugendanstalten, bevor ihn die Frau seines Vaters zu sich holte – scheint ihn zwar immer wieder einzuholen, aber Adonis gibt da nie auf, er beherrscht diesen Trieb.

PD: Um die Trainingssequenzen wird man kaum hinweg kommen, aber der Liebesgeschichte fehlte die Chemie. Dass Adonis seine Nachbarin Bianca (Tessa Thompson) auf den ersten Blick nicht beeindruckt und für sie zunächst nicht wie ein Boxer wirkt, da er zu langweilig sei, ist hübsch konstruiert, aber das Zusammenspiel von Jordan und Thompson konnte mich nicht überzeugen. Auch wenn Coogler das Publikum in die Eigenheiten der Stadtkultur von Philadelphia hinein führt, erscheint die Liebesgeschichte auch, als wäre sie nicht mehr, wie eine Eselsbrücke um ein wenig über Philadelphia und die Kultur quatschen zu können.

Stallones Balboa funktioniert als Vaterersatz hingegen sehr gut, und es überrascht mich nicht, dass er dafür eine Oscar-Nominierung erhielt, doch ohne den ganzen nostalgischen Überbau, fehlt sowohl Stallones Darstellung, als auch dem Film im Gesamten, viel von seinem Reiz.

YP: Es ist eine sehr zurückhaltende Liebensgeschichte, die Annäherung zwischen den beiden passiert sehr langsam, weil auch die Lebensinhalte der beiden das Boxen und das Musizieren sind. Die Liebe spielt hier nur eine Nebenrolle. Bianca hatte ihr eigenes Leben, wir sehen sie bei der Arbeit – öfters. Im Gegensatz zu vielen Hollywood-Filmen, wo den Frauen alleinig die Aufgabe zuteil kommt, die Männer zu unterstützen und sie zu besseren Menschen zu machen (Beispiele: „Bridge of Spies“, „The Big Short“, „The Revenant“), wird hier auch Biancas Seite gezeigt. Alleine diese Szene bei ihrem Konzert, welches er ihr um ein Haar vermasselt. Das fand ich auch sehr gut eingefangen. Das hier ist eine nachvollziehbare Liebesgeschichte, die Chemie passte daher trotzdem.

Schade finde ich allerdings, dass es Michael B. Jordan, der Adonis Creed spielt, nicht zu einer Oscar-Nominierung gekommen hat. Er ist der Kopf und das Herz des Films und hat mindestens auch eine verdient.

PD: Ihr Charakter war interessanter, denn alle weiblichen Charaktere in den von dir genannten Filmen, aber das machte für mich weder ihre Lebens- noch deren Liebesgeschichte interessant. Gerade sein gewalttätiger Ausbruch bei ihrem Konzert entsprang allen Klischees, die möglich waren. Schließlich wütete Adonis los, da ihn die Krankheit von Rocky so mitnahm. Dies hätte auch anders transportiert werden können, aber man entschloss sich für einen Ausbruch in aller Öffentlichkeit, der zu einer Entschuldigung an ihrer Haustür führen musste.

Bei allem Verständnis für die Problematik rund um die Oscar-Nominierungen, sehe ich bei „Creed“ kaum einen Aspekt, den ich bei den Oscars sehen würde. Stallone reitet auf der Nostalgie-Welle, während Coogler aber auch Jordan und Thompson solide Arbeit leisteten. Das ist alles ansehnlich und unterhaltsam, aber kam für mich nicht wirklich in die Nähe des Preisverdachts. Da war ich verstörter, als im Vorjahr Chadwick Boseman für seine Rolle in „Get on Up“ oder Ava DuVernay und David Ayelowo für ihre Arbeit an „Selma“ nicht nominiert wurden. Auch hätte ich gerne Jason Mitchell für seine Darstellung des Eazy-E in „Straight Outta Compton“ unter den Nominierten gesehen. Zudem bekam Teyonah Parris für ihre Rolle in Spike Lees „Chi-Raq“ leider keinerlei Aufmerksamkeit, wie auch schon für ihre tolle Darbietung im Vorjahr in „Dear White People“.

YP: Auf der anderen Seite: „Creed“ ist nicht schlechter, als viele der nominierten Filme, also kann man diesen Anspruch durchaus stellen. Bei den Oscars geht es um Präferenzen einer antiquierten Jury und diese Jury ist natürlich nicht repräsentativ. Leider ist die Bedeutung der Oscar zu groß, um das mit einer Handbewegung wegzuwischen.

Der Film war unterhaltsamer als auch die oben von mir erwähnten Filme: „The Martian“, „The Revenant“, „Bridge of Spies“ und „The Big Short“ („Room“ und „Spotlight“ habe ich nicht gesehen). Keiner dieser Filme verdient meiner Meinung nach eine Best-Picture-Nominierung und trotzdem haben sie eine. In „Creed“ war ich nicht weniger unterhalten. Mir sind Filme wie „Carol“ oder „Girlhood“ lieber, aber davon sind wir Jahrzehnte entfernt.

Eigentlich ist die Abwesenheit an schwarzen Filmemacherinnen (das Frauenproblem in Hollywood!) und Filmemachern zu kritisieren und zu bemängeln, aber wenn sie dann Filme wie „Selma“ rausbringen, werden sie trotzdem nicht bedacht.

PD: Da möchte ich doch entgegen halten. Sowohl „The Big Short“ als auch „Bridge of Spies“ fand ich sehr gelungen und vor alle „The Big Short“ sehe ich als würdigen Best Picture-Kandidaten. „The Martian“ und „Bridge of Spies“ sind auf ihre Weise ebenso solide und vor allem unterhaltsame Genre-Arbeiten wie „Creed“, nur dass ich bei den beiden zuvor genannten Filmen ein klein wenig mehr Kreativität in der Ausarbeitung sah. Abgesehen davon, neigt das Academy-Prozedere (und hier sind auch die ganzen Guild Awards – Producer, Director, Screen Actor – ebenso zu nennen), nicht unbedingt die mutigsten Filme zu ehren. Zudem beschränkt sich dies ja nicht nur auf schwarze FilmemacherInnen. Unterrepräsentiert sind auch weiterhin Hispanics, Asiaten oder eben auch Frauen bei all diesen Preisverleihungen.

Sehr amüsant und großartig fand ich auch Ian McKellens Kommentar zur Oscar-Problematik, der zurecht anmerkte, dass auch noch kein offen homosexueller Schauspieler einen Oscar überreicht bekam. “How clever, how clever,” said McKellen of the success of straight actors playing gay. “What about giving me one for playing a straight man?‬”

Problematisch finde ich vor allem, wie die Arbeit schwarzer FilmemacherInnen immer wieder auch mit dem „White Guilt“-Argument geschmälert wird. Großartige Filme wie „12 Years a Slave“ oder „Selma“ wären demnach nur deshalb Kritikererfolge, da sie „White Guilt“-Filme wären, die das schlecht Gewissen der weißen Bevölkerung beruhigen würden. Das ist eine niederträchtige Strategie, die noch viel mehr die Entwicklung mutiger Filme verschiedenster Communities behindert. Mehr noch als eine altbackene Jury, die bei Preisverleihungen einfach einen eingeschränkten Horizont offenbart.

YP: Diskriminierung ist immer problematisch, egal welche Minderheiten davon betroffen sind. Und was Oscar-würdig ist, ist eben streitbar (Eddie Redmayne, ernsthaft?). Der New Yorker schreibt vollkommen treffend dazu: „The intersection between the art of movies and the Oscars is coincidental at best.“

Aber wenn das Streitbare dann auch nicht inklusiv ist, dann können die Oscars auch bedenkenlos boykottiert werden. Es ist auch bezeichnend, dass ich sich Nominierte kaum äußern (Mark Ruffalo).  Und wenn, dann geht das grob daneben (Charlotte Rampling, Julie Delpy). Da sind sie alle froh, dass sie willkommen sind. Wie kann man einer Organisation so viel Bedeutung beimessen, wenn sie sich auf ganzer Ebene an Traditionen und Repräsentationen festkrallt, die nicht nur dermaßen antiquiert und veraltet sind, sondern auch diskriminierend?

Niemand erwartet von den Oscars, dass sie eine an das gesellschaftliche Bild angelehnte Diversität widerspiegeln. Doch sind sie leider zu relevant. Der exzellente Dialog „Oscars So White? Or Oscars So Dumb?“ der drei New-York-Times-Filmkritiker Manohla Dargis and A. O. Scott und Wesley Morris kommt auf diese Relevanz zu sprechen, auch im Vergleich zur Filmindustrie. Es ist doch gut, dass eine derartige Diskussion in die Gänge gekommen ist. Möge sie niemals aufhören.

Das Jahr 2014 im Rückblick

02 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Special

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Wie schon im Vorjahr, ziehen wir zum Jahresende ein Resümee.

PD: Das Jahr 2014 st zu Ende. Zeitpunkt um ein Fazit zu ziehen. Welche Filme haben es bei dir geschafft, einen Eindruck zu hinterlassen?

YP: Ich möchte auf eine Reihenfolge verzichten: „12 Years a Slave“, „Boyhood“, „Under the Skin“, „Dido Elizabeth Belle“, „Girlhood“, „Stories We Tell“, „Tom à la ferme“, „Nebraska“, „Snowpiercer“, „Locke – No Turning Back“, „Night Moves“.

PD: In alphabetischer Folge, die mir auch sympathischer ist denn eine Platzierung zu wählen: „12 Years a Slave“, „All is Lost“, „Boyhood“, „Deux Jours, Une Nuit“, „Her“, „Interstellar“, „Night Moves“, „Nymph()maniac Vol 1. & 2„, „Snowpiercer“, „Under the Skin“.

Lobenswerte Erwähnungen verteile ich dieses Jahr an: „20.000 Days on Earth“, „Edge of Tomorrow“ und „Das finstere Tal“. Nicht unerwähnt lassen möchte ich „Life Itself“, auch wenn dieser „nur“ als Stream verfügbar war.

YP: Lobenswerte Erwähnungen finden bei mir die Festival-Beiträge: „Leviathan“ und „A Girl Walks Home Alone at Night“.

„Life Itself“ ist auch so ein Film, den ich jedem Filmbegeisterten unbedingt nahelegen möchte.

PD: Ich war auch unschlüssig, ob ich „20.000 Days on Earth“ mit in die Liste nehmen soll, da ich den „nur“ bei der Viennale gesehen habe. Das war aber eine Musik-Dokumentation, die einen derart tiefen Eindruck hinterließ, dass ich sie einfach nicht unbeachtet lassen wollte.

Interessant dass wir diesmal fünf übereinstimmende Filme haben. Im Vorjahr kamen wir noch auf sieben Übereinstimmungen. Zumindest Richard Linklater hat es zum zweiten Mal in Folge in meine/unsere persönliche Bestenliste geschafft.

YP: Zu Recht auch, denn wir haben uns schon bei unserem Dialog dazu geeinigt, dass „Boyhood“ Linklaters bisher bester und reifster Film ist. Umso weniger verwunderlich, dass er sich auf den Bestenlisten für dieses Jahr wiederfindet. Ein wirklich sehr wichtiges Zeitdokument, könnte man fast sagen. Ich möchte heuer auf eine Reihung verzichten, aber „Boyhood“ ist da ganz ganz oben.

Das ist natürlich auch „12 Years a Slave“. Ein Film, der seinen Oscarrreichen Regen vollkommen verdient hat.

PD: Das sind zwei Filme, die mir auch noch jetzt, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, in den Sinn kommen, wenn ich an das vergangene Kinojahr denke. Linklater und McQueen haben beide ihre bislang reifesten und komplettesten Arbeiten abgeliefert. Als kleinen Makel sehe ich dann doch, dass ich beide Filme wohl nicht so schnell wieder sichten werde. Das liegt vor allem daran, dass beide sehr viel vom Zuseher abverlangen und auch sehr viel wieder zurückgeben. Es sind beides intensive Filme.

Intensiv waren aber auch andere Filme auf meiner Liste. „Nymph()maniac Vol 1. & 2“ etwa in einem Stück zu sehen, erfordert sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen.

YP: Wir haben ein gutes Filmjahr hinter uns. Wobei dieser Lars Von Trier-Film für mich keinen besonders guten Nachgeschmack hinterlassen hat. Ehrlich gesagt, bin ich auch überrascht, den auf deiner Bestenliste zu finden. Genausowenig wie „Interstellar“.

PD: Ich hatte meine Probleme mit „Nymph()maniac“, vor allem mit dem zweiten Teil, aber es ist lange her, dass mit von Trier derart gefesselt hat. Abgesehen von Teilen des zweiten Teils und dem Schluss, ein großartiger Film. Vor allem das Zusammenspiel von Charlotte Gainsbourg und Stellan Skarsgard hat mir gefallen.

Bei „Interstellar“ sind wir ja geteilter Meinung, aber der ist mir genauso positiv und intensiv im Gedächtnis geblieben. In Sachen Blockbuster-Kino mein persönliches Highlight. „Snowpiercer“ und „Edge of Tomorrow“ gehören zu den anderen beiden „Tentpole“-Filmen, die mich unterhielten und zugleich nicht zu sehr mit Logiklöchern quälten.

YP:“Melancholia“ ist der letzte Film von von Trier, der mir dermaßen positiv in Erinnerung geblieben ist. Interessant ist „Nymph()maniac“ auch eher der Director’s Cut-Version. Bei der Viennale habe ich es leider nicht dazu geschafft.

Für mich war das Jahr 2014 sowieso mehr das Jahr des abwechslungsreichen Kinos, wie du auch meiner Filmliste entnehmen kannst. Bis auf „Snowpiercer“ findet sich auch kein Blockbuster auf meiner Liste.

Alleine meine Liste der erwähnenswerten Filme ist heuer besonders lang: „The Grand Budapest Hotel“, „Maps To The Stars“, „The Act of Killing“.

PD: Es gab heuer wirklich viele erwähnenswerte Filme. „The Wolf of Wall Street“ oder „Nightcrawler“. Das sind aber beides Filme, die für mich eher aufgrund der tollen Hauptdarsteller in Erinnerung bleiben. Dasselbe trifft für mich auf „Locke“ zu. Das ist eine hervorragende darstellerische Leistung von Tom Hardy, aber das Auto-Kammerspiel an sich hat dann doch etwas an Reiz verloren.

Man spricht immer von der Krise des Hollywood-Kinos und im Angesicht der Marvel-Lawine oder zu sehr ausgewalzter Blockbuster wie der „Hobbit“-Trilogie kann man natürlich in Kulturpessimismus verfallen, aber wenn man dann wieder sieht, dass es da auch noch Filme wie „Night Moves“ oder „Under the Skin“ und „All is Lost“ gab, dann habe ich nicht ganz so große Sorgen, was den amerikanischen Film angeht. Überrascht war ich davon, „Nebraska“ auf deiner Liste zu sehen. Der gehört eher zu meinen leisen Enttäuschungen des vergangenen Jahres.

YP: Ach nein, das war ein Road Movie ganz nach meinem Geschmack. Eine triste Famliengeschichte, wo grundsätzlich nicht viel passiert. Die Besetzung war fantastisch.

PD: Bruce Dern hat mir gut gefallen, aber ansonsten hat mich dieser Film von Payne (im Gegensatz zu seinen anderen Werken bislang) überraschend unberührt zurückgelassen. Dein Eintrag „Stories We Tell“ hingegen, hat mich zuweilen sogar verärgert. Geradezu wie ein Mantra ging mir bei dem Film die Frage durch den Kopf, weshalb mich diese Familiengeschichte interessieren soll.

YP: Ich sehe den Film auch nicht als Familiengeschichte, sondern eher als eine spannende und besonders durch ihre filmische Aufarbeitung gelungene Geschichte einer wichtigen Zeitgenössischen Filmemacherin.

Dank dir muss ich jetzt „Edge of Tomorrow“ unbedingt sehen. Wie kann es sein, dass du mir den noch nicht empfohlen hast?

PD: Gerade die Inszenierung gefiel mir gar nicht. Den nachgestellten Szenen aus der Familienhistorie haftete der Charme einer billigen TV-Produktion an. Zudem fühlte ich mich von Polley manipuliert. Die von ihr aufgedeckten Geheimnisse, schienen innerhalb der Familie gar kein Geheimnis zu sein. Von der Regisseurin so sensibler Filme wie „Away from Her“ und „Take This Waltz“ war das ein überraschend schwacher Film.

Den habe ich dir wirklich nicht empfohlen? Das muss ich an dieser Stelle sofort nachholen. „Edge of Tomorrow“ versinkt sehr schön in seinem „Groundhog Day“-artigem Konzept. Es hat einen sehr bösen Witz, Tom Cruise immer wieder und wieder sterben und scheitern zu sehen.

YP: Der Film heißt „Stories We Tell“. Manipulation ist ein zu starkes Wort. Wenn du das von diesem Standpunkt betrachtest, darfst du überhaupt nicht mehr ins Kino gehen. Ich fand es grandios, wie sie uns da Ihre Familiengeschichte – eine obendrein ziemlich beliebige Geschichte – präsentiert. Da ging es mir nicht so sehr darum, wie sie Geheimnisse lüftet, sondern wie sich sich das von der Seele filmt. Das muss für sie auch unglaublich einnehmend gewesen sein, mit dermaßen Privatem an die Öffentlichkeit zu gehen. Und trotzdem macht sie es mit einem Augenzwinkern.

PD: Was mich in Bezug auf das vergangene Filmjahr wieder etwas traurig stimmt, ist dass ich wieder einmal kaum österreichische Filme gesehen habe. Dabei hätte es genügend interessante Arbeiten gegeben.

YP: „Das finstere Tal“ ist ein toller Film, mir leider nicht bedeutsam genug, um ihn auf meine Liste zu setzen.

PD: Den hatte ich auch schon mit Spannung erwartet, da Andreas Prochaska der einzige Genre-Regisseur hierzulande ist. Mir war er dann einfach zu schematisch und der Schnitt des finalen Showdowns hat mir ganz und gar nicht gefallen. Dennoch ein spannender und unterhaltsamer Western. Nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hatte, aber auf jeden Fall empfehlenswert.

YP: Der schlimmste Film, den ich 2014 gesehen habe, ist „The Other Woman“. Das so etwas überhaupt noch produziert wird.

PD: Ich gebe zu, dass ich Filme wie „The Other Woman“ oder „Sex Tape“ oder auch den neuesten „Transformers“ gar nicht gesehen habe, da ich schon die Befürchtung hatte, mich nur darüber zu ärgern.

Enttäuscht war ich von den Prestige-Filmen, die einfach viel mehr versprachen. Insbesondere „American Hustle“ und „The Monuments Men“ haben da hohe Erwartungen aufgebaut. Auch der Berlinale-Gewinner „Black Coal, Thin Ice“ war einfach nur langweilig.

YP: Manchmal passiert es einfach, dass du dich in einem Film wiederfindest und dich fragst: „Wie komme ich hierher?“

PD: Ja, so ging es mir mit „Serena“. Man lässt sich von gewissen Faktoren (Akteure, Poster, etc.) zum Kinobesuch verführen, und wundert sich dann, warum man in diesem Film gelandet ist.

31 Tage – 31 Filme (3/3)

17 Freitag Okt 2014

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Der dritte und letzte Beitrag zum 31 Tage – 31 Filme-Stöckchen. Die ersten beiden Beiträge findet ihr hier und hier. Die von Lena aufgestellten Regeln sind unter diesem Link nachzulesen und natürlich gibt es auch heute wieder einen Verweis auf Gorana.

YP: Fangen wir mit der Frage an: Welcher Film enthält deine Lieblingsszene? (22)

PD: Das ist ein grundlegendes Problem, welches diese Fragen durchzieht. Sich auf einen Moment, einen Film, eine Figur festlegen. Das geht doch gar nicht. Jedoch versuche ich einfach mein Bestes. Spontan fiele mir Edward Norton in „Fight Club“ ein. Wenn er sich das erste Mal mit Tyler Durden prügelt.

Doch das ist eher eine spontane Eingebung, da ich in zwei Stunden wahrscheinlich schon wieder eine andere Szene parat hätte.

YP: Das Tolle ist, dass, egal wie schlecht ein Film ist, es immer Szenen gibt, die gut sind. Ich nehme als Beispiel den Film „When a Stranger Calls“ von Fred Walton. Wenn sich der Mörder erstmals im Spiegel betrachtet. Der Film ist spannend gemacht – verzichtet gänzlich auf die für den Horrorfilm typischen Jumpcuts und dann diese eine kleine Szene, die mehr bewirkt beim Publikum als jede konventionelle Szene.

Ich würde die Frage umformulieren: Nenne mir einen Film, den ich kenne und ich nenne dir meine Lieblingsszene daraus. Ich nehme bei dir „12 Years a Slave“.

PD: Mit dieser Fragestellung kann ich mehr anfangen. Denn es stimmt, es gibt kaum Filme, die nicht über eine zumindest eine, ansprechende oder einprägsame Szene verfügen.

Bei „12 Years a Slave“ gefielen mir so viele Momente, aber wenn Solomon im Chor mitsingt, dann habe ich immer wieder Gänsehaut. Ebenfalls sehr einprägsam, weil dadurch die ganze Bosheit und Niederträchtigkeit dieses Menschenverachtenden Systems klar wurde, war der „Run Nigger Run“-Singsang von Tibeats.

Gibt es eine spezielle Szene aus „Gravity“ die dir besonders gefiel?

YP: Wenn sie erstmals wieder festen Boden unter den Füßen hat. Kann schon sein, dass ich mir es einfach mache, aber es ist auch für mich so viel Erleichterung in dieser Szene drinnen.  Meine liebste Szene im erfolgreichsten Sci-Fi-Film seit „2001“ ist die Szene auf der Erde, was bin ich kreativ.

PD: Das war ja auch das Filmende. Das wäre eine gute Überleitung zur nächsten Frage. Aus welchem Film stammt der beste Filmanfang oder das beste Filmende? (23)

YP: Vielleicht nicht das beste, aber bei „Inception“ funktioniert das Ende einfach nur gut, weil es nicht aufklärt, die Katharsis kommt einfach zu kurz, weil man komplett wieder aus der logischen Bahn geworfen wird. Ich finde „Inception“ generell nicht allzu ausgeklügelt, es verwirrt allerhöchstens durch die vier Ebenen. Aber das Ende sitzt. Bzw. auch nicht.

PD: „Inception“ hat das Problem, dass der gesamte finale Akt ein großer Action-Showdown ist. Viel zu lange, viel zu bombastisch. Da hatte ich mir einen ruhigeren Zugang erhofft, mit weniger Action. Das Ende sitzt jedoch, das stimmt.

Den besten Filmanfang zu nennen, fällt mir recht leicht, denn da hat Paul Thomas Anderson mit „Magnolia“ einen Stein im Brett. Dabei meine ich nicht nur die Einführung der Charaktere, sondern vor allem auch das Intro, mit den Zufällen, die er anführt. Wie er Schicksal und Zufall gegeneinander aufstapelt.

Beim besten Filmende kommt mir „Casablanca“ in den Sinn. Wenn Humphrey Bogart und Claude Rains die leere Rollbahn hinunter gehen, oder auch der letzte Moment von „The Assassination of Jesse James“. Wenn der Film stillsteht. Das ist auch sehr schön gemacht.

YP: Das „Magnolia“-Intro ist wirklich sehr einprägsam, fast überwältigend.

Weiter im Protokoll: Welcher ist der traurigste Film, den du je gesehen hast? (24)

PD: Puh, keine Ahnung. Ganz ehrlich. Es gibt Filme mit sehr vielen traurigen Momenten oder einer traurigen Grundstimmung, aber ich wüsste jetzt nicht, welcher „der traurigste Film“ gewesen wäre.

„Magnolia“ hat so viele traurige Momente, aber ich würde ihn nicht als den „traurigsten Film“ bezeichnen.

YP: „Boys Don’t Cry“ war für mich sehr heftig anzusehen. Dann natürlich „12 Years a Slave“.

PD: Oh ja, „Boys Don’t Cry“ war ein richtiger Schlag in den Magen.

Weil wir bei Hilary Swank sind. Ich fand auch „Million Dollar Baby“ sehr melancholisch und auch traurig. Es gibt in dem Film weder für Trainer Frank (Eastwood) noch für seinen Schützling Maggie (Swank) ein Happy End.

Mit klassischen Melodramen wie „Love Story“ kann ich hingegen weniger anfangen. Derartige Filme, sind mir zu gewollt darauf aus, den Zuseher zu Tränen zu rühren.

YP: Sehe ich genauso. Wenn Filme auf die Tränendrüse drücken in bösester Intention, dann sind sie mir aus Manipulationsgründen schnell zuwider. Denken wir an Spielbergs „The Colour Purple“. Der Film ist an und für sich gelungen, aber spielt sehr mit den Emotionen des Publikums. Ebenso „Schindler’s List“. Ich habe da nichts dagegen, wenn es nüchterner zugeht.

PD: Bei „Schindler’s List“ möchte ich Spielberg doch ein wenig in Schutz nehmen. Er spielt in manchen Szenen zu gewollt damit (das Mädchen im roten Mantel), aber ansonsten ist das eine sehr reife Auseinandersetzung mit der Thematik.

YP: Absolut. Apropos Literaturverfilmungen, „The Colour Purple“ und „Schindler’s List“: Welcher Film ist die gelungenste Verfilmung einer literarischen Vorlage? (25)

PD: Mein Problem ist, dass ich bei vielen Filmen die Bücher gar nicht kenne. Etwa bei den beiden genannten Spielberg-Filmen.

Mir sind Adaptionen am Liebsten, die sich trauen, gewisse Elemente der Vorlage für eine bessere filmische Adaption zu bearbeiten. Etwa „L.A. Confidential“. Das Buch ist sehr gut, aber für den Film wurde ein wenig daran geändert, etwa der ganze Charakter von Dudley Smith zu einer größeren, und wichtigeren Figur ausgerarbeitet. Auch wenn „American Psycho“ nicht ganz funktioniert hat, so gefiel mir auch da, der Willen von Mary Harron mit der Chronologie der Vorlage ein wenig zu spielen. Auf den Buchstaben getreue Verfilmungen sind mir meist zu öd.

YP: Ich habe da ein paar Klassiker, wie zB „Bram Stoker’s Dracula“ von Francis Ford Coppola. Oder „Lady Chatterley“ von Pascale Ferran, die D. H. Lawrence adaptiert hat. Ebenso erwähnenswert sind die „Dangerous Liaisons“ von Stephen Frears nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos. Noch interessanter wird es, wenn Filme auf einer anderen Kunstform basieren. Wie wir das schon bei „Belle“ hatten. Oder auch „Girl with the Pearl Earring“.

PD: Ach ja, „Dracula“. Coppola hat da versucht sehr viel aus dem Roman in den Film hinüber zu transferieren, was auch gut geklappt hat. Stanley Kubrick hatte auch einen sehr freien Zugang bei seinen literarischen Vorlagen.

„Belle“ und „Girl with the Pearl Earring“ sind sehr schöne Beispiele dafür, dass die Inspiration nicht nur aus einem Druckwerk entstammen muss. „Magnolia“ hat ja, berühmterweise, seinen Ursprung in den Songs von Aimee Mann.

YP: Jetzt ein bisschen weiter zurück: Nenne deinen liebsten Filmklassiker. (26)

PD: Ich würde ja automatisch einen „alten“ Film als Filmklassiker bezeichnen. Ein Film der auch noch nach Jahren seinen Platz im Filmkanon hat. Deshalb scheint mir auch nur ein Werk á la „Casablanca“ hier die richtige Antwort zu sein.

Eine Antwort, die mir übrigens sehr gefällt. „Casablanca“.

YP: Ich mag ja „Shadows“ von Cassavetes ganz gern. Ist auch sein allererster Film. Oder „Les Diaboliques“ von  Henri-Georges Clouzot.

PD: „Les Diaboliques“. Herrlich. Ein leider noch immer viel zu unbekannter Klassiker. Außerhalb der Cinephilen kenne ich niemanden, der davon einmal gehört hätte. Die Filme von Alfred Hitchcock hingegen, kennt so gut wie jeder.

Von Cassavetes mag ich „A Woman Under the Influence“ und „Husbands“ eine Spur mehr denn „Shadows“.

YP: Ja, Cassavetes hat verdammt gute Filme, „A Child is Waiting“. Passt vielleicht auch noch zu der „traurigster Film“-Frage.

PD: Wären das auch Filme, die deiner Meinung nach jeder gesehen haben sollte? (27)

YP: Ich habe die Cassavetes-Filme im Rahmen eines Seminars chronologisch gesichtet und fand „Shadows“ einfach überwältigend. Die Musik, die Auseinandersetzung mit der Hautfarbe usw.

Alles von Cassavetes, „Les Diaboliques“, „Casablanca“. Wer diese Filme nicht kennt, wird sich nicht so schnell auf unsere Seite verirren, oder?

Alternativantwort: Die meisten Filme, die wir auf diesem Blog besprechen. Um dann auf dieser Stelle nachzulesen.

PD: Das ist auch der Kern der Frage. Wenn man an Filmen interessiert ist, dann sollte man natürlich eine gewisse Bandbreite an wichtigen Filmen gesehen haben. Von wichtigen Kreativen der Filmgeschichte sollten Schlüsselwerke betrachtet werden. Sei es von Charlie Chaplin „Gold Rush“ über Stanley Kubrick und „2001“ bis hin zu Jane Campion und „The Piano“.

Wer sich nicht für Film interessiert, muss natürlich gar nix gesehen haben.

YP: Welchen Film sollte man unbedingt im Kino gesehen haben? (28)

PD: Da gibt es auch genügend Werke die man auf der großen Leinwand gesehen haben soll. Natürlich der bereits erwähnte „2001“ von Stanley Kubrick, aber ich glaube auch das so wunderschön gefilmte Werke wie „Road to Perdition“ auf der Leinwand ihre Wirkung erst so richtig entfalten.

YP: Ich würde die Frage so auslegen: Derzeit im aktuellen Kinoprogramm in Österreich am meisten sehenswert: „Tom à la ferme“.

PD: Sobald ein Film von Dolan im Kino ist, sollte man sich diesen auch im Kino ansehen. Sein Auge für besondere Bilder ist beeindruckend.

Dann: Tag 31 – Welchen Film wirst du als Nächstes sehen?

Der nächste Kinobesuch wird bei mir wohl „Gone Girl“ sein, obwohl es auch gut möglich ist, dass ich mir vorher noch „Wish I Was Here“ von Zach Braff ansehen werde.

YP: Was ich mir demnächst im Kino ansehen werde: „Under the Skin“ und „Gone Girl“

Ich habe gerade im Kinoprogramm „Much Ado About Nothing“ von Joss Whedon entdeckt. Das wäre ja auch ein aufregender Kinobesuch. Whedon und Shakespeare!

PD: Mir sticht vor allem Mads Mikkelsen in „The Salvation“ ins Auge.

YP: Welchen Film erwartest du in Zukunft am meisten? (30)

Bei mir ist das einfach: Todd Haynes verfilmt Patricia Highsmiths „Carol“.

PD: Wenn wir von der näheren Zukunft ausgehen, dann „Jauja“ von Lisandro Alonso und „20.000 Days on Earth“ von Iain Forsyth und Jane Pollard. Beides Filme die bereits für die Viennale bestätigt wurden.

Ja, „Carol“ steht bei mir auch schon länger im Fokus, aber wann der Film ins Kino kommt, ist noch so ungewiss…

YP: Oder „Inherent Vice“ von Paul Thomas Anderson.

PD: Auf jeden Fall. Das Buch möchte ich davor noch ein zweites Mal lesen. Das ist einfach ein wahr gewordener Traum und ich hoffe Anderson wagt sich vielleicht auch an ein anderes, komplexeres Werk von Pynchon. „Against the Day“ oder „Gravity’s Rainbow“.

Welchen Film wolltest du schon immer sehen, bist aber bisher nie dazu gekommen? (29)

YP: Hm, es gibt noch einige Klassiker, die ich noch nie gesehen habe und bin viel zu eitel diese hier anzuführen, da ist zB einiges von Alain Resnais dabei.

PD: Mir geht es hier so wie dir. Es gibt so viele Filme, die ich noch nicht kenne und die gesehen haben möchte. Allein, der Platz würde dafür nicht genügen.

YP: Und die Zeit.

PD: Dem Fazit schließe ich mich an.

YP: Obwohl ich das Gefühl habe, dass ich viele Filme schaue, viel ins Kino gehe, viel über Film lese, fehlt mir trotzdem noch einiges. Ich bewundere Menschen wie Tarantino. Der beherrscht nicht nur sein Handwerk, der kennst sich aus!

PD: Filmkenner und Filmkönner. „That’s the dream.“

31 Tage – 31 Filme (2/3)

03 Freitag Okt 2014

Posted by filmimdialog in Special

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Vor zwei Wochen begannen wir, das Stöckchen für 31 Tage – 31 Filme abzuarbeiten. Diese Woche behandeln wir die nächsten Fragen und in zwei Wochen folgt der Abschluss. Wer noch einmal die Regeln nachlesen möchte. Hier werden sie von Lena angeführt. Zudem verweisen wir natürlich noch einmal auf Gorana, die ihre letzte Frage bereits beantwortet hat und uns zu diesem Blogpost inspiriert hat.

PD: Welchen Film würdest du deinen Kindern zeigen? (11)

YP: Ich habe mich noch gar nicht mit diesem Thema beschäftigt, um eine ehrliche Meinung auf diese Frage geben zu können. Ich glaube, das werde ich abwägen, wenn der Fall eintritt. Den einzigen Augenmerk werde ich wohl darauf legen, dass die Filme altersgerecht sein müssen. „Wall-E“ ist bestimmt dabei. Ansonsten …

PD: Da Freunde schon Kinder haben, erlebe ich aus der Distanz wie die Filme ausgewählt werden. Es landen dann auch die neuesten Versionen der „Schlümpfe“ oder der „Biene Maja“ im DVD-Player. Selbst würde ich wohl ein wenig der Nostalgie anheim fallen und meinen Kindern alte Disney-Klassiker wie „Dumbo“ oder „Das Dschungelbuch“ zeigen. Von den neueren Werken wäre „Wall-E“ sicher auch ein Kandidat.

Die/das 7. DVD/Blu-ray/Video in deinem Regal von rechts. (12)

YP: Ziemlich viel Platz in meinem Regal nimmt die Clint-Eastwood-Jubiläumsausgabe ein.

PD: Das kommt darauf an, welche Reihe in dem Regal ich nun wähle. Ich kann hier also nun sowohl „Village of the Damned“ wie auch „Volver“ als Antwort anbieten. Filme von und mit Clint Eastwood finden sich auch im Regal…aber auf der anderen Seite des Raumes. Die Gesamtausgabe wollte ich mir schon öfter besorgen.

Welcher Film landete zuletzt aus einem Spontanerwerb in deinem Regal? (13)

YP: „Amour“ von Michael Haneke. Meinen Eltern zum 30. Hochzeitstag. Ich kaufe nicht so gerne DVDs, einfach nur, weil mir der Platz sonst für Bücher fehlt.

PD: „Amour“ ist auch einer meiner letzten DVD-Käufe, dabei habe ich auch „Winter’s Bone“ erworben, wobei ich sagen muss, dass ich schon länger keine DVDs mehr gekauft habe. Wirklich spontan war vor einigen Monaten die Unterstützung für die Dokumentation „Life Itself“, wodurch ich den Zugang zum Stream bekam.

YP: Meine DVD-Sammlung ist im Grunde auch sehr bescheiden. Da bin ich eher Fan von Streaming- und Leih-Services. Außerdem abonniere ich Sky.

Welcher Film hat die schönste Musik? (14) 

PD: Die Frage ist dann wohl, ob man einen sich schön in den Film einfügenden Score meint, oder einfach darüber gepickte beziehungsweise als vom Film unabhängige hinzu gefügte Musik. „Guardians of the Galaxy“ benutzt im Grunde völlig unabhängige Musik und die fügt sich derart schön in die Handlung, dass man von einem tollen Score sprechen kann. Meine Favoriten sind die durchgehend komponierten Scores der alten Universal-Horrorfilme aus den 1930er-Jahren. Toll sind auch die Klangteppiche, die Cliff Martinez über „Traffic“ und „Contagion“ gelegt hat.

Mein absoluter Favorit ist aber auf lange Sicht „Magnolia“, mit der tollen Verbindung der Kompositionen von Jon Brion und den Songs von Aimee Mann.

YP: Da stimme ich dir zu, es gilt in erster Linie eine Differenzierung zwischen Score und Soundtrack. Meine liebsten Scores entstammen den Filmen „Pride & Prejudice“ von Joe Wright, oder besonders „Sunshine“ von Danny Boyle. Für gute Soundtracks ist Quentin Tarantino bekannt. „Trainspotting“ hat auch einen sehr einprägsamen Soundtrack. Nachdem ich damals „In My Father’s Den“ im Kino gesehen hatte, begeisterte mich die Musik von Patti Smith und ich habe „Horses“ rauf und runter gehört.

Und nun zur nächsten Frage: Welcher Film hat dich überzeugt obwohl er aus einem von dir eher nicht bevorzugten Genre stammt? (15)

PD: Ich habe große Probleme mit Melodramen, und keiner konnte die besser in Szene setzen als Douglas Sirk. „Imitation of Life“ aus 1959 ist ein ganz wichtiges Werk, vor allem wenn man den Einfluss auf Todd Haynes oder Rainer Werner Fassbinder betrachtet.

YP: Wenn ein Film gut ist, dann ist er gut. Das hängt aber dann nicht mit dem Genre zusammen.

PD: Welches Genre bevorzugst du zum Entspannen? (16) 

YP: Generell schaue ich lieber Serien als Filme, wenn es ums Entspannen geht. 90-Minuten-Formate eignen sich bei mir nicht zum Entspannen, da brauche ich knackige 20-Minuten-Sitcoms.

PD: Am allerbesten kann ich den Kopf bei B- oder genauer C-Movies ausschalten und da vor allem bei Horror- und Sci-Fi-Werken. Das kann schon ein „Klassiker“ von Ed Wood sein, oder ein recht neues Werk wie die Riege an Haifilmen. Es ist aber vor allem schön, wenn man Filmemacher wie Edgar G. Ulmer entdeckt.

YP: B- oder C-Movies sind mir eigentlich fremd. Das Hoch der Gefühle sind aber dann Fernsehfilme, aber ich verstehe schon, dass ein Reiz davon ausgeht. Während einer Viennale habe ich mir einige von Stephanie Rothmans Filmen angesehen. Und mir ist jeder einzelne davon hängen geblieben. Sexploitation wurde das dann genannt. Nicht positiv, aber immerhin.

Springen wir zur nächsten Frage: In welchem Film kommt deine Lieblingsfigur vor? (17)

PD: Die Frage nach der Lieblingsfigur, hat auch etwas vom Lieblingsfilm. Ich kann mich kaum darauf beschränken, eine Lieblingsfigur zu finden, denn es ist ja immer auch von der Stimmung abhängig, welche Charaktere man gerade sehen möchte. In letzter Zeit habe ich wieder den Drang verspürt, Stan Laurel und Oliver Hardy in ihren verschiedenen Kurz- und Langfilmen zu sehen. Da die beiden im Grunde immer dieselben Charaktere (Stand und Ollie) spielten, kann man hier auch jeden Film von ihnen nennen. Am schönsten funktioniert ihre Dynamik aber in „Block-Heads“, in dem Stan und Ollie der schier unüberwindlichen Aufgabe gegenüberstehen, in die Wohnung im obersten Stockwerk zu gelangen. Immer wieder herrlich, wie die beiden sich da meist selbst im Weg stehen.

YP: Da bist du aber sehr konkret. Die Frage nach der Lieblingsfigur ist ungefähr so, wie die Frage nach dem Lieblingsfilm. Unmöglich!

PD: Wie gesagt, es wechselt mit der Stimmungslage.

YP: Welcher Film enthält deinen Lieblingsbösewicht? (18)

PD: Genauso schwer zu beantworten und wieder Stimmungsabhängig. Mein aktueller Lieblingsbösewicht ist Heath Ledger als der Joker in „The Dark Knight“. Ganz knapp hinter ihm liegt Javier Bardem als Anton Chigurh in „No Country for Old Men“.

YP: Für mich ist das leicht: Dracula aus „Bram Stoker’s Dracula“. Das hängt mit Gary Oldman zusammen, der jahrelang mein Lieblingsschauspieler war. So bösartig empfinde ich ihn in diesem Film gar nicht, eher vielschichtig. Und seine Performance macht einfach Spaß.

PD: Ich könnte eigentlich auch Daniel-Day Lewis als Daniel Plainview in „There Will Be Blood“ oder Al Pacino als Michael Corleone in „The Godfather“ oder Marlon Brando als Colonel Kurtz in „Apocalypse Now“ nennen, aber das sind für mich keine klassischen Bösewichte.

Welcher Film hat dich zuletzt stark beeindruckt? (19)

YP: Beeindruckt, gefesselt und unterhalten auf vielen Ebenen hat mich „Belle“ von Amma Asante, den wir bereits an dieser Stelle besprochen haben.

PD: “Snowpiercer“ hat mich beeindruckt, aber auch „12 Years a Slave“. Das sind Filme denen man ihre Größe, nicht nur im Produktionstechnischen Sinn, sondern auch von ihrer kulturhistorischen Bedeutung, schon aus großer Entfernung ansieht. Beeindruckend finde ich aber vor allem, wie Richard Linklater in den letzten Jahren mit einer Leichtigkeit Werke wie „Before Midnight“ und „Boyhood“ ins Kino bringt. Ich glaube auch nicht, dass ich in den verbleibenden Monaten noch einen Film sehen werde, der mich so berührt und so fesselt wie „Boyhood“. Bei aller Vorfreude auf Christopher Nolans neuesten Streifen „Interstellar“.

YP: Vollste Zustimmung von mir. Sowohl „12 Years A Slave“ als auch „Boyhood“ sind sehr einprägsame und wertvolle Filme. „Snowpiercer“ will ich allerdings noch einmal sehen, bevor ich ein weiteres Urteil fälle, gefallen hat er mir doch.

Welcher Film hat dich am meisten enttäuscht? (20)

PD: Filme die einen wirklich enttäuschen, sind dann auch Filme, die kaum mehr eine Chance haben, bei einer erneuten Sichtung einen viel besseren Eindruck zu hinterlassen. Zumindest mir geht es so. Ich sichte Filme, die mich richtig enttäuscht oder verärgert zurückgelassen haben, kaum noch einmal, da ich nicht glaube, dass sich mit einem Schlag, all meine Kritikpunkte in Luft auflösen. Überraschend häufig trifft dies auf Filme von Ridley Scott zu. Egal ob „Blade Runner“, „Kingdom of Heaven“ oder „The Counselor“. Bei all diesen Filmen, habe ich mir viel viel mehr erwartet, als schließlich eingehalten werden konnte.

YP: Ich handhabe das nach einem Grundsatz: Je mehr ein Film gehyped wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mich enttäuschen wird. Das passiert zum Beispiel mit allen Filmen von David O. Russell.

Wenn ich meine Erwartungshaltung zurückdrehe, dann werde ich auch nicht so schnell enttäuscht. Und wenn ich nicht enttäuscht wurde, bin ich dem Film gegenüber milder eingestellt. Alles eine Frage der gesunden Balance. Zum Beispiel versuche ich gerade wenig bis kaum etwas über „Gone Girl“ zu lesen. Nur die Vorlage.

Und nun zur letzten Frage für heute: Von welchem Film wurdest du zum ersten Mal so richtig gefesselt? (21) 

PD: Tja, da gehen wir wieder zurück in die Kindheitserinnerungen. Als „Jurassic Park“ den einen heimischen Kinosaal beehrte, musste ich unbedingt dort hin. Meine kindliche Vorfreude wurde auch keineswegs enttäuscht (Womit wir wieder bei den Erwartungen wären) und ich sehe heute noch mit viel Vergnügen den Angriff des T-Rex auf Dr. Grant, Dr. Malcolm und die Kinder, während sie in den Tourenwagen sitzen.

YP: Was für dich „Jurassic Park“ ist, ist für mich „Gorillas in the Mist: The Story of Dian Fossey“. Irgendwann im Volksschulalter habe ich den im Fernsehen gesehen und nicht nur bescherte mir der Film wahrscheinlich Albträume, auch war das meine erste Auseinandersetzung mit Film versus Realität. Quasi der erste Grundstein für meine Beschäftigung mit dem Medium. „Jaws“ nährt sich bei mir auch an der Erinnerung, die ich übrigens in diesem Sommer mit einer Neusichtung im Kino auffrischen konnte.

12 Years a Slave

02 Sonntag Feb 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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12 years a slave, Benedict Cumberbatch, chiwetel ejiofor, hans zimmer, hunger, Michael Fassbender, shame, steve mcqueen

Vom bildenden Künstler, hin zum ausgereiften Filmemacher. Diese Wandlung hat der Brite Steve McQueen hingelegt und dafür benötigte er nur drei Filme. Nach den eher nur einem kleineren Publikum bekannten Werken „Hunger“ und „Shame“, zeigt McQueen einem breiteren Publikum, eindrücklich den Horror der Sklaverei in „12 Years a Slave“.

PD: „12 Years a Slave“ hat ja das Potential in den Filmkanon als ein großer, wichtiger Film einzugehen.

YP: Simpel gesagt wird er das auch, weil er das einfach ist.

PD: Filme wie dieser müssen nur den Hype überleben, die beinahe automatisch (zyklisch) vorkommenden Kritiken, die den Film vom Podest stürzen wollen. Dabei kann ich – bis auf ein paar Kleinigkeiten – auch nichts am Film aussetzen.

YP: Das spürt man einfach schon im Kinosaal. Ich war von „Gravity“ begeistert, aber in „12 Years a Slave“ beschleicht einen dieses seltene Gefühl, so etwas bekommst du nicht alle Tage geboten. Vielleicht liegt es auch daran, dass mich Filme nicht so oft umhauen.

PD: Was Steve McQueen mit diesem Film geschafft hat – mit seinen beiden Arbeiten davor eben nicht -war, dass mich gewisse Sequenzen auch noch Tage später verfolgt haben. Wenn Paul Dano als Tibeats die Sklaven bei „Dienstantritt“ im Takt klatschen lässt, während er ein rassistisches Hetzlied singt … das war einfach nur gruselig und erschreckend.

… oder die vermeintliche Freundlichkeit, wenn einer Sklavin gesagt wird, sie solle sich ein wenig ausruhen, dann werde sie die Kinder (die ihr genommen wurden) schon vergessen. Das sind richtige Schläge in die Magengrube.

YP: Es ist fast nicht zu ertragen, wie viel Unmenschliches bzw. Bösartiges in manchen Figuren steckt. Die Verbindung, die ich zu „Das radikal Böse“ hier ziehe, ist die des „Begreifenwollens“, des „Nicht-Fassen-Könnens“ …

PD: Da fand ich aber McQueens Film faszinierender und packender. Das kann aber auch daran liegen, dass der Fokus auf Solomon Northup liegt und die auf ihn einprasselnden Grausamkeiten der Sklavenhalter und einfachen Menschen mit ihm durchlitten werden „müssen“.

YP: Ich möchte auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. (Non-Fiction mit Fiction).

PD: In einem Punkt, stimme ich McQueen zu, der in einem Interview meinte, dass für ihn der von Benedict Cumberbatch gespielte Sklavenhalter Ford grausamer war, denn Edwin Epps (Fassbender). Denn Ford hätte Northup helfen können, entschloss sich aber sein Eigentum einfach weiterzuverkaufen, da er beim Tod von Northup auf den Kosten sitzen geblieben wäre.

YP: Ich kann mit diesem Vergleich nichts anfangen. Der ist auch irrelevant. Geholfen hat ihm schließlich nur der von Brad Pitt gespielte kanadische Hilfsarbeiter und Vagabund mit der freiheitsliebenden Auffassung.
Als der Kanadier Epps darauf aufmerksam macht, wie er seine Sklaven, sein Eigentum behandle, bekam ich eine Gänsehaut. Das war eine der besten Szenen im Film, weil man in Epps‘ Gesicht schon sieht, das es nicht zusammenpasst, was er sagt und was er tut. Der Zwiespalt stand ihm ins Gesicht geschrieben.

PD: In der Charakterisierung ist er sehr wohl relevant, denn Ford wurde so gezeigt, als würde ihm am Leben der Sklaven etwas liegen. Im Falle einer Eskalation der Situation war er aber dennoch dazu bereit, den Sklaven kurzerhand zu verkaufen. Interessant, gerade die Szene mit Pitt, fand ich eher irritierend, durch das Casting. Ein weniger bekannter Darsteller, hätte die Rolle nicht so sehr mit seinem Image überladen. Pitt hätte da in der Rolle des Produzenten bleiben sollen.

YP: Ford ist wohl jemand, der etwas von Wirtschaft versteht und Epps ist einfach ein gnadenloser Sadist und Alkoholiker obendrein. Ford fand ich in der einen Auktions-Szene schlimmer, wo er die Kinder der Frau nicht kauft, weil er nicht zu viel ausgeben will. Bis zu dem Punkt, wo er Solomon hätte helfen können, war er für mich ein geldgetriebener Unmensch. Wie wir wissen, hat Brad Pitt hat den Film mitproduziert, sein Auftritt betrachte ich somit als Schmankerl. Nicht mehr nicht weniger.

PD: Während der von Paul Giamatti gespielte Sklavenhändler von Anfang bis Ende ein Geschäftsmann ist, der sich gar keine Gefühle erlaubt.

YP: Wie gesagt, bevor ich eine Reihung aufstelle, wen ich schlimmer fand (Danos Figur, die von Epps Frau, usw.), konzentrieren wir uns lieber auf Solomon

PD: Eine wunderbar subtile Darstellung von Chiwetel Ejiofor.

YP: Seine Figur und seine zurückgenommene Art zu spielen, Solomon darzustellen.

PD: Es hat auch wehgetan, Solomon so in sein Unglück taumeln zu sehen. Beinahe naiv, kann er gar nicht glauben, dass ihm diese beiden Männer ein Unrecht zufügen wollen.

YP: Mir ist das auch durch den Kopf gegangen die ganze Zeit: Willst du überleben, musst du dich um jeden Preis anpassen.

PD: Das wird Northup schon auf der Plantage von Ford klar, und das bringt er in aller Deutlichkeit der Leidensgenossin gegenüber auch zum Ausdruck, die weiter um ihre Kinder trauert. Anpassung, oder Tod.

YP: Ein klitzekleiner Kritikpunkt meinerseits wäre, dass die Szenen vor der Entführung wohl ein wenig zu sorglos und hell beleuchtet dargestellt wurden. Und ich hätte mir auch gewünscht, dass die Familienzusammenkunft nicht gezeigt wird, der Schnitt erfolgt, als er vor der Tür zu seinem Haus, in dem seine Familie auf ihn wartet, steht.

PD: Mir war der Schwenk über Washington hin zum Kapitol ein wenig zu sehr mit Bedeutung aufgeladen. Als ob der Zuseher noch darauf hingewiesen werden müsste, wo sich das alles abspielt und dass nur unweit von seinem Gefängnis die vermeintlichen Hüter der Freiheit sitzen. Die Familienzusammenführung am Ende war mir auch zu kitschig. Doch da hat McQueen offenbar einen positiven Abschluss für nötig gesehen. Dabei war der bereits mit seiner Befreiung gegeben.

YP: Nein, zu kitschig war mir die Zusammenführung nicht. Ganz und gar nicht. Ich hätte nur gut drauf verzichten können.

„12 Years a Slave“ ist Steve McQueens zugänglichster Film, man glaubt es kaum.

PD: Seine Filme werden immer zugänglicher. „Hunger“ ist noch am schwersten zu verdauen, während „Shame“ unter seinem eigenen Stilbewusstsein kollabiert. Bei „12 Years a Slave“ ist McQueen an einem Punkt angelangt, an dem er sowohl Stilist und Erzähler ist (etwa die Sequenz in der Solomon aufgehängt wird … ein Musterbeispiel für die perfekte Verschmelzung von Form und Inhalt). Ein weiterer kleiner Kritikpunkt: Der Film heißt „12 Years a Slave“ aber ich hatte überhaupt kein Gefühl dafür, wie viel Zeit denn nun verging.

YP: Das hat man aber Solomons Gesicht angesehen, da waren keine Zeitangaben nötig. Mir gefiel auch das Vor- und Zurückspringen in der Zeit, die Flashbacks im Film.

PD: Die waren gut eingesetzt. Positiv überrascht war ich auch von Hans Zimmers Soundtrack. Der war stellenweise sehr unkonventionell und hat gerade deshalb so gut gepasst.

YP: Das Gute am Zimmer-Soundrack war, dass es kein typischer Zimmer-Soundtrack war. Ich hoffe der Film bekommt die Auszeichnungen, die er verdient. Vor allem aber, weil es ein Meisterwerk ist.

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