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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: American Psycho

Buchvorsätze 2015

17 Freitag Apr 2015

Posted by filmimdialog in Special

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A Dance With Dragons, A Guide for the Perplexed: Conversations with Paul Cronin, A Song of Ice and Fire, American Psycho, Ann Dvorak: Hollywood's Forgotten Rebel, Ayoade on Ayoade, Carol, Das karmesinrote Blütenblatt, Feuer und Stein, Game of Thrones, MacBeth, Michel Faber, Outlander, Patricia Highsmith, Ready Player One, Richard Ayoade, The Martian, Todd Haynes, Under the Skin, Werner Herzog, William Shakespeare

Wie schon im Vorjahr, geht auch diesmal wieder ein Stöckchen durch die Blogwelt. Wir diskutieren heute, welche Bücher (vor allem jene mit Filmbezug) wir uns für den Rest des Jahres vorgenommen haben.

PD: Gorana hat uns ein Stöckchen zukommen lassen, jetzt muss ich erst einmal ein Jahr zurückblicken, um nachzuprüfen ob ich meine Buchvorsätze aus 2014 erfüllen konnte. Zumindest zwei Bücher habe ich gelesen und ein weiteres angefangen.

YP: Ich habe gehofft, du kramst die alte Liste nicht heraus. Von 5 habe ich es auf 2,5 geschafft.  „Madame Bovary“ ist ein Dauerbrenner bei mir und wenn es mich umbringt werde ich das Buch noch lesen.

Außerdem sind Vorsätze zum Nicht-Einhalten da.

PD: Solche Listen betrachte ich ganz entspannt. Es sind auch eher Erinnerungen daran, was man zu einem gewissen Zeitpunkt interessant fand. „Madame Bovary“ etwa, werde ich sicher kein drittes Mal probieren.

Insofern begegne ich den Buchvorsätzen für dieses Jahr auch ohne großen inneren Druck. „Ayoade on Ayoade“ liegt allerdings schon sehr lange auf meinem E-Reader, und da ist der Vorsatz es endlich zu lesen, auch eine Erinnerung daran, es nicht umsonst erstanden zu haben.

YP: „Ayoade on Ayoade“ befindet sich seit einem halben Jahr auch auf meiner imaginären Liste. Genauso wie Werner Herzogs „A Guide for the Perlexed“. Zwei Filmemacher, die ich bewundere und die unterschiedlicher nicht sein könnten.

PD: Das Buch von Richard Ayoade hast du mir ja nahe gelegt. Ich wusste bis dahin „nur“ von seinen Arbeiten als Fernseh-Komiker („The IT Crowd“, „Garth Margenghis Darkplace“) und Film-Regisseur („Submarine“, „The Double“) die mich allesamt gleichermaßen beeindruckten. Von seinem Buch erwarte ich mir eine humorvolle und persönliche Erzählung. Ohne mehr als das Cover gesehen zu haben, scheint es eine autobiographische Arbeit zu sein.

Werner Herzog fasziniert mich auch, aber das Buch war nicht auf meiner Wunschliste. Gut möglich dass ich aber im Laufe des Jahres mich doch noch dem auch zuwende. Vorher hätte ich aber die Biographie „Ann Dvorak: Hollywood’s Forgotten Rebel“ von Christina Rice auf dem Plan. Dvorak fiel mir in „Scarface“ und „Three on a Match“ derart positiv auf, dass ich seitdem versuche, so viel wie möglich über diese heute leider kaum bekannte Darstellerin heraus zu finden.

YP: Auf meiner Liste befindet sich auch noch „Carol“ von Patricia Highsmith. Das habe ich bereits ein Mal gelesen, das ist jetzt schon länger her. Das ist dann auch noch die Vorbereitung für den Film von Todd Haynes, mit Cate Blanchett und Rooney Mara. Ich habe auch noch eine andere Buch-Liste, wie hier zu sehen.

Alternative Buchliste von YP / https://instagram.com/p/1YabW3D_UK/

Für mich ist das nicht besonders ambitioniert, da ich schon auf einige Bücher im Jahr komme, aber meistens lese ich dann das, wonach mir augenblicklich ist und nicht immer das, was auf meinen Leselisten zu finden ist.

PD: Das wäre eigentlich auch eine gute Vorbereitung für mich. Im Vorjahr habe ich es verabsäumt „Two Faces of January“ im Vorfeld zu lesen. Zumindest kann ich mich noch damit beruhigen, dass es noch keinen fixen Starttermin gibt. Ein Film von Todd Haynes ist aber ohnehin immer ein Grund zur Freude. Bereits bekannt, aber um mich auf die Verfilmung von Justin Kurtzel mit Michael Fassbender und Marion Cotillard vorzubereiten, möchte ich auch wieder einmal „Macbeth“ lesen. Shakespeare ist allerdings ohnehin immer eine Möglichkeit, wenn man sich auf eine Verfilmung vorbereiten will.

Ebenfalls auf meiner Liste stehen habe ich eine Handvoll Science-Fiction-Romane, wobei ich „The Martian“ (die Filmversion von Ridley Scott erreicht uns im Dezember) bereits gelesen habe und nun „Ready Player One“ endlich anfangen möchte. Da soll ja angeblich Steven Spielberg die Verfilmung verantworten.

YP: Ein weiteres Buch auf meiner Jahresleseliste ist: „A Dance With Dragons“ – der fünfte Roman von „A Song of Ice and Fire“ und jetzt auch passend nach dem Serienstart von Staffel 5 von „Game of Thrones“. Ich kann mir jetzt nich vorstellen, dass in der neuesten Staffel so weit vorgegriffen wird, allerdings kann man das nie wissen.

Meine Lektüre beziehe ich aber oft basierend auf Film- oder Serienadaptionen oder umgekehrt. Da muss ich mich regelrecht zügeln, weil ich meistens alles lesen will, was ich einmal zu Gesicht bekomme. Glücklicherweise habe ich ein Händchen. Soeben haben ich Michel Fabers „Das karmesinrote Blütenblatt“ fertiggelesen und freue mich schon auf die BBC-Verfilmung mit Chris O’Dowd. Auch erst kürzlich beendet habe ich „Feuer und Stein“ von Diana Gabaldon, auf den Serie „Outlander“ angelehnt ist.

PD: Darin liegt dann auch eine gewisse Schwierigkeit, wenn man sich seine Vorsäte zusammen sammelt. Es ist nie sicher was dazwischen kommt, weshalb dann im Rückblick oft Bücher liegen bleiben, die man zunächst unbedingt lesen wollte. Aus diesem Grund nehme ich etwa „A Dance With Dragons“ gar nicht in die Liste mit auf. Ich bin schon froh darüber „A Feast for Crows“ geschafft zu haben.

Schon länger liegt bei mir „Under the Skin“ herum, ebenfalls von Michel Faber. Nachdem ich den Film seit Monaten nicht aus dem Kopf bekomme, ist es im Grunde hoch an der Zeit, den nachzuholen. Zudem ist nie gesagt, welche Filmüberraschung mich dann wieder zum Ursprungsmaterial treibt oder ob ich, wie zuletzt bei unserem Dialog zu „American Psycho“, nicht einen alten Roman erneut lesen möchte.

Kindle und andere Bücher

PD: Zwei Bücher die noch mit meinem Studium zusammenhängen und die ich auch schon seit geraumer Zeit vor mir her schiebe, müssten eigentlich auch auf meine Liste. „Stummfilmdramaturgie: Erzählweisen des amerikanischen Feature Films 1917-1927“ von Claus Tieber und das von Peter Tschkerkassky heraus gegebene „Film Unframed: A History of Austrian Avant-Garde Cinema“.

American Psycho

10 Freitag Apr 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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American Psycho, Bret Easton Ellis, christian bale, Guinevere Turner, Hip To Be Square, Mary Harron, Sussudio, The Canyons, Walking on Sunshine

25 Jahre (!) ist es nun her, seit der Roman „American Psycho“ von Bret Easton Ellis die Literaturwelt in Erregung versetzte. Vor 15 Jahren sorgte die heißerwartete und vielumstrittene Verfilmung von Mary Harron mit Christian Bale dafür, dass aus Patrick Bateman eine Popkultur-Ikone wurde. Wir wollen besprechen, was noch funktioniert und was im Laufe der Zeit und Adaption verloren ging.

PD: Nachdem ich „American Psycho“ schon einige Jahre lang weder gesehen noch gelesen habe, war es schön zu sehen, dass einige im Gedächtnis festgesetzte Schlüsselmomente immer noch funktionieren. Da hat mir die Erinnerung keinen Streich gespielt.

YP: In regelmäßigen Abständen sehe ich mir die Verfilmung auch an, allerdings habe ich die Vorlage nur ein Mal gelesen. Das ist so ein Film, der sich bei jeder Sichtung neu entfaltet. Mir gefällt der herrlich-makabere Zugang, den Mary Harron zum Roman gefunden hat. Der Humor ist sehr treffend.

PD: Der Humor ist ja auch im Roman überdeutlich vorhanden, nur hat Ellis ihn in einer anderen Art und Weise vorgetragen. Im Roman sind es die ständigen Aufzählungen von Marken, Statussymbolen und ausgefallenen Gerichten in hippen Restaurants, die einen satirischen Blick auf diese Wall Street-Welt offenbaren. Im Film kommen auch noch die überzeichneten Darstellungen hinzu. Recht früh im Film sieht man etwa Patrick Bateman (Christian Bale) mit aufgesetzten Kopfhörern durch die Gänge zu seinem Büro marschieren. Er hört sich „Walking on Sunshine“ an und verzieht dabei keine Miene. Das ist, auf der Leinwand, unglaublich komisch und entlarvend zugleich.

YP: Apropos satirischen Blick auf die Wall Street der Achtziger Jahre, da muss ich auch gleich an „The Wolf auf Wall Street“ denken, wobei Martin Scorseses Film ebenso wie Harrons eine oberflächliche Scheinwelt entlarvt. Eine meiner Lieblingsszenen ist übrigens die Szene mit dem Zurschaustellen der Visitenkarten. Für mich wird hier der Ton des Film wiedergegeben wie in keiner anderen Szene.

PD: Klar, ohne jeden Zweifel ist das auch ein markanter Moment und es ist auch genau so eine Szene, in der Harron mit ihrer Co-Autorin Guinevere Turner das Ausgangsmaterial frei bearbeitete.

Wäre die Adaption sklavisch am Buch hängen geblieben, dann hätten wir einen viel zu blutigen Film zu sehen bekommen, in dem die satirischen Töne kaum wahrnehmbar gewesen wären. Es ist ja auch schon im Roman selbst, schwer die detailliert beschriebenen Folter- und Mordszenen zu lesen und dabei den satirischen Kern der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Beispiel für eine gelungen freie Adaption.

YP: Die Verfilmung hätte so leicht aus dem Ruder geraten können, ich rechne es Harron hoch an, die Richtung die sie da eingeschlagen ist. Ich habe zwar den Roman gelesen, bevor ich den Film gesehen habe (irgendwann vor 10 Jahren), aber die Bilder aus dem Film haben sich mittlerweile richtig eingebrannt.

PD: Das hält sich bei mir die Waage. Einerseits kann ich mir heute „Hip To Be Square“ oder „Sussudio“ nicht mehr anhören, ohne an Patrick Bateman zu denken. Andererseits habe ich auch viele Bilder aus dem Roman im Kopf, die im Film keinen Eingang fanden (das Dinner mit seinem Bruder Sean, oder die extrem brutalen Morde an Bethany und dem Bettler).

Was mich bei der erneuten Ansicht des Filmes störte, war der gehetzte Rhythmus in den ersten etwa 30 Minuten. Viel zu viele Szenen werden sehr verkürzt dargeboten. Die gewünschte Wirkung kann sich kaum entfalten. Da verliert sich im Rückblick ein wenig von der Intensität.

YP: Dabei ist doch gerade der Einstieg in den Film ausschlaggebend: wir haben die Namensaufzählungen der Speisen und der Trend-Lokale („Dorsia“), dann Designer-Anzüge (Valentino Couture, Pflegeprodukte („Almond Scrub Cleanser“). Was ich so dermaßen witzig finde zu Beginn des Films: wie die Invenstment-Banker – allesamt Vizepräsidenten bei Pierce & Pierce – einander zu verwechseln ähnlich sehen und sich tatsächlich immer untereinander verwechseln. Die Haarschnitte, die Brillen, die Anzüge, die Büros, die Jobs, sogar die Visitenkarten. Alles nur Schwanzlängenvergleiche.

In Moloch Manhatten und der männlichen Welt der Eitelkeiten und Oberflächlichkeiten und diesem widersinnigen Wohlstand ist Patrick Bateman ziemlich gut aufgehoben. Bis auf seine Mordlust fällt er eigentlich gar nicht sonderlich auf. Und genau das wird ihm zum Verhängnis. Wenn die Superlative zur Mittelmäßigkeit wird, verlangt es sowieso nach mehr. Genau das fängt die erste halbe Stunde auf.

PD: Mich stört nur, dass all diese schönen Szenen nicht ein klein wenig länger dauerten. Da hätte man ruhig mit etwas mehr Ruhe inszenieren bzw. schneiden können.

Schön dass du die Ähnlichkeit der ganzen Wall Street-Menschen ansprichst. Das ist ja auch wichtiger Punkt in der Frage, ob sich all die Bluttaten von Bateman wirklich zugetragen haben oder nur in seinem Kopf stattfanden. Wenn sein Anwalt ihm berichtet, dass er mit Paul Owen zu Abend gegessen hat, dann ist ja keineswegs gesichert ob es wirklich Paul Owen war. Immerhin verwechseln sich die Charaktere während der Handlung stets gegenseitig, da sie ähnliche Anzüge tragen und im Grunde alle dasselbe tun, nämlich scheinbar gar nichts. Dazu passt auch Batemans Motto: „I want to fit in.“
Er verschwindet geradezu in der Masse, weil er sich dieser perfekt angepasst hat.

YP: Nicht alles, was sich tatsächlich ereignet, bekommen wir zu Gesicht und nicht alles, was wir sehen, hat sich tatsächlich so ereignet. Das ist eine interessante und richtige Beobachtung.

Wollen wir noch einmal auf die musikalische Untermalung zu sprechen kommen? Feinster Pop aus den Achtzigern – Musik die auf kommerziellen Radiosendern noch immer und regelmäßig gespielt wird – hat die Aufgabe, einige blutige Szenen musikalisch zu begleiten. Sehr abstrakt, aber es funktioniert. Der Film hat mir auch einen neuen Zugang zu dieser Musik verschafft. Ich störe mich jetzt sogar weniger daran. Wie arg das auch klingen mag, ansonsten hatte ich für diese musikalische Ära kaum was übrig.

PD: Musikalisch macht der Film natürlich viel Spaß und die Songs sind wie auch die tollen Kostüme, die Sets und die Kameraästhetik ein Grund dafür, dass der Film nicht gealtert ist. Christian Bale verkörpert Patrick Bateman ohnehin als regelrecht alterslose Gestalt. Man könnte „American Psycho“ ohne Probleme als satirisches Gegenstück zu „Wall Street“ programmieren.

Wie die Songs von Mary Harron verwendet werden, fand ich hervorragend. Das sind eben genau jene Momente, die bei mir auch Jahre später hängen blieben.
Dennoch weiß ich Batemans Einsichten in die Pophistorie nicht wirklich einzuordnen. Es sind sehr amüsante und zum Teil erstaunliche Beobachtungen, aber sie heben sich so extrem vom Rest des Films ab, dass ich nicht wirklich weiß, inwiefern es mit dem Rest der Handlung oder auch seinem Charakter zusammenhängt.

YP: Wenn ich daran denke, dass der Roman von Ellis als unverfilmbar angesehen wurde. Dann noch an all die Realisierungsschwierigkeiten, die damals medial weite Wellen schlugen. Dieser Guardian-Artikel gibt einen guten Einblick darüber. Heute, 24 Jahre nach Erscheinen des Romans und nun 15 Jahre nach Veröffentlichung des Films, ist Patrick Bateman fixer Bestandteil des Pre-und Post-Millennium-Mainstreams und gar nicht mehr aus diesem wegzudenken.

PD: Lustigerweise findet Ellis heute nicht mehr, dass die Verfilmung funktionieren würde. Sehr eigenartig, da er vor 15 Jahren noch sehr lobende Worte über Harrons Arbeit verlor. Es scheint aber mit dem Film, wie mit dem Buch verlaufen zu sein. „American Psycho“ markiert den bisherigen Höhepunkt in den Karrieren von Bret Easton Ellis und Mary Harron. Während ich von Ellis kaum noch wirklich lesenswerte Bücher fand – speziell „Lunar Park“ hat mich enttäuscht – ist Harron ein wenig in der Versenkung verschwunden.

PS: Hier gibt es unseren Dialog zu „The Canyons“. Regie: Paul Schrader. Drehbuch: Bret Easton Ellis.

31 Tage – 31 Filme (3/3)

17 Freitag Okt 2014

Posted by filmimdialog in Special

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12 years a slave, 20.000 Days on Earth, 2001, A Woman Under the Influence, American Psycho, Belle, Boys Don't Cry, Bram Stoker's Dracula, Carol, Casablanca, Dangerous Liaisons, Fight Club, Girl with the Pearl Earring, Gold Rush, Gone Girl, gravity, Husbands, Inception, Inherent Vice, Jauja, L.A. Confidential, Lady Chatterley, Les Diaboliques, Love Story, magnolia, Million Dollar Baby, Much Ado About Nothing, Road to Perdition, Schindler's List, Shadows, The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford, The Colour Purple, The Piano, The Salvation, Tom à la ferme, Under the Skin, When a Stranger Calls, Wish I was here

Der dritte und letzte Beitrag zum 31 Tage – 31 Filme-Stöckchen. Die ersten beiden Beiträge findet ihr hier und hier. Die von Lena aufgestellten Regeln sind unter diesem Link nachzulesen und natürlich gibt es auch heute wieder einen Verweis auf Gorana.

YP: Fangen wir mit der Frage an: Welcher Film enthält deine Lieblingsszene? (22)

PD: Das ist ein grundlegendes Problem, welches diese Fragen durchzieht. Sich auf einen Moment, einen Film, eine Figur festlegen. Das geht doch gar nicht. Jedoch versuche ich einfach mein Bestes. Spontan fiele mir Edward Norton in „Fight Club“ ein. Wenn er sich das erste Mal mit Tyler Durden prügelt.

Doch das ist eher eine spontane Eingebung, da ich in zwei Stunden wahrscheinlich schon wieder eine andere Szene parat hätte.

YP: Das Tolle ist, dass, egal wie schlecht ein Film ist, es immer Szenen gibt, die gut sind. Ich nehme als Beispiel den Film „When a Stranger Calls“ von Fred Walton. Wenn sich der Mörder erstmals im Spiegel betrachtet. Der Film ist spannend gemacht – verzichtet gänzlich auf die für den Horrorfilm typischen Jumpcuts und dann diese eine kleine Szene, die mehr bewirkt beim Publikum als jede konventionelle Szene.

Ich würde die Frage umformulieren: Nenne mir einen Film, den ich kenne und ich nenne dir meine Lieblingsszene daraus. Ich nehme bei dir „12 Years a Slave“.

PD: Mit dieser Fragestellung kann ich mehr anfangen. Denn es stimmt, es gibt kaum Filme, die nicht über eine zumindest eine, ansprechende oder einprägsame Szene verfügen.

Bei „12 Years a Slave“ gefielen mir so viele Momente, aber wenn Solomon im Chor mitsingt, dann habe ich immer wieder Gänsehaut. Ebenfalls sehr einprägsam, weil dadurch die ganze Bosheit und Niederträchtigkeit dieses Menschenverachtenden Systems klar wurde, war der „Run Nigger Run“-Singsang von Tibeats.

Gibt es eine spezielle Szene aus „Gravity“ die dir besonders gefiel?

YP: Wenn sie erstmals wieder festen Boden unter den Füßen hat. Kann schon sein, dass ich mir es einfach mache, aber es ist auch für mich so viel Erleichterung in dieser Szene drinnen.  Meine liebste Szene im erfolgreichsten Sci-Fi-Film seit „2001“ ist die Szene auf der Erde, was bin ich kreativ.

PD: Das war ja auch das Filmende. Das wäre eine gute Überleitung zur nächsten Frage. Aus welchem Film stammt der beste Filmanfang oder das beste Filmende? (23)

YP: Vielleicht nicht das beste, aber bei „Inception“ funktioniert das Ende einfach nur gut, weil es nicht aufklärt, die Katharsis kommt einfach zu kurz, weil man komplett wieder aus der logischen Bahn geworfen wird. Ich finde „Inception“ generell nicht allzu ausgeklügelt, es verwirrt allerhöchstens durch die vier Ebenen. Aber das Ende sitzt. Bzw. auch nicht.

PD: „Inception“ hat das Problem, dass der gesamte finale Akt ein großer Action-Showdown ist. Viel zu lange, viel zu bombastisch. Da hatte ich mir einen ruhigeren Zugang erhofft, mit weniger Action. Das Ende sitzt jedoch, das stimmt.

Den besten Filmanfang zu nennen, fällt mir recht leicht, denn da hat Paul Thomas Anderson mit „Magnolia“ einen Stein im Brett. Dabei meine ich nicht nur die Einführung der Charaktere, sondern vor allem auch das Intro, mit den Zufällen, die er anführt. Wie er Schicksal und Zufall gegeneinander aufstapelt.

Beim besten Filmende kommt mir „Casablanca“ in den Sinn. Wenn Humphrey Bogart und Claude Rains die leere Rollbahn hinunter gehen, oder auch der letzte Moment von „The Assassination of Jesse James“. Wenn der Film stillsteht. Das ist auch sehr schön gemacht.

YP: Das „Magnolia“-Intro ist wirklich sehr einprägsam, fast überwältigend.

Weiter im Protokoll: Welcher ist der traurigste Film, den du je gesehen hast? (24)

PD: Puh, keine Ahnung. Ganz ehrlich. Es gibt Filme mit sehr vielen traurigen Momenten oder einer traurigen Grundstimmung, aber ich wüsste jetzt nicht, welcher „der traurigste Film“ gewesen wäre.

„Magnolia“ hat so viele traurige Momente, aber ich würde ihn nicht als den „traurigsten Film“ bezeichnen.

YP: „Boys Don’t Cry“ war für mich sehr heftig anzusehen. Dann natürlich „12 Years a Slave“.

PD: Oh ja, „Boys Don’t Cry“ war ein richtiger Schlag in den Magen.

Weil wir bei Hilary Swank sind. Ich fand auch „Million Dollar Baby“ sehr melancholisch und auch traurig. Es gibt in dem Film weder für Trainer Frank (Eastwood) noch für seinen Schützling Maggie (Swank) ein Happy End.

Mit klassischen Melodramen wie „Love Story“ kann ich hingegen weniger anfangen. Derartige Filme, sind mir zu gewollt darauf aus, den Zuseher zu Tränen zu rühren.

YP: Sehe ich genauso. Wenn Filme auf die Tränendrüse drücken in bösester Intention, dann sind sie mir aus Manipulationsgründen schnell zuwider. Denken wir an Spielbergs „The Colour Purple“. Der Film ist an und für sich gelungen, aber spielt sehr mit den Emotionen des Publikums. Ebenso „Schindler’s List“. Ich habe da nichts dagegen, wenn es nüchterner zugeht.

PD: Bei „Schindler’s List“ möchte ich Spielberg doch ein wenig in Schutz nehmen. Er spielt in manchen Szenen zu gewollt damit (das Mädchen im roten Mantel), aber ansonsten ist das eine sehr reife Auseinandersetzung mit der Thematik.

YP: Absolut. Apropos Literaturverfilmungen, „The Colour Purple“ und „Schindler’s List“: Welcher Film ist die gelungenste Verfilmung einer literarischen Vorlage? (25)

PD: Mein Problem ist, dass ich bei vielen Filmen die Bücher gar nicht kenne. Etwa bei den beiden genannten Spielberg-Filmen.

Mir sind Adaptionen am Liebsten, die sich trauen, gewisse Elemente der Vorlage für eine bessere filmische Adaption zu bearbeiten. Etwa „L.A. Confidential“. Das Buch ist sehr gut, aber für den Film wurde ein wenig daran geändert, etwa der ganze Charakter von Dudley Smith zu einer größeren, und wichtigeren Figur ausgerarbeitet. Auch wenn „American Psycho“ nicht ganz funktioniert hat, so gefiel mir auch da, der Willen von Mary Harron mit der Chronologie der Vorlage ein wenig zu spielen. Auf den Buchstaben getreue Verfilmungen sind mir meist zu öd.

YP: Ich habe da ein paar Klassiker, wie zB „Bram Stoker’s Dracula“ von Francis Ford Coppola. Oder „Lady Chatterley“ von Pascale Ferran, die D. H. Lawrence adaptiert hat. Ebenso erwähnenswert sind die „Dangerous Liaisons“ von Stephen Frears nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos. Noch interessanter wird es, wenn Filme auf einer anderen Kunstform basieren. Wie wir das schon bei „Belle“ hatten. Oder auch „Girl with the Pearl Earring“.

PD: Ach ja, „Dracula“. Coppola hat da versucht sehr viel aus dem Roman in den Film hinüber zu transferieren, was auch gut geklappt hat. Stanley Kubrick hatte auch einen sehr freien Zugang bei seinen literarischen Vorlagen.

„Belle“ und „Girl with the Pearl Earring“ sind sehr schöne Beispiele dafür, dass die Inspiration nicht nur aus einem Druckwerk entstammen muss. „Magnolia“ hat ja, berühmterweise, seinen Ursprung in den Songs von Aimee Mann.

YP: Jetzt ein bisschen weiter zurück: Nenne deinen liebsten Filmklassiker. (26)

PD: Ich würde ja automatisch einen „alten“ Film als Filmklassiker bezeichnen. Ein Film der auch noch nach Jahren seinen Platz im Filmkanon hat. Deshalb scheint mir auch nur ein Werk á la „Casablanca“ hier die richtige Antwort zu sein.

Eine Antwort, die mir übrigens sehr gefällt. „Casablanca“.

YP: Ich mag ja „Shadows“ von Cassavetes ganz gern. Ist auch sein allererster Film. Oder „Les Diaboliques“ von  Henri-Georges Clouzot.

PD: „Les Diaboliques“. Herrlich. Ein leider noch immer viel zu unbekannter Klassiker. Außerhalb der Cinephilen kenne ich niemanden, der davon einmal gehört hätte. Die Filme von Alfred Hitchcock hingegen, kennt so gut wie jeder.

Von Cassavetes mag ich „A Woman Under the Influence“ und „Husbands“ eine Spur mehr denn „Shadows“.

YP: Ja, Cassavetes hat verdammt gute Filme, „A Child is Waiting“. Passt vielleicht auch noch zu der „traurigster Film“-Frage.

PD: Wären das auch Filme, die deiner Meinung nach jeder gesehen haben sollte? (27)

YP: Ich habe die Cassavetes-Filme im Rahmen eines Seminars chronologisch gesichtet und fand „Shadows“ einfach überwältigend. Die Musik, die Auseinandersetzung mit der Hautfarbe usw.

Alles von Cassavetes, „Les Diaboliques“, „Casablanca“. Wer diese Filme nicht kennt, wird sich nicht so schnell auf unsere Seite verirren, oder?

Alternativantwort: Die meisten Filme, die wir auf diesem Blog besprechen. Um dann auf dieser Stelle nachzulesen.

PD: Das ist auch der Kern der Frage. Wenn man an Filmen interessiert ist, dann sollte man natürlich eine gewisse Bandbreite an wichtigen Filmen gesehen haben. Von wichtigen Kreativen der Filmgeschichte sollten Schlüsselwerke betrachtet werden. Sei es von Charlie Chaplin „Gold Rush“ über Stanley Kubrick und „2001“ bis hin zu Jane Campion und „The Piano“.

Wer sich nicht für Film interessiert, muss natürlich gar nix gesehen haben.

YP: Welchen Film sollte man unbedingt im Kino gesehen haben? (28)

PD: Da gibt es auch genügend Werke die man auf der großen Leinwand gesehen haben soll. Natürlich der bereits erwähnte „2001“ von Stanley Kubrick, aber ich glaube auch das so wunderschön gefilmte Werke wie „Road to Perdition“ auf der Leinwand ihre Wirkung erst so richtig entfalten.

YP: Ich würde die Frage so auslegen: Derzeit im aktuellen Kinoprogramm in Österreich am meisten sehenswert: „Tom à la ferme“.

PD: Sobald ein Film von Dolan im Kino ist, sollte man sich diesen auch im Kino ansehen. Sein Auge für besondere Bilder ist beeindruckend.

Dann: Tag 31 – Welchen Film wirst du als Nächstes sehen?

Der nächste Kinobesuch wird bei mir wohl „Gone Girl“ sein, obwohl es auch gut möglich ist, dass ich mir vorher noch „Wish I Was Here“ von Zach Braff ansehen werde.

YP: Was ich mir demnächst im Kino ansehen werde: „Under the Skin“ und „Gone Girl“

Ich habe gerade im Kinoprogramm „Much Ado About Nothing“ von Joss Whedon entdeckt. Das wäre ja auch ein aufregender Kinobesuch. Whedon und Shakespeare!

PD: Mir sticht vor allem Mads Mikkelsen in „The Salvation“ ins Auge.

YP: Welchen Film erwartest du in Zukunft am meisten? (30)

Bei mir ist das einfach: Todd Haynes verfilmt Patricia Highsmiths „Carol“.

PD: Wenn wir von der näheren Zukunft ausgehen, dann „Jauja“ von Lisandro Alonso und „20.000 Days on Earth“ von Iain Forsyth und Jane Pollard. Beides Filme die bereits für die Viennale bestätigt wurden.

Ja, „Carol“ steht bei mir auch schon länger im Fokus, aber wann der Film ins Kino kommt, ist noch so ungewiss…

YP: Oder „Inherent Vice“ von Paul Thomas Anderson.

PD: Auf jeden Fall. Das Buch möchte ich davor noch ein zweites Mal lesen. Das ist einfach ein wahr gewordener Traum und ich hoffe Anderson wagt sich vielleicht auch an ein anderes, komplexeres Werk von Pynchon. „Against the Day“ oder „Gravity’s Rainbow“.

Welchen Film wolltest du schon immer sehen, bist aber bisher nie dazu gekommen? (29)

YP: Hm, es gibt noch einige Klassiker, die ich noch nie gesehen habe und bin viel zu eitel diese hier anzuführen, da ist zB einiges von Alain Resnais dabei.

PD: Mir geht es hier so wie dir. Es gibt so viele Filme, die ich noch nicht kenne und die gesehen haben möchte. Allein, der Platz würde dafür nicht genügen.

YP: Und die Zeit.

PD: Dem Fazit schließe ich mich an.

YP: Obwohl ich das Gefühl habe, dass ich viele Filme schaue, viel ins Kino gehe, viel über Film lese, fehlt mir trotzdem noch einiges. Ich bewundere Menschen wie Tarantino. Der beherrscht nicht nur sein Handwerk, der kennst sich aus!

PD: Filmkenner und Filmkönner. „That’s the dream.“

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