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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: Ben Affleck

Batman v Superman: Dawn of Justice

08 Freitag Apr 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

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Batman, Batman v Superman: Dawn of Justice, Ben Affleck, Gal Gadot, Henry Cavill, Jesse Eisenberg, Man of Steel, Sucker Punch, Superman, Watchmen, Wonder Woman, Zack Snyder

Was Marvel kann, können wir schon lange, dachte man sich wohl bei DC Comics. Deshalb ist „Batman v Superman: Dawn of Justice“, nicht nur die Fortsetzung zu „Man of Steel“, sondern zugleich der Auftakt zur DC-Franchise. Ob Zack Snyder die Fans begeistern konnte, oder frustriert zurückließ, besprechen wir diesmal.

PD: Dem Sturm an vor allem negativen Kritiken zum neuen Batman/Superman-Abenteuer konnte man ja kaum entkommen. Entsprechend hatte ich das Allerschlimmste erwartet. Jedoch verließ ich das Kino dennoch mit mehr positiven denn negativen Eindrücken.

YP: Bis auf eine Kritik (die ich noch raussuchen muss), wo die enttäuschend unausgegorene Leinwandpräsenz von Wonder Woman bemängelt wurde, habe ich wieder einmal keine Kritiken gelesen. Und die Tweets in meiner Timeline waren entweder entsetzt negativ oder überrascht positiv. Ich muss aber sagen, dass Zack Snyder langsam zu einer Form findet. Die Batman-Storyline fand ich insgesamt wirklich gut. Die Katastrophe zum Schluss dann gar nicht. So ging es mir in „Man of Steel“ auch. Das erste Drittel fand ich dort auch gut, dann gab es einen eklatanten Einbruch. In „Dawn of Justice“ fand ich so einen trotz großer Schwächen gar nicht.

PD: Ich sah es wieder eher als einen Kampf gegen einen furchtbaren Beginn. Als Snyder zum wiederholten Male den Tod von Bruce Waynes Eltern durchkaut, war ich unglaublich genervt. Nicht nur ist diese Hintergrundgeschichte gut bekannt, sie ist auch für den Film selbst nicht sonderlich relevant. Zudem verbinden sich da der überdramatisierte Zeitlupenfetisch von Snyder mit der ebenso entsetzlichen Filmmusik Hans Zimmers zu einer Albtraumkombination. Dass der Beginn eine Traumsequenz war, half mir gar nicht den bitteren Beigeschmack zu vergessen. Generell waren die Traumsequenzen geradezu ein Ärgernis.

YP: Hier hatte Zack Snyder die Chance, seine Version des Batman-Origins in den Film zu packen und die hat er genutzt. Das kann ich ihm nicht verübeln, mich hat es nicht so gestört wie dich. Natürlich habe ich sofort Parallelen zu Nolans „Batman Begins“ gezogen, aber das lässt sich auch nicht verhindern, da es die letzte Batman-Verfilmung ist, die ich gesehen habe (vielleicht auch eine der interessantesten Batman-Adaptionen überhaupt).

Gestört haben mich immer Einstellungen und Szenen, wo Snyder seine alten Sachen rausgepackt hat: der Kampf zum Schluss erinnerte sehr an „300“ und der erste Auftritt von Wonder Woman im nicht-existenten Röckchen erinnerte leider zu sehr an „Sucker Punch“ und ich hasse diesen Film von Snyder. Ich wollte so gerne mehr von ihr sehen, aber daraus ist nichts geworden. Obwohl das ja ganz gut begonnen hat, auf einmal taucht sie auf. Die Batman-Storyline hätte man da durchaus kurzen können, um mehr von Wonder Woman mit reinzunehmen.

PD: Da bin ich bei dir. Wonder Woman hätte sich etwas mehr Platz verdient, aber deshalb bin ich auch schon optimistisch gestimmt, was den Solo-Film unter der Regie von Patty Jenkins angeht. Kaum trat Wonder Woman (Gal Gadot) mit in den Kampf gegen Doomsday ein, schon begannen die Actionszenen Spaß zu machen. Eine sehr willkommene Auflockerung, nach dem bitteren und auch tristen Schlagabtausch zwischen Batman und Superman. Mich störte eher, dass so viel an Handlung hinein gepackt wurde. Die Origin-Story von Batman, die ich einfach unnötig fand, da wir Bruce Wayne an einem Punkt in seinem Leben treffen, wo er bereits desillusioniert von seinem Batman-Dasein ist, oder auch die etwas krampfhaft eingebauten Querverweise auf The Flash, Aquaman und Cyborg. Das hätte auch in einer End-Credit-Sequenz Platz gehabt.

Positiv überrascht war ich aber von der Konzeption Batmans. Angelehnt an Frank Millers „The Dark Knight Returns“ ist Affleck ein sehr guter, gebrochener Mann. Sein Rachefeldzug hat schon faschistoide Züge und da erinnert Snyders Inszenierung auch mehr an einen Horrorfilm. Der ewig traurige Superman hingegen enttäuschte mich wieder.

YP: Die Motivation hinter Bruce Waynes Rache an Superman ist aber auch etwas dünn (ich kenne die Comics nicht), darum scheint auch der Moment, in dem aus den beiden Kontrahenten und Widersachern Freunde werden (Codewort: Martha), fast ein wenig lächerlich. Ben Affleck machte sich auch sehr gut in der Doppelrolle Wayne/Batman, er hat hier sein eigenes Ding durchgezogen, mir gefällt die Reife, die er an den Tag legt. Henry Cavill musste in diesem Teil seine Präsenz ja teilen, was dann etwas dürftig ausgefallen ist. Trotzdem bin ich der Meinung, dass eine faire Aufteilung der Leinwandpräsenz (durch vier) mit knackigerer Verknüpfung dieser einen noch besseren Film daraus gemacht hätte. Und ich muss Snyder fast loben, dass er sich hier noch einmal steigern konnte. Nach dem ganzen Schrott, den er vor „Man of Steel“ vorgelegt hat.

PD: Diese Verbindung durch „Martha“ wurde auch im pathetischst-möglichen Stil vollzogen, inklusive immer wieder gespielter Rückblicke auf den sterbenden Thomas Wayne. Das war schon ein wenig „Batman v Superman für Dummies“. Waynes Motivation, Superman ausschalten zu wollen, fand ich ausreichend. Immerhin wurde der Zerstörungswut aus „Man of Steel“ Rechnung getragen und dies sogar gut in den neuen Film eingewoben. Dafür war mir nicht wirklich klar, weshalb Lex Luthor (wie ein Tech-Hipster: Jesse Eisenberg) einen derartigen Hass auf Superman in sich trug.

Snyders hatte doch mit „Dawn of the Dead“ seinen bisher besten Film, und auch seine „Watchmen“-Version hat mir mehr imponiert, denn alle anderen Werke. Gerade aber das ständige „eine Szene Superman, eine Szene Batman“-Hin-und-Her-Gespringe war aber alles andere als elegant.

YP: Wayne scheint nicht nur der Zerstörung von Metropolis beigewohnt zu haben – mir fehlt hier auch hier ein bisschen die Erwähnung, wie kaltblütig Superman General Zod umgebracht hat – auch befindet sich der alternde Batman sichtlich in der Midlife-Krise. Das angeknackste Ego reicht scheinbar, um Rachefantasien zu schmieden.

Und den Einspielergebnissen nach zu urteilen, steht der Verfilmung von „Justice League“ nun eindeutig nichts mehr im Wege. Da wird sich Snyder aber freuen.

PD: Einerseits freut es mich, dass die von Warner Bros. produzierten DC-Filme eine etwas dunklere Richtung einschlagen, ganz im Geiste ihrer Gangster- und B-Movie-Wurzeln. Andererseits fehlt mir bei Snyders Werken eine erzählerische Konsequenz. Man hüpft von Szene zu Szene. Mal unterhaltsam und packend, dann wieder enervierend und nervtötend. Die Hoffnung bleibt, dass er sich doch noch zu einem guten Geschichtenerzähler entwickelt und nicht bei seinem derzeitigen Status als Hersteller pompöser Schlachtenbilder verweilt.

Gone Girl

24 Freitag Okt 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

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Alien 3, Basic Instinct, Ben Affleck, David Fincher, Fatal Attraction, Gone Girl, Neil Patrick Harris, Rosamund Pike, Single White Female, The Curious Case of Benjamin Button, The Game, The Girl with the Dragon Tattoo, The Social Network, Tyler Perry

David Fincher macht seit mehr als zwei Dekaden hochwertigste Kinoware im Zwei-Jahres-Rhythmus, denn heuer kam sein 10. Film in die Kinos. Die von Gillian Flynn geschriebene und eigens fürs Kino adaptierte Vorlage „Gone Girl“ ist sein neuestes Werk. Der deutsche Verleihtitel suggeriert einen Thriller mit dem perfekten Mord. Wir nehmen das im Dialog unter die Lupe.

Achtung, durchwegs Spoiler im gesamten Text!

PD: Bei aller Liebe zu spannenden und verworrenen Thrillern, hat mir „Gone Girl“ eine einfach viel zu konstruierte Handlung.

YP: Warum? Da gehts um einen perfekten Mord, natürlich hat dieser den Beigeschmack des Konstruierten, wenn es das ist, was du meinst. Es ist alles von vorne bis hinten durchgeplant sowohl im Plot als auch im Film. Wie ich finde, ist das ein sehr gelungener Plot. Zumindest im Film. Weil es der Film auch schafft, den Zuschauer mitzunehmen und tatsächlich zu verblüffen. Eine solche Reaktion bleibt den Lesern gänzlich erspart, mich ließ das komplett kalt.

PD: Natürlich erwarte ich mir bei einem Thriller einen schön durchdachten Plot, aber wenn sich die Handlung nur noch um den nächsten Twist dreht und man kaum noch dazu kommt, die Charaktere zu betrachten, dann ist das ein großer Schwachpunkt. In vergleichbaren Fincher-Thrillern wie „Zodiac“ lernt man die Charaktere viel besser kennen. Hier erfüllen sie nur eine oberflächliche Funktion und zwar je nachdem, wie wir glauben, dass die Situation gerade aussieht. Bösewicht Nick/Opfer Nick, Opfer Amy/Bösewicht Amy, Bösewicht Desi/Opfer Desi und so weiter.

YP: Nachdem es eine Schwarzweiß-Malerei von Nick und Amys Beziehung war, sind die Schattierungen auch nur bei diesen zwei Figuren zu finden. Desi Collings (Neil Patrick Harris), Tanner Bolt (Tyler Perry), Boney (Kim Dickens) und Go (Carrie Coon) sind doch im Grunde nur Statisten im Plot. Von allen hätte ich gerne mehr gesehen, weil sie auch so fantastisch gespielt wurden und diese Figuren sehr interessante Ansätze haben. Allerdings hat sich Gillian Flynn das bei der Adaption für den Film erspart. Die Charakterzeichnung ist im Roman auch nicht die raffinierteste.

PD: Das Buch habe ich noch nicht zu Ende gelesen, aber sowohl beim Film als auch im Buch, war es sehr schwer, sich den Charakteren anzunähern. Derart unsympathische Figuren habe ich noch selten gesehen.

YP: Ging mir genauso, ganz anders als im Film, wo die Sympathien eindeutig bei Nick angesiedelt sein sollten. Was bei mir nicht wirklich aufging, hauptsächlich deswegen, weil ich Ben Affleck nicht so gerne vor der Kamera habe. Ich würde Amys Figur bestimmt nicht als sympathisch bezeichnen, aber eine gewisse Faszination ging von ihr schon aus.

PD: Es fällt mir auch recht schwer in das Buch hinein zu kippen. Der Roman von Gillian Flynn wurde als recht leicht lesbare Kost, so genannte „Airport Literature“, beworben. Doch irgendwie quäle ich mich ein wenig von Seite zu Seite.

YP: Ich wusste nicht, dass das so heißt, aber einfach zu lesen ist der Roman allemal. Das Problem ist eigentlich nur, dass es von Flynn immer als ein „Leinwandthema“ gehandelt wurde. Das ist fürs Kino geschrieben, das irritiert mich. Dem Film sieht man das an, beim Roman stolpert man über diese Bilder und kommt deshalt schleppend und zäh voran.

PD: Damit steht sie in einer Reihe mit Dan Brown, dessen Bücher auch durchzogen sind von derart anbiedernden „Verfilmt mich!“-Momenten.

YP: Du sagst es, das ist ein sehr treffender Vergleich.

PD: Was mir sehr gut gefiel war, dass Fincher nicht die offensichtlichsten Casting-Entscheidungen traf. Rosamund Pike, Neil Patrick Harris, Tyler Perry. Das waren sehr interessante und überraschend effektive Besetzungen.

YP: Pike hat mich am meisten überrascht. Und ich hoffe, dass ihr die Rolle der Amy neue Wege in Hollywood ebnet. Ich fand sie auch schon in „A Long Way Down“ toll, auch wenn es eine kleine Minirolle war. Dann wäre da noch „The World’s End“ und nicht zu vergessen in einem meiner Lieblings-Jane-Austen-Verfilmungen „Pride & Prejudice“, wo sie mir besonders positiv auffiel.

PD: Für mich war sie bislang immer nur das Bond-Girl aus „Die Another Day“. Das ändert sich künftig hoffentlich. Ihre Leistung war wirklich beeindruckend. Ich nahm ihr jegliche Stimmungslage ab, und das obwohl sie mit einer sehr eingeschränkten Mimik und Gestik spielte.

Mir fehlten ein wenig die Ecken und Kanten. „The Girl with the Dragon Tattoo“ etwa, hatte ebenso eine recht abstruse Handlung, aber die Charaktere waren viel interessanter und die Wendungen eröffneten sich rhythmischer.

YP: Da gefällt mir einfach nicht, was aus der Vorlage „Verblendung“ gemacht wurde. Wie sehr Lisbeth Salander zu einer passiven Frau wird, die den weißen männlichen Helden – obendrein gespielt vom Bond-Darsteller Daniel Craig – um Erlaubnis fragen muss, bevor sie was angeht. Wobei das sicher der spannendere Film ist, ist auch Larssens Vorlage um einiges besser rübergekommen als die Vorlage zu „Gone Girl“.

PD: Es ist schon länger her, dass ich „Verblendung“ gelesen oder die Filme dazu gesehen habe, aber auch wenn Rooney Mara in einigen Schlüsselmomenten etwas zurückhaltender war, als die von Noomi Rapace gespielte Lisbeth, so fand ich ihren Charakter eindringlich und vielschichtig. Dass Craig Mikael Blomkivst spielte, fand ich passend. So fand ich auch seine Wirkung auf Frauen nachvollziehbarer.

Im Grunde „Gone Girl“ handelt doch mehr von der Wahrnehmung durch die Medien bzw. vom Blick von außen. Etwa durch die Polizei.

YP: Das ist auf jeden Fall eines der Kernthemen im Film, diese medialen Hetzjagden, die oft aus Quoten-Gründen aufgebauscht werden.

PD: Das ist auch die große Stärke des Films. Fincher zeigt schön wie sich diese Wahrnehmungen immer ändern. Die Kameraarbeit und die subtile Musik zeigen die immer gleichen Orte, in immer neuem Licht, so wie die Medien ihren Tonfall drehen und aus dem potentiellen Mörder der Schwiegersohn der Nation wird.

YP: Fincher punktet auch hier als Filmemacher, der sein Handwerk beherrscht. Wenn die Storys gut sind, dann umso besser („Zodiac“, „Se7en“, „Fight Club“). Wenn die Storys zu wünschen übrig lassen („Alien 3“, „The Social Network“, „The Curious Case of Benjamin Button“), dann bewundert man eben sein Handwerk. Man kommt eben nicht umhin, Fincher als Regisseur zu bewundern.

PD: Die Handlung von „The Social Network“ fand ich zwar sehr standardisiert, aber hier sind es die Dialog-Gefechte von Aaron Sorkin und Finchers leichtfüßige Inszenierung eben dieser, die den Film empor heben.

Übrigens, völlig verwirrt ließ mich dieser Artikel zurück, in dem die Schuldfrage besprochen wird. Was meinst du? Wer trägt die Schuld an den Geschehnissen. Nick oder Amy? Mich wundert ja wie es da überhaupt eine Diskussion geben kann? Wie soll Nick auch nur im Ansatz Schuld daran haben?

YP: Da hast du recht, weil Nicks Verhalten unter keinen Umständen Amys Taten rechtfertigen kann. Vieles geht von ihr aus und Punkt. Mir ging nur ein Gedanke durch den Kopf: Da haben sich Zwei gefunden, die gehören wirklich zusammen. Nick ist aber auch viel dunkler, als er zu sein vorgibt, das dürfen wir nicht vergessen. Erinnere dich an die Schlafzimmer-Szene zum Schluss des Films. Das wirft noch einige Fragen auf.

PD: Die Szene erklärt sich für mich aber auch durch diese Hölle, durch die er geschickt wurde und die ihm auch noch bevorsteht. Dass sich da im harmlosesten Fall dunkle Gedanken bei ihm zusammenbrauen, verstehe ich durchaus. Dass er kein Mustergatte war, ist ja auch klar ersichtlich, aber alleine dadurch eine Verantwortungsdiskussion zu starten, war mir zu viel.

YP: Für mich ist „Gone Girl“ einer der „besseren“ Finchers seit „Zodiac“. Außerdem ist es sein 10. Abendfüllender Spielfilm. Obwohl ich auch schon jetzt sagen kann, dass er nicht zu meinen Lieblingen zählt, facettenreich fand ich ihn schon.

PD: Für eine Einordnung ist es mir noch zu früh, aber mich hat er ein wenig kalt gelassen. Bemerkenswert auf rein technischer und inszenatorischer Ebene, aber kein Film, den ich mir oft ansehen werde. Damit reiht er sich eher bei Fincher-Filmen wie „The Game“ ein. Eine Enttäuschung wie „Alien 3“ oder „The Curious Case of Benjamin Button“ war es ja keineswegs.

YP: Vor allem steht endlich wieder eine starke Frauenfigur im Vordergrund. Wobei ich hin- und hergerissen war, was für ein Frauenbild da vermittelt wird. Schließlich bin ich der Ansicht, dass es ein vielseitiges ist. Schau dir die Frauen im Film an. Sehr viele Figuren, jede auf ihre Art und Weise vielschichtig.

PD: Fand ich gar nicht. Amy wird ziemlich klar als Psychopathin definiert. Die Vielschichtigkeit ergibt sich ja einzig durch die, von der Handlung diktierten, Drehungen und Wendungen. In diesem Sinn sind Nick und Desi genauso vielschichtig, da uns Fincher bewusst immer wieder neue Möglichkeiten der Definition über sie bietet. Da fand ich Lisbeth, um erneut auf „The Girl with the Dragon Tattoo“ zurückzukommen, vielschichtiger.

Das in „Gone Girl“ aufgezeigte Frauenbild unterscheidet sich aber nicht sonderlich von dem aus den Thrillern der späten 1980er oder frühen 1990er. Ob „Fatal Attraction“, „Single White Female“ oder „Basic Instinct“. Da unterscheidet sich Amy keineswegs von diesen, die Männlichkeit bedrohenden, Frauen.

YP: Und eine psychopatische Frau kann keine starke Frau sein, weil …? Sie mag solche Tendenzen haben, aber nichtsdestotrotz hat sie ihr Leben in der Hand, sie hat Nick in der Hand, sie hat ihr gesamtes Umfeld in der Hand. Das gelingt zB Lisbeth Salander nur mit Müh und Not und die bettelt immer um Blomkvists Erlaubnis. Eine starke Frau ist in meinen Augen eine selbstbestimmte Frau, egal wie verrückt sie scheint.

PD: Natürlich ist sie eine starke Frau, keine Frage, aber ich empfand sie nicht als vielschichtig.

YP: Und der größte Unterschied zwischen den Thrillern der Neunziger und „Gone Girl“ ist ein sehr drastischer: Amy gewinnt. Nick ist das arme Hascherl. Das ist in meinen Augen der springende Punkt. Nach dem Motto: Du hast dir dein Grab geschaufelt. Amy bedroht ihren Mann in keinster Weise. Sie spielt ihm einen Streich und dann ist wieder alles gut. Wirklich interessant ist das. Ein Thriller anno 1994 hätte Amy zu Grabe getragen.

PD: Gut, Sharon Stone ist am Ende von „Basic Instinct“ aber auch noch am Leben und wie wir durch die furchtbare Fortsetzung wissen, führte sie ihr Werk fort. Doch das ist die große Ausnahme gewesen. In „Fatal Attracton“ musste Glenn Close einen eindeutigen Filmtod sterben, weil es das Publikum so wollte. Amy hätte in einem Film in den 1990ern wohl auch entsprechend über die Klinge springen müssen. Da gebe ich dir Recht.

 

Richard Linklater

14 Samstag Jun 2014

Posted by filmimdialog in Personalia

≈ Ein Kommentar

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A Scanner Darkly, before midnight, Before Sunrise, Before Sunset, Ben Affleck, Bernie, Boyhood, Dazed and Confused, Ethan Hawke, Fast Food Nation, Keanu Reeves, matthew mcconaughey, Me & Orson Welles, Richard Linklater, Slacker, Tape, The Newton Boys, uma thurman, Waking Life

Der texanische Regisseur Richard Linklater hat dermaßen viele sehenswerte Filme gedreht, dass wir wahrscheinlich Bände mit Dialogen damit füllen könnten. Machen wir aber nicht, hier nur ein kurzer Streifzug durch sein beachtliches Werk.

PD: Was ist dein Lieblingsfilm von Richard Linklater?

YP: Gute Frage! Mit einer schnellen Antwort: eindeutig „Boyhood“. Bei dir?

PD: So sehr mir „Boyhood“ gefällt, aber da gefallen mir sowohl „Before Sunset“ als auch „Before Midnight“ ein klein wenig besser.

YP: Was ich schon sagen muss, die letzten 4 oder 5 Filme hat er es doch tatsächlich geschafft, sich qualitativ zu steigern. Von „A Scanner Darky“, über „Me and Orson Welles“, über „Before Midnight“, über „Bernie“ bis hin jetzt zu „Boyhood“. Es ist beeindruckend, was er in so kurzer Zeit auf die Beine stellt.

PD: Er hat sehr viele qualitativ hochwertige Filme in kurzer Zeit geschaffen und dabei auch noch in dem Zeitraum, in dem die von dir genannten Werke entstanden, an seinem großartigen „Boyhood“ gearbeitet. Das zeigt schon die Klasse Linklaters. Dennoch ist es doch ein wenig eine Achterbahnfahrt. Qualitativ gesehen.

„A Scanner Darkly“ (mit dem er ja an seinem experimentellsten Film, „Waking Life“, anknüpft) ist stärker als der löbliche aber zerfahrene „Fast Food Nation“ oder das süße aber doch etwas leichtgewichtige „Me & Orson Welles“.

YP: Was für „Boyhood“ und die „Before“-Reihe spricht, ist die Zeit. Er hat sich Zeit gelassen. Davon leben alle 4 Filme.

PD: Man merkt diesen Filmen auch die Reife an. Bei „Boyhood“ kann man die Einflüsse aus seinem gesamten Schaffen erkennen, während in der „Before“-Reihe nicht nur die Inszenierung ausgereifter wirkt, sondern auch die Charaktere und die Erzählung selbst. Kein Vergleich zu dem herrlich naivem „Before Sunrise“.

YP: Also nicht die Produktionszeit, sondern die Zeit dazwischen. In der schnelllebigen Industrie ist das fast ein Oxymoron. Da traut sich einer was. Das ist ganz was Besonderes.

PD: Seine besten Filme leben von der Zeit, die er sich nimmt. Auch wenn „A Scanner Darkly“ und „Fast Food Nation“ gemeinsam bei den Filmfestspielen von Cannes präsentiert wurden, so ließ er sich für die Nachbearbeitung von „A Scanner Darkly“ über ein Jahr Zeit. Dies sieht man der großartigen Adaption von Philip K. Dicks Roman auch an.

YP: Was Linklaters Filme außerdem noch auszeichnet: die Protagonisten weigern sich, erwachsen zu werden. Besonders die männlichen. Egal, ob Jesse aus der „Before“-Reihe, Mason aus „Boyhood“, oder die Teenager aus „Slacker“ und „Dazed and Confused“.

Und der Stellenwert, den er der Musik bzw. dem Soundtrack einräumt. Auch besonders in „Dazed and Confused“, „School of Rock“ und wieder „Boyhood“.

PD: So hatte ich das gar nicht betrachtet. Da ist schon etwas dran.

Es gibt aber auch Filme in seiner Werkliste, in denen die Männer sich mit Haut und Haaren einem anderen Lebensstil verschreiben. Die Bankräuber in „The Newton Boys“ inszeniert er als Männer der Tat, die wissen, dass ihnen das Leben nur diese eine Chance gibt und sie nehmen sie sich. Jack Black in „School of Rock“ mag zwar nicht ein Mann mit Verantwortungsbewusstsein sein, aber er bleibt auch an seinem Traumbild hängen, der Karriere als Musiker.

YP: Natürlich, nicht nur!

PD: Wichtig sind bei Linklater auch die etwas aus dem Rahmen fallenden Typen. So wie sie zuhauf in „Slacker“ auftauchen, oder auch in „Waking Life“, „A Scanner Darkly“ oder selbst in „Boyhood“ (der mit sich selbst sprechende Mann im Diner).

YP: Da steckt eben so viel drinnen. Wobei Celine aus den „Before“-Filmen eindeutig mein Lieblings-Linklater-Charakter ist. Und ich rechne ihm hoch an, dass er immer wieder tolle Frauenfiguren schreibt. Auch Violetta aus „Boyhood“. Das sind starke Frauen, die nicht durch die Mutterrolle definiert werden. Die Figuren sind nachvollziehbar und nicht einfach Einheitsbrei.

PD: Es stehen zwar die männlichen Figuren immer ein wenig im Vordergrund, wohl auch weil mit Ethan Hawke ein loyaler Mitspieler beinahe immer dabei ist, aber mir gefallen auch viele der von ihm kreierten weiblichen Charaktere. Etwa die von Uma Thurman gespielte Amy in „Tape“.

Der Film scheint sich um die Rivalität der beiden Männer (Hawke und Robert Sean Leonard) zu drehen, selbst als Amy auftaucht. Doch im Endeffekt sieht man, dass das Geschehen in ihren Händen lag. Diese Rolle der Kontrolle im Hintergrund hat er immer wieder eingebaut.

YP: Weil eben viele Aspekte in seinen Filmen autobiographisch gehandhabt werden. Wenn du dir „Boyhood“ anschaust und wie Linklater seinem Geburtsstaat diese bedeutende Rolle zugesprochen hat.

PD: Das macht auch den Reiz seiner Filme aus. Selbst wenn Stars wie Keanu Reeves oder Bruce Willis darin auftauchen, so ist er (bislang) nie im Hollywood-System gelandet. Er lebt und arbeitet in Austin (das er aber in „Boyhood“ ein klein wenig glorifiziert, für meinen Geschmack) und man merkt ihm auch diese Verbundenheit an.

YP: Das macht seine Filme umso authentischer.

Ich habe ja zum Beispiel einen Faible für diesen breiten Südstaaten-Akzent, wie in Matthew McConaughey in „Bernie“ spricht.

PD: McConaughey und Linklater. Eine Verbindung die ich zunächst ganz übersah. Dabei debütierte McConaughey ja in „Dazed and Confused“ und war ein toller Lead in „The Newton Boys“.
Der von dir erwähnte Musik-Aspekt ist ja auch mit der lebendigen Musikszene von Austin verbunden.

Authentisch fühlen sich alle seine Filme an. Einzig das Remake „Bad News Bears“ möchte ich, wohl weil es ein Remake ist, nicht so unbedingt sehen.

YP: Auch die „Before“-Filme, die alle eigentlich Übersee und in Europa spielen. Wien, Paris, Griechenland. Und sowohl Jesse als auch Celine vermitteln Authentizität. Das sind Figuren, wie sie der Realität entnommen sind.

PD: Wohl auch, weil der erste Film zum Teil auf einer Begebenheit beruht, die Linklater selbst widerfuhr.

YP: Wenn du dir nachträglich vor Augen führst, wer in „Dazed and Confused“ mit von der Partie ist und wer sich noch immer hoch im Kurs hält.

PD: Ben Affleck, Matthew McConaughey.

YP: In kleineren Rollen, aber dennoch: Renée Zellweger, Mila Jovovich.

PD: Wiley Wigins, mit dem er dann „Waking Life“ drehte. Parker Posey. Adam Goldberg.

YP: Wobei es schon immer die selben Gesichter sind, die man sieht: Ethan Hawke, Jack Black. Matthew McConaughey.

PD: An Zellweger konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Linklater arbeitet nun einmal offenbar auch gerne mit demselben Team. Selten dass einmal jemand wie Greg Kinnear in dieses Team hinein bricht, wie bei „Fast Food Nation“. Keanu Reeves hat zwar in „A Scanner Darkly“ hervorragend hinein gepasst, aber er war wohl auch ein wenig der nötige Promi-Schauspieler, um den Film zu finanzieren.

Mich erstaunt ja, wie sehr sich Linklater einerseits im Laufe seiner Karriere wandelte und doch in jedem seiner Filme, seinem Stil treu blieb. Von der Reife der „Before“-Filme oder dem Humanismus in „Boyhood“ ahnt man bei „Slacker“ oder „Dazed and Confused“ noch gar nichts. Während die Leichtlebigkeit und die Freude an der Musik in „School of Rock“ nun wirklich niemand überraschen dürfte.

YP: Es geht auch darum, dass er mit seinen Filmen erwachsen geworden ist. Dafür ist „Boyhood“ der beste Beweis. Nicht als Regisseur, weil diese Anfangsfilme sind an und für sich gelungen, aber als Mensch.

Die aktuelleren Filme finde ich viel reifer, ausgeklügelter, durchdachter.

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