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Schlagwort-Archiv: Ben Mendelsohn

Bloodline – Staffel 1

21 Freitag Aug 2015

Posted by filmimdialog in TV

≈ Ein Kommentar

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Ben Mendelsohn, Bloodline, Chloe Sevigny, Kyle Chandler, Netflix, Sam Shepard, Sissy Spacek, Slow West

Die erste von Netflix produzierte und von einem großen Studio gedrehte Serie „Bloodline“ verspricht auf den ersten Blick ein dichtes und düsteres Familiendrama zu werden. Wir haben die erste Staffel auf Herz und Nieren überprüft und wollen unserer Meinung Ausdruck verleihen.

Dieser Text enthält einige Spoiler!

PD: Meine erste spontane Reaktion nach den letzten Momenten der ersten Staffel, war Enttäuschung.

YP: Irgendwie hat „Bloodline“ keinen allzu großen Eindruck bei mir hinterlassen. Während der Sichtung dachte ich mir schon: irgendwie ist das anstrengend. Und tatsächlich wurde es dann nur Szenenweise anstrengend. Spannung will ich der Serie nicht absprechen, aber die Art, wie die Geschichten erzählt werden, das wirkt nach einiger Zeit richtig ermüdend. Mir kommt jede Folge der Serie so vor, wie oft die Cliffhanger-Serien ganzer Staffeln und ich bin „Game of Thrones“ gewöhnt.

Außerdem versprüht die Serie dann zeitweise einen Flair von „Denver Clan“ und „Dynastie“ nur ohne Weichzeichnungs-Optik der Achtziger Jahre. Die Familienintrigen sind die gleichen, vielleicht sind sie in „Bloodlines“ nicht so offensichtlich.

PD: Das überrascht mich jetzt dann doch. Schließlich hatte ich aus deinen ersten Reaktionen auf Twitter geschlossen, dass du der Serie regelrecht verfallen wärst. Jetzt bin ich richtig beruhigt, dass ich in meiner Ungeduld nicht völlig alleine bin.

Es hat schon seinen Sinn, dass sich die Konflikte recht langsam entwickeln und die Motive derer dann auch erst im Laufe der 13 Episoden offenbaren, aber während in den ersten Episoden die Voraus- oder Rückblenden (je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet) dominierten, kamen im weiteren Lauf der 1. Staffel immer mehr Cliffhanger zum Einsatz. Gute 50 Minuten ließ man so gut wie kein Tempo aufkommen, nur um dann zum Ende hin, dem Zuseher doch noch zu vermitteln, dass man sich die nächste Episode ansehen sollte.

Deshalb war ich dann auch enttäuscht, als die Staffel erneut auf einem Cliffhanger endete. Die Erzählung rund um die Heimkehr des schwarzen Schafes Danny Rayburn (Ben Mendelsohn) hätte als abgeschlossene limitierte Serie besser funktioniert.

YP: Dir entgeht auch wirklich nichts. Aber nachdem ich dir im Juli dermaßen überschwänglich vorgeschwärmt habe, gerate ich jetzt natürlich in Erklärungsbedarf. Tatsächlich war ich anfangs von der Serie sehr angetan, die ersten drei oder vier Folgen habe ich sogar an einem Tag im Binge-Modus eingesogen, die finde ich nach wie vor sehr sehenswert. Dann folge ein Durchhänger, der mit dem dramaturgischen Durchhänger in der Serie zusammenhängte. Was ist da eigentlich im Mittelteil der Staffel passiert?

PD: Für mich begann das Drama bereits in Episode 2. Während ich den Beginn noch wie einen langen Epilog bewertete, der die Figuren behutsam in Position brachte, zog sich der Handlungsbogen aller Figuren einfach viel zu lange dahin. Einzig bei Danny war ein wenig mehr Dynamik im Spiel, da er auch schlicht mehr erlebte. Zudem gefiel es mir, die viel zu selten gesehene Chloe Sevigny als seine Freundin zu sehen.

Ein wichtiger Punkt für die Serie war aber, der Tod des Familienpatriarchen (Sam Shepard). Dadurch wurden diverse Diskussionen, rund um den Verbleib von Danny im Familienverbund und auch -betrieb von Neuem entfacht, was ein wenig ermüdete. Vor allem da die Geschwister – bis auf Kyle Chandlers John – recht austauschbar wirkten.

YP: Diese Familiengeschichte entblättert sich zwar wie erwartet, aber in einem mühseligen Tempo, welches sich nicht gerade positiv an die Aufmerksamkeit des Publikums auswirkt. Wobei ich Sam Shepards Vater nicht als Patriarchen bezeichnen würde. Bei den Rayburns gibt es eine flache Hierarchie, das lässt sich auch gut an der Dynamik erkennen. Über Dannys Verbleib entscheidet schließlich jedes einzelne Familienmitglied und nicht der Vater alleine.

Eigentlich wäre es sehr doch einfach. Danny (Ben Mendelsohn) – der verlorene oder verstoßene Sohn, das schwarze Schaf der Familie – kommt zurück und gräbt ein bisschen in der Vergangenheit seiner Familie herum. Für seinen Vater und seine Geschwister ist er die Persona non grata obwohl alle anderen – buchstäblich – genug Leichen im eigenen Keller haben.

Eigentlich war Kyle Chandler (den ich seit „Friday Night Lights“ großartig finde) der Grund, warum ich überhaupt in die Serie reingeschaut habe. Nun stellt es sich nach der Sichtung von „Bloodline“ heraus, dass ich jetzt großer Ben Mendelsohn-Fan geworden bin.

PD: Meine Anhaltspunkte, um überhaupt mit der Serie zu beginnen, waren Sam Shepard, Sissy Spacek und Chloe Sevigny. Alle drei liefern auch gute Darstellungen, aber ihre Charaktere sind schon sehr oberflächlich geraten. Viel schlimmer fand ich da nur den Heißsporn Kevin (Norbert Leo Butz) und die Anwältin Meg (Linda Cardellini). Ihre Konflikte konnten mich so gut wie nie einnehmen. Es war mir schlicht egal, da der Hauptfokus auf John und Danny sowie die Beziehung zu den Eltern gelegt war.

Hätte sich die Serie mehr auf darauf konzentriert, anstatt die Charaktere in alle möglichen Nebenhandlungsstränge zu verwickeln – etwa Johns Ermittlungen zu den Immigranten -, wäre ich wohl mit einem positiveren Fazit aus der ersten Staffel heraus gekommen. So jedoch, fand ich es regelrecht traurig, wie eine fantastische Leistung wie jene von Ben Mendelsohn, in einer derart zähen und zerfahrenen Serie unterging.

YP: Wenn deine Anhaltspunkte sich auf diese drei Nebenrollen konzentrieren, dann überrascht mich deine Conclusio auch kaum. Von den Figuren Kevin und Meg war ich schlichtweg genervt, beide haben sich eindeutig nicht im Griff und dreschen auf Danny los. Mir gefielen vor allem jene Szenen mit John und Danny, den beiden ältesten Kindern der Rayburns.

Was allerdings wirklich gelungen rüberkam, war diese Hin- und Hergerissenheit der Moralvorstellungen aller Figuren. Bei manchen mehr (John, Danny), bei manchen weniger (Meg, Kevin).

PD: Die innere Zerrissenheit, was mit Danny zu geschehen habe, war bei John schön dargestellt. Kyle Chandler konnte da sehr viel vom Innenleben des Charakters offenlegen, so wie es Ben Mendelsohn mit einem einzigen Blick schaffte, von Bemitleidenswert zu Einschüchternd zu wechseln.

Allerdings kamen auch die Rayburn-Eltern ein wenig zu kurz. Sie schienen immer nur dann ins Geschehen miteinbezogen zu werden, wenn die endlosen Diskussionen rund um Dannys Verfehlungen, wieder mal einen Nullpunkt erreicht hatten. Das gilt vor allem für die Episoden, nach dem Tod von Sam Shepards Figur. Dass sich dies mit der zweiten Staffel wohl ändern wird, kümmert mich jedoch nicht mehr. Als in sich geschlossene Erzählung hätte „Bloodline“ mehr Charme gehabt.

YP: Nichtsdestotrotz möchte ich nicht ausschließen, dass ich mir die zweite Staffel ansehen werde.

PD: Hier könnte der Netflix-Algorithmus dafür sorgen, dass ich auch in die zweite Staffel hinein kippe. Bei meiner aktuellen Befindlichkeit, sehe ich allerdings wenig Grund, weshalb ich „Bloodline“ ohne Ben Mendelsohn weiter verfolgen soll.

Slow West

14 Freitag Aug 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Ben Mendelsohn, Caren Pistorius, Dead Man, Jauja, John Maclean, Kodi Smit-McPhee, Meek's Cutoff, Michael Fassbender, Slow West, The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford

Der Trailer von „Slow West“ – dem Kinodebüt von John Maclean – verspricht auf den ersten Blick einen vielversprechenden Western. Doch genügt es Michael Fassbender in eine schön abgefilmte Landschaft zu stellen?

PD: Michael Fassbender hat es geschafft. Er ist mittlerweile in der Riege jener Schauspieler, deren Projekte ich mir ansehe, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, worum es überhaupt geht. Bei „Slow West“ war dies der Fall. Ich wusste nur, dass Michael Fassbender mitspielt und es wohl ein Western sein würde.

YP: Mittlerweile sind die Filme, in denen er mitspielt genauso gut wie seine Performances. Seit „Inglourious Basterds“ lasse ich keinen Film, in dem er mitspielt, aus und in letzter Zeit ist es sogar auch so, dass sein Name schon reicht, um mich ins Kino zu locken. Großartig finde ich auch, dass „Frank“ einen Österreich-Start (4. September 2015) hat. Dann gibt es da noch „Macbeth“ und „Steve Jobs“. Das klingt doch alles so aufregend …

PD: „Macbeth“ ist ohnehin eines meiner Highlights der kommenden Monate. Natürlich ist es toll, dass Fassbender seine Werke in die Kinos der ganzen Welt bringt, was jetzt aber nicht heißt dass ich von „Slow West“ völlig überzeugt war. Zumindest liefert der Film exakt was der Titel verspricht, einen dezidiert langsam erzählten Western. Das wird aber mit der Zeit auch zu einer Geduldsprobe, da die Charaktere keineswegs interessant sind.

YP: Dem Treiben im Film hätte ich Stunden zusehen können, mir gefiel das Tempo und keine Sekunde empfand ich das so wie du – im Gegensatz zu „Listen Up Philip“, den ich vor einiger Zeit gesehen habe und danach nervlich am Ende war. „Slow West“ hatte eine so angenehme Erzählweise, dass es eine Freude war, an dieser filmischen Entschleunigung teilzunehmen. Im Gegensatz zu den meisten Sommerblockbustern.

PD: Der langsame Stil und vor allem der lakonische Witz erinnerten mich stark an „Dead Man“ von Jim Jarmusch. Diesem Film hätte ich über Stunden zusehen können, aber nicht nur aufgrund des Erzählrhythmuses, sondern vor allem aufgrund der interessanten Charaktere. Was mir bei „Slow West“ fehlte, war zumindest eine Person, die eine spannende Hintergrundgeschichte zu bieten hatte. Das glich Regiedebütant John Maclean zwar durch wunderschöne Naturaufnahmen und einen bitterbösen Humor (das Salz welches wortwörtlich in die blutende Wunde gestreut wird) aus, aber vollends konnte es mich nicht überzeugen. Es ist ein respektabler Genrebeitrag, aber gerade im modernen Western gab es in den letzten Jahren etliche fantastische Beiträge, die ich da noch ein wenig darüber ansiedeln würde. Etwa „The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford“ von Andrew Dominik oder „Jauja“ von Lisandro Alonso.

Ebenfalls Filme die sich bewusst langsam entfalteten. Im ganz bewussten Gegensatz natürlich zum Blockbuster-Kino.

YP: Alleine viele der Einstellungen im Film waren eine wunderschön komponierte optische Wucht. Dass sich der Film so zurückgehalten hat, spricht für die Erzählung. Wunderbar auch die poetischen Textzeilen. Es gab so unendlich viele kleine Momente voller Bedeutung darin. Und ich habe noch gar nicht begonnen, über die großartige Besetzung jenseits von Michael Fassbender zu sprechen. Da haben wir einmal den Schurken Ben Mendelsohn, der auch irgendwie viel zu kurz kam – Rollenbedingt. Dann haben wir Caren Pistorius, die Rose verkörperte. Und dann haben wir noch das Greenhorn Jay Cavendish, den Western-Romeo, gespielt von Kodi Smit-McPhee (bekannt aus der US-amerikanischen Verfilmung von Thomas Alfredsons „Let The Right One In“.

Zu meinen Lieblingsszenen gehört übrigens die Szene im westerlichen Tante-Emma-Laden. Und wo Cavendish auf den Schriftsteller trifft.

PD: Schön, dass du die Szene mit dem deutschen „Schriftsteller“ ansprichst. Diese ist sehr humorvoll und mit bitterem Witz, vor allem da sich ja die oberflächliche Freundlichkeit schließlich in Verschlagenheit wandelt, aber sie steht für mich auch exemplarisch für den Rest der Erzählung. Diese besteht aus hintergründigen und zum Teil sehr lustigen Anekdoten aus der Reise von Jay, der bei fast jeder Begegnung mit anderen Abenteurern schließlich Leichen hinter sich zurück lässt.

Die Motivation für seine eigene Reise war mir aber viel zu schwach ausgearbeitet. Klar, er war in Rose (stark gespielt von Pistorius) verliebt und sie offensichtlich nicht in ihn, aber es erschien mir eher etwas oberflächlich in die Handlung hinein geworfen, damit man einen Grund hat, Jay auf die Reise zu schicken. Genau genommen hätte man Jay gar nicht benötigt. Silas (Fassbender) und Payne (da wurde bei Mendelsohn Potential liegen gelassen) wären auch so auf die Spur von Rose und ihrem Vater gestoßen und hätten früher oder später auch so das finale Duell mit ihr gehabt. So schön frühe Szenen mit Jay – etwa die Begegnung mit den drei Sängern – auch ist, so wenig brachte ausgerechnet der Hauptcharakter wirklich in die Erzählung mit ein. Abgesehen davon kannte ich Kodi Smit-McPhee zuvor vor allem aus „The Road“.

YP: Öfter musste ich dabei eher an „Meek’s Cutoff“ von Kelly Reichardt denken. Können wir bitte noch ein zwei Sätze zur musikalischen Komponente des Films sprechen. Den Score habe ich noch immer im Kopf, der hat einen unglaublich schönen Eindruck hinterlassen. Die Titelmusik begleitet mich schon seit Sichtung des Trailers, aber seit dem Film hat sich das bei mir richtig eingebrannt. Alleine dann das Antreffen der Trommler mitten im Nirgendwo ist so bizarr. Es verdeutlicht so die Örtlichkeit und doch fiel mir eine geografische Zuordnung nicht leicht. Wir haben europäisch anmutende Flüchtlinge, dann Französischsprechende Musiker, einen deutschen Schriftsteller mitten in wüstenartiger Landschaft. Das ist eine wilde Mischung und das wild beschreibt nicht die karge Western-Landschaft.

PD: Wenn ich so darüber nachdenke, dann blieb mir von der Musik kaum etwas hängen. Was mich überrascht, denn mein Gefühl während des Films sagte mir, dass mich dieser Soundtrack länger begleiten wird.

Das Zusammentreffen mit den Musikern mitten im Nirgendwo hat mir sehr gut gefallen. Das vermittelte den Eindruck eines Fiebertraumes, wie da plötzlich drei Männer stehen und vor sich hin singen. Es ist wahrscheinlich, aufgrund einiger Hinweise, sicher möglich, genau festzustellen, in welchem Teil der USA sich das Geschehen hätte zutragen sollen (vor allem da im Süden Neuseelands gedreht wurde), aber das erschien mir überhaupt nicht wichtig. Gezeigt wurde eine Idee eines Wilden Westens, wie ihn John Maclean sieht. Karg und voller skurriler Charaktere.

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