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Birdman: Or (The Unexpected Virtue of Ignorance)

24 Dienstag Feb 2015

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Amy Ryan, Birdman, Boyhood, Edward Norton, Emma Stone, Lindsay Duncan, Michael Keaton, Oscar, Zach Galifianakis

„Birdman“, der den diesjährigen Academy Award für den besten Film erhielt, möchten wir natürlich nicht unbesprochen lassen.

PD: Jetzt hat „Birdman“ den Oscar als Bester Film erhalten. Damit kann ich leben.

YP: Damit kann ich gut leben. Für mich war es entweder „Birdman“ oder „Boyhood“, auch wenn letzterer der bessere Film war. Aber mir fehlen auch noch „American Sniper“ und „Selma“, das muss ich dazusagen. Und „Birdman“ war der filmischere Film, eine kritische Auseinandersetzung und auch ein bisschen Hollywood-Selbstbeweihräucherung auch. Das lieben die doch heiss und innig.

PD: Mir fehlen auch noch drei Filme aus der Liste der Nominierten, aber ich würde auch „Inherent Vice“ in Konkurrenz dazu stellen.

Du sprichst exakt den Punkt an, der mich ein wenig reserviert zurücklässt. Ja, es ist technisch ein sehr feiner Film, darstellerisch exzellent und sowohl Demontage als auch Glofizierung der Film- und vor allem Schauspielwelt, doch gerade dieser Hang zur Nabelschau hätte mir „Boyhood“ als Gewinner dann doch sympathischer gemacht.

YP
: Weil „Boyhood“ auch so eine Herzensangelegenheit mit Tiefgang ist. Ich muss aber dazusagen, dass mich „Birdman“ richtig umgeworfen hat und mir gefällt die Darstellung dieser Glorifizierung. Darüber hinaus ist es schön, Michael Keaton wieder in einer so großen Rolle zu sehen. Ich mochte ihn in den 90ern sehr gerne. Erinnerst du dich an den frühen Burton „BeetleJuice“?

PD: Das dargestellte Bild eines ehemaligen Stars der sich als ernsthafter Bühnenschauspieler rehabilitieren will, hat mir auch gut gefallen. Vor allem da Michael Keaton endlich mal eine Chance bekam zu zeigen, was er kann. Teilweise geriet die Balance in „Birdman“ aber ein wenig ins kippen, und zwar in dem Moment, in dem Edward Norton (auch sein eigenes Image zerfetzend) als selbstgefälliger Mike Shiner auftrat. In diesen ersten Duellen, schien mir, als würde der Fokus langsam in Richtung Norton wandern, was mich auch sehr freute.

An Keaton erinnere ich mich hauptsächlich wegen „Batman“ und Jahre später habe ich „BettleJuice“ nachgeholt.

YP: Wobei dieser hektische Theaterbetrieb sehr treffend mit den langen Kamerafahrten festgehalten wurde. Der Freejazz-Score passte auch ganz gut und ist für mich schon das Trademark für „Birdman“. Wie toll ist die Tatsache, dass alles in einer einzelnen langen Fahrt erscheint.

PD: Die Dynamik der schön zusammengesetzten langen Takes zu offenbar einer langen Einstellung, harmonierte sehr gut mit dem Score. Das plötzlich in den Gängen des Theaters auftauchende Schlagzeug gehört gemeinsam mit Riggans Unterhosen-Lauf über den Times Square zu den prägensten Momenten.

Weniger gefiel mir das recht eindimensional gezeigte Verhältnis zur Kritikerin. Das war recht platt.

YP: Ach, dieser aufbrausende Monolog von Riggan. Wenn ich etwas störend fand, dann die eher platte Beziehung Riggans zu seinen Frauen (Freundin, Ex-Ehefrau, Tochter, Theaterkollgegin). Auf mich wirkt das dann so, als wäre er so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er für niemanden sonst auf der Welt Zeit und Interesse hat. Macht ihn nicht unbedingt sympathisch, aber menschlich.

PD: Dafür fällt die hochnäsige Kritikerin (Lindsay Duncan) auch bei der erstbesten Gelegenheit um und feiert Riggans Darstellung. Da hatte ich mir etwas mehr Finesse erwartet. Stattdessen erinnerte mich ihre Rolle an das Mel Brooks-Zitat: „Critics are like eunuchs at an orgy – they just don’t get it.“

Die Frauen waren ohnedies nicht ganz so interessant wie die Männer (auch Zach Galifianakis als Riggans Anwalt und Manager gefiel mir ganz gut). Man hätte auch Riggans Tochter Sam (Emma Stone) ohne Probleme aus dem Film streichen können. Es wäre dem Film wenig verloren gegangen.

YP: Aber ohne familiären Bezug wäre er unantastbar und abgehoben, das war schon ganz in Ordnung, das zu Gesicht zu bekomen.

Leider fand ich niemanden außer Riggan in diesem Film interessant. Ich würde auch nicht behaupten, dass Norten Keaton die Show stieht, für mich was das aufgesetzt, aber unterhaltsam, was wir von Norten zu sehen bekommen.

PD: Dafür hatte er ja zwei schöne Szenen mit seiner Ex-Frau (gespielt von Amy Ryan). All seine Konflikte, seine Probleme Beruf und Familie zusammenzuführen, waren in diesen beiden Szenen auf den Punkt gebracht. Emma Stone spielte ihre Rolle sehr gut, aber ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass sie noch etwas zum Film beitrug.

YP: Bei mir sind seit der Sichtung einige Wochen vergangen und was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war nur der innere Kampf, den Riggan gegen sich selbst führt. Die Rolle des Riggans scheint Keation an den Leib geschrieben worden zu sein. Diese Verweise machen den Film für mich mehr als sehenswert.

Das Jahr 2014 im Rückblick

02 Freitag Jan 2015

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12 years a slave, 20.000 Days on Earth, A Girl Walks Home Alone at Night, All Is Lost, american hustle, Bande de filles, Belle, Boyhood, Das finstere Tal, Deux Jours Une Nuit, Edge of Tomorrow, Her, Interstellar, Leviathan, Life Itself, Locke - No Turning Back, Maps to the Stars, Nebraska, Night Moves, Nightcrawler, nymphomaniac, Serena, Snowpiercer, The Act of Killing, The Grand Budapest Hotel, The Monuments Men, The Other Woman, the wolf of wall street, Tom à la ferme, Under the Skin

Wie schon im Vorjahr, ziehen wir zum Jahresende ein Resümee.

PD: Das Jahr 2014 st zu Ende. Zeitpunkt um ein Fazit zu ziehen. Welche Filme haben es bei dir geschafft, einen Eindruck zu hinterlassen?

YP: Ich möchte auf eine Reihenfolge verzichten: „12 Years a Slave“, „Boyhood“, „Under the Skin“, „Dido Elizabeth Belle“, „Girlhood“, „Stories We Tell“, „Tom à la ferme“, „Nebraska“, „Snowpiercer“, „Locke – No Turning Back“, „Night Moves“.

PD: In alphabetischer Folge, die mir auch sympathischer ist denn eine Platzierung zu wählen: „12 Years a Slave“, „All is Lost“, „Boyhood“, „Deux Jours, Une Nuit“, „Her“, „Interstellar“, „Night Moves“, „Nymph()maniac Vol 1. & 2„, „Snowpiercer“, „Under the Skin“.

Lobenswerte Erwähnungen verteile ich dieses Jahr an: „20.000 Days on Earth“, „Edge of Tomorrow“ und „Das finstere Tal“. Nicht unerwähnt lassen möchte ich „Life Itself“, auch wenn dieser „nur“ als Stream verfügbar war.

YP: Lobenswerte Erwähnungen finden bei mir die Festival-Beiträge: „Leviathan“ und „A Girl Walks Home Alone at Night“.

„Life Itself“ ist auch so ein Film, den ich jedem Filmbegeisterten unbedingt nahelegen möchte.

PD: Ich war auch unschlüssig, ob ich „20.000 Days on Earth“ mit in die Liste nehmen soll, da ich den „nur“ bei der Viennale gesehen habe. Das war aber eine Musik-Dokumentation, die einen derart tiefen Eindruck hinterließ, dass ich sie einfach nicht unbeachtet lassen wollte.

Interessant dass wir diesmal fünf übereinstimmende Filme haben. Im Vorjahr kamen wir noch auf sieben Übereinstimmungen. Zumindest Richard Linklater hat es zum zweiten Mal in Folge in meine/unsere persönliche Bestenliste geschafft.

YP: Zu Recht auch, denn wir haben uns schon bei unserem Dialog dazu geeinigt, dass „Boyhood“ Linklaters bisher bester und reifster Film ist. Umso weniger verwunderlich, dass er sich auf den Bestenlisten für dieses Jahr wiederfindet. Ein wirklich sehr wichtiges Zeitdokument, könnte man fast sagen. Ich möchte heuer auf eine Reihung verzichten, aber „Boyhood“ ist da ganz ganz oben.

Das ist natürlich auch „12 Years a Slave“. Ein Film, der seinen Oscarrreichen Regen vollkommen verdient hat.

PD: Das sind zwei Filme, die mir auch noch jetzt, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, in den Sinn kommen, wenn ich an das vergangene Kinojahr denke. Linklater und McQueen haben beide ihre bislang reifesten und komplettesten Arbeiten abgeliefert. Als kleinen Makel sehe ich dann doch, dass ich beide Filme wohl nicht so schnell wieder sichten werde. Das liegt vor allem daran, dass beide sehr viel vom Zuseher abverlangen und auch sehr viel wieder zurückgeben. Es sind beides intensive Filme.

Intensiv waren aber auch andere Filme auf meiner Liste. „Nymph()maniac Vol 1. & 2“ etwa in einem Stück zu sehen, erfordert sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen.

YP: Wir haben ein gutes Filmjahr hinter uns. Wobei dieser Lars Von Trier-Film für mich keinen besonders guten Nachgeschmack hinterlassen hat. Ehrlich gesagt, bin ich auch überrascht, den auf deiner Bestenliste zu finden. Genausowenig wie „Interstellar“.

PD: Ich hatte meine Probleme mit „Nymph()maniac“, vor allem mit dem zweiten Teil, aber es ist lange her, dass mit von Trier derart gefesselt hat. Abgesehen von Teilen des zweiten Teils und dem Schluss, ein großartiger Film. Vor allem das Zusammenspiel von Charlotte Gainsbourg und Stellan Skarsgard hat mir gefallen.

Bei „Interstellar“ sind wir ja geteilter Meinung, aber der ist mir genauso positiv und intensiv im Gedächtnis geblieben. In Sachen Blockbuster-Kino mein persönliches Highlight. „Snowpiercer“ und „Edge of Tomorrow“ gehören zu den anderen beiden „Tentpole“-Filmen, die mich unterhielten und zugleich nicht zu sehr mit Logiklöchern quälten.

YP:“Melancholia“ ist der letzte Film von von Trier, der mir dermaßen positiv in Erinnerung geblieben ist. Interessant ist „Nymph()maniac“ auch eher der Director’s Cut-Version. Bei der Viennale habe ich es leider nicht dazu geschafft.

Für mich war das Jahr 2014 sowieso mehr das Jahr des abwechslungsreichen Kinos, wie du auch meiner Filmliste entnehmen kannst. Bis auf „Snowpiercer“ findet sich auch kein Blockbuster auf meiner Liste.

Alleine meine Liste der erwähnenswerten Filme ist heuer besonders lang: „The Grand Budapest Hotel“, „Maps To The Stars“, „The Act of Killing“.

PD: Es gab heuer wirklich viele erwähnenswerte Filme. „The Wolf of Wall Street“ oder „Nightcrawler“. Das sind aber beides Filme, die für mich eher aufgrund der tollen Hauptdarsteller in Erinnerung bleiben. Dasselbe trifft für mich auf „Locke“ zu. Das ist eine hervorragende darstellerische Leistung von Tom Hardy, aber das Auto-Kammerspiel an sich hat dann doch etwas an Reiz verloren.

Man spricht immer von der Krise des Hollywood-Kinos und im Angesicht der Marvel-Lawine oder zu sehr ausgewalzter Blockbuster wie der „Hobbit“-Trilogie kann man natürlich in Kulturpessimismus verfallen, aber wenn man dann wieder sieht, dass es da auch noch Filme wie „Night Moves“ oder „Under the Skin“ und „All is Lost“ gab, dann habe ich nicht ganz so große Sorgen, was den amerikanischen Film angeht. Überrascht war ich davon, „Nebraska“ auf deiner Liste zu sehen. Der gehört eher zu meinen leisen Enttäuschungen des vergangenen Jahres.

YP: Ach nein, das war ein Road Movie ganz nach meinem Geschmack. Eine triste Famliengeschichte, wo grundsätzlich nicht viel passiert. Die Besetzung war fantastisch.

PD: Bruce Dern hat mir gut gefallen, aber ansonsten hat mich dieser Film von Payne (im Gegensatz zu seinen anderen Werken bislang) überraschend unberührt zurückgelassen. Dein Eintrag „Stories We Tell“ hingegen, hat mich zuweilen sogar verärgert. Geradezu wie ein Mantra ging mir bei dem Film die Frage durch den Kopf, weshalb mich diese Familiengeschichte interessieren soll.

YP: Ich sehe den Film auch nicht als Familiengeschichte, sondern eher als eine spannende und besonders durch ihre filmische Aufarbeitung gelungene Geschichte einer wichtigen Zeitgenössischen Filmemacherin.

Dank dir muss ich jetzt „Edge of Tomorrow“ unbedingt sehen. Wie kann es sein, dass du mir den noch nicht empfohlen hast?

PD: Gerade die Inszenierung gefiel mir gar nicht. Den nachgestellten Szenen aus der Familienhistorie haftete der Charme einer billigen TV-Produktion an. Zudem fühlte ich mich von Polley manipuliert. Die von ihr aufgedeckten Geheimnisse, schienen innerhalb der Familie gar kein Geheimnis zu sein. Von der Regisseurin so sensibler Filme wie „Away from Her“ und „Take This Waltz“ war das ein überraschend schwacher Film.

Den habe ich dir wirklich nicht empfohlen? Das muss ich an dieser Stelle sofort nachholen. „Edge of Tomorrow“ versinkt sehr schön in seinem „Groundhog Day“-artigem Konzept. Es hat einen sehr bösen Witz, Tom Cruise immer wieder und wieder sterben und scheitern zu sehen.

YP: Der Film heißt „Stories We Tell“. Manipulation ist ein zu starkes Wort. Wenn du das von diesem Standpunkt betrachtest, darfst du überhaupt nicht mehr ins Kino gehen. Ich fand es grandios, wie sie uns da Ihre Familiengeschichte – eine obendrein ziemlich beliebige Geschichte – präsentiert. Da ging es mir nicht so sehr darum, wie sie Geheimnisse lüftet, sondern wie sich sich das von der Seele filmt. Das muss für sie auch unglaublich einnehmend gewesen sein, mit dermaßen Privatem an die Öffentlichkeit zu gehen. Und trotzdem macht sie es mit einem Augenzwinkern.

PD: Was mich in Bezug auf das vergangene Filmjahr wieder etwas traurig stimmt, ist dass ich wieder einmal kaum österreichische Filme gesehen habe. Dabei hätte es genügend interessante Arbeiten gegeben.

YP: „Das finstere Tal“ ist ein toller Film, mir leider nicht bedeutsam genug, um ihn auf meine Liste zu setzen.

PD: Den hatte ich auch schon mit Spannung erwartet, da Andreas Prochaska der einzige Genre-Regisseur hierzulande ist. Mir war er dann einfach zu schematisch und der Schnitt des finalen Showdowns hat mir ganz und gar nicht gefallen. Dennoch ein spannender und unterhaltsamer Western. Nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hatte, aber auf jeden Fall empfehlenswert.

YP: Der schlimmste Film, den ich 2014 gesehen habe, ist „The Other Woman“. Das so etwas überhaupt noch produziert wird.

PD: Ich gebe zu, dass ich Filme wie „The Other Woman“ oder „Sex Tape“ oder auch den neuesten „Transformers“ gar nicht gesehen habe, da ich schon die Befürchtung hatte, mich nur darüber zu ärgern.

Enttäuscht war ich von den Prestige-Filmen, die einfach viel mehr versprachen. Insbesondere „American Hustle“ und „The Monuments Men“ haben da hohe Erwartungen aufgebaut. Auch der Berlinale-Gewinner „Black Coal, Thin Ice“ war einfach nur langweilig.

YP: Manchmal passiert es einfach, dass du dich in einem Film wiederfindest und dich fragst: „Wie komme ich hierher?“

PD: Ja, so ging es mir mit „Serena“. Man lässt sich von gewissen Faktoren (Akteure, Poster, etc.) zum Kinobesuch verführen, und wundert sich dann, warum man in diesem Film gelandet ist.

Film-Blog-Adventskalender – Tag 11

11 Donnerstag Dez 2014

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A Guide for the Perplexed: Conversations with Paul Cronin, Advent, Adventskalender 2014, before midnight, Before Sunrise, Before Sunset, Boyhood, Inherent Vice, Natürliche Mängel, Real Virutality, Stanley Kubrick, Thomas Pynchon, Werner Herzog

Besten Dank an Alex von Real Virtuality, der uns diesmal für seinen Adventkalender Türchen Nummer 11 anvertraut.

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PD: Advent Advent …

YP: Gibt es etwas Filmspezifisches, was du dir zu Weihnachten wünscht?

PD: Der Taschen-Verlag hat es wieder einmal geschafft, mich mit einem Kubrick-Buch zu interessieren. In den Jahren davor bekam ich zu Weihnachten „The Stanley Kubrick Archives“ und dann „Stanley Kubrick’s Napoleon“. In diesem Jahr wäre es dann „The Making of Stanley Kubrick’s 2001: A Space Odyssey“.

Falls es noch nicht klar sein sollte, ich bin ein Kubrick-Fan.

YP: Seit unserem Dialog zu „Eyes Wide Shut“ wissen wir das!

PD: Manche Gelegenheit muss genutzt werden, und bei „Eyes Wide Shut“ konnte ich nicht widerstehen.

Welches hast du dir am Wunschzettel notiert?

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YP: Mich selbst werde ich wohl – nach dem ich mir heuer bereits 2 Bücher von ihm gekauft habe – mit einem Buch über Werner Herzog beschenken. Nämlich „Werner Herzog – A Guide for the Perplexed: Conversations with Paul Cronin“

PD: Werner Herzog fasziniert mich. Als Filmemacher, als Person, aber dennoch stürze ich nicht so recht in seine Welt hinein.

YP: Ich lasse mir da natürlich auch Zeit und habe sicher noch nicht alles von ihm gesehen. Wobei ich die aktuellen Sachen zur Gänze kenne. Herzog ist für mich auch einer der Regisseure, die ich sehr bewundere.

PD: Mir fehlen noch sehr viele Filme, vor allem aus seinem früheren Schaffen.

YP: Was schenkst du Menschen, die sich nicht Filmfreaks nennen und sich dennoch fürs Kino interessieren?

Letztes Jahr habe ich einer Freundin die „Before“-Trilogie  von Richard Linklater geschenkt. „Boyhood“ ist auch wieder ein Film von ihm, der sich perfekt zum Verschenken eignet.

PD: Ich verschenke ja relativ wenig. Meine Familie bekommt persönlich zugeschnittene Geschenke, die sie sich wünschen. Schallplatten für meinen Papa, Bücher für meine Mama.

Die „Before“-Trilogie ist ein schönes Geschenk, aber wenn ich etwas empfehlen müsste, dann würde ich einen Autor empfehlen: Thomas Pynchon.

Da sein Roman „Natürliche Mängel (Inherent Vice)“ verfilmt wurde und bald bei uns im Kino läuft, ist das für mich die perfekte Gelegenheit um jedem der es nicht hören will, diesen Autoren ans Herz zu legen. „Inherent Vice“ ist ein guter Einstieg in sein Werk und zu einem gewissen Grad hin auch Filmbezogen.

LEST PYNCHON! oder Die "Thomas Pynchon Kollektion" von PD

YP: Danke für den Tipp!

PD: Durch einen Freund bin ich auf Pynchon aufmerksam geworden und bin dann nicht von ihm losgekommen.

31 Tage – 31 Filme (2/3)

03 Freitag Okt 2014

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12 years a slave, Aimee Mann, Amour, Apocalypse Now, before midnight, Belle, Biene Maja, Blade Runner, Block-Heads, Boyhood, Bram Stoker's Dracula, Cliff Martinez, Clint Eastwood, Contagion, Das Dschungelbuch, david o. russell, Die Schlümpfe, Dumbo, Ed Wood, Edgar G. Ulmer, Gone Girl, Gorillas in the Mist: The Story of Dian Fossey, Guardians of the Galaxy, Imitation of Life, In My Father's Den, Interstellar, Jaws, Jon Brion, Jurassic Park, Kingdom of Heaven, Life Itself, magnolia, No Country for Old Men, Oliver Hardy, Pride & Prejudice, Quentin Tarantino, Snowpiercer, Stan Laurel, Stephanie Rothman, Sunshine, The Counselor, The Dark Knight, The Godfather, There Will Be Blood, Traffic, Trainspotting, Village of the Damned, Volver, Wall-E, Winter's Bone

Vor zwei Wochen begannen wir, das Stöckchen für 31 Tage – 31 Filme abzuarbeiten. Diese Woche behandeln wir die nächsten Fragen und in zwei Wochen folgt der Abschluss. Wer noch einmal die Regeln nachlesen möchte. Hier werden sie von Lena angeführt. Zudem verweisen wir natürlich noch einmal auf Gorana, die ihre letzte Frage bereits beantwortet hat und uns zu diesem Blogpost inspiriert hat.

PD: Welchen Film würdest du deinen Kindern zeigen? (11)

YP: Ich habe mich noch gar nicht mit diesem Thema beschäftigt, um eine ehrliche Meinung auf diese Frage geben zu können. Ich glaube, das werde ich abwägen, wenn der Fall eintritt. Den einzigen Augenmerk werde ich wohl darauf legen, dass die Filme altersgerecht sein müssen. „Wall-E“ ist bestimmt dabei. Ansonsten …

PD: Da Freunde schon Kinder haben, erlebe ich aus der Distanz wie die Filme ausgewählt werden. Es landen dann auch die neuesten Versionen der „Schlümpfe“ oder der „Biene Maja“ im DVD-Player. Selbst würde ich wohl ein wenig der Nostalgie anheim fallen und meinen Kindern alte Disney-Klassiker wie „Dumbo“ oder „Das Dschungelbuch“ zeigen. Von den neueren Werken wäre „Wall-E“ sicher auch ein Kandidat.

Die/das 7. DVD/Blu-ray/Video in deinem Regal von rechts. (12)

YP: Ziemlich viel Platz in meinem Regal nimmt die Clint-Eastwood-Jubiläumsausgabe ein.

PD: Das kommt darauf an, welche Reihe in dem Regal ich nun wähle. Ich kann hier also nun sowohl „Village of the Damned“ wie auch „Volver“ als Antwort anbieten. Filme von und mit Clint Eastwood finden sich auch im Regal…aber auf der anderen Seite des Raumes. Die Gesamtausgabe wollte ich mir schon öfter besorgen.

Welcher Film landete zuletzt aus einem Spontanerwerb in deinem Regal? (13)

YP: „Amour“ von Michael Haneke. Meinen Eltern zum 30. Hochzeitstag. Ich kaufe nicht so gerne DVDs, einfach nur, weil mir der Platz sonst für Bücher fehlt.

PD: „Amour“ ist auch einer meiner letzten DVD-Käufe, dabei habe ich auch „Winter’s Bone“ erworben, wobei ich sagen muss, dass ich schon länger keine DVDs mehr gekauft habe. Wirklich spontan war vor einigen Monaten die Unterstützung für die Dokumentation „Life Itself“, wodurch ich den Zugang zum Stream bekam.

YP: Meine DVD-Sammlung ist im Grunde auch sehr bescheiden. Da bin ich eher Fan von Streaming- und Leih-Services. Außerdem abonniere ich Sky.

Welcher Film hat die schönste Musik? (14) 

PD: Die Frage ist dann wohl, ob man einen sich schön in den Film einfügenden Score meint, oder einfach darüber gepickte beziehungsweise als vom Film unabhängige hinzu gefügte Musik. „Guardians of the Galaxy“ benutzt im Grunde völlig unabhängige Musik und die fügt sich derart schön in die Handlung, dass man von einem tollen Score sprechen kann. Meine Favoriten sind die durchgehend komponierten Scores der alten Universal-Horrorfilme aus den 1930er-Jahren. Toll sind auch die Klangteppiche, die Cliff Martinez über „Traffic“ und „Contagion“ gelegt hat.

Mein absoluter Favorit ist aber auf lange Sicht „Magnolia“, mit der tollen Verbindung der Kompositionen von Jon Brion und den Songs von Aimee Mann.

YP: Da stimme ich dir zu, es gilt in erster Linie eine Differenzierung zwischen Score und Soundtrack. Meine liebsten Scores entstammen den Filmen „Pride & Prejudice“ von Joe Wright, oder besonders „Sunshine“ von Danny Boyle. Für gute Soundtracks ist Quentin Tarantino bekannt. „Trainspotting“ hat auch einen sehr einprägsamen Soundtrack. Nachdem ich damals „In My Father’s Den“ im Kino gesehen hatte, begeisterte mich die Musik von Patti Smith und ich habe „Horses“ rauf und runter gehört.

Und nun zur nächsten Frage: Welcher Film hat dich überzeugt obwohl er aus einem von dir eher nicht bevorzugten Genre stammt? (15)

PD: Ich habe große Probleme mit Melodramen, und keiner konnte die besser in Szene setzen als Douglas Sirk. „Imitation of Life“ aus 1959 ist ein ganz wichtiges Werk, vor allem wenn man den Einfluss auf Todd Haynes oder Rainer Werner Fassbinder betrachtet.

YP: Wenn ein Film gut ist, dann ist er gut. Das hängt aber dann nicht mit dem Genre zusammen.

PD: Welches Genre bevorzugst du zum Entspannen? (16) 

YP: Generell schaue ich lieber Serien als Filme, wenn es ums Entspannen geht. 90-Minuten-Formate eignen sich bei mir nicht zum Entspannen, da brauche ich knackige 20-Minuten-Sitcoms.

PD: Am allerbesten kann ich den Kopf bei B- oder genauer C-Movies ausschalten und da vor allem bei Horror- und Sci-Fi-Werken. Das kann schon ein „Klassiker“ von Ed Wood sein, oder ein recht neues Werk wie die Riege an Haifilmen. Es ist aber vor allem schön, wenn man Filmemacher wie Edgar G. Ulmer entdeckt.

YP: B- oder C-Movies sind mir eigentlich fremd. Das Hoch der Gefühle sind aber dann Fernsehfilme, aber ich verstehe schon, dass ein Reiz davon ausgeht. Während einer Viennale habe ich mir einige von Stephanie Rothmans Filmen angesehen. Und mir ist jeder einzelne davon hängen geblieben. Sexploitation wurde das dann genannt. Nicht positiv, aber immerhin.

Springen wir zur nächsten Frage: In welchem Film kommt deine Lieblingsfigur vor? (17)

PD: Die Frage nach der Lieblingsfigur, hat auch etwas vom Lieblingsfilm. Ich kann mich kaum darauf beschränken, eine Lieblingsfigur zu finden, denn es ist ja immer auch von der Stimmung abhängig, welche Charaktere man gerade sehen möchte. In letzter Zeit habe ich wieder den Drang verspürt, Stan Laurel und Oliver Hardy in ihren verschiedenen Kurz- und Langfilmen zu sehen. Da die beiden im Grunde immer dieselben Charaktere (Stand und Ollie) spielten, kann man hier auch jeden Film von ihnen nennen. Am schönsten funktioniert ihre Dynamik aber in „Block-Heads“, in dem Stan und Ollie der schier unüberwindlichen Aufgabe gegenüberstehen, in die Wohnung im obersten Stockwerk zu gelangen. Immer wieder herrlich, wie die beiden sich da meist selbst im Weg stehen.

YP: Da bist du aber sehr konkret. Die Frage nach der Lieblingsfigur ist ungefähr so, wie die Frage nach dem Lieblingsfilm. Unmöglich!

PD: Wie gesagt, es wechselt mit der Stimmungslage.

YP: Welcher Film enthält deinen Lieblingsbösewicht? (18)

PD: Genauso schwer zu beantworten und wieder Stimmungsabhängig. Mein aktueller Lieblingsbösewicht ist Heath Ledger als der Joker in „The Dark Knight“. Ganz knapp hinter ihm liegt Javier Bardem als Anton Chigurh in „No Country for Old Men“.

YP: Für mich ist das leicht: Dracula aus „Bram Stoker’s Dracula“. Das hängt mit Gary Oldman zusammen, der jahrelang mein Lieblingsschauspieler war. So bösartig empfinde ich ihn in diesem Film gar nicht, eher vielschichtig. Und seine Performance macht einfach Spaß.

PD: Ich könnte eigentlich auch Daniel-Day Lewis als Daniel Plainview in „There Will Be Blood“ oder Al Pacino als Michael Corleone in „The Godfather“ oder Marlon Brando als Colonel Kurtz in „Apocalypse Now“ nennen, aber das sind für mich keine klassischen Bösewichte.

Welcher Film hat dich zuletzt stark beeindruckt? (19)

YP: Beeindruckt, gefesselt und unterhalten auf vielen Ebenen hat mich „Belle“ von Amma Asante, den wir bereits an dieser Stelle besprochen haben.

PD: “Snowpiercer“ hat mich beeindruckt, aber auch „12 Years a Slave“. Das sind Filme denen man ihre Größe, nicht nur im Produktionstechnischen Sinn, sondern auch von ihrer kulturhistorischen Bedeutung, schon aus großer Entfernung ansieht. Beeindruckend finde ich aber vor allem, wie Richard Linklater in den letzten Jahren mit einer Leichtigkeit Werke wie „Before Midnight“ und „Boyhood“ ins Kino bringt. Ich glaube auch nicht, dass ich in den verbleibenden Monaten noch einen Film sehen werde, der mich so berührt und so fesselt wie „Boyhood“. Bei aller Vorfreude auf Christopher Nolans neuesten Streifen „Interstellar“.

YP: Vollste Zustimmung von mir. Sowohl „12 Years A Slave“ als auch „Boyhood“ sind sehr einprägsame und wertvolle Filme. „Snowpiercer“ will ich allerdings noch einmal sehen, bevor ich ein weiteres Urteil fälle, gefallen hat er mir doch.

Welcher Film hat dich am meisten enttäuscht? (20)

PD: Filme die einen wirklich enttäuschen, sind dann auch Filme, die kaum mehr eine Chance haben, bei einer erneuten Sichtung einen viel besseren Eindruck zu hinterlassen. Zumindest mir geht es so. Ich sichte Filme, die mich richtig enttäuscht oder verärgert zurückgelassen haben, kaum noch einmal, da ich nicht glaube, dass sich mit einem Schlag, all meine Kritikpunkte in Luft auflösen. Überraschend häufig trifft dies auf Filme von Ridley Scott zu. Egal ob „Blade Runner“, „Kingdom of Heaven“ oder „The Counselor“. Bei all diesen Filmen, habe ich mir viel viel mehr erwartet, als schließlich eingehalten werden konnte.

YP: Ich handhabe das nach einem Grundsatz: Je mehr ein Film gehyped wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mich enttäuschen wird. Das passiert zum Beispiel mit allen Filmen von David O. Russell.

Wenn ich meine Erwartungshaltung zurückdrehe, dann werde ich auch nicht so schnell enttäuscht. Und wenn ich nicht enttäuscht wurde, bin ich dem Film gegenüber milder eingestellt. Alles eine Frage der gesunden Balance. Zum Beispiel versuche ich gerade wenig bis kaum etwas über „Gone Girl“ zu lesen. Nur die Vorlage.

Und nun zur letzten Frage für heute: Von welchem Film wurdest du zum ersten Mal so richtig gefesselt? (21) 

PD: Tja, da gehen wir wieder zurück in die Kindheitserinnerungen. Als „Jurassic Park“ den einen heimischen Kinosaal beehrte, musste ich unbedingt dort hin. Meine kindliche Vorfreude wurde auch keineswegs enttäuscht (Womit wir wieder bei den Erwartungen wären) und ich sehe heute noch mit viel Vergnügen den Angriff des T-Rex auf Dr. Grant, Dr. Malcolm und die Kinder, während sie in den Tourenwagen sitzen.

YP: Was für dich „Jurassic Park“ ist, ist für mich „Gorillas in the Mist: The Story of Dian Fossey“. Irgendwann im Volksschulalter habe ich den im Fernsehen gesehen und nicht nur bescherte mir der Film wahrscheinlich Albträume, auch war das meine erste Auseinandersetzung mit Film versus Realität. Quasi der erste Grundstein für meine Beschäftigung mit dem Medium. „Jaws“ nährt sich bei mir auch an der Erinnerung, die ich übrigens in diesem Sommer mit einer Neusichtung im Kino auffrischen konnte.

Richard Linklater

14 Samstag Jun 2014

Posted by filmimdialog in Personalia

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A Scanner Darkly, before midnight, Before Sunrise, Before Sunset, Ben Affleck, Bernie, Boyhood, Dazed and Confused, Ethan Hawke, Fast Food Nation, Keanu Reeves, matthew mcconaughey, Me & Orson Welles, Richard Linklater, Slacker, Tape, The Newton Boys, uma thurman, Waking Life

Der texanische Regisseur Richard Linklater hat dermaßen viele sehenswerte Filme gedreht, dass wir wahrscheinlich Bände mit Dialogen damit füllen könnten. Machen wir aber nicht, hier nur ein kurzer Streifzug durch sein beachtliches Werk.

PD: Was ist dein Lieblingsfilm von Richard Linklater?

YP: Gute Frage! Mit einer schnellen Antwort: eindeutig „Boyhood“. Bei dir?

PD: So sehr mir „Boyhood“ gefällt, aber da gefallen mir sowohl „Before Sunset“ als auch „Before Midnight“ ein klein wenig besser.

YP: Was ich schon sagen muss, die letzten 4 oder 5 Filme hat er es doch tatsächlich geschafft, sich qualitativ zu steigern. Von „A Scanner Darky“, über „Me and Orson Welles“, über „Before Midnight“, über „Bernie“ bis hin jetzt zu „Boyhood“. Es ist beeindruckend, was er in so kurzer Zeit auf die Beine stellt.

PD: Er hat sehr viele qualitativ hochwertige Filme in kurzer Zeit geschaffen und dabei auch noch in dem Zeitraum, in dem die von dir genannten Werke entstanden, an seinem großartigen „Boyhood“ gearbeitet. Das zeigt schon die Klasse Linklaters. Dennoch ist es doch ein wenig eine Achterbahnfahrt. Qualitativ gesehen.

„A Scanner Darkly“ (mit dem er ja an seinem experimentellsten Film, „Waking Life“, anknüpft) ist stärker als der löbliche aber zerfahrene „Fast Food Nation“ oder das süße aber doch etwas leichtgewichtige „Me & Orson Welles“.

YP: Was für „Boyhood“ und die „Before“-Reihe spricht, ist die Zeit. Er hat sich Zeit gelassen. Davon leben alle 4 Filme.

PD: Man merkt diesen Filmen auch die Reife an. Bei „Boyhood“ kann man die Einflüsse aus seinem gesamten Schaffen erkennen, während in der „Before“-Reihe nicht nur die Inszenierung ausgereifter wirkt, sondern auch die Charaktere und die Erzählung selbst. Kein Vergleich zu dem herrlich naivem „Before Sunrise“.

YP: Also nicht die Produktionszeit, sondern die Zeit dazwischen. In der schnelllebigen Industrie ist das fast ein Oxymoron. Da traut sich einer was. Das ist ganz was Besonderes.

PD: Seine besten Filme leben von der Zeit, die er sich nimmt. Auch wenn „A Scanner Darkly“ und „Fast Food Nation“ gemeinsam bei den Filmfestspielen von Cannes präsentiert wurden, so ließ er sich für die Nachbearbeitung von „A Scanner Darkly“ über ein Jahr Zeit. Dies sieht man der großartigen Adaption von Philip K. Dicks Roman auch an.

YP: Was Linklaters Filme außerdem noch auszeichnet: die Protagonisten weigern sich, erwachsen zu werden. Besonders die männlichen. Egal, ob Jesse aus der „Before“-Reihe, Mason aus „Boyhood“, oder die Teenager aus „Slacker“ und „Dazed and Confused“.

Und der Stellenwert, den er der Musik bzw. dem Soundtrack einräumt. Auch besonders in „Dazed and Confused“, „School of Rock“ und wieder „Boyhood“.

PD: So hatte ich das gar nicht betrachtet. Da ist schon etwas dran.

Es gibt aber auch Filme in seiner Werkliste, in denen die Männer sich mit Haut und Haaren einem anderen Lebensstil verschreiben. Die Bankräuber in „The Newton Boys“ inszeniert er als Männer der Tat, die wissen, dass ihnen das Leben nur diese eine Chance gibt und sie nehmen sie sich. Jack Black in „School of Rock“ mag zwar nicht ein Mann mit Verantwortungsbewusstsein sein, aber er bleibt auch an seinem Traumbild hängen, der Karriere als Musiker.

YP: Natürlich, nicht nur!

PD: Wichtig sind bei Linklater auch die etwas aus dem Rahmen fallenden Typen. So wie sie zuhauf in „Slacker“ auftauchen, oder auch in „Waking Life“, „A Scanner Darkly“ oder selbst in „Boyhood“ (der mit sich selbst sprechende Mann im Diner).

YP: Da steckt eben so viel drinnen. Wobei Celine aus den „Before“-Filmen eindeutig mein Lieblings-Linklater-Charakter ist. Und ich rechne ihm hoch an, dass er immer wieder tolle Frauenfiguren schreibt. Auch Violetta aus „Boyhood“. Das sind starke Frauen, die nicht durch die Mutterrolle definiert werden. Die Figuren sind nachvollziehbar und nicht einfach Einheitsbrei.

PD: Es stehen zwar die männlichen Figuren immer ein wenig im Vordergrund, wohl auch weil mit Ethan Hawke ein loyaler Mitspieler beinahe immer dabei ist, aber mir gefallen auch viele der von ihm kreierten weiblichen Charaktere. Etwa die von Uma Thurman gespielte Amy in „Tape“.

Der Film scheint sich um die Rivalität der beiden Männer (Hawke und Robert Sean Leonard) zu drehen, selbst als Amy auftaucht. Doch im Endeffekt sieht man, dass das Geschehen in ihren Händen lag. Diese Rolle der Kontrolle im Hintergrund hat er immer wieder eingebaut.

YP: Weil eben viele Aspekte in seinen Filmen autobiographisch gehandhabt werden. Wenn du dir „Boyhood“ anschaust und wie Linklater seinem Geburtsstaat diese bedeutende Rolle zugesprochen hat.

PD: Das macht auch den Reiz seiner Filme aus. Selbst wenn Stars wie Keanu Reeves oder Bruce Willis darin auftauchen, so ist er (bislang) nie im Hollywood-System gelandet. Er lebt und arbeitet in Austin (das er aber in „Boyhood“ ein klein wenig glorifiziert, für meinen Geschmack) und man merkt ihm auch diese Verbundenheit an.

YP: Das macht seine Filme umso authentischer.

Ich habe ja zum Beispiel einen Faible für diesen breiten Südstaaten-Akzent, wie in Matthew McConaughey in „Bernie“ spricht.

PD: McConaughey und Linklater. Eine Verbindung die ich zunächst ganz übersah. Dabei debütierte McConaughey ja in „Dazed and Confused“ und war ein toller Lead in „The Newton Boys“.
Der von dir erwähnte Musik-Aspekt ist ja auch mit der lebendigen Musikszene von Austin verbunden.

Authentisch fühlen sich alle seine Filme an. Einzig das Remake „Bad News Bears“ möchte ich, wohl weil es ein Remake ist, nicht so unbedingt sehen.

YP: Auch die „Before“-Filme, die alle eigentlich Übersee und in Europa spielen. Wien, Paris, Griechenland. Und sowohl Jesse als auch Celine vermitteln Authentizität. Das sind Figuren, wie sie der Realität entnommen sind.

PD: Wohl auch, weil der erste Film zum Teil auf einer Begebenheit beruht, die Linklater selbst widerfuhr.

YP: Wenn du dir nachträglich vor Augen führst, wer in „Dazed and Confused“ mit von der Partie ist und wer sich noch immer hoch im Kurs hält.

PD: Ben Affleck, Matthew McConaughey.

YP: In kleineren Rollen, aber dennoch: Renée Zellweger, Mila Jovovich.

PD: Wiley Wigins, mit dem er dann „Waking Life“ drehte. Parker Posey. Adam Goldberg.

YP: Wobei es schon immer die selben Gesichter sind, die man sieht: Ethan Hawke, Jack Black. Matthew McConaughey.

PD: An Zellweger konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Linklater arbeitet nun einmal offenbar auch gerne mit demselben Team. Selten dass einmal jemand wie Greg Kinnear in dieses Team hinein bricht, wie bei „Fast Food Nation“. Keanu Reeves hat zwar in „A Scanner Darkly“ hervorragend hinein gepasst, aber er war wohl auch ein wenig der nötige Promi-Schauspieler, um den Film zu finanzieren.

Mich erstaunt ja, wie sehr sich Linklater einerseits im Laufe seiner Karriere wandelte und doch in jedem seiner Filme, seinem Stil treu blieb. Von der Reife der „Before“-Filme oder dem Humanismus in „Boyhood“ ahnt man bei „Slacker“ oder „Dazed and Confused“ noch gar nichts. Während die Leichtlebigkeit und die Freude an der Musik in „School of Rock“ nun wirklich niemand überraschen dürfte.

YP: Es geht auch darum, dass er mit seinen Filmen erwachsen geworden ist. Dafür ist „Boyhood“ der beste Beweis. Nicht als Regisseur, weil diese Anfangsfilme sind an und für sich gelungen, aber als Mensch.

Die aktuelleren Filme finde ich viel reifer, ausgeklügelter, durchdachter.

Boyhood

13 Freitag Jun 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Antoine Doinel, Boyhood, Ellar Coltrane, Ethan Hawke, Lorelei Linklater, Patricia Arquette, Richard Linklater, Stories We Tell, The Tree of Life, Up

Zwölf Jahre nahm sich Richard Linklater Zeit, um einem sechs Jahre alten Buben beim Heranwachsen zuzusehen. Jedes Jahr filmte Linklater mit denselben Schauspielern ein paar Tage und ließ so das außergewöhnliche Porträt eines Kindes das langsam zum Mann wird entstehen. Welche Qualitäten hinter dem interessanten Konzept von „Boyhood“ stecken, besprechen wir in unserem neuesten Dialog.

YP: „Boyhood“ dauert über 160 Minuten. Mit Werbung und Trailern sitzt man über 3 Stunden im Kino. Dem Film ist das keine Minute anzumerken. Da wurde immer im richtigen Moment geschnitten, die Zeitsprünge geschahen zum richtigen Zeitpunkt. Somit war ich jedes Mal von neuem gefesselt.

PD: Bei mir begann sich ein wenig Ungeduld einzustellen, als Mason beinahe ein erwachsener Mann war. Die Probleme und Sehnsüchte die er hatte, wurden in etwas gestelzten Dialogen behandelt.

Doch bis dahin war der Film keine Sekunde zu lang und ich war beeindruckt, wie Linklater die Zeitsprünge unterbrachte. Zum Teil fiel es mir erst nach einigen Augenblicken auf, dass man wieder ein Jahr weiter ist. Das war großartig gemacht.

YP: Auch war es bis zur Masons Pubertät schwer einzuschätzen, wie alt er war. Das verrieten meistens seine Haare. Oder die Menschen in seinem Umfeld.

PD: Bis zu seiner Pubertät war ja eher seine Schwester Samantha eine Art Wegmarkierung, da sich ihr Stil von Jahr zu Jahr veränderte.

Auch waren die Erlebnisse von Mason als Kind, von einer melancholischen Schwere und gleichzeitig wunderschönen Unschuld durchzogen. Da fühlte ich mich auch ein wenig an „The Tree of Life“ erinnert.

YP: Mitten im Film dachte ich mir, wie viel der Schauspieler Ellar Coltrane von sich preisgegeben hat. Seit seinem 6. Lebensjahr kann man ihm beim Erwachsenwerden zusehen. Alle Stadien sind abgedeckt. Das ist in gewisser Weise richtig einzigartig.

PD: Als Vergleich werden ja oft die Antoine Doinel-Filme von Truffaut heran gezogen, doch ich musste viel mehr an die „Up“-Dokumentarreihe von Michael Apted denken. In einer eigenwilligen Solidarität zum Projekt, gibt man immer wieder etwas von sich Preis. Profis wie Ethan Hawke (der den essenziellen Linklater-Charakter spielte und dem ich genauso gern beim Älter werden zusah) und Patricia Arquette, konnten da wohl auch mehr Distanz zum Film aufbauen, denn Ellar Coltrane und die anderen Kinder- und Jugenddarsteller.

YP: Mir ging es dabei eher so, als würde ich im Familienalbum von jemandem stöbern. Lassen wir den fiktiven Aspekt der Geschichte hier weg. „Boyhood“ ist Sarah Polleys „Stories We Tell“ gar nicht so fern. Außer, dass sie weiter in ihrer Familiengeschichte ausholt.

PD: „Stories We Tell“ habe ich leider noch nicht gesehen, aber ja, diese Intimität und Nähe – obwohl man einer fiktiven Handlung zusieht – ist unübersehbar. Wohl deshalb, behält sich Linklater wohl auch bis zum Schluss seinen Optimismus und seine Lebensfreude. Alles wirkt aufregend und schön.

YP: Aber „Boyhood“ zeigt schon ein bisschen das Scheitern der Männer. Vielleicht hat mich das ein bisschen gestört. Und das Gespräch Masons mit seinem Vater zum Schluss, weil sich dieser geweigert hat erwachsen zu werden.
Es war so, als würde ich Mason in die Fußstapfen seines Vater stapfen sehen. Als sei das vorprogrammiert.

PD: Seine Bindung zum Vater war auch ambivalent. Das war vor allem zu sehen, als der Vater aus Alaska zurückkehrte und seinen Kindern mehr oder weniger erklärte, dass ihre Mutter am Zerbrechen der Familie Schuld wäre. Der einzige Moment in dem Mason von seinem Vater enttäuscht war, war als es um den Verbleib des GTO ging.

YP: Es gab weniger Konfliktpotential mit dem Vater, weil dieser eben nicht rund um die Uhr da war. Aber dieses Auto-Gespräch hat auch aufgezeigt, dass der Vater endlich erwachsen geworden ist.

PD: …und sich zu einem Spießer entwickelt hat.

Er hat eine realistische Sicht auf die Welt entwickelt. Dass er dabei auch auf die Gefühle seiner Schwiegereltern in Bezug auf die Taufe seines Sohnes Rücksicht nahm, war für mich der Knackpunkt.

YP: Ich würde ihn nicht als Spießer bezeichnen, eher als verantwortungsbewusst!

PD: Spießer (und das meine ich ja gar nicht als Schimpfwort) eher im Vergleich zu seinem vorherigen Auftreten. Zunächst war er der coole Lebemann und Musiker der mit dem GTO herum kurvte (die auch gar keine Sicherheitsgurte hatten) und dann taucht er plötzlich mit Oberlippenbart, gebügeltem Hemd und Minivan vor der Tür auf.
Die Chemie zwischen Ethan Hawke und Ellar Coltrane war auch fantastisch. Ich glaubte ihnen sofort, dass sie Vater und Sohn sind.

YP: Ja, der Vater war eben auch ein Sinnsuchender. Genau so, wie mir dann Mason als Teenager schien. Darum sage ich eben auch, es ist in meinen Augen vorprogrammiert, dass sich Mason in seinen Vater verwandeln wird.

PD: Das wäre eine interessante Fortsetzung, auch wenn ich daran zweifle, dass sich Linklater noch einmal 12 Jahre Zeit nimmt. Obwohl seine Inszenierung so schwere- und mühelos wirkte. Selbst die popkulturellen Referenzen (mit Coldplay und Sheryl Crow zu verorten, in welcher Zeit man sich befindet) waren nie aufgesetzt.

YP: Nein, und die politischen Veränderungen waren immer treffend erwähnt, nie viel zu viel. Die Szene mit den Obama-Plakaten war ja großartig!

PD: Der Redneck-Nachbar mit der konföderierten Flagge, der am Ende der Diskussion einem Teenie-Buben mal so nebenbei damit droht, ihn zu erschießen.
Es bleiben so viele Sequenzen in Erinnerung.

YP: Der Texas-Großvater mit der Flinte!

PD: …oder der Anzug, der Mason viel zu groß war.
Eine kleine Szene die mir auch in Erinnerung blieb war, als Mason in seine neue Schule, in die neue Klasse kommt und neben Kyle gesetzt wird. Jahre später, sieht man wie Mason auf der Toilette von eben diesem Kyle angemacht und mit Prügel bedroht wird. Der Gedanke was in den Jahren passiert sein mag, ist faszinierend.

YP: Die Trunkenbolde haben mich gestört. Musste auch wirklich jeder ihrer Männer ein Alkoholiker sein? Hängt es mit der Wirtschaftskrise zusammen. Ich weiß es nicht, aber es war zu viel. Bis auf den Papa, dessen einziges Vergehen es war, nicht rechtzeitig erwachsen zu werden.

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