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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Aloha

18 Freitag Dez 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

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Alec Baldwin, Aloha, Bill Murray, bradley cooper, Cameron Crowe, Emma Stone, John Krasinski, Netflix, Rachel McAdams

Die romantische Komödie „Aloha“ von Cameron Crowe hat es trotz imposanter Starbesetzung nicht auf die heimischen Leinwände geschafft, sondern landete direkt auf Netflix. Zurecht oder zu Unrecht?

YP: Lass mich meine Gedanken zum Film in Zuckerwatte verpackt ausdrücken: Was für ein schwacher und uncharmanter Film!

PD: Es ist doch erstaunlich wie ein süßlich-bunter und voller hübscher Menschen vollgestopfter romantischer Film, so gar keine positive Emotion in einem wecken kann. Überall sah ich die Ansätze zu gutem Kino und die wurden dann im Keim erstickt. Vor allem weil das alles ja auch schon einmal im Ansatz keinen Sinn ergab.

YP: Ich hatte u.a. ein Problem mit dem männlichen Hauptdarsteller. Leider finde ich Bradley Cooper schauspielerisch (nicht nur hier) nicht gut. Abgesehen davon ist er mir total unsympathisch. Der hatte den ganzen Film hindurch sowieso nur eine Grimasse drauf. Dann gibt es da Emma Stone, die ich sehr gerne mag, aber in „Aloha“ fragte ich mich, was sie hier verloren hat. Sie ist als Brian Gilcrests manic pixie dream girl und love interest Captain Ng (mit hawaiianischen und chinesischen Vorfahren!!!) total fehlbesetzt. Darüber hinaus spielt sie auf Teufel komm raus, es passt auch gar nicht zur Rolle (oder zur Emma Stone, die eigentlich sehr witzig ist). Hauptsächlich aber wird sie dabei gezeigt, wie sie Gilcrest verliebt anstarrt.

PD: Abgesehen davon, dass ich auch kein sonderlich großer Fan von Bradley Cooper bin, war auch sein Charakter ein großes Mysterium. Was befähigte den von ihm gespielten Brian Gilcrest dazu, im Namen eines vermögenden Unternehmers, Verhandlungen mit der indigenen hawaiianischen Bevölkerung durchzuführen? Zudem war Gilcrest auch nicht viel mehr, als eine erneut aufgegossene Version des nach Sinn oder auch einer zweiten Chance suchenden Mannes, wie sie Crowe schon so oft präsentierte. Am ehesten erinnerte mich Coopers Darstellung an jene von Orlando Bloom in „Elizabethtown“.

Emma Stone fand ich nicht unbedingt fehlbesetzt. Ihr Charakter war schlicht unglaubwürdig. Sie spielte es mit der Verve und der Dynamik eines Screwball-Charakters á la Rosalind Russell in „His Girl Friday“. Doch während Russell dereinst einen nachvollziehbaren Hintergrund bekam, war Captain Ng einfach nur anwesend, um Gilcrest aus seinem Elend zu erretten. Ich nahm Stone keine Sekunde lang ab, dass sie tatsächlich beim Militär tätig ist. Das waren hübsche Kostüme, in denen sie für Cooper und das Publikum attraktiv zu wirken hatte.

YP: Zwar habe ich „Elizabethtown“ gesehen, einen bleibenden Eindruck hat er nicht hinterlassen. Bis auf „Jerry Maguire“ gefiel mir eigentlich kein Film von Crowe. In „Aloha“ haben auch nur die Nebendarstellerin und der Nebendarsteller einen Eindruck hinterlassen. Rachel McAdams Figur hat wenigstens Biss und John Krasinski hat ein paar gute Szenen. Bill Murrays exzentrischer Milliardär hat wenigstens auch ein paar witzige Lines.

Gilcrests Broterwerb war für mich auch ein Mysterium. Der gesamte Plot wirkte eher fragwürdig und danach, dass bestimmte Ereignisse vorkommen mussten – zusammengeschustert wurden – egal wie sehr das an den Haaren herbeigezogen wirkte oder gar logisch nachvollziehbar war. Vielmehr wirkte Crowes Film wie eine stimmungsvolle Liebeserklärung an Hawaii. Was er auch war, weil die Stärke des Films liegt auch in den Bildern.

PD: Mit Cameron Crowes Werk kam ich durch seinen autobiographisch gefärbten Musikfilm „Almost Famous“ in Berührung, und das ist immer noch ein wunderschöner Film, den ich mir immer wieder ansehen kann. Danach blieb eher der Wunsch, einen tollen Film von ihm zu sehen. Zumindest unterhielt mich „Vanilla Sky“ in manchen Abschnitten, auch wenn dadurch eher Interesse am spanischen Original und Alejandro Amenábar geweckt wurde.

Von der Figurenzeichnung, sind auch einige interessante Ansätze zu sehen, doch keine einzige verhält sich wie eine reale Person. Rachel McAdams als Gilcrests Ex-Freundin hatte aber auch einzig die Aufgabe, ihn verträumt anzusehen und Dialoge zu führen, die ein wenig die Handlung erklären. Krasinski als Woody hatte zwar den humorvollen „Er spricht nicht“-Spleen, aber nicht einmal das wurde durchgängig gehalten. So haben Tracy und Woody dann auch plötzlich Eheprobleme, weil der Film das offenbar gerade für nötig erachtet.

Immer wenn Bill Murray im Bild war, oder auch Alec Baldwin, dann hatte ich gehofft, dass jetzt ein wenig Drama und Leben in die Handlung gelangen würden. Stattdessen begnügten auch sie sich mit dem – humorvollen – Vortragen von Dialogen, die eine völlig unklare und unterentwickelte Handlung erklärten. Dass dann mittendrin Murray und Emma Stone eine absurde Tanzeinlage haben, hat mir den Rest gegeben. Das hatte schon mehr von „A Very Murray Christmas“.

YP: Vielleicht wollte Cameron Crowe einfach nur auf Hawaii drehen, der Rest – einschließlich dem Plot (ein sehr schwaches Drehbuch, der Plot ging scheinbar nicht über ein Storyboard hinaus) hat sich dann rein beiläufig ergeben. Und weil ein Budget da war, hat man halt ein paar namhafte Hollywood-Stars wie Cooper, Stone, McAdams, Murray und Krasinski engagiert, fertig ein Happy-Go-Lucky-Streifen. Oder so. Meinte man. Leider hat es dazu nicht gereicht, eben aufgrund dieser lieblosen Behandlung vorab.

Dieser Film ist aber auch nur aus dem Grund nicht spurlos an mir vorbei gegangen, weil es vorab bereits Kritik aus der Branche an der Besetzung gab. Das weißgewaschene Hawaii. Die Stereotype im Film sind sehr problematisch.

PD: Dieses Gefühl des „bezahlten Urlaubs“ hatte ich in letzter Zeit häufig bei Adam Sandler. Zwar glaube ich nicht, dass dem nun auch bei Cameron Crowe dies der Fall war, es würde aber viel erklären.

Da sticht ja vor allem die Besetzung von Emma Stone hervor. Dass sie im Film sowohl hawaiianische als auch chinesische Wurzeln haben soll, erschien mir wie ein schlechter Scherz.

YP: Filme mit Adam Sandler halte ich grundsätzlich gar nicht aus.

Die Ahnenlinie von Stones Figur ist ein Scherz, über den sich die Figuren untereinander auch mokieren. Sie erwähnt das auch bei jeder Gelegenheit. Das ist ein Film von Weißen für Weiße. Schlimm daran ist nur, wie die Unterschiede zwischen den Festland-Amerikanern zu den Insel-Bewohnern manifestiert werden. Da wird regelrecht schwarzweiß gemalt.

PD: Crowe wollte angeblich einen Liebesbrief an Hawaii filmen, aber da hat er dann doch eine sehr gesonderte Sichtweise präsentiert. Ng hätte als schräg-charmanter Charakter funktioniert, wenn dieser eben auch besser ausgearbeitet gewesen wäre. Abgesehen von verträumten Blicken und der immer wieder erwähnten Ahnenlinie, gab es hier aber nichts, woran man sich festhalten konnte.

Vielleicht scheiterte „Aloha“ aber daran, dass ich einfach keine Ahnung hatte, worum es da ging. Der Raketenstart war schließlich der Moment, an dem ich endgültig das Interesse verlor.

American Sniper

07 Samstag Mär 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

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American Sniper, bradley cooper, Chris Kyle, Clint Eastwood, Flags of Our Fathers, Generation Kill, Letters from Iwo Jima, The American, The Hurt Locker

Clint Eastwood ist 84 Jahre alt und bringt Filme heraus wie ein Schweizer Uhrwerk. Seinen aktuellen und kontroversiell diskutieren „American Sniper“ lassen wir uns auch nicht entgehen.

PD: „American Sniper“ ist für mich schwer einzuordnen. Einerseits finde ich, dass Eastwood einen Film gedreht hat, der genau weiß, was er will und dies auch durchzieht, aber es bleibt ein etwas bitterer Beigeschmack.

YP: Ich finde diese Videospiel-Ästhetik irgendwie widerlich. Die Waffenverherrlichung  sprengt meine Vorstellungskraft ohnehin, bzw. kann ich das ganz schwer nachvollziehen. Vom technischen und narrativen Standpunkt spricht auch nichts gegen „American Sniper“. Problematisch ist für mich das Thema der Vorlage. Dieser Krieg ist an sich nur so unbegreiflich und weit hergeholt. Das Furchtbare daran ist, dass der Film das in jeder Minute vor Augen führt.

PD: Gut, dass du die Waffenverherrlichung ansprichst. Ich bin auf eine Rezension von Ici Pinkerton im „Sight & Sound“ (leider nur im Print verfügbar) gestolpert, in der er darüber schrieb, wie wichtig die „Erotik der Feuerwaffen“ in „American Sniper“ sei.

Die Soldaten sexualisieren ihre Waffen auch unentwegt und wenn Kyle seinen ersten Menschen tötet, dann wird davon gesprochen, dass er das „Rohr entjungfert“ hat. Das sind alles Aspekte, die mir völlig fremd sind, die ich aber als nachvollziehbar dargestellt empfunden habe. Auch die „Call of Duty“-Optik, die man aber schon bei anderen jüngeren Kriegsfilmen wie „The Hurt Locker“ zu Gesicht bekam.

Ein Film der noch viel erotischer mit der Handhabung von Handfeuerwaffen umging, war aber meiner Meinung nach „The American“ von Anton Corbijn. Das nur am Rande.

YP: Ich ziehe aber meine Grenze bei der Rezeption des Films zwischen „nachvollziehbar dargestellt“ und generell „nachvollziehbar“. Das ist für mich eine abgeschwächte Form des „Blut-und-Boden“-Zugangs und demnach zu verteufeln. Allein schon das Paradoxon mit 9/11 und dem Irakkrieg. Ich gebe zu, dass ich mich sehr schwer damit abfinde, was Patriotismus in den USA (und überall sonst auf der Welt) eigentlich bedeutet. Inhaltlich heftig und mir zuwider. Daher kann so ein Film noch so gut sein, ich gehöre definitiv nicht zum Zielpublikum.

Für mich wäre ein Film über russische Minenarbeiter nachvollziehbarer, ich gebe zu, dass mir das, was Clint Eastwood hier zeigt, einfach zu exotisch ist.

Erinnert mich auch sehr an die Serie „Generation Kill“.

PD: Da fand ich „American Sniper“ aber viel unpolitischer als die 9/11-Schmonzette „World Trade Center“ von Oliver Stone. In dieser sieht man den Marines Dave Karnes der bei diesem Unglück vor Ort ist und hilft, um sich am Ende des Films schließlich freiwillig für den Kampfeinsatz zu melden. Das war politisch viel aufgeladener als alles was man in „American Sniper“ zu sehen bekam.

Chris Kyle wird als mit Blut-und-Boden-Doktrin aufgezogener junger Mann gezeigt, der die Waffe in der Hand und den Cowboyhut am Kopf schätzt, aber ansonsten über keine weiteren Ziele oder Werte verfügt. Er ist ein geradezu hohler Charakter, der sich von einer simplen Aufgabe erfüllen lässt.

Persönlich kann ich mit den Charakteren aus Ken Loach-Filmen auch mehr anfangen, aber das ist eine persönliche Herangehensweise. Rein vom filmisch-technischen Standpunkt hat Eastwood aber einen gut gemachten Film abgeliefert. Das kann ich respektieren. Es muss mir aber nicht gefallen.

„Generation Kill“ kenne ich nicht bzw. habe ich noch nicht gesehen.

YP: „Generation Kill“ ist die Adaption einer Reportage von Evan Wright und dementsprechend kritischer und diverser dargestellt, weil Wright als Journalist auch eine beobachtende Rolle bei den U.S. Marines eingenommen hat.

Vielleicht ist das eben auch das Problematische am Film, das Politische scheint mir auch nebensächlich, es geht natürlich um die Figur des Scharfschützen Chris Kyle und der ist eben ein Patriot wie er wohl im Buche steht. Mein Sehvergnügen war keines und war stets getrübt durch Unverständnis. Allerdings muss ich nicht alles verstehen können, aber mögen muss ich es schon gar nicht.

PD: Mein Problem mit „American Sniper“ ist, dass Eastwood überraschend wenig über den Kampfeinsatz im Irak zu erzählen hat. Im Gegensatz zu seinem Weltkriegs-Doppel „Flags of Our Fathers“ und „Letters from Iwo Jima“, wo er sehr wohl die beiden Seiten ohne jegliche Ideologie analysieren konnte.

Hier bleibt Eastwood geradezu klaustrophobisch an der Sicht von Chris Kyle (Bradley Cooper) hängen und diese ist eingeschränkt und plump. Das verwehrt uns jegliche tiefere Einsichten, etwa in das Schicksal seines Bruders, der offensichtlich traumatisiert aus dem Krieg heimgekehrt ist.

YP: Es ist aber auch an Kyles persönliche Erfahrungen angelehnt, das ist dann irgendwie selbsterklärend. Keine Sekunde weichen wir von seiner Seite.

PD: Das hätte man genauso gut nutzen können um ein wenig mehr zu erzählen. Ein besserer Film nutzt diese Erinnerungen und klebt nicht sklavisch an ihnen.

American Hustle

21 Freitag Feb 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

american hustle, amy adams, bradley cooper, christian bale, david o. russell, jennifer lawrence, jeremy renner

Am Beispiel von David O. Russells „American Hustle“ lässt sich ziemlich gut erkennen, was der Hype aus Übersee im Vorfeld anrichten kann. Ob die Qualität des Films diesem Buzz überhaupt gerecht wird und was wir davon halten, werden wir im folgenden Dialog ausführlich besprechen.

PD: Hast du einen Lieblingsfilm von David O. Russell?

YP: Nein, es gibt keinen Film von Russell, den ich annähernd mag. Ich sehe sie mir an und das wars. Und richtig genossen habe ich „I Heart Huckabees“ und „Silver Linings“ stellenweise am meisten. „Three Kings“ und „The Fighter“ waren – vielleicht auch die Thematik betreffend – wiederum nichts für mich.

PD: „Three Kings“ genieße ich immer wieder, das war wohl auch der letzte Film von ihm, in dem er ein wenig gewagt hat. „Silver Linings“ ist unterhaltsam und hat gute Darsteller, während „I Heart Huckabees“ völlig wirr ist, aber irgendwie sympathisch dabei. „The Fighter“ habe ich verdrängt. „Flirting with Disaster“ war auch sympathisch. Ein Film in dem man schon sieht, dass er ein Regisseur ist, der es versteht, ein gutes Ensemble aufzustellen.

YP: Mit was für einem Gefühl bist du bei „American Hustle“ aus dem Kino rausgegangen?

PD: Das ist jetzt eine schwierige Frage. Bereits während des Filmes beginne ich zu reflektieren und zu analysieren, entsprechend bin ich zum Teil schon in meinen Beobachtungen drinnen, aber das Gefühl? Eines der Leere. Der Film hat mich völlig leer zurückgelassen.

YP: Die Beschreibung mit der Leere trifft es bei mir auch zum Großteil. Dann noch die Verärgerung darüber, dass so ein Film Oscar-Kandidat in so vielen Kategorien (10!) ist. Und für mich war der Film weder Fisch noch Fleisch. Das einzig Gute daran, war eventuell sein Aussehen, die Optik. Und das hängt einem irgendwann mal raus, wenn er sonst nicht viel zu bieten hat.

PD: Das muss man natürlich lobend erwähnen, in dem Film wurde die Ära, in der er spielt, wirklich hervorragend wieder zum Leben erweckt. Die Kostüme, die Musik, dies alles wirkte wie aus einem Guss.

YP: Der Kinobesuch wirkte auf mich wie ein Date mit jemandem mit einer aberwitzigen Frisur, der sich selbst interessanter findet und ziemlich prätentiös ist.

PD: Ein schöner Vergleich. Dabei ging es mir eher so, als hätte Russell seinen Inszenierungsstil beim ersten Produktionstag abgegeben. Es war so anonym, wie dieser Film inszeniert wurde. Versatzstücke aus allen möglichen Werken, die man in die Finger bekommt. Von den Scorsese-Werken „Goodfellas“ und „Casino“ bis hin zu Gaunerstücken wie „The Sting“ und „The Spanish Prisoner“. Keine einzige eigene Idee steckte da drinnen.

YP: Wie aus einem Guss und dennoch so fürchterlich aufgesetzt. Für mich gab es keinen Authentizitätsanspruch hier, es ging nur darum, alles schön aufzupolieren. Wobei ich ein paar Mal sehr gelacht habe, hauptsächlich am Anfang und als Reaktion auf die witzigen Frisuren der Darsteller.

„Boogie Nights“ von Paul Thomas Anderson ist vom Äußeren ein Film, der die 70-iger Jahre einfach viel treffender wiedergibt und uns nichts vormacht. „American Hustle“ will alles noch schöner und glitzernder machen. Er ist eh schön anzuschauen, mehr nicht.

PD: „American Hustle“ ist aber auch ein Film, der davon handelt, dass Menschen daran glauben, was sie zunächst sehen und einfach dem schönen Schein anheim fallen. In diesem Sinne fand ich das passend und ansprechend gemacht. Damit endet aber auch der Reiz, was die inszenatorische Ebene betrifft.

Weil du die Szene mit der witzigen Frisur zu Beginn des Filmes angesprochen hast. Da ist auch eine Stärke zu sehen: in den Darstellern. Das war großartig gespielt, nur war mir, als wären sie teilweise vom Regisseur alleine gelassen worden.

YP: Das wollte ich auch noch herausheben, die Leistungen der Schauspieler. Sogar Bradley Cooper hat mich als Richie DiMaso überzeugt, wie er es noch in keinem Film zuvor getan hat. Obwohl ich das Gefühl hatte, die Schauspieler wissen genau, was von ihnen erwartet wird und sie liefern tadellos. Andererseits: beeindruckt hat mich niemand, wir wissen, was Christian Bale, Amy Adams, Jennifer Lawrence und Jeremy Renner draufhaben. Wobei ich mich über die Szenen mit Jennifer Lawrence besonders gefreut habe, die brachte mit ihrer Figur Rosalyn richtig Würze in die Geschichte.

PD: Bradley Cooper hat wirklich gut gespielt und es waren auch noch mehrere kleine Rollen die mit tollen Darstellern besetzt waren und einfach gut spielten. Shea Whigham, Michael Pena, Alessandro Nivola, Jack Huston, Louis C.K. Das ist schon ein beeindruckendes Ensemble.

Mir wird die Leistung von Jeremy Renner viel zu wenig gewürdigt. Sein Charakter (Bürgermeister Carmine Polito) und seine Beziehung zu dem von Bale gespielten Betrüger Irving, waren für mich das Herzstück. Die Liebesgeschichte zwischen Irving und Sydney (Amy Adams) war auch wichtig, aber es waren die Szenen, in denen Irving mit seinem Gewissen rang und Carmine und sein nicht einwandfrei eingestellter Moralkompass aufeinander trafen, die mich wirklich fesselten. Renner hat da großartig gespielt.

YP: Bei Christian Bale stellte ich mir die Frage: Wieso zum Teufel tut er sich und seinem Körper das nach wie vor an?

PD: Warum Bale sich das antut? Na ja, das ist ja jetzt nicht das erste Mal. „The Machinist“, „Rescue Dawn“, „The Fighter“ und jetzt futterte er sich die Kilos mal rauf.

YP: Abgesehen von Jennifer Lawrences schillerndem Charakter fand ich auch die Szenen von Polito (Renner) und Irving (Bale) toll. Da kam Leben in diese Style-Over-Substance-Geschichte rein. Und Renner hat da den richtigen Zugang, er ist kein Schurke, doch mit rechten Dingen geht er es auch nicht an, bleibt aber durch und durch sympathisch als Figur. Und er hatte die beste Frisur, wobei ich schon öfter an Elvis denken und schmunzeln musste.

PD: Da ist wieder Authentizität zu spüren. Renner spielt den Charakter so, dass man ihn für eine echte Person hält. Die Frisur war auch toll, mir gefiel aber jene von Cooper als FBI-Agent DiMaso fast besser. DiMaso war auch eine Schwachstelle, was diese Authentizität angeht. Mir war immer, als würde ich einer Karikatur beziehungsweise einer überdrehten Version eines krankhaft ehrgeizigen FBI-Agenten zusehen. Bei Bale, Adams und Renner hingegen war es glaubhafter, nachvollziehbarer, was sie taten und warum sie es taten.

Das ist weniger eine Kritik an Cooper, denn an Russell und Co-Autor Singer. Sie geben DiMaso eine winzige Szene, um so etwas wie Hintergrund zu erschaffen. Der Rest ist Gebrüll und Macho-Gehabe. Karikatur. Karikatur. Herrje.

YP: Lawrences Rosalyn-Figur ist aber auch mit sehr viel Ironie zu genießen.

PD: Allerdings auch hart am Rande zur Parodie. Es ist eine Stärke in ihrer Darstellung, dass sie nicht völlig ins Absurde abkippt.

YP: Und dieses Hin und Her zwischen Edith/Sydney (Adams) und Irving (Bale) war nicht mehr zu ertragen. Das hat sich so zerfahren, bot keinen Durchblick und die Längen im Film trugen auch nicht sonderlich zum Gelingen bei.

PD: Vor allem wurde durch das Hin und Her in der Voice Over zunächst ein amüsantes Verwirrspiel eingeleitet, nur um schlussendlich klar darzulegen, dass man schlicht und ergreifend nichts zu erzählen hat. Es wurde Konfusion geschürt, um davon abzulenken, dass man einfach kein gutes Finale zu bieten hat. So fühlte sich die Endauflösung dann auch an. Gehetzt und ohne jedes Gefühl für Timing. Tödlich für einen Film, der zu großen Teilen von Gaunerstücken handelt.

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