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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: christian bale

Knight of Cups

25 Freitag Sept 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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badlands, Brian Dennehy, Cate Blanchett, christian bale, Knight of Cups, Natalie Portman, Terrence Malick, The Tree of Life, to the wonder, Wes Bentley

Terrence Malick hat im Laufe seiner Karriere, die 1973 mit „Badlands“ begann, insgesamt sieben Filme abendfüllende Spielfilme gedreht, drei davon („The Tree of Life“, „To the Wonder“) in den letzten 4 Jahren. Sein jüngstes Werk „Knight of Cups“ versammelt nicht nur eine ordentliche Anzahl an Hollywood-Stars, sondern ist auch in diesem Gebiet angesiedelt.

YP: Wenn ich an „Knight of Cups“ denke, dann fallen mir die folgenden Eigenschaften nachträglich dazu ein: esoterisch, spirituell, mystisch, meditativ, religiös. Auf den ersten Blick wirkt der Film unnahbar und unzugänglich, aber schnell entfaltet sich ein ziemlich einfacher Plot, durch die ziemlich unkonventionelle Erzählweise ein wenig sperrig wirkt, aber sehr einfach dargestellt wird. Wie das schon dramaturgisch von Malick in „The Tree of Life“ und „To the Wonder“ eingesetzt wurde.

PD: Vor allem stilistisch geht Malick seit „The Tree of Life“ einen sehr geradlinigen Weg. Dies hat sich zwar schon in „The New World“ angekündigt, aber seit seinem Opus Magnum „The Tree of Life“, scheint er seinen neuen Stil gefunden zu haben. Was dabei ein wenig irritiert, sind die Formalismen, die er entwickelt hat. Mich störte weniger die simple Handlung, denn inhaltlich komplex waren ja die wenigsten Werke von Malick. Sie folgen meist einer einfachen Grundidee und diese weiß Malick mit visuellen Mitteln faszinierend aufzubereiten. In „Knight of Cups“ fiel mir aber erstmals sehr stark auf, auf welche Kunstgriffe er immer wieder zurückgreift.

Vor allem die Darstellung verliebte Paare war mir sehr schnell ein Ärgernis. Die schwülstige Melodramatik von „To the Wonder“ erreichte es zwar nie, doch es war dennoch oft schlimm genug, mitansehen zu müssen, wie jede Frau mit schwingenden Armen in Chiffonkleidern durch die Gegend zu schweben scheint.

YP: Nein, wieso schwülstig? Da war doch von Melodrama keine Spur. Das ist eher gefilterte Trailer-Optik. Vor allem bei den Szenen, die sich am Strand abspielen (und davon sind einige im Film zu finden), die erinnern mich an Calvin-Klein-Parfümwerbungen aus den neunziger Jahren. Sieht man sich den Trailer von „Knight of Cups“ an, dann findet man sich – zumindest auf die optischen Darstellungen bezogen – sofort im Film wieder.

Anstrengend wird es für mich eher wegen der unkonventionellen Erzählweise, da man sich die Informationen zum Plot (die auch spärlich gesät sind), hart hinaushören musste. Es wirkt alles so, als würde es beiläufig erzählt werden. Eine schauspielerische Herausforderung war das für die Cast-Mitglieder nicht. Allerdings war das bestimmt ein aufregendes Arbeitserlebnis. Malick soll gänzlich auf ein Drehbuch verzichtet haben. Wundert mich gar nicht. Sieht man dem Film doch an.

PD: Bei „To the Wonder“ war die Melodramatik der Geschehnisse, die Erzählung der zwei zerbrechenden Beziehungen, kaum zu ertragen und auch „Knight of Cups“ ist nicht gänzlich frei davon. Vor allem die Affäre mit der von Natalie Portman gespielten Frau, inklusive Schwangerschaft, wird mit viel Pathos in Szene gesetzt.

Die Optik erinnerte mich weniger an die von dir angesprochenen Werbespots, sondern blieben viel mehr in diesem von Malick sehr eigenen Filmkosmos hängen. Es erinnerte mich stellenweise an „Inland Empire“ von David Lynch. Malick dreht die Filme völlig nach seinen eigenen Regeln und ohne Rücksicht auf Verleiher oder Produzenten. Entsprechend ist man mitten in dieser eigenen Filmsprache drinnen, in der in irrwitziger Geschwindigkeit (teilweise alle 3 Sekunden ein Schnitt) die Bilder und Metaphern an einem vorbei rasen. Die stärkste Sequenz war für mich deshalb auch die Hollywood-Party, bei der Malicks Kamera scheinbar etwas ruhiger durch diese dekadente Versammlung glitt, so wie Rick (Bale). Die Suche nach einer Handlung war für mich Teil des Filmes. Malick ließ seine Darsteller mit einzelnen Dialogzeilen experimentieren und so entwickelte sich die Geschichte. Genauso beginnt der Zuseher sich die Handlung aus verschiedenen Dialogzeilen zusammenzureimen. Verbunden mit der Bilderflut ein forderndes Erlebnis.

YP: Terrence Malick ging es – vor allem in seinen letzten beiden Filmen – vor allem darum, (s)eine eigene Sprache als Filmemacher zu kreieren oder von mir aus zu vertiefen. Ich fand das sowohl befremdlich als auch erfrischend und angenehm. Die Handlung fließt gemächlich in einem durch. Der Film dauert knappe zwei Stunden und die Zeit vergeht schnell. Trotzdem bekommt man Vieles aus Ricks Leben mit. Ricks Alltag, Ricks Arbeit, Ricks Bekanntschaften, Affären, Liebesbeziehungen, seine Familie. Was am meisten fehlt – im Vergleich zu konventionelleren Filmen – sind die Dialoge. Über die Tonspur lässt er die Figuren reden – allerdings sehr monologhaltig. Diese Monologe begleiten auch die Bilder.

PD: Dabei wechselt in „Knight of Cups“ auch immer wieder die Stimmungslage der Erzählung. Von dekadenten Hollywood-Insider-Szenen über leere One-Night-Stands hin zu mysteriös aufgeladenen religiösen Bilderwelten hin zu den tief erschütternden Beziehungen. Ob zu seiner Ex-Frau (Cate Blanchett) oder zu seinem Vater. Wobei mir vor allem der von Brian Dennehy gespielte Vater gefiel, wie er langsam den Zugriff zur Welt verlor. Dieser versuchte entweder mit alten Kollegen ins Gespräch zu kommen, wobei sie ihm das Wort abschnitten, oder er monlogisierte gegenüber seinen beiden Söhnen vor sich hin.

Weniger gefiel mir in diesem Zusammenhang der von Wes Bentley gespielte Drogensüchtige Bruder von Rick. Bentley war im Grunde nur wütend. Mehr hatte er nicht zu bieten, als den immer gleichen Wutausbruch.

Wer versucht mit „Knight of Cups“ in die Filmsprache von Malick einzutauchen, wird aber wohl eine überraschende Erstbegegnung mit Malick machen. Da wäre es wohl anzuraten, sich sanft von „Badlands“ weg langsam immer tiefer hinein führen zu lassen.

YP: Diese Bildsprache hat er aber in seinen letzten drei Filmen besonders intensiviert. Interessant und verklärt – auch ein bisschen abgehoben – ist aber Malicks Blick auf die Frauen in seinem Film. Diese wirken sehr idealisiert und stilisiert. Manche Elfenartig (Isabel Lucas und Cate Blanchett) und manche Feenartig (Natalie Portman und Imogen Poots). Alle haben sie etwas Unnahbares an sich. Bei Lucas Figur hatte ich fast das Gefühl, er sei nur an ihrer Erscheinung interessiert, ihr Körper als Instrument. Nicht einmal konnte man ihr Gesicht oder ihren Ausdruck wahrnehmen. Bei Blanchett fand ich das fast ein schade, wobei sie – im Gegensatz zu Portman – schauspielerisch mehr zum Zug kommt.

PD: In „The Tree of Life“ idealisierte er auch die von Jessica Chastain gespielte Mutter, was Sinn ergab, da dies durch die Augen des Sohnes passierte. Durch die Augen von Rick bekommen die Frauen hier allesamt dieselbe Aura, wie dies schon in „To the Wonder“ zu sehen war. Wehende Arme, aufeinander zu oder voneinander weg laufend und allesamt sind sie über einen gewissen Zeitraum barfuß zu sehen, was auf einen Fußfetisch schließen ließ.

Darstellerisch war das wohl kaum heraus fordernd, wobei Cate Blanchett dennoch einen starken Eindruck hinterlassen konnte.  Das erscheint mir aber auch die große Aufgabe von Malick zu sein, die er sich selber stellt. Ein Kino, welches seine prominenten Gesichter nur noch als Staffage nutzt und seine Geschichten über spärliche Dialoge und auf rein visueller Ebene erzählt. Das hat bei „The New World“ und „To the Wonder“ weniger, in „The Tree of Life“ fantastisch funktioniert.

YP: Das ist aber ein interessanter Ansatz von dir. Die A-Lister und Hollywood-Stars, die bekanntesten und etablierten Gesichter dieser Millionen- und Milliarden-Industrie, treten in Malicks Filmen fast als Statisten auf. Besonders schön zu beobachten ist die chronologische Entwicklung des Geschichte(n)erzählens in seinen Filmen. Wer seine Filme in Reihenfolge des Erscheinens begutachten konnte, hat viel mehr davon. Trotz einiger kleiner Schwächen ist „Knight of Cups“ ein Seherlebnis, ob positiv oder negativ, das muss wohl jeder selbst entscheiden. Sein letzter Film macht trotzdem Lust auf das, was noch kommt.

American Psycho

10 Freitag Apr 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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American Psycho, Bret Easton Ellis, christian bale, Guinevere Turner, Hip To Be Square, Mary Harron, Sussudio, The Canyons, Walking on Sunshine

25 Jahre (!) ist es nun her, seit der Roman „American Psycho“ von Bret Easton Ellis die Literaturwelt in Erregung versetzte. Vor 15 Jahren sorgte die heißerwartete und vielumstrittene Verfilmung von Mary Harron mit Christian Bale dafür, dass aus Patrick Bateman eine Popkultur-Ikone wurde. Wir wollen besprechen, was noch funktioniert und was im Laufe der Zeit und Adaption verloren ging.

PD: Nachdem ich „American Psycho“ schon einige Jahre lang weder gesehen noch gelesen habe, war es schön zu sehen, dass einige im Gedächtnis festgesetzte Schlüsselmomente immer noch funktionieren. Da hat mir die Erinnerung keinen Streich gespielt.

YP: In regelmäßigen Abständen sehe ich mir die Verfilmung auch an, allerdings habe ich die Vorlage nur ein Mal gelesen. Das ist so ein Film, der sich bei jeder Sichtung neu entfaltet. Mir gefällt der herrlich-makabere Zugang, den Mary Harron zum Roman gefunden hat. Der Humor ist sehr treffend.

PD: Der Humor ist ja auch im Roman überdeutlich vorhanden, nur hat Ellis ihn in einer anderen Art und Weise vorgetragen. Im Roman sind es die ständigen Aufzählungen von Marken, Statussymbolen und ausgefallenen Gerichten in hippen Restaurants, die einen satirischen Blick auf diese Wall Street-Welt offenbaren. Im Film kommen auch noch die überzeichneten Darstellungen hinzu. Recht früh im Film sieht man etwa Patrick Bateman (Christian Bale) mit aufgesetzten Kopfhörern durch die Gänge zu seinem Büro marschieren. Er hört sich „Walking on Sunshine“ an und verzieht dabei keine Miene. Das ist, auf der Leinwand, unglaublich komisch und entlarvend zugleich.

YP: Apropos satirischen Blick auf die Wall Street der Achtziger Jahre, da muss ich auch gleich an „The Wolf auf Wall Street“ denken, wobei Martin Scorseses Film ebenso wie Harrons eine oberflächliche Scheinwelt entlarvt. Eine meiner Lieblingsszenen ist übrigens die Szene mit dem Zurschaustellen der Visitenkarten. Für mich wird hier der Ton des Film wiedergegeben wie in keiner anderen Szene.

PD: Klar, ohne jeden Zweifel ist das auch ein markanter Moment und es ist auch genau so eine Szene, in der Harron mit ihrer Co-Autorin Guinevere Turner das Ausgangsmaterial frei bearbeitete.

Wäre die Adaption sklavisch am Buch hängen geblieben, dann hätten wir einen viel zu blutigen Film zu sehen bekommen, in dem die satirischen Töne kaum wahrnehmbar gewesen wären. Es ist ja auch schon im Roman selbst, schwer die detailliert beschriebenen Folter- und Mordszenen zu lesen und dabei den satirischen Kern der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Beispiel für eine gelungen freie Adaption.

YP: Die Verfilmung hätte so leicht aus dem Ruder geraten können, ich rechne es Harron hoch an, die Richtung die sie da eingeschlagen ist. Ich habe zwar den Roman gelesen, bevor ich den Film gesehen habe (irgendwann vor 10 Jahren), aber die Bilder aus dem Film haben sich mittlerweile richtig eingebrannt.

PD: Das hält sich bei mir die Waage. Einerseits kann ich mir heute „Hip To Be Square“ oder „Sussudio“ nicht mehr anhören, ohne an Patrick Bateman zu denken. Andererseits habe ich auch viele Bilder aus dem Roman im Kopf, die im Film keinen Eingang fanden (das Dinner mit seinem Bruder Sean, oder die extrem brutalen Morde an Bethany und dem Bettler).

Was mich bei der erneuten Ansicht des Filmes störte, war der gehetzte Rhythmus in den ersten etwa 30 Minuten. Viel zu viele Szenen werden sehr verkürzt dargeboten. Die gewünschte Wirkung kann sich kaum entfalten. Da verliert sich im Rückblick ein wenig von der Intensität.

YP: Dabei ist doch gerade der Einstieg in den Film ausschlaggebend: wir haben die Namensaufzählungen der Speisen und der Trend-Lokale („Dorsia“), dann Designer-Anzüge (Valentino Couture, Pflegeprodukte („Almond Scrub Cleanser“). Was ich so dermaßen witzig finde zu Beginn des Films: wie die Invenstment-Banker – allesamt Vizepräsidenten bei Pierce & Pierce – einander zu verwechseln ähnlich sehen und sich tatsächlich immer untereinander verwechseln. Die Haarschnitte, die Brillen, die Anzüge, die Büros, die Jobs, sogar die Visitenkarten. Alles nur Schwanzlängenvergleiche.

In Moloch Manhatten und der männlichen Welt der Eitelkeiten und Oberflächlichkeiten und diesem widersinnigen Wohlstand ist Patrick Bateman ziemlich gut aufgehoben. Bis auf seine Mordlust fällt er eigentlich gar nicht sonderlich auf. Und genau das wird ihm zum Verhängnis. Wenn die Superlative zur Mittelmäßigkeit wird, verlangt es sowieso nach mehr. Genau das fängt die erste halbe Stunde auf.

PD: Mich stört nur, dass all diese schönen Szenen nicht ein klein wenig länger dauerten. Da hätte man ruhig mit etwas mehr Ruhe inszenieren bzw. schneiden können.

Schön dass du die Ähnlichkeit der ganzen Wall Street-Menschen ansprichst. Das ist ja auch wichtiger Punkt in der Frage, ob sich all die Bluttaten von Bateman wirklich zugetragen haben oder nur in seinem Kopf stattfanden. Wenn sein Anwalt ihm berichtet, dass er mit Paul Owen zu Abend gegessen hat, dann ist ja keineswegs gesichert ob es wirklich Paul Owen war. Immerhin verwechseln sich die Charaktere während der Handlung stets gegenseitig, da sie ähnliche Anzüge tragen und im Grunde alle dasselbe tun, nämlich scheinbar gar nichts. Dazu passt auch Batemans Motto: „I want to fit in.“
Er verschwindet geradezu in der Masse, weil er sich dieser perfekt angepasst hat.

YP: Nicht alles, was sich tatsächlich ereignet, bekommen wir zu Gesicht und nicht alles, was wir sehen, hat sich tatsächlich so ereignet. Das ist eine interessante und richtige Beobachtung.

Wollen wir noch einmal auf die musikalische Untermalung zu sprechen kommen? Feinster Pop aus den Achtzigern – Musik die auf kommerziellen Radiosendern noch immer und regelmäßig gespielt wird – hat die Aufgabe, einige blutige Szenen musikalisch zu begleiten. Sehr abstrakt, aber es funktioniert. Der Film hat mir auch einen neuen Zugang zu dieser Musik verschafft. Ich störe mich jetzt sogar weniger daran. Wie arg das auch klingen mag, ansonsten hatte ich für diese musikalische Ära kaum was übrig.

PD: Musikalisch macht der Film natürlich viel Spaß und die Songs sind wie auch die tollen Kostüme, die Sets und die Kameraästhetik ein Grund dafür, dass der Film nicht gealtert ist. Christian Bale verkörpert Patrick Bateman ohnehin als regelrecht alterslose Gestalt. Man könnte „American Psycho“ ohne Probleme als satirisches Gegenstück zu „Wall Street“ programmieren.

Wie die Songs von Mary Harron verwendet werden, fand ich hervorragend. Das sind eben genau jene Momente, die bei mir auch Jahre später hängen blieben.
Dennoch weiß ich Batemans Einsichten in die Pophistorie nicht wirklich einzuordnen. Es sind sehr amüsante und zum Teil erstaunliche Beobachtungen, aber sie heben sich so extrem vom Rest des Films ab, dass ich nicht wirklich weiß, inwiefern es mit dem Rest der Handlung oder auch seinem Charakter zusammenhängt.

YP: Wenn ich daran denke, dass der Roman von Ellis als unverfilmbar angesehen wurde. Dann noch an all die Realisierungsschwierigkeiten, die damals medial weite Wellen schlugen. Dieser Guardian-Artikel gibt einen guten Einblick darüber. Heute, 24 Jahre nach Erscheinen des Romans und nun 15 Jahre nach Veröffentlichung des Films, ist Patrick Bateman fixer Bestandteil des Pre-und Post-Millennium-Mainstreams und gar nicht mehr aus diesem wegzudenken.

PD: Lustigerweise findet Ellis heute nicht mehr, dass die Verfilmung funktionieren würde. Sehr eigenartig, da er vor 15 Jahren noch sehr lobende Worte über Harrons Arbeit verlor. Es scheint aber mit dem Film, wie mit dem Buch verlaufen zu sein. „American Psycho“ markiert den bisherigen Höhepunkt in den Karrieren von Bret Easton Ellis und Mary Harron. Während ich von Ellis kaum noch wirklich lesenswerte Bücher fand – speziell „Lunar Park“ hat mich enttäuscht – ist Harron ein wenig in der Versenkung verschwunden.

PS: Hier gibt es unseren Dialog zu „The Canyons“. Regie: Paul Schrader. Drehbuch: Bret Easton Ellis.

Exodus: Gods and Kings

09 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Aaron Paul, Ben Kingsley, Bibel, christian bale, Darren Aronofsky, Exodus, Joel Edgerton, Noah, Ridley Scott, Robin Hood, Sigourney Weaver

Nach Darren Aronofsky und „Noah“, wagt sich Ridley Scott mit „Exodus: Gods and Kings“ an eine populäre Bibelpassage heran. Mit Christian Bale steht ihm dafür auch ein großartiger Darsteller zur Verfügung. Doch genügt das, um die Erinnerungen an den alten Hollywood-Schinken mit Charlton Heston und Yul Brynner zu vertreiben?

YP: Mich amüsiert noch immer deine Aussage, als du mich fragtest, ob „Exodus“ nur ein „Robin Hood“ im biblischen Setting ist. Und ich bejahe das. Allerdings war ich erstaunlicherweise doch unterhalten. Zu meiner eigenen Überraschung. Harmloses Kinovergnügen

PD: Ridley Scott schleppt seit einiger Zeit einen gewissen Rucksack mit sich herum, der auch in der Vorschau zu „Exodus“ deutlich zu spüren war. Da gab es „Gladiator“, dann den auf Gladiator getrimmten „Robin Hood“ und es stand zu befürchten, dass es mit Moses genauso laufen würde. Zum Glück war es doch nicht ganz so schlimm.

Obwohl, wenn Moses die Sklaven heimlich trainiert und diese sehr schnell sehr gut im Umgang mit Pfeil und Bogen werden, war der „Robin Hood“-Vergleich nicht mehr weit weg.

YP: Aber der Film ist stimmig und atmosphärisch. Wobei natürlich wieder lächerlich pompös. Ein bisschen „Cleopatra“ findet sich da schon wieder. Und Scott ist jetzt nicht der Auteur mit eigener Bildsprache, er liefert wieder altbewährte altbekannte Kost. Wenn ich an „Noah“ von Aronofsky denke, dann war letzterer fast poetisch.

PD: Das erfreute mich zu Beginn. Scott inszenierte den Film, wie eine große Episode der TV-Serie „Rome“. Bis hin zur Verbannung von Moses war es wirklich unterhaltsam. Von da weg, beginnt sich das Geschehen zu ziehen. Die Flucht, die Familie, die Begegnung mit Gott. Warum so wenige Bibelverse immer so unendlich lange Filmminuten sein müssen, verstehe ich nicht.

Im Vergleich zu „Noah“ wagt Scott auch weniger. Zwar gefiel mir der Einfall, dass Moses erst nach dem Schlag auf den Kopf seine göttlichen Eingebungen hatte, aber das war es auch schon an interessanten Ideen. Ansonsten war das episches Effektkino.

YP: Mutig war auch die Besetzung von Gott, bzw. Moses Vision von Gott. Und leider ging das ja nach hinten los. Ich weiß nicht, ob ich die Entscheidung bewundern soll, oder mich wundern soll. So wirkt es, als hätte Moses mehr Halluzinationen statt Visionen.

PD: Genau das hat mir wieder besser gefallen. Es war zumindest ein Versuch, Gott darzustellen und es passte auch sehr gut zu Christian Bales richtig guter Darstellung von Moses. Er wanderte immer mehr ins Wahnhafte.

Unklar bin ich mir bezüglich der anderen Darsteller. Joel Edgerton spielte Ramses zumindest in manchen Szenen wie einen beschränkten Klotz, was lustig anzusehen war, aber nicht so ganz zur Dramatik der ganzen Situation passte. Warum man Sigourney Weaver für eine beinahe stumme Rolle engagiert, weiß auch nur ihr Agent.

YP: Die meisten Schauspieler waren Platzpatronen. Von Bale war ich gänzlich unbeeindruckt, Edgertons Ramses hatte einen gewissen Humor und Witz bei sich und Weavers Rolle ist mir bis heute ein Rätsel.

Auch habe ich Aaron Paul kaum erkannt. Ben Kinsley, WTF?

PD: Bale war für mich einer der wenigen Gründe, weshalb ich weiter aufmerksam blieb.

Viele Charaktere waren gänzlich unterentwickelt. Aaron Paul als Joshua durfte immer wieder mal ins Bild schauen, aber kaum einen Beitrag leisten. Viel schlimmer war nur die Einführung von Moses‘ Bruder, die tatsächlich so ablief, dass ein bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannter Mann in die Hütte tritt und als Moses‘ Bruder vorgestellt wird. Das soll uns als Zusehern genügen.

„Exodus“ hat seine unterhaltsamen Momente, aber aufgrund der Vernachlässigung jeglicher Charakterzeichnung und des stellenweise langsamen Tempos, würde ich den trotzdem nicht weiter empfehlen.

YP: Hollywood’sche Stangenware, bzw. Einheitsbrei. Den brauchst du gar nicht weiterempfehlen, das Publikum pilgert in Massen ohnehin in die Kinopaläste. Biblische Mythen lassen die Kinokassen schnell mal klingeln, ganz in gewohnter Manier.

PD: Wenn man sich das Einspielergebnis ansieht, dann hält sich das Publikum bei „Exodus“ aber nobel zurück.

American Hustle

21 Freitag Feb 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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american hustle, amy adams, bradley cooper, christian bale, david o. russell, jennifer lawrence, jeremy renner

Am Beispiel von David O. Russells „American Hustle“ lässt sich ziemlich gut erkennen, was der Hype aus Übersee im Vorfeld anrichten kann. Ob die Qualität des Films diesem Buzz überhaupt gerecht wird und was wir davon halten, werden wir im folgenden Dialog ausführlich besprechen.

PD: Hast du einen Lieblingsfilm von David O. Russell?

YP: Nein, es gibt keinen Film von Russell, den ich annähernd mag. Ich sehe sie mir an und das wars. Und richtig genossen habe ich „I Heart Huckabees“ und „Silver Linings“ stellenweise am meisten. „Three Kings“ und „The Fighter“ waren – vielleicht auch die Thematik betreffend – wiederum nichts für mich.

PD: „Three Kings“ genieße ich immer wieder, das war wohl auch der letzte Film von ihm, in dem er ein wenig gewagt hat. „Silver Linings“ ist unterhaltsam und hat gute Darsteller, während „I Heart Huckabees“ völlig wirr ist, aber irgendwie sympathisch dabei. „The Fighter“ habe ich verdrängt. „Flirting with Disaster“ war auch sympathisch. Ein Film in dem man schon sieht, dass er ein Regisseur ist, der es versteht, ein gutes Ensemble aufzustellen.

YP: Mit was für einem Gefühl bist du bei „American Hustle“ aus dem Kino rausgegangen?

PD: Das ist jetzt eine schwierige Frage. Bereits während des Filmes beginne ich zu reflektieren und zu analysieren, entsprechend bin ich zum Teil schon in meinen Beobachtungen drinnen, aber das Gefühl? Eines der Leere. Der Film hat mich völlig leer zurückgelassen.

YP: Die Beschreibung mit der Leere trifft es bei mir auch zum Großteil. Dann noch die Verärgerung darüber, dass so ein Film Oscar-Kandidat in so vielen Kategorien (10!) ist. Und für mich war der Film weder Fisch noch Fleisch. Das einzig Gute daran, war eventuell sein Aussehen, die Optik. Und das hängt einem irgendwann mal raus, wenn er sonst nicht viel zu bieten hat.

PD: Das muss man natürlich lobend erwähnen, in dem Film wurde die Ära, in der er spielt, wirklich hervorragend wieder zum Leben erweckt. Die Kostüme, die Musik, dies alles wirkte wie aus einem Guss.

YP: Der Kinobesuch wirkte auf mich wie ein Date mit jemandem mit einer aberwitzigen Frisur, der sich selbst interessanter findet und ziemlich prätentiös ist.

PD: Ein schöner Vergleich. Dabei ging es mir eher so, als hätte Russell seinen Inszenierungsstil beim ersten Produktionstag abgegeben. Es war so anonym, wie dieser Film inszeniert wurde. Versatzstücke aus allen möglichen Werken, die man in die Finger bekommt. Von den Scorsese-Werken „Goodfellas“ und „Casino“ bis hin zu Gaunerstücken wie „The Sting“ und „The Spanish Prisoner“. Keine einzige eigene Idee steckte da drinnen.

YP: Wie aus einem Guss und dennoch so fürchterlich aufgesetzt. Für mich gab es keinen Authentizitätsanspruch hier, es ging nur darum, alles schön aufzupolieren. Wobei ich ein paar Mal sehr gelacht habe, hauptsächlich am Anfang und als Reaktion auf die witzigen Frisuren der Darsteller.

„Boogie Nights“ von Paul Thomas Anderson ist vom Äußeren ein Film, der die 70-iger Jahre einfach viel treffender wiedergibt und uns nichts vormacht. „American Hustle“ will alles noch schöner und glitzernder machen. Er ist eh schön anzuschauen, mehr nicht.

PD: „American Hustle“ ist aber auch ein Film, der davon handelt, dass Menschen daran glauben, was sie zunächst sehen und einfach dem schönen Schein anheim fallen. In diesem Sinne fand ich das passend und ansprechend gemacht. Damit endet aber auch der Reiz, was die inszenatorische Ebene betrifft.

Weil du die Szene mit der witzigen Frisur zu Beginn des Filmes angesprochen hast. Da ist auch eine Stärke zu sehen: in den Darstellern. Das war großartig gespielt, nur war mir, als wären sie teilweise vom Regisseur alleine gelassen worden.

YP: Das wollte ich auch noch herausheben, die Leistungen der Schauspieler. Sogar Bradley Cooper hat mich als Richie DiMaso überzeugt, wie er es noch in keinem Film zuvor getan hat. Obwohl ich das Gefühl hatte, die Schauspieler wissen genau, was von ihnen erwartet wird und sie liefern tadellos. Andererseits: beeindruckt hat mich niemand, wir wissen, was Christian Bale, Amy Adams, Jennifer Lawrence und Jeremy Renner draufhaben. Wobei ich mich über die Szenen mit Jennifer Lawrence besonders gefreut habe, die brachte mit ihrer Figur Rosalyn richtig Würze in die Geschichte.

PD: Bradley Cooper hat wirklich gut gespielt und es waren auch noch mehrere kleine Rollen die mit tollen Darstellern besetzt waren und einfach gut spielten. Shea Whigham, Michael Pena, Alessandro Nivola, Jack Huston, Louis C.K. Das ist schon ein beeindruckendes Ensemble.

Mir wird die Leistung von Jeremy Renner viel zu wenig gewürdigt. Sein Charakter (Bürgermeister Carmine Polito) und seine Beziehung zu dem von Bale gespielten Betrüger Irving, waren für mich das Herzstück. Die Liebesgeschichte zwischen Irving und Sydney (Amy Adams) war auch wichtig, aber es waren die Szenen, in denen Irving mit seinem Gewissen rang und Carmine und sein nicht einwandfrei eingestellter Moralkompass aufeinander trafen, die mich wirklich fesselten. Renner hat da großartig gespielt.

YP: Bei Christian Bale stellte ich mir die Frage: Wieso zum Teufel tut er sich und seinem Körper das nach wie vor an?

PD: Warum Bale sich das antut? Na ja, das ist ja jetzt nicht das erste Mal. „The Machinist“, „Rescue Dawn“, „The Fighter“ und jetzt futterte er sich die Kilos mal rauf.

YP: Abgesehen von Jennifer Lawrences schillerndem Charakter fand ich auch die Szenen von Polito (Renner) und Irving (Bale) toll. Da kam Leben in diese Style-Over-Substance-Geschichte rein. Und Renner hat da den richtigen Zugang, er ist kein Schurke, doch mit rechten Dingen geht er es auch nicht an, bleibt aber durch und durch sympathisch als Figur. Und er hatte die beste Frisur, wobei ich schon öfter an Elvis denken und schmunzeln musste.

PD: Da ist wieder Authentizität zu spüren. Renner spielt den Charakter so, dass man ihn für eine echte Person hält. Die Frisur war auch toll, mir gefiel aber jene von Cooper als FBI-Agent DiMaso fast besser. DiMaso war auch eine Schwachstelle, was diese Authentizität angeht. Mir war immer, als würde ich einer Karikatur beziehungsweise einer überdrehten Version eines krankhaft ehrgeizigen FBI-Agenten zusehen. Bei Bale, Adams und Renner hingegen war es glaubhafter, nachvollziehbarer, was sie taten und warum sie es taten.

Das ist weniger eine Kritik an Cooper, denn an Russell und Co-Autor Singer. Sie geben DiMaso eine winzige Szene, um so etwas wie Hintergrund zu erschaffen. Der Rest ist Gebrüll und Macho-Gehabe. Karikatur. Karikatur. Herrje.

YP: Lawrences Rosalyn-Figur ist aber auch mit sehr viel Ironie zu genießen.

PD: Allerdings auch hart am Rande zur Parodie. Es ist eine Stärke in ihrer Darstellung, dass sie nicht völlig ins Absurde abkippt.

YP: Und dieses Hin und Her zwischen Edith/Sydney (Adams) und Irving (Bale) war nicht mehr zu ertragen. Das hat sich so zerfahren, bot keinen Durchblick und die Längen im Film trugen auch nicht sonderlich zum Gelingen bei.

PD: Vor allem wurde durch das Hin und Her in der Voice Over zunächst ein amüsantes Verwirrspiel eingeleitet, nur um schlussendlich klar darzulegen, dass man schlicht und ergreifend nichts zu erzählen hat. Es wurde Konfusion geschürt, um davon abzulenken, dass man einfach kein gutes Finale zu bieten hat. So fühlte sich die Endauflösung dann auch an. Gehetzt und ohne jedes Gefühl für Timing. Tödlich für einen Film, der zu großen Teilen von Gaunerstücken handelt.

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