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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: Colin Firth

Tinker Tailor Soldier Spy

27 Freitag Mär 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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A Most Wanted Man, Alec Guinness, Colin Firth, Gary Oldman, John Hurt, John le Carré, Kathy Burke, Mark Strong, The Constant Gardener, The Spy Who Came In From The Cold, Tinker Tailor Soldier Spy, Tomas Alfredson

Zuerst ein Spionage-Roman von John le Carré, dann eine einflussreiche BBC-Serie mit Alec Guinness und schließlich ein edles zweistündiges Psychodrama unter der Regie von Tomas Alfredson. „Tinker Tailor Soldier Spy“ in all seinen verschiedenen Formen, aber vor allem in seiner jüngsten Version mit Gary Oldman, ist Thema unseres neuesten Dialogs. Ist die Suche nach einem Maulwurf innerhalb des britischen Geheimdienstes wirklich der intelligente Bourne, wie David Bordwell es nannte?

PD: Hast du den Roman von John le Carré „Tinker Tailor Soldier Spy“ gelesen?

YP: Nein, ich kenne nur die Serie mit Alec Guinness als George Smiley.

PD: Hab überhaupt noch kein Buch von le Carré gelesen, nehme es mir aber schon seit Ewigkeiten vor. Die Serie mit Alec Guinness habe ich vor einigen Jahren gesehen und der Eindruck daran ist schon ein wenig verblasst.

YP: Geht mir genauso, da hat der Kinofilm von Tomas Alfredson weitaus mehr Eindruck hinterlassen. Das schreibe ich einerseits dem komprimierten Plot und andererseits der traumhaften Starbesetzung zu.

PD: In britischen Raum gelten sowohl Roman als auch Serie als ganz wichtige Klassiker, ein Ruf den beide am Festland (behaupte ich jetzt einfach einmal) nicht so inne haben. Insofern hatte ich weniger Bedenken, als ich mir die Kino-Adaption erstmals ansah. Abgesehen von Alec Guinness als Smiley in der Serie und Gary Oldman im Film, habe ich kaum Vergleiche gezogen.

Viel mehr habe ich mich an der wunderbaren Kamerarbeit von Hoyte Van Hoytema berauscht. Man beobachtet aus der Distanz immer wieder wichtige Gespräche und dahin gesagte Anspielungen, die man wohl auch beim zweiten und dritten Mal nicht so ganz verstehen kann.

YP: Die Bedeutung der Serie war mir schon im Vorfeld bekannt, aber mir ist die Fernsehdramatik der späten 70er Jahre einfach zu langatmig, verglichen mit dem Kinofilm aus 2011. Nicht zu vergessen, dass sich die Machart des Films alleine schon von den meisten Produktionen der letzten 10 Jahre unterscheidet. Für mich ist das einer der interessantesten Geheimdienst-Filme überhaupt. Inhaltlich vielleicht gar nicht so interessant, wie anzunehmen ist.

PD: Die Serie würde aber heute wohl genauso gestaltet werden. Ich fand es bemerkenswert, dass die BBC vor gut 40 Jahren eine Fernsehserie produzierte, die sich mit den modernen Arbeiten durchaus messen kann. Einige gestalterische Elemente würden sich ändern, aber ich glaube den Szenen würde ebenso viel Raum bemessen, wie damals.

Das hat mich aber wieder am Film erfreut, dass hier kompakter und strategischer vorgegangen wurde. Bei Erstansicht war ich von den vielen Rückblenden und Enthüllungen in neuen Blickwinkeln der bereits bekannten Rückblenden ein wenig überfordert, aber das war wieder der Genuss an dieser Adaption. Die Puzzlestücke werden nach dem Film im Kopf weiter zusammengesetzt, die Anspielungen weiter verfolgt. Alfredson vermeidet es allzu offensichtliche Antworten zu liefern. Waren Jim Prideaux und Bill Haydon ein Liebespaar? Wie war die Beziehung zwischen Connie Sachs (Kathy Burke fand ich grandios in diesem Kurzauftritt) und Smiley im Detail? Was wusste Smiley von den Affären seiner nie gänzlich sichtbaren Frau?

YP: Dann kann schon sein, dass sich in der gestalterischen Herangehensweise nicht viel ändern würde. Wobei ich trotzdem glaube, dass – würde die Serie heute produziert werden – das Tempo ein anderes und dem Verfilmung viel näherkommendes Tempo wäre. Die Serie erzählt auch viel gemächlicher, wohingegen der Film strukturiert und – wie bereits erwähnt – komprimiert. Deine Fragen haben sich mir nicht gestellt, bei der ersten Sichtung hatte ich die inhaltlichen Eckdaten mit der Serie abgedeckt und bei der letzten Sichtung konnte ich mich auf die Dramaturgie konzentrieren. Wirklich großartig fand ich Alfredson Entscheidung, die Budapest-Szenen mit Jim Prideaux (Mark Strong) immer wieder zu wiederholen und aus jedem Blickwinkel zu zeigen. Das war auch der einzige rote Faden im Film (nebst der Affäre). Eine Sichtung ohne Vorkenntnisse kann ich nicht empfehlen. Der Film wirft einfach zu viele Fragen auf.

PD: Ja, das Tempo würde bei einer neuen Auflage als Serie höchstwahrscheinlich etwas verschärft werden, aber die Filme auf Basis der Romane von John le Carré, die ich kenne, sind allesamt keine allzu Aktionsgeladenen. Gerade im Vergleich mit „The Spy Who Came In From The Cold“, „A Most Wanted Man“ oder „The Constant Gardener“ gefiel mir die Konzentration auf die zermürbende Archiv-Arbeit.

Wenn Peter Guillam die Akten stiehlt, ist die Spannung sehr hoch und dabei passiert nicht viel mehr, als dass Blicke gewechselt werden. Generell konzentriert sich Alfredson sehr auf die Anordnung der einzelnen Verdächtigen. Wenn Control seine Mitarbeiter um sich schart und diese – je nach Smileys (oder auch nur unseres) Kenntnisstandes – immer wieder neu in verschachtelten Kamerablicken gezeigt werden, ist das die Art von Thrill die einen Spionagefilm á la le Carré ausmacht.

Ohne Vorkenntnisse kann gerade die Suche nach Hinweisen von hohem Unterhaltungswert sein.

YP: Schließlich, wenn der Maulwurf bekannt ist bzw. die Katze aus dem Sack, klingt es auch einleuchtend und alle Hinweise wurden richtig gelesen, aber davor hatte ich gerade deshalb meine Schwierigkeiten, weil es wirklich jeder sein kann.

PD: Was aber auch daran liegt, dass man sich nie sicher sein kann, ob Control (John Hurt) nicht doch einfach nur verrückt geworden und von seiner Paranoia übermannt worden ist.

YP: Gary Oldman bot eine der besten Performances der letzten Jahre.

PD: Der Vergleich zwischen Guinness und Oldman ist auch sehr interessant, da Guinness eine viel „weichere“ Version von Smiley bot.

Oldman wirkt regelrecht gefühlskalt, was in dem Gewerbe, in dem er tätig ist, ja auch Sinn ergibt. Selbst wenn er am Ende zu Triumphklängen den Platz von Control einnimmt, hat das eine ironische oder auch bittersüße Note.

YP: Gefühlskalt ist mir zu harsch, eher distanziert, aber dann wieder – wer nicht – Alleline, Esterhase, Haydon. Einzig da auch Prideuax, der natürlich als Lehrer ein bisschen mehr Wärme erlaubt.

Je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr kristallisiert er sich als einer meiner liebsten Filme der letzten Jahre heraus.

PD: Smiley wirkt aber auch nie eingebunden in diese Welt. Er wird aus dem Ruhestand geholt und wirkt wie ein Eindringling, während die Verdächtigen sehr wohl interagieren und persönliche Beziehungen aufgebaut haben. Die immer wieder gezeigte Weihnachtsfeier zeigt derweil, dass Smiley auch inmitten seiner Kollegen ein wenig Abseits steht. Da fand ich es auch so entlarvend, dass seine Frau nie zu sehen ist, aber dafür mit Bill (Colin Firth) flirtet.

YP: Für mich sah das aber auch so aus, als ginge das schon länger so.

PD: Schon, aber Smiley schien dies auch hingenommen oder einfach ignoriert zu haben. Wenn er seine Frau draußen in der Dunkelheit inflagranti erwischt, ist seine Reaktion kaum wahrnehmbar. Auch eine Stärke von Oldmans Performance, der Smiley so schwer durchschaubar gestaltet, dass man auf jedes Zucken achten muss.

Magic in the Moonlight

19 Freitag Dez 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Blue Jasmine, Colin Firth, Emma Stone, Larry David, Magic in the Moonlight, Marcia Gay Harden, Scoop, Simon McBurney, Small Time Crooks, The Curse of the Jade Scorpion, Vicky Cristina Barcelona, Whatever Works, Woody Allen, You Will Meet a Tall Dark Stranger

Alle Jahre wieder beglückt Woody Allen die Kinoleinwände der Welt mit einem neuen Film. Ob er mit „Magic in the Moonlight und seiner „strikten Realitätsverweigerung“ leichte und bezaubernde Unterhaltung, oder doch nur aufgewärmte und abgestandene Ideen aus alten Filmen präsentiert, besprechen wir in unserem neuen Dialog.

YP: Dieser neue Allen-Film hätte vor 15 Jahren noch viel besser funktioniert.

PD: Guter Punkt, denn mich erinnerte das neueste Werk von ihm, an seine eher schwachen Arbeiten vom Anfang der 2000er. „Small Time Crooks“ und „The Curse of the Jade Scorpion“ fielen mir ein, aber auch „You Will Meet a Tall Dark Stranger“. Allesamt eher auf der schwachen Seite seiner Werkliste gelegen.

YP: Allerdings! Allerdings bei all dem Abklatsch am eigenen Werk: ich war unterhalten. Ob es die großartige Besetzung war, oder die wunderschönen Südfrankreich-Eindrücke. Der Film schien mir als sanfte Sommerbrise, ideal für diesen trüben Herbst. Unverbindlich. Unverfänglich. Allenesk!

PD: Merkwürdigerweise war ich eher genervt. Während Colin Firth als militant-rationaler Magier Stanley mich immer wieder begeistern konnte, war mir die Geschichte einfach zu mühsam. Die Dialoge waren für Allen-Niveau relativ flach und ohne Esprit. Stattdessen setzte er, vor allem bei den Nebencharakteren, auf simple Wiederholung von für die Exposition wichtiger Details. Einzig Firth durfte mit etwas besserem Material arbeiten.

YP: Erinnest du dich noch an „Scoop“? Den würde ich eher so beschrieben. Mir gings bei „Blue Jasmine“ eher so. Hierbei wars anders, viel lockerer.

PD: „Blue Jasmine“ kann man hiermit nicht vergleichen. Das war eine viel bösere und präzisere Geschichte. „Magic in the Moonlight“ ist ein Märchen, völlig von der Welt losgelöst.

Als die Zeitangabe mit 1929 zu sehen war, hoffte ich, dass Allen das hedonistische Dasein der Reichen und Schönen an der Cote d’Azur ein wenig demaskieren würde. Immerhin behandelt der Film Illusionen. Jedoch interessiert er sich viel mehr für die Liebesgeschichte zwischen dem Magier und dem Medium Sophie (Emma Stone). Das war doch ziemlich plump.

YP: Wobei mir die Altersdifferenz schon ein Dorm im Auge ist. Und ich mag Colin Firth. Also love story hin oder her, das hatte etwas Unheimliches und unter keinen Umständen etwas Romantisches.

PD: Ja, die Altersdifferenz war mir auch ein Dorn im Auge. Mir schien eher, Firth könnte der Vater von Emma Stone sein. Eine Beziehung mit der Mutter (Marcia Gay Harden) des Mediums wäre angebrachter gewesen.

YP: Genervt von den Figuren, Charakteren. Nicht von der Story.

PD: Die Handlung könnte man im besten Fall noch als leichtgewichtig abtun, aber mir schien, dass Allen hier einfach schlampig vorging. Als hätte er den Charakter der Hellseherin aus „You Will Meet a Tall Dark Stranger“ zur Hauptfigur gemacht, und um das Medium herum eine allzu vorhersehbare Liebesgeschichte gestrickt.

Zudem verschenkte Allen diesmal überraschend auffallend das Potential seiner Darstellerriege. Colin Firth konnte seine Qualitäten ausspielen, aber Marcia Gay Harden als Sophies Mutter war so selten im Bild und hatte derart wenig zu tun, dass man sie beinahe übersehen konnte. Einzig Simon McBurney als Stanleys bester Freund und Magier-Kollege Howard konnte mich noch ein wenig erfreuen, was aber mehr an den Hintergründen für seine Handlungen lag.

YP: Dafür zeigt sich auch Emma Stone von ihrer besten und komödiantischsten Seite.

Ach, Allen geht es doch mittlerweile mehr ums Abarbeiten seiner vielen Geschichten als um eine runde Story am Ende des Films. In der Filmbesprechung in der Zeit ist von der Jahreszahl 8 die Rede.  Alle 8 Jahre mache Allen ein Meisterwerk. Wobei ich seit „Match Point“ noch immer auf dieses Meisterwerk warte. „Blue Jasmine“ ist für mich weit davon entfernt. Und wäre Cate Blanchett nicht so brillant darin gewesen, wäre es ein mediokrer und unbedeutender Streifen, wie die anderen zuvor.

PD: Emma Stone ist gut in Komödien, das hat sie ja schon zuvor bewiesen. Etwa in „Easy A“ oder „Zombieland“. Ihr Charakter ist aber kaum ausgearbeitet und da bleibt ihr auch nicht mehr, als mit weit aufgerissenen Augen durch das Geschehen zu stapfen.

Interessanter Punkt, den die Zeit da macht, dem ich aber nur bedingt zustimme. Nach dem grandiosen „Match Point“ fand ich sowohl „Vicky Cristina Barcelona“ als auch „Midnight in Paris“ und „Blue Jasmine“ sehr gelungen. Gerade wenn es um den leichten Genuss geht, dann zeigen „Vicky Cristina Barcelona“ und „Midnight in Paris“, dass Allen sehr wohl auch noch immer dazu in der Lage ist, aus simplen Geschichten viel Reiz heraus zu zaubern. Gerade deshalb hat mich „Magic in the Moonlight“ so gelangweilt zurückgelassen. Allen kann aus derartig simplen Konstruktionen sehr viel heraus holen, aber wenn es ihm nur darum geht, sich selbst zu beschäftigen, dann muss er das nicht unbedingt in Form eines neuen Filmes machen.

YP: Und für mich reiht sich „Magic“ – zwar weiter hinten aber immerhin – mit „Vicky Cristina Barcelona“ und „Midnight in Paris“ und ist dennoch weiter entfernt von „Scoop“, „Whatever Works“ und „You Will Meet a Tall Dark Stranger“.

PD: Zumindest scheint Allen für sich selbst immer seltener Rollen in seinen Filmen zu finden. Wenn dann einmal eine richtig typische Allen-Rolle auf der Leinwand auftaucht, dann bin ich mittlerweile froh, wenn sie von einem anderen Darsteller gespielt wird. Etwa Larry David in „Whatever Works“.

YP: Allen-Rolle hin oder her, das war für mich auch mehr eine Zumutung, was David da gespielt hat und Allen geschrieben hat. Einer der schlechtesten Filme der letzten Jahre.

PD: Keineswegs. Mir gefiel „Whatever Works“ fiel besser denn „Magic in the Moonlight“.

YP: Allen-Filme sind aber dann auch immer Geschmackssache!

Nick-Hornby-Verfilmungen

25 Freitag Apr 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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A Long Way Down, Aaron Paul, About a Boy, American Pie, Colin Firth, Fever Pitch, High Fidelity, Hugh Grant, Imogen Poots, Nicholas Hoult, Nick Hornby, Pierce Brosnan, Stephen Frears, Toni Collette

„A Long Way Down“ ist nach „Fever Pitch“ (1997 und 2005), „High Fidelity“ (2000) und „About a Boy“ (2002) nun die vierte filmische Adaption eines Nick-Hornby-Romans. Und wo Nick Hornby draufsteht, erwartet man sich unter anderem eine bitterböse Komödie mit tragischen Elementen oder eine bitterböse Tragödie mit komischen Elementen. Folgend wollen wir erläutern, welcher dieser Filme den Vorlagen gerecht wird oder nicht.

PD: Was hast du zuerst entdeckt? Nick-Hornby-Romane oder Nick-Hornby-Adaptionen?

YP: Das muss ziemlich zeitgleich passiert sein. Insofern zeitgleich, als ich es gar nicht einordnen kann. Kann aber sein, dass ich Anfang 2000 „High Fidelity“ gesehen habe, dann gelesen. Dann kam „About A Boy“. Und damals habe ich auch „Fever Pitch“ gelesen und „How to be good“, noch ein Lesebuch („Mein Leben als Leser“). Das war eine kurze Phase.

PD: Bei mir war es zunächst die von Stephen Frears inszenierte Adaption von „High Fidelity“ die mich auf Hornby aufmerksam machte. Durch den Film bin ich zum Roman „Fever Pitch“ gekommen, der mich als Fußball-Fan natürlich sofort gefesselt hat. Danach kam der Film mit Colin Firth und so weiter.

YP: Wie viele Nick Hornby-Bücher hast du gelesen?

PD: Gelesen habe ich „Fever Pitch“ mehrmals, aber von seinen anderen Büchern sind mir bislang nur „High Fidelity“ und „31 Songs“ untergekommen.

YP: Es ist spurlos an mir vorbeigegangen, dass Hornby das Drehbuch zu „An Education“ geschrieben hat.

PD: Das ist mir sehr bewusst gewesen und war ehrlich gesagt der Grund, weshalb ich überhaupt ein Interesse an diesem Film entwickelte.
Wirklich in meinem Unterbewusstsein festgesetzt hat sich der Name Hornby allerdings erst mit dem Film „About a Boy“. Dabei ist es noch nicht einmal die beste der Adaptionen.

YP: „About a Boy“ hat aber so einen unglaublichen Charme, den der Film seinen beiden Hauptdarstellern Hugh Grant und Nicholas Hoult zu verdanken hat. Vor allem Grant schafft den Spagat zwischen komischer und irgendwie doch tragischer Figur – der einsame End-Dreißiger ohne Ziel vor Augen, dessen geregelter Tagesablauf aus Fernsehen besteht.

PD: Das ist aber auch der zentrale Charakter, wie wir ihn in „Fever Pitch“, „High Fidelity“ und „About a Boy“ kennen lernen. Hornby hat hier den Typ Mann nachempfunden, der es noch nicht geschafft hat, erwachsen zu sein. Rob (John Cusack) ist in „High Fidelity“ doch auch auf seine Weise ohne jede Zukunftsperspektive und Paul (Colin Firth) lebt in „Fever Pitch“ nur nach Saisonplänen. Große Kinder, wie wir sie später in Judd Apatow-Filmen zu sehen bekommen.

YP: Die neue Adaption „A Long Way Down“ bleibt allerdings hinter meinen Erwartungen zurück. Für mich funktioniert dieses Figur-Gefüge nicht. Außerdem mangelt es dem Film an Humor. Ein Problem für mich: Wenn die Figuren über etwas lachen, worüber ich nicht lachen kann. Oder nur lachen, um zu lachen obwohl nichts lustig war.

PD: Was mich zunächst daran interessierte war, dass mit „A Long Way Down“, oberflächlich betrachtet, das typische Gefüge der Hornby-Geschichten durchbrochen wurde. Hier ging es nicht um das erwachsene Kind und die Frau die ihn zu einer reiferen Person werden lässt.

Da ich den Roman (noch) nicht gelesen habe, kann ich auch nicht sagen, ob es nicht auch ein Problem der Handlung ist, aber so wie Pascal Chaumeil sie inszeniert, bleibt alles sehr flach, sehr unentschlossen und auch wenig unterhaltsam. Das überträgt sich auch auf die Darsteller, die allesamt in ihrer „Komfortzone“ bleiben. Weder Pierce Brosnan, noch Toni Collette noch Aaron Paul oder Imogen Poots sind gefordert.

YP: Auch wenn sie mir gut in diesen Rollen gefallen, alle vier passen und spielen nicht schlecht, aber auch nicht um ihr Leben, eigentlich um gar nichts. Für mich ist ihre Motivation nicht nachzuvollziehen, so bleibt es mehr ein Großstadtmärchen als zugängliches Großstadtdrama.

PD: Genau darin liegt mein Problem. Sie scheinen allesamt zu wissen, dass sie in diese Charaktere hinein passen und entsprechend spielen sie es. Allesamt bleiben oberflächlich und leicht identifizierbar. So sehr, dass man am Ende des Films keinen Charakter beim Namen kennt, sondern sich nur an den oder die Darsteller erinnert.

Bei Toni Collette etwa, habe ich das Gefühl, sie schon dutzende Male in der Rolle der vom Leben gemarterten unscheinbaren Mutter gesehen zu haben, siehe: „The Sixth Sense“ oder „About a Boy“.

YP: Toni Collette und Pierce Brosnan werden aber auch nicht mehr die große Rollenauswahl vorgesetzt bekommen. Beide hatten früher bessere Jobaussichten. Allerdings, woran ich mich nicht so sehr störe, eher was mir in „A Long Way Down“ immens fehlt, ist dieser Hornby-Humor, der sich sowohl in „Fever Pitch“ als auch in „High Fidelity“ und „About a Boy“ zeigt. Nachdem ich die Vorlage nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob es nur an der Verfilmung liegt.

PD: Ja, der Humor fehlt völlig. Anfangs lächelt man noch über die Zusammenkunft der vier Selbstmörder, aber dann ergeht sich die Handlung in vielen kleinen persönlichen Dramen, die dem ganzen Film seinen Charme nimmt.

„Fever Pitch“ wieder hat auch seine dramatischen Momente, aber der funktioniert als romantische Komödie ganz ordentlich, auch wenn der Charme des Buches kaum hinüber zu retten war.

YP: Dramatische Momente haben die anderen Filme auch, davon zu Genüge. In „High Fidelity“ haben wir den Tod von Lauras (Iben Hjejle) Vater und das Begräbnis. In „About a Boy“ den Selbstmordversuch von Fiona (Toni Collette). Wenn du an das Gespräch danach zwischen Marcus (Nicholas Hoult) und Fiona denkst, das ist zwar traurig, aber auch furchtbar witzig.

PD: Ja, in diesen beiden Filmen funktioniert die Balance aus Tragik und Humor einfach viel besser. Das mag auch an den Darstellern liegen, die auch mit mehr Einsatz agieren. Sowohl John Cusack als auch Hugh Grant schaffen es, den Zuseher mit in die Handlung hinein zu ziehen. Bei Cusack indem er sich direkt an die Zuseher richtet und bei Grant durch die Voice-Over.

YP: Hier als Beispiel die Szene, wo Fiona (Toni Collette) ins Restaurant stürmt und Will (Hugh Grant) zur Rede stellt.

PD: Das war gleichzeitig lustig und so unglaublich unangenehm. Grants Mimik ist grandios in dieser Szene.

YP: Auch wenn „High Fidelity“ der bessere Film ist, ich mag „About a Boy“ mehr. Der würde meine Nick-Hornby-Adaptionen-Liste anführen.

PD: Schwer zu entscheiden, da ich mit den Gesprächen zwischen Rob und seinen Angestellten und den ewigen Top-5-Listen einfach mehr Spaß habe. Die ganze Abgehobenheit wird auch schön getroffen, wie in dieser Szene etwa.

„Fever Pitch“ ist eine sympathische und sehr freie Adaption, die einfach aufgrund Colin Firths Darstellung viel Charme versprüht, aber im Grunde kein besonders guter Film ist.

YP: Nachdem ich den Roman kenne und schätze, fand ich die Verfilmung etwas glanzlos und sogar ein wenig langweilig.

PD: Bei „About a Boy“ hat mich überrascht, dass die Regisseure von „American Pie“ solch einen herzlichen und intelligenten Film zustande bringen konnten. Das hatte ich den Brüdern Weitz damals nicht zugetraut. Wobei ich auch „American Pie“ damals mochte, aber das war ja doch eher Schenkelklopferhumor.

YP: Teil eins von „American Pie“ hatte als Teenie-Komödie seine Reize. Bei „About a Boy“ sieht man, was mit dem richtigen Drehbuch möglich ist.

PD: Welches sie selbst geschrieben bzw. adaptiert haben. Mir gefällt etwa die Szene in der Marcus die Ente mit dem ganzen Brot „füttern“ wollte.

Das fehlt eben „A Long Way Down“ völlig. Ich könnte mir keine einzige nennenswerte Szene in Erinnerung rufen. Dabei ist da eine sympathische Besetzung am Werk.

YP: Wie gesagt, ich hatte eher das Gefühl da lachen zu müssen, wo die Figuren lachten. Das genügte mir nicht.

PD: Jetzt wo du es erwähnst. Als sie ihren Pakt auf die Rückseite des Abschiedsbriefes von Maureen (Collette) schrieben…das war ein amüsanter Moment, allerdings mehr für die Charaktere und weniger für den Zuseher.

YP: Oder die Tischszenen im Urlaub, da war nichts Lustiges dabei. Ich habe kaum was aus dem Film mitgenommen.

PD: Bei den Szenen im Urlaub musste ich kein einziges Mal lachen. Da war ich furchtbar gelangweilt und hätte mir gerne auch einen Cocktail geholt.

In „Fever Pitch“ lacht man aufgrund der auseinander klaffenden Erwartungshaltungen von Paul und seiner Freundin. Sein Anspruch, die Zeit für seinen Club frei zu halten, während sie mit ihm eine Familie gründen will und überhaupt keinen Zugang zum ganzen Themenkomplex „Fußball“ finden kann. Etwa wenn sie mit ihm in der Stehplatzkurve „gefangen“ ist.

YP: In „Fever Pitch“ ist schon die erste Einstellung witzig, wo die beiden Kinder mit dem Vater beim Essen sind. Dieser einsilbige Dialog.

PD: Die Beziehung zwischen Paul und seinem Vater hat ja auch etwas Bittersüßes. Diese Versuche von ihm, eine Beziehung zu ihm aufzubauen und am Ende gegen die Liebe zu Arsenal eingetauscht zu werden.

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