Schlagwörter
Arya Stark, d. b. weiss, Danaerys, david benioff, Game of Thrones, george r. r. martin, Liam Cunningham
Staffel 4 der HBO-Fantasy-Serie „Game of Thrones“ ist zu Ende und wir sehen uns noch einmal näher an, was uns gefiel, was uns weniger gefiel und was im Vergleich zu den Romanen mehr oder weniger Sinn ergab.
Es mag unnötig sein es zu erwähnen, aber dieser Dialog ist voller Spoiler!
PD: Wenn ich so an unseren letzten Dialog zu „Game of Thrones“ zurück denke, dann finde ich es lustig, wie wichtig zunächst die Umbesetzung von Daario Naharis war. Im Endeffekt war die ziemlich egal.
YP: Weil seine Rolle doch sehr klein ausfiel.
PD: Passend zum Handlungsstrang rund um um Daenerys, die in der 4. Staffel wieder einmal nicht so wirklich vom Fleck weg kam.
YP: Für mich war die 4. Season die problematischste. Die mit den vielen Hochs und Tiefs. Als wollten Weiss und Benioff stets noch etwas draufsetzen. Selber Schuld, weil für mich sind der 2. Teil des dritten Romans und der vierte ziemlich gelungen. Das haben sie nicht so toll umgesetzt.
PD: Beim vierten Buch stecke ich noch im ersten Drittel fest und finde es nicht so spannend, eher langatmig.
YP: In Puncto Danaerys: Endlich konnte sie herrschen. Und das ziemlich interessant, weil sie kein Hofdrama bediente, wie beispielsweise das rund um den Iron Throne, sondern mit wirklichen Problemen konfrontiert war.
PD: Das wurde inszenatorisch aber unzureichend gelöst. Ich könnte jetzt nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber die Szenen im Thronsaal, wenn Danaerys ihre Audienzen hielt, waren ohne jede Spannung. Es waren spannende Inhalte, aber die Präsentation lief dem völlig zuwider. Es herrschte einfach keine Atmosphäre. Dagegen waren selbst die Szenen an der Mauer dichter inszeniert, und da tat sich ja lange sehr wenig.
Mein liebster Teil war ja ohnehin die Beziehung zwischen Arya und The Hound. Alleine Aryas Reaktion vom Tod ihrer Tante zu erfahren, war der herrlichste Moment der ganzen Staffel.
YP: Diese ungewöhnlichen Figuren-Paarungen, die dann auf einen Roadtrip geschickt werden, das hat schon mit Catelyn Stark und Tyrion Lannister in der 1. Staffel gut funktioniert . In Staffel 3 dann mit Jamie Lannister und Brienne of Tarth, und jetzt eben mit Arya und Sandor Clegane. Auch als Arya auf Tywin Lannister in Harrenhaal traf.
PD: Letztere dürfte ja eine der „Neuerungen“ der Produzenten sein, die wohl George R.R. Martin weniger gefallen haben wird. Kürzlich las ich, dass er mit der Adaption und einigen Änderungen gegenüber seinen Büchern nicht glücklich ist.
YP: Von einem Medium in ein anderes zu übersetzen wird immer von genügend Problemen begleitet. Wenn es nicht dem Original getreu adaptiert wurde, finde ich es nicht schlimm. Mich stört es nicht. Es muss nur stimming und spannend bleiben und das gelingt den Serienmachern hier nach wie vor. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie auch die Romanleser berücksichtigen. Weil sich eben ständig etwas ändert. Die Vorlage lebt, salopp ausgedrückt.
PD: Das ist ja auch der springende Punkt bei einer Adaption. Sofern die Änderungen in sich schlüssig sind oder einfach funktionieren, sind sie auch gerechtfertigt. Da sehe ich auch kein großes Problem in Bezug zu „Game of Thrones“. Dass sich der Autor des zugrunde liegenden Werkes mit Kritik meldet, ist ja auch nicht weiter ungewöhnlich. Alan Moore etwa zieht seinen Namen regelmäßig zurück („V for Vendetta“, „Watchmen“, „The League of Extraordinary Gentlemen“).
Um zurückzukommen auf den Punkt, dass die Macher einen Höhepunkt auf den anderen stapeln wollen. Das ist wirklich ein Problem geworden in dieser Staffel. Man präsentiert relativ früh (in Episode 2) den Tod von König Joffrey und erlöst damit auch den Zuseher von diesem ehrlich gesagt sehr oberflächlichem Psychopathen, und hat dann sehr viel Leerlauf, bis wieder wirklich etwas passiert. Ich glaube erst der Monolog von Tyrion vor Gericht ist wieder so ein Höhepunkt und das war in Episode 6.
YP: So habe ich das auch empfunden, weil die Geschehenisse an der Eismauer einfach nicht früher in die Gänge kamen. Erst durch Stannis‘ Einmarsch (den ich sehr imposant fand), ruhen alle Augen auf der Mauer. Das ist ab jetzt auch die spannendere Region, hat auch Danaerys abgelöst.
Und auch weil King’s Landing uninterssant geworden ist.
PD: Das mag ein „Problem“ sein, welches George R.R. Martin zu verantworten hat, aber selbst die dramatischsten Umwälzungen im Hofstaat von Danaerys – etwa der Verrat durch Ser Jorah – hinterlassen kaum Eindruck. Sie befreit eine Stadt und muss sie beherrschen. Das ist sicherlich relativ realistisch, aber auf die Dauer auch etwas öde.
Dass sich die Hauptaufmerksamkeit mal in den Norden verlagern würden, habe ich seit der ersten Episode erwartet. Der Krieg um den eisernen Thron ist ja schön und gut, aber da im Norden treiben Zombies ihr Unwesen. Irgendwie habe ich mir schon früher eine Fokussierung der Inszenierung auf die Mauer erwartet.
YP: Das ist auch ein inszenatorischen „Problem“. Im Buch passiert das relativ schnell, es geht aus den Kapitel von Ser Davos heraus. Die Serie braucht eben 4 Staffeln lang dafür, was in den ersten 2,5 Romanen passiert.
PD: Dennoch gehört der Kampf um die Mauer, in Episode 9, zu den weniger imposanten Episoden. Das liegt aber wohl vor allem an der unfreiwillig komischen Todesszene von Ygritte und dem eher unübersichtlichem Gewirr bzw. der unübersichtlich inszenierten Schlacht.
YP: Wo die Serie wirklich neue Maßstäbe setzt sind die Sets und die Kostüme. Exzessiv und imposant. Es wird nicht gespart. Das sieht man anhand der Roben in King’s Landing. Vor allem jetzt, wo die Staatskasse leer ist, wird noch einmal eines drauf gesetzt. Und bei Dany in Meereen merkt man auch die schönen neuen Kleider, die bei ihr vorher etwas spärlicher ausfielen und praktischer Natur waren.
PD: Umso stärker ist dann der Kontrast zu den nüchtern gekleideten Männern und Frauen im Norden. Ob es jetzt Bolton und sein verrückter Sohn sind, oder die Greyjoys. Je südlicher der Schauplatz, desto bunter und verschwenderischer wird die Kleidung.
Da ist „Game of Thrones“ dann auch klassisches Ausstattungskino, welches auch Wert auf die Form legt. Im Grunde ein bisschen wie „Downton Abbey“, nur mit mehr Gewalt.
YP: Mit sehr viel mehr Gewalt. Gewalt gab es in den ersten drei Staffen zu Genüge. In Staffel 4 war sie dramaturgisches Mittel. Gewaltlose Szenen aus den Romanen wurden gewaltvoll.
PD: Das erscheint mir zwar anders, aber geschriebene und dargestellte Gewalt sind nun einmal zwei Paar Schuhe.
YP: Weißt du, wer mir zu kurz gekommen ist? Drogon, Viserion und Rhaegal.
PD: Dafür reicht dann wohl auch das Budget nicht, die drei Drachen in längeren Sequenzen zu zeigen.
Ich habe sie aber auch nicht sonderlich vermisst, was wohl daran lag, dass der ganze Handlungsstrang rund um Danaerys nicht wirklich interessant war.
YP: Die spannendsten Szenen waren das nicht.
PD: Wer mir sehr gut gefiel, war Davos (Liam Cunningham).
YP: Ser Davos ist einer meiner Lieblingsfiguren. Und der Schauspieler macht das auch ganz toll.
Sein bisheriger Schlagabtausch mit Melisandre ist ziemlich sehenswert.
PD: Die Figur gewann in dieser Staffel noch deutlich an Profil und erscheint jetzt auch wichtiger denn Stannis. Was keine guten Aussichten für die weitere Lebenserwartung von Davos sind.
Noch kurz zurück zur Gewalt. Im Kampf zwischen Ser Gregor und Oberyn Martell wurde die Gewalt sogar ein wenig zurück geschraubt. Da starb im Roman ein unbeteiligter Zuseher, der von Ser Gregor in der Mitte gespalten wurde. Dagegen war der zerschmetterte Schädel von Oberyn geradezu weich gespült.
YP: Diese eine Kampfsszene! Da rechne ich auch mit Gewalt.
Außerdem ist es nicht das erste Mal (Serie und Romane), dass Gregor Clegane jemanden zweiteilt. In der ersten Staffel passiert das bei dem Turnier mit dem Pferd. Außerdem diese „Trainingsszenen“ in Staffel 4 – wo er wahllos auf Leute einschlägt und quasi trainiert – waren nicht notwendig. Wir wissen doch, was für ein Biest das ist. Das muss mir niemand mehr zeigen, ich habe es kapiert.
Den Roman-Jamie finde ich übrigens viel sympathischer als den Serien-Jamie.
PD: Der Serien-Jamie ist ein wenig ambivalenter, was mir auch gut gefällt. Im Roman erscheint er sympathischer, da Cersei im Vergleich viel biestiger wirkt. Doch das heben sie sich wohl noch für die kommenden Staffeln auf.
Um bei den Lannisters zu bleiben. Die Art und Weise wie Tyrion Shae ermordete, hat mich überrascht. Nicht weil es brutal war, sondern da es von Peter Dinklage herzzerreißend gespielt war. Doch Dinklage zu loben ist ja beinahe schon langweilig.
YP: Weil das so ein leidenschaftlicher Akt war. Er war sichtlich verstört und hat dieses Hin und Her einfach wahnsinnig gut ausgedrückt. Die gesamte Staffel war eine Peter-Dinklage-Parade.
PD: …und das obwohl er die meiste Zeit eingesperrt im Kerker verbringen musste.