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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Schlagwort-Archiv: Frankenstein

#Horrorctober 2015

02 Freitag Okt 2015

Posted by filmimdialog in Special

≈ Ein Kommentar

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A Girl Walks Home Alone at Night, an american werewolf in london, area 51, crimson peak, das cabinet des dr. caligari, Frankenstein, frenzy, Horrorctober, it follows, little shop of horrors, marnie, Profondo rosso, rebecca, the babadook, troll hunter, Under the Skin, werewolf in a women's prison

Das Schöne am Internet und den Sozialen Medien ist nicht nur, dass wir diesen Blog führen (können), sondern auch die Tatsache, dass wir uns mit anderern Gleichgesinnten und Bloggerinnen und Bloggern austauschen (können). Was wir auch viel über Twitter machen. Im Rahmen des gegenseitigen Austauschs kommen immer wieder tolle Aktionen zustande, wie der mittlerweile nun alljährliche #Horrorctober. Teilnehmende Personen wählen 13 Filme, die bis zu Halloween gesichtet werden. Dabei lässt man sich natürlich von den anderen inspirieren. Der rege Austausch ist bei einer Aktion wie dieser natürlich erwünscht. Dabei wird über Twitter, Letterboxd und die eigenen Blog-Formate kommuniziert, was das Zeug hält. Was und welche Filme wir für 2015 geplant haben, wollen wir im folgenden Dialog besprochen.

PD: Es ist wieder soweit. Der Horrorctober steht vor der Tür. Langsam wird das ein liebgewonnenes Ritual.

YP: Bei mir ist es schon die dritte Teilnahme heuer, neben 2013 und 2014. Auch wenn ich nicht alle 13 Filme geschafft habe, jedes Jahr sind es so um die 10 aus dem Horrorgenre geworden. Dabei habe ich die Gelegenheit lang vor mich Hingeschobenes aus meiner Sichtungsliste aufzuholen. Es macht einfach Spaß und durch die Kommunikation mit anderen, die das auch machen, bekommt das Ganze etwas Interaktives.

PD: Das macht den Reiz aus. Würde man den #Horrorctober nur für sich alleine erleben, würde ein Teil des Spaßes vorbei gehen. Im Vorjahr habe ich erstmals daran teilgenommen und vor allem durch die Durchsicht der Listen anderer Teilnehmer, entdeckte ich einige interessante Filme, auf die ich sonst wohl nicht gestoßen wäre.

Heuer ist es eine schön salomonische Aufteilung von Filmen, die ich schon länger vor hatte endlich zu sehen, wie „Troll Hunter“ oder „Little Shop of Horrors“, und Filmen die ich neu genießen und auch neu bewerten möchte. So wie der Trash-Film „Werewolf in a Women’s Prison“. Mir fällt aber auf, dass es kaum aktuell im Kino laufende Filme in meine Liste geschafft haben.

YP: Der Austausch mit anderen ist natürlich die halbe Miete. Mit meiner Liste bin ich dieses viel näher am Mainstream, weil ich dann auch das aktuelle Kinoprogramm oder das Viennale-Programm nach Filmen abklappere, natürlich dürfen dann aber auch drei Hitchcock Filme – „Marnie“, „Frenzy“ und „Rebecca“ – nicht fehlen. Thematisch kann man das auch sehr stark ausdehnen. Letztes Jahr habe ich auf der Viennale und im Zuge des #Horrorctobers das wunderbare „A Girl Walks Home Alone At Night“ entdeckt. Gerne lasse ich mich auch von anderen Listen inspieren. Überhaupt habe ich Themen-Sichtungen für mich entdeckt, das gibt einer die Gelegenheit im Rahmen seine Interessen auszudehnen. Wobei ich mir Guillermo del Toros „Crimson Peak“ bestimmt so oder so angesehen hätte, alleine wegen dem Regisseur und der Besetzung.

PD: „Crimson Peak“ ist ein gutes Stichwort. Gemeinsam mit „It Follows“ ist das einer der aktuellen Kinostarts im Oktober, die ich sehen möchte. Dabei fiel mir aber auch auf, dass in den Monaten zuvor kaum sehenswerte oder erwähnenswerte Horrorfilme auf unseren Leinwänden zu sehen gewesen wären. Jetzt hingegen, wohl auch der Jahreszeit entsprechend, werden wieder eine ansehnliche Zahl an interessanten Genre-Beiträgen in die Kinos gebracht. Genau genommen hätte ich auch „Regression“ von Alejandro Amenábar mit auf die Liste setzen können.

Ganz grundsätzlich versuche ich einen weiten Bogen über die gesamte Filmgeschichte zu spannen. So kommt es dann auch zu den erneuten Sichtungen von ganz frühen Filmen wie „Frankenstein“ (1910) aus der Produktion der Edison Studios oder dem „Cabinet des Dr. Caligari“. Auf bestimmte Themen möchte ich mich nicht unbedingt festlegen. Es ist eine Mischung aus Verfügbarkeit und Gusto.

YP: Ich habe mich auch von deiner Liste inspirieren lassen, „An American Werewolf in London“ hätte ich nicht so schnell gewählt. „Das Cabinet des Dr. Caligari“ habe ich schon ewig nicht mehr gesehen, das ist auch eine ausgezeichnete Idee für den #Horrorctober. Heuer habe ich ohnehin 18 Filme auf der Liste, wobei ich natürlich nicht alle schaffen werde und kann. Aber die Auswahl motiviert. Wir haben dieses Jahr zu den oben erwähnten zwei Filmen insgesamt fünf Überschneidungen auf den Listen: „Crimson Peak“, „It Follows“ und „Area 51“.

Besonders gespannt bin ich auf „The Babadook“, der jetzt schon als kleines Meisterwerk gehandelt wird und bei Mark Kermode sogar zu den besten Filmen des Jahres 2014 gehörte. Kermodes Beurteilung macht natürlich hellhörig.

PD: Der „American Werewolf in London“ von John Landis ist auch so ein Film, wie „Little Shop of Horrors“, der einfach viel zu lange auf meiner To-do-Liste stand und den ich dennoch irgendwie nie gesehen habe. Der #Horrorctober ist deshalb eine gute Ausrede um diese Filme endlich einmal nachzuholen.

„The Babadook“ ist zwar nicht auf meiner Liste, konnte ich aber schon vor einigen Monaten sehen. Hier bin ich schon gespannt, ob du der Ansicht von Mark Kermode zustimmst. Ich war jedenfalls reservierter.

YP: Vielleicht noch ein Verweis auf letztes Jahr, wo wir auch beide im Zuge des #Horroctober 2014 „Profondo Rosso“ von Dario Argento wieder gesichtet haben. Ein sehr ungewöhnliches und vielleicht gerade deswegen besonders intensives Seherlebnis stellte für mich auch „Under the Skin“ dar. Wir befassten uns im Rahmen des Dialogs ohnehin immer wieder mit dem Horror-Genre im Allgemeinen und mit dem Horror-Begriff im Besonderen und kamen immer wieder zum Schluss, dass eine Eingrenzung ob der Thematik prinzipiell sehr schwierig ist. Die Möglichkeiten scheinen endlos.

Das Allerwichtigste zum Schluss: wir wollen unsere Listen an dieser Stelle teilen. Meine findet sich auf meiner Letterboxd-Seite hier. Und eine Liste von PD ist hier entlang deponiert. Eine Übersicht über alle Teilnehmer mit den zu findenden Kanälen und Filmschmankerln hat CineCouch aufgestellt. Einen wahrlich passenden Titel haben sie auch mit „Brides of #Horrorctober“ gefunden.

Der Gruselspaß kann beginnen. Wir wünschen allen teilnehmenden Personen und allen, die es noch spontan werden wollen, einen schönen #Horroctober!

National Theatre Live: Frankenstein

24 Freitag Apr 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 5 Kommentare

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A View from the Bridge, Al Pacino, Avengers: Age of Ultron, Benedict Cumberbatch, Coriolanus, Danny Boyle, Frankenstein, Jonny Lee Miller, Mark Strong, National Theatre Live, Patrice Chereau, Salmoé, Tom Hiddlestone

Kann Theater auf der großen Leinwand funktionieren? Als 2011 das von Danny Boyle inszenierte Theaterstück „Frankenstein“ am National Theatre Premiere feierte, begann es einen ungeahnten Erfolgslauf auch über die Kinoleinwände dieser Welt. Wir unterhalten uns über Theater im Kino.

PD: Viel zu lange hat es gedauert, aber nun konnte ich endlich „Frankenstein“ in seiner Bühnenform sehen. Vor allem hat mich dieser Kinoabend vom Konzept der Spezialvorstellung für nur einen Abend überzeugt. Zuvor war ich ja recht skeptisch, ob eine Opern-, Ballett- oder Theateraufführung im Kino wirklich funktionieren kann.

YP: Abgesehen von im TV übertragenen Burgtheater-Aufführungen in Studienzeiten oder zu Studienzwecken, hatte ich bei „Frankenstein“ auch erstmals die Freude, an einer Theaterübertragung im Kino teilzunehmen, allerdings ist das bei „Frankenstein“ jetzt über ein Jahr her. Seitdem bin ich großer Fan des Formats und konnte schon die „Coriolanus“, „A View From The Bridge“ , „Swanlake“ und „Macbeth“-Aufführungen von NT Live begutachten.

Ich bin begeistert. Der Live-Aspekt bleibt trotz Kinoleinwand gewahrt. Natürlich bleibt eine gewisse Portion Theater dabei auf der Strecke, das nimmt man dann in Kauf.

PD: Die Fernsehaufzeichnungen aus Bayreuth (vor allem Patrice Chereaus „Ring des Nibelungen“ blieb mir im Gedächtnis) oder einige spezielle Übertragungen von den Salzburger Festspielen, habe ich auch noch im Kopf. Das waren aber eben meist Fernsehübertragungen.

Die in den letzten Jahren immer populärer werdenden Kino-Ereignisse, mit Übertragungen auf verschiedene Leinwände in der ganzen Welt, zeigen das Verlangen eines globalen Publikums diese Inszenierungen zu sehen. Es ist einfach nicht jedem möglich, eine Karte für ein Stück in London zu kaufen, da ist das Kino-Erlebnis ein sehr feiner Kompromiss. Auch wenn ich anfangs skeptisch war. Die Bühnenatmosphäre kann aber auch mit verschiedensten Kameraperspektiven nicht ganz übertragen werden.

YP: Da ich ohnehin gerne ins Theater gehe, neige ich immer dazu, die Live-Übertragungen mit Theaterinszenierungen zu vergleichen. Dabei fällt mir auf, dass ein Theaterbesuch fast immer atmosphärisch ein tolles Erlebnis ist, aber bei Live-Übertragungen entsteht dann schnell eine gewisse Nähe (meistens durch die Einstellung der Nahaufnahme), die es so im Theaterraum nicht und nur sehr selten gibt. Theater-Untypisch, aber nichtsdestotrotz finde ich es toll.

In „Frankenstein“ wurde auch oft in Nahaufnahme gezeigt, quasi an die Figuren herangezoomt.

PD: Darin liegt aber auch eine Schwierigkeit der Live-Übertragung. Ein Theaterschauspieler agiert auf der Bühne ja ganz anders, denn vor der Filmkamera und so ist auch die Darbietung dann eine gänzlich andere, denn wenn sie im Zuge einer Filmadaption zu sehen wäre.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob bei einer Filmadaption, der Kreatur (ich habe Benedict Cumberbatch in dieser Rolle gesehen) so viel Raum gelassen würde, um sich von einem undefinierten Wesen hin zu einer eigenen Persönlichkeit zu entwickeln. Die Filme tendieren doch dazu, die grausamen Taten ins Zentrum zu rücken.

YP: Wir dürfen aber gerade bei „Frankenstein“ nicht vergessen, dass es von Danny Boyle, einem Filmregisseur, inszeniert wurde. Sowohl Johnny Lee Miller als auch Benedict Cumberbatch sind primär als Filmschauspieler tätg. Auch wenn alle drei immer wieder auf das Theater zurückkommen, bzw. ihre Anfänge dort haben, ist der filmische Bezug sehr präsent. Wobei das ein Theaterstück durch und durch ist und gerade als solches auch unglaublich gelungen. Den Körpereinsatz, den Johnny Lee Miller als Creatur mitbrachte, würde im Film weniger wirken, wie es auf der Bühne der Fall war. Der Körper als Instrument ist im Theater sichtbarer, augenscheinlicher, auch wenn in diesem Fall gelegentlich das Gesicht in Großaufnahme gezeigt wurde. Filme neigen mittlerweile durch Schnitttechniken dazu, fast alles zu zerstückeln. Und Miller war grandios, fast ein Athlet im schauspielerischen Sinne.

PD: Man sieht viele Elemente in Boyles Inszenierung, die auf die Herkunft aus dem Filmbereich deuten. Etwa das Lichtspiel bei der Geburt oder die Schienenarbeiter und die sehr drastisch beleuchtete Lokomotive. Andererseits hat man sich beinahe zu viel Zeit in den ersten 30 Minuten gelassen. Cumberbatch hat die Kreatur sehr unschuldig und verspielt dargestellt (natürlich auch mit den entsprechenden athletischen Verrenkungen), während Miller den Doktor als abgehobenen und Weltfremden Prototyp des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers spielte. Das Dilemma in welches das Erschaffen der Kreatur den Doktor stürzt, fand ich in den gemeinsamen Szenen von Miller und Cumberbatch hervorragend dargestellt.

Hingegen fand ich das gekippte Bühnenbild in den Szenen im Hause Frankenstein wieder zu eindeutig. Ein „Dutch Angle“ fürs Theater. Das war mir zu viel.

YP: Miller als Kreatur war verwundbar und gnadenlos zugleich. Anfangs noch verhalten und zurückhaltend werden sowohl Performance als auch die Figur zur Wucht. Anfangs war ich enttäuscht, nicht Cumberbatch als Kreatur gesehen zu haben. Nach der Vorstellung war ich froh darüber, dass es Miller war. Meine Vermutung ist, dass sich die beiden – egal in welcher Rolle wir sie zu sehen bekommen – ergänzen, was auch von Kritiken zum Stück bestätigt wird.

PD: Das ist noch ein Fernziel für mich. Die Aufführung in der umgekehrten Besetzung zu sehen. Miller stellte fest, dass das Stottern von Cumberbatch als Kreatur schlussendlich auch langsam ein wenig in Millers Darstellung des Doktors überging.
Auch wenn es für das Stück nicht von allzu großem Belang war, so fand ich es doch reizvoll, die beiden Sherlock Holmes-Darsteller gemeinsam auf der Bühne zu sehen.

Im Rückblick bin ich überrascht, wie wenig ich vom Soundtrack bemerkt habe. Gerade bei Danny Boyle spielt die Musik immer eine sehr wichtige Rolle, aber in „Frankenstein“ spielte er sie nicht in den Vordergrund. Wenn ich mich jetzt durch die Stücke höre, erkenne ich zwar einige Passagen, aber sie unterstützten eher die Stimmung als dass sie für sich stehen würden.

YP: Da bei mir die Sichtung nun mehr als ein Jahr zurückliegt (Jänner 2013), fällt es mir ziemlich schwer, mich an die musikalische Untermalung zu erinnern. Insgesamt war es für mich aber sehr stimmig.

Erstaunlich ist, dass die Premiere Anfang 2011 war und wir im April 2015 noch immer darüber reden, und es noch immer Kinos gibt, die die Aufzeichnungen der Übertragung zeigen. War deine Vorstellung gut besucht?

PD: Gut, meine Eindrücke sind ein wenig frischer, aber die Musik wäre mir auch nicht mehr eingefallen, wenn ich nicht ein wenig noch zum Stück gelesen hätte. Dass es Bühnenerfolge logischerweise leichter haben, derart lange gezeigt zu werden, ist logisch.

Dass die Vorstellung heute noch zieht, wundert mich schon etwas mehr. In meinem Saal blieb kaum ein Platz frei. Viele Besucher hatten das Stück schon öfter gesehen.

Dazu fällt mir ein, dass laut dem Filmmagazin „Sight & Sound“, ein Kinoabend von „Coriolanus“ mit Tom Hiddleston mehr Besucher anzog, denn die etwa zur selben Zeit laufende Filmadaption von und mit Ralph Fiennes.

YP: Umso erstaunlicher, da die „Coriolanus“-Inszenierung von NT Live viel textlastiger ist und als Kammerspiel dementsprechend unspektakulär, auch viel weniger reisserisch daherkommt. Tom Hiddleston ist ein großartiger Charakterdarsteller (mit Theater-Background) und sein Status im Marvel-Universum hat dem Stück sicher das eine oder andere Fangirl oder Fanboy in der ersten Reihe beschert. Den Butler-Fiennes-Film habe ich leider nicht gesehen.

PD: Die Popularität der Darsteller ist sicher auch ein Faktor, der zu dem erhöhten Publikumsinteresse beiträgt. Wenngleich  auch weniger prominent besetzte Stücke oder auch Musical- und Opern-Aufführungen gute Besucherzahlen in den Kinos vorweisen können.

Ich bin schon gespannt wie sich die Übertragung von „A View From The Bridge“ mit Mark Strong anfühlen wird, aber ich zog während „Frankenstein“ ständig Vergleiche mit der „Salomé“-Inszenierung von und mit Al Pacino, die ich zu Hause auf DVD habe. Pacino hat auf der Theaterbühne eine Filmversion des zur selben Zeit gespielten Stückes inszeniert. Das ist ein faszinierender Theater-Film-Hybrid, aber doch näher dem Kino verhaftet. Bei „Frankenstein“ wird das anwesende Publikum durch ausgedehnte Schwenks immer ein wenig mit in das Erlebnis einbezogen und auch der Ton fängt immer ein wenig vom Publikum ein. Das macht auch den Reiz aus.

YP: Mir gefällt die Zusammenfassung des Stückes in der Besprechung zum Stück von Michael Billington: „Dear and Boyle highlight the feminist critique of male usurpation of divinity that lurks in Shelley’s text. Above all, they constantly make us ask which of the two main characters is the real monster. Is it the disfigured, repulsive Creature or Frankenstein himself with his subordination of love and friendship to the idea of creative perfection? “

Die eigentlichen Monster sind näher als man denkt. An dieser Stelle lässt sich auch eine passende Verbindung zu unserem nächsten Dialog ziehen. Da gibt es auch so ein schönes Zitat in „Avengers 2: Age of Ultron“, von Ultron, oder vielleicht doch von Tony Stark: „Everyone creates the thing they fear …“

Profondo rosso

01 Samstag Nov 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Amer, Asia Argento, Dario Argento, David Hemmings, Dracula, Edward Hopper, Frankenstein, Inferno, Jennifer, Le Tre Madri, Masters of Horror, Peeping Tom, Profondo rosso, Psycho, Suspiria, Tenebre, The Wolf Man

Dario Argento gehört zu den nettesten Regisseuren, die es da draußen gibt. Obwohl schon über 45 Jahre im Filmbusiness, hat er sich seine Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Zuvorkommeheit bewahrt. Eigentlich Bewundernswert.

PD: Betrachtet man „Profondo rosso“ und dann im Vergleich seine jüngsten Arbeiten wie „Giallo“ oder „Dracula 3D“, käme man nie auf die Idee, dass dies die Arbeiten desselben Regisseurs sind.

YP: Das ist unglaublich, wie sehr sich Argentos damaliges Werk (insbesondere die 70er Jahre) von dem heutigen Schrott unterscheiden. Andererseits: B-Movies müssen auch gemacht werden.

Nein, ich verstehe auch nicht, wie aus dem Visionär von damals der Regisseur von heute wurde. Visionär deshalb, weil „Rosso“, „Suspiria“, „Inferno“ allesamt kleine Gerneperlen, wenn auch nicht Meisterwerke, zumindest Bildgewaltiges Kino, waren. Das, was er heute produziert, ist grausam. Und konventioneller.

Was würdest du sagen, ist dein Lieblingsfilm von Argento? Bei mir ist es „Suspiria“.

PD: Es mag einfallslos klingen, aber ebenfalls „Suspiria“ ist mir von Argentos Filmen immer noch der Liebste. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich noch nicht so viele Werke von ihm gesehen habe. Zumindest seine „Le Tre Madri“-Trilogie kenne ich, zudem „Profondo rosso“ und die späteren Werke. Mir fehlen aber viele Filme, die er mit seiner Tochter Asia gedreht hat.

Bei den Spätwerken sticht seine „Masters of Horror“-Episode „Jennifer“ positiv heraus. Daran ist auch zu sehen, dass unter den richtigen Umständen und mit den richtigen Drehbüchern, auch Argento immer noch sehenswerte Horrorfilme produzieren kann. Filme wie seine „Dracula“-Adaption zeigen aber das grundsätzliche Problem, welches das so genannten B-Movie-Kino heimgesucht hat. In schneller Abfolge werden formelhafte Werke mit billigsten Effekten erschaffen, die nur noch auf den Heimkinomarkt zielen, während die Leinwände mal von der „Torture Porn“- oder von der Heimkino-Ästhetik-Welle dominiert werden. Etwas alternative Werke wie „Amer“ müssen den Umweg über Filmfestivals gehen, und hoffen, dort genügend Aufmerksamkeit zu erlangen.

Zurück zu „Profondo rosso“. Was mir hier wieder sehr stark auffiel war, dass Argento noch nie die innovativsten Geschichten erzählte.

YP: Das hast du gut beobachtet. Die Storys sind auch das Schwächste an seinen Filmen. Es scheint immer als hätte er sich gänzlich den Bildern verschrieben. Was grundsätzlich in Ordnung geht, bloß reissen die Geschichten immer ein. Hier fällt auch auf, dass das in den Siebzigern besser funktionierte als beispielsweise in den letzten Jahren.

Ist es fies zu fragen, warum er überhaupt noch Filme macht? Des Geldes wegen? An kreativen Ideen und visueller Umsetzung wird es nicht liegen. Nenn mich fies. Ich sehe mir seine alten Sachen sehr gerne an und bei mir sind „Rosso“ und „Suspiria“ ganz weit vorne. Vor allem letzterer Film, der würde sich in jeder meiner Top-10-Horrorliste wiederfinden. Die neuen Filme interessieren mich nicht, sie sind unkreativ und belanglos.

PD: Mir gefiel „Tenebre“ besser denn „Profondo rosso“. Auch wenn ich bei „Profondo rosso“ vor allem Hauptdarsteller David Hemmings sehr unterhaltsam fand. Seine Präsenz hat viele Schwachpunkte überdeckt, denn visuell ist Argento hier noch nicht ganz auf seinem Höhepunkt angelangt. In den 1970ern haben seine Filme wohl auch besser funktioniert, da er bessere Ideen zur Bildgestaltung hatte. Seine neueren Filme wirken ungemein billig und auch sehr anonym. So etwas wie „Giallo“ hätte wirklich jeder andere Regisseur auch hinbekommen.

Bei „Profondo rosso“ gibt es zum Beispiel den Moment, in dem Marcus Daly (Hemmings) bemerkt, weshalb er ein bestimmtes Gemälde am Tatort nicht wieder entdeckt. Es ist ein ganz einfacher Twist, aber die Ausstattung der Wohnung, die Platzierung der Gemälde und die Lichtgebung, geben der Szene etwas Unheimliches und Spannendes. Obwohl inhaltlich wenig Aufregendes passiert.

YP: Es ist aber erstaunlich, dass er sich für einen nicht-kommerziellen Regisseur so lange gehalten hat. Und ohne Argentos Filme wären Werke wie „Amer“ kaum vorstellbar.

PD: Als nicht-kommerziellen Regisseur würde ich Argento aber keineswegs bezeichnen. Seine Filme, wie eben „Profondo rosso“, waren visuell sehr ansprechend gestaltet, aber er zielte doch immer auf ein breites Publikum. Die Schockeffekte hat er ja nicht der lieben Kunst Willen eingebaut.

YP: Ok, das war jetzt eher schlecht formuliert. Nicht-Mainstream-Regisseur trifft es wohl besser.

PD: Da bin ich mir aber auch nicht so sicher. Er hat das Slasher-Genre und den Giallo erst so richtig populär gemacht. Seine Einflüsse sind sicher aus der bildenden Kunst ersichtlich, wie etwa von dir schön aufgebracht, die an Edward Hopper angelehnte Szenerie, aber mir scheinen seine Arbeiten dennoch nach dem (Horror)-Mainstream geschielt zu haben.

YP: Er mag einen großen Anteil beim Giallo gehabt haben, aber erst richtig populär und Mainstream wurde der Horror-Mainstream doch erst Ende der Neunziger mit der Wes Craven „Scream“-Reihe. Für mich ist das, was Argento in den 70ern gemacht hat, noch immer sehr Nische und weit vom Mainstream entfernt.

Bedenkt man, dass Hitchcocks „Psycho“ und „Peeping Tom“ von Powell – beide 1960 – namentlich zu den ersten Horrorfilmen der Filmgeschichte gezählt werden, war das noch ein sehr unausgegorenes und unreifes Genre, und Giallo ist doch nur eine Subkategorie dessen. Es gibt Filme, die später als solche bezeichnet werden, aber eine Genrezuordnung gab es vorher nicht wirklich.

Was aufgegangen und sich ausgezahlt hat, dass Argento verhältnismäßig gut umgehen konnte. Bis zum Mainstream aber ist das doch nicht wirklich vorgedrungen.

PD: Die ersten Horrorfilme waren aber dann doch wohl eher in den 1930ern zu verorten. Die mittlerweile klassischen Universal Horrorfilmeschine mit „Dracula“, „Frankenstein“ und „The Wolf Man“ waren ja nicht nur früher Vertreter des Genres, sondern eben auch Mainstream. Das allein an „Psycho“ und „Peeping Tom“ festzumachen, halte ich für eine etwas verkürzte Genre-Betrachtung.

Was Argento angeht. Natürlich hat er ein ganzes Sub-Genre begründet und dem europäischen Horrorgenre neues Leben eingehaucht, aber nichtsdestotrotz waren seine Werke auch auf den Mainstream gerichtet. Die etwas formelhaften Geschichten wie bei „Profondo rosso“ haben den Einstieg in diese Werke einem größeren Publikum erleichtert. Traurig stimmt mich nur, dass die Qualität seiner Werke derart nachgelassen, dass er mittlerweile selbst zum kaum beachteten Nischenprogramm geworden ist.

PS zu unserem heutigen Beitrag:
YP traf auf Argento im Frühjahr in Wien, hier der Beweis.

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