• About Film im Dialog

Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Schlagwort-Archiv: jamie bell

Snowpiercer

02 Freitag Mai 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Allison Pill, B-Movie, Chris Evans, Ed Harris, jamie bell, John Hurt, Joon-ho Bong, Kang-ho Song, Science-Fiction, Snowpiercer, Tilda Swinton

Nach langem Warten hat es die südkoreanisch-französische Co-Produktion „Snowpiercer“ von Starregisseur Joon-ho Bong endlich in die heimischen Kinos geschafft. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, welchen Effekt diese auf die Erwartungshaltung des Publikums hat und wie wichtig Humor auch noch für den düstersten Science-Fiction-Film ist, besprechen wir diese Woche in unserem Dialog.

Eine Warnung: Dieser Dialog beinhaltet so manchen Spoiler!

PD: „Snowpiercer“ hat ein grundlegendes Problem: den Hype.
Der Film ist so unglaublich lange in der Warteschleife gehangen, dass sich dadurch ein beinahe unmöglich einzulösendes Versprechen von Größe aufgebaut hat.

YP: Findest du? Kann schon sein. Obwohl er gar nicht auf diesen Hype angewiesen ist. Ich hätte ihn mir sowieso angesehen. Wenn nicht wegen Tilda Swinton, dann wegen Chris Evans oder Jamie Bell. Oder weil der südkoreanischer Regisseur Joon-ho mit Hollywood-Stars dreht.

PD: In gewissem Sinne finde ich schon, denn nachdem die Diskussion, ob und wie man den Film außerhalb von Südkorea zu sehen bekommen wird, wurden immer wieder Berichte laut, wie großartig „Snowpiercer“ nicht sei und wie grandios diese Sci-Fi-Vision doch ist. Das baut einen massiven Erwartungsdruck auf.

Angesehen hätte ich ihn mir ohnehin, und zwar weil ich „Memories of Murder“ von Joon-ho Bong geradezu verehre. Dadurch sehe ich jedem seiner neuen Projekte mit Vorfreude entgegen.

YP: Aber Hype und Qualität schließen sich manchmal aus. Um David O. Russell-Filme wird in Hollywood auch viel Wirbel geschlagen und ich finde keinen richtig gut. „Snowpiercer“ hat mir gefallen, er ist aber nicht überragend.

PD: Ein Hype entsteht auch, wenngleich in kleinerem Ausmaß, rund um beinahe jeden Jim-Jarmusch-Film, einfach weil es ein neuer Film von Jim Jarmusch ist, und er kann beinahe immer überzeugen.

„Snowpiercer“ hat mich auch auf fast ganzer Linie überzeugt. Das ist ein luxuriös ausgestattetes, überaus prominent besetztes B-Movie. Genre-Kost im besten Sinne, mit Archetypen anstatt fein ausgearbeiteter Charaktere und großartig-galligem Humor.

YP: Darauf wäre ich gar nicht gekommen: B-Movie.

PD: Für mich ist das eindeutig ein B-Movie, nur mit einem größeren Budget.

YP: Jetzt, wo du es sagst, keine Frage. Nur mir wäre das nicht in den Sinn gekommen. Als B-Movie ist der Film exzellent. Die Schubladisierung macht einiges aus.

PD: Zu Beginn dachte ich auch noch: Wäre das der Film eines chinesischen Regisseurs, dann würde man ihn wohl als Propaganda-Werk verteufeln. Die unterdrückte Arbeiterklasse, die sich gegen die Großindustriellen erheben.

YP: Bloß, dass Joon-ho Bong der James Cameron der südkoreanischen Filmindustrie ist. Oder besser gesagt: Christopher Nolan.

PD: Joon-ho würde ich auch eher als Christopher Nolan Südkoreas sehen. Er hat in beinahe jedem Genre seine Spuren hinterlassen. Dabei hat er mich bislang nur mit dem ebenfalls unglaublich gehypten „The Host“ schwer enttäuscht.

YP: Da haben wir wieder diesen Hype, der es oft unmöglich macht, Filme unbeeinflusst zu betrachten.

PD: Ja, der Hype. Bei vielen Filmen bin ich dann froh, wenn ich sie mit großem zeitlichem Abstand sehen kann. Dann ist der Hype kein Thema mehr.

YP: Mir ist aufgefallen, wie ungewohnt es ist, Filme aus der nicht-westlichen Welt zu sehen. Wo die Sprache nun gar kein Problem darstellt, da es Untertitel gibt, aber so viel wird dann anders interpretiert. Es wirkt manchmal befremdlich.

Zum Beispiel die Kampfszenen. Diese eine Szene mit dem Fisch, auf die ich aber nicht weiter eingehen will. Das war ein interessantes Bild, was ich auf Anhieb nicht verstanden habe. So ein Ritual, gewissermaßen.

PD: Ja, die Kampfszenen waren hervorragend choreografiert. Vor allem voller kleiner liebevoller Details. Etwa auch die kleinen Lichtblitze in der Dunkelheit während des Kampfes, oder die – mitten im Kampf – plötzlich in Feierlichkeiten ausbrechenden Kämpfer. Dieser plötzliche Stillstand. Wunderbar komisch.

Da ich die französische Graphic Novel noch nicht kenne, kann ich aber auch nicht sagen, wie viele Details da vom Regisseur stammen und welche schon in der Originalvorlage vorhanden waren.

YP: Apropos Komödie. Mir hätte „Snowpiercer“ auch nur halb so gut gefallen, hätte er auf seine Art von Humor verzichtet. Überall finden sich komödiantische – fast abstrakte – Elemente und feiner Humor. Sogar in den makabersten Situationen. Wenn du dir die Szene zurückrufst, wo ein Mann seinen Arm opfern muss, und hinter ihm sitzen dann die beiden Handlanger und einer der beiden döst auf der Schulter vom anderen. Das war doch ein herrliches Bild.

PD: Genau diese Exzentrik hat mir gefallen. Schließlich ist das ein Blockbuster, ganz gezielt als Mainstream-Entertainment deklariert und auf ein sehr breites Publikum zugeschnittenes Sci-Fi-Abenteuer, mit prominenten Darstellern, tollem Set-Design und richtig guter Action.

…und dann finden sich so viele komische Momente. Genau diese Folterszene ist mir auch in den Sinn gekommen, oder die erste Ansprache von Tilda Swinton als Mason. Ihre gesamte Darstellung ist voller Humor. Sie hat mich ein wenig an Javier Bardems absurd-komischen Auftritt als Bösewicht in „Skyfall“ erinnert.

YP: Ich finde aber nicht, dass der Film hierzulande ein breites Publikum ansprechen wird. Mainstream ist das – zumindest was die Definition des österreichischen Kinomainstreams betrifft – nicht. Das ist ein Film für das Viennale-Publikum.

PD: Was ist dann Mainstream? Mir gefiel „Snowpiercer“ sehr gut, obwohl er in einigen Momenten ein wenig mutiger hätte sein können, aber vom Grundkonzept, ist das doch pures Mainstreamkino. Da sehe ich, alleine schon von der Besetzung, nicht viel Unterschied zu einem Superhelden-Film.
Actionkino für das Viennale-Publikum.

YP: Mainstream: Peter Jackson, Ronald Emmerich, Ridley Scott. Ach, keine Ahnung. Aber „Snowpiercer“ bestimmt nicht!

PD: Nur weil Joon-ho Bong kein allzu bekannter Name ist und auch die Werbung sich mehr auf „Transcendence“ und den neuen „Spider-Man“-Teil konzentrierte, werden die Zuseherzahlen nicht wirklich explodieren.
Hierzulande ist ja auch jeder Film von Michael Bully Herbig ein Fall für Mainstream. auch wenn im Ausland den keiner sehen will.

YP: Ich definiere Mainstream so: Was die Masse sehen will und das hängt sicher mit der Bekanntheit des Regisseurs zusammen. Quentin Tarantino würde ich nicht zwingend als Mainstream bezeichnen, aber die Massen pilgern hierzulande ins Kino, wenn er „Django Unchained“ herausbringt. Ich würde mir wünschen, dass das Kinopublikum hier anstatt in „Transzendence“ und „The Amazing Spider-Man 2“ zu gehen, „Snowpiercer“ sehen. Da kriegt man viel mehr für sein Geld.

Inhaltlich hatte ich hatte Schwierigkeiten zu Beginn, das Zugkonstrukt als Perpetuum mobile zu begreifen.

PD: Damit habe ich mich kaum beschäftigt, da die Geschichte die Figuren von Station zu Station führt. Erst am Ende wurde mir klar, dass die „göttliche Maschine“ die Energie aus sich selbst gewinnt.

YP: Deus ex-machina sozusagen!

PD: Mich hat „Snowpiercer“, trotz des doch eher düsteren Themas, mit einem breiten Lächeln aus dem Kino entlassen. Es ist ja schon bezeichnend, dass nach dem Regisseur, die ersten Credits, für die Set-, Kostüm- und Make-Up-Artists sind, die man zu sehen bekommt. Die Darsteller (vor allem Tilda Swinton) geben ihr Bestes, doch sie stehen im Dienste der Maschine. So wie die Charaktere im Film. Sie stehen alle im Dienste der Maschine.

YP: Ich hatte auch ein positives Gefühl, nachdem ich das Kino verlassen habe.
Und ich muss sagen, dass das ein erfrischendes Ergebnis ist. Ich habe den Kult um die Stars einfach nur satt. Da sind mir Darsteller auch recht, die in den Hintergrund treten können. Darum war ich auch umso überraschter in „Snowpiercer“, wie gut das funktioniert. Wobei jetzt auch keine A-List-Stars mitspielen. Hier auch der Unterschied zu „Transcendence“ und dem sich in der Vordergrund drängenden Johnny Depp.

PD: Es war ja auch „schön“ zu sehen, wie unbarmherzig die Geschichte mit ihren Charakteren umgeht. Die Darsteller sind nicht unbekannt, aber eher etwas für Filmkenner (selbst Chris Evans ist noch kein so bekannter Name).

YP: Bei Chris Evans fand ich es umso witziger, als er hauptsächlich für „Captain America“ bekannt ist. Davor hat er ja nichts Interessantes gemacht. Und Swinton, Harris, Hurt, Spencer und Bell sind dann eher Charakterdarsteller. Und witzig ist auch die Verbindung von Ed Harris als Wilford und seinem Charakter in der „Truman Show“, wo er eine ähnliche Rolle innehatte.

PD: Genau denselben Gedanken hatte ich bei Ed Harris auch. Bei Chris Evans fallen mir auch nur die „Fantastic Four“- und „Captain America“-Filme ein. Ansonsten ist er für mich ein unbeschriebenes Blatt. Sehr viel Spaß machte mir auch Allison Pill als durchgeknallt-fröhliche Lehrerin.

YP: Es spielen ja auch koreanische Stars mit.

PD: Ja, etwa Kang-ho Song in der Rolle des Sicherheitsexperten. Ich muss aber zugeben, dass ich ihn hauptsächlich aus den Filmen die er unter Joon-ho Bong gedreht hat, und aus Chan-wook Parks „Bakjwi“ kenne. Vor allem in letzterem Film (eine Vampiradaption von „Therese Raquin“) ist er toll.

Nymph()maniac – Vol. 2

09 Sonntag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

charlotte gainsbourg, Christian Slater, Connie Nielsen, jamie bell, lars von trier, nymphomaniac, shia labeouf, stacy martin, Stellan Skarsgard, Udo Kier, Willem Dafoe

Die Fortsetzung zu unserem Dialog über Lars von Triers neuesten Streich, „Nymph()maniac“. Dieses Mal mit unvermeidbaren „Antichrist“-Verweisen und der Erläuterung der Frage, warum Christian Slater überhaupt mitspielte.

Der folgende Dialog enthält den einen oder anderen leichten Spoiler.

PD: Gainsbourg scheint ohnehin die perfekte Darstellerin für von Trier-Filme zu sein. Schon in „Antichrist“ fand ich sie großartig.

Gerade wie sich die Erzählung, aus den Hinweisen die sich Joe in Seligmans Zimmer zieht, entfaltet, hatte einen spannenden doppelten Boden. Es war wie Keyser Söze in „The Usual Suspects“. Während bei dem Film von Bryan Singer, erst am Ende gezeigt wurde, woher die Erzählung stammt, wurde hier ganz offen mit diesen Hinweisen gespielt und so wähnt man sich als Zuseher immer in Sicherheit. Dabei ist ganz und gar nicht klar, was Joe nun wirklich erlebt hat und was sie erfindet.

Ich fand das Kapitel Delirium mit dem sterbenden Vater (Christian Slater) etwa merkwürdig a-tonal, als würde es nicht zum Rest der Geschichte gehören. Zudem war es auch nicht sonderlich gut gespielt.

Obwohl Stacy Martin eine sehr gute Leistung abliefert als junge Joe.

YP: Die Besetzung von Christian Slater als Joes Vater kann ich mir nicht erklären, für mich passte er einfach nicht in den Film. Aber dann wieder: Bei Uma Thurman war ich auch skeptisch und sie macht das spitze. Was mir an Stacy Martin besonders in ihrer Rolle als Joe gefallen hat: ihr starrer Blick, sie hat nicht viel Ausdruck. Aber würde den Wechsel würde ich als geglückt bezeichnen, das hat schon so gepasst.

PD: Teilweise scheint es, als habe von Trier einfach bekannte Gesichter um sich geschart. Es ist ja etwa schön Willem Dafoe oder Udo Kier in kleinen Rollen zu sehen, aber war die Besetzung dieser beiden Routiniers wirklich notwendig? Sie lenkten ein wenig ab, alleine durch ihre Popularität. Womöglich sind aber eben ihre Rollen (oder etwa Connie Nielsen als Mutter) in von Triers Director’s Cut besser ausgearbeitet.

Bei der von Stacy Martin gespielten Joe war ich mir gar nicht sicher, ob sie nun ein etwas einfacher Geist ist, oder die Welt nur sehr simpel sieht. Herunter gebrochen auf den einen Punkt, der ihr wichtig erscheint: Sexualität.

YP: Allerdings muss ich schon sagen, dass die „Charakterentwicklung“ bei Gainsbourgs Joe einfach besser funktioniert als die bei Martins Joe. Wobei dann ihre aufkeimende Zuneigung zu Jerome schön herausgearbeitet ist. Kannst du mir erklären, warum in Volume 2 Gainsbourg die ältere Joe spielt und Shia LaBoeuf noch immer Jerome?

PD: Shia LaBeouf ist bis zur endgültigen Trennung des Paares dabei. Am Ende des Films spielt ein anderer Darsteller Jerome (Michael Pas). Weshalb sich von Trier dazu entschlossen hat…womöglich wieder, um ein bekanntes Gesicht in der Szene zu haben. Am Ende war es aber schlicht nicht mehr argumentierbar den alten Jerome noch vom Darsteller des jungen Jerome spielen zu lassen.

Die Trennung von Jerome und Joe bringt mich auch gleich zu einem der Kritikpunkte die ich an „Nymph()maniac“ habe. Denn hier reproduziert von Trier den Tod des Kleinkindes aus „Antichrist“, nur mit einem anderen Ausgang. Das ist schon ziemlich frech und auch völlig unnötig. Die Botschaft: Die Sexualität von Joe (jene von Jerome wird ja gar nicht gezeigt) zerstört Leben.

YP: Ach, genau, der Verweis auf „Antichrist“. Spätestens da, wenn nicht schon bei Minute 7 merkst du, dass du in einem Lars von Trier Film sitzt.

Aber bis zu dem Zeitpunkt (Episode mit K) merkt das Publikum doch längst, dass Joes ausschweifender Lebensstil ihr Leben dermaßen im Griff hat.

PD: Weshalb war dann die Episode mit dem Kind nötig?
Das ist einfach unnötig und erscheint wie ein viel zu gewollter Rückggriff auf einen Film und eine Szene, die in der Vergangenheit sehr kritisch gesehen wurden.

YP: Sie ist keine liebende Mutter, sondern eine selbstsüchtige Frau. Wäre sie ein Mann, wäre das nicht weiter erwähnenswert. Damit zeigt er wieder weitere Charakterzüge von Joe. Auch die Szene, wo sie sich gegen Kind und Mann entscheidet. Erst später hören wir, dass Jerome auch nichts mit seinem Sohn anfangen konnte und ihn weggebracht hat.

PD: Dass sie eine selbstsüchtige Person ist, wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt schon längst. Es wurde auch davor, in den Diskussionen mit der Babysitterin, ganz offensichtlich und auch in den Gesprächen mit Jerome. Es hätte diese Szene einfach nicht gebraucht.

Andererseits zahlt sie aber auch monatlich für ihren Sohn auf ein Sparkonto ein. Anonym. So uninteressiert kann sie dann auch wieder nicht sein.

Das Kapitel, in dem sich dies alles zuträgt (The Eastern and the Western Church), ist ja auch das unerträglichste. Die Szenen mit K (Jamie Bell), sind schwer anzusehen und unglaublich intensiv.

YP: Auch als Zuschauerin ging ich da an körperliche Grenzen. Allerdings ist das auch das auflösende Kapitel mit der Katharsis. Ich hatte das Gefühl, dass sie endlich auf eine gewisse Art und Weise (unter Ks Fittichen) zu sich selbst findet. Auch in der Runde der Anyonymen Sexsüchtigen, da kommt sie zur eigenen Person.

PD: Stimmt, vor allem in der Selbsthilfegruppe, entwickelt sie ein Selbstbewusstsein und ein Verständnis für sich selbst, welches ihre „Kolleginnen“ in der Runde richtig schockiert. Das hat mir gut gefallen. Sie versank nicht im Elend, sondern steht zu sich selbst.

Auch wenn sie mir deshalb nicht sympathischer wurde.

YP: Gab es eine einzige Figur, die dir sympathisch war? Eine Zeitlang war das Seligman (Stellan Skarsgard) für mich, aber er wurde dann immer suspekter, bis er richtig widerlich wurde …

PD: Seligman war ein wenig der Anker für den Zuseher, der eben auch die Fragen stellte, die man sonst stellen würde. Etwa was die Plausibilität mancher Teile der Geschichte angeht.

Gerade seine Wandlung war mir aber unverständlich. Seine völlige Umkehrung und die darauf folgenden Ereignisse, fügen sich gar nicht in den Rest der Handlung und haben mich richtig verärgert.

Nymph()maniac – Vol. 1

07 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

charlotte gainsbourg, jamie bell, lars von trier, nymphomaniac, shia labeouf, stacy martin, Stellan Skarsgard, uma thurman

Lars von Triers neuester Film „Nymph()maniac“ erscheint nicht nur in zwei Teilen, sondern auch in einer ungekürzten und gekürzten („zensierten“) Version. Was wir davon im Allgemeinen und vom Film im Besonderen halten, folgt in unserem zweigeteilten Dialog.

PD: Ich fand die Zweiteilung von „Nymph()maniac“ irritierend und unharmonisch.

YP: Das haben wir den Verleihern und Kinobetreibern zu verdanken. Lars von Triers Idee ist es nicht, ganz im Gegenteil. Aber ehrlich gesagt, ich hoffe doch, den Film in einer Version als Ganzes bald zu sehen zu bekommen. In der ungekürzten, nicht zweigeteilten Version. Der Regisseur ist immer der Autor des Werkes und ich finde es ganz wichtig, Filme so zu sehen zu bekommen, wie vom Regisseur beabsichtigt. Und nicht unter Berücksichtigung der geldbringenden Methoden von Verleihern et cetera.

PD: Regisseure, die mit Verleihern und Produzenten um die letztgültige Schnittfassung zu raufen haben, das ist ja ein geradezu unerschöpfliches Thema. Bei von Triers neuestem Werk sehe ich einfach in der Zukunft Filmvorführungen und DVD-Sichtungen in einem Stück. Die aus kommerziellen Gründen herbei geführte Trennung in zwei Filme wird so einfach wegfallen. Ich musste da auch an den von uns besprochenen „Cleopatra“ zurückdenken, der aus kommerziellen Gründen eben nicht (wie vom Regisseur gewollt) in zwei Filmen gezeigt wurde. Wie sich doch die Zeiten ändern.

YP: Das ist ein guter Vergleich! Woanders funktioniert das auch. Vor ein paar Monaten haben wir beide doch „Hamlet“ im Burgtheater gesehen. Dabei handelt es sich um ein Stück, das 5 Stunden dauert (ohne Aufpreis an der Kassa). 5 Stunden sind ein harter Brocken, aber definitiv machbar. Wieso kann sowas dem Kinopublikum nicht zugetraut werden, aber dem Opern- und Theaterpublikum schon?

PD: Zugemutet kann es wohl schon werden, ansonsten hätten wir keine beinahe drei Stunden langen Blockbuster á la „Der Hobbit“, aber bei einem Film wie „Nymphomaniac“ will man als Produzent einfach so viele Menschen wie möglich ins Kino locken. Der einmal gedrehte Film soll so zwei Mal verwertet werden. Aus finanzieller Sicht natürlich nachvollziehbar.

Mir erschien die Trennung hier in Vol. 1 und Vol. 2 aber viel unnatürlicher als etwa bei „Kill Bill“. Tarantino hat die beiden Filme wie zwei separate Filme angelegt, während es bei „Nymph()maniac“ offensichtlich ist, dass da einfach mal in der Mitte der Film auseinander geschnitten wurde.

YP: Die Trennung hatte etwas Komisches an sich. Am Ende des ersten Teils kommt dann die Vorschau für Teil 2, das hatte einen leichten Fernsehserien-Beigeschmack. Wobei ich zwischen Version 1 und 2 fünf Tage vergehen ließ. Du hast es im Double Feature gesehen. Deine Art der Sichtung kommt dem vom Regisseur Angedachten schon näher, wobei offensichtlich die Teilung nichtsdestotrotz befremdlich wirkt.

Diese Teilung mal beiseite lassend, was hältst du von der Zensur der Hardcore-Szenen? Anfangs war ich skeptisch, aber schließlich reichte mein Vorstellungsvermögen doch aus. Ich empfinde es nicht als Versäumnis, nicht die Porno-Szenen gesehen zu haben. Wobei es wieder nicht dasselbe ist. Wenn der Regisseur etwas zeigen will, dann kann ich schon vorher entscheiden, ob ich das sehen will oder nicht. Ich bin alt genug, ich will nicht, dass das jemand für mich bestimmt, was mir zugemutet werden kann und was nicht.

PD: Ich glaube, dass die Hardcoreszenen gar nicht so viel ausmachen würden bzw. werden. Schließlich soll der etwa fünfeinhalb Stunden Director’s Cut auch gebracht werden. Das wären 90 Minuten zusätzlich zur bereits existierenden Fassung. Mir scheint, dass da einige Charaktere, die in der offiziellen Fassung nur angeschnitten werden, noch viel weiter vertieft würden. Ob man noch weitere Hardcore-Szenen braucht…wenn von Trier der Meinung ist, dass davon die Geschichte profitiert, bitteschön. Mir gefällt aber die Fassung mit weniger Hardcore, wie sie aktuell zu sehen ist.

YP: Ich will das nicht behaupten, da ich einfach gerne beide sehen würde, bevor ich den Vergleich machen kann.

PD: Deshalb ja auch „Mir scheint…“. Es ist so eine Ahnung.

YP: Um jetzt auf den Film einzugehen, und vom ganzen Drumherum wegzukommen. Ich war gefesselt vom Film. Und ich habe sehr sehr wenig daran auszusetzen. Ich muss auch dazusagen, dass mich Volume 1 nicht mehr losgelassen hat. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Womöglich hängt das auch mit dieser künstlichen Trennung zusammen. Wobei die Geschichten, die uns Joe in Volume 2 erzählt, die nähergehenden sind.

PD: Volume 1 hat auch den Vorteil nicht das unsagbar blöde Ende von Volume 2 mit sich tragen zu müssen. Im Gesamtpaket betrachtet, macht das natürlich keinen Unterschied, aber wenn man die Filme getrennt sieht, ist das schon nicht unwichtig.

Wenn man die betont-provokante Werbung mal hinter sich gelassen hat, dann sah man vor allem ein gut gespieltes Dialogduell zwischen Stellan Skarsgard als Seligman und Charlotte Gainsbourg als Joe. Wie sich die beiden in der Erzählung ergänzen, unterbrechen und auf wenig plausible Stellen aufmerksam machen bzw. erläutern, hat sehr viel Spaß gemacht.

Die stärksten Passagen waren aber für mich der grandiose Auftritt von Uma Thurman als betrogene Mrs. H und Jamie Bell als K.

Eigenartigerweise, war „Nymph()maniac“ auch eine bessere Gaunergeschichte als „American Hustle“.

YP: Beide – sowohl Bell als auch Thurman – haben mich in diesen Rollen und als Schauspieler überrascht, darum fand ich die Leistung dann umso besser. Es ist auch so spannend, wie sich die Geschichte – Joes Lebensgeschichte – entfaltet. Die Hinweise in Seligmans Zimmer, die ihr immer wieder helfen, die Erzählung fortzuführen. Stellan Skarsgard und Charlotte Gainsbourg spielen das auch mit einer Leichtigkeit und Vertrautheit, es tut dem Film sehr gut, dass sie sich bereits kennen und bereits in „Melancholia“ gemeinsam mitgewirkt haben.

Abonnieren

  • Einträge (RSS)
  • Kommentare (RSS)

Archiv

  • September 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013

Kategorien

  • Filmdialoge
  • Personalia
  • Special
  • TV
  • Uncategorized

Meta

  • Registrieren
  • Anmelden

Bloggen auf WordPress.com.

Datenschutz & Cookies: Diese Website verwendet Cookies. Wenn du die Website weiterhin nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen, beispielsweise zur Kontrolle von Cookies, findest du hier: Cookie-Richtlinie
  • Abonnieren Abonniert
    • Film Im Dialog
    • Schließe dich 53 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • Film Im Dialog
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen