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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Schlagwort-Archiv: John Hurt

Tinker Tailor Soldier Spy

27 Freitag Mrz 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

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A Most Wanted Man, Alec Guinness, Colin Firth, Gary Oldman, John Hurt, John le Carré, Kathy Burke, Mark Strong, The Constant Gardener, The Spy Who Came In From The Cold, Tinker Tailor Soldier Spy, Tomas Alfredson

Zuerst ein Spionage-Roman von John le Carré, dann eine einflussreiche BBC-Serie mit Alec Guinness und schließlich ein edles zweistündiges Psychodrama unter der Regie von Tomas Alfredson. „Tinker Tailor Soldier Spy“ in all seinen verschiedenen Formen, aber vor allem in seiner jüngsten Version mit Gary Oldman, ist Thema unseres neuesten Dialogs. Ist die Suche nach einem Maulwurf innerhalb des britischen Geheimdienstes wirklich der intelligente Bourne, wie David Bordwell es nannte?

PD: Hast du den Roman von John le Carré „Tinker Tailor Soldier Spy“ gelesen?

YP: Nein, ich kenne nur die Serie mit Alec Guinness als George Smiley.

PD: Hab überhaupt noch kein Buch von le Carré gelesen, nehme es mir aber schon seit Ewigkeiten vor. Die Serie mit Alec Guinness habe ich vor einigen Jahren gesehen und der Eindruck daran ist schon ein wenig verblasst.

YP: Geht mir genauso, da hat der Kinofilm von Tomas Alfredson weitaus mehr Eindruck hinterlassen. Das schreibe ich einerseits dem komprimierten Plot und andererseits der traumhaften Starbesetzung zu.

PD: In britischen Raum gelten sowohl Roman als auch Serie als ganz wichtige Klassiker, ein Ruf den beide am Festland (behaupte ich jetzt einfach einmal) nicht so inne haben. Insofern hatte ich weniger Bedenken, als ich mir die Kino-Adaption erstmals ansah. Abgesehen von Alec Guinness als Smiley in der Serie und Gary Oldman im Film, habe ich kaum Vergleiche gezogen.

Viel mehr habe ich mich an der wunderbaren Kamerarbeit von Hoyte Van Hoytema berauscht. Man beobachtet aus der Distanz immer wieder wichtige Gespräche und dahin gesagte Anspielungen, die man wohl auch beim zweiten und dritten Mal nicht so ganz verstehen kann.

YP: Die Bedeutung der Serie war mir schon im Vorfeld bekannt, aber mir ist die Fernsehdramatik der späten 70er Jahre einfach zu langatmig, verglichen mit dem Kinofilm aus 2011. Nicht zu vergessen, dass sich die Machart des Films alleine schon von den meisten Produktionen der letzten 10 Jahre unterscheidet. Für mich ist das einer der interessantesten Geheimdienst-Filme überhaupt. Inhaltlich vielleicht gar nicht so interessant, wie anzunehmen ist.

PD: Die Serie würde aber heute wohl genauso gestaltet werden. Ich fand es bemerkenswert, dass die BBC vor gut 40 Jahren eine Fernsehserie produzierte, die sich mit den modernen Arbeiten durchaus messen kann. Einige gestalterische Elemente würden sich ändern, aber ich glaube den Szenen würde ebenso viel Raum bemessen, wie damals.

Das hat mich aber wieder am Film erfreut, dass hier kompakter und strategischer vorgegangen wurde. Bei Erstansicht war ich von den vielen Rückblenden und Enthüllungen in neuen Blickwinkeln der bereits bekannten Rückblenden ein wenig überfordert, aber das war wieder der Genuss an dieser Adaption. Die Puzzlestücke werden nach dem Film im Kopf weiter zusammengesetzt, die Anspielungen weiter verfolgt. Alfredson vermeidet es allzu offensichtliche Antworten zu liefern. Waren Jim Prideaux und Bill Haydon ein Liebespaar? Wie war die Beziehung zwischen Connie Sachs (Kathy Burke fand ich grandios in diesem Kurzauftritt) und Smiley im Detail? Was wusste Smiley von den Affären seiner nie gänzlich sichtbaren Frau?

YP: Dann kann schon sein, dass sich in der gestalterischen Herangehensweise nicht viel ändern würde. Wobei ich trotzdem glaube, dass – würde die Serie heute produziert werden – das Tempo ein anderes und dem Verfilmung viel näherkommendes Tempo wäre. Die Serie erzählt auch viel gemächlicher, wohingegen der Film strukturiert und – wie bereits erwähnt – komprimiert. Deine Fragen haben sich mir nicht gestellt, bei der ersten Sichtung hatte ich die inhaltlichen Eckdaten mit der Serie abgedeckt und bei der letzten Sichtung konnte ich mich auf die Dramaturgie konzentrieren. Wirklich großartig fand ich Alfredson Entscheidung, die Budapest-Szenen mit Jim Prideaux (Mark Strong) immer wieder zu wiederholen und aus jedem Blickwinkel zu zeigen. Das war auch der einzige rote Faden im Film (nebst der Affäre). Eine Sichtung ohne Vorkenntnisse kann ich nicht empfehlen. Der Film wirft einfach zu viele Fragen auf.

PD: Ja, das Tempo würde bei einer neuen Auflage als Serie höchstwahrscheinlich etwas verschärft werden, aber die Filme auf Basis der Romane von John le Carré, die ich kenne, sind allesamt keine allzu Aktionsgeladenen. Gerade im Vergleich mit „The Spy Who Came In From The Cold“, „A Most Wanted Man“ oder „The Constant Gardener“ gefiel mir die Konzentration auf die zermürbende Archiv-Arbeit.

Wenn Peter Guillam die Akten stiehlt, ist die Spannung sehr hoch und dabei passiert nicht viel mehr, als dass Blicke gewechselt werden. Generell konzentriert sich Alfredson sehr auf die Anordnung der einzelnen Verdächtigen. Wenn Control seine Mitarbeiter um sich schart und diese – je nach Smileys (oder auch nur unseres) Kenntnisstandes – immer wieder neu in verschachtelten Kamerablicken gezeigt werden, ist das die Art von Thrill die einen Spionagefilm á la le Carré ausmacht.

Ohne Vorkenntnisse kann gerade die Suche nach Hinweisen von hohem Unterhaltungswert sein.

YP: Schließlich, wenn der Maulwurf bekannt ist bzw. die Katze aus dem Sack, klingt es auch einleuchtend und alle Hinweise wurden richtig gelesen, aber davor hatte ich gerade deshalb meine Schwierigkeiten, weil es wirklich jeder sein kann.

PD: Was aber auch daran liegt, dass man sich nie sicher sein kann, ob Control (John Hurt) nicht doch einfach nur verrückt geworden und von seiner Paranoia übermannt worden ist.

YP: Gary Oldman bot eine der besten Performances der letzten Jahre.

PD: Der Vergleich zwischen Guinness und Oldman ist auch sehr interessant, da Guinness eine viel „weichere“ Version von Smiley bot.

Oldman wirkt regelrecht gefühlskalt, was in dem Gewerbe, in dem er tätig ist, ja auch Sinn ergibt. Selbst wenn er am Ende zu Triumphklängen den Platz von Control einnimmt, hat das eine ironische oder auch bittersüße Note.

YP: Gefühlskalt ist mir zu harsch, eher distanziert, aber dann wieder – wer nicht – Alleline, Esterhase, Haydon. Einzig da auch Prideuax, der natürlich als Lehrer ein bisschen mehr Wärme erlaubt.

Je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr kristallisiert er sich als einer meiner liebsten Filme der letzten Jahre heraus.

PD: Smiley wirkt aber auch nie eingebunden in diese Welt. Er wird aus dem Ruhestand geholt und wirkt wie ein Eindringling, während die Verdächtigen sehr wohl interagieren und persönliche Beziehungen aufgebaut haben. Die immer wieder gezeigte Weihnachtsfeier zeigt derweil, dass Smiley auch inmitten seiner Kollegen ein wenig Abseits steht. Da fand ich es auch so entlarvend, dass seine Frau nie zu sehen ist, aber dafür mit Bill (Colin Firth) flirtet.

YP: Für mich sah das aber auch so aus, als ginge das schon länger so.

PD: Schon, aber Smiley schien dies auch hingenommen oder einfach ignoriert zu haben. Wenn er seine Frau draußen in der Dunkelheit inflagranti erwischt, ist seine Reaktion kaum wahrnehmbar. Auch eine Stärke von Oldmans Performance, der Smiley so schwer durchschaubar gestaltet, dass man auf jedes Zucken achten muss.

Snowpiercer

02 Freitag Mai 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Allison Pill, B-Movie, Chris Evans, Ed Harris, jamie bell, John Hurt, Joon-ho Bong, Kang-ho Song, Science-Fiction, Snowpiercer, Tilda Swinton

Nach langem Warten hat es die südkoreanisch-französische Co-Produktion „Snowpiercer“ von Starregisseur Joon-ho Bong endlich in die heimischen Kinos geschafft. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, welchen Effekt diese auf die Erwartungshaltung des Publikums hat und wie wichtig Humor auch noch für den düstersten Science-Fiction-Film ist, besprechen wir diese Woche in unserem Dialog.

Eine Warnung: Dieser Dialog beinhaltet so manchen Spoiler!

PD: „Snowpiercer“ hat ein grundlegendes Problem: den Hype.
Der Film ist so unglaublich lange in der Warteschleife gehangen, dass sich dadurch ein beinahe unmöglich einzulösendes Versprechen von Größe aufgebaut hat.

YP: Findest du? Kann schon sein. Obwohl er gar nicht auf diesen Hype angewiesen ist. Ich hätte ihn mir sowieso angesehen. Wenn nicht wegen Tilda Swinton, dann wegen Chris Evans oder Jamie Bell. Oder weil der südkoreanischer Regisseur Joon-ho mit Hollywood-Stars dreht.

PD: In gewissem Sinne finde ich schon, denn nachdem die Diskussion, ob und wie man den Film außerhalb von Südkorea zu sehen bekommen wird, wurden immer wieder Berichte laut, wie großartig „Snowpiercer“ nicht sei und wie grandios diese Sci-Fi-Vision doch ist. Das baut einen massiven Erwartungsdruck auf.

Angesehen hätte ich ihn mir ohnehin, und zwar weil ich „Memories of Murder“ von Joon-ho Bong geradezu verehre. Dadurch sehe ich jedem seiner neuen Projekte mit Vorfreude entgegen.

YP: Aber Hype und Qualität schließen sich manchmal aus. Um David O. Russell-Filme wird in Hollywood auch viel Wirbel geschlagen und ich finde keinen richtig gut. „Snowpiercer“ hat mir gefallen, er ist aber nicht überragend.

PD: Ein Hype entsteht auch, wenngleich in kleinerem Ausmaß, rund um beinahe jeden Jim-Jarmusch-Film, einfach weil es ein neuer Film von Jim Jarmusch ist, und er kann beinahe immer überzeugen.

„Snowpiercer“ hat mich auch auf fast ganzer Linie überzeugt. Das ist ein luxuriös ausgestattetes, überaus prominent besetztes B-Movie. Genre-Kost im besten Sinne, mit Archetypen anstatt fein ausgearbeiteter Charaktere und großartig-galligem Humor.

YP: Darauf wäre ich gar nicht gekommen: B-Movie.

PD: Für mich ist das eindeutig ein B-Movie, nur mit einem größeren Budget.

YP: Jetzt, wo du es sagst, keine Frage. Nur mir wäre das nicht in den Sinn gekommen. Als B-Movie ist der Film exzellent. Die Schubladisierung macht einiges aus.

PD: Zu Beginn dachte ich auch noch: Wäre das der Film eines chinesischen Regisseurs, dann würde man ihn wohl als Propaganda-Werk verteufeln. Die unterdrückte Arbeiterklasse, die sich gegen die Großindustriellen erheben.

YP: Bloß, dass Joon-ho Bong der James Cameron der südkoreanischen Filmindustrie ist. Oder besser gesagt: Christopher Nolan.

PD: Joon-ho würde ich auch eher als Christopher Nolan Südkoreas sehen. Er hat in beinahe jedem Genre seine Spuren hinterlassen. Dabei hat er mich bislang nur mit dem ebenfalls unglaublich gehypten „The Host“ schwer enttäuscht.

YP: Da haben wir wieder diesen Hype, der es oft unmöglich macht, Filme unbeeinflusst zu betrachten.

PD: Ja, der Hype. Bei vielen Filmen bin ich dann froh, wenn ich sie mit großem zeitlichem Abstand sehen kann. Dann ist der Hype kein Thema mehr.

YP: Mir ist aufgefallen, wie ungewohnt es ist, Filme aus der nicht-westlichen Welt zu sehen. Wo die Sprache nun gar kein Problem darstellt, da es Untertitel gibt, aber so viel wird dann anders interpretiert. Es wirkt manchmal befremdlich.

Zum Beispiel die Kampfszenen. Diese eine Szene mit dem Fisch, auf die ich aber nicht weiter eingehen will. Das war ein interessantes Bild, was ich auf Anhieb nicht verstanden habe. So ein Ritual, gewissermaßen.

PD: Ja, die Kampfszenen waren hervorragend choreografiert. Vor allem voller kleiner liebevoller Details. Etwa auch die kleinen Lichtblitze in der Dunkelheit während des Kampfes, oder die – mitten im Kampf – plötzlich in Feierlichkeiten ausbrechenden Kämpfer. Dieser plötzliche Stillstand. Wunderbar komisch.

Da ich die französische Graphic Novel noch nicht kenne, kann ich aber auch nicht sagen, wie viele Details da vom Regisseur stammen und welche schon in der Originalvorlage vorhanden waren.

YP: Apropos Komödie. Mir hätte „Snowpiercer“ auch nur halb so gut gefallen, hätte er auf seine Art von Humor verzichtet. Überall finden sich komödiantische – fast abstrakte – Elemente und feiner Humor. Sogar in den makabersten Situationen. Wenn du dir die Szene zurückrufst, wo ein Mann seinen Arm opfern muss, und hinter ihm sitzen dann die beiden Handlanger und einer der beiden döst auf der Schulter vom anderen. Das war doch ein herrliches Bild.

PD: Genau diese Exzentrik hat mir gefallen. Schließlich ist das ein Blockbuster, ganz gezielt als Mainstream-Entertainment deklariert und auf ein sehr breites Publikum zugeschnittenes Sci-Fi-Abenteuer, mit prominenten Darstellern, tollem Set-Design und richtig guter Action.

…und dann finden sich so viele komische Momente. Genau diese Folterszene ist mir auch in den Sinn gekommen, oder die erste Ansprache von Tilda Swinton als Mason. Ihre gesamte Darstellung ist voller Humor. Sie hat mich ein wenig an Javier Bardems absurd-komischen Auftritt als Bösewicht in „Skyfall“ erinnert.

YP: Ich finde aber nicht, dass der Film hierzulande ein breites Publikum ansprechen wird. Mainstream ist das – zumindest was die Definition des österreichischen Kinomainstreams betrifft – nicht. Das ist ein Film für das Viennale-Publikum.

PD: Was ist dann Mainstream? Mir gefiel „Snowpiercer“ sehr gut, obwohl er in einigen Momenten ein wenig mutiger hätte sein können, aber vom Grundkonzept, ist das doch pures Mainstreamkino. Da sehe ich, alleine schon von der Besetzung, nicht viel Unterschied zu einem Superhelden-Film.
Actionkino für das Viennale-Publikum.

YP: Mainstream: Peter Jackson, Ronald Emmerich, Ridley Scott. Ach, keine Ahnung. Aber „Snowpiercer“ bestimmt nicht!

PD: Nur weil Joon-ho Bong kein allzu bekannter Name ist und auch die Werbung sich mehr auf „Transcendence“ und den neuen „Spider-Man“-Teil konzentrierte, werden die Zuseherzahlen nicht wirklich explodieren.
Hierzulande ist ja auch jeder Film von Michael Bully Herbig ein Fall für Mainstream. auch wenn im Ausland den keiner sehen will.

YP: Ich definiere Mainstream so: Was die Masse sehen will und das hängt sicher mit der Bekanntheit des Regisseurs zusammen. Quentin Tarantino würde ich nicht zwingend als Mainstream bezeichnen, aber die Massen pilgern hierzulande ins Kino, wenn er „Django Unchained“ herausbringt. Ich würde mir wünschen, dass das Kinopublikum hier anstatt in „Transzendence“ und „The Amazing Spider-Man 2“ zu gehen, „Snowpiercer“ sehen. Da kriegt man viel mehr für sein Geld.

Inhaltlich hatte ich hatte Schwierigkeiten zu Beginn, das Zugkonstrukt als Perpetuum mobile zu begreifen.

PD: Damit habe ich mich kaum beschäftigt, da die Geschichte die Figuren von Station zu Station führt. Erst am Ende wurde mir klar, dass die „göttliche Maschine“ die Energie aus sich selbst gewinnt.

YP: Deus ex-machina sozusagen!

PD: Mich hat „Snowpiercer“, trotz des doch eher düsteren Themas, mit einem breiten Lächeln aus dem Kino entlassen. Es ist ja schon bezeichnend, dass nach dem Regisseur, die ersten Credits, für die Set-, Kostüm- und Make-Up-Artists sind, die man zu sehen bekommt. Die Darsteller (vor allem Tilda Swinton) geben ihr Bestes, doch sie stehen im Dienste der Maschine. So wie die Charaktere im Film. Sie stehen alle im Dienste der Maschine.

YP: Ich hatte auch ein positives Gefühl, nachdem ich das Kino verlassen habe.
Und ich muss sagen, dass das ein erfrischendes Ergebnis ist. Ich habe den Kult um die Stars einfach nur satt. Da sind mir Darsteller auch recht, die in den Hintergrund treten können. Darum war ich auch umso überraschter in „Snowpiercer“, wie gut das funktioniert. Wobei jetzt auch keine A-List-Stars mitspielen. Hier auch der Unterschied zu „Transcendence“ und dem sich in der Vordergrund drängenden Johnny Depp.

PD: Es war ja auch „schön“ zu sehen, wie unbarmherzig die Geschichte mit ihren Charakteren umgeht. Die Darsteller sind nicht unbekannt, aber eher etwas für Filmkenner (selbst Chris Evans ist noch kein so bekannter Name).

YP: Bei Chris Evans fand ich es umso witziger, als er hauptsächlich für „Captain America“ bekannt ist. Davor hat er ja nichts Interessantes gemacht. Und Swinton, Harris, Hurt, Spencer und Bell sind dann eher Charakterdarsteller. Und witzig ist auch die Verbindung von Ed Harris als Wilford und seinem Charakter in der „Truman Show“, wo er eine ähnliche Rolle innehatte.

PD: Genau denselben Gedanken hatte ich bei Ed Harris auch. Bei Chris Evans fallen mir auch nur die „Fantastic Four“- und „Captain America“-Filme ein. Ansonsten ist er für mich ein unbeschriebenes Blatt. Sehr viel Spaß machte mir auch Allison Pill als durchgeknallt-fröhliche Lehrerin.

YP: Es spielen ja auch koreanische Stars mit.

PD: Ja, etwa Kang-ho Song in der Rolle des Sicherheitsexperten. Ich muss aber zugeben, dass ich ihn hauptsächlich aus den Filmen die er unter Joon-ho Bong gedreht hat, und aus Chan-wook Parks „Bakjwi“ kenne. Vor allem in letzterem Film (eine Vampiradaption von „Therese Raquin“) ist er toll.

Only Lovers Left Alive

03 Freitag Jan 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Anton Yelchin, Jim Jarmusch, John Hurt, Mia Wasikowska, Only Lovers Left Alive, Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Vampire

Jim Jarmusch ist zurück. Während sein Thriller „The Limits of Control“ kaum überzeugen konnte, kann er mit seinem Liebesfilm unter Vampiren – „Only Lovers Left Alive“ – wieder begeistern. Was genau macht Jarmuschs Werke aus und was genau zieht er aus dem Vampirmythos beziehungsweise kann er dem Mythos abgewinnen? All dies und mehr behandeln wir in unserem neuen Dialog.

YP: „Only Lovers Left Alive“ steht so diametral zu „True Blood“ und „Twilight“, dass die Darstellung unterschiedlicher nicht sein kann. Lebens-Melancholie statt Glamour und Hetze. Jarmuschs Film zeigt Vampirdasein, wie ich es mir vorstelle. „True Blood“ unternimmt zwar den Versuch, Vampire zu sozialisieren, scheitert aber auf ganzer Ebene und macht Monstren aus ihnen. Und „Twilight“ ist süßer Kitsch.

PD: Jarmusch beginnt ja zwar mit den gotischen und blutroten Schriftzeichen, wie sie auch aus einem Hammer-Film stammen könnten, aber mir gefällt vor allem, dass es sich hier ja gar nicht um einen Vampirfilm handelt. Es ist mehr ein Film der zufällig von unsterblichen Intellektuellen bevölkert wird.

YP: Genau das meine ich. Allein die ständigen Aussagen, was die Blut-Beschaffung betrifft: „That’s not the 15th Century“ usw. Obwohl der sinnliche Akt des Bluttrinkens gänzlich weggefallen ist, ist das ein sinnlicher Film für mich. Diese Vertrautheit! Das ist einfach nur schön.

PD: Wer in den Film geht, weiß ja genau, dass es sich um einen Vampirfilm handelt, aber Jarmusch lässt sich ja auch auffällig viel Zeit, bis er das Geheimnis seiner Charaktere offenbart. Es gibt zwar Andeutungen und Hinweise (etwa wenn Adam mit Ian über die kaputte Toilette spricht), aber erst wenn Eve und Marlowe sich unterhalten, ist es klar, dass man es hier mit Vampiren zu tun hat.

YP: Aber das ist auch so nebensächlich, die Vampir-Tatsache. Vielmehr geht es um Ewiglebende und Junggebliebene. Der Film strotzt ja von witzigen Szenen und Anekdoten. Wenn Eve zum Beispiel das Hochzeitsfoto mit Adam in der Hand hält und anmerkt, wie jung sie nicht bei ihrer dritten Hochzeit ausgesehen hätten. Sowas ist dann herrlich. Und ein typischer Genre-Film ist das sowieso nicht, für mich geht es da ausschließlich um Unsterblichkeit. Eine Parabel auf das ewige Leben ist das und nachvollziehbar auch noch.

PD: Darin liegt die ganze Stärke. Zwar hat man Spaß daran, ständig sich selbst daran zu erinnern, dass sie Vampire sind – und Jarmusch lässt ja auch immer wieder auf der Meta-Ebene diese Hinweise bzw. Erinnerungen für den Zuseher fallen – aber genau genommen ist es ein Film über die Vergänglichkeit der Dinge. Tom Hiddleston und Tilda Swinton passen da so perfekt in dieses Konzept. Adam ist kaum in der Lage, die Gedankenlosigkeit der „Zombies“ zu ertragen, während Eve sich mit dem zeitlosen Dasein arrangiert hat.
Alleine der Koffer, den sie mit Büchern vollstopft, ist eine einzige Erinnerung daran, wie viele wunderschöne Geschichten es zu entdecken gibt.

YP: Einerseits haben wir es mit einem sehr atypischen Vampir-Film zu tun, andererseits mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, wie man sie im Kino nicht oft sieht.

PD: Ich musste da an „The Fountain“ denken. Bei Aronofsky sollte es um eine Liebe über die Jahrhunderte gehen, was nicht ganz funktioniert hat. Bei „Only Lovers Left Alive“ funktioniert dies mit einem kurzen Video-Telefonat und wir sind davon überzeugt, dass die beiden zusammen gehören.

YP: Welcher Gedanke mir auch immer wieder gekommen ist: Adam und Eve sind wohl seit Jahrhunderten zusammen und arrangieren sich, auch die Fernbeziehung scheint kein Problem für die beiden zu sein. Obwohl sie doch so unterschiedliche Wesenszüge haben. Und die Kurzlebigkeit des menschlichen Lebens macht aus Menschen bösartige Geschöpfe. Man müsste doch annehmen, gerade wenn man sich eine Ewigkeit kennt, ist man sich irgendwann überdrüssig. Aber Menschen neigen eher dazu, das so zu handhaben und oft handelt es sich dabei um Zeitspannen von Jahrzehnten und nicht um Jahrhunderte.

PD: Ein sehr romantischer Gedanke, der aber durch die Ankunft von Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) und durch Adams gutmütigen Assistenten Ian (Anton Yelchin) ja widerlegt wird.
Da ist Ava (die mich ein wenig an Kirsten Dunst in „Interview with the Vampire“ erinnerte) die impulsive und ihre Handlungen nicht kontrollierende Boshafte, während der Mensch Ian ein „guter Kerl“ zu sein scheint.
Ava war auch dann jener Punkt, an dem der Film ein wenig zu sehr ins Formelhafte und Genretypische kippte.

YP: Ja, aber das ist dann jugendliche Torheit bei Ava. Wie in „True Blood“, die frisch gebissenen und verwandelten Vampire, die ihre Kräfte oder ihre Triebe noch nicht so im Griff haben. So wirkte Ava auf mich.

PD: Allerdings wird auch davon gesprochen, dass Ava vor etwa 80 Jahren irgendeine Dummheit begangen hat. Das scheint mir doch ein wenig zu lange her, um dann noch von jugendlicher Torheit zu sprechen. Sie dürfte im Gegensatz zu Adam und Eve einfach ein boshafterer Charakter sein.

YP: Adams Figur war auch irgendwie so unnahbar. Ich schätze, Tom Hiddleston hat den Künstlertypen, den Musiker perfekt verkörpert. Ich hab nicht einmal an Loki denken müssen bei seiner Performance. Seine Figur ist eindeutig eine Hommage an Gary Oldman in „Bram Stoker’s Dracula“, zudem ist da noch ein bisschen Kurt Cobain dabei und die moderne Variante: Jared Leto.

PD: Interessant, dass du Jared Leto erwähnst, denn ich war mit meiner Freundin im Kino und sie musste die ganze Zeit an Leto denken. Sie hätte auch kein Problem damit gehabt, hätte er die Rolle gespielt, so sehr erinnerte Hiddleston an ihn.
Als Adam kurz ein Geigensolo zum Besten gab, musste ich auch an den „Teufelsgeiger“-Film denken und dachte mir nur, wie gut Hiddleston dafür passen würde.
Adam ist wirklich sehr stark als leidender Künstler angelegt, der zwar Kunst erschafft, aber das Lob dafür nicht hören will bzw. sich dagegen sträubt, denn eine Reaktion auf seine Arbeit möchte er ja sehr wohl. John Hurt als Marlowe oder Kyd wieder, war eher der eitle Künstler, der am Erfolg hing. So nahm ich ihn zumindest wahr und zudem sieht niemand besser verlottert aus, denn John Hurt.

YP: Nein, Jared Leto wollte ich nicht in dieser Rolle sehen, da ich kein Fan von ihm bin. Und Hiddleston ist ein wunderbarer Schauspieler. Leto hätte da überhaupt nicht gepasst, er ist – wie soll ich sagen – bestimmt nicht Kamerascheu. Es hat jemanden gebraucht, der durch sein Äußeres das Musikerimage romantisch darstellt, das macht Tom Hiddleston überzeugend. „Der Teufelsgeiger“ ist mir bei dieser Szene nicht in den Sinn gekommen, ich habe den Film wohl verdrängt. Eine der schlimmsten Kinoerfahrungen 2013.

PD: Leto kann ich mir schon ganz gut darin vorstellen, aber Hiddleston hat schon perfekt gepasst. Er zeigt diesen Schwermut und diese leidende Aura. Tilda Swinton hat mich derweil wieder an ihre Rolle in „Orlando“ erinnert.
Beim „Teufelsgeiger“ war auch eher Paganini generell gemeint … den Film habe ich ja (wohl zum Glück) gar nicht gesehen.

YP: Tilda Swinton ist eine Grande Dame und steht über den Dingen. Auch als Eve war sie das für mich. Alleine die Leichtigkeit, die sie als Eve an den Tag legt. Wie sie mit ihrem suizidgefährdeten Ehemann spricht. Mit ihrer Schwester. Oder mit Marlowe. Eine großartige Figur.

PD: Sie wirkte wie eine Elfe. Dass sie gar ein nach Blut dürstender Vampir sein könnte, kam mir kaum in den Sinn. Dagegen waren die menschlichen Charaktere entweder naiv-tapsig (Ian) oder auf eine unangenehm-lustige Weise hinterlistig (Jeffrey Wright als Dr. Watson).
Wirklich schön fand ich, wie Jarmusch und Kameramann Yorick Le Saux den Schauplatz Detroit einfingen. Eine völlig leere Stadt, scheinbar ausgestorben und schon fast an einen Kriegsschauplatz erinnernd. Wie Adam und Eve da mit dem Auto in der Nacht hindurch fahren und Eve daran erinnert, dass auch diese Stadt wieder auferstehen wird … das war nicht nur wunderschön, sondern an unwahrscheinlicher Stelle optimistisch.

YP: Mit dem ewigen Grundsatz: Wo es Wasser gibt, gibt es auch Menschen. Und das ist ja ein ander Mal auch noch ein Thema im Film. Das waren wirklich schöne Bilder.
Was mir gerade auch noch einfällt: Eve hat es ja mit Adam und Marlowe mit Künstlern zu tun. Der eine musiziert und der andere schreibt. Sie verkörpert eine Frau, die das Leben aufsaugt. Die Bücher, die Menschen, die Geschichten – wie du das oben schon mal erwähnt hast. Eben noch einmal die Leichtigkeit, mit der sie ihr ewiges Leben sieht und nimmt. Sowohl Adam als auch Marlowe umgibt eine Schwermut. Eve nicht. Geht es darum, dass Kunst aus Schmerz entsteht? Eve ist dann eher eine Lebenskünstlerin.

PD: Interessanter Punkt. Eve scheint ja wirklich mehr Freude am Leben zu haben und da passt sie auch nach Tanger, mehr denn Adam, der dort ein wenig deplatziert wirkt.
Es schien mir aber nicht so, als ob Marlowe schwermütig gewesen wäre. Der wirkte eher wie ein äußerst lebhafter und das Dasein bejahender Charakter, nur dass er auch schon sehr alt ist und am Ende seiner Kräfte. Marlowe schien ja mit seinen Arbeiten eher im Reinen zu sein. Er schenkte seine Werke der Welt auch nicht völlig anonym, während Adam seine Werke anderen Künstlern entweder aufdrängte (der Dialog zu Schubert etwa) oder in aller Heimlichkeit in die Underground-Szene bringt.

YP: Obwohl: Erinnere dich nur an die eine Hamlet-Erwähnung von Marlowe. So ganz zufrieden scheint er ja doch nicht zu sein.

PD: Na ja, in so einem langen Leben wirst du ohne einige Enttäuschungen auch nicht sein können.
Zudem schien es mir ja eher, als hätte er seinen „Hamlet“ noch besser schreiben können, hätte er Adam da schon gekannt.

YP: Ist das für dich ein typischer Jarmusch-Film?

PD: Ein sehr typischer, aber auch überraschend zugänglicher und humorvoller. Ich habe mir kürzlich wieder seinen Western „Dead Man“ angesehen und war überrascht, wie viel absurder Humor sich bei Jarmusch auch da wieder findet. So hätte es mich gar nicht so überraschen dürfen, dass auch bei seinen Vampiren Humor zu finden ist. Außerdem bewegt sich Jarmusch in Territorien, die er kennt. Die Underground-Clubs, der Soundtrack, die Charaktere. Es ist nicht unglaublich neu, für seine Verhältnisse und nach der starken 1. Hälfte baut der Film auch ein wenig ab (ich mochte Ava einfach nicht) aber es ist eben ein starker Film von ihm. Bei weitem nicht so verkopft und zerfahren wie etwa „The Limits of Control“.

YP: Ich mache es mir leicht, darum habe ich dich diese Frage beantworten lassen. Ich habe nicht alle Filme von ihm gesehen, aber ich habe mir schon gedacht: Made by Jarmusch. Die Handschrift ist eindeutig auszumachen. Und ja, dieser Humor wieder. Der sanft eingestreute und ein wenig absurde.

PD: Es gibt nur wenige Jarmusch-Filme, die ich ganz und gar nicht aushalte. Etwa „Mystery Train“, den habe ich gar nicht zu Ende sehen können, oder seine Neil-Young-Doku „Year of the Horse“.

YP: Der Score bzw. Soundtrack ist fantastisch! Grandios.

PD: Ja, der Soundtrack ist spitze und zum Teil ja von seiner eigenen Band geschrieben. Da drängt sich dann natürlich der Gedanke, es handle sich bei Adam um ein Jarmusch-Alter-Ego richtig auf.

YP: Einmal im Film ist mir der Gedanke auch gekommen, habe ihn dann jedoch nicht weiter verfolgt. Jetzt fällt mir nicht ein, bei welcher Szene, aber von autobiografischen Metaphern dürfen wir doch wohl ausgehen.
Ich möchte noch anmerken, ich halte „Only Lovers Left Alive“ für einen zeitlosen Film. In 20 Jahren wird er mir auch noch gefallen.

PD: Ich glaube, der wird in einigen Jahren eine breite Anhängerschaft haben. Das ist ein Film, den man im Laufe der Zeit entdeckt.
Genau genommen ist es ja eine Gemeinheit wenn ein solch guter Film, so spät im Jahr gebracht wird. Nun ist meine Top 10 aus der Vorwoche völlig im Eimer.

YP: Guter Einwand. Ich habe mir gedacht, dass ich einfach „Captain Phillips“ raus werfe. Dann würde ich wahrscheinlich die Titel ein wenig hin und her schieben, aber zumindest wäre „Only Lovers Left Alive“ bei mir in den Top 10 der besten Filme 2013.

PD: Lustig, dass bei dir auch „Captain Phillips“ hinaus fliegen würde, denn „Rush“ mag zwar nicht ganz so gut wie der Greengrass-Thriller, sein aber der ist mir einfach zu sympathisch, um ihn aus den Top 10 fliegen zu lassen. Zudem ist so eine Top 10-Liste ja nicht in Stein gehauen, eher ein Anreiz zur Diskussion und zur Reflexion.

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