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Schlagwort-Archiv: John Maclean

Slow West

14 Freitag Aug 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Ben Mendelsohn, Caren Pistorius, Dead Man, Jauja, John Maclean, Kodi Smit-McPhee, Meek's Cutoff, Michael Fassbender, Slow West, The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford

Der Trailer von „Slow West“ – dem Kinodebüt von John Maclean – verspricht auf den ersten Blick einen vielversprechenden Western. Doch genügt es Michael Fassbender in eine schön abgefilmte Landschaft zu stellen?

PD: Michael Fassbender hat es geschafft. Er ist mittlerweile in der Riege jener Schauspieler, deren Projekte ich mir ansehe, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, worum es überhaupt geht. Bei „Slow West“ war dies der Fall. Ich wusste nur, dass Michael Fassbender mitspielt und es wohl ein Western sein würde.

YP: Mittlerweile sind die Filme, in denen er mitspielt genauso gut wie seine Performances. Seit „Inglourious Basterds“ lasse ich keinen Film, in dem er mitspielt, aus und in letzter Zeit ist es sogar auch so, dass sein Name schon reicht, um mich ins Kino zu locken. Großartig finde ich auch, dass „Frank“ einen Österreich-Start (4. September 2015) hat. Dann gibt es da noch „Macbeth“ und „Steve Jobs“. Das klingt doch alles so aufregend …

PD: „Macbeth“ ist ohnehin eines meiner Highlights der kommenden Monate. Natürlich ist es toll, dass Fassbender seine Werke in die Kinos der ganzen Welt bringt, was jetzt aber nicht heißt dass ich von „Slow West“ völlig überzeugt war. Zumindest liefert der Film exakt was der Titel verspricht, einen dezidiert langsam erzählten Western. Das wird aber mit der Zeit auch zu einer Geduldsprobe, da die Charaktere keineswegs interessant sind.

YP: Dem Treiben im Film hätte ich Stunden zusehen können, mir gefiel das Tempo und keine Sekunde empfand ich das so wie du – im Gegensatz zu „Listen Up Philip“, den ich vor einiger Zeit gesehen habe und danach nervlich am Ende war. „Slow West“ hatte eine so angenehme Erzählweise, dass es eine Freude war, an dieser filmischen Entschleunigung teilzunehmen. Im Gegensatz zu den meisten Sommerblockbustern.

PD: Der langsame Stil und vor allem der lakonische Witz erinnerten mich stark an „Dead Man“ von Jim Jarmusch. Diesem Film hätte ich über Stunden zusehen können, aber nicht nur aufgrund des Erzählrhythmuses, sondern vor allem aufgrund der interessanten Charaktere. Was mir bei „Slow West“ fehlte, war zumindest eine Person, die eine spannende Hintergrundgeschichte zu bieten hatte. Das glich Regiedebütant John Maclean zwar durch wunderschöne Naturaufnahmen und einen bitterbösen Humor (das Salz welches wortwörtlich in die blutende Wunde gestreut wird) aus, aber vollends konnte es mich nicht überzeugen. Es ist ein respektabler Genrebeitrag, aber gerade im modernen Western gab es in den letzten Jahren etliche fantastische Beiträge, die ich da noch ein wenig darüber ansiedeln würde. Etwa „The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford“ von Andrew Dominik oder „Jauja“ von Lisandro Alonso.

Ebenfalls Filme die sich bewusst langsam entfalteten. Im ganz bewussten Gegensatz natürlich zum Blockbuster-Kino.

YP: Alleine viele der Einstellungen im Film waren eine wunderschön komponierte optische Wucht. Dass sich der Film so zurückgehalten hat, spricht für die Erzählung. Wunderbar auch die poetischen Textzeilen. Es gab so unendlich viele kleine Momente voller Bedeutung darin. Und ich habe noch gar nicht begonnen, über die großartige Besetzung jenseits von Michael Fassbender zu sprechen. Da haben wir einmal den Schurken Ben Mendelsohn, der auch irgendwie viel zu kurz kam – Rollenbedingt. Dann haben wir Caren Pistorius, die Rose verkörperte. Und dann haben wir noch das Greenhorn Jay Cavendish, den Western-Romeo, gespielt von Kodi Smit-McPhee (bekannt aus der US-amerikanischen Verfilmung von Thomas Alfredsons „Let The Right One In“.

Zu meinen Lieblingsszenen gehört übrigens die Szene im westerlichen Tante-Emma-Laden. Und wo Cavendish auf den Schriftsteller trifft.

PD: Schön, dass du die Szene mit dem deutschen „Schriftsteller“ ansprichst. Diese ist sehr humorvoll und mit bitterem Witz, vor allem da sich ja die oberflächliche Freundlichkeit schließlich in Verschlagenheit wandelt, aber sie steht für mich auch exemplarisch für den Rest der Erzählung. Diese besteht aus hintergründigen und zum Teil sehr lustigen Anekdoten aus der Reise von Jay, der bei fast jeder Begegnung mit anderen Abenteurern schließlich Leichen hinter sich zurück lässt.

Die Motivation für seine eigene Reise war mir aber viel zu schwach ausgearbeitet. Klar, er war in Rose (stark gespielt von Pistorius) verliebt und sie offensichtlich nicht in ihn, aber es erschien mir eher etwas oberflächlich in die Handlung hinein geworfen, damit man einen Grund hat, Jay auf die Reise zu schicken. Genau genommen hätte man Jay gar nicht benötigt. Silas (Fassbender) und Payne (da wurde bei Mendelsohn Potential liegen gelassen) wären auch so auf die Spur von Rose und ihrem Vater gestoßen und hätten früher oder später auch so das finale Duell mit ihr gehabt. So schön frühe Szenen mit Jay – etwa die Begegnung mit den drei Sängern – auch ist, so wenig brachte ausgerechnet der Hauptcharakter wirklich in die Erzählung mit ein. Abgesehen davon kannte ich Kodi Smit-McPhee zuvor vor allem aus „The Road“.

YP: Öfter musste ich dabei eher an „Meek’s Cutoff“ von Kelly Reichardt denken. Können wir bitte noch ein zwei Sätze zur musikalischen Komponente des Films sprechen. Den Score habe ich noch immer im Kopf, der hat einen unglaublich schönen Eindruck hinterlassen. Die Titelmusik begleitet mich schon seit Sichtung des Trailers, aber seit dem Film hat sich das bei mir richtig eingebrannt. Alleine dann das Antreffen der Trommler mitten im Nirgendwo ist so bizarr. Es verdeutlicht so die Örtlichkeit und doch fiel mir eine geografische Zuordnung nicht leicht. Wir haben europäisch anmutende Flüchtlinge, dann Französischsprechende Musiker, einen deutschen Schriftsteller mitten in wüstenartiger Landschaft. Das ist eine wilde Mischung und das wild beschreibt nicht die karge Western-Landschaft.

PD: Wenn ich so darüber nachdenke, dann blieb mir von der Musik kaum etwas hängen. Was mich überrascht, denn mein Gefühl während des Films sagte mir, dass mich dieser Soundtrack länger begleiten wird.

Das Zusammentreffen mit den Musikern mitten im Nirgendwo hat mir sehr gut gefallen. Das vermittelte den Eindruck eines Fiebertraumes, wie da plötzlich drei Männer stehen und vor sich hin singen. Es ist wahrscheinlich, aufgrund einiger Hinweise, sicher möglich, genau festzustellen, in welchem Teil der USA sich das Geschehen hätte zutragen sollen (vor allem da im Süden Neuseelands gedreht wurde), aber das erschien mir überhaupt nicht wichtig. Gezeigt wurde eine Idee eines Wilden Westens, wie ihn John Maclean sieht. Karg und voller skurriler Charaktere.

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