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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: John Wick

Das Jahr 2015 im Rückblick

01 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Special

≈ 2 Kommentare

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Archer, Avengers: Age of Ultron, Bande de filles, Birdman, Cemetery of Splendor, Das ewige Leben, Fargo, hunger games, Inherent Vice, it follows, Jane the Virgin, John Wick, Leviathan, MacBeth, Mad Max Fury Road, National Theatre Live, Selma, Star Wars: The Force Awakens, the babadook, The Martian, Timbuktu, Unbreakable Kimmy Schmidt, Unbroken, Whiplash, white god

Das Jahr ist zu Ende, und wir blicken auf unsere Highlights und Enttäuschungen der vergangenen zwölf Monate zurück. So wie auch schon 2013 und 2014.

PD: Für das vergangene Jahr fiel es mir überraschend schwer, eine Top Ten Liste zu erstellen.

YP: Ein paar Filme wie „Mad Max: Fury Road“, „White God“ und „Cemetery of Splendor“ fielen mir schnell ein. Ab dann musste ich überlegen. Dann fallen mir noch ein „Das Ewige Leben“ und „It Follows“.  Filme wie „Mockingjay Part 2“ und „Star Wars: The Force Awakens“ oder „Avengers: Age of Ultron“ haben mir im Kino sehr viel Spaß gemacht, doch leider reicht es nicht aus, um auf meine Bestenliste 2015 zu kommen.

PD: Diesen Eindruck hatte ich auch. Es gab Blockbuster-Ware, die mich überraschend gut unterhielt. Dazu zähle ich „The Martian“, „John Wick“ oder eben auch „Mad Max: Fury Road“. Auch der neue „Star Wars“-Film als auch der zweite Teil der „Avengers“ konnte mich gut unterhalten.

Wenn ich aber an eine Aufstellung der besten Filme des Jahres denke, dann fallen mir zunächst andere Werke ein. Zuallererst natürlich „Inherent Vice“ von Paul Thomas Anderson. Auch „Selma“ und „Macbeth“ schaffen es da in meine Jahresrückschau.

YP: „Inherent Vice“ hat mir auch gut gefallen, die anderen beiden habe ich leider nicht gesehen. Unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle auch nicht „Ich seh, Ich seh“, eine österreichische Produktion der Firma von Ulrich Seidl, die mich sehr beeindruckt hat, gerade durch ihre reduzierte Machart und dramaturgische Schlichtheit. Mit „Ich seh,Ich seh“ und „Das ewige Leben“ haben es sogar zwei heimische Filme auf meine Liste geschafft.

PD: „Inherent Vice“ ist definitiv mein Filmerlebnis des Jahres. Die perfekte Umsetzung eines Pynchon-Romans und zugleich doch auch ein glasklarer PTA-Film.

An „Ich seh, Ich seh“, den Horror-Erfolg von Veronika Franz und Severin Fiala, habe ich auch gedacht, aber da warte ich noch auf die zweite Sichtung, um meinen Eindruck davon zu verfestigen. Ein sehr erfreuliches Filmerlebnis war die neueste Arbeit von Peter Tscherkassky. Dessen „The Exquisite Corpus“ konnte ich bei der letzten Viennale auf der großen Leinwand genießen. Grundsätzlich habe ich aber viel zu wenige österreichische Produktionen betrachtet, obwohl es eine ganze Reihe an Arbeiten gab, die mein Interesse weckten.

YP: Bis auf „Mad Max: Fury Road“ – den ich ganze drei Mal – zwei Mal 3D und ein Mal 2D – gesehen habe, habe ich keinen Film heuer öfter gesehen.

Zu meinen Filmhighlights gehören die beiden auf der Viennale gezeigten und von uns besprochenen Ida Lupino Filme „Outrage“ und „The Bigamist“. Das sind zwar keine aktuellen Filme auf meiner Liste, dafür echte Klassiker. Mit Lupinos Werk möchte ich mich im kommenden Jahr ohnehin mehr auseinandersetzen. Der Eröffnungsfilm der Viennale -„Carol“ – den ich allerdings erst nach Filmstart gesehen habe, gehört auch auf meine Bestenliste. Die Vorlage von Patricia Highsmith „Salz und sein Preis“ habe ich 2010 gelesen. „Carol“ kommt zwar werkgetreu rüber, kann aber problemlos für sich stehen. Was für eine schöne Liebesgeschichte uns da gezeigt wurde.

PD: Mehrfach im Kino habe ich ja keinen einzigen Film gesehen, doch dafür freue ich mich schon auf die erneute Sichtung mancher Arbeiten. Darunter fällt eben auch Todd Haynes‘ „Carol“, der es geradezu mühelos schafft, die 1950er zum Leben zu erwecken und dennoch aktuell und modern zu wirken. Etwas, was sich ja ohnehin durch das Werk von Haynes zieht. Zudem nimmt er die Romanvorlage zwar ernst, aber nimmt sich die eine oder andere gut gewählte Freiheit heraus. Auch bin ich darauf gespannt, ob „Selma“ von Ava DuVernay den intensiven und starken Eindruck der Erstsichtung bestätigen kann, sobald ich die DVD in Händen halte.

Neben den Filmen von Ida Lupino, haben mich im vergangenen Jahr vor allem die National Theatre Live-Übertragungen beeindruckt. Am stärksten im Gedächtnis blieb mir dabei Mark Strong in „A View from the Bridge“.

YP: „A View from the Bridge“ war doch ein sehr gut inszeniertes Stück mit großartiger Besetzung. Weniger beeindruckt – vielleicht auch weil die Erwartungshaltung so groß war – haben mich „Hamlet“ mit Benedict Cumberbatch und „Man and Superman“ mit Ralph Fiennes.

Zwei Filmstarts aus diesem Jahr möchte ich noch herausheben. Einerseits „Pride“ und andererseits „A Girl Walks Home Alone at Night“. „Pride“ ist diese fantastische Komödie aus Großbritannien, die mich sehr amüsiert hat im Kino, wie es selten ein Film dieses Jahr geschafft hat. Und Ana Lily Amirpours „A Girl Walks Home Alone at Night“ u.a. einer der wenigen Filmen  – mit Ausnahme von Ida Lupinos Filmen und Veronika Franzs Co-Regie „Ich seh, Ich seh“ – einer Regisseurin, der es auf meine Bestenliste schafft. Im Vergleich zu 2014, wo sich immerhin Filme wie „Stories We Tell“, „Bande de filles – Girlhood“, „Belle“ und „Night Moves“ wiederfanden.

PD: Bei „Hamlet“ war die Erwartungshaltung wirklich riesig, aber ich fand das Stück dennoch beeindruckend inszeniert. Enttäuscht war ich von „Coriolanus“. Da musste ich gegen den Schlaf ankämpfen.

Filme von Regisseurinnen habe ich leider auch wenige im Kino gesehen. „Bande de filles“ von Céline Sciamma habe ich zu Hause nachgeholt und bei der Gelegenheit auch gleich ihr vorangegangenes Werk „Tomboy“. Viele Filme konnten mich auch nicht vollständig überzeugen, wie „The Babadook“ von Jennifer Kent oder „Unbroken“ von Angelina Jolie. Dafür gab es sehr viele starke Frauenfiguren zu bewundern. Angefangen von „Carol“ über Ava in „Ex Machina“ bis hin zu Charlize Theron als Furiosa.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber auch „Timbuktu“ von Abderrahmane Sissako. So wie auch Justin Kurtzels „Macbeth“ oder Andersons „Inherent Vice“, blieben mir hierbei ganz viele Bilder im Kopf hängen.

YP: Unerwähnt möchte ich „Leviathan“ von Andrei Swjaginzew (von dem auch das grandiose „Jelena“ aus 2011 ist) nicht lassen. Diesen Film habe ich auf der Viennale 2014 gesehen und regulär kam der erst 2015 ins Kino. Keine leichte Kost, mit Bildern, die nicht aus dem Kopf gehen. In beiden rüttelt er am Fundament der russischen Gesellschaft, man könnte fast sagen klassenübergreifend.

Bei mir kamen dieses Jahr auch einige Serien – die meisten dank Netflix – nicht zu kurz. Allen voran „Unbreakable Kimmy Schmidt“ und „Master of None“, wobei die beiden Serien unterschiedlicher nicht sein könnten, aber meine Comedy-Bedürfnisse bedienen. Jenseits der  Komödie haben es mir „Bloodlines“ und „Fargo“ angetan. Und erst kürzlich habe ich „Jane the Virgin“ entdeckt, eine Dramedy und zugleich Telenovela-Spoof.

PD: Netflix war überhaupt ein sehr prägendes Element was meine Konsumgewohnheiten angeht. Werke wie „Beasts of No Nation“ oder „Aloha“ sind ja rein durch den Streamingdienst bei uns gelandet und im ersteren Fall bin ich sehr dankbar, dass ich dies sehen konnte.

Zudem ist natürlich die Bandbreite an Serien erweitert worden, wobei mir in Sachen Comedy auch „Unbreakable Kimmy Schmidt“ sehr gut gefiel. Das Highlight blieb aber die neuste Staffel der Agentencomedy „Archer“. Bei „Fargo“ habe ich erst mit der 2. Staffel begonnen, aber das sieht schon wieder sehr gut aus. „Bloodline“ werde ich in Staffel 2 wohl keine weitere Chance geben, denn ohne Ben Mendelsohn hat die Serie keinen Reiz für mich. Das hat insgesamt auch dazu geführt, dass ich im vergangenen Jahr seltener im Kino war, denn in den Jahren zuvor. Bei manchen Filmen musste ich mich geradezu dazu zwingen, obwohl ich da auch auf die DVD oder den Vertrieb per Netflix gut hätte warten können. Wenn ich mir die Filmstarts für 2016 ansehe, dann pocht mein Herz nun auch nicht gerade vor Aufregung.

YP: Gerade jetzt,  kurz bevor die Award Season beginnt, erwarte ich mir dann noch den einen oder anderen Film, der mir gefallen wird. Was das reguläre Kinoprogramm betrifft, freue ich mich auf die neuen Filme von Tarantino („The Hateful Eight“) und Iñárritu („The Revenant“). Gespannt bin ich auch auf Gaspar Noés „Love“. Oder aber auch auf „Suffragette“. Auch, wenn die Kritiken bei „Legend“ vernichtend waren, aber ein Tom Hardy in einer Doppelrolle ist mir das Kinoticket wert.

PD: Das erinnert mich daran, dass ja auch „Birdman“ und „Whiplash“ hierzulande erst 2015 ins Kino kamen. Beides Filme die es bei mir in den Kreis der „erinnerungswürdigen Filme des Jahres“ schafften. Rund um den Jahreswechsel/Jahresbeginn herum trudeln die Preisverdächtigen Werke auf uns geradezu nieder. Das scheint aber ein immer kürzerer Zeitraum zu werden. Kaum ist der Jänner vorbei, sucht man beinahe Händeringend um interessante Filme.

Neben den von dir genannten Filmen bin ich auch schon auf „Hail, Caesar!“ von den Coen-Brüdern und den dritten Teil des „Star Trek“-Reboots gespannt.

Spannend an einem neuen (Film-)Jahr ist dann aber doch, welche unerwarteten Entdeckungen man macht, über die man auch noch Monate später gerne spricht und diskutiert. Mal sehen was 2016 da zu bieten haben wird.

Dredd

28 Freitag Aug 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

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Alex Garland, Dredd, John Wick, Judge Dredd, Karl Urban, Mad Max Fury Road, Pete Travis, sylvester stallone

Der von Alex Garland produzierte und geschriebene und von Regisseur Pete Travis inszenierte Action-Streifen „Dredd“ erwies sich im Jahr 2012 als Überraschungshit bei Filmfans weltweit. Inwieweit das moderne Reboot den Vorgänger „Judge Dredd“ aus 1995 (seinerzeit eine Comic-Adaption mit Sylvester Stallone als namensgebender Richter Dredd) in den Schatten stellt, wollen wir an dieser Stelle besprechen.

PD: Mittlerweile habe ich „Dredd“ drei Mal gesehen und mit jeder Sichtung gefällt mir dieses sarkastisch-gewaltätige Universum besser.

YP: Zwei Mal habe ich das Sequel nun gesehen und die Gewaltätigkeit – also die gewaltätigsten Szenen darin – versuche ich einigermaßen auszublenden, bzw. zu verdrängen. Wobei die Inszenierung ein visuelles Wagnis darstellte, vor allem diese ganzen Zeitlupen-Sachen. Wie notwenidig das war, sei dahingestellt. Begeistern kann ich mich aber hauptsächlich für die Inszenierung als kleines Kammerspiel.

Das musst du dir einmal vorstellen: wir haben da diese Post-Apokalyptische Welt Mega City One mit 800 Millionen Einwohnern und die gesamte Länge des Films geschieht in Peach Trees, einem Gebäudekomplex bestehend aus 200 Stockwerken. Gerade auf dieser Enge werden dir die Größenverhältnisse offensichtlich.

PD: Die Zeitlupen-Szenen sollen ja auch den Effekt der Droge Slo-Mo darstellen. Dies ist an einigen Stellen sehr effektiv umgesetzt, etwa beim ersten Einsatz von Dredd oder auch wenn Dredd und Anderson erstmals gemeinsam eine Wohnung stürmen. Regisseur Pete Travis nutzt diese visuelle Spielerei aber ein wenig zu sehr ab. Erst beim großen finalen Urteil gegen Ma-Ma (Lena Hadey) konnte ich diesem Effekt wieder etwas abgewinnen.

Die Gewalt ist aber geradezu essentiell für „Dredd“. So wird auch klar, weshalb die faschistoiden Judges überhaupt so viel Macht zugestanden bekommen. Die nackten Zahlen, dass 96 % der Bewohner von Peach Trees arbeitslos sind und der Block von der Ma-Ma-Gang kontrolliert wird, sind im Endeffekt ohne Wirkung, wenn man nicht die Auswirkungen zeigt.

YP: Da wird dir eine Dystopie ziemlich atmoshärisch etabliert und dargestellt, dass sich mir die Haare am Nacken aufstellen. Je mehr ich über „Dredd“ nun nachdenke, desto mehr ergeben sich Parallelen zu „Mad Max: Fury Road“, der bereits im August 2015 zu meinen Lieblingsfilmen des Jahres gehört. Nun mag das Setting ein anderes sein, da hierbei das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen hat (Überbewölkerung versus ein paar Überlebende, wuchernde Urbanisierung versus karge Wüstenlandschaft, Diktatur der Richter statt Diktatur eines Demagogen).

Vielleicht hat es etwas mit dieser kompromisslosen Herangehensweise zu tun. Beide Filme reden nicht um den heißen Brei herum, sondern kommen schnell zum Punkt. Ein großes Plus schreibe ich beiden zu, weil sie mich zu überraschen vermochten.

Um dich aus unserem Dialog zu „John Wick“ zu zitieren: „Mir gefiel der dunkle Grundton und auch diese Geradlinigkeit (oder auch Sturheit) von Wick. Da erinnerte er mich ein wenig an den ebenfalls sehr eindrucksvollen Action-Film “Dredd” mit Karl Urban.“

PD: Die Charaktere sind mir in „Dredd“ dann doch näher, als in dem sehr unterhaltsamen „Mad Max“. Es mag recht wenig sein, was man über die Judges erfährt, aber dennoch fieberte ich mit, ob sie ihren Auftrag erfüllen würden können. Das lag wohl auch an Karl Urbans perfekt eingesetzter Kinnpartie.
Die Comics habe ich nie gelesen, aber es erscheint mir im Film zumindest sehr klar, dass die in einem einzigen riesigen Wohnblock angesiedelte Handlung auch an die Vorlage angelehnt ist.

Der thematisch ähnliche Action-Reißer „The Raid“ hat mich da viel weniger mitreißen können obwohl da die Actionsequenzen einen hohen Unterhaltungswert haben.

Um noch einmal den Stellenwert der Gewalt in derartigen Filmen auszuführen: Es gibt dem Geschehen einfach einen ganz andere Qualität. Wenn ich mir etwa FSK 12-Blockbuster á la „Star Trek“ (wo Karl Urban Schiffsarzt McCoy mimt) oder „Man of Steel“ ansehe, dann fällt dort auf, wie folgenlos die Gewalt dort bleibt. In Filmen wie „Dredd“ hat diese übersteigerte Brutalität ihre Folgen.

YP: Aber gerade in beiden Beispielen, die du hier anführst, hat die Gewalt etwas Reißerisches, etwas Unterhaltsames an sich, die einem Massenpublikum vorgelegt werden soll, wobei in „Man of Steel“ mehr als in „Star Trek“. Oft ist es schwierig, die gezeigte Brutalität oder Gewalt zu rechtfertigen, Zack Snyder-Filme sind mir zu exploitativ und zuwider, wobei aber J.J. Abrams Neuauflage die alten Filme und Serien wie einen Kindergeburtstag aussehen lassen. Wir reden hier trotzdem von einer Zielgruppe, für die diese Art von Blockbustern gemacht wurden. Die Gewaltexzesse darin (mit „The Raid“ kann ich wenig anfangen) fungieren als dramaturgisches Mittel. Reflektierte Selbst- oder Gesellschaftkritik werden wir kaum in diesen Filmen finden.

Karl Urban fand ich insofern großartig darin, als er gänzlich Darsteller sein konnte, ohne irgendwelche Star-Attitüden auszuleben, wie es einem Tom Cruise schier unmöglich geworden ist, sich von dieser Starpersonen zu trennen.

PD: Die unterhaltsame Action wie in den beiden Blockbustern angeführt, soll dann aber auch innerhalb eines dramaturgisch tauglichen Rahmens stattfinden. Was nützt mir der „Rettet die Menschheit“-Hintergrund, wenn es im Grunde ja doch nur auf einen Zweikampf zwischen Bösewicht und Held hinausläuft, während im Hintergrund ungesehen die Menschen sterben.

Das war ja auch der Grund, weshalb die „Judge Dredd“-Adaption mit Sylvester Stallone nicht funktionierte. Das Grundkonzept des Charakters ist bis in die Knochen sarkastisch, die Gewalt tut weh. Im Stallone-Film war es aber genau diese unverfängliche oberflächliche Popcorn-Gewalt, garniert mit einem nervenden Sidekick, um noch die letzten Kanten abzuschleifen. „Dredd“ hat all das nicht nötig. Die Gewalt, egal ob ausgeführt von Ma-Ma oder den Judges selbst, schmerzt. Auch wenn die Handlung schließlich zu sehr auf Klischees ausweicht, wie etwa die korrupten Judges.

YP: Ich möchte noch unbedingt anmerken, dass ich die gute Lena Heady (einem breiteren Publikum als Cersei aus Game of Thrones bekannt) großartig fand als skrupellose Drogenbaronin Ma-Ma. Sie hatte so etwas Furchteinflößendes im Blick, dass sich mir stets die Nackenhaare aufstellten.

„Dredd“ gehört zu der Minderheit der Filme, indem es dem Reboot – hier fast mühelos – gelingt, das Original bzw. die filmische Vorlage in den Schatten zu stellen. Ein Umstand, den wir der Feder von Alex Garland und der Regie von Pete Travis zu verdanken haben. Garlands knackige Story wird stilsicher von Travis szenisch umgesetzt. „Judge Dredd“ aus 1995 frönt hingegen mehr dem „style“ als der „subtance“. Wenig verwunderlich auch, wirft man nur einen kleinen Blick auf die schon fast aufregend anmutenden Kostümentwürfe von Gianni Versace höchstpersönlich.

John Wick

06 Freitag Feb 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 3 Kommentare

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Dredd, Eva Longoria, Expendables, Face/Off, Get Carter, John Wick, Keanu Reeves, Le Cercle Rogue, Le samourai, Liam Neeson, Point Break, sylvester stallone, the drop

„John Wick“ bedient sich einer einfachen Erzählweise und effektiven Thematik: ein Auftragskiller wird aus seinem Ruhestand zurückgeholt. Die Rache als primäre Triebkraft spornt die Killermaschine John Wick an, den Tod an seinem herzallerliebsten Beagle-Welpen zu vergelten. Ob das für einen angenehmen Kinoabend ausreicht, lest ihr im aktuellen Dialog.

YP: Ich weiß nicht, ob es an mir und meiner anstrengenden Woche lag, aber am Freitagabend empfand ich den Film als anstrengend und unterhaltsam zugleich. Ich war erstaunt, wie stimmig die Handlung in „John Wick“ war.

PD: Ohne jeden Zweifel funktioniert das als Berieselungs-Action nach dem Feierabend, allerdings hat mich „John Wick“ vor allem dadurch beeindruckt, dass es als Genre-Beitrag nicht nur pures Ballerkino produzieren wollte.

YP: Und für einen Genre-Film funktioniert der tadellos. Mir gefiel vor allem das Setting in jeder Szene. Wenn der Teufel im Detail steckt, dann ist „John Wick“ so etwas wie der Vorhof zu Hölle. Das ist eine düstere und stimmige Welt. Die Figuren lassen eventuell an Dimensionen zu wünschen übrig, gespielt wurde jede/r einzelte wirklich fantastisch.

PD: Das war ein negativer Aspekt, der ein wenig im Hinterkopf nagte, während ich mich an den hervorragend choreografierten Schusswechseln ergötzte. Die Charaktere sind zu großen Teilen eindimensional gestaltet. Auch das Feindbild Russenmafia ist jetzt nicht sonderlich originell gewählt.

Es rückte allerdings in den Hintergrund, da ja auch die Feindbilder und Charaktere von Action- und Thriller-Klassikern nicht immer vor Tiefgang strotzen. Mich erinnerten die grundlegende Handlung und das Setting an Rache-Filme wie „Point Break“, „Get Carter“ oder „Le Cercle Rogue“. Vor allem die Bar, durch die sich Wick kämpft, ist eine eindeutige Hommage an den Melville-Film und Reeves selbst geht so stoisch durch die Handlung wie einst Alain Delon in „Le samourai“.

YP: Unmissverständlich kennt hier jemand sein Metier sogar ziemlich gut. An den russischen Feindbildern habe ich mich auch gestört, nachdem aber jede Figur – männlich und die eine weiblich – scheinbar nur die düstere Seite auslebt, spielt das dann nicht mehr so die Rolle. Es ist keine Schwarzweißmalerei, es ist alles schwarz. Mit Ausnahme der Rückblenden mit seiner Frau und sie wurde ohnehin wie ein unschuldiger Engel inszeniert (auch immer in Weiß- und Cremefarben).

PD: Sie hat Wick auch dazu gebracht, aus diesem Beruf auszusteigen, insofern muss sie geradezu zwangsweise als Erlöserfigur herhalten. So wie dann der Hund natürlich der süßeste kleine Welpe sein muss, den man offenbar finden konnte. Nicht gerade subtil, aber effektiv.

YP: Erinnere dich an den Hund in „The Drop“. Auch sehr effektiv und supersüß.
Was mir an Keanu Reeves Darstellung von John Wick sehr gut gefallen hat, dass man ihm auch die Angestaubtheit angesehen hat. Er wirkte förmlich so als wäre er ein wenig aus der Übung geraten. Das passte doch perfekt zur Rolle. Er konnte natürlich super kämpfen und hatte die besten Moves schlechthin drauf, aber irgendwo bewegte er sich auch so wie ein Mann um die 50. Und nicht wie ein junger Mann um die 25.

PD: Man könnte das nun natürlich als Trend sehen, denn immerhin haben wir die „Expendables“ oder auch Liam Neeson (62) und Denzel Washington (60) die mit einer eindringlichen Selbstverständlichkeit, den Action-Helden geben.

Keanu Reeves wirkt dagegen sogar relativ frisch und unverbraucht. Doch im Zweikampf mit den ganzen durchtrainierten und zum Teil auch viel jüngeren Killern, ist ihm sein Alter dann schon anzusehen, und man versteckt es auch gar nicht. Die Actionsequenzen haben zwar immer diesen Aspekt, dass sie im Grunde völlig der Fantasie des Stunt-Koordinators entspringen, doch man stürzt sich völlig in sie hinein.

Mir gefiel der dunkle Grundton und auch diese Geradlinigkeit (oder auch Sturheit) von Wick. Da erinnerte er mich ein wenig an den ebenfalls sehr eindrucksvollen Action-Film „Dredd“ mit Karl Urban.

YP: Aber gerade weil er eben nicht der fitteste Mann am Set ist, hat es seinen Reiz. Eine gewisse Authentizität ist hier willkommen. Abgesehen davon sieht man Reeves sein Alter nicht an, erst wenn er kämpft wird das offensichtlich. Hier ist auch anzumerken, dass einer der Regisseure des Films Reeves Stunt-Double aus „The Matrix“ ist. Ein interessanter Aspekt.

PD: Ein wenig ist dies ja auch das Comeback von Keanu Reeves. Er hat in den letzten Jahren versucht in Independent-Produktionen („Henry’s Crime“) oder missglückten Blockbustern („47 Ronin“) zu reüssieren und zudem hat er sein Regiedebüt mit „Man of Tai Chi“ abgeliefert. Da ist schön, ihn wieder in einem finanziell wie künstlerisch erfolgreichen Film zu sehen.

YP: Witzig fand ich auch, Eva Longoria in der Produzentinnen-Liste herauszulesen.

PD: Eva Longoria hat mitproduziert? Das ist mal schräge Hintergrundinfo.

Bei allem Lob für „John Wick“, wird aber aus Reeves dennoch kein grandioser Darsteller. Er ist in einem Actionfilm immer noch bestens aufgehoben.

YP: Das erwarte ich mir auch nicht von ihm. Es ist nur so, dass es nicht relevant ist. Es haben schon mehrere Personen größere Karrieren auf weniger Talent-Fundament aufgebaut. Und Keanu Reeves sehe ich seit den 90er Jahren gerne im Kino. Es ist schön, ihn wieder zu sehen. Mein letzter Abstecher war das Remake von „The Day The Earth Stood Still“ und auf dessen Qualitäten brauchen wir bestimmt nicht eingehen.
Ich bin grundsätzlich froh, meinen Filmhelden aus Teenagerzeit im Kino zu sehen. „Speed“ und „Matrix“ zählen zu wichtigen Filmen für mich. Aber auch in „Bram Stoker’s Dracula“ ist er mir lieb.

PD:  Diese Art von Nostalgie scheint ohnehin das aktuelle Actionkino mehr als alles andere anzutreiben. Neben der „Fast & Furious“-Reihe und einer Handvoll Filme mit Jason Statham, sind es gerade die Helden aus unserer Jugend, die das Actionkino am Leben erhalten.

Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und nun eben auch Keanu Reeves. Vielleicht ist meine Freude über „John Wick“ auch deshalb so groß, weil ich seit Jahren wieder einmal das Gefühl hatte, einem erdigen und unterhaltsamen Action-Reißer beizuwohnen. Das letzte Mal, dass ich mich so über Schußwechsel im Kino freute, war bei „Face/Off“.

YP: Und das ist ewig her!

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