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The Revenant

15 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

21 Grams, Alejandro González Inárritu, Babel, Birdman, Emmanuel Lubezki, leonardo dicaprio, The Revenant, Tom Hardy

Nachdem er in seinem Oscar-gekrönten Hit „Birdman“ die Broadway-Szene beleuchtete, macht sich Alejandro González Iñárritu mit „The Revenant“ in den Wilden Westen auf.

YP: Nach diesem Film geht es mir ähnlich wie nach „Birdman“. Ich war durch und durch gefesselt und unterhalten, aber nachdem ich das Kino verlassen habe, hat er mich auch ziemlich kalt gelassen. Viel mitgenommen habe ich nicht.

PD: „Birdman“ hat mich viel mehr gepackt und auch unterhalten. Das lag nicht nur an der Inszenierung, die Musik die mit dem Film verschmolz, sondern auch daran, dass die Charaktere interessant gestaltet waren. Etwas was mir an „The Revenant“ völlig fehlte.

Die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki ist wieder wunderschön anzusehen. Vor allem der Angriff der Indianer auf das Lager, ist großartig und intensiv. Doch sie ist gemeinsam mit den tollen Darstellern, ein einzelner Faktor in einem Film, der mich eher ermüdete, denn fesselte.

YP: Lubezkis Kameraarbeit ist großartig, und so wie die wunderschöne Landschaft abgefilmt wurde, hat man auch das Gefühl, dass man sich mitten in der unberührten Natur anno 1820 befindet. Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) verfolgt diesen sehr linearen und vorherstehbaren Racheplot. Trotz der Länge von 140 Minuten war ich aber unterhalten und gefesselt. Popcornkino ohne Substanz, mit einigen augenscheinlichen Schwächen.

PD: Gerade dieses Problem mit der Länge des Films hatte ich. Ich spürte sie. Nachdem Glass vom Bären attackiert und dann zum Sterben zurückgelassen wurde, begann der Film, merklich an mir zu zehren. Iñárritu hätte diesen Rachefeldzug auch in knapperer Form präsentieren können. Dabei störten mich vor allem die eingestreuten Traumsequenzen. Das war schlimmste Malick-Nachahmerei, ohne jeden Mehrwert, einfach nur der Schöhnheit der Aufnahmen wegen.

Dabei war ich bis zum Zeitpunkt, an dem Glass zurückgelassen wird, auch gut unterhalten. Vor allem da Tom Hardy als Fitzgerald einen herrlichen Bösewicht abgab. Sein Charakter war auch nicht viel tiefgründiger als jener von DiCaprio, aber doch ein wenig zugänglicher. Beide lieferten großartige physische Leistungen, aber DiCaprio wurde schlussendlich nur auf ein einziges Thema reduziert: Rache. Fitzgerald bekam zumindest etwas mehr Hintergrund, mit der Skalpierung und seinem Plan wieder nach Texas zu gehen, wenn alles zu Ende sei.

YP: Tatsächlich hat hier Iñárritu optisch freizügig bei Malick abgekupfert, was aber nicht so schlimm ist. Eher eine gut gemeinte Hommage. Er hat ja auch – äußerst erfolgreich – schon bei „Birdman“ mit Lubezki zusammengearbeitet.

Tatsächlich würde ich Tom Hardys Fitzgerald bei bestem Willen nicht als tiefgründlich bezeichnen. Ein typischer Opportunist, der sich in dieser gnadenlosen Welt und gnadenlosen Landschaft zurechtzufinden versucht. Hardy spielt ihn fantastisch, allerdings nuschelt er mir dabei zuviel. Und sein britisches „No“ verrät ihn dann doch.  Die Rache von Glass musste auch einen dermaßen starken Antrieb und Überlebenstrieb haben, dass wir es ihm abkaufen, dass er quasi mehrmals dem Grabe entsteigt.

PD: Die Kameraarbeit von Lubezki und die Anstrengungen die das Team auf sich nahmen, um einen optisch derart beeindruckenden Film abzuliefern, schätze ich auch sehr hoch ein. Allerdings erschienen mir gerade diese Anleihen an Malick einfach frei im Film herum schwebend, ohne jeden Bezug zur eigentlichen Handlung oder gar zur Inszenierung. Sie waren einfach da.

Das Genuschel von Hardy fand ich ganz amüsant, wie auch seine gesamte Darstellung. Er, um es wörtlich zu übersetzen, kaut auf der Szenerie herum und das ist die nötige Dosis Spaß, die dieser Film so bitter nötig hat. Dagegen verblasst dann selbst ein Domhnall Gleeson.

An Glass‘ Odyssee störte mich auch gar nicht der Grund dafür, sondern vielmehr welch unwirklichen Weg er dafür zurücklegen musste. Während ich etwa den Angriff durch den Grizzly packend fand, verlor mit Inárritu mit dem furchtbar aussehenden Absturz mit dem Pferd. Als Glass über die Klippe stürzte und auch das noch überlebte, hatte mich der Film verloren. Jeglicher Anspruch an Realismus war dahin.

YP: Hardys Rolle in diesem Film – für die er sogar mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde – ist neben all dem bitteren Ernst im Film eine Wohltat. Dabei kannst du Hardys Figur auch nicht mit dem geradlinigen und ehrenhaften von Domnhall Gleeson gespielten Captain zu vergleichen.

Unwirklich. Dieser Begriff ist mir während der Sichtung immer wieder in den Sinn gekommen. Unwirklich. Unglaublich. Aber dann wieder wollte ich mich in diesem Geschehen verlieren, sonst brauche ich gar nicht ins Kino zu gehen. Die Handlung wurde stellenweise somnolent und einer Trance ähnlich inszeniert.

PD: Das passt wohl auch zu Glass‘ Befinden, der nach dem Grizzly-Angriff mehr durch das Geschehen wankt, immer dem Tod näher denn dem Überleben. In dieser Hinsicht hat Inárritu es auch geschafft, ein Lebensgefühl zu vermitteln. Nicht nur jenes von Glass in dieser Rachesituation, sondern vom Leben im Wilden Westen an sich.

Er entfernte sich mit „The Revenant“ deutlich von dem klassischen Western der 1940er oder 1950er, in dem das Zusammenleben der Cowboys als geradezu aufregendes Abenteuer inszeniert wurde. Genauso vermied er aber das Bild des „edlen Wilden“ zu zeichnen. Der Indianerstamm der Ree ist ebenso auf einem Rachefeldzug unterwegs und dabei nicht minder grausam, wie Fitzgerald oder später auch Glass. Das waren alles Aspekte, die mir sehr gut gefielen, aber in der Gesamtdauer des Films ein wenig untergingen.

YP: Aber bei der Genre-Zuordnung zum Western tue ich mir ehrlich gesagt diesmal ziemlich schwer. Hier haben wir einen Film, der all diese Kriterien erfüllt, ein abendfüllender Western zu sein und dann sieht man es dem Film weder an noch fühlt es sich so an. Ich hoffe, du weißt, was ich damit meine. Es ist einfach nebensächlich, dass es sich um einen Western handelt. Hier ist jeder gegen jeden, weil es schließlich nur ums Überleben in dieser rauen Wildnis geht. Noch gibt es keine übertriebenen Schwarzweiß-Zeichnungen, denn am gnadenlosesten ist nicht der Mensch, sondern die Natur. Das fand ich fast poetisch. Und in Lubezkis Bildern sehr anschaulich dargestellt.

PD: „The Revenant“ erfüllt nicht unbedingt das abgespeicherte Genre-Klischee. Dennoch qualifiziert er sich für mich als glasklarer Western, weniger orientiert an den typischen Cowboy-Konflikten und Shootouts, sondern aufgrund der landschaftlichen Darstellungen. Ich musste auch immer wieder an Filme wie „Seraphim Falls“ oder „Yukon“ denken. Auch da ging es um den nach Rache dürstenden Mann, der seinen Kontrahenten durch die unwirtlichen Weiten des Wilden Westens jagt.

Bei all den positiven Aspekten, wie den tollen Darstellungen von DiCaprio und Hardy oder der wunderschönen Arbeit von Emmanuel Lubezki, ist das aber auch einer jener Filme, die ich mir wohl kein zweites Mal ansehen werde. Da reiht sich „The Revenant“ ein in die Reihe anderer anspruchsvoller, wunderschöner aber mich unbefriedigt zurücklassender Werke von Inárritu wie „21 Grams“ oder „Babel“.

The Wolf of Wall Street

01 Samstag Feb 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

gordon gekko, jonah hill, jordan belfort, leonardo dicaprio, martin scorsese, matthew mcconaughey, oliver stone, the wolf of wall street, wall street

Martin Scorsese hat es wieder gemacht. In „The Wolf of Wall Street“ sieht man ihm die Freude am Filmemachen regelrecht noch an, was nach so vielen Dekaden des Schaffens bewundernswert erscheint. Für uns Filmfans steigert diese Tatsache die Freunde am Filmschauen. Darüber und über andere Auffälligkeiten wollen wir uns diesmal unterhalten.

PD: Ich freue mich darüber, dass Martin Scorsese für seine beeindruckende Regie für den Oscar nominiert wurde. Das ist ein kraftvoller Film, der nicht so wirkt als wäre der Macher dahinter im Rentenalter. Was mir ein wenig sauer aufstieß, war die Länge des Films. Ich habe mich köstlich amüsiert aber weshalb hat der Film drei Stunden gedauert?

YP: Es gab langwierige und kurzweilige Sequenzen. Eine Stunde weniger hätte dem viel mehr Würze gegeben.

PD: Es war eine richtige Tour de Force und mir hat das Schlussbild auch gut gefallen, aber die ganzen Eskapaden (vor allem die Sequenz im Flieger) wurden mit der Zeit austauschbar. Dafür waren die Ansprachen DiCaprios vor seiner versammelten Mannschaft derart skurril, dass ich an eine Sekte denken musste.

YP: Diese Börsenwelt ist am ehesten wohl mit einer Sektenlandschaft zu vergleichen. Das war doch allzu passend gezeigt. Die Drogenexzesse waren großartig inszeniert.

PD: Es war lustig anzuschauen und Leonardo DiCaprios Voice-Over hat dem ganzen Treiben eine weitere absurde Note verliehen, aber bei drei Stunden wäre mir zwischenzeitlich ein stärkerer Fokus auf den Ermittlungen des FBI-Agents lieber gewesen. Gegen Jordan Belfort wirkt aber etwa ein Gordon Gekko regelrecht zahm.

YP: Der Film wirkt wie ein maßloser Rausch. Wie du schon oben schreibst, Scorseses Spaß am Filmemachen ist nicht verflogen. Das ist für mich auch einer seiner besseren Filme der letzten Jahre. Trotz der Länge, der Unmut darüber verfliegt mit der Zeit. Eine große Überraschung war für mich das Endergebnis.

PD: Es wirkt, als hätte er irgendwo neue Energie gefunden, denn die Mechanismen sind immer noch dieselben. Bei Scorsese ist es ja auch schwer, die Filme untereinander zu werten. „Hugo“ kann ich kaum auf einer Ebene mit „The Wolf of Wall Street“ sehen, denn das sind einfach so unterschiedliche Themen. Handwerklich beides aber sehr feines Kino. Am stärksten in Erinnerung bei „Wolf“ blieb mir aber Matthew McConaughey in seiner Rolle als Mentor. Ein kurzer, aber sehr effektiver Auftritt. Das gefiel mir besser als etwa die Darstellung von Jonah Hill, der auch gut war, aber McConaughey blieb mir eher in Erinnerung.

YP: Leider sehe ich das nicht so, da ich Jonah Hill fantastisch fand und mich sogar darüber geärgert habe, dass Matthew McConaughey überhaupt im Trailer zu sehen ist. Das war eine Leistung zum Drüberstreuen, wobei Jonahs Figur tolle Höhen und Tiefen durchlebt, die er sehr überzeugend und mit viel Körperlichkeit spielt. Toll fand ich den Kurzauftritt von Spike Jonze. Ich habe noch immer seine Stimme im Ohr.

PD: Darstellerisch gibt es kaum etwas zu meckern.

YP: Das war einfach ein großer Spaß diesem Bubenverein zuzuschauen.

PD: Zwischendurch dachte ich mir auch, dass man hier die intelligente Version von „Pain & Gain“ zu sehen bekommt.

YP: Ach, „Pain & Gain“ ist doch auf seine Art und Weise auch gelungen, es hätte nur mehr Struktur gebraucht. Was in Scorseses Film der Fall ist. Ich war überrascht, wie witzig der Film ist. Das habe ich nicht erwartet und ich bin normalerweise immer die, die sich wundert, worüber alle anderen im Kinosaal lachen. Bei der Lemmons-Szene schien mir als hätte ich am lautesten gelacht.

PD: Eben, die intelligente Version. Ein Regisseur wie Martin Scorsese hätte diesen rohen Diamanten, der „Pain & Gain“ ist, richtig zugeschliffen. Der Spaß liegt im Drehbuch von Terence Winter, der die Memoiren von Belfort ordentlich zurecht stutzte und dem Publikum so den Einblick in diese wilde Welt bietet. Dabei muss man sich am Ende sagen, dass es im Grunde Belfort ist, der am lautesten lacht.

Bei der Lemmons-Szene gefiel mir vor allem, wie seine Wahrnehmung mit der Realität kollidiert.

YP: Ein interessanter Aspekt ist der, dass es ein Film ist, der gänzlich ohne Identifikationsfiguren und Zuschauer-Manipulation auskommt.

PD: Dennoch bleibt das Gelächter über Belfort und seinen Haufen am Ende im Hals stecken, denn den Erfolg den er hat(te), basiert auf der Leichtgläubigkeit des Publikums, welches im letzten Bild mit dem Kinobesucher ein wenig gleichgesetzt wird. Wir als Zuseher hängen genauso an seinen Lippen wie die Seminarteilnehmer.

YP: Hm. So habe ich das nicht betrachtet. Ich war eher angewidert, belustigt und erstaunt zu gleichen Teilen.

PD: Kann ich alles unterschreiben, nur hätte Belfort niemals diesen Erfolg, gäbe es nicht genügend Menschen, die sich von ihm um den Finger wickeln lassen. Am Ende wirkt es ja auch so, als wäre er wieder mit all seinen Tricks durchgekommen.

Das war auch etwas, was ich sehr interessant fand. Kein einziger Charakter in dem Film hatte moralische Bedenken, was Belforts Geschäftspraktiken anging. Sein Vater etwa war hautnah bei allem dabei und echauffierte sich nur über die privaten Eskapaden, nicht über das Geschäft.

YP: So à la: erstmal Blut geleckt, wirst du zum Vampir. Jordan Belfort ist vom Gewissen her eher ein Patrick Bateman (ohne das Morden) aus „American Psycho“ als ein Gordon Gekko aus „Wall Steet“.

PD: Sieht man sehr schön, wenn man Oliver Stones „Wall Street Money Never Sleeps“ mit „The Wolf of Wall Street“ vergleicht. Der gealterte Gordon Gekko hätte keinerlei Chance, sich mit dem gewissenlosen Jordan Belfort zu messen.

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