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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: Mark Strong

National Theatre Live: Frankenstein

24 Freitag Apr 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 5 Kommentare

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A View from the Bridge, Al Pacino, Avengers: Age of Ultron, Benedict Cumberbatch, Coriolanus, Danny Boyle, Frankenstein, Jonny Lee Miller, Mark Strong, National Theatre Live, Patrice Chereau, Salmoé, Tom Hiddlestone

Kann Theater auf der großen Leinwand funktionieren? Als 2011 das von Danny Boyle inszenierte Theaterstück „Frankenstein“ am National Theatre Premiere feierte, begann es einen ungeahnten Erfolgslauf auch über die Kinoleinwände dieser Welt. Wir unterhalten uns über Theater im Kino.

PD: Viel zu lange hat es gedauert, aber nun konnte ich endlich „Frankenstein“ in seiner Bühnenform sehen. Vor allem hat mich dieser Kinoabend vom Konzept der Spezialvorstellung für nur einen Abend überzeugt. Zuvor war ich ja recht skeptisch, ob eine Opern-, Ballett- oder Theateraufführung im Kino wirklich funktionieren kann.

YP: Abgesehen von im TV übertragenen Burgtheater-Aufführungen in Studienzeiten oder zu Studienzwecken, hatte ich bei „Frankenstein“ auch erstmals die Freude, an einer Theaterübertragung im Kino teilzunehmen, allerdings ist das bei „Frankenstein“ jetzt über ein Jahr her. Seitdem bin ich großer Fan des Formats und konnte schon die „Coriolanus“, „A View From The Bridge“ , „Swanlake“ und „Macbeth“-Aufführungen von NT Live begutachten.

Ich bin begeistert. Der Live-Aspekt bleibt trotz Kinoleinwand gewahrt. Natürlich bleibt eine gewisse Portion Theater dabei auf der Strecke, das nimmt man dann in Kauf.

PD: Die Fernsehaufzeichnungen aus Bayreuth (vor allem Patrice Chereaus „Ring des Nibelungen“ blieb mir im Gedächtnis) oder einige spezielle Übertragungen von den Salzburger Festspielen, habe ich auch noch im Kopf. Das waren aber eben meist Fernsehübertragungen.

Die in den letzten Jahren immer populärer werdenden Kino-Ereignisse, mit Übertragungen auf verschiedene Leinwände in der ganzen Welt, zeigen das Verlangen eines globalen Publikums diese Inszenierungen zu sehen. Es ist einfach nicht jedem möglich, eine Karte für ein Stück in London zu kaufen, da ist das Kino-Erlebnis ein sehr feiner Kompromiss. Auch wenn ich anfangs skeptisch war. Die Bühnenatmosphäre kann aber auch mit verschiedensten Kameraperspektiven nicht ganz übertragen werden.

YP: Da ich ohnehin gerne ins Theater gehe, neige ich immer dazu, die Live-Übertragungen mit Theaterinszenierungen zu vergleichen. Dabei fällt mir auf, dass ein Theaterbesuch fast immer atmosphärisch ein tolles Erlebnis ist, aber bei Live-Übertragungen entsteht dann schnell eine gewisse Nähe (meistens durch die Einstellung der Nahaufnahme), die es so im Theaterraum nicht und nur sehr selten gibt. Theater-Untypisch, aber nichtsdestotrotz finde ich es toll.

In „Frankenstein“ wurde auch oft in Nahaufnahme gezeigt, quasi an die Figuren herangezoomt.

PD: Darin liegt aber auch eine Schwierigkeit der Live-Übertragung. Ein Theaterschauspieler agiert auf der Bühne ja ganz anders, denn vor der Filmkamera und so ist auch die Darbietung dann eine gänzlich andere, denn wenn sie im Zuge einer Filmadaption zu sehen wäre.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob bei einer Filmadaption, der Kreatur (ich habe Benedict Cumberbatch in dieser Rolle gesehen) so viel Raum gelassen würde, um sich von einem undefinierten Wesen hin zu einer eigenen Persönlichkeit zu entwickeln. Die Filme tendieren doch dazu, die grausamen Taten ins Zentrum zu rücken.

YP: Wir dürfen aber gerade bei „Frankenstein“ nicht vergessen, dass es von Danny Boyle, einem Filmregisseur, inszeniert wurde. Sowohl Johnny Lee Miller als auch Benedict Cumberbatch sind primär als Filmschauspieler tätg. Auch wenn alle drei immer wieder auf das Theater zurückkommen, bzw. ihre Anfänge dort haben, ist der filmische Bezug sehr präsent. Wobei das ein Theaterstück durch und durch ist und gerade als solches auch unglaublich gelungen. Den Körpereinsatz, den Johnny Lee Miller als Creatur mitbrachte, würde im Film weniger wirken, wie es auf der Bühne der Fall war. Der Körper als Instrument ist im Theater sichtbarer, augenscheinlicher, auch wenn in diesem Fall gelegentlich das Gesicht in Großaufnahme gezeigt wurde. Filme neigen mittlerweile durch Schnitttechniken dazu, fast alles zu zerstückeln. Und Miller war grandios, fast ein Athlet im schauspielerischen Sinne.

PD: Man sieht viele Elemente in Boyles Inszenierung, die auf die Herkunft aus dem Filmbereich deuten. Etwa das Lichtspiel bei der Geburt oder die Schienenarbeiter und die sehr drastisch beleuchtete Lokomotive. Andererseits hat man sich beinahe zu viel Zeit in den ersten 30 Minuten gelassen. Cumberbatch hat die Kreatur sehr unschuldig und verspielt dargestellt (natürlich auch mit den entsprechenden athletischen Verrenkungen), während Miller den Doktor als abgehobenen und Weltfremden Prototyp des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers spielte. Das Dilemma in welches das Erschaffen der Kreatur den Doktor stürzt, fand ich in den gemeinsamen Szenen von Miller und Cumberbatch hervorragend dargestellt.

Hingegen fand ich das gekippte Bühnenbild in den Szenen im Hause Frankenstein wieder zu eindeutig. Ein „Dutch Angle“ fürs Theater. Das war mir zu viel.

YP: Miller als Kreatur war verwundbar und gnadenlos zugleich. Anfangs noch verhalten und zurückhaltend werden sowohl Performance als auch die Figur zur Wucht. Anfangs war ich enttäuscht, nicht Cumberbatch als Kreatur gesehen zu haben. Nach der Vorstellung war ich froh darüber, dass es Miller war. Meine Vermutung ist, dass sich die beiden – egal in welcher Rolle wir sie zu sehen bekommen – ergänzen, was auch von Kritiken zum Stück bestätigt wird.

PD: Das ist noch ein Fernziel für mich. Die Aufführung in der umgekehrten Besetzung zu sehen. Miller stellte fest, dass das Stottern von Cumberbatch als Kreatur schlussendlich auch langsam ein wenig in Millers Darstellung des Doktors überging.
Auch wenn es für das Stück nicht von allzu großem Belang war, so fand ich es doch reizvoll, die beiden Sherlock Holmes-Darsteller gemeinsam auf der Bühne zu sehen.

Im Rückblick bin ich überrascht, wie wenig ich vom Soundtrack bemerkt habe. Gerade bei Danny Boyle spielt die Musik immer eine sehr wichtige Rolle, aber in „Frankenstein“ spielte er sie nicht in den Vordergrund. Wenn ich mich jetzt durch die Stücke höre, erkenne ich zwar einige Passagen, aber sie unterstützten eher die Stimmung als dass sie für sich stehen würden.

YP: Da bei mir die Sichtung nun mehr als ein Jahr zurückliegt (Jänner 2013), fällt es mir ziemlich schwer, mich an die musikalische Untermalung zu erinnern. Insgesamt war es für mich aber sehr stimmig.

Erstaunlich ist, dass die Premiere Anfang 2011 war und wir im April 2015 noch immer darüber reden, und es noch immer Kinos gibt, die die Aufzeichnungen der Übertragung zeigen. War deine Vorstellung gut besucht?

PD: Gut, meine Eindrücke sind ein wenig frischer, aber die Musik wäre mir auch nicht mehr eingefallen, wenn ich nicht ein wenig noch zum Stück gelesen hätte. Dass es Bühnenerfolge logischerweise leichter haben, derart lange gezeigt zu werden, ist logisch.

Dass die Vorstellung heute noch zieht, wundert mich schon etwas mehr. In meinem Saal blieb kaum ein Platz frei. Viele Besucher hatten das Stück schon öfter gesehen.

Dazu fällt mir ein, dass laut dem Filmmagazin „Sight & Sound“, ein Kinoabend von „Coriolanus“ mit Tom Hiddleston mehr Besucher anzog, denn die etwa zur selben Zeit laufende Filmadaption von und mit Ralph Fiennes.

YP: Umso erstaunlicher, da die „Coriolanus“-Inszenierung von NT Live viel textlastiger ist und als Kammerspiel dementsprechend unspektakulär, auch viel weniger reisserisch daherkommt. Tom Hiddleston ist ein großartiger Charakterdarsteller (mit Theater-Background) und sein Status im Marvel-Universum hat dem Stück sicher das eine oder andere Fangirl oder Fanboy in der ersten Reihe beschert. Den Butler-Fiennes-Film habe ich leider nicht gesehen.

PD: Die Popularität der Darsteller ist sicher auch ein Faktor, der zu dem erhöhten Publikumsinteresse beiträgt. Wenngleich  auch weniger prominent besetzte Stücke oder auch Musical- und Opern-Aufführungen gute Besucherzahlen in den Kinos vorweisen können.

Ich bin schon gespannt wie sich die Übertragung von „A View From The Bridge“ mit Mark Strong anfühlen wird, aber ich zog während „Frankenstein“ ständig Vergleiche mit der „Salomé“-Inszenierung von und mit Al Pacino, die ich zu Hause auf DVD habe. Pacino hat auf der Theaterbühne eine Filmversion des zur selben Zeit gespielten Stückes inszeniert. Das ist ein faszinierender Theater-Film-Hybrid, aber doch näher dem Kino verhaftet. Bei „Frankenstein“ wird das anwesende Publikum durch ausgedehnte Schwenks immer ein wenig mit in das Erlebnis einbezogen und auch der Ton fängt immer ein wenig vom Publikum ein. Das macht auch den Reiz aus.

YP: Mir gefällt die Zusammenfassung des Stückes in der Besprechung zum Stück von Michael Billington: „Dear and Boyle highlight the feminist critique of male usurpation of divinity that lurks in Shelley’s text. Above all, they constantly make us ask which of the two main characters is the real monster. Is it the disfigured, repulsive Creature or Frankenstein himself with his subordination of love and friendship to the idea of creative perfection? “

Die eigentlichen Monster sind näher als man denkt. An dieser Stelle lässt sich auch eine passende Verbindung zu unserem nächsten Dialog ziehen. Da gibt es auch so ein schönes Zitat in „Avengers 2: Age of Ultron“, von Ultron, oder vielleicht doch von Tony Stark: „Everyone creates the thing they fear …“

Tinker Tailor Soldier Spy

27 Freitag Mär 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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A Most Wanted Man, Alec Guinness, Colin Firth, Gary Oldman, John Hurt, John le Carré, Kathy Burke, Mark Strong, The Constant Gardener, The Spy Who Came In From The Cold, Tinker Tailor Soldier Spy, Tomas Alfredson

Zuerst ein Spionage-Roman von John le Carré, dann eine einflussreiche BBC-Serie mit Alec Guinness und schließlich ein edles zweistündiges Psychodrama unter der Regie von Tomas Alfredson. „Tinker Tailor Soldier Spy“ in all seinen verschiedenen Formen, aber vor allem in seiner jüngsten Version mit Gary Oldman, ist Thema unseres neuesten Dialogs. Ist die Suche nach einem Maulwurf innerhalb des britischen Geheimdienstes wirklich der intelligente Bourne, wie David Bordwell es nannte?

PD: Hast du den Roman von John le Carré „Tinker Tailor Soldier Spy“ gelesen?

YP: Nein, ich kenne nur die Serie mit Alec Guinness als George Smiley.

PD: Hab überhaupt noch kein Buch von le Carré gelesen, nehme es mir aber schon seit Ewigkeiten vor. Die Serie mit Alec Guinness habe ich vor einigen Jahren gesehen und der Eindruck daran ist schon ein wenig verblasst.

YP: Geht mir genauso, da hat der Kinofilm von Tomas Alfredson weitaus mehr Eindruck hinterlassen. Das schreibe ich einerseits dem komprimierten Plot und andererseits der traumhaften Starbesetzung zu.

PD: In britischen Raum gelten sowohl Roman als auch Serie als ganz wichtige Klassiker, ein Ruf den beide am Festland (behaupte ich jetzt einfach einmal) nicht so inne haben. Insofern hatte ich weniger Bedenken, als ich mir die Kino-Adaption erstmals ansah. Abgesehen von Alec Guinness als Smiley in der Serie und Gary Oldman im Film, habe ich kaum Vergleiche gezogen.

Viel mehr habe ich mich an der wunderbaren Kamerarbeit von Hoyte Van Hoytema berauscht. Man beobachtet aus der Distanz immer wieder wichtige Gespräche und dahin gesagte Anspielungen, die man wohl auch beim zweiten und dritten Mal nicht so ganz verstehen kann.

YP: Die Bedeutung der Serie war mir schon im Vorfeld bekannt, aber mir ist die Fernsehdramatik der späten 70er Jahre einfach zu langatmig, verglichen mit dem Kinofilm aus 2011. Nicht zu vergessen, dass sich die Machart des Films alleine schon von den meisten Produktionen der letzten 10 Jahre unterscheidet. Für mich ist das einer der interessantesten Geheimdienst-Filme überhaupt. Inhaltlich vielleicht gar nicht so interessant, wie anzunehmen ist.

PD: Die Serie würde aber heute wohl genauso gestaltet werden. Ich fand es bemerkenswert, dass die BBC vor gut 40 Jahren eine Fernsehserie produzierte, die sich mit den modernen Arbeiten durchaus messen kann. Einige gestalterische Elemente würden sich ändern, aber ich glaube den Szenen würde ebenso viel Raum bemessen, wie damals.

Das hat mich aber wieder am Film erfreut, dass hier kompakter und strategischer vorgegangen wurde. Bei Erstansicht war ich von den vielen Rückblenden und Enthüllungen in neuen Blickwinkeln der bereits bekannten Rückblenden ein wenig überfordert, aber das war wieder der Genuss an dieser Adaption. Die Puzzlestücke werden nach dem Film im Kopf weiter zusammengesetzt, die Anspielungen weiter verfolgt. Alfredson vermeidet es allzu offensichtliche Antworten zu liefern. Waren Jim Prideaux und Bill Haydon ein Liebespaar? Wie war die Beziehung zwischen Connie Sachs (Kathy Burke fand ich grandios in diesem Kurzauftritt) und Smiley im Detail? Was wusste Smiley von den Affären seiner nie gänzlich sichtbaren Frau?

YP: Dann kann schon sein, dass sich in der gestalterischen Herangehensweise nicht viel ändern würde. Wobei ich trotzdem glaube, dass – würde die Serie heute produziert werden – das Tempo ein anderes und dem Verfilmung viel näherkommendes Tempo wäre. Die Serie erzählt auch viel gemächlicher, wohingegen der Film strukturiert und – wie bereits erwähnt – komprimiert. Deine Fragen haben sich mir nicht gestellt, bei der ersten Sichtung hatte ich die inhaltlichen Eckdaten mit der Serie abgedeckt und bei der letzten Sichtung konnte ich mich auf die Dramaturgie konzentrieren. Wirklich großartig fand ich Alfredson Entscheidung, die Budapest-Szenen mit Jim Prideaux (Mark Strong) immer wieder zu wiederholen und aus jedem Blickwinkel zu zeigen. Das war auch der einzige rote Faden im Film (nebst der Affäre). Eine Sichtung ohne Vorkenntnisse kann ich nicht empfehlen. Der Film wirft einfach zu viele Fragen auf.

PD: Ja, das Tempo würde bei einer neuen Auflage als Serie höchstwahrscheinlich etwas verschärft werden, aber die Filme auf Basis der Romane von John le Carré, die ich kenne, sind allesamt keine allzu Aktionsgeladenen. Gerade im Vergleich mit „The Spy Who Came In From The Cold“, „A Most Wanted Man“ oder „The Constant Gardener“ gefiel mir die Konzentration auf die zermürbende Archiv-Arbeit.

Wenn Peter Guillam die Akten stiehlt, ist die Spannung sehr hoch und dabei passiert nicht viel mehr, als dass Blicke gewechselt werden. Generell konzentriert sich Alfredson sehr auf die Anordnung der einzelnen Verdächtigen. Wenn Control seine Mitarbeiter um sich schart und diese – je nach Smileys (oder auch nur unseres) Kenntnisstandes – immer wieder neu in verschachtelten Kamerablicken gezeigt werden, ist das die Art von Thrill die einen Spionagefilm á la le Carré ausmacht.

Ohne Vorkenntnisse kann gerade die Suche nach Hinweisen von hohem Unterhaltungswert sein.

YP: Schließlich, wenn der Maulwurf bekannt ist bzw. die Katze aus dem Sack, klingt es auch einleuchtend und alle Hinweise wurden richtig gelesen, aber davor hatte ich gerade deshalb meine Schwierigkeiten, weil es wirklich jeder sein kann.

PD: Was aber auch daran liegt, dass man sich nie sicher sein kann, ob Control (John Hurt) nicht doch einfach nur verrückt geworden und von seiner Paranoia übermannt worden ist.

YP: Gary Oldman bot eine der besten Performances der letzten Jahre.

PD: Der Vergleich zwischen Guinness und Oldman ist auch sehr interessant, da Guinness eine viel „weichere“ Version von Smiley bot.

Oldman wirkt regelrecht gefühlskalt, was in dem Gewerbe, in dem er tätig ist, ja auch Sinn ergibt. Selbst wenn er am Ende zu Triumphklängen den Platz von Control einnimmt, hat das eine ironische oder auch bittersüße Note.

YP: Gefühlskalt ist mir zu harsch, eher distanziert, aber dann wieder – wer nicht – Alleline, Esterhase, Haydon. Einzig da auch Prideuax, der natürlich als Lehrer ein bisschen mehr Wärme erlaubt.

Je länger ich über den Film nachdenke, desto mehr kristallisiert er sich als einer meiner liebsten Filme der letzten Jahre heraus.

PD: Smiley wirkt aber auch nie eingebunden in diese Welt. Er wird aus dem Ruhestand geholt und wirkt wie ein Eindringling, während die Verdächtigen sehr wohl interagieren und persönliche Beziehungen aufgebaut haben. Die immer wieder gezeigte Weihnachtsfeier zeigt derweil, dass Smiley auch inmitten seiner Kollegen ein wenig Abseits steht. Da fand ich es auch so entlarvend, dass seine Frau nie zu sehen ist, aber dafür mit Bill (Colin Firth) flirtet.

YP: Für mich sah das aber auch so aus, als ginge das schon länger so.

PD: Schon, aber Smiley schien dies auch hingenommen oder einfach ignoriert zu haben. Wenn er seine Frau draußen in der Dunkelheit inflagranti erwischt, ist seine Reaktion kaum wahrnehmbar. Auch eine Stärke von Oldmans Performance, der Smiley so schwer durchschaubar gestaltet, dass man auf jedes Zucken achten muss.

The Imitation Game

13 Freitag Feb 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Alan Turing, awards season, Benedict Cumberbatch, Charles Dance, Keira Knightley, Mark Strong, Matthew Goode, The Imitation Game

Das Leben von Alan Turing und der Kampf um die Entschlüsselung der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma sind die Hauptthemen des für acht Oscars nominierten „The Imitation Game“. Ist Morten Tyldum ein sehenswerter historischer Thriller gelungen oder langweilt er mit banalen Simplifizierungen? Dies besprechen wir in unserem neuen Dialog.

PD: Jetzt hat Benedict Cumberbatch seine unausweichliche Oscar-Nominierung also auch in der Tasche. Ich kann nicht sagen, dass mich das stört. Seine Darstellung von Alan Turing hat mir sehr gut gefallen, vor allem weil der Film selbst eher auf der leichtgewichtigen Seite zu finden ist.

YP: Seine Darstellung war für mich auch das Highlight des Films obwohl Cumberbatch hier nichts Außergewöhnliches macht. Für mich ist das eine Routineübung, verglichen mit Filmen wie „The Fifth Estate“, „Star Trek Into Darkness“ und sogar „Sherlock“. Jetzt fällt mir auf, dass Cumberbatch besser ist als die Filme, in denen er mitspielt. Das überrascht mich aber wenig.

Er abonniert sich auf die Darstellung des exzentrischen Außenseiters, wie wir ihn in den TV-Produktionen „Van Gogh“ und „Hawking“, bzw. im National Theatre „Frankenstein“ gesehen haben. Mir hat er aber in Filmen und den kleineren Nebenrollen wie „12 Years A Slave“, „Atonement“ und „Tinker Tailor Soldier Spy“ aber noch besser gefallen.

PD: Das zeigt aber auch nur, dass es äußerst schwer ist, mit einer guten Leistung in einem schwachen Film zu reüssieren. Die Darstellung in „The Fifth Estate“ hat Ähnlichkeiten mit seiner Darbietung in „The Imitation Game“, aber das kann man ihm schwer negativ auslegen. Weder in „Van Gogh“ noch in der Theaterproduktion zu „Frankenstein“ konnte ich ihn bislang sehen, aber ich widerspreche doch, dass er etwa in „Star Trek Into Darkness“ oder in „Atonement“ oder gar in „12 Years a Slave“ besser gewesen wäre. Bei Letzerem allerdings auch nur, weil die Rolle des Sklavenhalters leider zu wenig Raum bekam.

Es spricht für ein gut gemachtes Casting, dass das ganze Ensemble sich innerhalb seiner Komfortzone bewegt und das sieht man ihren Darbietungen auch an. Matthew Goode ist ebenso unterhaltsam als Hugh Alexander, wie auch Charles Dance als Turings autoritärer Vorgesetzter oder Mark Strongs Geheimdienstler. Auch Keira Knightley überzeugte mich. Das war einfach eine schöne Bühne, für gute Darsteller, die zeigen, was sie können. Dass Cumberbatch als Turing dabei den Rest überragt, ist allein aufgrund der Geschichte schon klar.

Ein Sinn der also genau weiß was er will und dies auch bietet. Im besten Sinne unterhaltsam, aber auch nicht wirklich wagemutig.

YP: Die Rollen von Keira Knightley, Mark Strong und Matthew Goode sind Trostpflaster, aber dermaßen eindimensional und langweilig. Strong liefert sich ohnehin Einzeiler, Goode schaut die meiste Zeit skeptisch drein und Knightleys Rolle der Quotenfrau (sowohl im Film als auch im Plot), lässt stark zu wünschen übrig. Ehrlich gesagt war ich gelangweilt, der Film ist so zurückhaltend, dass ich dem einfach nichts abgewinnen kann.

Kommt hinzu, dass ich den Film am gleichen Wochenende gesehen habe wie „Birdman“ und letzterer ist in meinen Augen unterhaltsam. Beides für die Kategorie „Bester Film“ nominierte Oscar-Filme, die im Grunde Welten trennen. „The Imitation Game“ repräsentiert alles, was ich an diesem ganzen Award-Zirkus eigentlich verabscheue. Mittelmäßigkeit in Reinkultur. Für mich pure Zeitverschwendung.

PD: Quotenfrau. Der zu Grunde liegenden Geschichte war sie aber eben auch die einzige Frau innerhalb dieser Codeknacker-Truppe. Als Zeitverschwendung würde ich den Film auch keineswegs bezeichnen, denn dafür hat das Drehbuch viel zu viele amüsante Szenen geschrieben, die auch von den Darstellern entsprechend transportiert wurden. Weshalb Morten Tyldum für den Regie-Oscar nominiert wurde, vestehe ich nicht. Denn die Inszenierung ist bieder. Aber nicht langweilig.

YP: Vielleicht ist der Begriff „langweilig“ auch zu eine Spur zu heftig, aber leider bringe ich für diese mittelmäßigen Filme einfach keine Begeisterung auf. Es ist in gewisser Weise Stangenware und das wird mir dann als Award-Material verkauft.

Andererseits: es ist jedes Jahr dasselbe Theater und trotzdem ärgere ich mich darüber.  Nicht alle Filme entsprechen meinem Geschmack.

PD: Da sehe ich das Problem in der „Awards Season“. An und für sich ist „The Imitation Game“ ein unterhaltsamer Film im besten Infotainment-Stil. Es wird ein wenig historischer Hintergrund aufbereitet, ein wenig die Person Alan Turing beleuchtet und auch über die juristische und gesellschaftliche Lage von Homosexuellen im England dieser Zeit erzählt. Alles mit nicht zu hohen aber auch nicht zu niedrigen Ansprüchen. Innerhalb seinen Grenzen funktioniert der Film ganz gut, was aber auch an den guten Rahmenbedingungen liegt.

Es ist aber auch eine jener Produktionen, die ohne den Oscar-Rucksack vielleicht ein wenig milder beurteilt würde.

YP: Erstaunlicherweise muss ich dir jetzt zustimmen. Hätte ich den Film in einem anderen Zusammenhang gesehen, dann würde ich ihn wahrscheinlich genauso sehen wie du: unterhaltsames biederes Biopic. Aber im Zusammenhang mit der Award-Season bietet er mir für meinen Geschmack einfach zu wenig. Da schwingt dann auch immer ein bisschen der Frust um die mittelmäßigen Award-Filme mit.

Mein größtes Problem mit diesem ergibt sich in der Rezeption und dem Rummel darum. Da bin ich dem Film gegenüber eventuell auch nicht sonderlich fair. Nichtsdestotrotz ist der Plot rund um den schwulen Turning ziemlich latent.

PD: Die Diskussion ob der Film nun „gay enough“ wäre, hat dieser Beitrag auf Gawker ganz gut zusammengefasst. Es fehlt zwar eine Romanze oder auch eine prominentere Darstellung von Turings Homosexualität (etwa in Form von Arnold Murray), aber sie wurde auch keineswegs unterschlagen. Die Beziehung zu seinem Schulfreund Christopher, das Geständnis gegenüber seinen Kollegen oder eben die ganze Rahmenhandlung rund um seine Verhaftung wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion“ (sic!).

YP: Das wirkte leider auch so, als wäre ihnen (den Filmemachern) dieses Thema sehr unangenehm und sie streuen zwar das eine oder andere diesbezüglich ein, aber so wirklich wird das nicht thematisiert. Eher abgehandelt. Vergleichen wir das mit Filmen wie „Pride“, hatte „The Imitation Game“ starke Schwierigkeiten nach Außen zu gehen mit der Homosexualität. Natürlich sind das zwei ganz unterschiedliche Filme, aber auch  beides period pieces, nur halt unterschiedlicher Epochen. Da hatte ich auch stark das Gefühl, das falle unter den Tisch, weil eben ein „zurückhaltender“ Film mit einem solchen Thema einfach – und das ist die Tragik dahinter – bekömmlicher ist beim breiten Publikum. Was ich für einen Irrglauben halte, aber ich mache auch keine Filme.

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