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What Happened, Miss Simone?

26 Freitag Feb 2016

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Academy Awards, beasts of no nation, Liz Garbus, Netflix, Nina Simone, Oscars, Winter on Fire

Der für einen Academy Award in der Kategorie Beste Dokumentation nominierte und derzeit auf Netflix zu streamende Film „What Happened, Miss Simone?“ steht diese Woche im Mittelpunkt unseres ausnahmsweise musikalischen Dialogs.

PD: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir der Name Nina Simone bis zu dieser Dokumentation sehr wenig sagte. Einige ihrer Songs kannte ich hingegen bereits sehr gut.

YP: Wie meinst du das? Du kanntest einige Songs, aber du wusstest nicht, von wem sie sind? Mir ist Nina Simone schon lange ein Begriff. Sie ist auch eine konstante Größe in der Popmusik, ihre Songs halten immer wieder in Coverversionen her. Ich denke da an das sehr bekannte Felix da Housecat-Cover von „Sinnerman“. Allerdings wusste ich nicht viel über ihr Leben, was sich jetzt mit dieser Dokumentation geändert hat.

PD: Mein Musikwissen füllt nicht gerade Plattenregale, weshalb ich zwar einige Songs sehr gut kannte, aber sie nicht mit ihr in Verbindung brachte. Das hat die Dokumentation zumindest geschafft, dass ich nun sehr viel mehr über die Person Nina Simone weiß. Allerdings hatte ich nach Liz Garbus‘ Film auch den Eindruck nun mehr über die Aktivistin Nina Simone zu wissen, denn über die Künstlerin.

YP: Aber gerade dieser Zugang macht „What Happened, Miss Simone?“ unglaublich sehenswert. Simones künstlerisches Schaffen geht Hand in Hand mit den politischen Gegebenheiten der Zeit, in der sie gelebt hat. Sie konnte gar nicht anders als politisch sein, bzw. muss man schon sehr privilegiert sein, um anzunehmen, Politik habe keinen Einfluss auf das Leben. Regisseurin Liz Grabus hat sich sowohl der musikalischen Ebene ihres Lebens als auch der politischen Ebene gleich bedeutend angenähert, bzw. sie hier filmisch nicht separat voneinander behandelt. Vor allem zeigt Garbus diese Ohnmacht gegen das vorherrschende und sehr rassistische System, welches Simones Leben von Anfang an bestimmt. Die sehr talentierte Miss Simone wollte klassischen Pianistin werden, wurde aber aufgrund ihrer Hautfarbe zur weiterführenden Ausbildung nicht zugelassen. Das muss man sich einmal vorstellen. Zum im Elternhaus unliebsamen Jazz kam sie aus Notwendigkeit und Protest. Heutzutage wird sie musikalisch dafür gefeiert. Das ist alles sehr politisch.

PD: Das macht die Dokumentation auch sehr sehenswert, keine Frage. Es entsteht durch den Zugang, den ihre Tochter Lisa bietet und mittels des reichhaltigen Archivmaterials ein sehr klares Bild von dem Menschen Nina Simone. So bleibt das keine sentimentale Faserschmeichlerarbeit wie etwa das völlig überschätzte „Searching for Sugar Man“.

Meine Kritik an Garbus richtet sich auch eher daran, dass ich das Gefühl hatte, sie gehe von einem Publikum aus, welches über die Künstlerin Nina Simone bereits alles wüsste. Deshalb entstehen die wirklich interessanten Passagen auch eher aus dem Privatleben heraus, welches mit vielen großartigen Archivaufnahmen illustriert wird und auch aus ihrer politischen Tätigkeit. Unter welchem Druck und welcher Benachteiligung sie leben musste, kann man sich ja selbst trotz des schön gespannten gesellschaftspolitischen Bogens um die Bürgerrechtsbewegung, nur schwer vorstellen.

YP: Liz Garbus wollte hier unter keinen Umständen Gefahr laufen, etwas zu präsentieren, was bereits allzu bekannt ist, was aber bei dieser Protagonistin nicht leicht ist. Daher ist dein Kritikpunkt in meinen Augen auch angebracht. Dieses Porträt ist definitiv als posthume Hommage gedacht und an das sehr außergewöhnliche Leben der Künstlerin Simone.

PD: Insofern bewegt sie sich auf ein wenig ausgetretenen Pfaden. Stilistisch ist das viel zu oft nur der reine „Talking Heads“-Film. Eine Einblendung zu Simone, dazu ein Weggefährte oder auch die Tochter, die dann ihre Sicht der Dinge wiedergeben und aus der Distanz das Leben und Werken von ihr interpretieren und erklären wollen. Ein Punkt der mich an sehr vielen Dokumentationen stört. Denn so liefert sich auch die Filmemacherin diesen Informationen regelrecht aus.

Belebt wird die Inszenierung vor allem durch das reichhaltig vorhandene Archivmaterial. Sowohl in Text- als auch Ton- und Bildform. Ihre Briefe und schriftlichen Einträge liefern dabei ein sehr einprägsames Bild davon, wie sie sich fühlte. Mein liebster Moment war aber, als sie beim Konzert eine Person zum Hinsetzen aufforderte. Da war sie in einem Moment der Publikumsliebling und im nächsten die das Geschehen diktierende Frau, die sich keinesfalls unterbrechen lassen wollte. Beeindruckend.

YP: Ich hatte auch eher das Gefühl, es handelt sich um eine solide Fingerübung und die Regisseurin baut sowieso auf den Überraschungseffekt des Inhalts, die Person Nina Simone gibt dann doch viel her. Es geht außerdem ein gewisser Personenkult um die Sängerin. Dramaturgisch begibt sie sich hier auf ziemlich altbekannten und wenig aufregenden Pfaden, und wie du schon sagt – geht sie inszenatorisch kein Risiko ein. Mich stört das an vielen Dokumentationen nicht, ich finde sie dann einfach etwas unkreativ.

Ins Kino wäre ich dann doch nicht dafür gependelt. Das liegt aber vor allem daran, dass ich mir kaum Dokumentarfilme im Kino ansehe – mit einigen Ausnahmen. Allerdings bin ich froh, dass „What Happened, Miss Simone?“ auf Netflix angeboten wird. So kann ich dann doch immer mein Repertoire erweitern. Ich muss auch zugeben, dass mich aber erst die Oscar-Nominierung auf den Film aufmerksam machte.

PD: Im Gegensatz zu „Beasts of No Nation“, wäre ich ebenso wenig für „What Happened, Miss Simone?“ ins Kino gepilgert. Die Dokumentationen von Michael Glawogger waren hingegen Fixpunkte im Kino. Zudem stehen Arbeiten rund um eine musikalische Strömung oder einen Musiker bzw. eine Musikerin für mich immer nur im Rahmen der Viennale im Blickpunkt, da es sich dieses Festival zur Aufgabe gemacht hat, einen Querschnitt der interessantesten Musik-Dokumentationen zu liefern. Würden nicht die Oscars anstehen, hätte ich wohl auch keine Notiz davon genommen, da ich auch thematisch nicht sofort hingezogen wurde. Vor allem arbeiten die meisten Filme in diesem Sub-Genre viel zu sehr damit, dass die gute Musik schon über die inszenatorischen Schwächen hinweg trösten wird. Nach dem Motto: Wer beschwingt mit dem Fuß mit wippt, wird sich schon gut unterhalten fühlen.

Im Gegensatz dazu, fand ich die andere für den Oscar nominierte Netflix-Doku „Winter on Fire“ thematisch interessant genug, um lange vor der Nominierung den Film zu streamen. Doch auch hier war ich eher ernüchtert. Inhaltlich habe ich bei beiden Netflix-Filmen einige interessante Punkte mitgenommen, doch auf künstlerischer Ebene ließen sie mich eher kalt zurück.

Creed

29 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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12 years a slave, Academy Awards, Ava DuVernay, Bridge of Spies, Chi-Raq, Creed, Michael B. Jordan, Oscars, Ryan Coogler, Selma, Straight Outta Compton, sylvester stallone, Tessa Thompson, The Big Short, The Revenant

Rocky Balboa alias „Rocky“ ist zurück, diesmal steigt er natürlich nicht in der Ring, sondern trainiert Apollo Creeds Sohn Adonis bei seinem Aufstieg als Newcomer im Box-Universum. „Creed“ ist nicht nur eine schöne filmische Hommage der Rocky-Reihe, auch ist es ein gelungenes Anknüpfen an das Rocky-Universum.

YP: „Creed“ ist aber dann überraschenderweise doch nicht so geworden, wie ich ihn mir erwartet habe. Zugleich auch ist der Film ein Beispiel dafür, wie man Sylvester Stallone in seiner Rocky-Rolle doch noch zu einer weiteren Oscar-Nominierung verhilft. Heute zwar als Nebendarsteller, im Jahre 1977 doch noch als Hauptdarsteller.

PD: Ich kenne aus der „Rocky“-Saga vor allem den ersten Film und auch den sechsten Teil „Rocky Balboa“. Mir waren aber viele Anspielungen in „Creed“, die auf das Schicksal von Apollo und die Entwicklung der Beziehung zwischen Rocky und ihm hindeuteten, nicht wirklich bekannt. Das ist schon auch ein kleines Hindernis, um in „Creed“ hinein zu finden. Es wird mit derartig viel Nostalgie gearbeitet, dass ein Zuseher, der ohne das Vorwissen in diesen Film hinein geht, von etlichen Momenten kaum so gefangen sein wird, wie das gedacht war.

Auch Stallones Darstellung ist eine Übung in „kunstvoller Nostalgie“. Es ist schön ihn tatsächlich schauspielern zu sehen, was er Abseits von „Rocky“ im Grunde nur in „Copland“ getan hat. Viel interessanter war jedoch, wie Michael B. Jordan in diese Rolle hinein zu wachsen schien. Wie auch sein Charakter Adonis.

YP: Ich würde aber von keinem Hindernis sprechen. Schön war es, dass sich der Film an die Rocky-Reihe bezieht, aber für das Verständnis war es nicht essentiell. Für das Publikum ohne Vorwissen funktioniert der Film aber auch. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass es viele Menschen gibt, die in so einen Film gehen, ohne die vorherigen Filme zu kennen. Wie ich schon in unserem Dialog zu „Rocky“ erwähnte: dieses Genre liegt mir auch nicht, aber wenn der Film gut gemacht ist, dann umso besser. Und in dieser Hinsicht ist „Creed“ gelungen und gut gemacht.

PD: Das Genre liegt mir auch nicht sonderlich, aber zumindest schafft es Coogler mit „Creed“ einen Boxer-Film hinzulegen, der im Grunde all dieselben Elemente wie „Southpaw“ trägt, nur im Gegensatz zu „Southpaw“ auch funktioniert. Was auch daran liegt, dass die Chemie zwischen Michael B. Jordan und Stallone stimmt.

Inszenatorisch stach aber vor allem der erste Profi-Kampf von Adonis heraus, den Coogler in einem langen Take zeigte. Das war sehr gut gemacht. Dagegen imponierten mir die Trainings-Montagen, aber auch die Liebesgeschichte nicht.

YP: Die Trainingsmontagen und die Liebesgeschichte sind so fixe Bestandteile eines Sportfilms, dass sie mir in „Creed“ weder positiv noch negativ auffielen. Gelungen inszeniert fand ich vor allem den Aufbau, der Adonis‘ Background und seinen Weg zu Balboa zeigt. Und hier unterscheidet sich Adonis auch grundlegend von Stallone: der soziale Aufstieg fällt bei ihm gänzlich weg, er wohnt bereits in der Villa seines verstorbenen Vaters, er hat einen College-Abschluss und einen guten Job, bei ihm geht es um Selbstverwirklichung und Abgrenzung der übergroßen Vaterfigur, die er nie kennenlernen durfte. In Balboa sieht er dann auch eine Art Vaterfigur, allerdings kommt der gegenseitige Einfluss Balboa mehr zugute als Adonis. Adonis ist ein sehr intelligenter Sportler, der genau weiß, was er will. Seine Kämpfernatur – geprägt und gezeichnet von seinen Aufenthalten in Jugendanstalten, bevor ihn die Frau seines Vaters zu sich holte – scheint ihn zwar immer wieder einzuholen, aber Adonis gibt da nie auf, er beherrscht diesen Trieb.

PD: Um die Trainingssequenzen wird man kaum hinweg kommen, aber der Liebesgeschichte fehlte die Chemie. Dass Adonis seine Nachbarin Bianca (Tessa Thompson) auf den ersten Blick nicht beeindruckt und für sie zunächst nicht wie ein Boxer wirkt, da er zu langweilig sei, ist hübsch konstruiert, aber das Zusammenspiel von Jordan und Thompson konnte mich nicht überzeugen. Auch wenn Coogler das Publikum in die Eigenheiten der Stadtkultur von Philadelphia hinein führt, erscheint die Liebesgeschichte auch, als wäre sie nicht mehr, wie eine Eselsbrücke um ein wenig über Philadelphia und die Kultur quatschen zu können.

Stallones Balboa funktioniert als Vaterersatz hingegen sehr gut, und es überrascht mich nicht, dass er dafür eine Oscar-Nominierung erhielt, doch ohne den ganzen nostalgischen Überbau, fehlt sowohl Stallones Darstellung, als auch dem Film im Gesamten, viel von seinem Reiz.

YP: Es ist eine sehr zurückhaltende Liebensgeschichte, die Annäherung zwischen den beiden passiert sehr langsam, weil auch die Lebensinhalte der beiden das Boxen und das Musizieren sind. Die Liebe spielt hier nur eine Nebenrolle. Bianca hatte ihr eigenes Leben, wir sehen sie bei der Arbeit – öfters. Im Gegensatz zu vielen Hollywood-Filmen, wo den Frauen alleinig die Aufgabe zuteil kommt, die Männer zu unterstützen und sie zu besseren Menschen zu machen (Beispiele: „Bridge of Spies“, „The Big Short“, „The Revenant“), wird hier auch Biancas Seite gezeigt. Alleine diese Szene bei ihrem Konzert, welches er ihr um ein Haar vermasselt. Das fand ich auch sehr gut eingefangen. Das hier ist eine nachvollziehbare Liebesgeschichte, die Chemie passte daher trotzdem.

Schade finde ich allerdings, dass es Michael B. Jordan, der Adonis Creed spielt, nicht zu einer Oscar-Nominierung gekommen hat. Er ist der Kopf und das Herz des Films und hat mindestens auch eine verdient.

PD: Ihr Charakter war interessanter, denn alle weiblichen Charaktere in den von dir genannten Filmen, aber das machte für mich weder ihre Lebens- noch deren Liebesgeschichte interessant. Gerade sein gewalttätiger Ausbruch bei ihrem Konzert entsprang allen Klischees, die möglich waren. Schließlich wütete Adonis los, da ihn die Krankheit von Rocky so mitnahm. Dies hätte auch anders transportiert werden können, aber man entschloss sich für einen Ausbruch in aller Öffentlichkeit, der zu einer Entschuldigung an ihrer Haustür führen musste.

Bei allem Verständnis für die Problematik rund um die Oscar-Nominierungen, sehe ich bei „Creed“ kaum einen Aspekt, den ich bei den Oscars sehen würde. Stallone reitet auf der Nostalgie-Welle, während Coogler aber auch Jordan und Thompson solide Arbeit leisteten. Das ist alles ansehnlich und unterhaltsam, aber kam für mich nicht wirklich in die Nähe des Preisverdachts. Da war ich verstörter, als im Vorjahr Chadwick Boseman für seine Rolle in „Get on Up“ oder Ava DuVernay und David Ayelowo für ihre Arbeit an „Selma“ nicht nominiert wurden. Auch hätte ich gerne Jason Mitchell für seine Darstellung des Eazy-E in „Straight Outta Compton“ unter den Nominierten gesehen. Zudem bekam Teyonah Parris für ihre Rolle in Spike Lees „Chi-Raq“ leider keinerlei Aufmerksamkeit, wie auch schon für ihre tolle Darbietung im Vorjahr in „Dear White People“.

YP: Auf der anderen Seite: „Creed“ ist nicht schlechter, als viele der nominierten Filme, also kann man diesen Anspruch durchaus stellen. Bei den Oscars geht es um Präferenzen einer antiquierten Jury und diese Jury ist natürlich nicht repräsentativ. Leider ist die Bedeutung der Oscar zu groß, um das mit einer Handbewegung wegzuwischen.

Der Film war unterhaltsamer als auch die oben von mir erwähnten Filme: „The Martian“, „The Revenant“, „Bridge of Spies“ und „The Big Short“ („Room“ und „Spotlight“ habe ich nicht gesehen). Keiner dieser Filme verdient meiner Meinung nach eine Best-Picture-Nominierung und trotzdem haben sie eine. In „Creed“ war ich nicht weniger unterhalten. Mir sind Filme wie „Carol“ oder „Girlhood“ lieber, aber davon sind wir Jahrzehnte entfernt.

Eigentlich ist die Abwesenheit an schwarzen Filmemacherinnen (das Frauenproblem in Hollywood!) und Filmemachern zu kritisieren und zu bemängeln, aber wenn sie dann Filme wie „Selma“ rausbringen, werden sie trotzdem nicht bedacht.

PD: Da möchte ich doch entgegen halten. Sowohl „The Big Short“ als auch „Bridge of Spies“ fand ich sehr gelungen und vor alle „The Big Short“ sehe ich als würdigen Best Picture-Kandidaten. „The Martian“ und „Bridge of Spies“ sind auf ihre Weise ebenso solide und vor allem unterhaltsame Genre-Arbeiten wie „Creed“, nur dass ich bei den beiden zuvor genannten Filmen ein klein wenig mehr Kreativität in der Ausarbeitung sah. Abgesehen davon, neigt das Academy-Prozedere (und hier sind auch die ganzen Guild Awards – Producer, Director, Screen Actor – ebenso zu nennen), nicht unbedingt die mutigsten Filme zu ehren. Zudem beschränkt sich dies ja nicht nur auf schwarze FilmemacherInnen. Unterrepräsentiert sind auch weiterhin Hispanics, Asiaten oder eben auch Frauen bei all diesen Preisverleihungen.

Sehr amüsant und großartig fand ich auch Ian McKellens Kommentar zur Oscar-Problematik, der zurecht anmerkte, dass auch noch kein offen homosexueller Schauspieler einen Oscar überreicht bekam. “How clever, how clever,” said McKellen of the success of straight actors playing gay. “What about giving me one for playing a straight man?‬”

Problematisch finde ich vor allem, wie die Arbeit schwarzer FilmemacherInnen immer wieder auch mit dem „White Guilt“-Argument geschmälert wird. Großartige Filme wie „12 Years a Slave“ oder „Selma“ wären demnach nur deshalb Kritikererfolge, da sie „White Guilt“-Filme wären, die das schlecht Gewissen der weißen Bevölkerung beruhigen würden. Das ist eine niederträchtige Strategie, die noch viel mehr die Entwicklung mutiger Filme verschiedenster Communities behindert. Mehr noch als eine altbackene Jury, die bei Preisverleihungen einfach einen eingeschränkten Horizont offenbart.

YP: Diskriminierung ist immer problematisch, egal welche Minderheiten davon betroffen sind. Und was Oscar-würdig ist, ist eben streitbar (Eddie Redmayne, ernsthaft?). Der New Yorker schreibt vollkommen treffend dazu: „The intersection between the art of movies and the Oscars is coincidental at best.“

Aber wenn das Streitbare dann auch nicht inklusiv ist, dann können die Oscars auch bedenkenlos boykottiert werden. Es ist auch bezeichnend, dass ich sich Nominierte kaum äußern (Mark Ruffalo).  Und wenn, dann geht das grob daneben (Charlotte Rampling, Julie Delpy). Da sind sie alle froh, dass sie willkommen sind. Wie kann man einer Organisation so viel Bedeutung beimessen, wenn sie sich auf ganzer Ebene an Traditionen und Repräsentationen festkrallt, die nicht nur dermaßen antiquiert und veraltet sind, sondern auch diskriminierend?

Niemand erwartet von den Oscars, dass sie eine an das gesellschaftliche Bild angelehnte Diversität widerspiegeln. Doch sind sie leider zu relevant. Der exzellente Dialog „Oscars So White? Or Oscars So Dumb?“ der drei New-York-Times-Filmkritiker Manohla Dargis and A. O. Scott und Wesley Morris kommt auf diese Relevanz zu sprechen, auch im Vergleich zur Filmindustrie. Es ist doch gut, dass eine derartige Diskussion in die Gänge gekommen ist. Möge sie niemals aufhören.

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