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Schlagwort-Archiv: Psycho

Les Diaboliques

20 Freitag Feb 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

alfred hitchcock, Ascenseur pour l'échafaud, Gone Girl, Henri-Georges Clouzot, Les Diaboliques, Nouvelle Vague, Pickpocket, Psycho, Véra Clouzot

„Les Diaboliques“ von Henri-Georges Clouzot gilt als einer der wichtigsten Thriller, der je gedreht wurde und hat angeblich Alfred Hitchcock angestachelt, um sich die Krone des „Meister des Suspense“ wieder zurück zu holen. Doch vermag der mittlerweile 60 Jahre alte Film das moderne Kinopublikum und uns heute noch zu überraschen?

PD: Obwohl ich „Les Diaboliques“ nun schon einige Male gesehen habe, überrascht mich der Film doch immer wieder.

YP: Der Plot macht auch die die eine oder andere überraschende und unerwartete Wendung. Insgesamt bleibt er natürlich bis zu Schluss, sogar bis zur letzten Minute extrem spannend.

PD: Das beginnt ja schon damit, dass Ehefrau und Geliebte sich so gut verstehen. Während die Lehrerkollegen sich darüber echauffieren, kippt man überraschend schnell in dieses Bündnis mit hinein. Kein Wunder, bei dem Ekel, welches Michel (Paul Meurisse) ist. Im Gegensatz dazu gefiel mir die Darstellung von Véra Clouzot weniger. Vor allem ihre Sterbeszene enstpringt einer Schauspielschule aus alten Zeiten.

YP: Dass sich die Geliebte von Michel, Nicole (Simone Signoret) und seine Frau Christina (Véra Clouzot) so gut verstehen, macht eine/n ja auch ein wenig stutzig. Natürlich wir diese ungewöhnliche Freundschaft auch mit dem Werdegang noch skurriler. Jeder spielt jedem was vor. Das kann ein wenig anstrengend werden.

PD: Das hat mich bei der erneuten Betrachtung dieses Thrillers fasziniert: der Plot ist im Grunde unlogisch aber auch völlig zweitrangig. Man ergötzt sich an den Charakteren. Michels Grausamkeiten gegenüber seinem Umfeld, die eiskalte Nicole und die mit der Situation völlig überforderte Christina. Zudem gefiel mir auch Charles Vanel als Kommissar Fichet, von dem Roger Ebert schrieb, dass er die Vorlage für Peter Falks Columbo darstellt. Der einzige Charakter der ja nicht vorgibt etwas anderes zu sein, ist Christina. Selbst der Kommissar spielt ihr.

YP: Sich einer Logik entziehend würde ich jetzt vielleicht nicht sagen, überladen ist die bessere Bezeichnung. Es ist so dermaßen vollgespickt mit Twists, dass der nächste Twist den vorhergehenden überschreibt. So richtig kauft man Christina und Nicole das Komplott nicht ab. Ahnt ständig eine Verschwörung, aber dann kommt es sowieso anders. Ich finde schon, dass Christina was vorspielt, vielleicht nicht auf den ersten Blick wie Michel oder Nicole. Sie spielt nur die genügsamere Rolle, weil der Charakter ihrer Figur bis zum Schluss hin- und hergerissen bleibt.

PD: Da spielt vielleicht die „Vorbildung“ ein wenig mit, denn man weiß ja um ihr Schicksal. Eventuell war ich deshalb nicht so sehr davon überzeugt, dass sie etwas vorspielt. Es ist ja doch offensichtlich, dass sie mit der Situation nicht zurecht kommt. Etwa als der Pool ausgelassen wird und Michels Leiche dann doch nicht zu finden ist. Bei dem großen Finale bleibt zwar die wunderschön gruselige Einstellung mit dem aus der Wanne steigenden Michel und den Kontaktlinsen im Gedächtnis, aber man fragt sich schon, ob das wirklich alles so machbar ist und vor allem, ob es tatsächlich der „einfachste“ Weg war, um Christina und ihr schwaches Herz zu fordern.

YP: Scheinbar schon, denn als Publikum muss ma dan einfach mitspielen, um dem Film das abzukaufen. Mir ging es es neuerdings bei „Gone Girl“ genauso. Da muss man sich dem Film und dessen Plot einfach hergeben, sonst hat man nichts davon.

PD: Das ist eben der Reiz eines Thrillers, wenn er auch trotz des Wissens um die Wendungen und die Auflösung funktioniert. Das macht für mich „Les Diaboliques“ (oder das oft in diesem Zusammenhang zitierte „Psycho“) aus, dass man sich den Charakteren und der Entwicklung der Handlung widmen kann. Man beginnt auf andere Details zu achten. Etwa dass sich Christina und Nicole in einer reinen Männerwelt bewegen. Sie sind umgeben von Schülern und von missgünstigen Kollegen und Michel quält sie nach Belieben.

YP: Vielmehr als an „Psycho“ von Hitchcock erinnert mich dieser Film an „Ascenseur pour l’échafaud“ („Fahrstuhl zum Schafott“) von einem Landsmann von Clouzot, Louis Malle, aber vielleicht liegt es einfach nur an der zeitlichen Nähe zur französischen Nouvelle Vague. Was mich auch an „Les Dialoliques“ so beeindruckt, ist seine Zeitlosigkeit. Der Film feiert heuer mittlerweile nun sein 60-jähriges Jubliläum und trotzdem zählt er für mich zu den interessantesten Kriminalfilmen des letzten Jahrhunderts. Es ist auch naheliegend zu behaupten, dass dieser Film unweigerlich auch den Stil des Kriminalfilms ab 1960 mitbestimmt hat.

PD: Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber es stimmt. Die zeitliche Nähe lässt einen an die anderen großen französischen Thriller denken. Auch wenn sie inhaltlich und stilistisch sich unterscheiden, so stehen sie für eine ganz bestimmte Art des französischen Kinos. In dem Zusammenhang fällt mir auch noch „Pickpocket“ von Robert Bresson ein. Alles Filme die vor allem als Charakterstudien funktionieren. Man vergesse auch nicht „Le salaire de la peur“ den Clouzot nur zwei Jahre zuvor drehte.

Kein Wunder, dass man ihn auch immer ein wenig in Bezug zu Hitchcock setzt. Dabei kenne ich von Clouzot keine anderen Filme, während ich beinahe alle Hitchcock-Arbeiten gesehen habe.

YP: Der Name Henri-Georges Clouzots ist – jetzt auch ausgenommen von Filmmenschen – für die restliche Bevölkerung nicht so gängig wie der Alfred Hitchcocks, oder sogar Jean-Luc Godards und Francois Truffauts. Was natürlich schade ist, weil mit „Le Diaboliques“ haben wir es mit einem filmgeschichtlich sehr frühen Thriller / Kriminalfilm zu tun, der Jahre vor „Psycho“ in die Kinos kam. Ich plädiere dafür, dass mehr Menschen sowohl Clouzot als auch „Les Diaboliques“ kennenlernen.

Mir gefallen auch die beiden Protagonistinnen Nicole und Christina, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Mir scheint das aus heutiger Sicht beeindruckend. Protagonistinnen in Filmen gab es natürlich schon, allerdings sind Frauen, die einen Mord an einem (ihrem?) Mann planen und ausüben, eine Rarität. In diesem Falle ist es sogar die Ehefrau mit der Liebhaberin der Mannes, da ist der Spaß doppelt so groß.

PD: Der Fokus auf den beiden Frauen ist schon recht ungewöhnlich, vor allem wenn man bedenkt dass der Film 1955 entstand.
In „Le salaire du la peur“ hatte Clouzot eine rein männliche Geschichte erzählt, voller Schweiß und Anstrengungen. Dagegen wirkt zwar die Schule in „Les Diaboliques“ ein wenig schäbig, aber die beiden Frauen scheinen über alle Widrigkeiten erhaben zu sein. Auch war in der Dokumentation „L’enfer d’Henri-Georges Clouzot“, zum gescheiterten Film mit Romy Schneider, schön zu sehen, dass er die weiblichen Charaktere immer als wunderschön, aber auch unterschwellig gefährlich in Szene setzte.

Dein Plädoyer für mehr Clouzot und überhaupt mehr französische Filme, kann ich nur unterschreiben.

Profondo rosso

01 Samstag Nov 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Amer, Asia Argento, Dario Argento, David Hemmings, Dracula, Edward Hopper, Frankenstein, Inferno, Jennifer, Le Tre Madri, Masters of Horror, Peeping Tom, Profondo rosso, Psycho, Suspiria, Tenebre, The Wolf Man

Dario Argento gehört zu den nettesten Regisseuren, die es da draußen gibt. Obwohl schon über 45 Jahre im Filmbusiness, hat er sich seine Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Zuvorkommeheit bewahrt. Eigentlich Bewundernswert.

PD: Betrachtet man „Profondo rosso“ und dann im Vergleich seine jüngsten Arbeiten wie „Giallo“ oder „Dracula 3D“, käme man nie auf die Idee, dass dies die Arbeiten desselben Regisseurs sind.

YP: Das ist unglaublich, wie sehr sich Argentos damaliges Werk (insbesondere die 70er Jahre) von dem heutigen Schrott unterscheiden. Andererseits: B-Movies müssen auch gemacht werden.

Nein, ich verstehe auch nicht, wie aus dem Visionär von damals der Regisseur von heute wurde. Visionär deshalb, weil „Rosso“, „Suspiria“, „Inferno“ allesamt kleine Gerneperlen, wenn auch nicht Meisterwerke, zumindest Bildgewaltiges Kino, waren. Das, was er heute produziert, ist grausam. Und konventioneller.

Was würdest du sagen, ist dein Lieblingsfilm von Argento? Bei mir ist es „Suspiria“.

PD: Es mag einfallslos klingen, aber ebenfalls „Suspiria“ ist mir von Argentos Filmen immer noch der Liebste. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich noch nicht so viele Werke von ihm gesehen habe. Zumindest seine „Le Tre Madri“-Trilogie kenne ich, zudem „Profondo rosso“ und die späteren Werke. Mir fehlen aber viele Filme, die er mit seiner Tochter Asia gedreht hat.

Bei den Spätwerken sticht seine „Masters of Horror“-Episode „Jennifer“ positiv heraus. Daran ist auch zu sehen, dass unter den richtigen Umständen und mit den richtigen Drehbüchern, auch Argento immer noch sehenswerte Horrorfilme produzieren kann. Filme wie seine „Dracula“-Adaption zeigen aber das grundsätzliche Problem, welches das so genannten B-Movie-Kino heimgesucht hat. In schneller Abfolge werden formelhafte Werke mit billigsten Effekten erschaffen, die nur noch auf den Heimkinomarkt zielen, während die Leinwände mal von der „Torture Porn“- oder von der Heimkino-Ästhetik-Welle dominiert werden. Etwas alternative Werke wie „Amer“ müssen den Umweg über Filmfestivals gehen, und hoffen, dort genügend Aufmerksamkeit zu erlangen.

Zurück zu „Profondo rosso“. Was mir hier wieder sehr stark auffiel war, dass Argento noch nie die innovativsten Geschichten erzählte.

YP: Das hast du gut beobachtet. Die Storys sind auch das Schwächste an seinen Filmen. Es scheint immer als hätte er sich gänzlich den Bildern verschrieben. Was grundsätzlich in Ordnung geht, bloß reissen die Geschichten immer ein. Hier fällt auch auf, dass das in den Siebzigern besser funktionierte als beispielsweise in den letzten Jahren.

Ist es fies zu fragen, warum er überhaupt noch Filme macht? Des Geldes wegen? An kreativen Ideen und visueller Umsetzung wird es nicht liegen. Nenn mich fies. Ich sehe mir seine alten Sachen sehr gerne an und bei mir sind „Rosso“ und „Suspiria“ ganz weit vorne. Vor allem letzterer Film, der würde sich in jeder meiner Top-10-Horrorliste wiederfinden. Die neuen Filme interessieren mich nicht, sie sind unkreativ und belanglos.

PD: Mir gefiel „Tenebre“ besser denn „Profondo rosso“. Auch wenn ich bei „Profondo rosso“ vor allem Hauptdarsteller David Hemmings sehr unterhaltsam fand. Seine Präsenz hat viele Schwachpunkte überdeckt, denn visuell ist Argento hier noch nicht ganz auf seinem Höhepunkt angelangt. In den 1970ern haben seine Filme wohl auch besser funktioniert, da er bessere Ideen zur Bildgestaltung hatte. Seine neueren Filme wirken ungemein billig und auch sehr anonym. So etwas wie „Giallo“ hätte wirklich jeder andere Regisseur auch hinbekommen.

Bei „Profondo rosso“ gibt es zum Beispiel den Moment, in dem Marcus Daly (Hemmings) bemerkt, weshalb er ein bestimmtes Gemälde am Tatort nicht wieder entdeckt. Es ist ein ganz einfacher Twist, aber die Ausstattung der Wohnung, die Platzierung der Gemälde und die Lichtgebung, geben der Szene etwas Unheimliches und Spannendes. Obwohl inhaltlich wenig Aufregendes passiert.

YP: Es ist aber erstaunlich, dass er sich für einen nicht-kommerziellen Regisseur so lange gehalten hat. Und ohne Argentos Filme wären Werke wie „Amer“ kaum vorstellbar.

PD: Als nicht-kommerziellen Regisseur würde ich Argento aber keineswegs bezeichnen. Seine Filme, wie eben „Profondo rosso“, waren visuell sehr ansprechend gestaltet, aber er zielte doch immer auf ein breites Publikum. Die Schockeffekte hat er ja nicht der lieben Kunst Willen eingebaut.

YP: Ok, das war jetzt eher schlecht formuliert. Nicht-Mainstream-Regisseur trifft es wohl besser.

PD: Da bin ich mir aber auch nicht so sicher. Er hat das Slasher-Genre und den Giallo erst so richtig populär gemacht. Seine Einflüsse sind sicher aus der bildenden Kunst ersichtlich, wie etwa von dir schön aufgebracht, die an Edward Hopper angelehnte Szenerie, aber mir scheinen seine Arbeiten dennoch nach dem (Horror)-Mainstream geschielt zu haben.

YP: Er mag einen großen Anteil beim Giallo gehabt haben, aber erst richtig populär und Mainstream wurde der Horror-Mainstream doch erst Ende der Neunziger mit der Wes Craven „Scream“-Reihe. Für mich ist das, was Argento in den 70ern gemacht hat, noch immer sehr Nische und weit vom Mainstream entfernt.

Bedenkt man, dass Hitchcocks „Psycho“ und „Peeping Tom“ von Powell – beide 1960 – namentlich zu den ersten Horrorfilmen der Filmgeschichte gezählt werden, war das noch ein sehr unausgegorenes und unreifes Genre, und Giallo ist doch nur eine Subkategorie dessen. Es gibt Filme, die später als solche bezeichnet werden, aber eine Genrezuordnung gab es vorher nicht wirklich.

Was aufgegangen und sich ausgezahlt hat, dass Argento verhältnismäßig gut umgehen konnte. Bis zum Mainstream aber ist das doch nicht wirklich vorgedrungen.

PD: Die ersten Horrorfilme waren aber dann doch wohl eher in den 1930ern zu verorten. Die mittlerweile klassischen Universal Horrorfilmeschine mit „Dracula“, „Frankenstein“ und „The Wolf Man“ waren ja nicht nur früher Vertreter des Genres, sondern eben auch Mainstream. Das allein an „Psycho“ und „Peeping Tom“ festzumachen, halte ich für eine etwas verkürzte Genre-Betrachtung.

Was Argento angeht. Natürlich hat er ein ganzes Sub-Genre begründet und dem europäischen Horrorgenre neues Leben eingehaucht, aber nichtsdestotrotz waren seine Werke auch auf den Mainstream gerichtet. Die etwas formelhaften Geschichten wie bei „Profondo rosso“ haben den Einstieg in diese Werke einem größeren Publikum erleichtert. Traurig stimmt mich nur, dass die Qualität seiner Werke derart nachgelassen, dass er mittlerweile selbst zum kaum beachteten Nischenprogramm geworden ist.

PS zu unserem heutigen Beitrag:
YP traf auf Argento im Frühjahr in Wien, hier der Beweis.

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