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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: Stanley Kubrick

Film-Blog-Adventskalender – Tag 11

11 Donnerstag Dez 2014

Posted by filmimdialog in Special

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

A Guide for the Perplexed: Conversations with Paul Cronin, Advent, Adventskalender 2014, before midnight, Before Sunrise, Before Sunset, Boyhood, Inherent Vice, Natürliche Mängel, Real Virutality, Stanley Kubrick, Thomas Pynchon, Werner Herzog

Besten Dank an Alex von Real Virtuality, der uns diesmal für seinen Adventkalender Türchen Nummer 11 anvertraut.

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PD: Advent Advent …

YP: Gibt es etwas Filmspezifisches, was du dir zu Weihnachten wünscht?

PD: Der Taschen-Verlag hat es wieder einmal geschafft, mich mit einem Kubrick-Buch zu interessieren. In den Jahren davor bekam ich zu Weihnachten „The Stanley Kubrick Archives“ und dann „Stanley Kubrick’s Napoleon“. In diesem Jahr wäre es dann „The Making of Stanley Kubrick’s 2001: A Space Odyssey“.

Falls es noch nicht klar sein sollte, ich bin ein Kubrick-Fan.

YP: Seit unserem Dialog zu „Eyes Wide Shut“ wissen wir das!

PD: Manche Gelegenheit muss genutzt werden, und bei „Eyes Wide Shut“ konnte ich nicht widerstehen.

Welches hast du dir am Wunschzettel notiert?

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YP: Mich selbst werde ich wohl – nach dem ich mir heuer bereits 2 Bücher von ihm gekauft habe – mit einem Buch über Werner Herzog beschenken. Nämlich „Werner Herzog – A Guide for the Perplexed: Conversations with Paul Cronin“

PD: Werner Herzog fasziniert mich. Als Filmemacher, als Person, aber dennoch stürze ich nicht so recht in seine Welt hinein.

YP: Ich lasse mir da natürlich auch Zeit und habe sicher noch nicht alles von ihm gesehen. Wobei ich die aktuellen Sachen zur Gänze kenne. Herzog ist für mich auch einer der Regisseure, die ich sehr bewundere.

PD: Mir fehlen noch sehr viele Filme, vor allem aus seinem früheren Schaffen.

YP: Was schenkst du Menschen, die sich nicht Filmfreaks nennen und sich dennoch fürs Kino interessieren?

Letztes Jahr habe ich einer Freundin die „Before“-Trilogie  von Richard Linklater geschenkt. „Boyhood“ ist auch wieder ein Film von ihm, der sich perfekt zum Verschenken eignet.

PD: Ich verschenke ja relativ wenig. Meine Familie bekommt persönlich zugeschnittene Geschenke, die sie sich wünschen. Schallplatten für meinen Papa, Bücher für meine Mama.

Die „Before“-Trilogie ist ein schönes Geschenk, aber wenn ich etwas empfehlen müsste, dann würde ich einen Autor empfehlen: Thomas Pynchon.

Da sein Roman „Natürliche Mängel (Inherent Vice)“ verfilmt wurde und bald bei uns im Kino läuft, ist das für mich die perfekte Gelegenheit um jedem der es nicht hören will, diesen Autoren ans Herz zu legen. „Inherent Vice“ ist ein guter Einstieg in sein Werk und zu einem gewissen Grad hin auch Filmbezogen.

LEST PYNCHON! oder Die "Thomas Pynchon Kollektion" von PD

YP: Danke für den Tipp!

PD: Durch einen Freund bin ich auf Pynchon aufmerksam geworden und bin dann nicht von ihm losgekommen.

Interstellar

14 Freitag Nov 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

2001, Anne Hathaway, Casey Affleck, Christopher Nolan, Contact, Deep Space Nine, Douglas Adams, Grapes of Wrath, hans zimmer, Inception, Interstellar, Jessica Chastain, John Lithgow, Matt Damon, matthew mcconaughey, Michael Caine, Neil deGrasse Tyson, Stanley Kubrick, The Black Hole, The Dark Knight, The Prestige, The Right Stuff, Topher Grace, Wes Bentley

Einmal die Luft anhalten. Christopher „Arthouse-Blockbuster-Cinema“ Nolan hat einen neuen Film ins Kino gebracht.

Dicke Spoilerwarnung!

PD: Wie gefielen dir die vielen Einflüsse die zu erkennen waren? Mir schien, Nolan durchpflügte geradezu die Sci-Fi-Geschichte. Von „2001“ über „The Right Stuff“ bis hin zu Douglas Adams. Im Endeffekt hatte ich aber das Gefühl, dass Nolan das geschafft hat, was „Contact“ von Robert Zemeckis versuchte. Einen Unterhaltungsfilm auf Basis der wissenschaftlichen Theorien eines großen Forschers (Carl Sagan vs. Kip Thorne) zu erschaffen.

YP: Überrascht dich das? Nolan ist dafür bekannt, dass er immer noch eines draufsetzen kann. Für mich ist er ein größenwahnsinniger Filmemacher, der Blockbuster mit eskapistischem Anspruch ins Kino bringt.

PD: Ich wusste nicht wirklich was ich mir von „Interstellar“ erwarten soll, aber einen Sci-Fi-Film, der zu großen Teilen eine überraschend sentimentale Familiengeschichte erzählt vor dem Hintergrund einer Öko-Katastrophe, hatte ich nun wirklich nicht erwartet.

YP: Meine Erwartungshaltung war bescheiden. Viel erwartet habe ich mir nicht. Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt auch nicht, was ich davon halten soll. Der Film lässt mich irgendwie kalt. Nicht so wie die Filme bisher. Und doch will ich ihn unbedingt wiedersehen. Zum Beispiel hat mir Matthew McConaughey sehr gut darin gefallen und doch ärgert es mich, dass Murphs Storyline viel zu kurz kommt. Die zum Teil komplett stummen Weltraumaufnahmen waren wirklich wunderschön. Im Gegenteil nervte mich wieder die Nolansche Herangehensweise der Musikverwendung zum Schluss des Films.

PD: Womöglich hat es auch geholfen, dass ich dem Hype – der auch zu einer eigenwilligen Anti-Nolan-Tendenz in vielen Rezensionen geführt hat – entgangen bin. Kalt ließ mich „Interstellar“ nicht, das passierte mir bislang nur bei „The Prestige“. Keineswegs. Mir gefiel viel mehr, dass es sich hier gar nicht um einen Blockbuster handelte, sondern um einen ruhigen Sci-Fi-Film, der sich in großen Teilen für die theoretische Seite der Geschichte interessierte. Ich kann mich nicht erinnern, wann ein Weltraum-Film, tatsächlich wissenschaftliche Theorien abhandelte und nicht bloßes Technobabble ablieferte. In dem Zusammenhang gefielen mir auch die Twitter-Kommentare von Neil deGrasse Tyson.

„Inception“ oder auch die „Dark Knight“-Trilogie, sind sexier, haben viel mehr Action, viel mehr eye candy zu bieten. Zudem eine Superstarbesetzung. Ich glaube kaum dass ein Großteil des Publikums in Verzückung geriet Matthew McConaughey zu sehen, oder in kleinen und feinen Auftritten John Lithgow oder Michael Caine.

Die Musik von Zimmer war diesmal wieder ein Graus, die hat mich den ganzen Film über genervt. Was das angeht, gibt es bei Nolan eindeutig Verbesserungsbedarf. So wie mir auch die Sentimentalität im Finale zu platt ausgebreitet wurde. Murphs Handlungsstrang war mir deshalb sogar zu lang.

YP: Kalt ließ mich „Interstellar“ nicht. Muss auch dazusagen, dass ein actionreicherer Film einfach leichter runtergeronnen wäre als das, was er uns hier präsentierte. Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits gefällt mir diese ruhigere Herangehensweise, andererseits wirkt mir das einfach nur unausgegoren.

PD: Unausgegoren? Mir gefiel der Rhythmus-Wechsel. Zunächst geht es ja hauptsächlich um die Beziehung von Cooper zu seinen Kindern und auch um die Probleme, denen die Menschheit auf der Erde gegenübersteht. Erst danach gibt es diesen etwas abrupten Wechsel in den Weltraum.

YP: Matthew McConaughey war hier streckenweise sogar richtig gut, besser als als in „Dallas Buyers Club“. Da gab es Passagen des Films, wo er einfach nur Cooper ist. Bei McConaughey passiert mir das oft, dass seine Person meistens nie die Figur wird bzw. ich seine Person mit der Figur, die er spielt gleichsetze. Natürlich ist das ihm gegenüber ziemlich unfair, macht er nun schon seit einigen Jahren einen großartigen Job als Schauspieler.

PD: Das Schauspiel ist eher ein starker Kritikpunkt. McConaughey hat den erdigen Piloten ganz gut verkörpert, und war auch der richtige Typ um dieses „The Right Stuff“-Gefühl, diese positive Sicht auf Technik und Fortschritt, entsprechend zu vermitteln. Doch zu seinen besten Leistungen würde ich dies hier nicht zählen. Er ist gut und trägt den Film, aber da fand ich ihn in „Dallas Buyers Club“ stärker. Neben ihm gefiel mir vor allem Matt Damon sehr gut.

Es war teilweise auch undankbar für die vielen bekannten Gesichter. Anne Hathaway musste den schmalzigsten und unnötigsten Punkt des Films (die Kraft der Liebe) in einem viel zu langen Monolog erörtern. Casey Affleck und Topher Grace waren so kurz zu sehen, dass man sie kaum bemerkte.

YP: Die Musik hat mich diesmal nicht so gestört. Vor allem, weil die schönen Einstellungen hauptsächlich stumm waren.

PD: Im Vergleich zu anderen Filmen etwas weniger, aber eben auch deshalb, da Nolan sehr viele stumme Passagen einbaute und so den Musikteppich von Zimmer immer wieder unterbrach.

YP: Übrigens teile ich die Meinung vieler Film-Twitterer nicht. Für mich muss ein Science-Fiction-Film keinen realistischen Hintergrund haben, damit ich ihn verstehe und schon gar nicht bin ich der Meinung, dass ich erst einen Film mögen kann, wenn ich ihn verstanden habe. Mich regt diese Diskussion auf. Seit wann hat meine (vielleicht sogar eingeschränkte) Weltsicht Allgemeingültigkeit. Nämlich so sehr, dass ich keinen Zugang zu anderen Werken der Kunst habe.

PD: Gerade deshalb gefielen mir die Tweets von deGrasse Tyson so gut. Ein Science-Fiction-Film, der sich nicht rein auf das optische Spektakel verlässt, sondern tatsächlich in die Theorien die er verwendet eintaucht, wird natürlich auch hinterfragt. Wäre das Schwarze Loch nur als Gimmick benutzt worden, wie etwa in dem Disney-Film „The Black Hole“ (1979), dann würde man sich darüber beschweren, dass Nolan einen so oberflächlichen Zugang gewählt hätte. Es ist aber schon sehr befremdend, dass es teilweise weniger um die Erzählung und mehr um die Wissenschaft dahinter geht. Dabei wird völlig übersehen, dass ein Film, der ein theoretisches Denkkonstrukt durcharbeitet, natürlich spekulieren muss, wie die Handlung fortgeführt werden kann.

YP: Ein Hindernis in der Auseinandersetzung stellen diese Theorien – nicht Logikfehler – allerdings schon dar. Je mehr man sich mit dem Film auseinander setzt, desto mehr Fragen wirft er auf. Das ist keine schlechte Sache, das ist im besten Falle sogar erwünscht. Hier allerdings fehlt irgendwas. Man hängt in der Luft. Ich kann das nicht erklären. Und weil ich oben geschrieben habe, dass mich der Film kalt gelassen hat: diesen Film habe ich mir nicht erwartet und das finde ich gut.

Und diese überraschende Rührseligkeit war zum Haareraufen.

PD: Mich ließ Nolan ein wenig in der Luft hängen, da er zu sehr versuchte alles zu erklären. Da vieles Theorie ist, bleibt einem nur die Spekulation und da hätte ich mir gewünscht, dass man einfach auch mal mit seinen Gedanken alleine gelassen wird.

Die Rührseligkeit hat mich am Anfang weniger gestört, aber zum Ende hin, wurde es mir zuviel. Cooper wieder seine nun gealterte Tochter am Totenbett besuchen zu lassen, war einfach unnötig. Von mir aus hätte Cooper auch, á la Benjamin Sisko in „Deep Space Nine“, verschollen bleiben können.

YP: Du sagst es hier richtig, so viele Erklärungsversuche für spekulative Theorien. Muss aber dazusagen, dass mir das in „Inception“ bereits viel zu viel war. Warum alles auf dem Tablett offenbaren wollen, was ohnehin verständlich ist, verstehe ich nicht.

PD: Da scheint mir immer, dass Nolan zu sehr auf die Massentauglichkeit schielt. Gut, er muss auch ein 150-200 Millionen Dollar hohes Budget wieder herein bekommen, aber das war mir zu viel.

Im Gegensatz zu „Inception“ bezeichne ich „Interstellar“ schon als komplex. „Inception“ war unterhaltsam, packend, mitreißend aber nicht komplex. Er hat die Traum- und Erzählebenen übereinander gestapelt, aber bei „Interstellar“, fühlte ich mich eher herausgefordert, mich mit dem Gesehenen weiter auseinander zu setzen.

YP: Das schon, das liegt aber der Thematik zugrunde. Da dies nicht einfach irgendeine Traumebene ist, sondern im Weltall spielt, kommen darin physische Prozesse vor, die mir als Normalsterbliche nicht so geläufig sind. Aber komplex macht es den Film deswegen nicht. Aber „Interstellar“ wirft natürlich ganz andere Fragen auf. Universelles. Stellt interessante Thesen auf, Individuum versus Menschheit.

Das, was Nolan hier tut, ist eine Ebene auf die andere zu setzen. Wie schon in „Inception“ würde ich das nicht als komplex bezeichnen. Und bei all der Komplexität löst er es ziemlich salopp auf. Du folgt der Storyline 150 Minuten lang und dann wird dir eine unzufriedenstellende Möglichkeit der Auflösung geboten, die du einfach hinnehmen musst.

PD: Nolan verlässt sich stellenweise zu sehr auf die Action ab dem Moment, ab dem sie durch das Wurmloch sind und dabei geht es öfters vorhersehbar zu. Das Schicksal Doyles (Wes Bentley) war klar, als er sich im Wasser mehrfach umdrehte, genauso wie die wahren Beweggründe von Dr. Mann viel zu schnell ersichtlich waren. Für all die Komplexität, die in die ersten zwei Drittel von „Interstellar“ flossen, geriet mir das Finale zu Actionreich. Zudem hatte ich mir gewünscht, dass sich Nolan am Ende etwas mehr an Kubrick orientiert, aber stattdessen lässt er Cooper im Gespräch mit TARS die gesamte Struktur der 5. Dimension erklären. Da wäre auch weniger mehr gewesen. Hingegen funktionierte die Darstellung der Zeitdilation fantastisch. Es war klar und leicht verständlich, was es für die Astronauten bedeutete, ein oder zwei Stunden auf dem Planeten in der Nähe von Gargantua (das Schwarze Loch) zu verbringen.

YP: Ich schlage mich da übrigens auf die Seite von Dr. Mann. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich unsentimental bin.

PD: Dr. Mann hat grundsätzlich natürlich recht, wenn er das Überleben der Spezies über jenes einzelner Personen stellt. Er ist nur scheinheilig, da er im Endeffekt sein eigenes Überleben über alle anderen stellt. Deshalb wird er ja zu so etwas wie einem Bösewicht.

YP: Das ist auch eine sehr amerikanische Weltsicht, die Nolan da verbreitet, findest du nicht auch? Diesmal ist zwar eine Frau die Weltenretterin und TROTZDEM muss ich die Geschichte des weißen Mannes verfolgen. Nach wie vor abgedroschen.

PD: Interessanter Punkt. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Die Besetzung von McConaughey als Cooper folgte aber natürlich auch Marktstrategien. Ein vor allem von Kritikern gerade hoch gelobter Oscar-gekrönter Darsteller, als Hauptdarsteller deines ambitionierten Blockbusters? Da spielt natürlich auch viel Kalkül mit.

Die Sicht der „Final Frontier“ ist natürlich eine ur-amerikanische. Vor allem wenn man bedenkt, dass man eigentlich nur die langsam verödende Farm von Cooper und dann das Weltraum sieht. Da schwingt auch ein wenig „Grapes of Wrath“ mit. Man lässt die Ödnis hinter sich und macht sich auf ins gelobte Land, welches in diesem Fall hinter einem Wurmloch liegt.

YP: Nein, verstehe mich nicht falsch, finde Matthew in dieser Rolle toll. Aber da ist die Figur vor die Story gestellt worden. Ein großer Schwachpunkt des Films. Weil eben die Murph-Storyline umso interessanter ist.

Cooper hätte man schon im Weltraum lassen können und die unspektakuläre Weltrettungsaktion von Murph weiterverfolgen. So wird das in nur einem Satz abgetan.

PD: Ja, da stimme zu. An dem Punkt hätte ich auch Cooper verlassen und mich gerne mehr mit Murph beschäftigt. Stattdessen labert Cooper TARS voll, was das nicht alles bedeutet was gerade passiert.

YP: Wäre stimmiger. Vor allem, ich dachte, wir sehen dann mehr von Murph, weil wir ja dann Cooper verlassen. Bei der Videobotschaft, ihrer ersten, hätte sich Nolan mehr auf sie konzentrieren müssen. Darunter leidet der Film.

Wie fandest du die love story zwischen Cooper und Dr. Brand (Hathaway)?

PD: Findest du, dass es wirklich eine Liebesgeschichte war? Sie sind die beiden letzten Menschen im All, klar, aber sie waren eben durch die Ereignisse zusammengeschweißt. Brands Liebe galt ja noch immer Dr. Edmund auf dem letzten Planeten.

YP: Umso mehr hat mich gestört, wie Nolan den Film zum Abschluss bringt. Das ist auch so eine Boxoffice-Vorgabe, schätze ich.

PD: Du meinst Brand alleine auf dem Planeten?

YP: Und Cooper auf dem Weg zu ihr?

PD: Ja, stimmt, das hatte etwas Kalkuliertes. Daran hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht, aber jetzt wo du es erwähnst. Als ich es im Kino sah, dachte ich mir nur, wie schlecht diese Raumstation gesichert ist, dass Cooper einfach so davon fliegen kann.

Was „Interstellar“ bei mir auf jeden Fall geschafft hat, war, mich wieder einmal mit der entsprechenden Literatur auseinander zu setzen. Dass mehr oder weniger zur selben Zeit auch noch die Rosetta-Mission zu bestaunen war, hat natürlich dem Reiz sich der Material zu nähern, nicht gemindert.

YP: Hat dich ein Nolan jemals kalt gelassen?

PD: Doch. Sein Magier-Thriller „The Prestige“ hat mich überraschend unberührt gelassen. Wie sieht deine persönliche „Christopher Nolan“-Reihung aus?

YP: 1. Inception, 2. Batman Begins, 3. Memento, 4. The Dark Knight, 5. The Prestige, 6. The Dark Knight Rises, 7. Interstellar, 8. Following, 9. Insomnia

PD: 1. The Dark Knight, 2. Memento, 3. Interstellar, 4. Inception, 5. Insomnia, 6. The Dark Knight Rises, 7. Batman Begins, 8. The Prestige, 9. Following & Doddlebug

Zum Abschluss noch eine Liste mit Dialogen, in denen uns Christopher Nolan über den Weg lief.
31 Tage, 31 Filme (2/3)
31 Tage, 31 Filme (1/3)
Scarlett Johansson
Jaws
Godzilla
Transcendence
Snowpiercer
The Hunger Games: Catching Fire

Eyes Wide Shut

15 Freitag Aug 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Arthur Schnitzler, Eyes Wide Shut, Nicole Kidman, Sigmund Freud, Stanley Kubrick, Sydney Pollack, Tom Cruise, Traumnovelle, Vinessa Shaw

In Stanley Kubricks letztem Film begleiten wir den ruhelosen und von Eifersucht verfolgten Dr. Bill Harford (Tom Cruise) durch ein nächtliches Manhattan voller schummriger Geheimnisse und sexueller Fantasien. 15 Jahre liegt die Veröffentlichung des letzten Films des großen Regisseurs zurück. Im ersten Dialog nach der Sommerpause schwelgen in Erinnerungen und entdecken dabei auch Neues.

YP: Freud hätte dieser Film bestimmt gefallen. Aber Freud ging nicht allzu gerne ins Kino.

PD: Kein Wunder, basiert er doch auf dem von Freud hoch geschätzten Roman „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler.

YP: Was mir beim erneuten Sichten immer wieder durch den Kopf ging: Wie kann man aus so wenig, so viel machen? Im Grunde ist das nur eine auf Eifersucht basierende und davon ausgelöste milde Ehekrise. Nicht mehr, nicht weniger. Und wie das Kubrick zu einer Odyssee verdichtet. Jede noch so kleine Bewegung und Aktion dermaßen Bedeutungsschwanger. Alles ist dabei sexuell aufgeladen. Man könnte den Film als betörend beschreiben. Zumindest war er das für mich.

PD: Das macht den Film auch so interessant. Ich kann mich erinnern, dass ich bei der ersten Sichtung vor etwas mehr als zehn Jahren, zwar überwältigt von der Inszenierung und der Doppelbödigkeit war, mich allerdings nicht wirklich einfühlen konnte. Seitdem habe ich „Eyes Wide Shut“ immer wieder und wieder neu gesichtet und bin auf neue Details gestoßen.

Im Vergleich zu anderen, hoch gelobten und mit der Zeit neu bewerteten Werken wie „Full Metal Jacket“, finde ich diesen (Alb)Traum doch viel spannender. Und dabei hat Kubrick von Schnitzler nur die Grundstruktur des in ihrer gut-bürgerlichen Fassade ein wenig gefangenen Paares übernommen.

YP: Die Prostituierte Domino (Vinessa Shaw) sagt einmal im Film – den bevorstehenden sexuellen Akt mit Dr. Harford betreffend: „I’d rather not put it into words“. Und ich finde, da hat sich Kubrick auch zurückgehalten – bis auf die Ereignisse beim Maskenball. Er hat mehr die expliziten Bilder als die Figuren sprechen lassen.

Es hätte eigentlich die gesamte Handlung auch ein Traum sein können. Wie Alice (Nicole Kidman) das zum Schluss zusammenfasst: Es spiele keine Rolle, was Traum, was Wirklichkeit sei. Sie seien im Hier und Jetzt und nur das zähle.

PD: Dieser Punkt ist mir auch aufgefallen. Dr. Harford wandelt durch das Geschehen, als würde er Schlafwandeln. Die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit ist nicht immer vollständig gezogen. Dazu passt auch die sich steigernde Paranoia und die nicht immer schlüssigen Ereignisse.

Die Bilder von Sexualakten fand ich ganz und gar nicht explizit. Kubrick bleibt mit seiner Kamera in dem voyeuristischen und doch verschämten Blick von Dr. Harford. Bei der Zeremonie ist zwar oberflächlich viel zu sehen, doch gleichzeitig bleibt er weit genug von den Paaren entfernt. Es sind eher Seitenblicke und ich stellte mir die Frage, ob darin bereits die Art von Betrug liegt, die er die ganze Zeit gesucht hat. Alice betrog ihn in seinen Fantasien und er in seinen voyeuristischen Handlungen, in denen er stets ein passiver Teil blieb.

YP: Diese Besessenheit, die er aus seinem Unterbewusstsein zu befreien versucht ohne zu wissen, wie er das anstellen soll. Und wie sehr ihre Offenheit das heftige Gefühl der Eifersucht bei ihm auslösen. Wobei dann zum Schluss nur die gegenseitige Offenheit zueinander für die erlösende Katharsis sorgt.

PD: Wobei es ihm offenbar zuvor schon nie an Versuchungen gefehlt hat, wie man beim Weihnachtsfest bei Ziegler (Sydney Pollack) sehen konnte. Genauso wie Alice stets Verlockungen „ausgesetzt“ war. Die Frage ist auch, wie viel Offenheit eine Beziehung verträgt. Kubrick endet auf einer ambivalenten Note, indem er die beiden mehr oder weniger einfach ihr gewohntes Leben weiterleben lässt. Vor allem Bill scheint mit den Erlebnissen der Nächte davor kaum klar zu kommen, während Alice nur aus ihrer Langeweile entfliehen möchte.

YP: Für mich ist das Ende des Films so – wie es Kubrick zeigt – ziemlich nachvollziehbar. Mir scheint, als würde Kubrick sagen wollen: der einzige natürliche Feind der Ehe sind die Verlockungen und Versuchungen außerhalb dieser, aber diese gehören eben dazu.

PD: Allerdings unterlegt er den gemeinsamen Akt von Bill und Alice vor dem Spiegel, nach der Weihnachtsfeier, nicht ohne Ironie mit Chris Isaaks „Baby did a bad bad thing“. Zudem blickt Alice, während Bill ihren Hals küsst, in den Spiegel, als ob sie gar nicht dabei sein würde.

Diese von außen zugetragenen Versuchungen haben Dynamik in diese festgefahrene Ehe gebracht, die schließlich in dem Geständnis von Alice mündete und in der Folge in den „Abenteuern“ von Bill.

Da stellen sich mehrere Fragen: Ist eine Ehe von Außen bedroht oder kann sie von Außen auch revitalisiert werden? Wie viel Offenheit bedarf es in einer guten Ehe?

YP: Ach, ob gut oder schlecht ist doch irrelevant.

PD: Was mir nach all den Jahren auffiel: „Eyes Wide Shut“ ist im Kern wie ein Thriller aufgebaut.

YP: Ich finde, dass das zwar ein guter Ansatz ist, doch Bill ist in meinen Augen nur daran interessiert, herauszufinden, wohin ihn diese Abenteuer hinführen. Nicht, ob der tatsächlich dort oder irgendwo ankommt.

PD … und er bringt sich erst recht in Gefahr. Sobald er bei der Zeremonie eintritt, ist er in einer zwielichtigen Welt, die nie für seine Augen bestimmt war. So wie es auch nie für ihn bestimmt war, zu sehen, dass der Kostümhändler, seine Tochter feil bietet.

YP: Da bin ich nicht so sehr an der Auflösung der Ereignisse interessiert. Mir gefällt die Erzählung an sich. Es folgt ein Ereignis auf ein anderes. Gar nicht so sehr steht da eine Auflösung des Rätsels im Mittelpunkt.

PD: Darin ähnelt „Eyes Wide Shut“ auch „The Shining“. Die Lösung ist im Grunde sekundär. Die Inszenierung steht darüber.

YP: In den Szenen mit dem Kostümhändler nimmt Kubrick das „Lolita“-Topos mit hinein. Und unser Bill staunt nicht schlecht, er ist aber in gleicher Weise übermäßig angetan von der Tochter (Leelee Sobieski).

PD: Es ist aber auch wieder ein weiterer Schritt in eine Parallelwelt, die er so nicht kannte, und so auch nie hätte kennen gelernt, wäre er nicht auf diese mysteriöse Reise gegangen. Angefangen mit der Fantasie seiner Frau über das Liebesgeständnis der Tochter seines verstorbenen Patienten.

YP: Spannend ist natürlich auch das Motiv mit den Masken. Steht im Grunde auch synonym für die Masken, die wir im täglichen Leben aufsetzen. Die Masken bei der Zeremonie, die sehr bedrohlich wirken. Dann Bills Maske, die Alice auf Bills Kopfpolster legt. Dann auch noch die Wandmasken in Dominos Wohnung. Es erscheint mir stets wie die Suche nach den wahren Gesichtern.

PD: Domino ist ein sehr interessanter Charakter, den man schnell abhaken könnte, doch es liegt auch hier wieder so viel Doppelbödiges.

Eben, in den Masken, die zu sehen sind, aber auch in dem nicht Gesagten. Es war auch überraschend, als Bill zu Domino zurück möchte, und dann auf ihre Zimmerkollegin trifft, mit der er ohne zu zögern geschlafen hätte. Da war er an einem Punkt, an dem aus den Fantasien Wirklichkeit hätte werden können.

Inszenatorisch sticht natürlich die Orgie bzw. Zeremonie heraus. Wie sich da, in dem Moment, in dem der Film in dieses Anwesen tritt, die Tonart des Filmes verändert, ist beeindruckend und beängstigend zugleich.

YP: Ja, vor allem weil er bei Domino auf mehr Zärtlichkeit trifft als bei seiner Frau zu Hause.

Und die Orgie wirkt ja gerade wegen der anonymen und maskierten Gesichter umso bedrohlicher. Wobei wir annehmen, dass sich Bill ohnehin in diesem gesellschaftlichen Kreis bewegt. Das sind bestimmt Bekannten und Freunde von ihm dabei, die sich hinter einigen Masken versteckt haben.

PD: Da muss ich widersprechen. Mir schien es eher, als wären dies Kreise, in denen er sich nicht bewegt. Er kam auf die Weihnachtsfeier von Ziegler, weil er eine persönliche Einladung erhielt. Ansonsten scheint er in diesem Kreis als Arbeiter und nicht als Gleichgesteller gesehen zu werden. Deshalb hat er ja auch nie das Passwort für die Orgie erhalten.

Dass sich Bekannte von ihm hinter den Masken verbergen, davon kann man ausgehen, aber es nicht klar. Es bleibt im Dunkeln.

YP: Ich nehme Ziegler als Beispiel her.

PD: Ziegler sagt ja auch, in der wunderbaren Aussprache am Pool-Tisch: „If I told you their names… no, I’m not going to tell you their names… but if I did, I don’t think you’d sleep so well at night.“ Es deutet darauf hin, dass Bill nicht alle kennt.

Überrascht bin ich im Nachhinein, wie sehr mir Tom Cruise in der Rolle des mit seinem Ausweises stehts herum wedelnden Dr. Bill gefiel. Dessen Leistung gewinnt, wie der gesamte Film, mit den erneuten Sichtungen immer mehr an Qualität.

YP: Der Filmstar Tom Cruise ist in diesem Film ein richtiger Schauspieler.

PD: Er opferte – so wie Nicole Kidman – auch beinahe drei Jahre, um mit Kubrick arbeiten zu können und diese Zeit haben scheinbar alle genutzt.

YP: Das war damals ein Mammutprojekt für alle Beteiligen. Wie hat dir das New York im Film gefallen, es wurde ausschließlich in England gedreht?

PD: Gerade diese Straßenszenen erweckten für mich den Eindruck, als wäre man in einer Traumwelt gefangen. Inwieweit Kubrick hier die Realität einfangen wollte, war mir nicht so ganz klar.

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