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~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: Tilda Swinton

Hail, Caesar!

04 Freitag Mär 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Alden Ehrenreich, Channing Tatum, Ethan Coen, George Clooney, Hail Caesar!, Joel Coen, jonah hill, Josh Brolin, Scarlett Johansson, Tilda Swinton

Ein neuer Film von den Brüdern Joel und Ethan Coen ist für viele eines der großen Jahreshighlights. Zuletzt begeisterten sie mit „Inside Llewyn Davis“. Diesmal begeben sie sich mithilfe eines Star-Ensembles, angeführt von Josh Brolin als Fixer Eddie Mannix, in die Zeit der 1950er-Studioproduktionen. Eine Entführung, viel Eitelkeit und Kommunismus stehen im Zentrum von „Hail, Caesar!“.

PD: Wenn ich an die Filme der Coen-Brüder denke, dann fällt mir vor allem ihr tiefschwarzer Humor ein, den ich aus „Fargo“ oder „Barton Fink“ kenne. Dagegen wirkt „Hail, Caesar!“ regelrecht milde.

YP: Und wenn ich an die Coen-Brüder denke, dann fallen mir aber auch Filme wie „O Brother, Where Art Thou? „, „Burn After Reading“, „The Big Lebowski“, „A Serious Man“ und „Intolerable Cruelty“ und genau in diese Richtung begeben sie sich mit „Hail, Caesar“. „Fargo“ und „No Country For Old Men“ sind auch von den Ethan und Joel Coen, aber mit dem aktuellen Film haben diese aber – bis auf die beiden Regisseure – kaum etwas zu tun. Nachträglich betrachtet steht „Fargo“ auch irgendwie fast allein da.

PD: Das ist das Schöne an ihrem Werk, sie haben eine derartige Vielfalt und doch ihren stets wieder erkennbaren Stil. Abgesehen von „The Hudsucker Proxy“ und dem missratenen „The Ladykillers“-Remake, fällt mir auch kein Film von ihnen ein, den ich nicht immer wieder gerne mal ansehen würde.

Was bei „Hail, Caesar!“ aber schon sehr ins Auge sticht, ist der geradezu leichtgewichtige Humor, den sie hier zelebrieren. Die alten Studiofilme werden mit viel Liebe zum Detail parodiert, aber schon auch zur selben Zeit gefeiert. Für all ihren Pomp und Pathos. Am Schönsten fiel dabei die Titelgebende Sandalen-Film-Version aus, in der George Clooney, den die Coens ja einfach zu gern als Dämlack hinstellen, schamloses Over-Acting betreiben durfte.

YP: Leichtgewichtiger als andere Coen-Filme finde ich diesen hier nicht. Mir war er etwas zu übereifrig und wohlmeinend. Die Hommage wurde zu oft betont und unterstrichen.  Zwar fand ich auch die einzelnen Episoden gelungen (Ralph Fiennes und Alden Ehrenreich waren miteinander großartig) , wie die diversen Plots dann miteinander verknüpft wurden, war nicht allzu stimmig. Die Besetzung war großartig, auch ein Clooney macht sich ganz gut in so einen Ensemble. Clooney und Brolin hatten wenigstens gebührend Screen time, wobei ich mir das bei anderen aus dem Cast auch gewünscht hätte. Scarlett Johansson war mir viel zu kurz drinnen. Gerne hätte ich auch mehr von Tilda Swinton gesehen. Frances McDormand und Jonah Hill waren gerade ein paar Minuten im Bild.

PD: Ich bin mir auch nicht sicher, ob das nun gewollt war oder nicht. Denn die Handlung dreht sich ja um den Fixer Eddie Mannix (Josh Brolin) und seine wechselnden Begegnungen mit verschiedenen Stars an verschiedenen Sets. Klar wird dadurch der Raum für die einzelnen Protagonisten zwangsweise kleiner, aber diese Star-Ensemble-Inszenierung führte auch dazu, dass man von den einzelnen Charakteren nur wenig vermittelt bekam, abgesehen von einzelnen Gags. Etwa Scarlett Johanssons Promiskuität oder ihr Divenhaftes Gehabe, ebenso die homoerotischen Untertöne bei der Matrosen-Tanz-Nummer mit Channing Tatum. Es ging in diesen Stellen nicht über die Parodie hinaus.

In diesem Sinne war es für mich leichtgewichtiger als etwa andere Komödien der Coens wie „A Serious Man“ oder auch „O Brother, Where Art Thou?“, in welchen Sinnkrisen respektive Rassenkonflikte behandelt wurden. Die Schwarze Liste und der Einfluss der alten Studios auf das Leben seiner Stars wird in „Hail, Caesar!“ eher milde behandelt.

YP: In thematischen Sinne ist dieser Coen-Film bestimmt leichtgewichtiger, aber bewegt sich keineswegs leichtfüßiger als andere. Mir wurde hier auch zu viel parodiert oder zu viel reminisziert. In dieser Szene, in der Eddie einen Jobwechsel in Erwägung zieht und dann aus moralisch fragwürdigen Gründen bei seinem alten Job bleibt, das hat mich irritiert. Bei einigen Szenen fragte ich mich wirklich, was die jetzt zum Plot beigetragen hatten. Einiges wirkte auf mich als wäre es  wild und unbedacht zusammengefügt worden. Ich konnte nie ganz bei der Sache sein. Man könnte sagen, der Film hat mich auch nur halbherzig unterhalten. Wohlmeinend gemeint, aber halbherzig.

PD: Die Szenen, in welchen Mannix von einem Lockheed-Vertreter ein lukratives Job-Angebot vor die Nase gehalten bekommt, fand ich nicht ganz unwichtig, da sie die Verbundenheit von Mannix mit diesem „Zirkus“ zeigten. Obwohl scheinbar alle Gründe für einen Wechsel zu Lockheed sprechen (Bezahlung, Arbeitszeiten), kann er sich einfach nicht von dem kreativen Chaos des Studios lösen.

Es ist auch einer jener Filme, bei denen ich mir sicher bin, dass bei erneuten Sichtungen, weitere, beim ersten Mal nicht bemerkte, Gags zu Tage treten werden. Dass die Filme etwa bei Capitol Pictures (das Studio welches schon in „Barton Fink“ eine Rolle spielte) produziert werden, ist noch die auffälligste Anspielung. Enttäuscht war ich eher von dem zerfaserten Kommunisten-Plot. Die Schwarze Liste und der Wechsel von Hollywood-Star Burt Gurney auf die andere Seite wirkten mir ein wenig unkonzentriert inszeniert. Stattdessen gab man dem herrlichen Alden Ehrenreich (der mir schon in „Tetro“ sehr gut gefiel) viel Raum, um die verschiedenen Handlungsstränge miteinander zu verbinden.

YP: Diesem Studio-Chaos bzw. diesen Zirkus treten die Coens in „Hail, Caesar!“ mit viel Respekt entgegen. Wie bereits erwähnt haben sie genau so den Film angelegt. Für das moderne Publikum soll hier nochmal die alte Welt wiederbelebt werden. Und alteingesessene Filmfans können hier in den guten alten Studio-Zeiten schwelgen. Das ist eigentlich genau das, was sie auch bei „Inside Llewyn Davis“ gemacht haben, nur dort auf die Musikindustrie der 1960er Jahre bezogen. Bloß fand ich es dort auch stimmig und gelungen, wohingegen der neueste Streifen hinter den Erwartungen zurückliegt.

PD: „Inside Llewyn Davis“ hat sich allerdings auch viel mehr mit seinem Titelcharakter und dessen Lebensumständen beschäftigt. Es war mehr eine Sinnsuche in einem Musik-Drama (man denke nur an den Road-Movie-Teil mit John Goodman), deren Charaktere dann auch entsprechend ausgebaut waren. Kein einziger Charakter in „Hail, Caesar!“ ist derart mit Leben erfüllt. Da unterscheiden sich die beiden Filme dann doch grundlegend. Meine Erwartungen hat „Hail, Caesar!“ jedoch schon erfüllt und mich gut unterhalten, auch wenn ich mir stellenweise bösere Witze und vor allem einen zwielichtigeren Eddie Mannix (der echte Mannix hatte ja eine viel dunklere Lebensgeschichte) erwartet hatte.

Snowpiercer

02 Freitag Mai 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Allison Pill, B-Movie, Chris Evans, Ed Harris, jamie bell, John Hurt, Joon-ho Bong, Kang-ho Song, Science-Fiction, Snowpiercer, Tilda Swinton

Nach langem Warten hat es die südkoreanisch-französische Co-Produktion „Snowpiercer“ von Starregisseur Joon-ho Bong endlich in die heimischen Kinos geschafft. Ob sich die Wartezeit gelohnt hat, welchen Effekt diese auf die Erwartungshaltung des Publikums hat und wie wichtig Humor auch noch für den düstersten Science-Fiction-Film ist, besprechen wir diese Woche in unserem Dialog.

Eine Warnung: Dieser Dialog beinhaltet so manchen Spoiler!

PD: „Snowpiercer“ hat ein grundlegendes Problem: den Hype.
Der Film ist so unglaublich lange in der Warteschleife gehangen, dass sich dadurch ein beinahe unmöglich einzulösendes Versprechen von Größe aufgebaut hat.

YP: Findest du? Kann schon sein. Obwohl er gar nicht auf diesen Hype angewiesen ist. Ich hätte ihn mir sowieso angesehen. Wenn nicht wegen Tilda Swinton, dann wegen Chris Evans oder Jamie Bell. Oder weil der südkoreanischer Regisseur Joon-ho mit Hollywood-Stars dreht.

PD: In gewissem Sinne finde ich schon, denn nachdem die Diskussion, ob und wie man den Film außerhalb von Südkorea zu sehen bekommen wird, wurden immer wieder Berichte laut, wie großartig „Snowpiercer“ nicht sei und wie grandios diese Sci-Fi-Vision doch ist. Das baut einen massiven Erwartungsdruck auf.

Angesehen hätte ich ihn mir ohnehin, und zwar weil ich „Memories of Murder“ von Joon-ho Bong geradezu verehre. Dadurch sehe ich jedem seiner neuen Projekte mit Vorfreude entgegen.

YP: Aber Hype und Qualität schließen sich manchmal aus. Um David O. Russell-Filme wird in Hollywood auch viel Wirbel geschlagen und ich finde keinen richtig gut. „Snowpiercer“ hat mir gefallen, er ist aber nicht überragend.

PD: Ein Hype entsteht auch, wenngleich in kleinerem Ausmaß, rund um beinahe jeden Jim-Jarmusch-Film, einfach weil es ein neuer Film von Jim Jarmusch ist, und er kann beinahe immer überzeugen.

„Snowpiercer“ hat mich auch auf fast ganzer Linie überzeugt. Das ist ein luxuriös ausgestattetes, überaus prominent besetztes B-Movie. Genre-Kost im besten Sinne, mit Archetypen anstatt fein ausgearbeiteter Charaktere und großartig-galligem Humor.

YP: Darauf wäre ich gar nicht gekommen: B-Movie.

PD: Für mich ist das eindeutig ein B-Movie, nur mit einem größeren Budget.

YP: Jetzt, wo du es sagst, keine Frage. Nur mir wäre das nicht in den Sinn gekommen. Als B-Movie ist der Film exzellent. Die Schubladisierung macht einiges aus.

PD: Zu Beginn dachte ich auch noch: Wäre das der Film eines chinesischen Regisseurs, dann würde man ihn wohl als Propaganda-Werk verteufeln. Die unterdrückte Arbeiterklasse, die sich gegen die Großindustriellen erheben.

YP: Bloß, dass Joon-ho Bong der James Cameron der südkoreanischen Filmindustrie ist. Oder besser gesagt: Christopher Nolan.

PD: Joon-ho würde ich auch eher als Christopher Nolan Südkoreas sehen. Er hat in beinahe jedem Genre seine Spuren hinterlassen. Dabei hat er mich bislang nur mit dem ebenfalls unglaublich gehypten „The Host“ schwer enttäuscht.

YP: Da haben wir wieder diesen Hype, der es oft unmöglich macht, Filme unbeeinflusst zu betrachten.

PD: Ja, der Hype. Bei vielen Filmen bin ich dann froh, wenn ich sie mit großem zeitlichem Abstand sehen kann. Dann ist der Hype kein Thema mehr.

YP: Mir ist aufgefallen, wie ungewohnt es ist, Filme aus der nicht-westlichen Welt zu sehen. Wo die Sprache nun gar kein Problem darstellt, da es Untertitel gibt, aber so viel wird dann anders interpretiert. Es wirkt manchmal befremdlich.

Zum Beispiel die Kampfszenen. Diese eine Szene mit dem Fisch, auf die ich aber nicht weiter eingehen will. Das war ein interessantes Bild, was ich auf Anhieb nicht verstanden habe. So ein Ritual, gewissermaßen.

PD: Ja, die Kampfszenen waren hervorragend choreografiert. Vor allem voller kleiner liebevoller Details. Etwa auch die kleinen Lichtblitze in der Dunkelheit während des Kampfes, oder die – mitten im Kampf – plötzlich in Feierlichkeiten ausbrechenden Kämpfer. Dieser plötzliche Stillstand. Wunderbar komisch.

Da ich die französische Graphic Novel noch nicht kenne, kann ich aber auch nicht sagen, wie viele Details da vom Regisseur stammen und welche schon in der Originalvorlage vorhanden waren.

YP: Apropos Komödie. Mir hätte „Snowpiercer“ auch nur halb so gut gefallen, hätte er auf seine Art von Humor verzichtet. Überall finden sich komödiantische – fast abstrakte – Elemente und feiner Humor. Sogar in den makabersten Situationen. Wenn du dir die Szene zurückrufst, wo ein Mann seinen Arm opfern muss, und hinter ihm sitzen dann die beiden Handlanger und einer der beiden döst auf der Schulter vom anderen. Das war doch ein herrliches Bild.

PD: Genau diese Exzentrik hat mir gefallen. Schließlich ist das ein Blockbuster, ganz gezielt als Mainstream-Entertainment deklariert und auf ein sehr breites Publikum zugeschnittenes Sci-Fi-Abenteuer, mit prominenten Darstellern, tollem Set-Design und richtig guter Action.

…und dann finden sich so viele komische Momente. Genau diese Folterszene ist mir auch in den Sinn gekommen, oder die erste Ansprache von Tilda Swinton als Mason. Ihre gesamte Darstellung ist voller Humor. Sie hat mich ein wenig an Javier Bardems absurd-komischen Auftritt als Bösewicht in „Skyfall“ erinnert.

YP: Ich finde aber nicht, dass der Film hierzulande ein breites Publikum ansprechen wird. Mainstream ist das – zumindest was die Definition des österreichischen Kinomainstreams betrifft – nicht. Das ist ein Film für das Viennale-Publikum.

PD: Was ist dann Mainstream? Mir gefiel „Snowpiercer“ sehr gut, obwohl er in einigen Momenten ein wenig mutiger hätte sein können, aber vom Grundkonzept, ist das doch pures Mainstreamkino. Da sehe ich, alleine schon von der Besetzung, nicht viel Unterschied zu einem Superhelden-Film.
Actionkino für das Viennale-Publikum.

YP: Mainstream: Peter Jackson, Ronald Emmerich, Ridley Scott. Ach, keine Ahnung. Aber „Snowpiercer“ bestimmt nicht!

PD: Nur weil Joon-ho Bong kein allzu bekannter Name ist und auch die Werbung sich mehr auf „Transcendence“ und den neuen „Spider-Man“-Teil konzentrierte, werden die Zuseherzahlen nicht wirklich explodieren.
Hierzulande ist ja auch jeder Film von Michael Bully Herbig ein Fall für Mainstream. auch wenn im Ausland den keiner sehen will.

YP: Ich definiere Mainstream so: Was die Masse sehen will und das hängt sicher mit der Bekanntheit des Regisseurs zusammen. Quentin Tarantino würde ich nicht zwingend als Mainstream bezeichnen, aber die Massen pilgern hierzulande ins Kino, wenn er „Django Unchained“ herausbringt. Ich würde mir wünschen, dass das Kinopublikum hier anstatt in „Transzendence“ und „The Amazing Spider-Man 2“ zu gehen, „Snowpiercer“ sehen. Da kriegt man viel mehr für sein Geld.

Inhaltlich hatte ich hatte Schwierigkeiten zu Beginn, das Zugkonstrukt als Perpetuum mobile zu begreifen.

PD: Damit habe ich mich kaum beschäftigt, da die Geschichte die Figuren von Station zu Station führt. Erst am Ende wurde mir klar, dass die „göttliche Maschine“ die Energie aus sich selbst gewinnt.

YP: Deus ex-machina sozusagen!

PD: Mich hat „Snowpiercer“, trotz des doch eher düsteren Themas, mit einem breiten Lächeln aus dem Kino entlassen. Es ist ja schon bezeichnend, dass nach dem Regisseur, die ersten Credits, für die Set-, Kostüm- und Make-Up-Artists sind, die man zu sehen bekommt. Die Darsteller (vor allem Tilda Swinton) geben ihr Bestes, doch sie stehen im Dienste der Maschine. So wie die Charaktere im Film. Sie stehen alle im Dienste der Maschine.

YP: Ich hatte auch ein positives Gefühl, nachdem ich das Kino verlassen habe.
Und ich muss sagen, dass das ein erfrischendes Ergebnis ist. Ich habe den Kult um die Stars einfach nur satt. Da sind mir Darsteller auch recht, die in den Hintergrund treten können. Darum war ich auch umso überraschter in „Snowpiercer“, wie gut das funktioniert. Wobei jetzt auch keine A-List-Stars mitspielen. Hier auch der Unterschied zu „Transcendence“ und dem sich in der Vordergrund drängenden Johnny Depp.

PD: Es war ja auch „schön“ zu sehen, wie unbarmherzig die Geschichte mit ihren Charakteren umgeht. Die Darsteller sind nicht unbekannt, aber eher etwas für Filmkenner (selbst Chris Evans ist noch kein so bekannter Name).

YP: Bei Chris Evans fand ich es umso witziger, als er hauptsächlich für „Captain America“ bekannt ist. Davor hat er ja nichts Interessantes gemacht. Und Swinton, Harris, Hurt, Spencer und Bell sind dann eher Charakterdarsteller. Und witzig ist auch die Verbindung von Ed Harris als Wilford und seinem Charakter in der „Truman Show“, wo er eine ähnliche Rolle innehatte.

PD: Genau denselben Gedanken hatte ich bei Ed Harris auch. Bei Chris Evans fallen mir auch nur die „Fantastic Four“- und „Captain America“-Filme ein. Ansonsten ist er für mich ein unbeschriebenes Blatt. Sehr viel Spaß machte mir auch Allison Pill als durchgeknallt-fröhliche Lehrerin.

YP: Es spielen ja auch koreanische Stars mit.

PD: Ja, etwa Kang-ho Song in der Rolle des Sicherheitsexperten. Ich muss aber zugeben, dass ich ihn hauptsächlich aus den Filmen die er unter Joon-ho Bong gedreht hat, und aus Chan-wook Parks „Bakjwi“ kenne. Vor allem in letzterem Film (eine Vampiradaption von „Therese Raquin“) ist er toll.

Only Lovers Left Alive

03 Freitag Jan 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Anton Yelchin, Jim Jarmusch, John Hurt, Mia Wasikowska, Only Lovers Left Alive, Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Vampire

Jim Jarmusch ist zurück. Während sein Thriller „The Limits of Control“ kaum überzeugen konnte, kann er mit seinem Liebesfilm unter Vampiren – „Only Lovers Left Alive“ – wieder begeistern. Was genau macht Jarmuschs Werke aus und was genau zieht er aus dem Vampirmythos beziehungsweise kann er dem Mythos abgewinnen? All dies und mehr behandeln wir in unserem neuen Dialog.

YP: „Only Lovers Left Alive“ steht so diametral zu „True Blood“ und „Twilight“, dass die Darstellung unterschiedlicher nicht sein kann. Lebens-Melancholie statt Glamour und Hetze. Jarmuschs Film zeigt Vampirdasein, wie ich es mir vorstelle. „True Blood“ unternimmt zwar den Versuch, Vampire zu sozialisieren, scheitert aber auf ganzer Ebene und macht Monstren aus ihnen. Und „Twilight“ ist süßer Kitsch.

PD: Jarmusch beginnt ja zwar mit den gotischen und blutroten Schriftzeichen, wie sie auch aus einem Hammer-Film stammen könnten, aber mir gefällt vor allem, dass es sich hier ja gar nicht um einen Vampirfilm handelt. Es ist mehr ein Film der zufällig von unsterblichen Intellektuellen bevölkert wird.

YP: Genau das meine ich. Allein die ständigen Aussagen, was die Blut-Beschaffung betrifft: „That’s not the 15th Century“ usw. Obwohl der sinnliche Akt des Bluttrinkens gänzlich weggefallen ist, ist das ein sinnlicher Film für mich. Diese Vertrautheit! Das ist einfach nur schön.

PD: Wer in den Film geht, weiß ja genau, dass es sich um einen Vampirfilm handelt, aber Jarmusch lässt sich ja auch auffällig viel Zeit, bis er das Geheimnis seiner Charaktere offenbart. Es gibt zwar Andeutungen und Hinweise (etwa wenn Adam mit Ian über die kaputte Toilette spricht), aber erst wenn Eve und Marlowe sich unterhalten, ist es klar, dass man es hier mit Vampiren zu tun hat.

YP: Aber das ist auch so nebensächlich, die Vampir-Tatsache. Vielmehr geht es um Ewiglebende und Junggebliebene. Der Film strotzt ja von witzigen Szenen und Anekdoten. Wenn Eve zum Beispiel das Hochzeitsfoto mit Adam in der Hand hält und anmerkt, wie jung sie nicht bei ihrer dritten Hochzeit ausgesehen hätten. Sowas ist dann herrlich. Und ein typischer Genre-Film ist das sowieso nicht, für mich geht es da ausschließlich um Unsterblichkeit. Eine Parabel auf das ewige Leben ist das und nachvollziehbar auch noch.

PD: Darin liegt die ganze Stärke. Zwar hat man Spaß daran, ständig sich selbst daran zu erinnern, dass sie Vampire sind – und Jarmusch lässt ja auch immer wieder auf der Meta-Ebene diese Hinweise bzw. Erinnerungen für den Zuseher fallen – aber genau genommen ist es ein Film über die Vergänglichkeit der Dinge. Tom Hiddleston und Tilda Swinton passen da so perfekt in dieses Konzept. Adam ist kaum in der Lage, die Gedankenlosigkeit der „Zombies“ zu ertragen, während Eve sich mit dem zeitlosen Dasein arrangiert hat.
Alleine der Koffer, den sie mit Büchern vollstopft, ist eine einzige Erinnerung daran, wie viele wunderschöne Geschichten es zu entdecken gibt.

YP: Einerseits haben wir es mit einem sehr atypischen Vampir-Film zu tun, andererseits mit einer wunderschönen Liebesgeschichte, wie man sie im Kino nicht oft sieht.

PD: Ich musste da an „The Fountain“ denken. Bei Aronofsky sollte es um eine Liebe über die Jahrhunderte gehen, was nicht ganz funktioniert hat. Bei „Only Lovers Left Alive“ funktioniert dies mit einem kurzen Video-Telefonat und wir sind davon überzeugt, dass die beiden zusammen gehören.

YP: Welcher Gedanke mir auch immer wieder gekommen ist: Adam und Eve sind wohl seit Jahrhunderten zusammen und arrangieren sich, auch die Fernbeziehung scheint kein Problem für die beiden zu sein. Obwohl sie doch so unterschiedliche Wesenszüge haben. Und die Kurzlebigkeit des menschlichen Lebens macht aus Menschen bösartige Geschöpfe. Man müsste doch annehmen, gerade wenn man sich eine Ewigkeit kennt, ist man sich irgendwann überdrüssig. Aber Menschen neigen eher dazu, das so zu handhaben und oft handelt es sich dabei um Zeitspannen von Jahrzehnten und nicht um Jahrhunderte.

PD: Ein sehr romantischer Gedanke, der aber durch die Ankunft von Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) und durch Adams gutmütigen Assistenten Ian (Anton Yelchin) ja widerlegt wird.
Da ist Ava (die mich ein wenig an Kirsten Dunst in „Interview with the Vampire“ erinnerte) die impulsive und ihre Handlungen nicht kontrollierende Boshafte, während der Mensch Ian ein „guter Kerl“ zu sein scheint.
Ava war auch dann jener Punkt, an dem der Film ein wenig zu sehr ins Formelhafte und Genretypische kippte.

YP: Ja, aber das ist dann jugendliche Torheit bei Ava. Wie in „True Blood“, die frisch gebissenen und verwandelten Vampire, die ihre Kräfte oder ihre Triebe noch nicht so im Griff haben. So wirkte Ava auf mich.

PD: Allerdings wird auch davon gesprochen, dass Ava vor etwa 80 Jahren irgendeine Dummheit begangen hat. Das scheint mir doch ein wenig zu lange her, um dann noch von jugendlicher Torheit zu sprechen. Sie dürfte im Gegensatz zu Adam und Eve einfach ein boshafterer Charakter sein.

YP: Adams Figur war auch irgendwie so unnahbar. Ich schätze, Tom Hiddleston hat den Künstlertypen, den Musiker perfekt verkörpert. Ich hab nicht einmal an Loki denken müssen bei seiner Performance. Seine Figur ist eindeutig eine Hommage an Gary Oldman in „Bram Stoker’s Dracula“, zudem ist da noch ein bisschen Kurt Cobain dabei und die moderne Variante: Jared Leto.

PD: Interessant, dass du Jared Leto erwähnst, denn ich war mit meiner Freundin im Kino und sie musste die ganze Zeit an Leto denken. Sie hätte auch kein Problem damit gehabt, hätte er die Rolle gespielt, so sehr erinnerte Hiddleston an ihn.
Als Adam kurz ein Geigensolo zum Besten gab, musste ich auch an den „Teufelsgeiger“-Film denken und dachte mir nur, wie gut Hiddleston dafür passen würde.
Adam ist wirklich sehr stark als leidender Künstler angelegt, der zwar Kunst erschafft, aber das Lob dafür nicht hören will bzw. sich dagegen sträubt, denn eine Reaktion auf seine Arbeit möchte er ja sehr wohl. John Hurt als Marlowe oder Kyd wieder, war eher der eitle Künstler, der am Erfolg hing. So nahm ich ihn zumindest wahr und zudem sieht niemand besser verlottert aus, denn John Hurt.

YP: Nein, Jared Leto wollte ich nicht in dieser Rolle sehen, da ich kein Fan von ihm bin. Und Hiddleston ist ein wunderbarer Schauspieler. Leto hätte da überhaupt nicht gepasst, er ist – wie soll ich sagen – bestimmt nicht Kamerascheu. Es hat jemanden gebraucht, der durch sein Äußeres das Musikerimage romantisch darstellt, das macht Tom Hiddleston überzeugend. „Der Teufelsgeiger“ ist mir bei dieser Szene nicht in den Sinn gekommen, ich habe den Film wohl verdrängt. Eine der schlimmsten Kinoerfahrungen 2013.

PD: Leto kann ich mir schon ganz gut darin vorstellen, aber Hiddleston hat schon perfekt gepasst. Er zeigt diesen Schwermut und diese leidende Aura. Tilda Swinton hat mich derweil wieder an ihre Rolle in „Orlando“ erinnert.
Beim „Teufelsgeiger“ war auch eher Paganini generell gemeint … den Film habe ich ja (wohl zum Glück) gar nicht gesehen.

YP: Tilda Swinton ist eine Grande Dame und steht über den Dingen. Auch als Eve war sie das für mich. Alleine die Leichtigkeit, die sie als Eve an den Tag legt. Wie sie mit ihrem suizidgefährdeten Ehemann spricht. Mit ihrer Schwester. Oder mit Marlowe. Eine großartige Figur.

PD: Sie wirkte wie eine Elfe. Dass sie gar ein nach Blut dürstender Vampir sein könnte, kam mir kaum in den Sinn. Dagegen waren die menschlichen Charaktere entweder naiv-tapsig (Ian) oder auf eine unangenehm-lustige Weise hinterlistig (Jeffrey Wright als Dr. Watson).
Wirklich schön fand ich, wie Jarmusch und Kameramann Yorick Le Saux den Schauplatz Detroit einfingen. Eine völlig leere Stadt, scheinbar ausgestorben und schon fast an einen Kriegsschauplatz erinnernd. Wie Adam und Eve da mit dem Auto in der Nacht hindurch fahren und Eve daran erinnert, dass auch diese Stadt wieder auferstehen wird … das war nicht nur wunderschön, sondern an unwahrscheinlicher Stelle optimistisch.

YP: Mit dem ewigen Grundsatz: Wo es Wasser gibt, gibt es auch Menschen. Und das ist ja ein ander Mal auch noch ein Thema im Film. Das waren wirklich schöne Bilder.
Was mir gerade auch noch einfällt: Eve hat es ja mit Adam und Marlowe mit Künstlern zu tun. Der eine musiziert und der andere schreibt. Sie verkörpert eine Frau, die das Leben aufsaugt. Die Bücher, die Menschen, die Geschichten – wie du das oben schon mal erwähnt hast. Eben noch einmal die Leichtigkeit, mit der sie ihr ewiges Leben sieht und nimmt. Sowohl Adam als auch Marlowe umgibt eine Schwermut. Eve nicht. Geht es darum, dass Kunst aus Schmerz entsteht? Eve ist dann eher eine Lebenskünstlerin.

PD: Interessanter Punkt. Eve scheint ja wirklich mehr Freude am Leben zu haben und da passt sie auch nach Tanger, mehr denn Adam, der dort ein wenig deplatziert wirkt.
Es schien mir aber nicht so, als ob Marlowe schwermütig gewesen wäre. Der wirkte eher wie ein äußerst lebhafter und das Dasein bejahender Charakter, nur dass er auch schon sehr alt ist und am Ende seiner Kräfte. Marlowe schien ja mit seinen Arbeiten eher im Reinen zu sein. Er schenkte seine Werke der Welt auch nicht völlig anonym, während Adam seine Werke anderen Künstlern entweder aufdrängte (der Dialog zu Schubert etwa) oder in aller Heimlichkeit in die Underground-Szene bringt.

YP: Obwohl: Erinnere dich nur an die eine Hamlet-Erwähnung von Marlowe. So ganz zufrieden scheint er ja doch nicht zu sein.

PD: Na ja, in so einem langen Leben wirst du ohne einige Enttäuschungen auch nicht sein können.
Zudem schien es mir ja eher, als hätte er seinen „Hamlet“ noch besser schreiben können, hätte er Adam da schon gekannt.

YP: Ist das für dich ein typischer Jarmusch-Film?

PD: Ein sehr typischer, aber auch überraschend zugänglicher und humorvoller. Ich habe mir kürzlich wieder seinen Western „Dead Man“ angesehen und war überrascht, wie viel absurder Humor sich bei Jarmusch auch da wieder findet. So hätte es mich gar nicht so überraschen dürfen, dass auch bei seinen Vampiren Humor zu finden ist. Außerdem bewegt sich Jarmusch in Territorien, die er kennt. Die Underground-Clubs, der Soundtrack, die Charaktere. Es ist nicht unglaublich neu, für seine Verhältnisse und nach der starken 1. Hälfte baut der Film auch ein wenig ab (ich mochte Ava einfach nicht) aber es ist eben ein starker Film von ihm. Bei weitem nicht so verkopft und zerfahren wie etwa „The Limits of Control“.

YP: Ich mache es mir leicht, darum habe ich dich diese Frage beantworten lassen. Ich habe nicht alle Filme von ihm gesehen, aber ich habe mir schon gedacht: Made by Jarmusch. Die Handschrift ist eindeutig auszumachen. Und ja, dieser Humor wieder. Der sanft eingestreute und ein wenig absurde.

PD: Es gibt nur wenige Jarmusch-Filme, die ich ganz und gar nicht aushalte. Etwa „Mystery Train“, den habe ich gar nicht zu Ende sehen können, oder seine Neil-Young-Doku „Year of the Horse“.

YP: Der Score bzw. Soundtrack ist fantastisch! Grandios.

PD: Ja, der Soundtrack ist spitze und zum Teil ja von seiner eigenen Band geschrieben. Da drängt sich dann natürlich der Gedanke, es handle sich bei Adam um ein Jarmusch-Alter-Ego richtig auf.

YP: Einmal im Film ist mir der Gedanke auch gekommen, habe ihn dann jedoch nicht weiter verfolgt. Jetzt fällt mir nicht ein, bei welcher Szene, aber von autobiografischen Metaphern dürfen wir doch wohl ausgehen.
Ich möchte noch anmerken, ich halte „Only Lovers Left Alive“ für einen zeitlosen Film. In 20 Jahren wird er mir auch noch gefallen.

PD: Ich glaube, der wird in einigen Jahren eine breite Anhängerschaft haben. Das ist ein Film, den man im Laufe der Zeit entdeckt.
Genau genommen ist es ja eine Gemeinheit wenn ein solch guter Film, so spät im Jahr gebracht wird. Nun ist meine Top 10 aus der Vorwoche völlig im Eimer.

YP: Guter Einwand. Ich habe mir gedacht, dass ich einfach „Captain Phillips“ raus werfe. Dann würde ich wahrscheinlich die Titel ein wenig hin und her schieben, aber zumindest wäre „Only Lovers Left Alive“ bei mir in den Top 10 der besten Filme 2013.

PD: Lustig, dass bei dir auch „Captain Phillips“ hinaus fliegen würde, denn „Rush“ mag zwar nicht ganz so gut wie der Greengrass-Thriller, sein aber der ist mir einfach zu sympathisch, um ihn aus den Top 10 fliegen zu lassen. Zudem ist so eine Top 10-Liste ja nicht in Stein gehauen, eher ein Anreiz zur Diskussion und zur Reflexion.

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