• About Film im Dialog

Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Schlagwort-Archiv: Tom Hardy

The Revenant

15 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

21 Grams, Alejandro González Inárritu, Babel, Birdman, Emmanuel Lubezki, leonardo dicaprio, The Revenant, Tom Hardy

Nachdem er in seinem Oscar-gekrönten Hit „Birdman“ die Broadway-Szene beleuchtete, macht sich Alejandro González Iñárritu mit „The Revenant“ in den Wilden Westen auf.

YP: Nach diesem Film geht es mir ähnlich wie nach „Birdman“. Ich war durch und durch gefesselt und unterhalten, aber nachdem ich das Kino verlassen habe, hat er mich auch ziemlich kalt gelassen. Viel mitgenommen habe ich nicht.

PD: „Birdman“ hat mich viel mehr gepackt und auch unterhalten. Das lag nicht nur an der Inszenierung, die Musik die mit dem Film verschmolz, sondern auch daran, dass die Charaktere interessant gestaltet waren. Etwas was mir an „The Revenant“ völlig fehlte.

Die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki ist wieder wunderschön anzusehen. Vor allem der Angriff der Indianer auf das Lager, ist großartig und intensiv. Doch sie ist gemeinsam mit den tollen Darstellern, ein einzelner Faktor in einem Film, der mich eher ermüdete, denn fesselte.

YP: Lubezkis Kameraarbeit ist großartig, und so wie die wunderschöne Landschaft abgefilmt wurde, hat man auch das Gefühl, dass man sich mitten in der unberührten Natur anno 1820 befindet. Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) verfolgt diesen sehr linearen und vorherstehbaren Racheplot. Trotz der Länge von 140 Minuten war ich aber unterhalten und gefesselt. Popcornkino ohne Substanz, mit einigen augenscheinlichen Schwächen.

PD: Gerade dieses Problem mit der Länge des Films hatte ich. Ich spürte sie. Nachdem Glass vom Bären attackiert und dann zum Sterben zurückgelassen wurde, begann der Film, merklich an mir zu zehren. Iñárritu hätte diesen Rachefeldzug auch in knapperer Form präsentieren können. Dabei störten mich vor allem die eingestreuten Traumsequenzen. Das war schlimmste Malick-Nachahmerei, ohne jeden Mehrwert, einfach nur der Schöhnheit der Aufnahmen wegen.

Dabei war ich bis zum Zeitpunkt, an dem Glass zurückgelassen wird, auch gut unterhalten. Vor allem da Tom Hardy als Fitzgerald einen herrlichen Bösewicht abgab. Sein Charakter war auch nicht viel tiefgründiger als jener von DiCaprio, aber doch ein wenig zugänglicher. Beide lieferten großartige physische Leistungen, aber DiCaprio wurde schlussendlich nur auf ein einziges Thema reduziert: Rache. Fitzgerald bekam zumindest etwas mehr Hintergrund, mit der Skalpierung und seinem Plan wieder nach Texas zu gehen, wenn alles zu Ende sei.

YP: Tatsächlich hat hier Iñárritu optisch freizügig bei Malick abgekupfert, was aber nicht so schlimm ist. Eher eine gut gemeinte Hommage. Er hat ja auch – äußerst erfolgreich – schon bei „Birdman“ mit Lubezki zusammengearbeitet.

Tatsächlich würde ich Tom Hardys Fitzgerald bei bestem Willen nicht als tiefgründlich bezeichnen. Ein typischer Opportunist, der sich in dieser gnadenlosen Welt und gnadenlosen Landschaft zurechtzufinden versucht. Hardy spielt ihn fantastisch, allerdings nuschelt er mir dabei zuviel. Und sein britisches „No“ verrät ihn dann doch.  Die Rache von Glass musste auch einen dermaßen starken Antrieb und Überlebenstrieb haben, dass wir es ihm abkaufen, dass er quasi mehrmals dem Grabe entsteigt.

PD: Die Kameraarbeit von Lubezki und die Anstrengungen die das Team auf sich nahmen, um einen optisch derart beeindruckenden Film abzuliefern, schätze ich auch sehr hoch ein. Allerdings erschienen mir gerade diese Anleihen an Malick einfach frei im Film herum schwebend, ohne jeden Bezug zur eigentlichen Handlung oder gar zur Inszenierung. Sie waren einfach da.

Das Genuschel von Hardy fand ich ganz amüsant, wie auch seine gesamte Darstellung. Er, um es wörtlich zu übersetzen, kaut auf der Szenerie herum und das ist die nötige Dosis Spaß, die dieser Film so bitter nötig hat. Dagegen verblasst dann selbst ein Domhnall Gleeson.

An Glass‘ Odyssee störte mich auch gar nicht der Grund dafür, sondern vielmehr welch unwirklichen Weg er dafür zurücklegen musste. Während ich etwa den Angriff durch den Grizzly packend fand, verlor mit Inárritu mit dem furchtbar aussehenden Absturz mit dem Pferd. Als Glass über die Klippe stürzte und auch das noch überlebte, hatte mich der Film verloren. Jeglicher Anspruch an Realismus war dahin.

YP: Hardys Rolle in diesem Film – für die er sogar mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde – ist neben all dem bitteren Ernst im Film eine Wohltat. Dabei kannst du Hardys Figur auch nicht mit dem geradlinigen und ehrenhaften von Domnhall Gleeson gespielten Captain zu vergleichen.

Unwirklich. Dieser Begriff ist mir während der Sichtung immer wieder in den Sinn gekommen. Unwirklich. Unglaublich. Aber dann wieder wollte ich mich in diesem Geschehen verlieren, sonst brauche ich gar nicht ins Kino zu gehen. Die Handlung wurde stellenweise somnolent und einer Trance ähnlich inszeniert.

PD: Das passt wohl auch zu Glass‘ Befinden, der nach dem Grizzly-Angriff mehr durch das Geschehen wankt, immer dem Tod näher denn dem Überleben. In dieser Hinsicht hat Inárritu es auch geschafft, ein Lebensgefühl zu vermitteln. Nicht nur jenes von Glass in dieser Rachesituation, sondern vom Leben im Wilden Westen an sich.

Er entfernte sich mit „The Revenant“ deutlich von dem klassischen Western der 1940er oder 1950er, in dem das Zusammenleben der Cowboys als geradezu aufregendes Abenteuer inszeniert wurde. Genauso vermied er aber das Bild des „edlen Wilden“ zu zeichnen. Der Indianerstamm der Ree ist ebenso auf einem Rachefeldzug unterwegs und dabei nicht minder grausam, wie Fitzgerald oder später auch Glass. Das waren alles Aspekte, die mir sehr gut gefielen, aber in der Gesamtdauer des Films ein wenig untergingen.

YP: Aber bei der Genre-Zuordnung zum Western tue ich mir ehrlich gesagt diesmal ziemlich schwer. Hier haben wir einen Film, der all diese Kriterien erfüllt, ein abendfüllender Western zu sein und dann sieht man es dem Film weder an noch fühlt es sich so an. Ich hoffe, du weißt, was ich damit meine. Es ist einfach nebensächlich, dass es sich um einen Western handelt. Hier ist jeder gegen jeden, weil es schließlich nur ums Überleben in dieser rauen Wildnis geht. Noch gibt es keine übertriebenen Schwarzweiß-Zeichnungen, denn am gnadenlosesten ist nicht der Mensch, sondern die Natur. Das fand ich fast poetisch. Und in Lubezkis Bildern sehr anschaulich dargestellt.

PD: „The Revenant“ erfüllt nicht unbedingt das abgespeicherte Genre-Klischee. Dennoch qualifiziert er sich für mich als glasklarer Western, weniger orientiert an den typischen Cowboy-Konflikten und Shootouts, sondern aufgrund der landschaftlichen Darstellungen. Ich musste auch immer wieder an Filme wie „Seraphim Falls“ oder „Yukon“ denken. Auch da ging es um den nach Rache dürstenden Mann, der seinen Kontrahenten durch die unwirtlichen Weiten des Wilden Westens jagt.

Bei all den positiven Aspekten, wie den tollen Darstellungen von DiCaprio und Hardy oder der wunderschönen Arbeit von Emmanuel Lubezki, ist das aber auch einer jener Filme, die ich mir wohl kein zweites Mal ansehen werde. Da reiht sich „The Revenant“ ein in die Reihe anderer anspruchsvoller, wunderschöner aber mich unbefriedigt zurücklassender Werke von Inárritu wie „21 Grams“ oder „Babel“.

Mad Max: Fury Road

22 Freitag Mai 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Avengers, Charlize Theron, Dredd, Fury Road, George Miller, gravity, Immortan Joe, Imperator Furiosa, Lucy, Mad Max, Max Rockatansky, Mel Gibson, Prometheus, Snowpiercer, The Hobbit, the hunger games, Tom Hardy, X-Men

30 Jahre nachdem Mel Gibson das letzte Mal als Max Rockatansky von George Miller durch eine post-apokalyptische Welt gehetzt wurde, bekommen wir ein neues Abenteuer aus der „Mad Max“-Reihe zu sehen. Doch auch wenn Tom Hardy der neue Titelheld ist, so gefiel uns an „Fury Road“ vor allem Charlize Theron als Imperator Furiosa.

YP: Eigentlich geht das schon beim Sichten des Trailers los. Die unweigerliche Frage: Was zum Teufel ist das denn? Der Film hat dann überraschenderweise meine kühnsten Vorstellungen positiv übertroffen. Wir reden hier von Superlativen, aber ein Mad Max-Sequel musste natürlich explosiv werden. Und Explosionen sind nun mal extrem zerstörerisch.

PD: Der Trailer hat zum Glück die Richtung vorgegeben und hat George Miller einen Film abgeliefert, der im Grunde nicht mehr aber auch nicht weniger als eben dieser Trailer ist: ein einziger Showdown, eine Stunt-Orgie. Spaß hat man hier auf jeden Fall. „Mad Max: Fury Road“ ist ein Ozploitation-Film, dem versehentlich das Budget einer Bruckheimer-Produktion zugestanden wurde. So sieht es denn auch aus.

YP: Was noch viel wichtiger ist: im Grunde ist der Film eine 150-Millionen-Dollar-Produktion mit einer Heldin im Mittelpunkt der Geschichte und wie oft bekommen wir so etwas zu Gesicht? Ich kann dir alle Blockbuster mit weiblichem Lead der letzten Jahre auf einer Hand abzählen. Nein, kann ich nicht, weil es kaum welche gibt. Spontan fallen mir jetzt nur „Gravity“, „The Hunger Games“, „Lucy“ ein. Von mir aus auch „Prometheus“.

Allein dieses genderpolitische Statement macht den Film u.a. sehr sehenswert.

PD: Es war sehr schön zu sehen, wie Miller den Fokus auf die Frauen legte und die mehr als rudimentäre Handlung rund um die Frauen sponn. Dass deshalb manch verwirrter Blogger zum Boykott aufrief, sah ich wieder nur als Beweis, dass noch viel mehr „Macho“-Filme mit starken weiblichen Charakteren nötig sind. Zudem hat Charlize Theron herrlich in die Rolle gepasst. Die langsam entstehende Verbindung zum so gut wie stummen Max, hat mir auch gefallen.

Stellenweise erinnerte mich das Geschehen auch ein wenig an „The Homesman“, in dem George Briggs (Tommy Lee Jones) von Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) vom Galgen gerettet wird, unter der Bedingung, sie beim Transport von drei Frauen quer durch das Land zu begleiten. Die grundlegende Handlung ist hier nicht viel anders. Max wird gerettet und sieht sich im Endeffekt gezwungen, den Frauen bei der Flucht vor Immortan Joe zu helfen, um nicht auch selbst zu sterben.

YP: Auf mich wirkt dieses „Sequel“ wie eine würdige Fortsetzung bzw. Weiterführung der Trilogie aus den Achtzigern. Der Wandel des Actionskinos der letzten drei Jahrzehnte wird dabei komplett übergangen. „Fury Road“ vollzieht hier einen Spagat, die alten Filme zitierend.

Denken wir dabei auch an „Snowpiercer“, vom Aufbau ähnlich. Was wir zu sehen bekommen, ist eine 2-stündige Verfolgungsjagd. Die Spannungskurven von konventionellen Plotlines des Actionfilms werden hier auch auf ironische und unverschämte Weise auf den Kopf gestellt. Von einer Spannungskurve zu sprechen, ist weit hergeholt, es handelt sich eher um eine 2-stündige Spannungsspitze.

PD: Als Fortsetzung kann man den neuesten Teil auch kaum sehen, da er nicht nur einen neuen Hauptdarsteller zeigt, sondern sich zeitlich auch gar keinen Rahmen setzt. Ohne Probleme könnte dies auch der erste Film einer neuen Trilogie sein. Allerdings muss ich zugeben, dass mir der Charakter Max Rockatansky niemals wirklich gefallen hat. So wie ich auch die Original-Filme nur noch verschwommen in Erinnerung habe.

Als endlose Verfolgungsjagd funktioniert „Fury Road“ hervorragend, vor allem da die Stunts großartig in Szene gesetzt wurden. Jedoch ist es inhaltlich unendlich banal. Da hat „Snowpiercer“ viel mehr an Hintergrund zu bieten und auch viel interessantere Charaktere.

YP: Die Figuren sind auch kaum Sympathieträger. Weder Max (Tom Hardy) noch Imperator Furiosa (Charlize Theron) sind Personen, die gefallen möchten. Diese „Fuck-Off-Haltung“ macht beide auch so anziehend.

Mehr Hintergrund finde ich in „Snowpiercer“ nicht, genauso wie in „Fury Road“ geht es um Kritik an dem herrschenden ausbeuterischen System. Ersterer ist bestimmt etwas detailverliebter und eine Spur kritischer. Ich verstehe nur nicht, warum mir der angeblich fehlende Tiefgang eines Actionfilms – der sonst keine weiteren Ansprüche stellt – ein Kritikpunkt sein sollte. Die Dialoglosigkeit ist unglaublich wohltuend. Innerhalb dieses Genres funktioniert das doch großartig. „Fury Road“ gibt nicht vor, etwas zu sein, was er nicht ist, das ist unverschämt unmissverständlich offenherzig.

PD: Im Vergleich zu den deformierten Bösewichten, sind Max und Furiosa sowie die „Brüterinnen“ aber sehr wohl Sympathieträger und sei es nur, weil sie sich etwas menschlicher verhalten, denn die verrückten Männer rund um Immortan Joe.

Wenn „Fury Road“ einen Hintergrund haben will, dann ist der sehr rudimentär angelegt, was ja auch gar kein Problem ist. Miller inszeniert eine Actionorgie mit der ich auch viel mehr anfangen kann, denn etwa mit Auto-Stunt-Filmen wie der „Fast & Furious“-Reihe oder „Need for Speed“. Es war auch amüsant dabei zuzusehen, wie sich Tom Hardy einsilbig oder nur mit Grunzern verständigt.

Dennoch. Du schreibst ja selbst, dass „Fury Road“ Kritik am herrschenden ausbeuterischen System übt. Das ist ein angedeuteter Hintergrund und der ist recht schwach ausgearbeitet. Als grell leuchtendes Endzeitszenario kann der Film punkten, aber man darf die Handlung keine Sekunde lang hinterfragen. Oder wie sich Max inmitten des Showdowns verhält.

YP: Ich möchte nicht etwas am Film bemängeln, was nicht wirklich fehlt. Der Demagoge Immortan Joe wird gestürzt, aus dem Freiheitsantrieb seiner Sklavenfrauen. Dazwischen haben wir 100 Minuten pure Action und ungehaltene Spannung. Wollten wir hier noch mehr ins Detail gehen, suchten wir die nicht-existente Nadel im Heuhaufen. Daher ist deine Kritik am „recht schwach ausgearbeiteten Hintergrund“  für mich nicht nachvollziehbar, da doch die Rollenbilder sehr viel reflektieren. Und Max handelt aus einem Überlebenstrieb, sein Instinkt leitet ihn. Du findest auch bei jeder anderen Figur ein Motiv.

PD: Na gut, aber wenn du schreibst, dass „Fury Road“ Kritik am an dem herrschenden ausbeuterischen System zeigt. Das ist für mich hier aber nicht mehr als ein Vorwand für gute Actionsequenzen. Max taucht als einsamer Überlebender in eine Situation ein und tut alles um zu Überleben. Deshalb zieht er auch wie der Lonesome Cowboy am Ende wieder von dannen. Wobei ich hier auch wieder an „Waterworld“ (der sich ja sehr an den Originalfilmen bedient hat) denken musste. Auch da, der einsame Anti-Held, der doch immer das Beste tut aber alleine bleiben muss.

Auch wenn ich mich wiederhole: „Mad Max: Fury Road“ ist ein fantastischer Stunt-Reigen, aber auch wenn die Handlung brutal und gewalttätig ist, so kam ich aus dem Lachen kaum heraus. Das lag einerseits an den fantasievoll-verrückten Details wie der Marschkapelle inklusive Gitarrenspieler, dessen Instrument auch noch Feuer speien konnte, aber auch daran, dass ich keine Sekunde an das Schicksal dieser Charaktere verschwendete. Dass etwa Nux (Nicholas Hoult) den Märtyrertod sterben wird, war ziemlich vorhersehbar.

Für mich ist Millers Film von der Intensität und dem Sehvergnügen mit „Dredd“ vergleichbar.

YP: Für mich läutet dieser Film eine neue Ära des Action-Kinos ein. Die Actionsequenzen folgen nach gar keinen allzu bekannten konventionellen Mustern ab, die Rollenbilder, wie wir sie zu Genüge zu Gesicht bekommen haben, werden auf den Kopf gestellt.  Vom ersten Teil der Mad-Max-Saga (1979) bis heute hat sich nun im Filmbusiness und Politisch Einiges getan. Dieser Film – so plump wie er die darin vorkommenden demagogischen Herrschaftsstrukturen abbildet, stellt eine Parallele zum misogynen Hollywood-System her. Um sie mühelos über Bord zu werfen.

Aber natürlich geht es mir hauptsächlich um den Spaß, den ich bei der Sichtung hatte. Dein Vergleich mit „Dredd„ gefällt mir, da das auch ein guter – reduzierter – und unglaublich unterhaltsamer Actionstreifen ist. Und nachträglich betrachtet frage ich mich, wie ich mir jemals wieder Filme wie „The Hobbit“, „X-Men“ oder sogar „Avengers“ antun kann ohne vor Langweile zu sterben. Da wurde die Handlung (!) so dermaßen aufgepumpt und unnötig ausgedehnt, dass die Action nicht nur zu kurz kam, sondern extrem darunter litt.

 

The Drop

10 Samstag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Schlagwörter

bullhead, Dennis Lehane, James Gandolfini, killing them softly, Matthias Schoenaerts, michael r. roskam, Mystic River, Noomi Rapace, the drop, Tom Hardy

Nach seiner Oscar-Nominierung für den „Best Foreign Language Film“ für „Bullhead“, feiert Michael R. Roskam sein US-Debüt mit einer Gangstergeschichte in Brooklyn aus der Feder von Dennis Lehane.

Der folgende Dialog enthält Spoiler!

PD: Je länger ich über „The Drop“ nachdenke, desto mehr erinnert er mich an „Killing Them Softly“. Atmosphärisch sehr dicht, aber nicht unbedingt mit der innovativsten Handlung versehen.

YP: Die Stimmung und die fantastisch gespielten Figuren geben hier den Ton an. Der Plot funktioniert, auch wenn – und da stimme ich dir auch zu – nicht die bahnbrechendste Auflösung schlußendlich zum Vorschein kommt. Es ist sogar ein wenig so, dass man eventuell was ahnt. Und trotzdem stört das nicht.

In „Bullhead“ spricht auch die Atmosphäre Bände – auch wenn die Story viel wuchtiger ist und auch von einem längeren Zeitraum erzählt wird. Wobei wir das New York Setting natürlich schon Tausend Mal gesehen haben. Die belgische Provinz hingegen – noch konkreter: den Stierzüchter – ist uns eher ein exotischer Ort.

PD: Es funktioniert aber nicht jeder Charakter. Bobs (Tom Hardy) Zufallsbegegnung mit Nadia (Noomi Rapace) führt ins Leere. Da hilft auch die gute Leistung von Rapace nicht wirklich. Sehr schön fand ich vor allem James Gandolfini als Barbesitzer Marv, der den Verlust seines Status‘ nicht verwinden konnte.

Roskam vermochte es aber auch, einen eigenen Blick auf New York zu werfen. Natürlich wurde man immer wieder von den Charakteren darauf hingewiesen, aber rein von den in Szene gesetzten Gebäuden, hätte das etwas Anonymes. Ich hatte den Eindruck, als wären Gangsterfilme der 1970er-Jahre die größte Inspiration gewesen, jene von Sydney Lumet und William Friedkin.

YP: James Gandolifini fühlt sich in dieser Rolle sichtlich wohl, wobei dieser Kleinbandit natürlich nicht mit dem großen Gangster Tony Soprano zu vergleichen ist. Und Tom Hardy zieht die Show schlechthin ab. „The Drop“ ist sein Film. Ein bisschen stieht er Gandolfini die Show, und dass obwohl es sein letzter Filmauftritt ist.

PD: Finde gar nicht, dass er ihm die Show stiehlt. Vielmehr war ich von den Momenten mit Gandolfini sehr eingenommen, wohl wissend, dass wir hier seine letzte Filmarbeit sehen. Die Momente in denen er in seinem Auto sitzt und seinem Ende entgegen sieht, sind erstaunlich.

Außerdem hat mir auch Matthias Schoenaerts in seiner Rolle als brutaler Kleinganove gefallen.

Hardy ist natürlich der darstellerische Höhepunkt des Films. Er gibt dem Charakter Facetten, die im Nachhinein alle stimmig erscheinen, auch wenn ich auf Drehbuch-technischer Ebene, diese Enthüllungen etwas weniger begeistert aufgenommen habe.

YP: Der Schluss hat natürlich diesen Beigeschmack, das will ich nicht leugnen. Dennoch ist die Spannung, die besonders in Szenen zwischen Marv und Bob entsteht, eindeutig Hardy zuzuschreiben. Für mich einer der besten Schauspieler seiner Generation.

Matthias Schoenaerts zeigt hier nur einen Bruchteil seines Könnens, leider, das lässt aber auch die Rolle nicht zu. Wir kennen ihn gut seit „Bullhead“ und „Rust and Bone“ und freuen uns auf mehr. Das hier war nur ein Trostpflaster.

PD: Gandolfini hat aber in diesen Szenen mit Hardy auch diese Wehmut einfließen lassen. Wenn Bob den abgetrennten Arm in Backpapier und Folie einwickelt, als würde er ein Sandwich verpacken, dann ist Marv derjenige, in dessen vor Schock geweiteten Augen sich auch die Reaktion des Publikums Bob gegenüber widerspiegelt. Diese Szenen funktionieren durch das großartige Zusammenspiel von Hardy und Gandolfini.

Dass Hardy nach seiner Galavorstellung in „Locke“ nun mit „The Drop“ noch einmal zeigt, was in ihm steckt und welch schwierige Rollen er übernimmt, ist natürlich nur ein Zeichen für seine Klasse.

Für Schoenaerts hat die Rolle wohl auch etwas von einem Gastauftritt. Immerhin hat er mit Roskam an „Bullhead“ gearbeitet, aber die Rolle lässt wirklich nicht mehr zu. Die Rolle von Noomi Rapace fand ich aber noch schwächer ausgearbeitet.

YP: Liegt vielleiciht daran, dass das ein „männlicher“ Film ist. Gangster-Milieu und Halbstarke, das sagt doch schon alles. Mir gefiel Rapace in ihrer Minirolle trotzdem. Die wirkt nicht wie ein verschrecktes Hascherl, bei dem Ex wäre ich weitaus mehr ausgeflippt. Und bei den Zukunftsaussichten auch. Sie tut es nicht, das hat fast was.

PD: Sie spielt gut, keine Frage, ihr Charakter jedoch hat mir nicht sonderlich imponiert. Dennis Lehane, der hier seine eigene Kurzgeschichte adaptierte, ist ja fähig, starke Frauencharaktere zu schreiben. Das hat er in „Mystic River“ gezeigt.

YP: Ein letzter Satz zu Hardys Dackelblick? Eine sehr augenscheinliche Metapher oder ist das schon wieder ein Spoiler?

PD: Spoiler haben wir eh schon genug. Daran wird es jetzt nicht scheitern. Ja, der Hund selbst ist schon eine sehr augenscheinliche Metapher und hat mich nicht gefesselt, aber es mich auch nicht sonderlich gestört.

Locke – No Turning Back

11 Freitag Jul 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

All Is Lost, Buried, Locke, No Turning Back, One-Man-Show, Phone Booth, Steven Knight, Tom Hardy

Ein Mann und ein Auto. Knappe 90 Minuten lang fährt Ivan Locke (Tom Hardy) von Birmingham nach London. Für ihn wird es eine lebensverändernde Autofahrt und für das Kinopublikum ein nervenaufreibendes und fesselndes Kinoerlebnis.

PD: „Locke“ ist einer der seltenen Fälle, wo ich über einen neuen Titel für den deutschsprachigen Raum glücklich bin.

YP: Ich habe den Film auf der Viennale als „Locke“ gesehen und kann mit dem deutschen Verleihtitel nichts anfangen. Er passt einfach nicht. „No Turning Back“. Das klingt nach Sci-Fi-Thriller. Nicht nach einem Auto-Kammerspiel und moralischer Demontage.

PD: Das hat auch eher praktische Gründe. Während des Films erscheint der „deutsche“ Titel „No Turning Back“ kein einziges Mal auf der Leinwand. Als ich aber mit Freunden und Arbeitskollegen über den Film sprach und den Originaltitel fallen ließ, gab es hauptsächlich Witze darüber, dass es sich wohl um einen Film handelt, bei dem es um Haare geht. Von diesem ein wenig anti-cineastischen Blickpunkt aus, finde ich es diesmal besser, dass es diesen anderen englischen (deutschen) Titel gibt.

Im Grunde passt der auch gar nicht so schlecht. Ivan Locke (Hardy) hat ja auch keine Möglichkeit mehr umzukehren. Das ist in dem Moment klar, in dem er sich in das Auto setzt.

YP: Findest du? Klar, in das Konstrukt des alten Lebens kann er nicht mehr zurück, aber da liegt die Schuld auch bei ihm. Es hat mich nicht losgelassen, darüber nachzudenken, wohin Ivan Locke jetzt gehen wird.

PD: Es lag an seiner Geradlinigkeit, dass es für mich klar war, dass er seine Entscheidungen nicht mehr ändern würde. Seine Motive konnte ich nicht immer nachvollziehen (Warum meldet er sich nicht wirklich krank? Warum fährt er überhaupt in der Nacht ins Krankenhaus? Er hätte genauso gut am nächsten Tag hinfahren können, nachdem der wichtige Auftrag erledigt war.) aber er handelte nach einem sehr klaren Wertekodex.

YP: Wie fandest du ihn als Charakter? Als Menschen? War er jemand, den du gerne näher kennenlernen wolltest?

PD: Wirklich sympathisch wirkte er nicht. Das ist auch schwer zu beurteilen. Man sah ihn in stressigen Situationen, in denen er sein ganzes Leben unter sich zusammenbrechen sah. Wie er in einem lockeren Umfeld, in einer Bar wohl wäre…? Ich weiß es nicht. Es war mir aber auch nicht wichtig.

YP: Nein, interessant, dass du schreibst, auf dich wirkte Locke geradlinig. Wäre er das von Anfang an gewesen, hätte er sich nicht in eine derart abgehobene Situation gebracht. Ich habe mich stets gefragt, wie tickt jemand, der innerhalb kürzester Zeit sein Leben selbst und aktiv zerstört. Es war doch eher so, als wäre das Fundament seiner Lügen über ihn eingestürzt. Vielleicht passt der Titel „No Turning Back“ doch ganz gut. Wer sich selbst betrügt, will auch nicht mehr zurück.

PD: Das stimmt natürlich. Er hat seiner Frau nichts von dem Seitensprung mitgeteilt und lässt seinen Arbeitgeber in dieser kritischen Situation hängen. Andererseits wird er von seinem Mitarbeiter, seinem Vorgesetzten und auch seiner Frau als verlässlicher Typ beschrieben. Seine Frau glaubt ihn nicht mehr wieder zu erkennen. Vielleicht war das auch eine Maske die er getragen hat, aber auf mich wirkte er geradezu selbstzerstörerisch konsequent. Was seine Pläne zerstörte, war die 2 Monate zu früh einsetzende Geburt.

YP: Für mich war es schwierig, seinen Charakter einzuschätzen. Immer diese Fassade. Auch der Bart, den Tom Hardy für die Rolle kultiviert hat. Vielleicht hole ich gerade wirklich weit aus, aber Locke scheint sich dahinter zu verstecken.

PD: Eine Distanzierung gab es für mich in den Momenten, in denen er „Zwiegespräche“ mit seinem Vater führte. Das war einfach irritierend. Es eröffnete zwar eine interessante psychologische Facette in seinem Charakter und wird von Hardy auch toll gespielt, aber es passte irgendwie nicht in diesen sehr kompakt inszenierten Film. Das war ein störender Fremdkörper.

YP: Mir war auch keine Sekunde im Film langweilig, wobei das eine sehr stark räumlich eingeschränkte und vom Schauspiel reduzierte Show ist.

PD: Langeweile kam nie auf, da Locke auch immer wieder durchgab, wie lange er noch bis ins Krankenhaus brauchen würde. Das war das lustige Gegenstück zur Zeitanzeige am Display des DVD-Players.

YP: Aber die Selbstgespräche waren auch irgendwie notwendig, um noch tiefer in die Abgründe der Figur blicken zu können. Unbehagen hat das bei mir nicht verursacht, das hat schon die gesamte Fahrt. Locke fuhr sozusagen ins selbstauferlegte Verderben …

PD: Unbehagen in dem Sinn, als dass man merkte, dass es tief sitzende Konflikte in ihm gibt, die er nie wirklich aufgearbeitet hat. Dieser Kodex dem er folgt, ist im Grunde „nur“ eine Ablehnung des Lebens, das sein Vater führte.

Als Stilmittel hat es mir nicht missfallen, aber auch nicht wirklich gefallen. Ich hätte gut ohne diese Monologe leben können.

YP: Wobei mir Stille im Auto vielleicht sehr unangenehm gewesen wäre …

PD: Das hätte ich sehr gerne gesehen. Die Momente der Stille hatte er gar nicht. Wenn ein Gespräch beendet wurde, startete er sofort von Neuem eines, oder er wurde angerufen. Es gab keine richtige Stille, wie man sie sich sonst im Auto erwarten würde.

YP: Ich befürchte, die eine oder andere stumme Minute hätte dem Film – besonders zu Beginn – nicht geschadet. Zum Schluss hin war schon zu viel los und ich wollte wissen, wie es weiterging.

PD: Gerade zu Beginn verstand ich seine Hektik aber umso mehr. Er musste verschiedenen Menschen mitteilen, was sich alles ändern wird. Dass er nicht mitten im Trubel sich einen Moment der Ruhe gönnt, hat mich ein wenig gewundert.

Ein Vergleich der mir sofort ins Auge sprang, und den ich dann auch bei Lenas Filmblog gelesen habe, war jener mit „All Is Lost“.

YP: Ein Vergleich, der mir nicht gekommen ist, den ich durchaus nachvollziehen kann.

PD: Dabei muss ich sagen, dass mir Robert Redford als auch der Film besser gefielen.

YP: Bloß, dass der Namenlose in „All Is Lost“ unfreiwillig in diese Situation gekommen ist. Da würde ich mir gerne beide Filme am selben Tag ansehen, bevor ich den Vergleich mache. Mir haben beide Filme gut gefallen.

PD: Das ist der fundamentale Unterschied. Zudem auch, dass der von Redford gespielte Segler durch die Tücken der Moderne (ein Frachtcontainer) in sein Schlamassel gerät, während Locke ohne die Segnungen der Moderne gar nicht erst die Situationen so handhaben könnte.

Zudem ist „Locke“ ein Dialoggetriebener Film. Das könnte auch hervorragend als Hörspiel funktionieren.

YP: Wobei aber „Locke“ reduziert ist, viel geschnitten wurde und es Lichter in der Dunkelheit gibt (der Film spielt in der Nacht und auf einer Autobahn) und „All Is Lost“ lebt auch von den schönen Bildern der offenen Weltmeere. Darum beeindruckt mich „Locke“ umso mehr, weil er eben so gut auf der Leinwand funktioniert, nichtsdestotrotz seiner schwierigeren und herausfordernden Rahmenbedingungen.

PD: „All Is Lost“ hat etwas Archaischeres und wirkt auch mehr wie eine Metapher auf das (Über)Leben. Was an „Locke“ fasziniert, ist die Alltäglichkeit. Es sind keine allzu außergewöhnlichen Situation, als dass das Publikum sich damit nicht identifizieren könnte.

Inszenatorisch wurde das recht gut gelöst. Mir gefielen die Seitenblicke auf die Straße, die hin und wieder irritierenden Lichter von den Scheinwerfern anderer Autos.

Jetzt erinnere ich mich auch gerade an „Phone Booth“ mit Colin Farrell. Auch so ein Film der an einem Ort spielte…

YP: Oder „Buried“, das ist auch so eine One-Man-Show.

PD: Das Ende hat mich wieder ein wenig zurückgeworfen auf die Frage, weshalb er das alles tut. So wie sich alles zuletzt auflöst, hätte er genauso gut am nächsten Tag nach London fahren können. Da konnte ich Lockes Handlungen einfach nicht nachvollziehen.

YP: Diese Frage stellte sich bei mir gar nicht. Ich war eher motiviert zu erfahren, wie das endet und eher weniger damit beschäftigt, ihn zu verstehen.

PD: Lustig. Bei mir war es genau umgekehrt.

YP: Und ich bin außerdem ein Tom Hardy-Fan, der kann machen, was er will, ich kauf es ihm ab.

PD: Hardy gehört zu den interessanteren jungen Schauspielern, die in den letzten Jahren ihren Durchbruch feierten. Dabei fiel mir vor ein paar Tagen erstmals auf, dass ich ihn ja bereits als Bösewicht in „Star Trek: Nemesis“ gesehen habe. Das hat mich richtig erschreckt.

YP: Aus den jungen Jahren.

PD: Ganz jungen Jahren.

Abonnieren

  • Einträge (RSS)
  • Kommentare (RSS)

Archiv

  • September 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013

Kategorien

  • Filmdialoge
  • Personalia
  • Special
  • TV
  • Uncategorized

Meta

  • Registrieren
  • Anmelden

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.

Datenschutz & Cookies: Diese Website verwendet Cookies. Wenn du die Website weiterhin nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen, beispielsweise zur Kontrolle von Cookies, findest du hier: Cookie-Richtlinie
  • Abonnieren Abonniert
    • Film Im Dialog
    • Schließe dich 53 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • Film Im Dialog
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen