• About Film im Dialog

Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Schlagwort-Archiv: viennale

Ida Lupino: Outrage & The Bigamist

20 Freitag Nov 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Hollywood, Ida Lupino, martin scorsese, Outrage, the bigamist, viennale

Als eine der ersten – wenn nicht die erste – Studioregisseurin Hollywoods hat sich Ida Lupino einen Namen gemacht, der im Filmkanon leider zu selten genannt wird. Die Viennale hat ihre Regiearbeiten gezeigt, das zum Anlass genommen, möchten wir daher an dieser Stelle zwei ihrer Filme genauer besprechen.

YP: Leider habe ich nicht mehr als zwei ihrer Regiearbeiten bei der Viennale gesehen, aber ich war sehr angetan davon, dass überhaupt welche gezeigt wurden. Was mich aber schon irritiert hat, wie klein der Rahmen für dieses Lupino-Tribute im Grunde war. Sie war sehr fleißig, auf allen Ebenen.

PD: Mir fiel das Tribute so gut wie gar nicht auf, was ja auch etwa in der Festival-Rückschau im Standard kritisiert wurde. Ein Kritikpunkt, den ich voll und ganz teile. Anstatt derartigen Entdeckungen den nötigen Raum zu geben, gehen sie im Wust der vielen Filme und zusätzlichen Schienen geradezu unter.

Erstaunt war ich dann aber auch vor allem darüber, dass das Filmschaffen von Ida Lupino als Entdeckung zu bezeichnen ist. In der Dokumentation „A Personal Journey with Martin Scorsese Through American Movies“, wird sie als einzige Filmemacherin dezidiert angesprochen. Ihre Arbeiten haben zumindest in den USA einen etwas höheren Stellenwert. Auch wenn sowohl „The Bigamist“ als auch „Outrage“ nicht unbedingt zu den technisch ausgefeiltesten Filmen gehören, beeindrucken sie in ihrer strengen Machart.

YP: „Outrage“ und „The Bigamist“ funktionieren sowohl dramaturgisch als auch auf der Plotebene hervorragend. Ihre größte Stärke liegt aber in der Zeichnung der Figuren, da ist es gar nicht so sehr von Bedeutung, dass die Filme „technisch ausgefeilt“ sind. Wir haben uns auch zwei sehr interessante Filme ausgesucht. „Outrage“ ist quasi eine Coming-of-Age einerseits, andererseits zeigt es die Protagonistin, wie sie mit dem Trauma einer Vergewaltigung umgeht. Und in „The Bigamist“ zeigt sie mit sehr viel Objektivität einen Protagonisten, der ein Doppelleben führt. Auch wenn „Outrage“ sich nicht scheut, auch das Melodrama zuzulassen, so ist „The Bigamist“ sehr nüchtern in der Figurenzeichnung.

Wenn man dann noch in Betracht zieht, wie schwer es im Hollywood der Fünfzigerjahre  für die Regisseurin Lupino überhaupt gewesen sein muss einen Film zu realisieren, dann ist der Respekt schier grenzenlos. Es ist heutzutage – mehr als ein halbes Jahrhundert später – sehr schwer für Regisseurinnen, sich in Hollywood zu behaupten und durchzusetzen. In den Credits von „Not Wanted“ aus 1949 – ihrer ersten Regiearbeit – wurde sie nicht einmal gelistet.

PD: Vor allem die sensible Art und Weise, mit der Lupino diese heiklen Themen in Szene setzt, haben mich beeindruckt. Gerade bei der Vergewaltigungsszene in „Outrage“ hatte ich nie das Gefühl, dass hier nach Effekten geheischt wird, sondern es kam sehr deutlich die Angst der Frau durch, wie sie durch die dunklen Gassen Schutz suchend flüchtet. Weniger beeindruckt war ich dann aber von den Nachwirkungen. Tod Andrews war als Reverend Ferguson, der sich der vor ihrer Umgebung flüchtenden Ann (Mala Powers) annimmt, zwar sympathisch, aber seine Dialoge klangen teilweise recht ungeschliffen.

Da fand ich „The Bigamist“ deutlich stärker. Vor allem da eine moralische Wertung der Lebenssituation unseres „Helden“ gar nicht vorgenommen wird. Edmond O’Brien spielt ihn auch entsprechend zurückgenommen, fast schon ein wenig vor der Welt buckelnd. Während Joan Fontaine und Ida Lupino als seine beiden Ehefrauen den Raum bekommen, um nicht rein als „Ehe-Anhängsel“ zu dienen.

Dass sie diese Werke auch noch selbst finanzierte und mit ihrer eigenen Produktionsfirma „The Filmakers“ auf die Leinwand brachte, zeigt, wie weit außerhalb des Studio-Systems sie sich bewegen musste, um überhaupt ihre Geschichten erzählen zu können.

YP: Vor allem in „The Bigamist“ war der moralischen Zwiespalt beim Protagonisten, der eher als Antiheld zu bezeichnen ist, zwar immer sichtbar und spürbar, die Kamera ließ sich jedoch in keinem Augenblick zu einem verurteilenden Blick hinreißen. Da wurde so sehr die Sicht dieses Mannes gezeigt, dass wir als Publikum einfach nur beobachten konnten. Diese Zurückhaltung in der Darstellung – obwohl sie nie unbeteiligt wirkt – hat mir sehr gut gefallen. Der Mann, der eigentlich ein Lügner und Betrüger ist, verliert nie seine Würde.

Die zweite Hälfte von „Outrage“, die für die Protagonistin Ann auch zu einer Art von Roadtrip wird, ist höchstens dafür anzukreiden, dass immer eine gewisse Sentimentalität mitschwingt, bzw. dieses oben erwähnte Melodrama. Dies spreche ich aber der Jugend ihres Charakters zu. Schön inszeniert fand ich wieder, wie vorsichtig sich Lupino an das Thema der Bewältigung ihres Traumas macht.

PD: Eine wohl unbeabsichtigte, aber dennoch auffällige Parallele war der Einsatz des Gerichtssaals für das Finale. Wobei ich auch wieder bei „Outrage“ gröbere Schwächen in der Ausführung sehe. Die Dialoge klingen ein wenig sentimental, auch wenn die dahinter liegende Botschaft, des Einflusses der Umgebung auf die Taten und Psyche eines Menschen – sowohl auf den Täter als auch auf das Opfer – hoch interessant war.

In „The Bigamist“ schien mir die Spannung und Atmosphäre dichter ausgearbeitet zu sein. Die Szene fühlt sich nicht wie eine Predigt an, wie in „Outrage“. Stattdessen versinkt man in diesem Finale und wartet gespannt auf den Ausgang dieses Dilemmas.

Dass Ida Lupino nach „The Bigamist“ gut 13 Jahre warten musste, um erneut bei einem Kinofilm Regie führen zu können, zeigt auch, wie schwer es in diesem Klima für sie war, ihre Ideen umzusetzen.

YP: Sie war über die Maßen fleißig. Betrachtet man die langen Listen auf imdb.com, was sie alles gemacht hat, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Vielen ist sie ohnehin mehr als Schauspielerin, denn als Regisseurin bekannt. Sie hat dem Kino dann aber auch den Rücken gekehrt und hat fast ausschließlich nur noch für das Fernsehen gearbeitet. „The Trouble with Angels“ ist ihr letzter Kinofilm (als Regisseurin). Aber auch als Schauspielerin hat sie dann das Medium gewechselt.

PD: Dass sie sich von Hollywood abwandte, ist wohl auch mit ein Grund, weshalb ihre Regie-Arbeiten heute in gut versteckten Tributes erst wieder entdeckt werden müssen. Es lohnt sich jedoch, diesen Filmen nachzuforschen.

The Nightmare

30 Freitag Okt 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Schlagwörter

Emine Emel Balci, Ida Lupino, Nefesim kesilene Kadar, Outrage, rodney ascher, room 237, the nightmare, viennale

IMG_20141214_183521

2012 präsentierte Rodney Ascher seinen Dokumentarfilm „Room 237“ auf der Viennale. Aufmerksamkeit erlangte der Film insbesondere deswegen, weil er sich mit der Bildsymbolik (und den Verschwörungstheorien) von Stanley Kubricks „The Shining“ befasst. Auf der diesjährigen Viennale präsentiert Ascher seinen neuen Film „The Nightmare“, wo er acht Personen vor die Kamera zum Gespräch bittet, die an Schlafparalyse leiden.

PD: „The Nightmare“ ist einer jener Filme, die ich ohne die Viennale wohl kaum entdeckt hätte. Und das obwohl mit Rodney Ascher ein halbwegs bekannter Regisseur die Regie inne hatte.

YP: Vor einigen Jahren haben ich auch im Rahmen der Viennale „Room 237“ gesehen. Aber da auch eher durch Zufall, da ich mir im selben Jahr „The Shining“ angesehen hatte. Eines führte zum anderen und ich fand mich in der Vorstellung von „Room 237“ wieder. Der Film war in seiner Machart als Dokumentarfilm sehr amüsant und gerade deswegen interessiert mich Aschers neueste Dokumentation, auch wenn mir die Thematik ziemlich fremd ist.

PD: „Room 237“ fand ich stellenweise amüsant, aber es hatte eher die Machart eines überlangen YouTube-Verschwörungsclips. Die schiere Menge an Diskutanten und „Experten“ machten daraus einen relativ kurzweiligen Trip in diese Gedankenwelten.

„The Nightmare“ hat mich eher von der Thematik gepackt, denn Ascher gegenüber bin ich nun skeptisch geworden. Ehrlich gesagt hat er mich auch mit dieser Mischung aus Thriller und Dokumentation, in welcher er die Albträume der Betroffenen darstellt, nicht überzeugen können. „Room 237“ ging vor Experten regelrecht über, während „The Nightmare“ stur aus der Sicht der Betroffenen erzählt wird und sich dadurch jeder tiefer gehenden Auseinandersetzung verschließt.

YP: „Room 237“ funktioniert aber dann für das Publikum am besten, wenn man ihn nicht allzu ernst nimmt. Wohingegen sich „The Nightmare“ viel zu ernst nimmt. Das fand ich auf die Dauer ermüdend, denn gerade zu diesem Thema finde ich eine Mischung aus Betroffenenmeinungen und Expertenmeinungen interessanter – fast notwendig. Wie er das im Film aufgezogen hat, verfliegt die Magie recht schnell, bereits nach 30 Minuten. Allerdings muss ich anmerken, dass ich eben diese erste halbe Stunde auch unheimlich finde. Mich hat das sofort dazu animiert, mich in das Thema einzulesen. In dieser Hinsicht teile ich deine Meinung. Ascher schreckte vor allem zu Beginn nicht vor Effekthascherei in der Darstellung zurück.

PD: Bei „Room 237“ kommt hinzu, dass man ohne die Kenntnis von Stanley Kubricks „The Shining“ wohl auch kaum den Spaß hat, sich über all diese Theorien zu amüsieren oder darin zu versinken. Mich störte weniger der ernsthafte Zugang zur Thematik bei „The Nightmare“, denn ich glaube schon, dass den Betroffenen dies das Leben schwer macht. Allerdings haben ihre Erlebnisse und wie sie Ascher in nachgestellten Sequenzen inszeniert, sehr bald den Punkt erreicht, an dem man einen Rhythmuswechsel benötigen würde.

Dieselben Menschen immer wieder verschiedene Träume und Paralysezustände erzählen zu sehen und zu hören, hat sehr bald einen langweilig eintönigen Charakter. Was die Thematik ganz und gar nicht verdient. Hier hätte ich mir von Ascher einige wissenschaftliche Bezugspunkte gewünscht. Stattdessen benutzt er die Träume, um einen Quasi-Thriller zu drehen.

Hier muss ich auch eine Kritik an der Viennale los werden. Das ist ein Film, der schlicht nicht auf dem Festival hätte laufen müssen. Bei der Unmenge an Filmen, die dort jedes Jahr gezeigt werden, ist es natürlich unmöglich stets gute Filme zu zeigen. „The Nightmare“ scheitert aber auf halbem Weg. Da könnte man gerne den Spielplan entschlacken.

YP: Du sprichst dich also für mehr Qualität statt bestehende Quantität aus, da werde ich dir natürlich nicht widersprechen. Bei mir ist es mit der Viennale immer so, dass ich mich auf ein halbes bis ein ganzes Dutzend Filme freue und wenn ich ein bis zwei Perlen entdecke, bin ich froh und betrachte es als Errungenschaft. Trotzdem gefällt mir der Festivalflair, ich gehe gerne hin, wobei ich nicht empfänglich bin für den Hype, der jedes Jahr mitschwingt. (Ich habe auch etliche Taschen zu vergeben). Akkreditiert bin ich auch heuer wieder, aber Job und Freizeit erschweren mir den täglichen Besuch. Besonders gefreut habe ich mich auf „Carol“ und zu dem bin ich peinlicherweise zu spät gekommen, dann keine Karte mehr bekommen. Aber der hat ohnehin einen Starttermin und ich hoffe, dass er breit von uns an dieser Stelle besprochen wird.

PD: Da ich keine Akkreditierung habe, versuche ich Filme auszuwählen, die ich wohl ohne die Viennale nur schwer oder gar nicht zu sehen bekomme. Das trifft dann meist auf Dokumentationen zu. „The Nightmare“ zählt kurioserweise nicht dazu, da diese bereits seit einigen Tagen auf Netflix zur Verfügung steht. Filme wie „Irrational Man“ von Woody Allen, „Mia Madre“ von Nanni Moretti oder „The End of the Tour“ von James Ponsoldt sind womöglich gut um die Kassen zu füllen, aber da die Viennale ohnehin auf ihr eingeschworenes Publikum setzen kann, dass sogar dafür sorgt, dass Kurzfilmvorstellungen ausverkauft sind, wären diese Filme im Programm gar nicht nötig. Immerhin ist die Viennale kein kompetitives Festival und lebt von der Zwanglosigkeit. Diese Zwanglosigkeit steht aber in einem krassen Gegensatz zum ausufernden Programm, welches es fast unmöglich macht, auch nur im Ansatz die Filme zu sichten, die man sehen will.

Zu meiner Freude konnte ich zumindest die neue Arbeit von Peter Tscherkassky – „The Exquisite Corpus“ – auf der großen Leinwand zu sehen bekommen. Dass der heimische Film schon auch sein Rampenlicht erhält, dafür bin ich dann doch ein klein wenig dankbar.

YP: Ich konzentriere mich dieses Jahr besonders auf die Filme der Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Ida Lupino. Bisher habe ich „Outrage“ gesehen und einige ihrer Filme stehen im Laufe des Wochenendes noch an. Dann bin ich froh, dass ich den Film „Nefesim kesilene Kadar“ von der jungen türkischen Filmemacherin Emine Emel Balci sehen konnte. In beiden Filmen geht es um weibliche Coming-of-Age-Geschichten. Ein Genre, welches vom Publikum leider nicht so viel Beachtung geschenkt wurde, nichtsdestotrotz sehr ausdrucksstark ist. Wenn ich Filme wie „Nefesim“ sehe, dann bin ich über das abwechslungsreiche Viennale-Programm froh. Wenn es mal danebengeht, dann hält sich die Freude in Grenzen. Aber mir passiert das nicht allzu oft, da ich mir kaum Filme ansehe, ohne vorher Kritiken gelesen zu haben. Da habe ich während meiner ersten Festivals vor zehn Jahren diese Erfahrung zu häufig gemacht.

PD: Gerade die Kritiken versuche ich zu meiden, um rein vom Festivaltext aufmerksam gemacht zu werden. Insofern konnte „The Nightmare“ darin überzeugen, dass die Viennale genügend Aufmerksamkeit auf diese Dokumentation lenken konnte. Dass ich mit dem ausgewählten Film dann doch nicht so zufrieden war, wie erhofft, ist natürlich auch ein Gutteil Pech.

Insgesamt überwiegt aber selbstverständlich die Freude, ein Festival vor der Haustür zu haben, welches einem die Möglichkeit bietet, eine derartige Bandbreite an Werken verschiedener Filmemacherinnen zu entdecken. Auch wenn ich mir manchmal ein etwas dichteres und tiefer gehenderes Programm wünsche.

Abonnieren

  • Einträge (RSS)
  • Kommentare (RSS)

Archiv

  • September 2016
  • Juli 2016
  • Juni 2016
  • Mai 2016
  • April 2016
  • März 2016
  • Februar 2016
  • Januar 2016
  • Dezember 2015
  • November 2015
  • Oktober 2015
  • September 2015
  • August 2015
  • Juli 2015
  • Juni 2015
  • Mai 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juli 2014
  • Juni 2014
  • Mai 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013

Kategorien

  • Filmdialoge
  • Personalia
  • Special
  • TV
  • Uncategorized

Meta

  • Registrieren
  • Anmelden

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.

Datenschutz & Cookies: Diese Website verwendet Cookies. Wenn du die Website weiterhin nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen, beispielsweise zur Kontrolle von Cookies, findest du hier: Cookie-Richtlinie
  • Abonnieren Abonniert
    • Film Im Dialog
    • Schließe dich 53 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • Film Im Dialog
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen
 

Lade Kommentare …