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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

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Schlagwort-Archiv: Wish I was here

31 Tage – 31 Filme (3/3)

17 Freitag Okt 2014

Posted by filmimdialog in Special

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12 years a slave, 20.000 Days on Earth, 2001, A Woman Under the Influence, American Psycho, Belle, Boys Don't Cry, Bram Stoker's Dracula, Carol, Casablanca, Dangerous Liaisons, Fight Club, Girl with the Pearl Earring, Gold Rush, Gone Girl, gravity, Husbands, Inception, Inherent Vice, Jauja, L.A. Confidential, Lady Chatterley, Les Diaboliques, Love Story, magnolia, Million Dollar Baby, Much Ado About Nothing, Road to Perdition, Schindler's List, Shadows, The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford, The Colour Purple, The Piano, The Salvation, Tom à la ferme, Under the Skin, When a Stranger Calls, Wish I was here

Der dritte und letzte Beitrag zum 31 Tage – 31 Filme-Stöckchen. Die ersten beiden Beiträge findet ihr hier und hier. Die von Lena aufgestellten Regeln sind unter diesem Link nachzulesen und natürlich gibt es auch heute wieder einen Verweis auf Gorana.

YP: Fangen wir mit der Frage an: Welcher Film enthält deine Lieblingsszene? (22)

PD: Das ist ein grundlegendes Problem, welches diese Fragen durchzieht. Sich auf einen Moment, einen Film, eine Figur festlegen. Das geht doch gar nicht. Jedoch versuche ich einfach mein Bestes. Spontan fiele mir Edward Norton in „Fight Club“ ein. Wenn er sich das erste Mal mit Tyler Durden prügelt.

Doch das ist eher eine spontane Eingebung, da ich in zwei Stunden wahrscheinlich schon wieder eine andere Szene parat hätte.

YP: Das Tolle ist, dass, egal wie schlecht ein Film ist, es immer Szenen gibt, die gut sind. Ich nehme als Beispiel den Film „When a Stranger Calls“ von Fred Walton. Wenn sich der Mörder erstmals im Spiegel betrachtet. Der Film ist spannend gemacht – verzichtet gänzlich auf die für den Horrorfilm typischen Jumpcuts und dann diese eine kleine Szene, die mehr bewirkt beim Publikum als jede konventionelle Szene.

Ich würde die Frage umformulieren: Nenne mir einen Film, den ich kenne und ich nenne dir meine Lieblingsszene daraus. Ich nehme bei dir „12 Years a Slave“.

PD: Mit dieser Fragestellung kann ich mehr anfangen. Denn es stimmt, es gibt kaum Filme, die nicht über eine zumindest eine, ansprechende oder einprägsame Szene verfügen.

Bei „12 Years a Slave“ gefielen mir so viele Momente, aber wenn Solomon im Chor mitsingt, dann habe ich immer wieder Gänsehaut. Ebenfalls sehr einprägsam, weil dadurch die ganze Bosheit und Niederträchtigkeit dieses Menschenverachtenden Systems klar wurde, war der „Run Nigger Run“-Singsang von Tibeats.

Gibt es eine spezielle Szene aus „Gravity“ die dir besonders gefiel?

YP: Wenn sie erstmals wieder festen Boden unter den Füßen hat. Kann schon sein, dass ich mir es einfach mache, aber es ist auch für mich so viel Erleichterung in dieser Szene drinnen.  Meine liebste Szene im erfolgreichsten Sci-Fi-Film seit „2001“ ist die Szene auf der Erde, was bin ich kreativ.

PD: Das war ja auch das Filmende. Das wäre eine gute Überleitung zur nächsten Frage. Aus welchem Film stammt der beste Filmanfang oder das beste Filmende? (23)

YP: Vielleicht nicht das beste, aber bei „Inception“ funktioniert das Ende einfach nur gut, weil es nicht aufklärt, die Katharsis kommt einfach zu kurz, weil man komplett wieder aus der logischen Bahn geworfen wird. Ich finde „Inception“ generell nicht allzu ausgeklügelt, es verwirrt allerhöchstens durch die vier Ebenen. Aber das Ende sitzt. Bzw. auch nicht.

PD: „Inception“ hat das Problem, dass der gesamte finale Akt ein großer Action-Showdown ist. Viel zu lange, viel zu bombastisch. Da hatte ich mir einen ruhigeren Zugang erhofft, mit weniger Action. Das Ende sitzt jedoch, das stimmt.

Den besten Filmanfang zu nennen, fällt mir recht leicht, denn da hat Paul Thomas Anderson mit „Magnolia“ einen Stein im Brett. Dabei meine ich nicht nur die Einführung der Charaktere, sondern vor allem auch das Intro, mit den Zufällen, die er anführt. Wie er Schicksal und Zufall gegeneinander aufstapelt.

Beim besten Filmende kommt mir „Casablanca“ in den Sinn. Wenn Humphrey Bogart und Claude Rains die leere Rollbahn hinunter gehen, oder auch der letzte Moment von „The Assassination of Jesse James“. Wenn der Film stillsteht. Das ist auch sehr schön gemacht.

YP: Das „Magnolia“-Intro ist wirklich sehr einprägsam, fast überwältigend.

Weiter im Protokoll: Welcher ist der traurigste Film, den du je gesehen hast? (24)

PD: Puh, keine Ahnung. Ganz ehrlich. Es gibt Filme mit sehr vielen traurigen Momenten oder einer traurigen Grundstimmung, aber ich wüsste jetzt nicht, welcher „der traurigste Film“ gewesen wäre.

„Magnolia“ hat so viele traurige Momente, aber ich würde ihn nicht als den „traurigsten Film“ bezeichnen.

YP: „Boys Don’t Cry“ war für mich sehr heftig anzusehen. Dann natürlich „12 Years a Slave“.

PD: Oh ja, „Boys Don’t Cry“ war ein richtiger Schlag in den Magen.

Weil wir bei Hilary Swank sind. Ich fand auch „Million Dollar Baby“ sehr melancholisch und auch traurig. Es gibt in dem Film weder für Trainer Frank (Eastwood) noch für seinen Schützling Maggie (Swank) ein Happy End.

Mit klassischen Melodramen wie „Love Story“ kann ich hingegen weniger anfangen. Derartige Filme, sind mir zu gewollt darauf aus, den Zuseher zu Tränen zu rühren.

YP: Sehe ich genauso. Wenn Filme auf die Tränendrüse drücken in bösester Intention, dann sind sie mir aus Manipulationsgründen schnell zuwider. Denken wir an Spielbergs „The Colour Purple“. Der Film ist an und für sich gelungen, aber spielt sehr mit den Emotionen des Publikums. Ebenso „Schindler’s List“. Ich habe da nichts dagegen, wenn es nüchterner zugeht.

PD: Bei „Schindler’s List“ möchte ich Spielberg doch ein wenig in Schutz nehmen. Er spielt in manchen Szenen zu gewollt damit (das Mädchen im roten Mantel), aber ansonsten ist das eine sehr reife Auseinandersetzung mit der Thematik.

YP: Absolut. Apropos Literaturverfilmungen, „The Colour Purple“ und „Schindler’s List“: Welcher Film ist die gelungenste Verfilmung einer literarischen Vorlage? (25)

PD: Mein Problem ist, dass ich bei vielen Filmen die Bücher gar nicht kenne. Etwa bei den beiden genannten Spielberg-Filmen.

Mir sind Adaptionen am Liebsten, die sich trauen, gewisse Elemente der Vorlage für eine bessere filmische Adaption zu bearbeiten. Etwa „L.A. Confidential“. Das Buch ist sehr gut, aber für den Film wurde ein wenig daran geändert, etwa der ganze Charakter von Dudley Smith zu einer größeren, und wichtigeren Figur ausgerarbeitet. Auch wenn „American Psycho“ nicht ganz funktioniert hat, so gefiel mir auch da, der Willen von Mary Harron mit der Chronologie der Vorlage ein wenig zu spielen. Auf den Buchstaben getreue Verfilmungen sind mir meist zu öd.

YP: Ich habe da ein paar Klassiker, wie zB „Bram Stoker’s Dracula“ von Francis Ford Coppola. Oder „Lady Chatterley“ von Pascale Ferran, die D. H. Lawrence adaptiert hat. Ebenso erwähnenswert sind die „Dangerous Liaisons“ von Stephen Frears nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos. Noch interessanter wird es, wenn Filme auf einer anderen Kunstform basieren. Wie wir das schon bei „Belle“ hatten. Oder auch „Girl with the Pearl Earring“.

PD: Ach ja, „Dracula“. Coppola hat da versucht sehr viel aus dem Roman in den Film hinüber zu transferieren, was auch gut geklappt hat. Stanley Kubrick hatte auch einen sehr freien Zugang bei seinen literarischen Vorlagen.

„Belle“ und „Girl with the Pearl Earring“ sind sehr schöne Beispiele dafür, dass die Inspiration nicht nur aus einem Druckwerk entstammen muss. „Magnolia“ hat ja, berühmterweise, seinen Ursprung in den Songs von Aimee Mann.

YP: Jetzt ein bisschen weiter zurück: Nenne deinen liebsten Filmklassiker. (26)

PD: Ich würde ja automatisch einen „alten“ Film als Filmklassiker bezeichnen. Ein Film der auch noch nach Jahren seinen Platz im Filmkanon hat. Deshalb scheint mir auch nur ein Werk á la „Casablanca“ hier die richtige Antwort zu sein.

Eine Antwort, die mir übrigens sehr gefällt. „Casablanca“.

YP: Ich mag ja „Shadows“ von Cassavetes ganz gern. Ist auch sein allererster Film. Oder „Les Diaboliques“ von  Henri-Georges Clouzot.

PD: „Les Diaboliques“. Herrlich. Ein leider noch immer viel zu unbekannter Klassiker. Außerhalb der Cinephilen kenne ich niemanden, der davon einmal gehört hätte. Die Filme von Alfred Hitchcock hingegen, kennt so gut wie jeder.

Von Cassavetes mag ich „A Woman Under the Influence“ und „Husbands“ eine Spur mehr denn „Shadows“.

YP: Ja, Cassavetes hat verdammt gute Filme, „A Child is Waiting“. Passt vielleicht auch noch zu der „traurigster Film“-Frage.

PD: Wären das auch Filme, die deiner Meinung nach jeder gesehen haben sollte? (27)

YP: Ich habe die Cassavetes-Filme im Rahmen eines Seminars chronologisch gesichtet und fand „Shadows“ einfach überwältigend. Die Musik, die Auseinandersetzung mit der Hautfarbe usw.

Alles von Cassavetes, „Les Diaboliques“, „Casablanca“. Wer diese Filme nicht kennt, wird sich nicht so schnell auf unsere Seite verirren, oder?

Alternativantwort: Die meisten Filme, die wir auf diesem Blog besprechen. Um dann auf dieser Stelle nachzulesen.

PD: Das ist auch der Kern der Frage. Wenn man an Filmen interessiert ist, dann sollte man natürlich eine gewisse Bandbreite an wichtigen Filmen gesehen haben. Von wichtigen Kreativen der Filmgeschichte sollten Schlüsselwerke betrachtet werden. Sei es von Charlie Chaplin „Gold Rush“ über Stanley Kubrick und „2001“ bis hin zu Jane Campion und „The Piano“.

Wer sich nicht für Film interessiert, muss natürlich gar nix gesehen haben.

YP: Welchen Film sollte man unbedingt im Kino gesehen haben? (28)

PD: Da gibt es auch genügend Werke die man auf der großen Leinwand gesehen haben soll. Natürlich der bereits erwähnte „2001“ von Stanley Kubrick, aber ich glaube auch das so wunderschön gefilmte Werke wie „Road to Perdition“ auf der Leinwand ihre Wirkung erst so richtig entfalten.

YP: Ich würde die Frage so auslegen: Derzeit im aktuellen Kinoprogramm in Österreich am meisten sehenswert: „Tom à la ferme“.

PD: Sobald ein Film von Dolan im Kino ist, sollte man sich diesen auch im Kino ansehen. Sein Auge für besondere Bilder ist beeindruckend.

Dann: Tag 31 – Welchen Film wirst du als Nächstes sehen?

Der nächste Kinobesuch wird bei mir wohl „Gone Girl“ sein, obwohl es auch gut möglich ist, dass ich mir vorher noch „Wish I Was Here“ von Zach Braff ansehen werde.

YP: Was ich mir demnächst im Kino ansehen werde: „Under the Skin“ und „Gone Girl“

Ich habe gerade im Kinoprogramm „Much Ado About Nothing“ von Joss Whedon entdeckt. Das wäre ja auch ein aufregender Kinobesuch. Whedon und Shakespeare!

PD: Mir sticht vor allem Mads Mikkelsen in „The Salvation“ ins Auge.

YP: Welchen Film erwartest du in Zukunft am meisten? (30)

Bei mir ist das einfach: Todd Haynes verfilmt Patricia Highsmiths „Carol“.

PD: Wenn wir von der näheren Zukunft ausgehen, dann „Jauja“ von Lisandro Alonso und „20.000 Days on Earth“ von Iain Forsyth und Jane Pollard. Beides Filme die bereits für die Viennale bestätigt wurden.

Ja, „Carol“ steht bei mir auch schon länger im Fokus, aber wann der Film ins Kino kommt, ist noch so ungewiss…

YP: Oder „Inherent Vice“ von Paul Thomas Anderson.

PD: Auf jeden Fall. Das Buch möchte ich davor noch ein zweites Mal lesen. Das ist einfach ein wahr gewordener Traum und ich hoffe Anderson wagt sich vielleicht auch an ein anderes, komplexeres Werk von Pynchon. „Against the Day“ oder „Gravity’s Rainbow“.

Welchen Film wolltest du schon immer sehen, bist aber bisher nie dazu gekommen? (29)

YP: Hm, es gibt noch einige Klassiker, die ich noch nie gesehen habe und bin viel zu eitel diese hier anzuführen, da ist zB einiges von Alain Resnais dabei.

PD: Mir geht es hier so wie dir. Es gibt so viele Filme, die ich noch nicht kenne und die gesehen haben möchte. Allein, der Platz würde dafür nicht genügen.

YP: Und die Zeit.

PD: Dem Fazit schließe ich mich an.

YP: Obwohl ich das Gefühl habe, dass ich viele Filme schaue, viel ins Kino gehe, viel über Film lese, fehlt mir trotzdem noch einiges. Ich bewundere Menschen wie Tarantino. Der beherrscht nicht nur sein Handwerk, der kennst sich aus!

PD: Filmkenner und Filmkönner. „That’s the dream.“

The Canyons

06 Freitag Jun 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Bret Easton Ellis, James Deen, james franco, jennifer lawrence, Kickstarter, Lindsay Lohan, Palo Alto, Paul Schrader, Rocco Siffredi, Romance, The Canyons, Wish I was here, Zach Braff

Eine Zusammenarbeit des alteingesessenen Regisseurs Paul Schrader („American Gigolo“, „Affliction“) mit Hollywood-Schriftsteller Bret Easton Ellis ließ zuerst einmal aufhorchen. Als daraus auch ein per Kickstarter finanziertes Crowdfunding-Projekt wurde, nahm es erst richtig interessante Konturen an. Zudem versprach „The Canyons“ auch ein Wiederbelebungsversuch von Lindsay Lohans Karriere zu werden. Im folgenden Dialog wollen wir diese Punkte besprechen.

YP: Ist „The Canyons“ das erste Crowdfunding-Projekt, das du per Kickstarter unterstützt hast?

PD: Es ist neben „Wish I Was Here“ von Zach Braff eines der prominenteren Projekte. Dabei gebe ich geradezu winzige Summen. In dem Fall war es der Gegenwert der DVD. Ich sehe es gerade bei diesen prominenteren Projekten als Geste meinerseits, in der Hoffnung den Film einmal sehen zu können. Ansonsten unterstütze ich, sofern finanziell möglich, Projekte unbekannterer Filmemacher. Vor allem im deutschsprachigen Raum. Zum Beispiel: etwa „Die Geschichte einer Legende“, „Internal Games“ und „Homesick“. Aber auch James Francos „Palo Alto“.

YP: Warum ausgerechnet „The Canyons“? Ehrlich gesagt war für mich wenig Reiz vorhanden.

PD: Gereizt hat mich allein die Kombination Paul Schrader-Bret Easton Ellis. Mir erschien das geradezu perfekt und ich konnte nicht glauben, dass eine anvisierte Zusammenarbeit von den Studios nie finanziert wurde.

YP:  Wie das dann am Entstehen war, fand ich es zum Scheitern prädestiniert. Vor allem, was die Besetzungsliste betrifft: Mir schienen sowohl Lindsay Lohan als auch James Deen gewagt. Der Film leidet unter beiden Darstellern, allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Auch finde ich das Drehbuch von Bret Easton Ellis ziemlich trocken. Es gibt zu wenig her. Wobei Schraders Regie einiges noch rausholt aus dem Stoff.

PD: Gerade die Besetzung gab dem Projekt den nötigen Schwung und die Aufmerksamkeit. Ansonsten wäre das ein besseres Homevideo von Paul Schrader. Zudem fand ich, dass vor allem aufgrund von Lohan und Deen der Film stellenweise sehr interessant geworden ist.

Das Hauptproblem liegt im betont sterilen Drehbuch. Eine Geschichte voller unsympathischer Charaktere, ohne Tiefgang.

YP: Nehmen wir einmal die Dialoge als Beispiel her. Es wirkt so konstruiert und statisch, dass du permanent das Gefühl hast, hier werden im Schuss-Gegenschuss-Verfahren Satzfetzen rausgeschossen, ohne Sprachmelodie, ohne Dynamik, ohne Bedeutung. Auch wenn ich sowohl Lindasy Lohan als auch James Deen schlecht fand, es ändert nichts daran, dass sie nichts Besseres zu sagen bekommen. Und der Dialog-Inhalt ist eine Katastrophe. Steht für alles Künstliche, was es an Hollywood ohnehin zu bemängeln gibt.

PD: Ellis war auch noch nie ein wirklich guter Dialogautor. Seine Stärke, in den Büchern, liegt ja viel mehr in diesen Darstellungen der Leere der seine Charaktere umgebenden Szenerie. Ob in „American Psycho“ die Wall Street oder in „Less Than Zero“ die ganze Party- und College-Szene. Deshalb hat es mich auch nicht verwundert, dass die Dialoge eher gestelzt und gekünstelt klangen.

YP: Andererseits: Es ist gewissermaßen ironisch, wie Lindsay die Figur der Tara spielt: Als gescheiterte Schauspielerin, die sich aus Verzweiflung und Bequemlichkeit einen Sugar Daddy zulegt.

PD: Lohan holte da, auch dank der Regie von Schrader, noch das Beste heraus. In den Momenten, in denen Tara mit ihren Ängsten konfrontiert wird, ist das wirklich großartiges Kino. Kaum interagiert sie aber mit einem anderen Charakter, scheint plötzlich alles starr und tot zu sein.

Deen ist für mich auch ein hervorragender Bret-Easton-Ellis-Charakter. Weniger ein Schauspieler der einen Charakter aus seinen Büchern spielt, sondern der passende Charakter. Sein Image allein genügt, um diese Figur zu beleben. Deen selbst kann nicht wirklich viel dazu beitragen. Das wird vor allem in der Szene mit Gus Van Sant als Therapeuten offensichtlich. Deen spielt beinahe alles gleich.

YP: Genau das meine ich: Abgesehen davon, dass Bret Easton Ellis ohnehin selten zugängliche und sympathische Figuren schreibt. Hier ist es durch die Qualität des Spiels eine Spur offensichtlicher, wie wenig sie funktionieren.

Gus Van Sants Kurzauftritt als Therapeut fand ich hingegen gelungen.

Eines muss ich dir sagen. So wenig, wie ich den Film auch gelungen fand, war ich nichtsdestotrotz stellenweise sehr gebannt. Nicht aufgrund der Spannung, sondern einfach nur deswegen, weil ich wissen wollte, was die noch daraus machen.

PD: Mir ging es ebenso. „The Canyons“ ist zu großen Teilen richtig zerfahren, voller missglückter Ansätze, mal mit grandiosem, mal mit grandios schlechtem Schauspiel und gerade deshalb bleibt man gebannt sitzen.

Da scheint auch ein ganz besonderes Missverständnis in der Zusammenarbeit von Schrader und Ellis zu liegen, die sich dann ja auch in aller Öffentlichkeit nur mehr „Nettigkeiten“ ausgerichtet haben. Für Schrader war das Buch von Ellis eine Vorlage, um über den Tod Hollywoods, wie er es kennt, zu philosophieren, während Ellis ein dreckiges B-Picture im Kopf hatte. Da klaffen einfach die Vorstellungen grundsätzlich auseinander.

YP: Genau das ist es. Die Montage der heruntergekommene Lichtspielhäuser als Metapher für den Untergang des Kinos. So habe ich das auch gesehen!

PD: … und Ellis legt Tara dann einen Dialog wie „Do you really like movies?“ in den Mund und es könnte kaum gekünstelter klingen.

YP: Auch die Anfangssequenz mit den Hollywood-Kinos, die an glorreiche Zeiten erinnern sollen, fand ich hingegen hervorragend. Und die gesamte Stimmung mit den Settings im Film zeigt ein Hollywood, welches wir selten zu sehen bekommen.

PD: Schrader hat zu großen Teilen eine hervorragende Stimmung in den Film gezaubert. Auch wenn ich manche Kamerafahrten geradezu unfreiwillig komisch fand. Tara steht im Schlafzimmer und zieht sich bis auf ihre Unterwäsche aus, die Kamera folgt ihr hinunter, nur damit sie sich dann wieder einen Bademantel anziehen kann.

YP: Lindsay Lohan ist eine Schauspielerin, die beide Seiten Hollywoods verkörpert wie keine andere. Der Star und hell leuchtende Stern am Filmhimmel als Teenager, dann wieder die verzweifelte gescheiterte Schauspielerin. Das ist auch der einzige Grund, warum sie dermaßen gut zu Tara gepasst hat.

PD: Dass Lohan diese gebrochene Frau, die ihre Unschuld schon vor langer Zeit verloren hat, spielt, wirkt ja wie ein Treppenwitz, oder auch die letzte Chance für Lohan. Sie ist das Paradebeispiel für einen Teenie-Star, dessen Leben durch die Maschine Hollywood gedreht wurde.  Insofern funktioniert Tara auch nur durch die Besetzung mit Lohan. Ohne diesen Hintergrund, dieses Wissen, ist der Charakter einfach nur hohl.

Eine Frau wie Jennifer Lawrence etwa, ist nicht nur talentierter, sondern scheint auch mit dem ganzen Zirkus viel besser zurecht zu kommen.

YP: Der Pornodarsteller James Deen ist das komplette Gegenteil. Der Star der ebenso in Kalifornien beheimateten Schattenindustrie, der es zwar in ein B-Movie, dennoch Hollywood-Movie schafft.

PD: Bei Deen hatte ich im besten Sinne auf einen Coup wie einst mit Rocco Siffredi in „Romance“ gehofft.

YP: Mir ging auch Breillats „Romance“ mit Siffredi als Vergleich durch den Kopf.

Wobei ich Lohan niemals Talent absprechen würde. Dafür war sie mir in „Mean Girls“, „Freaky Friday“, „A Prairie Home Companion“ und „The Parent Trap“ viel zu gut.

PD: Damit wollte ich ihr auch nicht das Talent absprechen, ich finde nur Lawrence talentierter und im Umgang mit den Hollywood-Mechanismen geschickter. Dass Lohan Talent hat, sieht man nicht nur in den von dir genannten Filmen, sondern eben auch stellenweise in „The Canyons“.

Dass sie das Spiel mit der Öffentlichkeit nicht beherrscht, sieht man auch an Berichten wie diesem aus der New York Times.

YP: Hast du nicht Lawrence in unserem „Catching Fire“-Dialog als austauschbar bezeichnet? 

PD: Da müsste ich jetzt nachsehen, aber ja, in „Catching Fire“ finde ich sie austauschbar. Dabei bleibe ich. Das ist eine akzeptable aber nicht sonderlich aufregende Leistung gewesen. Kein Vergleich mit „Winter’s Bone“ zum Beispiel.

YP: Oder in den David O. Russell-Filmen.

PD: Man sehe sich nur „Divergent“ an. Shaileene Woodley spielt im Grunde dieselbe Rolle und ist dabei ebenso gut.

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