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Wer über Filme bloggt bzw. schreibt, verbringt daher oft viel Zeit im Kino. Da uns das einen eigenen Dialog wert ist, sprechen wir an dieser Stelle über unsere Lieblingskinos in Wien und auch anderswo. Die Reise führt dabei vom Charme der kleinen Stadtkinos bis hin zu den Vor- und Nachteilen der überdimensionalen Multiplexe.

YP: Ich bevorzuge Kinohäuser, die Originalversionen zeigen und nicht allzu weit weg liegen. Im Blockbuster-Bereich sind das einerseits das Haydn Kino und das Artis.

PD: Mich prägt bis heute das alte aber mittlerweile nicht mehr bestehende Stadtkino aus meiner Heimatstadt Judenburg. Das war ein luxuriös ausgestatteter Saal mit, damals in meinen Augen, riesigen Leinwand. Auf dem Balkon sitzend „Jurassic Park“ zu sehen, hat nicht nur meine Film- sondern auch meine Kinogewohnheiten gehörig beeinflusst. Die Originalversion ist mir deshalb weniger wichtig, denn ein glamourös wirkendes Ambiente. Das Gartenbaukino erfüllt in dieser Hinsicht in Wien meine persönlichen Voraussetzungen.

YP: Wenn wir so weit in die Vergangenheit zurückgehen, dann möchte ich das Mozart Kino im niederösterreichischen Amstetten erwähnen. So weit ich weiß, ist das heute nur eine Bühne, aber als ich damals – um die Jahrtausendwende – noch in der Gegend wohnte, war es das einzige Kino in der Umgebung, welches ich problemlos erreichen konnte und welches nicht zu weit weg war. Beeindruckend war das nicht, es war viel zu klein und viel zu eng. Aber es war da und ich ging gerne ins Kino.

Das Ambiente spielt natürlich eine große Rolle, wobei mir schlichte Säle mit bequemen Sitzen wichtiger sind, aber Grundvoraussetzung dafür ist eben die Originalversion. Das Gartenbaukino ist ein Traumkino: wunderschön, keine 10 Minuten mit der U-Bahn entfernt und meistens ein spannendes Programm.

PD: Die Erreichbarkeit eines Kinos gehört auch zu den wichtigen Punkten, die ich berücksichtige. Wenn ein Kino in wenigen Minuten zu Fuß oder mit der U-Bahn zu erreichen ist, dann braucht dort nur noch ein halbwegs interessantes Programm zu laufen, und ich bin mit Sicherheit dann und wann dort anzutreffen.

Der Charme alter Stadtkinos ist auch nicht zu unterschätzen. Das Metro Kino ist nach langer Umbauphase zu einem Schmuckstück geworden. Das ist ein Kino, welches auch noch diesen Charme vergangener Kinozeiten atmet. Ebenso das Breitenseer Lichtspiele.

YP: Zu den Breitenseer Lichtspielen habe ich natürlich eine besondere Beziehung, da ich – wenn der Vorführer einmal nicht kann – gelegentlich vorführe und dort auch den Umgang mit dem 35-mm Projektor gelernt habe. Für mich ist das überhaupt so etwas wie ein Wohnzimmer geworden, ein starker Kontrast zu meinem Büroalltag. Das Breitenseer hat einen urigen Charakter, da es fast noch immer so aussieht wie noch vor 40 Jahren. Man fühlt sich dann wie auf Zeitreise und in eine andere Zeit zurückversetzt. Auch so ein Kino mit unglaublichen Charme ist das Bellaria hinter dem Volkstheater. Das hat auch kein bisschen an Charme eingebüßt, höchstens noch hinzugewonnen.

PD: Ich habe im Judenburger Stadtkino eine Zeitlang als Vorführer gearbeitet, wodurch wohl auch eine Vorliebe zum Zelluloid herrührt, was mich in weiterer Folge zu den Arbeiten von Peter Tscherkassky brachte. Im Votivkino war es eine große Freude, hinter die Kulissen blicken zu können, und zu sehen, wie dort mit den Filmrollen gearbeitet wurde.

Im Bellaria war ich bislang leider noch nicht, jedoch mag ich das Stadtkino Wien und sehr sympathisch fand ich auch das Filmhauskino am Spittelberg. Das sind alles Filmhäuser, die noch dazu davon leben, dass man sich nach der Vorstellung plötzlich wieder im Alltagstrubel der Stadt wieder findet. Etwas, dass in den großen Multiplex-Kinos leider fehlt.

YP: Die letzten beiden von dir erwähnten Kinos sind Kinos, die ich auch sehr gerne  besucht habe und nach wie vor auch noch besuche, leider nicht mehr allzu oft, da ich nicht mehr in der Nähe wohne. Bei mir in der Nähe ist jetzt das Filmcasino, was ich auch sehr gerne besuche, wo mich das Programm auch meistens anspricht. Das hat ein wunderbares Ambiente und eine große Leinwand. Nicht zu vergessen auch das Burg Kino, einerseits Programmkino, andererseits werden immer wieder Mainstream-Filme gezeigt.

PD: Um Mainstream-Filme zu sehen, gehe ich dann aber eben auch gerne in Multiplex-Kinos. Die Möglichkeit an einem Ort auf großer Leinwand Filme wie „Star Wars“ zu sehen, gibt es dann meist doch nur in solchen Lichtspielstätten. Wobei mir auch hier jene am besten gefallen, die noch ein wenig Stadtkino-Charme verbreiten, wie das Apollo Kino oder das Village Cinema. Das von mir einst oft frequentierte Auge Gottes Kino existiert leider nicht mehr. Eines von vielen, welches dem Boom der Spielstätten von großen Ketten zum Opfer fiel.

YP: Und das passiert den Kinos jetzt kontinuierlich. Jedes Jahr sperrt wieder ein Kino in Wien zu. Das Stadtkino am Schwarzenbergplatz (welches fusioniert hat mit dem Künstlerhaus) gibt es nicht mehr, das Kepler Kino (2012) hat zugesperrt und dann das Gloriette (2012). Die kleinen Kinos kämpfen jährlich ums Überleben. Einerseits liegt es an der zu teueren Digitalisierung, andererseits haben vor allem diese kleinen Kinos ein Nischenpublikum bedient und diese leiden an den rückläufigen Publikumszahlen besonders. Bestes Beispiel ist dafür auch das Breitenseer. Die Besitzerin ist zuversichtlich, dass sie bis Dezember spielt. Alles darüber hinaus ist sehr ungewiss. Bei uns fragen die Leute auch immer, ob wir 35-mm spielen, aber wenn wir es nicht machen, ist es ihnen auch egal. Sie kommen oder sie kommen nicht.

PD: Das Kinosterben ist natürlich ein wunder Punkt, und so sehr ich den Komfort großer Kinos auch immer wieder in Anspruch nehme, so sehr schmerzt es dann, wenn in kleineren Kinos die Besucher fehlen. Das beschränkt sich ja nicht nur auf die Großstädte, sondern auch auf den ländlichen Raum, wo das einzige Kino in mehreren Kilometern Umkreis, ein Multiplex ist, welches zwar jeden gewünschten Blockbuster, aber so gut wie keine Arthouse-Filme mehr liefert.

Die einzige Lösung, die mir hierfür einfällt, ist im Freundes- und Bekanntenkreis auch immer wieder auf alternative Möglichkeiten des Kinobesuchs hinzuweisen. Seine Lieblingskinos auch offensiv zu bewerben.