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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Dezember 2015

Weihnachtsgrüße

24 Donnerstag Dez 2015

Posted by filmimdialog in Special

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

christmas, neujahr, Weihnachten, weihnachtsgrüße

Wir von Film im Dialog verabschieden uns in eine sehr kurze Weihnachtspause. Dabei  wünschen wir allen Leserinnen und Lesern ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Nach wie vor sind wir natürlich auf Twitter (YP und PD) zu lesen. Schon am 1. Jänner 2016 sind wir wieder da und besprechen unsere Lieblingsfilme aus 2015. Auf bald!

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Aloha

18 Freitag Dez 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

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Alec Baldwin, Aloha, Bill Murray, bradley cooper, Cameron Crowe, Emma Stone, John Krasinski, Netflix, Rachel McAdams

Die romantische Komödie „Aloha“ von Cameron Crowe hat es trotz imposanter Starbesetzung nicht auf die heimischen Leinwände geschafft, sondern landete direkt auf Netflix. Zurecht oder zu Unrecht?

YP: Lass mich meine Gedanken zum Film in Zuckerwatte verpackt ausdrücken: Was für ein schwacher und uncharmanter Film!

PD: Es ist doch erstaunlich wie ein süßlich-bunter und voller hübscher Menschen vollgestopfter romantischer Film, so gar keine positive Emotion in einem wecken kann. Überall sah ich die Ansätze zu gutem Kino und die wurden dann im Keim erstickt. Vor allem weil das alles ja auch schon einmal im Ansatz keinen Sinn ergab.

YP: Ich hatte u.a. ein Problem mit dem männlichen Hauptdarsteller. Leider finde ich Bradley Cooper schauspielerisch (nicht nur hier) nicht gut. Abgesehen davon ist er mir total unsympathisch. Der hatte den ganzen Film hindurch sowieso nur eine Grimasse drauf. Dann gibt es da Emma Stone, die ich sehr gerne mag, aber in „Aloha“ fragte ich mich, was sie hier verloren hat. Sie ist als Brian Gilcrests manic pixie dream girl und love interest Captain Ng (mit hawaiianischen und chinesischen Vorfahren!!!) total fehlbesetzt. Darüber hinaus spielt sie auf Teufel komm raus, es passt auch gar nicht zur Rolle (oder zur Emma Stone, die eigentlich sehr witzig ist). Hauptsächlich aber wird sie dabei gezeigt, wie sie Gilcrest verliebt anstarrt.

PD: Abgesehen davon, dass ich auch kein sonderlich großer Fan von Bradley Cooper bin, war auch sein Charakter ein großes Mysterium. Was befähigte den von ihm gespielten Brian Gilcrest dazu, im Namen eines vermögenden Unternehmers, Verhandlungen mit der indigenen hawaiianischen Bevölkerung durchzuführen? Zudem war Gilcrest auch nicht viel mehr, als eine erneut aufgegossene Version des nach Sinn oder auch einer zweiten Chance suchenden Mannes, wie sie Crowe schon so oft präsentierte. Am ehesten erinnerte mich Coopers Darstellung an jene von Orlando Bloom in „Elizabethtown“.

Emma Stone fand ich nicht unbedingt fehlbesetzt. Ihr Charakter war schlicht unglaubwürdig. Sie spielte es mit der Verve und der Dynamik eines Screwball-Charakters á la Rosalind Russell in „His Girl Friday“. Doch während Russell dereinst einen nachvollziehbaren Hintergrund bekam, war Captain Ng einfach nur anwesend, um Gilcrest aus seinem Elend zu erretten. Ich nahm Stone keine Sekunde lang ab, dass sie tatsächlich beim Militär tätig ist. Das waren hübsche Kostüme, in denen sie für Cooper und das Publikum attraktiv zu wirken hatte.

YP: Zwar habe ich „Elizabethtown“ gesehen, einen bleibenden Eindruck hat er nicht hinterlassen. Bis auf „Jerry Maguire“ gefiel mir eigentlich kein Film von Crowe. In „Aloha“ haben auch nur die Nebendarstellerin und der Nebendarsteller einen Eindruck hinterlassen. Rachel McAdams Figur hat wenigstens Biss und John Krasinski hat ein paar gute Szenen. Bill Murrays exzentrischer Milliardär hat wenigstens auch ein paar witzige Lines.

Gilcrests Broterwerb war für mich auch ein Mysterium. Der gesamte Plot wirkte eher fragwürdig und danach, dass bestimmte Ereignisse vorkommen mussten – zusammengeschustert wurden – egal wie sehr das an den Haaren herbeigezogen wirkte oder gar logisch nachvollziehbar war. Vielmehr wirkte Crowes Film wie eine stimmungsvolle Liebeserklärung an Hawaii. Was er auch war, weil die Stärke des Films liegt auch in den Bildern.

PD: Mit Cameron Crowes Werk kam ich durch seinen autobiographisch gefärbten Musikfilm „Almost Famous“ in Berührung, und das ist immer noch ein wunderschöner Film, den ich mir immer wieder ansehen kann. Danach blieb eher der Wunsch, einen tollen Film von ihm zu sehen. Zumindest unterhielt mich „Vanilla Sky“ in manchen Abschnitten, auch wenn dadurch eher Interesse am spanischen Original und Alejandro Amenábar geweckt wurde.

Von der Figurenzeichnung, sind auch einige interessante Ansätze zu sehen, doch keine einzige verhält sich wie eine reale Person. Rachel McAdams als Gilcrests Ex-Freundin hatte aber auch einzig die Aufgabe, ihn verträumt anzusehen und Dialoge zu führen, die ein wenig die Handlung erklären. Krasinski als Woody hatte zwar den humorvollen „Er spricht nicht“-Spleen, aber nicht einmal das wurde durchgängig gehalten. So haben Tracy und Woody dann auch plötzlich Eheprobleme, weil der Film das offenbar gerade für nötig erachtet.

Immer wenn Bill Murray im Bild war, oder auch Alec Baldwin, dann hatte ich gehofft, dass jetzt ein wenig Drama und Leben in die Handlung gelangen würden. Stattdessen begnügten auch sie sich mit dem – humorvollen – Vortragen von Dialogen, die eine völlig unklare und unterentwickelte Handlung erklärten. Dass dann mittendrin Murray und Emma Stone eine absurde Tanzeinlage haben, hat mir den Rest gegeben. Das hatte schon mehr von „A Very Murray Christmas“.

YP: Vielleicht wollte Cameron Crowe einfach nur auf Hawaii drehen, der Rest – einschließlich dem Plot (ein sehr schwaches Drehbuch, der Plot ging scheinbar nicht über ein Storyboard hinaus) hat sich dann rein beiläufig ergeben. Und weil ein Budget da war, hat man halt ein paar namhafte Hollywood-Stars wie Cooper, Stone, McAdams, Murray und Krasinski engagiert, fertig ein Happy-Go-Lucky-Streifen. Oder so. Meinte man. Leider hat es dazu nicht gereicht, eben aufgrund dieser lieblosen Behandlung vorab.

Dieser Film ist aber auch nur aus dem Grund nicht spurlos an mir vorbei gegangen, weil es vorab bereits Kritik aus der Branche an der Besetzung gab. Das weißgewaschene Hawaii. Die Stereotype im Film sind sehr problematisch.

PD: Dieses Gefühl des „bezahlten Urlaubs“ hatte ich in letzter Zeit häufig bei Adam Sandler. Zwar glaube ich nicht, dass dem nun auch bei Cameron Crowe dies der Fall war, es würde aber viel erklären.

Da sticht ja vor allem die Besetzung von Emma Stone hervor. Dass sie im Film sowohl hawaiianische als auch chinesische Wurzeln haben soll, erschien mir wie ein schlechter Scherz.

YP: Filme mit Adam Sandler halte ich grundsätzlich gar nicht aus.

Die Ahnenlinie von Stones Figur ist ein Scherz, über den sich die Figuren untereinander auch mokieren. Sie erwähnt das auch bei jeder Gelegenheit. Das ist ein Film von Weißen für Weiße. Schlimm daran ist nur, wie die Unterschiede zwischen den Festland-Amerikanern zu den Insel-Bewohnern manifestiert werden. Da wird regelrecht schwarzweiß gemalt.

PD: Crowe wollte angeblich einen Liebesbrief an Hawaii filmen, aber da hat er dann doch eine sehr gesonderte Sichtweise präsentiert. Ng hätte als schräg-charmanter Charakter funktioniert, wenn dieser eben auch besser ausgearbeitet gewesen wäre. Abgesehen von verträumten Blicken und der immer wieder erwähnten Ahnenlinie, gab es hier aber nichts, woran man sich festhalten konnte.

Vielleicht scheiterte „Aloha“ aber daran, dass ich einfach keine Ahnung hatte, worum es da ging. Der Raketenstart war schließlich der Moment, an dem ich endgültig das Interesse verlor.

A Very Murray Christmas

11 Freitag Dez 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

A Very Murray Christmas, Amy Poehler, Bill Murray, George Clooney, Jason Schwartzman, Lost in Translation, Michael Cera, Miley Cyrus, Netflix, Rashida Jones, Sofia Coppola

Zum zweiten Mal arbeiten Bill Murray und Sofia Coppola zusammen. Nach dem gefeierten „Lost in Translation“ bieten sie der Filmwelt per Netflix ein Weihnachtsspecial. Was hat das mit Stars gespickte „A Very Murray Christmas“ zu bieten?

PD: Wenn ein Weihnachtsspecial bereits im Titel einen Meta-Scherz über den Hauptdarsteller bietet, dann darf man sich als Zuseher auch nicht darüber wundern, dass ein Großteil des Reizes in eben dieser Meta-Ebene liegt. Weihnachtliche Festtagsstimmung wird eher verhalten serviert.

YP: Vielmehr erinnerte mich das an einen überlangen und mit Weihnachtssongs gespickten Clip aus SNL. Aber wie du da nicht in Weihnachtsstimmung geraten konntest, jede Sekunde des einstündigen Videos platzt aus allen Nähten vor Weihnachten. Ungern habe ich es mir nicht angesehen, aber ich bin nie über ein Schmunzeln hinausgekommen.

PD: Bei Stichwort Weihnachtsspecial fällt mir zunächst einmal die jährlich servierte „Peter Alexander Show“ ein, und dem ist „A Very Murray Christmas“ gar nicht einmal so unähnlich. Die Songs werden durch ein paar launige Sketche zusammengehalten, die mich auch eher an SNL erinnerten, ehe alles schließlich am Ende in glitzernden Festtagskitsch mit Miley Cyrus und George Clooney versinken kann. Bei Bill Murray hatte das aber stets etwas Melancholisches und Trauriges. Der Moment, in dem er aufwacht und aus dem Fenster blickt, ist wie das Versprechen zu einem Film, in dem es erneut um die Einsamkeit eines von seinen vorgeblichen Freunden verlassenen Entertainers wider Willen geht.

Ich habe das auch mit einem Schmunzeln beobachtet, aber wirklich darin versunken bin ich nie. Um so richtig in Weihnachtsstimmung zu geraten, benötige ich „A Nightmare Before Christmas“, „A Charlie Brown Christmas“ oder eine der Weihnachtsepisoden von „Married…with Children“.

YP: Einer meiner Lieblingsweihnachtsfilme ist „Christmas Vacation“. Ich mag es weder allzu rührselig noch besinnlich. Weihnachtssongs kann ich mindestens eine Woche lang ausstehen, dann kann ich sie für ein Jahr nicht mehr hören.

Hierbei gefiel mir aber auch der Nonsens-Faktor. Erfreulich waren die vielen bekannten Gesichter aus der Film- und Serienlandschaft Hollywoods. Zeitweise fühlt man sich aber schon in das Setting von „Lost in Translation“ zurückversetzt. Dann aber sieht man Bill Murray mit einem Plüsch-Geweih und schlagartig wird einem bewusst, wo man wieder ist.

PD: Chevy Chase und die Griswold-Familie in Weihnachtslaune. Ja, das ist natürlich auch ein immer wieder gern gesehener Klassiker. Das gefiel mir auch an dem Netflix-Special mit Murray, dass die Rührseligkeit hier nicht die Oberhand gewann. Selbst die Darbietung der Weihnachtslieder bekam eine verschrobene Note, wenn etwa Chris Rock zwangsrekrutiert wird und völlig schief mit Murray im Duett singt. Die beste Gesangsdarbietung gab es ja von Maya Rudolph, nur so nebenbei.

Auch der Auftritt von Clooney war sehr charmant und ganz seinem Image entsprechend, wenn er im Hintergrund am Klavier steht und Martinis mixt.

Das „Lost in Translation“-Gefühl wurde ich aber nie wirklich los, gerade wenn Bill Murray versuchte, die Menge in Stimmung zu versetzen. Gerade da schien es mir, als würde man einer Quasi-Fortsetzung zusehen.

YP: Chris Rocks Auftritt hat dem Special eine komödiantische Note verliehen. Bei Bill Murray schwingt immer etwas Melancholisches mit, was auch hier gut zur Geltung gekommen ist. Bei George Clooney ist es mittlerweile aber schon so, dass es immer diese Starfigur Clooney ist.

Ich fand es witzig, wie im Special mit der Verwischung zwischen Schauspieler und Filmfigur – bei Murray, Clooney, Cyrus –  kokettiert wird, wohl wissend, dass es natürlich nur eine Show ist und wir es hier nicht mit den Personen zu tun haben, sondern mit Schauspielern und Schauspielerinnen, die den Job machen.

Für Sofia Coppola war das wohl eine Fingerübung, wobei die eingeschlagene Richtung in Bezug auf das Genre sehr ungewöhnlich für sie ist. Zwar nicht großartig ein Wagnis, aber ungewöhnlich.

PD: Ich war völlig überrascht davon, dass Sofia Coppola hier die Regie inne hatte. Genau genommen wirkte das wie ein Routinejob für eine TV-Crew, aber Coppola drückte eine gewisse eigene Note drauf, indem sie Murray immer wieder in diesen einsamen Momenten zeigte. Dafür gelangen ihr manche Comedy-Momente (abgesehen vom herrlichen Chris Rock) weniger. Die Dialoge von Amy Poehler und Julie White oder auch der nicht sonderlich unterhaltsam geratene Kurzauftritt von Michael Cera. Dazu war etwa auch die Geschichte um Elliott (Jason Schwartzman) und seine Braut (Rashida Jones) hauptsächlich langweilig und nur deshalb erinnerungswürdig, da Murray sich zur Braut hinsetzte, mit dem Hinweis, dass es die Menschen scheinbar aufheitert, wenn sie Fotos mit ihm machen.

Da greift man auch wieder auf das Image Murrays zurück, um die lose Handlung am Laufen zu halten. Insofern haben mir die Auftritte von Clooney und Miley Cyrus gut gefallen, denn sie spielen die Rollen, die man mit ihnen verbindet. Der Versuch daraus mehr zu machen, wäre schön gewesen, aber Coppola begnügt sich mit dem Glitzer und Glamour und das funktioniert dann schlußendlich auch irgendwie.

YP: Man lässt sich ja damit irgendwie berieseln. Und das bestimmt nicht ungern, wobei mir da einfach die Motivation zum Sichten fehlte. Dem Ganzen habe ich auch nur eine Change gegeben, weil du es für den Dialog vorgeschlagen hast. Unbedingt sehen musste ich es nicht. Jetzt, wo es vorbei ist, ist es erledigt. Es hat weder weh getan noch großartig inspiriert.

PD: Dieses Special hat seine Berechtigung für den 24.12. oder die darauf folgenden Feiertage. Jetzt finde ich es ein wenig deplatziert, aber das liegt wohl auch daran, dass ich Weihnachten nur an den Feiertagen ins Haus lasse. Zu einem Festtags-Klassiker, den ich mir regelmäßig zur passenden Zeit ansehe, hat es „A Very Murray Christmas“ nicht geschafft.

Bridge of Spies

04 Freitag Dez 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Bridge of Spies, Coen, lincoln, Mark Rylance, Roger Donaldson, Steven Soderbergh, Steven Spielberg, The Knick, Thirteen Days, Thomas Newman, Tom Hanks, War Horse

Steven Spielberg wagt sich in den Kalten Krieg. Die wahre Geschichte des Anwalts James B. Donovan, der nicht nur einen sowjetischen Spion verteidigte, sondern schließlich auch für den Austausch des Spions mit einem in der UdSSR gefangenen US-Piloten verantwortlich war, klingt nicht gerade nach innovativem oder spannendem Kino. Wir unterhalten uns darüber, ob es Spielberg in Zusammenarbeit mit seinem Star Tom Hanks gelang, dem angestaubten Genre neues Leben einzuhauchen.

PD: Zugegeben, bevor ich mich in „Bridge of Spies“ hinein setzte, war ich äußerst skeptisch. Das nur noch in glorreichen Einzelfällen – siehe „Tinker Tailor Soldier Spy“ – mit neuem Leben erweckte Kalter-Kriegs-Genre in den Händen von Traditionalisten wie Steven Spielberg und Tom Hanks? Am Ende war ich dann aber doch positiv überrascht.

YP: Spielberg lässt sich leider aber viel zu schnell vom Spannungspotential der Story hinreißen und bauscht das Ganze somit unnötig auf. Jetzt war es ohnehin im Großen und Ganzen ein ruhig erzählter Agentenfilm, aber diese plakative Effekthascherei ist dann auch wieder typisch Spielberg, das lässt er sich einfach nicht nehmen. Der US-amerikanische Blick auf die auf wahren Begebenheiten beruhenden Ereignisse (vom US-amerikanischer Blickwinkel, versteht sich hier) ist diesmal vielleicht nicht so aufdringlich, wie man es vielleicht so einem Film über den Kalten Krieg erwartet, nichtsdestotrotz manipulativ.

PD: Es ist ja weniger ein US-Militär-Blick, denn mehr die Sichtweise des Anwalts James Donovan (Tom Hanks). Dadurch wird auch das zynisch kalt kalkulierende „Spion-gegen-Pilot“-Rechnen deutlicher in den Vordergrund gestellt. Für die CIA ist der verhaftete Student schlicht unwichtig, da er keine Geheimnisse verraten kann. Auch das ach-so-objektive US-Gericht vor dem General Abel (Mark Rylance) stand, war im Grunde nur ein verklärter Schauprozess. Das ist natürlich stur aus der US-Sicht erzählt, aber gerade deshalb gefiel es mir. Hanks mit seiner besten James-Stewart-Version hat da schon perfekt hinein gepasst, als der rechtschaffende Anwalt der sich auch von der Öffentlichkeit nicht unter Druck setzen lässt.

In diesem Sinne erinnerte mich „Bridge of Spies“ sehr an „Thirteen Days“ von Roger Donaldson. Auch rein aus der US-Sicht heraus erzählt, aber darin äußerst effektiv.

YP: Tom Hanks war in diesem Film dermaßen unauffällig, dass ich fast enttäuscht war. Hanks gehört für mich mittlerweile auch zu den Schauspielern, wo ich mir im Vorfeld viel zu viel erwarte. Im Zusammenspiel mit Mark Rylance wirkte er fast zurückhaltend. Dafür war dieser großartig. Die Einstiegssequenz, wo die Kamera auf Schritt und Tritt Abel folgt, ist sehr sehenswert. Vor allem, weil Rylance in seinem Spiel nichts, aber auch rein gar nichts, hergibt. Das ermöglichte auch einen guten Einstieg in den Film.

PD: Ich glaube im Variety wurde Mark Rylance als der MVP von „Bridge of Spies“ benannt. Diese Auszeichnung und die wohl zu erwartende Oscar-Nominierung als Best Supporting Actor hat er sich mehr als verdient. Sein Spiel war auf den Punkt genau, wodurch auch die öfter wiederholte Dialogzeile „Would it help?“ niemals ihre Wirkung verlor. Daneben verblasste der Rest des Ensembles. Hanks‘ Darstellung war sehr unauffällig, aber sein Charakter war auch so angelegt, dass er eher über wenige wohl platzierte Worte sein Ziel erreichte. Die Intensität in „Captain Phillips“ erreichte er dabei aber nie.

Mir gefiel grundsätzlich das Drehbuch sehr gut. Das schreibe ich jetzt einfach mal den Coen-Brüdern zu, dass derart viel humorvolle Momente in einem grundsätzlich doch recht trockenem Agentenfilm zu finden waren. Alleine die Szene, in der Donovan die vorgebliche Familie Ables in der sowjetischen Botschaft in Ost-Berlin traf, war einfach nur herrlich.

YP: Oh ja, tatsächlich kam ich einige Mal ins Schmunzeln. Allerdings doch selten. Wobei mir an diesen ganzen Ost-Block-Szenen niemals gefiel, wie furchtbar überzeichnet Abels Pseudo-Familie doch ausgesehen hat und wie sie dargestellt wurden. Alle Szenen in Berlin waren lieblose Studioaufnahmen, dass es eine Qual war, zuzuschauen. Abgesehen auch davon, dass Ost-Berlin so ausgesehen hat, wie sich der Amerikaner wohl Sibirien (oder Moskau) vorstellt.

PD: Gerade diese Überzeichnung fand ich schön. Während der Humor rund um Abel und Donovan staubtrocken war.

Die Ost-Berlin-Aufnahmen fand ich nicht lieblos, aber sehr wohl etwas zu einseitig. Wie auch die Dämonisierung des sowjetischen Gerichts, aber das schiebe ich wieder eher auf die sture US-Sicht. Hätten wir beide Seiten zu sehen bekommen, wäre das Bild wohl differenzierter ausgefallen.

Wirklich gestört hat mich aber die Darstellung des so genannten Todesstreifens an der Mauer. Niemand wird behaupten, dass es dort keine Morde gab, aber Spielbergs Verbindung der Erschossenen an der Grenze mit den spielenden Kindern in New York, war mir einfach zu platt. Gemeinsam mit dem zu melodramatischen Score von Thomas Newman, sind das für mich die allergrößten Kritikpunkte.

YP: Mittlereile erkennt man Spielberg-Filme schon am rührseligen und auf die Tränendrüse drückenden Score. Unter dem Score in „Bridge of Spies“ – das war aber auch schon in „Lincoln“ oder „War Horse“ nicht anders – leidet auch die Qualität der Filme. Das mochte ich an Spielbergs Filmen noch nie, wie der da auf der auditiven Ebene manipuliert wird. Wobei ich hier den Soundtrack bzw. insbesondere die Titelmusik von „Indiana Jones“ natürlich herausnehmen möchte, denn die hat hohen Wiedererkennungswert.

PD: „War Horse“ habe ich, alleine aufgrund der Thematik, nie gesehen. Bei „Lincoln“ fand ich die Musik keineswegs zu melodramatisch, dort hat sie mich gar nicht gestört. Viel mehr war es die Tatsache, dass er leider noch die letzten Momente vor dem Weg ins Theater zeigen musste. Dadurch verlor „Lincoln“ ein wenig an Qualität.

Bemerkenswert ist bei „Bridge of Spies“ jedoch, dass er die ersten 20 Minuten ohne Soundtrack auskam. Die Doppelspiegelung beim Selbstportrait Abels oder die Jagd durch die U-Bahn sind perfektes Spannungskino und dies ganz ohne Musik. Es bleibt leider ein Gedankenspiel, wie der Film gewirkt hätte, hätte er auf die Musik komplett verzichtet.

Weil du seine Manipulationsstrategien ansprichst. Das macht im Grunde doch jeder Filmemacher und jede Filmemacherin. Mir fällt da etwa Steven Soderbergh ein, der für seine Filme und Serien ganz bestimmte Farben einsetzt und bei dem die Musik eine Modernität vermittelt, selbst in historischen Settings, wie bei „The Knick“.

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