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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Mai 2015

A Girl Walks Home Alone at Night

29 Freitag Mai 2015

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A Girl Walks Home Alone at Night, Ana Lily Amirpour, Asghar Farhadi, David Lynch, Eraserhead, Jafar Panahi, Marjane Satrapi, Only Lovers Left Alive, Sergio Leone, The Addiction

Koventionelle Debütfilme sehen anders aus. Ana Lily Amirpour, eine US-Amerikanerin iranischer Abstammung hat mit „A Girl Walks Home Alone at Night“ bei Werken von Regisseuren wie Jarmusch, Lynch und Leone zitiert. Dabei herausgekommen ist ein unheimlicher, interessanter und politischer Streifen, der eine junge Frau am Skateboard und im Tschador zur Rächerin mit messerscharften Fangzähnen macht.

PD: Als ich in „A Girl Walks Home Alone at Night“ hinein ging, erwartete ich einen klassisch gehaltenen Horrorfilm. Als der Film schließlich zu Ende war, sah ich darin alles, nur eben keinen Horrorfilm und genau das gefällt mir.

YP: Dieser Film lässt sich eben sehr schwer einem Genre zuordnen, wobei das des Horrorfilms natürlich sofort ins Auge fällt. Ich habe mir eine konventionelle Genregeschichte erwartet und zu Gesicht bekommen habe ich einen unglaublich bildgewaltigen stilvollen und reflektierten Debütfilm. Letztmals ging es mir bei so bei „Amer“. Und das war 2010.

PD: Die Horrorelemente sind auch gar nicht so prominent im Film eingesetzt. Amirpour baut eine sehr dichte Atmosphäre auf, in der die Vampirin vom ersten Moment weg wie eine Bedrohung wirkt.

Man würde erwarten, eine Frau im Tschador wäre das Schutzbedürftige Opfer, aber bei Amirpour ist die Vampirin ein wahrer Racheengel, der seine Opfer der gerechten Strafe zuführt.

YP: Das ist natürlich sehr politisch, weil auch die Frau mit Schleier immer den Beigeschmack der Unterdrückten innehat. Und bei Amirpour gibt es bei ihrer entscheidungsfreudigen Protagonistin keine Unterdrückung. Der Schleier steht hier aber auch für Tradition, Identität, modisches Accessoire. Ich finde auch das Zusammenspiel von Gegensätzen bemerkenswert: die Geschichte spielt sich in einer Geisterstadt ab. Einerseits iranischer Vorort, andererseits industrialisiertes Californien. Alles in Schwarz-Weiß. So habe ich das noch nie gesehen.
In vielen Kritiken wird der Film als Iranian Western bezeichnet.

PD: Diese klar gesellschaftspolitisch aufgeladene Aussage, die der Frau mitgegeben wird, macht das auch interessant. Nimmt man der Frau den Schleier weg und macht aus ihr eine „westliche“ junge Frau, die des Nachts als Vampir durch die Stadt zieht, hat man einen müden Abklatsch bekannter Vampir-Filme.

Die schwarzweiß-Optik erinnerte mich sehr an Abel Ferraras „The Addiction“ (einer meiner liebsten Vampirfilme), während ich bei der verlassen wirkenden Stadt an David Lynch und „Eraserhead“ denken musste. So gänzlich unbekannt erschien mir das also nicht. Amirpour bedient sich schon bei vielen Vorbildern, macht daraus aber etwas eigenständiges. Eben aufgrund ihres kulturellen Hintergrundes. Wobei ich mir nicht sicher bin ob dieser iranische Vampir-Western nicht vielleicht doch eher besser als Exil-Iranischer Vampir-Western bezeichnet werden soll.

YP: Zitiert wird natürlich ausreichend (James Dean, Sergio Leone, David Lynch). Was viel wichtiger ist: Ana Lily Amirpour hat etwas gänzlich Eigenständiges geschaffen und es bedurfte nur einer Vision. Der Film ist visuell sehr ansprechend und erzählt viel durch die Bilder und den Soundtrack. Wir befinden uns in einer mutterseelenverlassenen Gegend mit karger Lanschaft. Die Menschen leben in bescheidenen Verhältnissen. Miteinander geredet wird nicht viel. An die spärlichen Dialoge – allesamt in Farsi – kann ich mich kaum noch erinnern, aber die Verfolgungsjagd auf dem Skateboard vergesse ich nicht so schnell wieder. Allerdings ist mir die rauchige Stimme der namenlosen Vampirin (Sheila Vand) in Erinnerung geblieben.

PD: Mir blieb die Discoszene sehr stark in Erinnerung. Der ganze Filme hatte ja eine Musik-Video-Ästhetik und dies wurde in der Drogen-vernebelten Tanzsequenz noch verstärkt. Zudem war das der Teil des Films, in dem stärker auf die Lebenswelt junger Iraner eingegangen wurde.

Bad City steht ja wie ein Symbol für die iranische Kultur (oder auch die iranische Diaspora) und in dieser vergnügen sich junge Menschen in Discos. So zumindest bei Amirpour. Bei ihr sind verschleierte Frauen auch die starken Persönlichkeiten, während die Männer die Frauen in Opferrollen drängen wollen. Sei es der Zuhälter oder der Drogensüchtige Vater unseres Helden Arash.

YP: Gar nicht so sehr die iranische Kultur oder Diaspora als die Kultur, die Amirpour bekannt ist. Da entwickeln sich eigenen Dynamiken, daher ist es nicht zu empfehlen, dies als iranische Kultur zu bezeichnen. Die Regisseurin und der Film machen es auch unmöglich, sie oder ihren Film in Kategorien oder Schubladen zu stecken. Herausgekommen ist dabei der Film, den sie haben wollte. Nichts wirkt zufällig. Wie oben schon erwähnt: auch wenn sie sich auf die alten Regie-Meister beruft (was legitim ist), ihr Film ist visuell ansprechend und unglaublich gelungen.

PD: Ganz loslösen kann man sich aber bei der Rezeption davon nicht, dies auch als Kommentar in Richtung der iranischen (Jugend)Kultur zu verstehen. In manchen Besprechungen wird „A Girl Walks Home Alone at Night“ als Vertreter der Iranian New Wave bezeichnet. Da ich mich mit dem iranischen Kino nicht gut genug auskenne, fällt es mir schwer, dies nun zu bejahen oder zu verneinen, aber in der Betrachtung kann sich Amirpours Films nicht vollständig von diesen Wurzeln lösen.

Ein Vergleich der einem auch in den Sinn kommt, wenngleich nur für kurze Zeit, ist auch Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“. Amirpour zitiert eher frühere Jarmusch-Filme, aber wie die beiden das Genre behandeln, drängt sich auch auf.

YP: Die Regisseurin schreibt dazu: „“I did go to Iran, finally, but that’s completely alien to me,” she said. “It’s weird, because Sheila and I were talking about how, with this movie, we kind of made our own place that was as Iranian as we are, which is a mash-up of so many things.”

Mir wirkt das Iranian New Wave jetzt etwas weit hergeholt. Da würde ich eher Marjane Satrapi („Persepolis“) und Asghar Farhadi („Nader und Simin“) in diese Richtung ansiedeln. Diese Zuordnungen sind im Grunde nicht aussagekräftig.

PD: Da sehe ich mich mit meinem „Diaspora-Iran“ wieder bestätigt.

Wie gesagt, glaube ich nicht, mich gut genug mit dem iranischen Film auszukennen, um sie da einzuordnen oder auch nicht. Ich verbinde damit vor allem Jafar Panahi oder Abbas Kiarostami. Natürlich muss man Satrapi und Farhadi auch dazu zählen.

YP: Diese Einsamkeit der Seelen bei heruntergekommener und verlassener Landschaft sehen wir auch in Jarmuschs Detroit in „Only Lovers Left Alive“. Vor allem aber auch der Musikeinsatz in „A Girl“ erinnerte mich an den großartigen Soundtrack von Jarmusch. Und natürlich musste der Schluss romantisch – in Hollywood Manier –  werden.

PD: Der Vampirismus wird bei Amirpour allerdings ein wenig herunter gespielt. Bei Jarmusch hatte man das Gefühl, das Porträt eines bestimmten Lebensstils zu betrachten, der langsam ausstirbt. In „A Girl“ leben die Charaktere einzeln vor sich hin und  Erlösung gibt es für die Frau und Arash erst dann, als sie beschließen gemeinsam zu fliehen. Natürlich darf beim Finale die Katze nicht fehlen.

Mad Max: Fury Road

22 Freitag Mai 2015

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Avengers, Charlize Theron, Dredd, Fury Road, George Miller, gravity, Immortan Joe, Imperator Furiosa, Lucy, Mad Max, Max Rockatansky, Mel Gibson, Prometheus, Snowpiercer, The Hobbit, the hunger games, Tom Hardy, X-Men

30 Jahre nachdem Mel Gibson das letzte Mal als Max Rockatansky von George Miller durch eine post-apokalyptische Welt gehetzt wurde, bekommen wir ein neues Abenteuer aus der „Mad Max“-Reihe zu sehen. Doch auch wenn Tom Hardy der neue Titelheld ist, so gefiel uns an „Fury Road“ vor allem Charlize Theron als Imperator Furiosa.

YP: Eigentlich geht das schon beim Sichten des Trailers los. Die unweigerliche Frage: Was zum Teufel ist das denn? Der Film hat dann überraschenderweise meine kühnsten Vorstellungen positiv übertroffen. Wir reden hier von Superlativen, aber ein Mad Max-Sequel musste natürlich explosiv werden. Und Explosionen sind nun mal extrem zerstörerisch.

PD: Der Trailer hat zum Glück die Richtung vorgegeben und hat George Miller einen Film abgeliefert, der im Grunde nicht mehr aber auch nicht weniger als eben dieser Trailer ist: ein einziger Showdown, eine Stunt-Orgie. Spaß hat man hier auf jeden Fall. „Mad Max: Fury Road“ ist ein Ozploitation-Film, dem versehentlich das Budget einer Bruckheimer-Produktion zugestanden wurde. So sieht es denn auch aus.

YP: Was noch viel wichtiger ist: im Grunde ist der Film eine 150-Millionen-Dollar-Produktion mit einer Heldin im Mittelpunkt der Geschichte und wie oft bekommen wir so etwas zu Gesicht? Ich kann dir alle Blockbuster mit weiblichem Lead der letzten Jahre auf einer Hand abzählen. Nein, kann ich nicht, weil es kaum welche gibt. Spontan fallen mir jetzt nur „Gravity“, „The Hunger Games“, „Lucy“ ein. Von mir aus auch „Prometheus“.

Allein dieses genderpolitische Statement macht den Film u.a. sehr sehenswert.

PD: Es war sehr schön zu sehen, wie Miller den Fokus auf die Frauen legte und die mehr als rudimentäre Handlung rund um die Frauen sponn. Dass deshalb manch verwirrter Blogger zum Boykott aufrief, sah ich wieder nur als Beweis, dass noch viel mehr „Macho“-Filme mit starken weiblichen Charakteren nötig sind. Zudem hat Charlize Theron herrlich in die Rolle gepasst. Die langsam entstehende Verbindung zum so gut wie stummen Max, hat mir auch gefallen.

Stellenweise erinnerte mich das Geschehen auch ein wenig an „The Homesman“, in dem George Briggs (Tommy Lee Jones) von Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) vom Galgen gerettet wird, unter der Bedingung, sie beim Transport von drei Frauen quer durch das Land zu begleiten. Die grundlegende Handlung ist hier nicht viel anders. Max wird gerettet und sieht sich im Endeffekt gezwungen, den Frauen bei der Flucht vor Immortan Joe zu helfen, um nicht auch selbst zu sterben.

YP: Auf mich wirkt dieses „Sequel“ wie eine würdige Fortsetzung bzw. Weiterführung der Trilogie aus den Achtzigern. Der Wandel des Actionskinos der letzten drei Jahrzehnte wird dabei komplett übergangen. „Fury Road“ vollzieht hier einen Spagat, die alten Filme zitierend.

Denken wir dabei auch an „Snowpiercer“, vom Aufbau ähnlich. Was wir zu sehen bekommen, ist eine 2-stündige Verfolgungsjagd. Die Spannungskurven von konventionellen Plotlines des Actionfilms werden hier auch auf ironische und unverschämte Weise auf den Kopf gestellt. Von einer Spannungskurve zu sprechen, ist weit hergeholt, es handelt sich eher um eine 2-stündige Spannungsspitze.

PD: Als Fortsetzung kann man den neuesten Teil auch kaum sehen, da er nicht nur einen neuen Hauptdarsteller zeigt, sondern sich zeitlich auch gar keinen Rahmen setzt. Ohne Probleme könnte dies auch der erste Film einer neuen Trilogie sein. Allerdings muss ich zugeben, dass mir der Charakter Max Rockatansky niemals wirklich gefallen hat. So wie ich auch die Original-Filme nur noch verschwommen in Erinnerung habe.

Als endlose Verfolgungsjagd funktioniert „Fury Road“ hervorragend, vor allem da die Stunts großartig in Szene gesetzt wurden. Jedoch ist es inhaltlich unendlich banal. Da hat „Snowpiercer“ viel mehr an Hintergrund zu bieten und auch viel interessantere Charaktere.

YP: Die Figuren sind auch kaum Sympathieträger. Weder Max (Tom Hardy) noch Imperator Furiosa (Charlize Theron) sind Personen, die gefallen möchten. Diese „Fuck-Off-Haltung“ macht beide auch so anziehend.

Mehr Hintergrund finde ich in „Snowpiercer“ nicht, genauso wie in „Fury Road“ geht es um Kritik an dem herrschenden ausbeuterischen System. Ersterer ist bestimmt etwas detailverliebter und eine Spur kritischer. Ich verstehe nur nicht, warum mir der angeblich fehlende Tiefgang eines Actionfilms – der sonst keine weiteren Ansprüche stellt – ein Kritikpunkt sein sollte. Die Dialoglosigkeit ist unglaublich wohltuend. Innerhalb dieses Genres funktioniert das doch großartig. „Fury Road“ gibt nicht vor, etwas zu sein, was er nicht ist, das ist unverschämt unmissverständlich offenherzig.

PD: Im Vergleich zu den deformierten Bösewichten, sind Max und Furiosa sowie die „Brüterinnen“ aber sehr wohl Sympathieträger und sei es nur, weil sie sich etwas menschlicher verhalten, denn die verrückten Männer rund um Immortan Joe.

Wenn „Fury Road“ einen Hintergrund haben will, dann ist der sehr rudimentär angelegt, was ja auch gar kein Problem ist. Miller inszeniert eine Actionorgie mit der ich auch viel mehr anfangen kann, denn etwa mit Auto-Stunt-Filmen wie der „Fast & Furious“-Reihe oder „Need for Speed“. Es war auch amüsant dabei zuzusehen, wie sich Tom Hardy einsilbig oder nur mit Grunzern verständigt.

Dennoch. Du schreibst ja selbst, dass „Fury Road“ Kritik am herrschenden ausbeuterischen System übt. Das ist ein angedeuteter Hintergrund und der ist recht schwach ausgearbeitet. Als grell leuchtendes Endzeitszenario kann der Film punkten, aber man darf die Handlung keine Sekunde lang hinterfragen. Oder wie sich Max inmitten des Showdowns verhält.

YP: Ich möchte nicht etwas am Film bemängeln, was nicht wirklich fehlt. Der Demagoge Immortan Joe wird gestürzt, aus dem Freiheitsantrieb seiner Sklavenfrauen. Dazwischen haben wir 100 Minuten pure Action und ungehaltene Spannung. Wollten wir hier noch mehr ins Detail gehen, suchten wir die nicht-existente Nadel im Heuhaufen. Daher ist deine Kritik am „recht schwach ausgearbeiteten Hintergrund“  für mich nicht nachvollziehbar, da doch die Rollenbilder sehr viel reflektieren. Und Max handelt aus einem Überlebenstrieb, sein Instinkt leitet ihn. Du findest auch bei jeder anderen Figur ein Motiv.

PD: Na gut, aber wenn du schreibst, dass „Fury Road“ Kritik am an dem herrschenden ausbeuterischen System zeigt. Das ist für mich hier aber nicht mehr als ein Vorwand für gute Actionsequenzen. Max taucht als einsamer Überlebender in eine Situation ein und tut alles um zu Überleben. Deshalb zieht er auch wie der Lonesome Cowboy am Ende wieder von dannen. Wobei ich hier auch wieder an „Waterworld“ (der sich ja sehr an den Originalfilmen bedient hat) denken musste. Auch da, der einsame Anti-Held, der doch immer das Beste tut aber alleine bleiben muss.

Auch wenn ich mich wiederhole: „Mad Max: Fury Road“ ist ein fantastischer Stunt-Reigen, aber auch wenn die Handlung brutal und gewalttätig ist, so kam ich aus dem Lachen kaum heraus. Das lag einerseits an den fantasievoll-verrückten Details wie der Marschkapelle inklusive Gitarrenspieler, dessen Instrument auch noch Feuer speien konnte, aber auch daran, dass ich keine Sekunde an das Schicksal dieser Charaktere verschwendete. Dass etwa Nux (Nicholas Hoult) den Märtyrertod sterben wird, war ziemlich vorhersehbar.

Für mich ist Millers Film von der Intensität und dem Sehvergnügen mit „Dredd“ vergleichbar.

YP: Für mich läutet dieser Film eine neue Ära des Action-Kinos ein. Die Actionsequenzen folgen nach gar keinen allzu bekannten konventionellen Mustern ab, die Rollenbilder, wie wir sie zu Genüge zu Gesicht bekommen haben, werden auf den Kopf gestellt.  Vom ersten Teil der Mad-Max-Saga (1979) bis heute hat sich nun im Filmbusiness und Politisch Einiges getan. Dieser Film – so plump wie er die darin vorkommenden demagogischen Herrschaftsstrukturen abbildet, stellt eine Parallele zum misogynen Hollywood-System her. Um sie mühelos über Bord zu werfen.

Aber natürlich geht es mir hauptsächlich um den Spaß, den ich bei der Sichtung hatte. Dein Vergleich mit „Dredd„ gefällt mir, da das auch ein guter – reduzierter – und unglaublich unterhaltsamer Actionstreifen ist. Und nachträglich betrachtet frage ich mich, wie ich mir jemals wieder Filme wie „The Hobbit“, „X-Men“ oder sogar „Avengers“ antun kann ohne vor Langweile zu sterben. Da wurde die Handlung (!) so dermaßen aufgepumpt und unnötig ausgedehnt, dass die Action nicht nur zu kurz kam, sondern extrem darunter litt.

 

Ex Machina

15 Freitag Mai 2015

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28 Days Later, Alex Garland, Alicia Vikander, Domhnall Gleeson, Dredd, Ex Machina, Her, inside llewyn davis, Never Let Me Go, Oscar Isaacs, Transendence

Das britische Schriftsteller-Allroundtalent Alex Garland versucht sich bei „Ex Machina“ erstmals als Regisseur. Dem Kinopublikum unbekannt ist er bisher natürlich nicht, verfasste er bereits die Vorlagen zu Filmen wie „28 Days Later“, „Never Let Me Go“, „Sunshine“ und „Dredd“. Wie sehr Garland im Kino zu Hause ist und wie wohl er sich fühlt, sieht man seinem Debütfilm eindeutig an.

PD: Alex Garland hat mit „Ex Machina“ den Sci-Fi-Film erschaffen, den ich mir von „Transendence“ so erhofft hatte.

YP: „Transendence“ hat aber noch den Aspekt des Menschlichen immanent in der Figur Johnny Depps. In „Ex Machina“ geht die Maschine dem Menschen vor. Eher so wie in „Her“ würde ich sagen. „Ex Machina“ und „Her“ eignen sich herrlich für ein Double Feature, wohingegen „Ex Machina“ mehrere Fragen aufwirft. Spinke Jonze hat vielmehr an eine Romcom gedacht als an einen kritischen Sci-Fi-Streifen.

PD: „Her“ hätte ich auch als romantische Komödie im Sci-Fi-Gewand betrachtet. Sowohl bei „Transendence“ als auch bei „Ex Machina“ wird ja nicht nur die Frage der künstlichen Intelligenz behandelt, sondern auch, inwiefern sich diese auch selbstständig machen und gegen die Menschen wenden kann. Dabei profitiert „Ex Machina“ aber vor allem von dem Kammerspiel-artigen Aufbau. Die abgeschieden liegende Forschungseinrichtung von Nathan (Oscar Isaac) ist ideal dazu geeignet, um auch allerlei Parallelen zu „The Island of Dr. Moreau“ zu ziehen. Vor allem wenn man sich dann den weiteren Verlauf der Handlung ansieht.  Nathan und Caleb agieren ja doch auch ein wenig wie Moreau und Prendick im Roman von H.G. Wells.

YP: Dieses Kammerspiel ermöglicht es uns auch, Kernfragen (Künstliche Intelligenz, Objekt versus Subjekt) besser abzuhandeln, da der Fokus ziemlich konzentriert auf der Cyborg-Figur Avas (Alicia Vikander) liegt und ich sie fast als Gegenspielerin zu den zwei Männern aus Fleisch und Blut sehe.

Ich nehme jetzt vorweg, dass der Film Caleb und den Turing-Test gar nicht gebraucht hätte. Das Endergebnis, dass Ava sich aus den Fängen Nathans befreit, deutet doch bereits von übermäßiger emotionaler Intelligenz. Dann hätten wir aber auch keinen Film von 120 Minuten Filmlänge.

PD: Mir gefiel wie Garland sehr schnell den Rahmen festlegte. Er hätte von Calebs (Domhnall Gleeson) Alltag als Programmierer oder seinem Leben mehr zeigen können, doch stattdessen wird uns nur ein kurzer Blick in sein Büro gegönnt und schon stehen wir mit ihm vor dem versteckten Haus von seinem Chef, in das er hinabsteigt, wie in den Kaninchenbau. Daher funktioniert auch die zunehmende Paranoia Calebs, ob er nicht selbst ein Android ist.

Den Turing Test fand ich passend, da er nicht nur als Handlungskatalysator benutzt wurde, sondern auch die Dialoge zwischen Caleb und Ava definierte. Ihre Gespräche hatten vor allem Anfangs eine sehr gekünstelte und technische Note. Ganz als ob er sich mit einem Chat-Bot unterhalten würde. Erst im Laufe der Sitzungen beginnt Ava menschlicher zu klingen und auch mit Caleb zu flirten.

YP: Der Handlungsaufbau ereignet sich wirklich sehr zügig und dann befinden wir uns (das Publikum) mit Caleb plötzlich inmitten des Geschehens.Der Katalysator war ohnehin alleine die Existenz Avas, mehr hätte es überhaupt nicht gebraucht. Calebs Erscheinen hätte auch zufällig sein können.

Erschreckend und abstoßend fand ich Nathans Figur. Anfangs hatte ich so meine Schwierigkeiten dabei, wie ich an den Widerling Nathan herantrete, der vom mir sehr sympathischen Oscar Isaacs verkörpert wird.  Der größenwahnsinnige Schöpfer. Ich frage mich, warum jemand mit seiner Schaffensgabe ausgestattet dermaßen schonungslos verfahren kann. Er wirkt richtig als Sadist, ein bisschen unheimlich.

PD: Ein zufälliges Vorbeistolpern von Caleb wäre aber recht unwahrscheinlich gewesen. Natürlich war auch der Gewinn der Firmen-Lotterie unglaubwürdig, aber als Zuseher wusste man sofort Bescheid. Mir gefiel diese Grundlage für Calebs Anwesenheit. Er war ein Mittel zum Zweck. Für Nathan war er dadurch nicht mehr wert als die Maschinen, die er entwickelte. Womöglich sogar weniger, da er mit ihm nicht verfahren konnte wie er wollte. Auch wenn er ihn immer wieder schroff auf seinen Platz verwies.

Oscar Isaacs hatte ich vor „Inside Llewyn Davis“ gar nicht am Radar und mittlerweile freue ich mich über jeden neuen Film mit ihm (dass „A Most Violent Year“ gar keinen offiziellen Starttermin in Österreich bekam, finde ich sehr enttäuschend) und war auch von seiner Transformation zum bulligen und schroffen Genie begeistert. Wäre ich in einem Raum mit Nathan, dann hätte ich mich automatisch eingeschüchtert gefühlt. Schon die erste Begegnung, mit Nathan am Sandsack und Caleb ruhig und schüchtern hinter ihm stehend und auf die Erlaubnis mit ihm zu sprechen wartend, setzte die Dynamik der beiden für einen Großteil der Handlung fest. Nathan manipulierte sowohl Caleb, als auch seine Schöpfung.

YP: Meine Befürchtung ging zu Beginn in die Richtung, dass es darum geht, einem Mann dabei zuzuschauen, wie er seine Traumfrau erschafft, und sei sie nur ein artifizielles Objekt. Aber schnell löst sich Ava von ihrem Schöpfer und wird ihm sogar überlegen. Dabei spielt es schon eine Rolle, dass sie ein weibliches Wesen ist, denn dazu hat er sie explizit erkoren.

PD: Dieser Gedanke kam mir gar nicht. Ich wollte nur keinen Film sehen, in dem sich der weibliche Androide und der junge Mann ineinander verlieben. Zum Glück wird aber genau diese gegenseitige Anziehung benutzt, um einerseits festzulegen, inwiefern Ava über Intelligenz verfügt und auch um schließlich sowohl Nathan als auch Caleb zu überrumpeln. Gerade Nathan behandelt seine Schöpfungen, die er ja nicht zufällig als attraktive Frauen angelegt hat, wie Gefangene, die seinen Wünschen nachzukommen haben.

YP: Nie konnte Nathan den vollen Ausmaß seiner Schöpfung absehen. Das erinnert an „Frankenstein“ oder „Avengers: Age of Ultron“.

Sein primäres Interesse bestand darin, ein eigenständig denkendes Wesen zu erschaffen. Im aufklärerischen und Kant’schen Sinne liegen die Emanzipationsbestrebungens Avas natürlich auf der Hand und sind nicht weit hergeholt – gerade aus Calebs Intentionen abgeleitet. Für mich der mit Abstand interessanteste Aspekt des Films.

Alles andere – diese Optik, wo die Landschaft und das Interieur des Hauses die Handlung unterstreichen – ist schön anzusehen, aber dann doch nebensächlich. Das Setting ist aber auch äußerst interessant. Diese Villa ist inmitten der wilden unberührten Landschaft platziert – Metalle, Holz, Stein, Wassen – Natur verwoben mit den Räumlichenkeiten der menschlichen Architektur – augenscheinliches Synonym für das Eindringen der Menschen in die Natur. Wieder gleichzusetzen mit Nathans wissenschaftlichen Bestrebungen.

PD: Als irrelevant sehe ich die Optik ganz und gar nicht. Diese abgeschottete Landschaft und das Designer-Haus von Nathan sind ebenso Ausdruck seiner Psyche, wie seine betrunkenen Ausbrüche. Es wäre ein völlig anderer Film, hätte sich das Geschehen in einer Fabrik, mitten in der Stadt zugetragen.

Auf Nathan aber auch Caleb trifft ein Wort exakt zu: Hybris. Nathan ist von seiner eigenen Genialität derart berauscht, dass er niemals wirklich den Gedanken zu Ende führt, was es bedeutet, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen. Wenn er bei einem Bier mit Caleb darüber spricht, dass die KI in Zukunft Menschen als nichts anderes denn als Affen sehen wird, ist das ein kurzer, aber nie von ihm wirklich zu Ende gedachter Gedanke. Caleb hingegen glaubt, dass nur er in der Lage wäre, Ava zu retten und übersieht dabei völlig, dass Ava seine „Hilfe“ gar nicht nötig hat, sondern ihn nur benutzt. Er ist in diesem Sinne auch nicht besser als Nathan, der seiner KI zwar Intelligenz aber dann doch wieder keine eigenständigen Handlungen zutraut.

Citizen Kane

05 Dienstag Mai 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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alfred hitchcock, Citizen Kane, Joseph Cotten, Orson Welles, Rosebud, Sight and Sound, Touch of Evil, Vertigo, Xanadu

Orson Welles wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Grund genug, um uns seinem aus 1941 stammenden und legendären Regiedebüt „Citizen Kane“ genauer zu widmen.

YP: Erstmals habe ich den Film mit offenen Augen während des Studiums gesehen. Alles davor (vor 2004) war mit geschlossenen und auch irgendwie zusammenhangslos. Auch als Teenager wusste ich um die filmhistorische Bedeutung und Reihung im Filmkanon (Sight and Sound-Poll), aber qualitativ einordnen konnte ich das damals nicht. Im Studium wurde dann der Film öfter in Seminaren in die Einzelteile zerlegt und der Stempel war endgültig drauf.

Wie oft hast du „Citizen Kane“ schon gesehen?

PD: Natürlich war mir Welles‘ Meisterwerk als Teenager ein Begriff, da ich eine abgegriffene Ausgabe eines Buches über die Filmhistorie besaß, in der die Qualität und Bedeutung von „Citizen Kane“ mehr als nur einmal hervorgehoben wurden. Insofern hatte es etwas von einer Schatzsuche, den Film auch endlich mal im Fernsehen zu sehen. Mit dem Studium und dem Aufkommen der DVDs wurde die Sichtung von „Citizen Kane“ ein wenig entmystifiziert, aber nicht weniger unterhaltsam.

Gerade das wachsende filmhistorische und analytische Wissen, welches durch das Studium vermittelt wurde, bescherte mir neue Perspektiven. Was ich allerdings bei meiner jüngsten Sichtung bemerkte, waren die vielen Zitate, die bei den Simpsons eingebaut wurden. Die herrliche „There is a man“-Szene läuft in meinem Kopf mittlerweile parallel mit jener für Mr. Burns ab. Wie oft ich ihn mittlerweile gesehen habe, kann ich kaum sagen. Mit Sicherheit mein am öftesten gesehener Film von Orson Welles. Noch vor „Touch of Evil“.

YP: Selbstverständlich war es mir möglich, den Film von vielen Seiten zu durchleuchten. Und bei jeder Sichtung kann man sich zB auf neue Aspekte konzentrieren. Es ist einer dieser Filme, wo eine Sichtung auch viel zu wenig ist.

Allerdings – und um da noch einmal auf deine erste Aussage zurückzukommen – es ist schon alles gesagt worden, überall kann das nachgelesen werden. Mit der ganzen Sekundärliteratur im Hintergrund trübt das ein wenig das eigene Bild, die eigene Rezepzion ist vorbelasted gewesen.

Diesen Film nach so vielen Jahren und so vielen Meinungen und so vielen Wertungen zu sehen, irritiert auch. Schön ist es trotzdem. Langweilig wird er nie, auch wenn er in Dauerschleife laufen würde.

PD: Das ist genau der Punkt. So oft man auch „Citizen Kane“ gesehen hat, er wird nie langweilig. Alleine der dynamische Beginn mit den Rückblicken auf das Leben von Charles Foster Kane könnte auch heute noch so in jedem Film eingebaut werden, ohne angestaubt zu wirken.

Aufgrund des historischen Ballasts muss ein „Erstseher“ aber auch ein wenig arbeiten, um hinter die dem Film so oft angehefteten Etiketten zu blicken. „Bester Film aller Zeiten“ ist schließlich etwas, womit man nur schwer konkurrieren kann. Auch wenn mittlerweile Hitchcock den Thron in der „Sight & Sound“-Umfrage eingenommen hat.

YP: Das ist aber ein Punkt, der mir erst nach der vielen Beschäftigung einleuchtete. Bevor ich mir mit diesem Film wissenschaftlich auseinandergesetzt habe, schien er mir fast überbewertet. Aber nach und nach und mit den Jahren ist die Reihung begründet. Allerdings und das dürfen wir nicht vergessen, spielt der eigene Filmgeschmack auch eine große Rolle. Da finde ich mich immer auf der „Vertigo“-Seite wieder. Oder es ist dann aber „Der Mann mit der Kamera“.

PD: Eventuell ist es die Ästhetik des Hollywood-Kinos dieser Zeit, aber ich neige immer ein wenig dazu, „Citizen Kane“ ganz oben auf diesem Ranking sehen zu wollen. So zeitlos Welles‘ Film über den Verlust der Jugend, das Zeitungswesen und die Macht mächtiger Männer in demokratischen Systemen auch ist, so sehr merkt man doch die Ästhetik der 1940er. Sei es nur an der Kleidung oder an der Ausdrucksweise.

Was mich bei meiner jüngsten Sichtung wieder überraschte war, wie wenig mich das Mysterium „Rosebud“ kümmerte. Es erschien mir wie ein etwas rührseliger und nostalgischer letzter Moment eines sterbenden Menschen. Nicht mehr, nicht weniger.

YP: Repräsentativ für die Ästhetik dieser Zeit ist dieser Film schon. Das Augenmerk liegt hier beim American Dream. Hinter den Kulissen zeichnet sich aber dieses System des damaligen Hollywoods deutlich ab, gut durch die Handlung hindurch spürbar und im film sichtbar.

Rührselig finde ich das nicht. Für mich zielt das All-About-Eve-Ending eindeutig darauf ab, eine Parabel zu sein. Kane wird schließlich sein eigenens Leben zu groß und er träumt nur von der Zeit, als er ein sorgloser unbekümmerter Junge ohne Zukunftsängste war. Oder: Wer den großen Traum lebt, träumt eigentlich vom einfachen Leben

PD: Macht das aber nicht ohnehin jeder? Gut, das erfahren wir dann erst im entsprechenden Moment, aber verklärt nicht jeder Mensch vor allem seine Kindheit?

„Rosebud“ als Symbol für den Moment, den Kane in diesem Moment im Sinn hat, das Zurückblicken auf die verlorene Kindheit die eingetauscht wurde gegen ein finanziell sorgenloses aber insgesamt auffallend kaltes Leben.

YP: Ist dir das zu simpel und zu einfach gestrickt? So habe ich das nicht betrachtet, ich denke nicht, dass jeder seine Kindheit verklärt, aber es gehört sicher zu den psychologischen Prozessen des Erwachsenseins (?). Welles führt dieses Leben des Charles Foster Kane vor und zeigt aber auch, dass das, was fehlt, das Ausschlaggebende ist. Allerdings hätte Kane auch einfach einheizen können, dann wäre es nicht so kalt geworden.

PD: Xanadu hat ohnehin die Atmosphäre eines verwunschenen Märchenschlosses. Man rechnet eher damit die böse Stiefmutter von Schneewittchen zu treffen und weniger reale Menschen. Dabei stehen sich Kane und seine zweite Frau Susan an diesem Punkt ihrer Beziehung nicht mehr nahe. Die Szene, in der sie sich kennenlernen, als Kane vom Schlamm bespritzt vor ihr steht und sie versucht durch ihren geschwollenen Kiefer hindurch sich mit ihm zu unterhalten, wirkt ebenso wie ein verklärter Traum.

YP: Ein bisschen lieblos sind aber alle zwischenmenschlichen Beziehungen in „Citizen Kane“. Ausnahmslos. Wobei mir seine erste Frau gut gefallen hat in dieser genialen Schuss-Gegenschuss-Kollage der gemeinsamen Jahre am Frühstückstisch. Ach, sympathisch ist er nicht, dieser Kane.

PD: Er mag nicht sympathisch sein, aber charmant. Er wickelt das Publikum ebenso um den Finger wie die Charaktere im Film und wie seine Ehefrauen, seine Kollegen (vor allem Joseph Cotton’s Leland) und Freunde, bemerkt auch das Publikum erst viel zu spät, wem man da aufgesessen ist.

YP: Das liegt aber an Orson Welles!

PD: Natürlich liegt das an Welles. Er spielt ja den Charakter, so wie er eben auch in „Touch of Evil“ der perfekte Bösewicht ist oder in „F for Fake“ das Publikum an der Nase herum führt.

YP: Orson Welles hat Charles Kane genauso gebraucht wie umgekehrt.

Avengers: Age of Ultron

01 Freitag Mai 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Avengers, Avengers: Age of Ultron, Black Widow, Captain America, Daredevil, Guardians of the Galaxy, Hawkeye, Hulk, Iron Man, James Spader, Joss Whedon, Natasha Romanoff, Scarlett Johansson, Thor

Hier sind sie alle wieder unter Regisseur Joss Whedon versammelt. Nicht nur das, auch kommen mehrere Superheldinnen und -helden oder neue Schurken mit Superkräften hinzu. Wie sich der neue 200 Millionen-Bluckbuster aus dem Hause Marvel macht und ob er dem Fluch der Fortzsetzungen unterliegt, werden wir folgend besprechen. „Avengers: Age of Ultron“ stellt unser Kinohighlight des Jahres dar, selbstverständlich darf ein Dialog dazu nicht fehlen.

PD: Es war nicht ganz der großartige Genuss wie beim ersten „Avengers“-Zusammentreffen, aber dennoch ein äußerst unterhaltsamer und stimmiger Actionfilm mit viel Humor.

Mir fiel auch auf, dass ich mit dem All-Star-Treffen viel mehr Freude habe, denn mit den Solo-Fortsetzungen von „Iron Man“ oder „Thor“.

YP: Mir gefällt Teil 2 sogar besser, weil man hier die Liebe bzw. Hiebe spürt. Die Einzeiler sind prägnanter, die Figuren besser mit- und aufeinander abgestimmt. Außerdem liegt so viel wehmütiger Abschied in der Luft. Whedon verabschiedet sich, Tony Stark (Rober Downey Jr.) verabschiedet sich. Und beide scheinen mit dem Konzept des stillen bzw. klammheimlichen Abschieds nicht anfangen zu können.

Die Frankenstein – Kreatur Plotline (zufällig auch in unserem Beitrag von letzter Woche besprochen) war naheliegend und hat sich wunderbar angeboten.

PD: Den zweiten Teil fand ich ein wenig zu überladen. Die ganzen Cameo-Auftritte von War Machine oder The Falcon, sowie die Neuzugänge Quicksilver und Scarlet Witch, waren wie ein ständiger Blick zu den Fußnoten einer ausladenden Erzählung. Es ist gerade dieses scheinbar unendlich große Figurenarsenal, welches immer ein wenig die Handlung anhalten ließ.

Die besten Einzeiler hatte für mich Hawkeye. Er fasste die ganze Absurdität schön zusammen: „The city’s flying; we’re fighting an army of robots; I have a bow and arrow; none of it makes sense…“. Das war Whedon in Hochform.

YP: Dieses Zitat von Hawkeye hebt auch Mark Kermode in seiner Kritik hervor.

Mit dem Argument des Überladen-Seins kann ich nicht so viel anfangen, weil die Thor oder Iron Man-Filme nach dem gleichen Prinzip funktionieren („Iron Man 3“). Das stimmt auch so nicht ganz, hier passt es eben zum Bösewicht. Im Vergleich zu Ultron war Loki noch ein harmloses Kätzchen. Auch die Hülle und Fülle an Figuren ist mir kein Dorn im Auge, da die altbekannten so bewährt sind, sodass die neuen erfrischend wirken. Für mich haben sich Wanda und Maxim sehr gut ins Geschehen eingegliedert, vielleicht haben sie ein bisschen zu schnell und salopp die Seiten gewechselt. Das ist mein einziger Kritikpunkt auf Charakterebene.

PD: Bei den Charakteren blieb Whedon auch nicht mehr viel zu entwickeln. Man kennt einander, sowohl die Figuren sich und das Publikum die Figuren. Dass zwischen Bruce Banner und Natasha Romanoff eine etwas hastig etablierte Liebesgeschichte eingebaut wird, war noch der interessanteste Punkt auf Charakterebene.

Am meisten weiter entwickelt wurde Hawkeye durch sein bislang geheimes Familienleben.

Loki hat als Bösewicht eine ganz andere Qualität, verfeinert durch das tolle Spiel von Hiddlestone. Ultron hingegen ist abstrakter aber wirkte gefährlicher und die großartige Performance auf der Stimmenebene von James Spader, machte ihn auch greifbar. Ultron war nicht nur ein überdimensionierter Killerroboter, sondern ein eigenständiges Wesen. Dass Spader so mühelos von Einschüchterung zu verspieltem Sarkasmus wechseln konnte (wie er es ja schon bei „The Blacklist“ vorführt) ist beeindruckend und passt auch exakt in das Konzept von Whedon, der zwar die Comics ernst nimmt, aber dennoch damit Spaß hat.

YP: Dem Schlagabtausch von Ultron und Stark hätte ich Stunden zuhören können. Durch die kleine Verwünschung von Scarlet Witch wurden uns in die Seelenleben und Ängste von den Avengers Einblicke gewährt, die die nächste Stufe der Charakterentwicklung herbeigerufen haben. Diesmal sind – und darüber bin ich sehr froh – Thor und Captain America mehr in der Hintergrund getreten, sodass wir viel mehr auf Natasha, Hawkeye und Banner eingehen konnten. Die Liebesgeschichte mutete – im Vergleich zu den anderen Plotlines – sogar fast realistisch an, wobei sie mich nicht sonderlich erwärmte. Hawkeyes Familienhintergrund war langweilig, aber notwendig.

PD: Es war fast notwendig, den anderen Charakteren ein wenig mehr Hintergrund zu verleihen. Vor allem wie Natasha Romanoff zu Black Widow wurde, war sehr interessant.

YP: Nochmal zur Liebesgeschichte: bei den Szenen mit Hulk und Banner ist dann die Recruiting-Szene vor meinem inneren Auge gewesen. Eine gewisse Zärtlichkeit zwischen den beiden war auch im ersten Teil nicht zu übersehen. Nat ist für mich ohnehin die stärkste Figur (mit Ausnahme von The Vision) in diesem Teil und Sympathieträgerin. Wie sie die „Boys“ aufzieht und immer – und das sollte groß angemerkt werden – ganz ohne Superkräfte immer tatkräftig als erste etwas reisst – ist einfach großartig. War im ersten Teil nicht anders, ist hier noch besser.

PD: Im ersten Teil wirkte Natasha noch ein wenig wie ein Fremdkörper, da der Fokus mehr auf den Männern mit ihren Superkräften lag. Diesmal bekommt man mehr von ihren Fähigkeiten zu sehen. Da kann ich mich nur wiederholen: Wir haben von Iron Man und Co. schon so viel zu sehen bekommen, dass es gut tat, auch mal die anderen Charaktere ein wenig mehr ins Rampenlicht zu rücken.

In den ersten Minuten, wenn die Avengers im Formationsflug auf die Festung stürmen, wurde auch klar, dass Marvel dieses Filmuniversum einerseits sehr kompakt und doch wieder zugänglich genug aufgebaut hat, um Zuseher nicht zu verwirren. Nicht jeder muss „Guardians of the Galaxy“ gesehen haben, um „Age of Ultron“ folgen zu können. Selbst die Fernsehserie „Daredevil“ funktioniert, wenn man bislang nur den ersten „Avengers“-Teil gesehen hat.

Einen sehr schönen Artikel zu Marvel gibt es bei Real Virtuality.

Es ist offiziell. Phase Two von Marvel ist nunmehr beendet.

YP: Eine gewisse Übersättigung ist eingetroffen. Zumindest bei mir. Und für eine Zeit.

PD: Dabei war „Avengers: Age of Ultron“ ja nicht einmal der Endpunkt, sondern im Grunde nur der Beginn von Phase Three. Als Vorschau wurde etwa „Ant-Man“ (der je nach Quelle zur zweiten oder dritten Marvel-Phase zählt) gezeigt. Es geht also unaufhaltsam weiter.

Man sehe sich nur den irrwitzigen Zeitplan für die nächste Phase an.

YP: Für mich ist bei „Age of Ultron“ auch ein kleiner Höhepunkt erreicht. Wobei ich dazusagen muss, dass ich mich aber auch auf den dritten Teil von Captain America: Civil War, freue, nachdem Teil 2 dermaßen gelungen rübergekommen ist.

PD: Auf den dritten „Captain America“ freue ich mich dennoch, da mit „Civil War“ eine der interessantesten Geschichten darin erzählt wird. Das wäre eigentlich ein würdiger Abschluss für die „Avengers“.

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