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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: März 2014

Rashomon

28 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Akira Kurosawa, Rashomon, Toshiro Mifune

Der Film des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa gilt als Meilenstein der Filmgeschichte. Wer ihn gesehen hat, den wird das natürlich nicht wundern. Das allein ist Anlass genug, um „Rashomon“ an dieser Stelle zu besprechen.

YP: Worüber ich mich wundere, warum gibt es nicht mehrere Remakes von „Rashomon“?

PD: Ein Film der eindeutig auf dem „Rashomon-Effekt“ aufbaut, ist Edward Zwicks Militärdrama „Courage Under Fire“ und auch „The Usual Suspects“ nutzt diesen Effekt. Ein richtiges Remake habe ich noch gar nicht gesehen, aber womöglich liegt das auch daran, da Kurosawas Film beinahe perfekt geraten ist.

YP: In diesem Link gibt es Auflistungen mit Remakes und Filmen, die auf allen Werken des Regisseurs Kurosawas beruhen. Sidney Lumet hat in den 60ern eine Version fürs Fernsehen gemacht, aber an die werde ich wohl nicht herankommen, wobei das schon interessant wäre. Das ist schade. Ich kann mir das so gut vorstellen, dass man diesen Film auch in die Neuzeit adaptiert. Natürlich mit Abweichungen, denn Wertvorstellungen ändern sich mit der Zeit – lässt man einmal die kulturellen Unterschiede beiseite.

PD: Am Remake „The Outrage“ von Martin Ritt, hat Kurosawa übrigens mitgearbeitet. Es hat zumindest so etwas wie „seinen Segen“.

Fasziniert hat mich ein Gedanke, der mich die ganze Zeit verfolgte: Wer sagt uns, dass die Ereignisse im Film, beim „Rashomon Tor“ überhaupt so geschehen, wie sie uns präsentiert werden? Der Film zeigt verschiedene Berichte eines einzigen Ereignisses und jeder behauptet, die Wahrheit zu erzählen. Wer sagt also, dass Kurosawa in seinem Überbau die Wahrheit präsentiert?

YP: Jede Perspektive, sei es die vom Samurai, die seiner Frau, die vom Holzfäller, oder die vom Dieb, vom Mönch, von der Kamera – jede Perspektive ist beeinflusst, durch Subjektivität der Person, durch persönliche Interessen, Moralvorstellungen, Werte usw. Nichts ist greifbar, die Wahrheit hört mit dem Ende des Films nicht auf. Der Zuschauer spinnt ja das Netz weiter.

PD: Genau das gefällt mir so sehr daran. Es geht in Kurosawas Arbeit gar nicht darum, wer nun der Täter ist oder wie sich die Ereignisse zugetragen haben. Es ist mehr eine Frage nach den Motiven der einzelnen Personen, weshalb sie erzählen, was sie erzählen.

YP: Und vor allem – da es sich beim Film um ein audiovisuelles Medium handelt: wie sie gezeigt werden.

PD: Sehr interessant fand ich den minimalistischen Stil. Die Gerichtsverhandlung ist aus einer starren Kameraperspektive in einem kaum wahrnehmbaren Setting angesiedelt. Während die Ereignisse im Wald sehr naturalistisch wirken.

YP: Dann kommen darin auch nur ein Dutzend Personen vor. Gezeigt werden trostlose Gegenden, dann immer wieder das Spiel der im Wind tanzenden Blätter, die Schatten werfen, auf den Boden, die Figuren. Der Fokus liegt natürlich auf der Kamera und in den Bildern.

Wobei ich während des Sichtens hin- und hergerissen war zwischen der Story und der Optik.

PD: Die Optik unterstützt die komplexe Erzählweise von Kurosawa. Die Handlung selbst finde ich gar nicht so komplex. Das ist etwas, was viele Filme, die den „Rashomon-Effekt“ nutzen, niemals wirklich durchdenken. Die Nachahmer erzählen eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und am Ende gibt es das komplette Bild. Dabei ist bei Kurosawa das komplette Bild, die aufgelöste Handlung völlig nebensächlich.

YP: Das ist ein sehr gut beobachteter Aspekt: Erzählung versus Handlung. Und die Erzählung geht Hand in Hand mit der Kameraführung, wobei die Handlung nur den losen Rahmen darstellt.

PD: Wobei die Kameraführung sich auch von Setting zu Setting unterscheidet. Im Wald ist die Kamera sehr mobil, sehr in die Bewegungen der Charaktere eingebunden. Selbst die etwas unspektakulär wirkende Kampfszene hat so eine eigene Charakteristik. Bei der Gerichtsverhandlung ist die Kamera aber meist starr, da auch die Zeugen sich nur wenig bewegen, außer wenn das Medium sich zu Wort meldet. Da folgt die Kamera den fließenden Bewegungen.

Beeindruckt hat mich vor allem auch das Licht. Die düsterste Szenerie in „Rashomon“ ist ja merkwürdigerweise das Tor, an dem die Erzählung ihren Ausgang nimmt.

YP: Die Stimmung wird natürlich auch vom herunterprasselnden Regen beherrscht. Nicht umsonst hört es gegen Ende hin auf zu Regnen und die Sonne bahn sich ihren Weg durch die Wolken frei, wenn der Holzfäller mit einem Lächeln auf dem Gesicht mit dem Baby davongeht.

PD: Das ist der optimistische Abschluss einer durch und durch negativen/nihilistischen Geschichte. Die Unschuld des Kindes, das Opfer welches der schuldbewusste Holzfäller auf sich nimmt …

YP: Wobei mich bis zum Ende hin die Frage nach der richtigen Version der Geschehnisse NICHT verfolgt hat. Vielmehr habe ich die inszenatorischen Errungenschaften bewundert. „Rashomon“ ist eine Ode auf das Filmemachen und zeigt die Kunst des filmischen Geschichtenerzählens.

PD: Bei der erstmaligen Betrachtung habe ich sehr wohl darauf gewartet, dass am Ende alles in einer finalen Sicht erklärt wird. Das ist vielleicht auch eine der Hürden, die der Film heute bei einem den Film erstmals entdeckenden Publikum, überwinden muss. Man ist so sehr daran gewöhnt, dass ein Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln, am Ende die richtige Version hervor bringt, dass man ausgerechnet bei „Rashomon“ am Ende ohne diese Auflösung dasteht.

YP: Dann hast du zu konventionell gedacht …

PD: Bei der erstmaligen Betrachtung? Auf jeden Fall. Ich war auch zu sehr von „Yojimbo“ und „Die sieben Samurai“ geprägt. Ich wartete ständig darauf, dass Toshiro Mifune eine große Kampfszene hat. Diese fällt dann erfreulich zurückhaltend aus.

YP: Irgendwann kommt der Satz: „It’s human to lie“. Ein menschliches Grundbedürfnis. Eine universelle Notwendigkeit.

PD: Ein wunderschöner Satz.

YP: Mich erinnerte die Kampfszene mehr an ein Ringen als an einen leichtfüßig choreografierten Schwertkampf.

PD: … und auch hier gilt es wohl eine Hürde zu überwinden. Ich habe viele Kommentare gelesen, in denen Kurosawa-Bewunderer ein wenig enttäuscht reagierten, da die packenden Kämpfe aus seinen berühmten Filmen (oder Spätwerken wie „Ran“) fehlten.

Heute wirkt „Rashomon“ vielleicht nicht mehr ganz so schockierend wie 1951, aber die hohe Qualität ist trotz der ganzen Nachahmer immer noch geblieben. Oft leiden die Filme ja sehr unter ihren Nachahmern.

YP: Wie weit im Werk Kurosawas würdest du „Rashomon“ einstufen? Da ich sehr wenig von ihm kenne, muss ich dich fragen.

PD: Ich kenne auch sehr wenig. Kurosawa hat bei 30 Filmen Regie geführt und ich kenne davon sieben. Von diesen sieben Filmen ist es wohl der komplexeste.

Lustigerweise sehe ich allerdings sein sehr spät entstandenes „Ran“ noch eine Spur über „Rashomon“ und „Yojimbo“. Wohl weil er sich da an „King Lear“ wagte, und ich eine Schwäche für Shakespeare habe.

YP: Mir fällt noch ein Satz ein, den ich unbedingt zitieren muss: „I don’t care if it is a lie as long as it’s entertaining“. Das sagt der Arbeiter am Rashômon Gate zum Holzfäller und zum Priester. Dieser Arbeiter steht für mich eindeutig auch für das Kinopublikum und hier ist auch die gesamte Unterhaltungsindustrie zu verstehen: Lass dich einfach darauf ein, Lüge hin oder her!

PD: Dem kann man nur zustimmen. Dabei ist der Arbeiter gar kein sympathischer Charakter. Er drängt den Priester und den Holzfäller dazu, dass sie mit der Geschichte heraus rücken und hat dann auch oft abfällige Kommentare parat.

YP: Nein, aber er bekennt sich zum Lügen, zum Stehlen. Diese Charaktermängel machen ihn erst menschlich. Sein moralischer Kompass ist dem des Publikums wohl nicht unähnlich. Er wägt ab, stellt fragen, hinterfragt usw. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir die Geschichte(n) erzählt bekommen.

PD: Damit gibt Kurosawa dem Publikum aber kein sonderlich sympathisches Bild. Nicht, dass ich das nicht unterhaltsam finden würde, aber es ist eben kein sympathischer Charakter, der eben auch unangenehme Wahrheiten ausspricht. Etwa am Ende der Handlung, wenn er die Motive des Holzfällers hinterfragt.

Was mich zu Beginn ein wenig irritierte, war die theatralische Darstellung. Vor allem Toshiro Mifune überzeichnete seinen Samurai. Erst mit der Zeit lässt man sich mehr auf diese gekünstelte Art ein.

YP: Aber alle waren ein wenig übertrieben. Die Gesten, das Geschrei. Witzig auch die aufgezeichneten Augenbrauen der beiden Frauen im Film.

PD: Eben, das war zu Beginn ein klein wenig irritierend. Der ganze Film hatte zum Teil eine gewisse Stummfilmästhetik.

YP: Obwohl aus 1950.

PD: Dennoch gab es sehr viele geradezu stumme Passagen und hätte man den Ton entfernt, wäre das Spiel der Darsteller wohl nicht viel anders wahrgenommen worden, wie jenes von Stummfilmdarstellern.

YP: Mir kam es stellenweise schon zuviel vor, aber eine Verbindung mit dem Stummfilm kam mir nicht in den Sinn.

PD: Zuviel war mir nur die Passage mit dem Medium.

YP: Ach, diese Geisterbeschwörung und der Tanz. Vergiss bitte nicht, es ist eine andere Kultur, andere Religion, andere Epoche.

Frances Ha

21 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Adam Driver, Frances Ha, Francois Truffaut, Girls, Greta Gerwig, Lena Dunham, Mumblecore, Noah Baumbach, Nouvelle Vague, Woody Allen

Mit „Frances Ha“ erschafften Noah Baumbach und Greta Gerwig einen Charakter, der weltweit die Independent-Szene in zwei diametral gegenüberliegende Lager teilte. Ist die Darstellung einer noch unsicher durch ihr Leben watenden Mitzwanzigerin authentisch, oder doch nur aufgesetztes Kunstkino? In unserem neuesten Dialog unterhalten wir uns über die unterschiedlichen Auffassungen zu diesem Kritikerliebling und auch über die unvermeidlichen Vergleiche mit dem HBO-Serienhit „Girls“.

Wie beinahe schon üblich, beinhaltet auch dieser Dialog wieder einige Spoiler.

YP: Was mir zu Beginn des Films aufgefallen ist. „Frances Ha“ hat durch die schnellen Schnitte und die vielen aufeinanderfolgenden Einstellungen einen Videoclip-Charakter. Musikbegleitung drüber und fertig ist das Musikvideo.

PD: Schön, dass du das gleich zu Beginn erwähnst, denn darin liegt für mich ein ganz großes Problem. Nicht dass es wie eine Abfolge von Musikvideos wirkt, sondern, dass es eher wie ein Imagevideo oder ein Show Reel für Greta Gerwig. Dabei möchte ich anmerken, dass sie dieses hervorragend zu nutzen weiß.

YP: Nein, so sehe ich das nicht. Wie schnell und kurzweilig die Geschichte voranschreitet, das empfand ich eher als positiv. Und es gelingt dem Publikum (zumindest mir), sich (mich) an die Figuren zu gewöhnen. Beispielsweise Frances, ihre beste Freundin Sophie, dann der von Adam Driver gespielte Mitbewohner. Mit allen kann man sich eigentlich anfreunden. Wie auch ihr Weihnachtsurlaub bei ihren Eltern daheim schnell abgefertigt wurde, das war einfach klasse.

PD: Anfreunden? Da ging es mir ganz anders. Ich konnte mit kaum einem Charakter wirklich etwas anfangen. Jeder dieser Charaktere war angefüllt mit betont humorvollen Neurosen oder Eigentümlichkeiten. Etwa Benji dessen Mantra „undateable“ spätestens nach der zweiten Wiederholung sehr aufgesetzt klang.

Zudem schien mir Adam Driver, so gern ich ihn als Schauspieler habe, einfach nur eine aufgewärmte Version seines Charakters aus „Girls“ zum Besten zu geben.

YP: „Mit den Charakteren anfreunden“ bedeutet für mich: Ich habe ein paar Jahre im Studentenwohnheim gelebt, mir sind immer wieder die verschiedensten Menschen über den Weg gelaufen. So kommt mir der Film vor. Einerseits eine Reise in die eigenen Vergangenheit, andererseits wieder ganz neue Figuren, die es zu entdecken gilt. Das mit Benjis „undateable“ ist darauf zurückzuführen, dass er offensichtlich ein Faible für Frances hat und damit nicht umzugehen weiß, aber auch wieder nicht wirklich weiß, wie er sich ihr annähren soll. Das fand ich eher süß.

PD: Ich habe auch einige Jahre im Studentenheim gelebt und erkenne auch einige Charaktere wieder, aber sie sind viel zu oberflächlich gestaltet.
An Frances gewöhnt man sich, denn man verbringt ja keine Sekunde des Films ohne sie. Dadurch war man fast gezwungen sich an sie zu gewöhnen. Das wurde durch das tolle Spiel von Greta Gerwig auch erleichtert, aber der Charakter von Frances war mir nicht sympathisch. Das Tanzen durch die Straßen von New York etwa, wirkte auch so aufgesetzt. In solchen Momenten dachte ich mir immer: Ja, das passiert nur im Film.

YP: Die Figuren in „Frances Ha“ finde ich prinzipiell zugänglicher als die Figuren aus „Girls“. Aus dem Grund, weil ich die Figuren in „Girls“ einfach so abgehoben finde. Das ist dann für mich weniger nachvollziehbar, und weitaus weniger Identifikationspotential vorhanden. Wobei in „Frances Ha“ erkenne ich Mitmenschen, Situationen, Gespräche aus meinem eigenen Leben wieder.

PD: Interessant, denn ich finde die Figuren in „Girls“ und „Frances Ha“ geradezu austauschbar. Nur dass Lena Dunham ihren Charakteren mehr Tragik zugesteht und auch mehr Drama. Bei Noah Baumbach und Greta Gerwig besteht das Leben rund um Frances aus ein paar humorvollen aber belanglosen Gesprächen.

Was mich an den Charakteren so stört, ist, dass sie rein auf gewisse Eigentümlichkeiten herunter gebrochen werden. Adam Driver ist der Frauenheld, Benji der Typ der „undateable“ sagt und so weiter. Selbst Frances bleibt völlig hohl. Es dreht sich alles darum, dass man sich in der Situation hoffentlich wieder findet, dabei ist das Rundherum völlig leer.

YP: Die meisten Freundschaften im Studentenwohnheim waren oberflächlich. Von 100 Leuten, die ich dort getroffen habe, habe ich noch mit max. fünf Kontakt. Also passte diese Darstellung auch gut für mich. Manche Menschen sind austauschbarer als andere.

Und dieses Faseln und Geschwafel („mumblecore“), ist  zwar irre peinlich und total schlimm, aber ich habe das am eigenen Leibe einfach so oft miterlebt. Darum trifft der Film auch den Nerv dieser Zeit. Und so treffend. Pointiert.

PD: Nur bleiben Frances und ihre Freundin Sophie genauso oberflächlich.

YP: Was Frances und Sophie betrifft: Da ist die Phase der Verbundenheit, und irgendwann lebt man sich auseinander, weil das Leben einen auseinanderdriftet.

Eines muss ich sagen, mir hat Sophie – als die „Erwachsene“ von den beiden – fast genauso leid getan wie Frances, die ihr Leben noch nicht so ganz genau herausgefunden hat.

PD: Mir taten weder Frances noch Sophie leid, denn außer ein paar unangenehmen und auch peinlichen Begebenheiten, ist nichts von allzu großer Tragik passiert. Frances betont zwar immer, wie arm sie ist, später reist sie aber dennoch einfach mal kurzentschlossen nach Paris zu einem Kurztrip.

Es ist alles von erschreckender Belanglosigkeit. So wie auch der Weihnachtsbesuch bei den Eltern. Der zog, so wie Baumbach den ganzen Film inszeniert, schlicht an mir vorbei, ohne einen großen Eindruck zu hinterlassen, außer dass die Eltern sich offenbar mit ihr verstehen.

Da habe ich mit Baumbachs Zynismus in „Greenberg“, ein viel abgründigerer Film mit einer ebenso tollen Rolle für Gerwig, viel mehr anfangen können.

YP: Ich habe keinen anderen Film von Baumbach gesehen. Also kann ich keine Vergleiche ziehen.

Ausgesprochen gut gefällt mir der Film auch deswegen, weil er eine – meine – Generation einfängt.  So wie eben die Serie „Girls“. Es werden junge Menschen gezeigt, die sich verdammt schwer tun, sich in Schubladen und Muster hineinpressen zu lassen. Auch der Zustand des „Schwebens“ wird nicht so verteufelt … oder eben doch. Wie auch immer. Für mich ist das ein konkretes Abbild meiner Generation.

PD: Dieses Abbild erkenne ich ganz und gar nicht. So sehr ich mich theoretisch mit den Wirrnissen identifizieren müsste, erscheint mir alleine die Machart des Films völlig ungeeignet dafür dies auch stimmig einzufangen.
Alleine die weich gezeichnete Schwarzweiß-Fotografie, die an Francois Truffaut und Woody Allen erinnern soll, sagt jedoch mehr über den Filmemacher aus, als über die Charaktere die im Film zu sehen sind. Da kann ich mit den Figuren aus „Girls“, auch wenn ich mit deren Lebensentwürfen wenig gemeinsam habe, viel mehr anfangen.

YP: Woody Allen hat in „Annie Hall“ und „Manhattan“ nichts anderes gemacht, als über Leben und Liebe zu schwafeln. Bloß war Woody Allen Ende 30, Anfang 40 und hat sich seine Depression eingestanden. In Frances erkenne ich einen Charakter, der seine Depressionen NICHT zum Thema machtl. Das ist in gewisser Weise überaus charmant. Wie eben erst kleine Dinge und auf den ersten Blick unbedeutende Dinge das gesamte Leben umkrempeln können und es nicht immer irgendwelcher weltbewegenden Situationen bedarf.

PD: Na ja, das meine ich ja auch. Baumbach inszeniert den Film in dieser Art und Weise à la Woody Allen und à la Nouvelle Vague, da er schlicht an die nostalgische Erinnerung an diese Art von Filmen anknüpfen möchte.

YP: Ich liebe die Serie „Girls“, aber Hannah Horvath (Lena Dunham) ist eine privilegierte junge Frau. Sie hält sich zwar in diesem Café auf, aber arbeiten sieht man sie selten. Frances wiederum muss für ihre Miete arbeiten. Das ist in „Girls“ einfach zu nebensächlich, es erinnert mich manchmal zu sehr an „Sex and the City“. Niemand arbeitet. Oder nur nebensächlich. In „Frances Ha“ ist das schon ein Thema.

PD: Die Miete ist tatsächlich Thema, aber wie ich schon vorher kurz erwähnte. Frances spricht sehr viel darüber, dass sie arm ist und sich nicht einmal die Miete leisten kann. Dennoch sieht man sie so gut wie nie arbeiten und auf Teufel komm raus fliegt sie mal nach Paris. Sie mag nicht dem privilegierten Elternhaus von Hannah entstammen, aber in „Girls“ wird Hannah von ihren Eltern sehr deutlich darauf hingewiesen, dass sie die Tochter nicht länger durchfüttern können.

Woher Frances, obwohl sie ja kaum arbeitet, ihre finanziellen Reserven schöpft, bleibt völlig unklar.

YP: An den Lebensumständen, den unausgegorenen … Keine Wohnung, jobmäßig sehr schlecht unterwegs, ihre Beziehungen sind nebensächlich.

PD: Dass die Beziehungen nebensächlich sind, fand ich schön. Das Gespräch mit ihrem Freund und der Anschaffung zweier Katzen war herrlich. Das war toll gespielt und geschrieben.

YP: Weil sie sich wegen Paris so verschuldet hat, muss sie ihre Eltern um Geld bitten, zudem nimmt sie deshalb diesen furchtbaren Sommerjob an. Paris war eine Kurzschluss-Reaktion, die bittere Folgen hat. Und man sieht sie ständig arbeiten: Tanzen und Choreografieren.

PD: Die Details wie sie zu Geld kam, finde ich, liegen nicht so klar offen. Sie hat Gespräche mit ihren Eltern, die bleiben aber eher vage.

Man sieht sie übrigens nicht ständig arbeiten. Sondern zumeist tanzen. Erst als sie an ihrem alten College nicht mehr mittanzen darf, ist auch tatsächlich so etwas wie ein emotionaler Tiefpunkt zu spüren. Die Choreografie kommt ganz am Ende, wenn sie ihren Weg gefunden hat und die Erzählung zum Abschluss kommt.

YP: Sie unterrichtet junge Mädels beim Ballett, da sieht man sie öfter. Und Geld ist ständig Thema. In einer Tour. Dass sie nicht nach Tribeca ziehen kann, dass sie statt 1200 Dollar Miete nur 900 zahlt, dass sie eine Steuerrückzahlung bekommt, dass sie noch nie in Europa war, usw.

PD: …aber das sind Kleinigkeiten. Mich hat viel mehr gestört, wie Baumbach den Film inszenierte.

YP: Ok, die Inszenierung ist sicher gewöhnungsbedürftig, aber das fand ich dann wieder originell!

PD: Merkwürdigerweise empfand ich das nicht so. Das mag am Stil von Baumbach gelegen haben. Die Ereignisse zogen einfach an mir vorbei, ohne dass sie einen Eindruck hinterließen.
Originell fand ich das nicht.

YP: Gibt es etwas, was dir eigentlich gefallen hat am Film?

PD: Was mir gefiel war Greta Gerwig. So gewöhnungsbedürftig ich den Film fand, konnte ich keine Sekunde daran zweifeln, einer eindrucksvollen Performance zuzusehen. Dass ich ihren Charakter nicht toll fand (und jenen fast aller Nebenfiguren ganz und gar nicht), mindert in keiner Weise ihre darstellerische Leistung.

YP: Ich konnte keinen Charakter wirklich ausstehen, manche Gespräche haben bei mir ziemliches Unwohlsein verursacht, ich fühlte mich einerseits ertappt, andererseits mittendrinnen.

PD: Es fehlte jegliche Fallhöhe. In „Frances Ha“ sehen wir eine Frau die nach ihrem Weg sucht, ein wenig auf dem Weg schlingert und am Ende glücklich und zufrieden ankommt.

YP: Hm, interessant. Den Schluss, also mit Wohnung und einem Ziel vor Augen, fand ich dann auch eher: Jetzt beginnt das richtige Leben.

PD: Sie ist vor allem glücklich lächelnd im Büro zu sehen und wohnt ihrer Choreografie bei, zu der sie beglückwünscht wird. Da wirkt sie befreit und gelöst.

YP: Ja, aber nur weil sie sich mit ihrer Zukunft abgefunden hat, nicht weil das Alles jetzt so supertoll ist.

PD: Findest du? Sie hat ja auch kaum Initiative gezeigt, was ihre professionelle Karriere als Tänzerin angeht. Eben weil sie offenbar gar nicht sicher war, ob sie das will.

YP: Was sie will, ist Tänze choreografieren, das kommt in mehr als einem Gespräch heraus. Bloß verfolgt sie dieses Ziel aus Unzufriedenheit nicht. Wahrscheinlich auch, weil sie mit dem restlichen Leben überfordert ist.

PD: Sie will „auch“ choreografieren. In anderen Gesprächen klagt sie darüber, dass sie nicht in dem Bereich arbeitet, in dem sie arbeiten möchte und zwar als Tänzerin.

YP: Das Ende des Films zeigt dann den Beginn des restlichen Lebens von Frances Ha. Kein auflösendes Happy End.

Game of Thrones – Rückblick auf Season 3

14 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in TV

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

A Song of Ice and Fire, d. b. weiss, david benioff, Game of Thrones, george r. r. martin, peter dinklage

Politische Intrigenspiele. Familiäre Interessenskonflikte. Inzestöse Liebesbekundungen. Kreuzzüge. Eisige Untote und feuerspeiende Drachen. Gezeigt in einem Fantasy-Mittelalter-Szenario mit einer Messerspitze Erotik und einer Handvoll Gewalt. Das alles und viel mehr ist die Kultserie Game of Thrones. Bevor HBO die 4. Staffel der Erfolgsserie ausstrahlt, nehmen wir einen Dialog über die 3. Staffel zum Anlass, uns ein wenig darüber auszutauschen.

Im folgenden Dialog verstecken sich MEGA-SPOILER.

YP: Du hast es bestimmt schon gelesen, aber die Figur des Daario Naharis wird von einem anderen Schauspieler gespielt. Dieser Cast-Wechsel irritiert mich, denn ich mag solche Änderungen inmitten von Staffeln nicht. Insbesondere weil ich mich an den Schauspieler Ed Skrein gewöhnt habe.

PD: Tja, jetzt hast du mich kalt erwischt, denn von dieser Umbesetzung hatte ich bis zu eben jenem Augenblick nur sehr wenig mitbekommen. Der Charakter hatte einen starken Einstieg gegen Ende der Staffel, aber er ist mir auch nicht so sehr ans Herz gewachsen, als dass ich schockiert über die Neubesetzung wäre. Es ist nicht so dramatisch wie etwa eine Neubesetzung von Tyrion Lannister oder Sansa Stark. Es lässt mich überraschend kalt.

YP: Daario Naharis wird in den kommenden Staffeln – was den Romanen zu entnehmen ist – eine größere Rolle zu spielen haben. Mir ist der Charakter ans Herz gewachsen, muss ich sagen. Auch aus augenscheinlichen Gründen. Aber hauptsächlich deswegen, weil ich mich über eine Staffel lang an ihn gewöhnt habe.

PD: Bei den Romanen bin ich in etwa an derselben Stelle wie die Serie angelangt, beim Ende der ersten Hälfte des dritten Bandes. Mir gefiel die Dynamik zwischen Danaerys und Daario und wie damit auch schon entsprechende Verwicklungen für die kommenden Episoden angedeutet wurden. Dennoch kann ich mit einer Neubesetzung leben. Es ist zwar logistisch sehr schade, aber es trifft mich nicht.

YP: Gibt es eine Szene, die dir aus Staffel 3 besonders in Erinnerung geblieben ist?

PD: Da bin ich dann wohl ein Anhänger der Mehrheitsmeinung: die Ereignisse bei der Hochzeit und das damit verbundene Schicksal von Robb und Catelyn Stark. Das war ein dramatischer Höhepunkt der Staffel, auf den sehr exakt hingearbeitet wurde und der, obwohl man ja erahnt was passieren wird, einen überrascht und auch ein wenig schockiert.

Wie ist es bei dir? Hast du einen einprägsamen Moment in dieser Staffel?

YP: Ich habe die Starks schon abgeschrieben, als Ned Starks enthauptet wurde und mich auf andere Charaktere konzentriert. Was nicht heißen soll, dass mir die 9. Folge der 3. Staffel egal ist, ich habe mich emotional ausgeklinkt. Wenn das zu verstehen ist. Eine der stärksten Szenen war für mich auch, als Jaime seine Hand verliert. Wenn wir schon dabei sind, die Reise von Brienne und Jaime und die damit verbundenen Ereignisse, das ist wirklich eine Glanzleistung der Macher. Was für eine toll inszenierte Beziehung.

Theon und sein Schicksal sind nicht leicht zu schlucken, aber das ist im Vergleich zu den Ereignissen rund um die berüchtigte Red Wedding nichts Weltbewegendens. Was mir nicht einleuchtet, ist, warum Talisa sterben lassen. Jeyne Westerling (Robbs Frau in den Romanen) war gar nicht bei der Red Wedding anwesend. Das ist so typisch brutal. Mir kommt vor, die Serie ist manchmal brutaler als die Vorlage von Martin.

PD: Die Starks abgeschrieben. Wie böse. Nach den letzten Ereignissen erscheint das aber auch verständlich. Mir gefällt, dass die sich ständig wandelnden Machtverhältnisse sehr wohl auch auf sympathische (Haupt-)Charaktere zurückfallen und ein böses Ende nehmen können. Insofern war ich schon ein wenig überrascht von der Red Wedding.

Die Beziehung zwischen Jaime und Brienne ist eine der schön entwickelten Beziehungen in dieser Staffel. Denn ansonsten ist es ein wildes Hin und Her der Charaktere und wenn man Paardynamik beobachten kann, dann erlahmt sie wie bei Jon Snow und Ygritte sehr bald. Mitunter die schwächsten Dialoge und Szenen kommen beim letztgenannten Paar vor.

Im Vergleich zum Buch scheint die Gewalt drastischer zu sein, dafür ist aber die Sexualität in einem merkwürdigen Ungleichgewicht. In den Büchern hat Martin sehr explizite Szenen eingebaut, während in der Serie einerseits diese Szenen natürlich abgeschwächt wurden, andererseits aber wieder ein Hauptaugenmerk auf die nackten Frauen gelegt wird. Kaum eine Frau ist nicht „Full Frontal“ zu sehen, während Männer im drastischsten Fall mit einem entblößten Hinterteil zu sehen sind.

YP: Was mich wirklich gestört hat – im Vergleich Buch und Serie und in Bezug auf die Gewalt – hat sich schon in der ersten Staffel abgezeichnet: Die Beziehung zwischen Danaerys und Khal Drogo. In keinster Weise haben sich die Ereignisse in der Hochzeitsnacht, so wie sie in der Serie dargestellt werden, so im ersten Buch abgespielt. Daran ist auch gut zu erkennen, wo die Serienmacher hinwollen. Den gewalttechnischen Höhepunkt haben sie wohl bei der Red Wedding erreicht.

PD: Da ich beim Buch noch nicht „voraus“ gelesen habe, warte ich ab, was in Zukunft noch passiert. Die Red Wedding war zumindest ein vorläufiger Höhepunkt. Was ich aber bislang so erfahren habe (vor allem von anderen Lesern der Bücher), ist dass die Red Wedding auch im Buch ein Gewalt-Höhepunkt ist. Es erscheint nur passend, dies in der Adaption entsprechend aufzuarbeiten.

Im Vergleich zur zweiten Staffel, hat aber die dritte Staffel einen viel intensiveren Handlungsbogen und mehr Momente, die in Erinnerung bleiben.

YP: Das kommt auch auf die Figuren an, die gezeigt werden. Danaerys Weg wird erst zum Schluss der Staffel spannender, davor dümpelt sie vor sich dahin. Die interessanteren Sachen spielen sich auf Westeros ab, das ist klar, und dann noch einmal nördlich der Wall.

PD: Wenn ich so an die zweite Staffel zurück denke, dann ist mir auch nur Tyrion in Erinnerung geblieben. Sein Werken als Hand des Königs, seine Beziehung zu Shae. Das hat Eindruck hinterlassen, aber von einem Handlungsstandpunkt aus, ist da nicht viel an das ich mich zurückerinnere.

YP: Tyrion Lannister ist mir in der 2. Staffel sehr ans Herz gewachsen, demnach kann ich auch mit ihm am meisten anfangen. Die Blackwaterbay-Battle-Folge war ein Höhepunkt der gesamten drei Staffeln.

PD: Das empfand ich wieder gar nicht als so spannend. Die sehr drastischen Gespräche die Cersei mit Sansa während der Schlacht führte, habe ich noch in Erinnerung. Es war aber, eine groß angelegte Episode rund um eine groß angelegte Schlacht. Irgendwie nichts, was mich nachhaltig beeindruckte.

YP: Ganz im Gegenteil bei mir, das hatte Spielfilmqualität. Nach wie vor eine meiner liebsten Folgen, wenn nicht meine Lieblingsfolge der gesamten Serie.

Diese eine Szene, die mir in Staffel 3 besonders gut in Erinnerung geblieben ist, ist die Zusammenkunft im Kabinett der Hand des Königs. Darin sind die Machtverhältnisse so wunderbar zu sehen.

PD: Spielfilmqualität hat die gesamte Serie, aber wenn ich mich festlegen müsste, dann würde ich die erste Staffel immer noch vorziehen. Seitdem gab es einige interessante Entwicklungen, aber ich warte darauf richtig „umgehauen“ zu werden.

YP: Diese Szene nenne ich „Game of Chairs“. Wortlos, aussagekräftig, genial! Eine der besten Szenen imho.

PD: Die ist wirklich toll. Peter Dinklage sieht man auch den Spaß an der Rolle an. Mir gefällt auch eine Szene, in der Tywin als Hand des Königs, seinen Enkel und König einfach hinaus wirft. Wie Tyrion am Ende dann auch anmerkt: „You’ve sent the most powerful man of Westeros to bed without a supper.“

Der von Charles Dance verkörptere Tywin Lannister ist auch eine sehr eindrucksvolle Figur, so wie er von Dance gespielt wird. In den Büchern hat er auch eine imposante Aura, aber in der Serie wird ihm noch mehr Platz eingeräumt.

YP: Dinklage spielt Tyrion so pointiert und so ausgesprochen gut. Apropos Charles Dance, die erste Szene mit ihm ist doch die, wo er da in seinem Zelt auf dem Schlachtfeld einen Hirschen … zerlegt. Was für eine Einführung einer Nebenfigur. Bedenkt man dann auch noch, welches Haus den Hirschen im Wappen hat.

PD: Die Szene in der Tywin den Hirschen zerlegt, war sehr Symbolträchtig. Passend zum ganzen Stil der Serie, die mit Andeutungen und Symbolen arbeitet. Man muss oft zwei Mal hinsehen beziehungsweise eine Episode noch einmal ansehen, um die Andeutungen genau zu erkennen.

YP: Zwei mal hinhören muss ich deswegen auch, weil ich beim ersten Mal nicht alles einwandfrei verstehe. Welchen Charakter kannst du am wenigsten ausstehen? Bei mir ist das wahrscheinlich Lord Petyr Baelish, bzw. Littlefinger.

PD: Wenn es um Sympathiefragen geht, dann ist das eindeutig Joffrey. In ihm steckt nicht ein Quäntchen Güte oder Mitleid. Er tötet ja auch zum Spaß mit der Armbrust Ros, die ihm zwar vom nicht minder ekelhaften Littlefinger zugeführt wurde, aber ermordet wurde sie immer noch von Joffrey.

Wenn es aber um die Qualität des Schauspiels geht, dann kann ich mit Jon Snow immer weniger anfangen. Je länger die Serie läuft, desto weniger interessiert mich sein Schicksal. Sein Dilemma ist immer nur von außen zugetragen, niemals durch sein Spiel ersichtlich.

YP: Meine anfängliche Begeisterung mit Jon Snow nimmt stetig, aber sicher ab. Nicht, weil ich seine Schauspielqualitäten nicht gut finde, er spielt ja diesen stoischen Charakter, sondern weil mich seine Figur immer weniger interessiert. Joffrey ist aber so ein Ereignis und ich finde, dass er sehr gut gespielt wird. Daher kann ich Joffrey auch nicht hassen, auch wenn ich ihn abgrundtief hasse. Mir sind aber so viele Nebenfiguren so dermaßen ans Herz gewachsen: Stannis, Davos, Lord Varys, Sandor Clegane als The Hound.

PD: In den Büchern hat Jons Charakter aber sehr wohl diese ganzen Abgründe, mit denen er umgehen muss. Bei Kit Harrington sehe ich nur ein hübsches Gesicht, ohne jegliche darstellerische Tiefe. Er spielt stoisch, ohne auch nur erahnen zu lassen, dass in ihm viele Zweifel toben. Die gesamte Beziehung mit Ygritte etwa, gehört zu den schwächsten Passagen der Serie.

Lord Varys ist ein toller Charakter. Bei den Dialogen zwischen Varys und Littlefinger musste ich merkwürdigerweise immer an Odo und Quark aus „Star Trek Deep Space Nine“ denken. Sie können sich nicht ausstehen, aber tief drinnen, mögen und brauchen sie sich doch.

YP: Und natürlich Sam Tarley. Ach, Sam ist einfach unentbehrlich geworden.

PD: Ein Charakter mit dem Namen Sam in einer Fantasy-Geschichte. Der muss offenbar herzig und tapsig sein…so wie in „Herr der Ringe“.

Was mir bislang negativ auffiel war, dass die Episoden, zu denen George R.R. Martin die Drehbücher selber schrieb, oft die schwächsten waren. „The Bear and the Maiden Fair“ in Staffel 3 etwa.

YP: Nein, finde ich nicht. Da die Blackwater-Bay-Battle-Folge für mich eine der besten ist.

PD: Das war groß angelegtes Action-Kino. Für eine TV-Serie schon imposant, aber da sehe ich das Lob dann eher nicht beim Autoren.

YP: Doch, weil alleine schon wie sich die Ereignisse verdichten, die Gespräche zwischen Sansa und Cersei, das kam von Martin. Die Action finde ich nicht so relevant. Mir ging es in dieser Folge eher darum, wie sie angelegt war. War (fast) genauso zu sehen wie zu lesen, demnach für mich geglückt.

PD: Die Gespräche zwischen Cersei und Sansa haben mir auch gut gefallen.

YP: In „The Bear and the Maiden Fair“, so wie es in der Serie dargestellt wird, ist Jaime viel entschlossener. Im Buch ist er dann doch hin- und hergerissen, ob er Brienne zurücklassen soll oder nicht. Ach, vergleichen muss man das nicht immer.

PD: Wenn man „Game of Thrones“ mit dem nicht minder gehypten „The Walking Dead“ vergleicht, dann hoffe ich, dass die Fantasy-Serie sich besser entwickelt denn die Horror-Serie. „The Walking Dead“ hatte eine unglaublich intensive dritte Staffel und ist jetzt in langweiligen, banalen Untiefen angelagt. Da ich bei den Büchern noch nicht so weit bin, hoffe ich, dass „Game of Thrones“ nicht auch dieser Qualitätsabfall ereilt.

Nebenbei noch angemerkt: Die Besetzung von Thomas Brodie-Sangster (der kleine Bub aus „Love … Actually“) als Jojen Reed hätte besser nicht sein können.

YP: Darauf wollte ich auch gerade eingehen. Ich hoffe nicht, dass sich die Macher der Serie (David Benioff, D. B. Weiss) in Superlativen verlieren. In der kommenden vierten Staffel soll es jetzt mehr darum gehen, die Kurve zu kriegen. Die 2. Hälfte des 3. Romans und der 4. Roman gehen dann wieder in eine ganz ganz andere Richtung. Darauf müssen sie sich jetzt konzentrieren. Zudem wird Danaerys immer prominenter in Westeros. Und dann haben wir dann noch die Drachen, die nun groß und stark scheinen. Immerhin sind die Drachen der Grund, warum ich Game of Thrones schaue.

PD: Superlative sind ja kaum ausgeschlossen. Vom Norden droht die, nennen wir es untote Gefahr. Dann ist da noch Danaerys, die noch keiner in King’s Landing wirklich ernst nimmt und die Rolle von Stannis ist auch nicht zu vergessen. Ich hoffe nur, dass das unausweichliche Finale, einen schön ausgearbeiteten Handlungsbogen haben wird.

Nymph()maniac – Vol. 2

09 Sonntag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Schlagwörter

charlotte gainsbourg, Christian Slater, Connie Nielsen, jamie bell, lars von trier, nymphomaniac, shia labeouf, stacy martin, Stellan Skarsgard, Udo Kier, Willem Dafoe

Die Fortsetzung zu unserem Dialog über Lars von Triers neuesten Streich, „Nymph()maniac“. Dieses Mal mit unvermeidbaren „Antichrist“-Verweisen und der Erläuterung der Frage, warum Christian Slater überhaupt mitspielte.

Der folgende Dialog enthält den einen oder anderen leichten Spoiler.

PD: Gainsbourg scheint ohnehin die perfekte Darstellerin für von Trier-Filme zu sein. Schon in „Antichrist“ fand ich sie großartig.

Gerade wie sich die Erzählung, aus den Hinweisen die sich Joe in Seligmans Zimmer zieht, entfaltet, hatte einen spannenden doppelten Boden. Es war wie Keyser Söze in „The Usual Suspects“. Während bei dem Film von Bryan Singer, erst am Ende gezeigt wurde, woher die Erzählung stammt, wurde hier ganz offen mit diesen Hinweisen gespielt und so wähnt man sich als Zuseher immer in Sicherheit. Dabei ist ganz und gar nicht klar, was Joe nun wirklich erlebt hat und was sie erfindet.

Ich fand das Kapitel Delirium mit dem sterbenden Vater (Christian Slater) etwa merkwürdig a-tonal, als würde es nicht zum Rest der Geschichte gehören. Zudem war es auch nicht sonderlich gut gespielt.

Obwohl Stacy Martin eine sehr gute Leistung abliefert als junge Joe.

YP: Die Besetzung von Christian Slater als Joes Vater kann ich mir nicht erklären, für mich passte er einfach nicht in den Film. Aber dann wieder: Bei Uma Thurman war ich auch skeptisch und sie macht das spitze. Was mir an Stacy Martin besonders in ihrer Rolle als Joe gefallen hat: ihr starrer Blick, sie hat nicht viel Ausdruck. Aber würde den Wechsel würde ich als geglückt bezeichnen, das hat schon so gepasst.

PD: Teilweise scheint es, als habe von Trier einfach bekannte Gesichter um sich geschart. Es ist ja etwa schön Willem Dafoe oder Udo Kier in kleinen Rollen zu sehen, aber war die Besetzung dieser beiden Routiniers wirklich notwendig? Sie lenkten ein wenig ab, alleine durch ihre Popularität. Womöglich sind aber eben ihre Rollen (oder etwa Connie Nielsen als Mutter) in von Triers Director’s Cut besser ausgearbeitet.

Bei der von Stacy Martin gespielten Joe war ich mir gar nicht sicher, ob sie nun ein etwas einfacher Geist ist, oder die Welt nur sehr simpel sieht. Herunter gebrochen auf den einen Punkt, der ihr wichtig erscheint: Sexualität.

YP: Allerdings muss ich schon sagen, dass die „Charakterentwicklung“ bei Gainsbourgs Joe einfach besser funktioniert als die bei Martins Joe. Wobei dann ihre aufkeimende Zuneigung zu Jerome schön herausgearbeitet ist. Kannst du mir erklären, warum in Volume 2 Gainsbourg die ältere Joe spielt und Shia LaBoeuf noch immer Jerome?

PD: Shia LaBeouf ist bis zur endgültigen Trennung des Paares dabei. Am Ende des Films spielt ein anderer Darsteller Jerome (Michael Pas). Weshalb sich von Trier dazu entschlossen hat…womöglich wieder, um ein bekanntes Gesicht in der Szene zu haben. Am Ende war es aber schlicht nicht mehr argumentierbar den alten Jerome noch vom Darsteller des jungen Jerome spielen zu lassen.

Die Trennung von Jerome und Joe bringt mich auch gleich zu einem der Kritikpunkte die ich an „Nymph()maniac“ habe. Denn hier reproduziert von Trier den Tod des Kleinkindes aus „Antichrist“, nur mit einem anderen Ausgang. Das ist schon ziemlich frech und auch völlig unnötig. Die Botschaft: Die Sexualität von Joe (jene von Jerome wird ja gar nicht gezeigt) zerstört Leben.

YP: Ach, genau, der Verweis auf „Antichrist“. Spätestens da, wenn nicht schon bei Minute 7 merkst du, dass du in einem Lars von Trier Film sitzt.

Aber bis zu dem Zeitpunkt (Episode mit K) merkt das Publikum doch längst, dass Joes ausschweifender Lebensstil ihr Leben dermaßen im Griff hat.

PD: Weshalb war dann die Episode mit dem Kind nötig?
Das ist einfach unnötig und erscheint wie ein viel zu gewollter Rückggriff auf einen Film und eine Szene, die in der Vergangenheit sehr kritisch gesehen wurden.

YP: Sie ist keine liebende Mutter, sondern eine selbstsüchtige Frau. Wäre sie ein Mann, wäre das nicht weiter erwähnenswert. Damit zeigt er wieder weitere Charakterzüge von Joe. Auch die Szene, wo sie sich gegen Kind und Mann entscheidet. Erst später hören wir, dass Jerome auch nichts mit seinem Sohn anfangen konnte und ihn weggebracht hat.

PD: Dass sie eine selbstsüchtige Person ist, wussten wir aber zu diesem Zeitpunkt schon längst. Es wurde auch davor, in den Diskussionen mit der Babysitterin, ganz offensichtlich und auch in den Gesprächen mit Jerome. Es hätte diese Szene einfach nicht gebraucht.

Andererseits zahlt sie aber auch monatlich für ihren Sohn auf ein Sparkonto ein. Anonym. So uninteressiert kann sie dann auch wieder nicht sein.

Das Kapitel, in dem sich dies alles zuträgt (The Eastern and the Western Church), ist ja auch das unerträglichste. Die Szenen mit K (Jamie Bell), sind schwer anzusehen und unglaublich intensiv.

YP: Auch als Zuschauerin ging ich da an körperliche Grenzen. Allerdings ist das auch das auflösende Kapitel mit der Katharsis. Ich hatte das Gefühl, dass sie endlich auf eine gewisse Art und Weise (unter Ks Fittichen) zu sich selbst findet. Auch in der Runde der Anyonymen Sexsüchtigen, da kommt sie zur eigenen Person.

PD: Stimmt, vor allem in der Selbsthilfegruppe, entwickelt sie ein Selbstbewusstsein und ein Verständnis für sich selbst, welches ihre „Kolleginnen“ in der Runde richtig schockiert. Das hat mir gut gefallen. Sie versank nicht im Elend, sondern steht zu sich selbst.

Auch wenn sie mir deshalb nicht sympathischer wurde.

YP: Gab es eine einzige Figur, die dir sympathisch war? Eine Zeitlang war das Seligman (Stellan Skarsgard) für mich, aber er wurde dann immer suspekter, bis er richtig widerlich wurde …

PD: Seligman war ein wenig der Anker für den Zuseher, der eben auch die Fragen stellte, die man sonst stellen würde. Etwa was die Plausibilität mancher Teile der Geschichte angeht.

Gerade seine Wandlung war mir aber unverständlich. Seine völlige Umkehrung und die darauf folgenden Ereignisse, fügen sich gar nicht in den Rest der Handlung und haben mich richtig verärgert.

Nymph()maniac – Vol. 1

07 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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charlotte gainsbourg, jamie bell, lars von trier, nymphomaniac, shia labeouf, stacy martin, Stellan Skarsgard, uma thurman

Lars von Triers neuester Film „Nymph()maniac“ erscheint nicht nur in zwei Teilen, sondern auch in einer ungekürzten und gekürzten („zensierten“) Version. Was wir davon im Allgemeinen und vom Film im Besonderen halten, folgt in unserem zweigeteilten Dialog.

PD: Ich fand die Zweiteilung von „Nymph()maniac“ irritierend und unharmonisch.

YP: Das haben wir den Verleihern und Kinobetreibern zu verdanken. Lars von Triers Idee ist es nicht, ganz im Gegenteil. Aber ehrlich gesagt, ich hoffe doch, den Film in einer Version als Ganzes bald zu sehen zu bekommen. In der ungekürzten, nicht zweigeteilten Version. Der Regisseur ist immer der Autor des Werkes und ich finde es ganz wichtig, Filme so zu sehen zu bekommen, wie vom Regisseur beabsichtigt. Und nicht unter Berücksichtigung der geldbringenden Methoden von Verleihern et cetera.

PD: Regisseure, die mit Verleihern und Produzenten um die letztgültige Schnittfassung zu raufen haben, das ist ja ein geradezu unerschöpfliches Thema. Bei von Triers neuestem Werk sehe ich einfach in der Zukunft Filmvorführungen und DVD-Sichtungen in einem Stück. Die aus kommerziellen Gründen herbei geführte Trennung in zwei Filme wird so einfach wegfallen. Ich musste da auch an den von uns besprochenen „Cleopatra“ zurückdenken, der aus kommerziellen Gründen eben nicht (wie vom Regisseur gewollt) in zwei Filmen gezeigt wurde. Wie sich doch die Zeiten ändern.

YP: Das ist ein guter Vergleich! Woanders funktioniert das auch. Vor ein paar Monaten haben wir beide doch „Hamlet“ im Burgtheater gesehen. Dabei handelt es sich um ein Stück, das 5 Stunden dauert (ohne Aufpreis an der Kassa). 5 Stunden sind ein harter Brocken, aber definitiv machbar. Wieso kann sowas dem Kinopublikum nicht zugetraut werden, aber dem Opern- und Theaterpublikum schon?

PD: Zugemutet kann es wohl schon werden, ansonsten hätten wir keine beinahe drei Stunden langen Blockbuster á la „Der Hobbit“, aber bei einem Film wie „Nymphomaniac“ will man als Produzent einfach so viele Menschen wie möglich ins Kino locken. Der einmal gedrehte Film soll so zwei Mal verwertet werden. Aus finanzieller Sicht natürlich nachvollziehbar.

Mir erschien die Trennung hier in Vol. 1 und Vol. 2 aber viel unnatürlicher als etwa bei „Kill Bill“. Tarantino hat die beiden Filme wie zwei separate Filme angelegt, während es bei „Nymph()maniac“ offensichtlich ist, dass da einfach mal in der Mitte der Film auseinander geschnitten wurde.

YP: Die Trennung hatte etwas Komisches an sich. Am Ende des ersten Teils kommt dann die Vorschau für Teil 2, das hatte einen leichten Fernsehserien-Beigeschmack. Wobei ich zwischen Version 1 und 2 fünf Tage vergehen ließ. Du hast es im Double Feature gesehen. Deine Art der Sichtung kommt dem vom Regisseur Angedachten schon näher, wobei offensichtlich die Teilung nichtsdestotrotz befremdlich wirkt.

Diese Teilung mal beiseite lassend, was hältst du von der Zensur der Hardcore-Szenen? Anfangs war ich skeptisch, aber schließlich reichte mein Vorstellungsvermögen doch aus. Ich empfinde es nicht als Versäumnis, nicht die Porno-Szenen gesehen zu haben. Wobei es wieder nicht dasselbe ist. Wenn der Regisseur etwas zeigen will, dann kann ich schon vorher entscheiden, ob ich das sehen will oder nicht. Ich bin alt genug, ich will nicht, dass das jemand für mich bestimmt, was mir zugemutet werden kann und was nicht.

PD: Ich glaube, dass die Hardcoreszenen gar nicht so viel ausmachen würden bzw. werden. Schließlich soll der etwa fünfeinhalb Stunden Director’s Cut auch gebracht werden. Das wären 90 Minuten zusätzlich zur bereits existierenden Fassung. Mir scheint, dass da einige Charaktere, die in der offiziellen Fassung nur angeschnitten werden, noch viel weiter vertieft würden. Ob man noch weitere Hardcore-Szenen braucht…wenn von Trier der Meinung ist, dass davon die Geschichte profitiert, bitteschön. Mir gefällt aber die Fassung mit weniger Hardcore, wie sie aktuell zu sehen ist.

YP: Ich will das nicht behaupten, da ich einfach gerne beide sehen würde, bevor ich den Vergleich machen kann.

PD: Deshalb ja auch „Mir scheint…“. Es ist so eine Ahnung.

YP: Um jetzt auf den Film einzugehen, und vom ganzen Drumherum wegzukommen. Ich war gefesselt vom Film. Und ich habe sehr sehr wenig daran auszusetzen. Ich muss auch dazusagen, dass mich Volume 1 nicht mehr losgelassen hat. Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Womöglich hängt das auch mit dieser künstlichen Trennung zusammen. Wobei die Geschichten, die uns Joe in Volume 2 erzählt, die nähergehenden sind.

PD: Volume 1 hat auch den Vorteil nicht das unsagbar blöde Ende von Volume 2 mit sich tragen zu müssen. Im Gesamtpaket betrachtet, macht das natürlich keinen Unterschied, aber wenn man die Filme getrennt sieht, ist das schon nicht unwichtig.

Wenn man die betont-provokante Werbung mal hinter sich gelassen hat, dann sah man vor allem ein gut gespieltes Dialogduell zwischen Stellan Skarsgard als Seligman und Charlotte Gainsbourg als Joe. Wie sich die beiden in der Erzählung ergänzen, unterbrechen und auf wenig plausible Stellen aufmerksam machen bzw. erläutern, hat sehr viel Spaß gemacht.

Die stärksten Passagen waren aber für mich der grandiose Auftritt von Uma Thurman als betrogene Mrs. H und Jamie Bell als K.

Eigenartigerweise, war „Nymph()maniac“ auch eine bessere Gaunergeschichte als „American Hustle“.

YP: Beide – sowohl Bell als auch Thurman – haben mich in diesen Rollen und als Schauspieler überrascht, darum fand ich die Leistung dann umso besser. Es ist auch so spannend, wie sich die Geschichte – Joes Lebensgeschichte – entfaltet. Die Hinweise in Seligmans Zimmer, die ihr immer wieder helfen, die Erzählung fortzuführen. Stellan Skarsgard und Charlotte Gainsbourg spielen das auch mit einer Leichtigkeit und Vertrautheit, es tut dem Film sehr gut, dass sie sich bereits kennen und bereits in „Melancholia“ gemeinsam mitgewirkt haben.

Nebraska

02 Sonntag Mär 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

About Schmidt, Academy Awards, Alexander Payne, Bruce Dern, Election, June Squibb, Nebraska, Sideways, The Descendants, Will Forte

Alexander Payne behandelt in seinen Filmen, die auch immer Roadmovies sind, am liebsten Themen wie persönliche Entfremdung und familiären Zusammenhalt. Dabei sucht und findet er stets das Außergewöhnliche im ordinären (gewöhnlichen) Lebensalltag kleiner Leute. Im Folgenden wird „Nebraska“, sein neuester Kinofilm, besprochen.

YP: Ehrlich gesagt war ich überrascht, wie gut mir „Nebraska“ gefallen hat. Diese bitterböse Komödie, die zum Nachdenken anregt. Nicht, dass ich einen mittelmäßigen Film erwartet hätte, nur eben keinen dermaßen so guten!

PD: Komisch, denn bei allen Filmen von Alexander Payne, die ich bislang sah, ist das jener, der mir bislang am wenigsten gefiel.

YP: Die Familiensituation, was man selber erreicht hat, was man falsch gemacht hat, was man seinen Kindern mitgeben möchte. Persönliche Werte wurden vermittelt, usw. Ich habe das einfach genossen, weil es auf universtelle menschliche Fragen eingeht.

PD: Interessant. Ich sah einen Film, der sehr vorhersebar Konflikte auftürmte und sich schlicht auf das gute Spiel seiner Darsteller verließ. Vor allem Bruce Dern als Woody und June Squibb als seine Frau haben viel gerettet.

YP: Wie man sich auf eine Reise begibt, denn eigentlich ist das ein Roadmovie, um etwas zu finden und dabei findet man sich selbst. Das ist etwas salopp gesagt, aber für mich war das sehr gelungen. Und eben voller bitterbösem Humor, in Form der Mutter, in Form der Cousins, der vermeintlichen Freunde aus der Vergangenheit. Alleine die Szene mit der Scheune und dem Kompressor, das ist doch die beste Szene am Film gewesen. So leichtfüßig, sich selbst nicht so ernst nehmend.

PD: Die beste Szene des Films war für mich das Familientreffen, mit Woodys Brüdern, die allesamt starr vor dem Fernseher sitzen und sich anschweigen. Kaum ein Wort wird gewechselt und was gesagt wird ist so dermaßen banal, dass es kaum der Rede wert erscheint. Diese Konstellation fand ich unglaublich komisch und berührend, denn derartige Situationen haben sicher viele in der eigenen Familie schon erlebt.

YP: Eben!

PD: Ja, eine schöne Szene. Eine. Der Rest der Erzählung folgt ausgetretenen Pfaden. Die Annäherung zwischen Woody und David hätte am Ende nur noch die große Aussprache benötigt, die erspart Payne uns – ganz entgegen seiner üblichen Gewohnheiten – zum Glück. Wobei die Aussprache ja schon vorhanden ist, nur etwas leiser.

YP: Ich habe die ganze Zeit Situationen und Gespräche nachempfinden können. Meine Eltern sind noch jung, aber was ich bei den Großeltern gesehen habe. Hierin bestand viel Indentifikationspotential für mich, was den Film dann auf eine weitere Ebene für mich brachte. Und das mit der Ausprache: nicht notwendig! In vielen Situation lässt man das eben gut sein, in einem anderen Hollywood-Film wäre das vielleicht vorgekommen, hier aber wissen wir, das ist irrelevant. Familie ist Familie. Alles Gute und alles Böse kommt oft aus dem Elternhaus. Das finde ich so zutreffend und feinfühlig inszeniert.

Auch noch etwas zum Format: In Farbe wäre das ein Sozialdrama geworden, in Schwarzweiß bekommt das noch einmal eine ganz neue Dimension.

PD: Der Film wurde aber auch in Farbe gedreht.

Payne war vertraglich dazu gezwungen den Film für einige Märkte (ich weiß nicht mehr welche) in Farbe zu drehen. Digital hat er dann sein gewünschtes Schwarzweiß eingesetzt.

YP: Digital und bearbeitet. Eine gute Entscheidung war das.

PD: Ich frag mich nur, welche Länder unbedingt auf Farbfilm bestehen?

Die Entscheidung in Schwarzweiß zu drehen, ist ja ganz gut gewählt. Der Ort verlangt regelrecht danach. Ob das ein Sozialdrama geworden wäre, weiß ich aber nicht.

YP: Wenn du dir überlegst, durch welche Gegenden sie ihr Roadtrip führt. Steppe, Wüste, Eintönigkeit, Ebene, Trockenheit, Tristesse.

PD: „The Straight Story“ hat einen sehr ähnlichen Film in wunderschönen Farben gedreht. Der positivste Film von David Lynch.

YP: Und wie sie da vor dem Mount Rushmore stehen und Woody einfach sagt: Wir habens gesehen, fahren wir wieder! Das ist auch so großartig. Natürlich geht das mit den Farben auch anders, hier passt mir Schwarzweiß einfach gut.

PD: Was die „ausgebliebene“ Aussprache angeht. Die gibt es ja sehr wohl, vor der Bar in der sie Ed Pegram (Stacy Keach) zum letzten Mal begegneten, sprechen David (Will Forte) und Woody miteinander, was denn der Grund für diese Reise sei, nur ist Woody nicht mehr in der Lage, darauf zu antworten.

Üblich ist in Payne-Filmen ja die große Rede, wie sie Jack Nicholson in „About Schmidt“, George Clooney in „The Descendants“  und beide Hauptdarsteller in „Sideways“ hatten.

Mir gefällt der Film in Schwarzweiß auch gut. Es ist ja nicht so dass ich den Film überhaupt nicht leiden konnte, aber es war auf hohem Niveau eine kleine Enttäuschung.

YP: Wie fandest du die Rolle der nicht auf den Mund gefallenen Mutter? Die war doch forsch und erfrischend?

PD: Die Szene vor Mount Rushmore lebt, wie so viele andere Szenen auch, von der tollen zurückhaltenden Darstellung von Bruce Dern. Wenn er etwa im Schlafzimmer seiner Eltern steht, und über die Prügel spricht, die er erhalten hat. Er braucht nur einen Satz und drückt den Rest über seine Mimik und Körpersprache aus. Darstellerisch ist das ganz groß.

YP: Aber nicht nur Dern, das gesamte Ensemble hat sich gut in den Film eingefügt, bis zum kleinsten Nebendarsteller.

PD: Es war schön June Squibb wieder zu sehen. Nach ihrem Auftritt in „About Schmidt“ hatte ich sie ja wieder komplett vergessen. Ihre Rolle hat sie auch toll gespielt, auch wenn ich mir nicht sicher war, wie viel Bosheit Woody noch ertragen würde.

Na ja, der Rest des Ensembles war ganz okay. Es wurde ja nicht viel verlangt. Die Hauptlast trugen Dern und Squibb. Will Forte hat auch ganz passabel gespielt.

YP: Ich fand Will Forte besser als nur passabel.Meine liebsten Filme von Payne sind nun „Nebraska“ und „About Schmidt“. „The Decendants“ mit George Clooney mochte ich nicht, weil George Clooney da einfach nicht hineinpasste.

PD: „Sideways“ ist sein Meisterwerk. Der ist stimmig inszeniert. „Election“ hat mir auch gefallen, allerdings habe ich den seit Jahren nicht mehr gesehen.

YP: Ich bin überrascht, dass du dem Film gegenüber dermaßen verhalten bist.

PD: Ich fand „Nebraska“ amüsant, aber abgesehen von ein paar Szenen und den beiden tollen Darstellern gab es da nicht viel, was ich mitnahm.

Bei Payne ist das Jammern auf hohem Niveau.

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