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Game of Thrones – Staffel 6

01 Freitag Jul 2016

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≈ Ein Kommentar

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3-Eyed-Raven, A Song of Ice and Fire, Bran, Daenerys, Game of Thrones, george r. r. martin, HBO, Jon Snow, Lord of the Rings, Tyrion, Yara

Ohne um den heißen Brei herumzureden: wir haben die neueste Staffel „Game of Thrones“ gesehen und wollen euch unsere Eindrücke nicht vorenthalten. Achtung, Spoiler.

YP: Über „Game of Thrones“ kann man ja sagen, was man will, die Serie vermag nun auch nach sechs Staffeln zu überraschen. Auch wenn die Leidenschaft mit vielen der geliebten Figuren gestorben ist, die Serie wird nicht wirklich fad.

PD: Dabei war gerade bei Staffel 6 das Problem, dass sich alles in sehr vorhersehbaren Bahnen entwickelt hat. Trotz dieser Vorhersehbarkeit, konnte das Geschehen unterhalten und stellenweise auch packend sein, wie bei Aryas Flucht vor den Faceless Men. Das war mein Lieblingsteil der gesamten Staffel. Nicht nur hat sich Arya mit der Zeit zu meinem Lieblingscharakter entwickelt, sondern Dank der Begegnung mit Tom Wlaschiha (Jaqen H’ghar) auf der Comic Con in Linz, ist auch mein Interesse an den Faceless Men immens gestiegen.

YP: Für wen vorhersehbar? Wir haben beide die Bücher gelesen, recht viel Überraschungspotential bietet die Serie bis dato nicht. Mir ging es hauptsächlich darum, wie sie die Stränge verknüpfen und weiter auflösen. Nehmen wir ein Beispiel: Bran wird zum 3-Eyed-Raven und erfährt um den Ursprung der White Walkers. Dann haben wir diesen fantastischen obwohl emotional aufbrausenden plot twist um Hodor. Und dann ist da noch die Frage um Jon Snows Eltern. Das ist auch DER schlechthin. Daenerys bekommt außerdem ihre Flotte und Yara ihre Souveränität. Das sind meine persönlichen Highlights der Staffel. Und es sind immerhin mehrere in einer als in den letzten beiden Staffeln gemeinsam.

PD: Ich habe nach Buch Nummer 4 aufgehört. Eventuell finde ich irgendwann die Motivation doch wieder weiter zu lesen, doch die Frage der Vorhersehbarkeit stellt sich ja dennoch. Nicht jeder „Game of Thrones“-Seher wird die Bücher gelesen haben, so wie man auch nicht davon ausgehen kann, dass jeder „Lord of the Rings“-Kinogänger die Bücher kennt. Die Frage der Vorhersehbarkeit, bezieht sich auf die Art der Inszenierung und da ich eben „Lord of the Rings“ erwähnte, möchte ich hier das Ende von Episode 8 und die gesamte Episode 9 erwähnen.

Am Ende von Episode 8 scheint Meereen endgültig von den alten Meistern wieder übernommen zu werden. Tyrion und Missandei sitzen im Saal fest und natürlich tritt dann in den letzten Sekunden der Folge, Danaerys in den Raum ein und löst die Spannung auf. So wie am Beginn von Episode 9 die Schlacht um Meereen durch die plötzlich auftauchenden Drachen beendet wird. Auch am Ende der „Battle of the Bastards“ ist es eine aus dem Nichts auftauchende Macht, die der Schlacht ihr Ende bereitet. In dem Fall Sansa Stark und Littlefinger. Das erinnerte sehr stark an das Finale von „The Two Towers“. Das war sehr unterhaltsam und spektakulär gemacht, aber es gab nicht die großen Überraschungen.

YP: Die großen Überraschungen gab es dann in Winterfell. Jon Snow wurde von Melisandre wiederbelebt. Ich glaube auch nicht, dass irgendwer, der die Bücher nicht gelesen hat, irgendwas mit Jon Snows Eltern anfangen kann, viel zu wenig wurde von diesen Figuren gesprochen oder irgendwas in die Richtung angedeutet – was in den Büchern (sogar im ersten Buch) ständig präsent war. Daenerys ist also Jons Tante. Ich wage zu behaupten, dass dies unmöglich vorherzusehen war ohne Vorwissen. Und das ist doch der Schlüsselmoment schlechthin.

PD: Der Schlüsselmoment für mich war Daenerys‘ und Yaras‘ Einigung, die auch recht humorvoll mit mehrdeutigen Augenzwinkern angereichert war. Da wird schon sehr viel für die kommenden beiden (finalen?) Staffeln in die Wege geleitet. Zudem stand das sinnbildlich für mich, dass es in Staffel 6 vor allem darum ging, welche Macht die Frauen in dieser Serie haben.

Die Frage wer die Eltern von Jon Snow sind, hat mich recht wenig berührt. Die Wiederbelebung von Jon hat mich aber kurze Zeit in eine ähnliche Lage gebracht, wie bei den neuesten „The Walking Dead“-Episoden. War es in früheren Episoden unsicher, ob dein geliebter Charakter die Staffel überlebt, werden jetzt sogar einst getötete Charaktere wiederbelebt. Wobei ich damit bei „Game of Thrones“ weniger Probleme habe. Immerhin wird hier mit Fantasy-Mechanismen nur so um sich geworfen, da kann auch ein wenig schwarze Magie zugunsten eines Fan-Favoriten genutzt werden.

YP: So sehr geht es eigentlich gar nicht darum, welche Macht die Frauen haben werden, sondern welche neuen Wege sie beschreiten, um an die Macht zu kommen. Bzw. auf welche Art und Weise. Hier gibt es keine Ordnung nach Geburtsrecht, wie wir das so kennen. Und es haben sich zwei Fronten herausgebildet. Ich interpretiere das schon fast als eine Patriachat versus Matriarchat-Sache.

Während sich die smarten Daenerys und Yara in Meereen (ich habe keinen Unterton vernommen, da erkennen sich zwei starke Figuren ineinander, aber vielleicht braucht es für diesen Blickwinkel den „male gaze“) und Olenna Tyrell und Ellaria Sand und die Sand Snakes in Dorne gemeinsam gegen Cersei plotten und – noch friedlich – Allianzen knüpfen, werfen sich die dummen hinterwäldlerischen Männer in Schlachten. Cersei treibt das patriarchale Herrscherspiel an die Spitze und an den Rand der Vernunft (man denke hier an „the mad king“ und Jaimes Blick) und Sansa fühlt sich ihrem Halbbruder überlegen. Wer weiß, welche Flausen ihr Littlefinger ins Ohr setzt. Das steht so sinnbildlich  für den Untergang von Westeros mit seinen veralteten Strukturen und Hierarchien. Egal, was mit der Ära der Drachen noch eingeläutet wird, es wird Westeros zum Guten verändern. Aber andererseits: jetzt, wo der Winter schließlich gekommen ist, da wären ja noch die White Walkers.

PD: Interessanter Gesichtspunkt, so hatte ich das gar nicht interpretiert. Ich zweifle aber stark daran, dass durch die wieder belebte Ära der Drachen, sich alles zum Guten wenden wird. Daenerys hat sich im Laufe der Serie in ihren Fähigkeiten über eine Stadt zu herrschen gebessert, aber sie scheint mir nicht die Heilsbringerin zu sein. Viel wichtiger denn die Schlacht um den eisernen Thron, wird jene gegen die White Walker.

Spannend wird es auch, welche Charaktere (und dazu prominente Mimen) im Laufe der nächsten Episoden auftauchen werden. In Staffel 6 wurde ein Ian McShane als Bruder Ray geradezu verheizt, nur um die Rückkehr von Sandor Clegane zeigen zu können. Ebenso war der Coup in Dorne sträflich kurz, was dazu führte, dass man den tollen Alexander Siddig als Prinz Doran viel zu kurz zu sehen bekam.

YP: Daenerys ist sicher nicht die Heilsbringerin, aber sie ist revolutionär und bringt das zustande, was keinem vor ihr gelang: sie befreit die Sklavenstädte Yunkai, Astapor und Meereen; sie ist die erste Khaleesi ohne Khal und sie segelt nach Westeros, um ihr Erbe anzutreten. Dass davon nicht viel übrig sein wird, spielt eigentlich keine Rolle. Und dann noch die Drachen, die auch bestimmt sehr nützlich werden im Kampf gegen die White Walker (neben dem Wildfire). In meinen Augen wird es kein Westeros – wie es vorher war – geben. Aber Daenerys ist die Schlüsselfigur dabei und für sie wird es ein Happy End geben.

PD: Ein mögliches Ende, vor allem da die Serie ja auch immer mehr und mit schnellem Schritt in Richtung Finale schreitet. Einen wirklichen Abschluss sehe ich aber nicht am Horizont. Selbst wenn alle Schlachten geschlagen, und alle Kontrahenten besiegt sind, bleibt doch immer noch diese Ungewissheit, wie es danach (nach dem Serienende) weitergehen soll. So wie man auch die Erzählungen der Historie rund um Westeros schön im Kopf weiterspinnen kann, wird es wohl auch nach dem Ende sein, dass die Geschichte zumindest im Kopf fortgeführt wird. Ganz egal wer dann am eisernen Thron sitzt.

Game of Thrones – Staffel 5, Teil 2

03 Freitag Jul 2015

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A Dance With Dragons, Game of Thrones, george r. r. martin

Mittlerweile befindet sich die Fantasy-Saga rund um die Machenschaften, Intrigen und Kämpfe in Westeros in der fünften Staffel und so langsam beginnen sich Ermüdungserscheinungen eingetreten. Sind die Macher zu blutrünstig in ihrem Streben nach Spektakel oder eifern sie nur der Vorlage „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin nach?

Teil 1 zum Nachlesen hier entlang.

PD: So sehr will ich Martin aber auch nicht aus der Verantwortung nehmen. Er hat mehrere Drehbücher der vergangenen Staffeln geschrieben und ist Co-Produzent. Zudem gab es Treffen mit den Serienverantwortlichen, damit diese, sollten sie ihn mit den Staffeln überholen, ungefähr wissen, welches Schicksal die einzelnen Charaktere befällt. Zu sagen, dass es in den Büchern ausgewogener ist und in der Serie nicht, entlässt Martin zu sehr aus der Thematik, obwohl er sich selbst ja auch entsprechend dazu geäußert hat.

Das Schicksal von Theon fand ich eher nervig, da sein Charakter seit einer gefühlten Ewigkeit nur am Rande verweilt, um als Erinnerung für die Grausamkeit Ramsays parat zu stehen. Deshalb war die Hochzeitsnacht mit Sansa so unnötig und auch anstrengend.

Es gibt aber nicht nur verwundbare Frauen in „Game of Thrones“. Man denke an Arya, deren Handlungsstrang sich zum besten der gesamten Serie entwickelt hat, oder an Ellaria Sand, die den Tod von Oberyn mit allen Mitteln rächen will. Auch Brienne ist ein starker Charakter. Melisandres Handlungen zeugen erst recht von einer Macht über andere Menschen, der sich vor allem Stannis bis zum bitteren Ende hin unterwirft. Apropos Stannis. Sein Tod durch die Hand von Brienne in der letzten Episode und die vielen ungelösten Schicksale kamen für mich allesamt überraschend.

YP: Sehr wohl kann ich die Macher dafür verantwortlich machen, was sie aus der Vorlage machen und gemacht haben. Dass Martin selber mitwirkt und in Beratender Funktion dabei ist, ist mir auch bekannt. Aber seine Show ist das nicht. Und nur eine Folge pro Staffel hat er geschrieben. Das merkt man jeder Folge auch an. Anstatt diese Storylines zu verbessern, zu hinterfragen, zu kritisieren, nutzen sie diese für eine perverse Zurschaustellung von Gewalt. Und einen großen Unterschied ist auch den beiden Medien zuzuschreiben. Es gibt dann doch einen feinen Unterschied zwischen dem Roman und einem Film. Bei einem Roman habe ich die Gewaltvorstellung unter Kontrolle. Wenn mir jemand anderer seine in einer Serie präsentiert, dann bin ich ihr ausgeliefert. Nun ist es so, dass ich die Serie natürlich nicht mehr sehen muss.

PD: Nur ist es eben so, dass Martin ja nicht seine Bücher den Machern einfach in die Hände gedrückt hat und sich absolut nicht daran beteiligt. Er ist ja sehr wohl darin involviert, auch wenn er nicht zu jeder Episode das Drehbuch schreibt. Seine Kritikpunkte sind auch auffallender Weise das Design des Iron Throne und weniger die Interpretation einzelner Passagen der Handlung. Damit scheint er mir schon sehr gut leben zu können. Hätte er wirklich Probleme damit, dann hätte er auch á la Alan Moore komplett seine Unterstützung der Adaption entziehen können.

Um aber auch auf die positiven Aspekte der fünften Staffel zu kommen, möchte ich die 8. Episode („Hardhome“) anführen, in der Jon Snow das Freie Volk (die Wildlings) vor der Gefahr durch die White Walker schützen möchte. Das war eine mitreißende und kraftvolle Episode, in der auch die Actionszenen sehr effektiv inszeniert wurden. Zudem gab es in eben dieser Episode auch endlich das Treffen von Tyrion mit Danaerys, worauf zuvor etwas langatmig hingearbeitet wurde, und der Austausch zwischen den beiden hatte die besten Dialoge der gesamten Staffel zu bieten. Voller Witz aber auch Wehmut.

YP: Ich kritisiere hier auch die Serienadaption und nicht die Romanvorlage, da ich bereits einmal geschrieben habe: „Und genau dort liegt auch das Problem. Martin hat für ein gewisses Gleichgewicht bei den Figuren gesorgt, er hat viele verdammt starke Frauen in den Romanen.“ Wovon die Serie weniger hat.

Positiv war in dieser Staffel für mich leider wenig. Tyrions Odyssee gehört bestimmt dazu und Daenerys Zusammentreffen mit Drogon, beide Male sehr gewaltig und bildgewaltig. Mittlerweile betrachte ich das auch mit Wehmut. Aber ab Staffel 6 haben sie Narrenfreiheit, da Martin den 6. Roman bestimmt nicht vorher veröffentlich. Dann wird das für mich sowieso eine andere Serie sein – ohne Vorlage und nur mit mündlich überlieferten Anhaltspunkten – abgesehen von der veröffentlichten Artikel aus „The Winds of Winter“

PD: Da reden wir aneinander vorbei, da es mir um Martins Einfluss und Verantwortung bei der Adaption geht, die ich ebenso hoch ansehe, wie bei den Romanen. Hätte er ein Problem mit der Adaption, dann würde er sich auch dagegen aussprechen. Er würde sich damit ja auch geradezu in eine Tradition von Autoren hinein begeben, die der Adaption ihres Werkes wenig abgewinnen können. Mal sehen ob er den Roman noch rechtzeitig vor der nächsten Staffel veröffentlicht, aber ich bin da skeptisch. Ich bin schon froh, wenn ich selbst Band 5 bis dahin gelesen habe.

Tyrions Handlung gefiel mir erst wieder, als er mit Danaerys zusammentraf. Ab da kam es zu neuen Entwicklungen. Danaerys wirkte in dieser Staffel ohnehin wie eine Getriebene. Die Sons of Harpy haben ihr deutlich aufgezeigt, dass sie womöglich doch nicht die große Herrscherin ist, die sie gerne wäre. Lustigerweise fand ich den Moment, in dem Drogon Danaerys aus der Arena rettete, ein wenig unfreiwillig komisch. Gut, sie fliegt mit ihm davon, aber was passierte eigentlich mit Tyrion, Jorah und Daario Naharis? Die saßen ja immer noch dort unten fest und waren von den Sons of Harpy umzingelt.

Sehr stark war wieder einmal die Geschichte um Arya. Gerne könnte man da mehr zeigen, denn das ist nicht nur spannend, sondern von Maisie Williams auch toll gespielt.

YP: So viel Einfluss auf die Gestaltung wie du spreche ich Martin nicht zu. Da drehen wir uns im Kreis.

Allein Aryas Geschichte verdient einen Ableger. Anfangs war sie noch zu sehr von Rachegelüsten getrieben. Jetzt wird daraus etwas anderes. Natürlich gibt es dann Maryn Tant, der ihr in die Arme läuft, aber auf mich wirkt es, als wolle sie bei ihrer Transformation mit der Vergangenheit abschließen.

Für die neue Staffel wünsche ich mir – abgesehen davon die Vorlage gelesen zu haben, was ich aus ausschließe – dass die Macher ein wenig kreativer gestalten. Wenn da noch tatsächlich 3 Staffel kommen sollen, dann sage ich: Winter is coming!

PD: Das wäre tatsächlich eine Spin-off-Serie wert. Allerdings sehe ich sie schon noch von Rache getrieben. Ihre Eiseskälte bei der Ermordung von Trant sah ich schon auch noch als das Abarbeiten ihrer Todesliste. Dass ihr Leben als Arya Stark jedoch ein Ende findet, liegt weniger in ihren Händen denn in jenen der Faceless Men.

Bei den Vorgängen auch schon in den vorangegangenen Staffeln, muss ich doch immer wieder an die Bemerkung bei Honest Trailer denken. Dass sich doch bitte irgendwer um diese Bedrohung hinter der Mauer kümmern möchte. Die Vielzahl an Charakteren ermöglicht es den Machern ja, das Geschehen ordentlich in die Länge zu ziehen, aber von der die Menschheit bedrohenden Armee der Untoten bekommt man kaum was zu sehen und der Marsch von Danaerys auf Westeros ist auf geradezu komische Weise wieder an seinen Ursprungsort zurückgeworfen worden.

Mit diesem Beitrag verabschieden wir uns in die Sommerpause und kehren am 7. August wieder zurück. Dann mit einem Dialog über Richard Ayoades filmisches Werk und seinem reflektiven Debütbuch „Ayoade on Ayoade“.

Game of Thrones – Staffel 5, Teil 1

26 Freitag Jun 2015

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A Dance With Dragons, Game of Thrones, george r. r. martin, Hardhome

Mittlerweile befindet sich die Fantasy-Saga rund um die Machenschaften, Intrigen und Kämpfe in Westeros in der fünften Staffel und so langsam beginnen sich Ermüdungserscheinungen eingetreten. Sind die Macher zu blutrünstig in ihrem Streben nach Spektakel oder eifern sie nur der Vorlage „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin nach?

PD: Vorneweg muss ich gleich gestehen, dass ich das fünfte Buch „A Dance with Dragons“ noch nicht gelesen habe. Ein Muster bei mir, wenn man auf die Dialoge zu Staffel 3 und Staffel 4 zurück blickt. Die fünfte Staffel der TV-Adaption war mir lange Zeit viel zu langatmig. Erst mit Episode 8 „Hardhome“, beginnt die Serie sich wieder ein wenig vor zu bewegen.

YP: Die ersten beiden Serienstaffeln boten kaum Überraschungen, waren näher an den Vorlagen, bis auf ein paar Figurenkonstellationen, die dann modifiziert wurden. Ab der dritten Staffel bemühen sich die Macher um mehr Überraschungen für die Zuschauer, die auch die Vorlagen kennen. Du darfst nicht vergessen, dass die Romane 4 und 5 eigentlich zeitgleich spielen, G. RR Martin aber aufgrund der vielen Figuren das auf zwei Bücher ausgedehnt hat.

Tatsächlich sind erstmals Serie und Romane gleich auf. Wie sich das weiter entwickeln soll, wird bestimmt sehr aufregend, da viele Figuren noch gar nicht eingeführt wurden. Ich gehe davon aus, dass das auch gar nicht geschehen wird. Die übrigen drei Staffeln, sollte es noch drei davon geben, werden sich viel mehr von der Originalstory abweichen und nur noch Anhaltspunkte geben.

PD: Die Serie muss auch gar nicht sklavisch an den Romanen hängen bleiben. Einige Freiheiten dürfen schon sein, denn es gibt auch kaum etwas Langweiligeres als ein ideenlos abgefilmtes Buch oder Theaterstück. Wie du auch richtig sagst, spielen die Romane 4 und 5 zur selben Zeit und so wurde das Personal von Martin auf zwei Romane aufgeteilt. In der Serie war das nur schwer möglich. Über diese Änderung bin ich sehr froh, denn eine Staffel ohne Tyrion hätte ich nicht sehen wollen. Dafür ist mir dieser Charakter, ebenso wie Arya, zu sehr ans Herz gewachsen.

Dass wir in der nun zu Ende gegangenen fünften Staffel Bran nie zu Gesicht bekamen, hat mich jedoch wieder weniger gestört. Seine persönliche Reise hat mich bislang recht kalt gelassen.

YP: Ich bin grundsätzlich ein Fan davon, wenn es der Serie gelingt, mich – auch als Kennerin der Vorlage – zu überraschen. Ein reines Abfilmen nach Skript wäre auch eine langweiligere Angelegenheit. Allerdings macht die Serie einen mittlerweile fatalen Fehler – und zwar geben sie sich seit zwei Staffeln große Mühe, die Gewalt in den Romanen über übertreffen. Martins Vorlage ist bestimmt nicht ohne Blut, Schweiß und Tränen, aber es vergeht seit etwa 20 Folgen keine Episode ohne diese Zurschaustellung der Gewalt, wie sie in den Romanen nicht vorgekommen ist. Wenn nicht Gewalt gezeigt wird, dann wird davon gesprochen.

Mit der Red Wedding haben sie Blut geleckt und seitdem ist das ein dramaturgisches Mittel. Hier insbesondere die Gewalt gegen Protagonistinnen. Nun habe ich ihnen nie verziehen, dass die Hochzeitsnacht zwischen Danaerys und Drogo falsch adaptiert und interpretiert wurde. In Staffel 4 gab es dann Cerseis Vergewaltigung durch Jamie am Totenbett ihres Sohnes. Und jetzt Sansa. Davon findest du nichts in den Büchern. Da stelle ich mir die Frage, warum?

PD: Die Serie hat die Gewaltszenen immer schon ein wenig anders interpretiert. So wurde ja auch Robbs schwangere Frau Talisa ermordet, was im Roman so nicht vorkam. Das war eine zusätzliche Schocknote, die mehr an einen blutigen Horrorfilm erinnerte. Um bei der aktuellen Staffel zu bleiben, finde ich mich selbst in einem Zwiespalt. Einerseits gab es die Hochzeitsnacht-Vergewaltigung von Sansa nicht im Buch, wie auch nicht jene heran drohende an Gilly.

Die Vergewaltigung von Sansa durch Ramsay Bolton war völlig sinnlos. Der Zuseher wusste bereits zur Genüge von Ramsays sadistischem Gehabe. Das war schon sehr zynisch.
Dennoch war die Szene mit Gilly nicht ohne Sinn, da sie dafür sorgte, dass man Sam in Heldenpositur zu sehen bekam und auch die beiden sich schließlich näher kamen. Das hätte man natürlich auch anders lösen können, aber immerhin befindet man sich in einer Art Zwangslager, in welcher Mörder und Vergewaltiger unter einem Dach hausen. Dass es dort beinahe zwangsläufig zu Übergriffen kommen könnte, erscheint mir weniger unlogisch. Zudem möchte ich hier auch George R.R. Martin anführen, der sich ja auch selbst in die Diskussion einschaltete.

Mehr Probleme hatte ich, Cerseis Handlungen zu verstehen. Die Förderung des High Sparrow (Jonathan Pryce gefiel mir sehr gut in der Rolle) war von Beginn an eine so offensichtlich dumme Idee. Dies konnte ich dem Charakter einfach nicht abkaufen.

YP: Martin schreibt: „“Now there are people who will say to that, ‘Well, he’s not writing history, he’s writing fantasy—he put in dragons, he should have made an egalitarian society.’ Just because you put in dragons doesn’t mean you can put in anything you want.“

Und genau dort liegt auch das Problem. Martin hat meiner Meinung nach für ein Gleichgewicht bei den Figuren gesorgt, er hat viele verdammt starke Frauen in den Romanen und genug von den Damsel in Distress. Und die HBO-Serie – anstatt die Frauenbilder, die Martin vorlegt, zu verbessern, daran zu arbeiten, zu kritisieren, zu hinterfragen – drängt jede Protagonistin – ich meine wirklich jede einzelne – in die Opferrolle. In dieses Mittelalter mit Drachen. Aus dramaturgischen Gründen.

Für viele aus dem Fernsehpublikum war das, was Theon durch Ramsay zugestoßen ist, die schlimmste Storyline in der Serie (in einem Jahrzehnt, für viele Mädchen Genitalverstümmelung noch immer an der Tagesordnung steht). Ohne Frage, das war schon heftig. Im Vergleich: Robbs Ehefrau wurde hochschwanger abgestochen. Das Bild ist folgendes: du kannst einem Mann alles antun, nur nicht die Männlichkeit nehmen. Wohingegen die Weiblichkeit erst dadurch definiert wird. Als Frau bist du verwundbar, die Sexualität ist zugleich Waffe gegen den Mann als auch ein Mittel zur Schädigung durch den Mann.

Bevor es für uns in die Sommerpause geht, erscheint noch Teil 2 dieses Dialogs am 3. Juli

Game of Thrones – Staffel 4

04 Freitag Jul 2014

Posted by filmimdialog in TV

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Arya Stark, d. b. weiss, Danaerys, david benioff, Game of Thrones, george r. r. martin, Liam Cunningham

Staffel 4 der HBO-Fantasy-Serie „Game of Thrones“ ist zu Ende und wir sehen uns noch einmal näher an, was uns gefiel, was uns weniger gefiel und was im Vergleich zu den Romanen mehr oder weniger Sinn ergab.

Es mag unnötig sein es zu erwähnen, aber dieser Dialog ist voller Spoiler!

PD: Wenn ich so an unseren letzten Dialog zu „Game of Thrones“ zurück denke, dann finde ich es lustig, wie wichtig zunächst die Umbesetzung von Daario Naharis war. Im Endeffekt war die ziemlich egal.

YP: Weil seine Rolle doch sehr klein ausfiel.

PD: Passend zum Handlungsstrang rund um um Daenerys, die in der 4. Staffel wieder einmal nicht so wirklich vom Fleck weg kam.

YP: Für mich war die 4. Season die problematischste. Die mit den vielen Hochs und Tiefs. Als wollten Weiss und Benioff stets noch etwas draufsetzen. Selber Schuld, weil für mich sind der 2. Teil des dritten Romans und der vierte ziemlich gelungen. Das haben sie nicht so toll umgesetzt.

PD: Beim vierten Buch stecke ich noch im ersten Drittel fest und finde es nicht so spannend, eher langatmig.

YP: In Puncto Danaerys: Endlich konnte sie herrschen. Und das ziemlich interessant, weil sie kein Hofdrama bediente, wie beispielsweise das rund um den Iron Throne, sondern mit wirklichen Problemen konfrontiert war.

PD: Das wurde inszenatorisch aber unzureichend gelöst. Ich könnte jetzt nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber die Szenen im Thronsaal, wenn Danaerys ihre Audienzen hielt, waren ohne jede Spannung. Es waren spannende Inhalte, aber die Präsentation lief dem völlig zuwider. Es herrschte einfach keine Atmosphäre. Dagegen waren selbst die Szenen an der Mauer dichter inszeniert, und da tat sich ja lange sehr wenig.

Mein liebster Teil war ja ohnehin die Beziehung zwischen Arya und The Hound. Alleine Aryas Reaktion vom Tod ihrer Tante zu erfahren, war der herrlichste Moment der ganzen Staffel.

YP: Diese ungewöhnlichen Figuren-Paarungen, die dann auf einen Roadtrip geschickt werden, das hat schon mit Catelyn Stark und Tyrion Lannister in der 1. Staffel gut funktioniert . In Staffel 3 dann mit Jamie Lannister und Brienne of Tarth, und jetzt eben mit Arya und Sandor Clegane. Auch als Arya auf Tywin Lannister in Harrenhaal traf.

PD: Letztere dürfte ja eine der „Neuerungen“ der Produzenten sein, die wohl George R.R. Martin weniger gefallen haben wird. Kürzlich las ich, dass er mit der Adaption und einigen Änderungen gegenüber seinen Büchern nicht glücklich ist.

YP: Von einem Medium in ein anderes zu übersetzen wird immer von genügend Problemen begleitet. Wenn es nicht dem Original getreu adaptiert wurde, finde ich es nicht schlimm. Mich stört es nicht. Es muss nur stimming und spannend bleiben und das gelingt den Serienmachern hier nach wie vor. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie auch die Romanleser berücksichtigen. Weil sich eben ständig etwas ändert. Die Vorlage lebt, salopp ausgedrückt.

PD: Das ist ja auch der springende Punkt bei einer Adaption. Sofern die Änderungen in sich schlüssig sind oder einfach funktionieren, sind sie auch gerechtfertigt. Da sehe ich auch kein großes Problem in Bezug zu „Game of Thrones“. Dass sich der Autor des zugrunde liegenden Werkes mit Kritik meldet, ist ja auch nicht weiter ungewöhnlich. Alan Moore etwa zieht seinen Namen regelmäßig zurück („V for Vendetta“, „Watchmen“, „The League of Extraordinary Gentlemen“).

Um zurückzukommen auf den Punkt, dass die Macher einen Höhepunkt auf den anderen stapeln wollen. Das ist wirklich ein Problem geworden in dieser Staffel. Man präsentiert relativ früh (in Episode 2) den Tod von König Joffrey und erlöst damit auch den Zuseher von diesem ehrlich gesagt sehr oberflächlichem Psychopathen, und hat dann sehr viel Leerlauf, bis wieder wirklich etwas passiert. Ich glaube erst der Monolog von Tyrion vor Gericht ist wieder so ein Höhepunkt und das war in Episode 6.

YP: So habe ich das auch empfunden, weil die Geschehenisse an der Eismauer einfach nicht früher in die Gänge kamen. Erst durch Stannis‘ Einmarsch (den ich sehr imposant fand), ruhen alle Augen auf der Mauer. Das ist ab jetzt auch die spannendere Region, hat auch Danaerys abgelöst.

Und auch weil King’s Landing uninterssant geworden ist.

PD: Das mag ein „Problem“ sein, welches George R.R. Martin zu verantworten hat, aber selbst die dramatischsten Umwälzungen im Hofstaat von Danaerys – etwa der Verrat durch Ser Jorah – hinterlassen kaum Eindruck. Sie befreit eine Stadt und muss sie beherrschen. Das ist sicherlich relativ realistisch, aber auf die Dauer auch etwas öde.

Dass sich die Hauptaufmerksamkeit mal in den Norden verlagern würden, habe ich seit der ersten Episode erwartet. Der Krieg um den eisernen Thron ist ja schön und gut, aber da im Norden treiben Zombies ihr Unwesen. Irgendwie habe ich mir schon früher eine Fokussierung der Inszenierung auf die Mauer erwartet.

YP: Das ist auch ein inszenatorischen „Problem“. Im Buch passiert das relativ schnell, es geht aus den Kapitel von Ser Davos heraus. Die Serie braucht eben 4 Staffeln lang dafür, was in den ersten 2,5 Romanen passiert.

PD: Dennoch gehört der Kampf um die Mauer, in Episode 9, zu den weniger imposanten Episoden. Das liegt aber wohl vor allem an der unfreiwillig komischen Todesszene von Ygritte und dem eher unübersichtlichem Gewirr bzw. der unübersichtlich inszenierten Schlacht.

YP: Wo die Serie wirklich neue Maßstäbe setzt sind die Sets und die Kostüme. Exzessiv und imposant. Es wird nicht gespart. Das sieht man anhand der Roben in King’s Landing. Vor allem jetzt, wo die Staatskasse leer ist, wird noch einmal eines drauf gesetzt. Und bei Dany in Meereen merkt man auch die schönen neuen Kleider, die bei ihr vorher etwas spärlicher ausfielen und praktischer Natur waren.

PD: Umso stärker ist dann der Kontrast zu den nüchtern gekleideten Männern und Frauen im Norden. Ob es jetzt Bolton und sein verrückter Sohn sind, oder die Greyjoys. Je südlicher der Schauplatz, desto bunter und verschwenderischer wird die Kleidung.

Da ist „Game of Thrones“ dann auch klassisches Ausstattungskino, welches auch Wert auf die Form legt. Im Grunde ein bisschen wie „Downton Abbey“, nur mit mehr Gewalt.

YP: Mit sehr viel mehr Gewalt. Gewalt gab es in den ersten drei Staffen zu Genüge. In Staffel 4 war sie dramaturgisches Mittel. Gewaltlose Szenen aus den Romanen wurden gewaltvoll.

PD: Das erscheint mir zwar anders, aber geschriebene und dargestellte Gewalt sind nun einmal zwei Paar Schuhe.

YP: Weißt du, wer mir zu kurz gekommen ist? Drogon, Viserion und Rhaegal.

PD: Dafür reicht dann wohl auch das Budget nicht, die drei Drachen in längeren Sequenzen zu zeigen.

Ich habe sie aber auch nicht sonderlich vermisst, was wohl daran lag, dass der ganze Handlungsstrang rund um Danaerys nicht wirklich interessant war.

YP: Die spannendsten Szenen waren das nicht.

PD: Wer mir sehr gut gefiel, war Davos (Liam Cunningham).

YP: Ser Davos ist einer meiner Lieblingsfiguren. Und der Schauspieler macht das auch ganz toll.

Sein bisheriger Schlagabtausch mit Melisandre ist ziemlich sehenswert.

PD: Die Figur gewann in dieser Staffel noch deutlich an Profil und erscheint jetzt auch wichtiger denn Stannis. Was keine guten Aussichten für die weitere Lebenserwartung von Davos sind.

Noch kurz zurück zur Gewalt. Im Kampf zwischen Ser Gregor und Oberyn Martell wurde die Gewalt sogar ein wenig zurück geschraubt. Da starb im Roman ein unbeteiligter Zuseher, der von Ser Gregor in der Mitte gespalten wurde. Dagegen war der zerschmetterte Schädel von Oberyn geradezu weich gespült.

YP: Diese eine Kampfsszene! Da rechne ich auch mit Gewalt.

Außerdem ist es nicht das erste Mal (Serie und Romane), dass Gregor Clegane jemanden zweiteilt. In der ersten Staffel passiert das bei dem Turnier mit dem Pferd. Außerdem diese „Trainingsszenen“ in Staffel 4 – wo er wahllos auf Leute einschlägt und quasi trainiert – waren nicht notwendig. Wir wissen doch, was für ein Biest das ist. Das muss mir niemand mehr zeigen, ich habe es kapiert.

Den Roman-Jamie finde ich übrigens viel sympathischer als den Serien-Jamie.

PD: Der Serien-Jamie ist ein wenig ambivalenter, was mir auch gut gefällt. Im Roman erscheint er sympathischer, da Cersei im Vergleich viel biestiger wirkt. Doch das heben sie sich wohl noch für die kommenden Staffeln auf.

Um bei den Lannisters zu bleiben. Die Art und Weise wie Tyrion Shae ermordete, hat mich überrascht. Nicht weil es brutal war, sondern da es von Peter Dinklage herzzerreißend gespielt war. Doch Dinklage zu loben ist ja beinahe schon langweilig.

YP: Weil das so ein leidenschaftlicher Akt war. Er war sichtlich verstört und hat dieses Hin und Her einfach wahnsinnig gut ausgedrückt. Die gesamte Staffel war eine Peter-Dinklage-Parade.

PD: …und das obwohl er die meiste Zeit eingesperrt im Kerker verbringen musste.

Game of Thrones – Rückblick auf Season 3

14 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in TV

≈ Ein Kommentar

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A Song of Ice and Fire, d. b. weiss, david benioff, Game of Thrones, george r. r. martin, peter dinklage

Politische Intrigenspiele. Familiäre Interessenskonflikte. Inzestöse Liebesbekundungen. Kreuzzüge. Eisige Untote und feuerspeiende Drachen. Gezeigt in einem Fantasy-Mittelalter-Szenario mit einer Messerspitze Erotik und einer Handvoll Gewalt. Das alles und viel mehr ist die Kultserie Game of Thrones. Bevor HBO die 4. Staffel der Erfolgsserie ausstrahlt, nehmen wir einen Dialog über die 3. Staffel zum Anlass, uns ein wenig darüber auszutauschen.

Im folgenden Dialog verstecken sich MEGA-SPOILER.

YP: Du hast es bestimmt schon gelesen, aber die Figur des Daario Naharis wird von einem anderen Schauspieler gespielt. Dieser Cast-Wechsel irritiert mich, denn ich mag solche Änderungen inmitten von Staffeln nicht. Insbesondere weil ich mich an den Schauspieler Ed Skrein gewöhnt habe.

PD: Tja, jetzt hast du mich kalt erwischt, denn von dieser Umbesetzung hatte ich bis zu eben jenem Augenblick nur sehr wenig mitbekommen. Der Charakter hatte einen starken Einstieg gegen Ende der Staffel, aber er ist mir auch nicht so sehr ans Herz gewachsen, als dass ich schockiert über die Neubesetzung wäre. Es ist nicht so dramatisch wie etwa eine Neubesetzung von Tyrion Lannister oder Sansa Stark. Es lässt mich überraschend kalt.

YP: Daario Naharis wird in den kommenden Staffeln – was den Romanen zu entnehmen ist – eine größere Rolle zu spielen haben. Mir ist der Charakter ans Herz gewachsen, muss ich sagen. Auch aus augenscheinlichen Gründen. Aber hauptsächlich deswegen, weil ich mich über eine Staffel lang an ihn gewöhnt habe.

PD: Bei den Romanen bin ich in etwa an derselben Stelle wie die Serie angelangt, beim Ende der ersten Hälfte des dritten Bandes. Mir gefiel die Dynamik zwischen Danaerys und Daario und wie damit auch schon entsprechende Verwicklungen für die kommenden Episoden angedeutet wurden. Dennoch kann ich mit einer Neubesetzung leben. Es ist zwar logistisch sehr schade, aber es trifft mich nicht.

YP: Gibt es eine Szene, die dir aus Staffel 3 besonders in Erinnerung geblieben ist?

PD: Da bin ich dann wohl ein Anhänger der Mehrheitsmeinung: die Ereignisse bei der Hochzeit und das damit verbundene Schicksal von Robb und Catelyn Stark. Das war ein dramatischer Höhepunkt der Staffel, auf den sehr exakt hingearbeitet wurde und der, obwohl man ja erahnt was passieren wird, einen überrascht und auch ein wenig schockiert.

Wie ist es bei dir? Hast du einen einprägsamen Moment in dieser Staffel?

YP: Ich habe die Starks schon abgeschrieben, als Ned Starks enthauptet wurde und mich auf andere Charaktere konzentriert. Was nicht heißen soll, dass mir die 9. Folge der 3. Staffel egal ist, ich habe mich emotional ausgeklinkt. Wenn das zu verstehen ist. Eine der stärksten Szenen war für mich auch, als Jaime seine Hand verliert. Wenn wir schon dabei sind, die Reise von Brienne und Jaime und die damit verbundenen Ereignisse, das ist wirklich eine Glanzleistung der Macher. Was für eine toll inszenierte Beziehung.

Theon und sein Schicksal sind nicht leicht zu schlucken, aber das ist im Vergleich zu den Ereignissen rund um die berüchtigte Red Wedding nichts Weltbewegendens. Was mir nicht einleuchtet, ist, warum Talisa sterben lassen. Jeyne Westerling (Robbs Frau in den Romanen) war gar nicht bei der Red Wedding anwesend. Das ist so typisch brutal. Mir kommt vor, die Serie ist manchmal brutaler als die Vorlage von Martin.

PD: Die Starks abgeschrieben. Wie böse. Nach den letzten Ereignissen erscheint das aber auch verständlich. Mir gefällt, dass die sich ständig wandelnden Machtverhältnisse sehr wohl auch auf sympathische (Haupt-)Charaktere zurückfallen und ein böses Ende nehmen können. Insofern war ich schon ein wenig überrascht von der Red Wedding.

Die Beziehung zwischen Jaime und Brienne ist eine der schön entwickelten Beziehungen in dieser Staffel. Denn ansonsten ist es ein wildes Hin und Her der Charaktere und wenn man Paardynamik beobachten kann, dann erlahmt sie wie bei Jon Snow und Ygritte sehr bald. Mitunter die schwächsten Dialoge und Szenen kommen beim letztgenannten Paar vor.

Im Vergleich zum Buch scheint die Gewalt drastischer zu sein, dafür ist aber die Sexualität in einem merkwürdigen Ungleichgewicht. In den Büchern hat Martin sehr explizite Szenen eingebaut, während in der Serie einerseits diese Szenen natürlich abgeschwächt wurden, andererseits aber wieder ein Hauptaugenmerk auf die nackten Frauen gelegt wird. Kaum eine Frau ist nicht „Full Frontal“ zu sehen, während Männer im drastischsten Fall mit einem entblößten Hinterteil zu sehen sind.

YP: Was mich wirklich gestört hat – im Vergleich Buch und Serie und in Bezug auf die Gewalt – hat sich schon in der ersten Staffel abgezeichnet: Die Beziehung zwischen Danaerys und Khal Drogo. In keinster Weise haben sich die Ereignisse in der Hochzeitsnacht, so wie sie in der Serie dargestellt werden, so im ersten Buch abgespielt. Daran ist auch gut zu erkennen, wo die Serienmacher hinwollen. Den gewalttechnischen Höhepunkt haben sie wohl bei der Red Wedding erreicht.

PD: Da ich beim Buch noch nicht „voraus“ gelesen habe, warte ich ab, was in Zukunft noch passiert. Die Red Wedding war zumindest ein vorläufiger Höhepunkt. Was ich aber bislang so erfahren habe (vor allem von anderen Lesern der Bücher), ist dass die Red Wedding auch im Buch ein Gewalt-Höhepunkt ist. Es erscheint nur passend, dies in der Adaption entsprechend aufzuarbeiten.

Im Vergleich zur zweiten Staffel, hat aber die dritte Staffel einen viel intensiveren Handlungsbogen und mehr Momente, die in Erinnerung bleiben.

YP: Das kommt auch auf die Figuren an, die gezeigt werden. Danaerys Weg wird erst zum Schluss der Staffel spannender, davor dümpelt sie vor sich dahin. Die interessanteren Sachen spielen sich auf Westeros ab, das ist klar, und dann noch einmal nördlich der Wall.

PD: Wenn ich so an die zweite Staffel zurück denke, dann ist mir auch nur Tyrion in Erinnerung geblieben. Sein Werken als Hand des Königs, seine Beziehung zu Shae. Das hat Eindruck hinterlassen, aber von einem Handlungsstandpunkt aus, ist da nicht viel an das ich mich zurückerinnere.

YP: Tyrion Lannister ist mir in der 2. Staffel sehr ans Herz gewachsen, demnach kann ich auch mit ihm am meisten anfangen. Die Blackwaterbay-Battle-Folge war ein Höhepunkt der gesamten drei Staffeln.

PD: Das empfand ich wieder gar nicht als so spannend. Die sehr drastischen Gespräche die Cersei mit Sansa während der Schlacht führte, habe ich noch in Erinnerung. Es war aber, eine groß angelegte Episode rund um eine groß angelegte Schlacht. Irgendwie nichts, was mich nachhaltig beeindruckte.

YP: Ganz im Gegenteil bei mir, das hatte Spielfilmqualität. Nach wie vor eine meiner liebsten Folgen, wenn nicht meine Lieblingsfolge der gesamten Serie.

Diese eine Szene, die mir in Staffel 3 besonders gut in Erinnerung geblieben ist, ist die Zusammenkunft im Kabinett der Hand des Königs. Darin sind die Machtverhältnisse so wunderbar zu sehen.

PD: Spielfilmqualität hat die gesamte Serie, aber wenn ich mich festlegen müsste, dann würde ich die erste Staffel immer noch vorziehen. Seitdem gab es einige interessante Entwicklungen, aber ich warte darauf richtig „umgehauen“ zu werden.

YP: Diese Szene nenne ich „Game of Chairs“. Wortlos, aussagekräftig, genial! Eine der besten Szenen imho.

PD: Die ist wirklich toll. Peter Dinklage sieht man auch den Spaß an der Rolle an. Mir gefällt auch eine Szene, in der Tywin als Hand des Königs, seinen Enkel und König einfach hinaus wirft. Wie Tyrion am Ende dann auch anmerkt: „You’ve sent the most powerful man of Westeros to bed without a supper.“

Der von Charles Dance verkörptere Tywin Lannister ist auch eine sehr eindrucksvolle Figur, so wie er von Dance gespielt wird. In den Büchern hat er auch eine imposante Aura, aber in der Serie wird ihm noch mehr Platz eingeräumt.

YP: Dinklage spielt Tyrion so pointiert und so ausgesprochen gut. Apropos Charles Dance, die erste Szene mit ihm ist doch die, wo er da in seinem Zelt auf dem Schlachtfeld einen Hirschen … zerlegt. Was für eine Einführung einer Nebenfigur. Bedenkt man dann auch noch, welches Haus den Hirschen im Wappen hat.

PD: Die Szene in der Tywin den Hirschen zerlegt, war sehr Symbolträchtig. Passend zum ganzen Stil der Serie, die mit Andeutungen und Symbolen arbeitet. Man muss oft zwei Mal hinsehen beziehungsweise eine Episode noch einmal ansehen, um die Andeutungen genau zu erkennen.

YP: Zwei mal hinhören muss ich deswegen auch, weil ich beim ersten Mal nicht alles einwandfrei verstehe. Welchen Charakter kannst du am wenigsten ausstehen? Bei mir ist das wahrscheinlich Lord Petyr Baelish, bzw. Littlefinger.

PD: Wenn es um Sympathiefragen geht, dann ist das eindeutig Joffrey. In ihm steckt nicht ein Quäntchen Güte oder Mitleid. Er tötet ja auch zum Spaß mit der Armbrust Ros, die ihm zwar vom nicht minder ekelhaften Littlefinger zugeführt wurde, aber ermordet wurde sie immer noch von Joffrey.

Wenn es aber um die Qualität des Schauspiels geht, dann kann ich mit Jon Snow immer weniger anfangen. Je länger die Serie läuft, desto weniger interessiert mich sein Schicksal. Sein Dilemma ist immer nur von außen zugetragen, niemals durch sein Spiel ersichtlich.

YP: Meine anfängliche Begeisterung mit Jon Snow nimmt stetig, aber sicher ab. Nicht, weil ich seine Schauspielqualitäten nicht gut finde, er spielt ja diesen stoischen Charakter, sondern weil mich seine Figur immer weniger interessiert. Joffrey ist aber so ein Ereignis und ich finde, dass er sehr gut gespielt wird. Daher kann ich Joffrey auch nicht hassen, auch wenn ich ihn abgrundtief hasse. Mir sind aber so viele Nebenfiguren so dermaßen ans Herz gewachsen: Stannis, Davos, Lord Varys, Sandor Clegane als The Hound.

PD: In den Büchern hat Jons Charakter aber sehr wohl diese ganzen Abgründe, mit denen er umgehen muss. Bei Kit Harrington sehe ich nur ein hübsches Gesicht, ohne jegliche darstellerische Tiefe. Er spielt stoisch, ohne auch nur erahnen zu lassen, dass in ihm viele Zweifel toben. Die gesamte Beziehung mit Ygritte etwa, gehört zu den schwächsten Passagen der Serie.

Lord Varys ist ein toller Charakter. Bei den Dialogen zwischen Varys und Littlefinger musste ich merkwürdigerweise immer an Odo und Quark aus „Star Trek Deep Space Nine“ denken. Sie können sich nicht ausstehen, aber tief drinnen, mögen und brauchen sie sich doch.

YP: Und natürlich Sam Tarley. Ach, Sam ist einfach unentbehrlich geworden.

PD: Ein Charakter mit dem Namen Sam in einer Fantasy-Geschichte. Der muss offenbar herzig und tapsig sein…so wie in „Herr der Ringe“.

Was mir bislang negativ auffiel war, dass die Episoden, zu denen George R.R. Martin die Drehbücher selber schrieb, oft die schwächsten waren. „The Bear and the Maiden Fair“ in Staffel 3 etwa.

YP: Nein, finde ich nicht. Da die Blackwater-Bay-Battle-Folge für mich eine der besten ist.

PD: Das war groß angelegtes Action-Kino. Für eine TV-Serie schon imposant, aber da sehe ich das Lob dann eher nicht beim Autoren.

YP: Doch, weil alleine schon wie sich die Ereignisse verdichten, die Gespräche zwischen Sansa und Cersei, das kam von Martin. Die Action finde ich nicht so relevant. Mir ging es in dieser Folge eher darum, wie sie angelegt war. War (fast) genauso zu sehen wie zu lesen, demnach für mich geglückt.

PD: Die Gespräche zwischen Cersei und Sansa haben mir auch gut gefallen.

YP: In „The Bear and the Maiden Fair“, so wie es in der Serie dargestellt wird, ist Jaime viel entschlossener. Im Buch ist er dann doch hin- und hergerissen, ob er Brienne zurücklassen soll oder nicht. Ach, vergleichen muss man das nicht immer.

PD: Wenn man „Game of Thrones“ mit dem nicht minder gehypten „The Walking Dead“ vergleicht, dann hoffe ich, dass die Fantasy-Serie sich besser entwickelt denn die Horror-Serie. „The Walking Dead“ hatte eine unglaublich intensive dritte Staffel und ist jetzt in langweiligen, banalen Untiefen angelagt. Da ich bei den Büchern noch nicht so weit bin, hoffe ich, dass „Game of Thrones“ nicht auch dieser Qualitätsabfall ereilt.

Nebenbei noch angemerkt: Die Besetzung von Thomas Brodie-Sangster (der kleine Bub aus „Love … Actually“) als Jojen Reed hätte besser nicht sein können.

YP: Darauf wollte ich auch gerade eingehen. Ich hoffe nicht, dass sich die Macher der Serie (David Benioff, D. B. Weiss) in Superlativen verlieren. In der kommenden vierten Staffel soll es jetzt mehr darum gehen, die Kurve zu kriegen. Die 2. Hälfte des 3. Romans und der 4. Roman gehen dann wieder in eine ganz ganz andere Richtung. Darauf müssen sie sich jetzt konzentrieren. Zudem wird Danaerys immer prominenter in Westeros. Und dann haben wir dann noch die Drachen, die nun groß und stark scheinen. Immerhin sind die Drachen der Grund, warum ich Game of Thrones schaue.

PD: Superlative sind ja kaum ausgeschlossen. Vom Norden droht die, nennen wir es untote Gefahr. Dann ist da noch Danaerys, die noch keiner in King’s Landing wirklich ernst nimmt und die Rolle von Stannis ist auch nicht zu vergessen. Ich hoffe nur, dass das unausweichliche Finale, einen schön ausgearbeiteten Handlungsbogen haben wird.

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