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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Juni 2016

Anton Yelchin

24 Freitag Jun 2016

Posted by filmimdialog in Personalia

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

alpha dog, Anton Yelchin, burying the ex, Charlie Bartlett, Cymbeline, Like Crazy, Only Lovers Left Alive, star trek, star trek into darkness, Terminator Salvation

Die Nachricht um den Tod des 27-jährigen Schauspielers Anton Yelchin hat uns beide berührt. Immerhin ist man als Kinofan an seinen diversen Rollen sowohl in Mainstream-Filmen oder Genre-Werken nicht drumherum gekommen.

YP: Erstmals ist mir Anton Yelchin neben Justin Timberlake in „Alpha Dog“ sehr postitiv aufgefallen, das war auch der Film, wo ich mir seinen Namen gemerkt habe. Das ist mittlerweile 10 Jahre her. Und der letzte Film mit ihm war die Horror-Komödie „Burying the Ex“. Ich finde es ausgesprochen schade, dass ich keine Chance mehr habe diesen talentieren Schauspieler im Kino zu sehen.

PD: Das erste Mal fiel mir sein Name im Zusammenhang mit der Stephen-King-Verfilmung „Hearts in Atlantis“ auf, allerdings nahm ich das mehr als Star-Vehikel für Anthony Hopkins war. Seine Rolle in „Alpha Dog“ war auch für mich, wie wohl für viele Filmfreunde, der Punkt, an dem man Yelchin plötzlich auf dem Radar hatte. So wie auch Emile Hirsch, Amanda Seyfried und Ben Foster. Dieser Film war in der Karriere vieler Darsteller ein wichtiger Wendepunkt. Danach schien Anton Yelchin plötzlich überall aufzutauchen. Nicht zuletzt als Chekov in den neuen „Star Trek“-Filmen.

YP: Natürlich, in den beiden bisher erschienenen „Star Trek“-Filmen hat er seine Breitenwirksamkeit unter Beweis gestellt. Seinen Chekov hat er mit der nötigen Flapsigkeit und mit dem Humor angelegt, welche wir erwartet haben. In den letzten – vor allem – 10 Jahren hat er sowohl seinen Fleiß als auch sein Talent in seiner Rollenwahl bedient.

PD: Das hat mich sowohl sehr betrübt als auch überrascht. Die Fülle an Projekten, die Yelchin in seiner Vita stehen hat und wie wenige man davon gesehen hat. Dabei war er in etlichen Filmen herausragend, nur waren diese zum Großteil eher im Independent-Bereich angesiedelt. Als Titelcharakter in „Charlie Bartlett“ bewies er sein Potential im Spiel mit Hochkarätern wie Hope Davis und Robert Downey Jr.

Im erst kürzlich gesichteten „Like Crazy“ sieht man, wie in „Alpha Dog“, die ganze Bandbreite an Emotionen, die er mit wenigen Gesten vermitteln konnte. Doch am auffälligsten war für mich seine Wandlungsfähigkeit. Nebenrollen wie in „Only Lovers Left Alive“ oder „Experimenter“ waren die perfekte Bühne, und dennoch stellte er sich nie in den Vordergrund. In seiner Generation fällt mir da nur noch Paul Dano ein, den ich ebenso hoch schätze.

YP: In „Only Lovers Left Alive“ stellt er neben Mia Wasikowska das witzige Figuren-Pendant zu den von Tom Hiddleston und Tilda Swinton gespielten Protagonisten Adam und Eve. In Jarmuschs Film setzte das natürlich auch die Rolle mit dem gewissen Comic relief voraus. Yelchin hat auch die meisten seiner Figuren so angelegt, dass er zwar immer in Erinnerung bleibt mit seiner Performance, allerdings sich nie allzu vordergründig platziert oder gar aufdrängt. Vergleiche ich ihn mit dem gleichaltrigen Schauspielkollegen Shia LaBeouf, wo man zum Beispiel beide in zwei Episoden in „New York, I love You“ bewundern kann, dann sind das zwei so unterschiedliche Darsteller wie Tag und Nacht. Wobei sich Shia LaBeouf immer so gebärdet, als spiele er um sein Leben (was seine Rollenwahl vielleicht auch etwas einschränkt), ist Yelchin dann eher derjenige, der mit seinem bescheidenen Spiel auffällt und punktet.

PD: In dieser Hinsicht erinnerte er mich immer ein wenig an eine jüngere Version von Liev Schreiber. Womöglich auch, weil beide familiäre osteuropäische Wurzeln haben. Allerdings auch, da Schreiber ebenso in seinen Rollen versinkt und sich nie oder nur selten in den Vordergrund spielt, wie man in jüngerer Vergangenheit in „Ray Donovan“, „Spotlight“ oder „Pawn Sacrifice“ sehen kann.

Yelchin hatte auch diese Sensiblität und Zurückhaltung, um zugleich auch eindrücklich zu zeigen, dass er tatsächlich einen Charakter spielt. LaBeouf wirkte immer schon mehr wie ein Star und weniger wie ein Schauspieler. Wohl auch deshalb konnte Yelchin in missratenen Blockbustern wie „Terminator Salvation“ oder sehr gelungenen wie den neuen „Star Trek“-Filmen auftreten, und sich dennoch diesen Respekt erhalten, der seiner Arbeit entgegen gebracht wurde. Im Nachruf im Variety, wurde ihm Elijah Wood als Pendant gegenübergestellt, der seine Kindlichkeit bislang nie ganz ablegen konnte. Yelchin wirkte auch in diesen Jungenhaften Rollen bereits sehr reif.

YP: Im letzten Film mit ihm im Kino, den ich im Rahmen der Viennale gesehen habe, spielt Yelchin sogar die männliche Hauptrolle – mehr oder weniger. „Burying the Ex“ haben wir sogar letzten Oktober während des #Horrorctobers besprochen. Das Problem war allerdings, dass der Film einfach nicht gut war, da konnte auch Yelchin nicht viel dazu anrichten. Als Horror-Satire war der Film einfach nicht nach meinem Geschmack. Abgesehen von der überzogenen – fast karikaturhaften – Figurenzeichnungen, ist es ein grässliches und sexistisches Drehbuch. Für Yelchin war das eine atypische Rolle, wenn du mich fragst. So aus sich herausgehen zu müssen.

PD: Ungewöhnlich fand ich auch seine Besetzung in Michael Almereydas Version von Williams Shakespeares „Cymbeline“. Als junger Schauspieler war das aber eine kluge Rollenwahl, um sein Repertoire zu erweitern. So erscheint mir auch die Besetzung in „Burying the Ex“. Er hätte natürlich auch den Rollentyp aus „Alpha Dog“ einige Jahre weiter spielen können, aber dann wäre seine Karriere wohl auch schnell im Nirgendwo versandet. Sein steter Wechsel zwischen Genre-Arbeiten, Independent-Filmen und Blockbustern, wirkt wie das Auftreten eines alten Hollywood-Hasen. Niemals hätte ich ihn auf erst 27 Jahre geschätzt.

YP: Ich finde, deine letzten zwei Sätze bringen seine bis dato bewundernswerte Karriere auf den Punkt. Er steht ja auch seit 2000 vor der Kamera und trotz seines jungen Alters, bewies er Gespür für eine seine Rollenauswahl, da muss ich mich wiederholen. Wirklich schade, dass wir ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Thelma & Louise

17 Freitag Jun 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Callie Khouri, Geena Davis, Ridley Scott, Susan Sarandon, Thelma & Louise

Vor mittlerweile 25 Jahren eroberte das Road-Movie „Thelma & Louise“ die Kinoleinwände. Dass die Befreiung aus den Fesseln männlicher Unterdrückung ausgerechnet von Macho-Regisseur Ridley Scott in Szene gesetzt wurde, ist nur eine von vielen subtilen Pointen, die dieser Film für sich beanspruchen kann. Doch wie wirkt die Reise der beiden Frauen heute? Was hat sich seitdem in der Kinolandschaft verändert?

PD: Als Filmliebhaber war es natürlich eine gewisse Pflicht, sich einmal „Thelma & Louise“ anzusehen. Doch abgesehen von ein paar prominenten Momenten, die auch ausgiebig parodiert wurden (mir gefällt heute noch die „Simpsons“-Parodie ausgesprochen gut), blieb nicht allzu viel hängen. Heute, sicher ein gutes Jahrzehnt nach meiner letzten Begegnung mit diesem Film, überrascht mich vor allem der bissige Humor, den man zu sehen bekommt.

YP: Das ist ein absoluter Kultfilm. Verglichen mit irgendeinem Testosteron-gespickten Blödsinn aus dieser Zeit, ist das eine Perle. In den 90ern war der ausgesprochen wichtig für mich. Und ich betrachte diesen Film nach mehr als einem Jahrzehnt wieder, fällt auf, wie stimmig und gut gemacht der einfach ist. „Blade Runner“ hin oder her, aber neben „Alien“ ist das für mich DER frühe Ridley Scott-Film. Hier stellt er sein unumstrittenes Talent wieder zur Schau. Wir haben Ridley Scott an dieser Stelle öfter besprochen, u.a. bei „The Counselor“ und „Exodus: Gods and Kings“. Die Bezeichnung Macho-Regisseur gefällt mir trotzdem, auch wenn es eine Handvoll Scott-Filme mit sehr guten weiblichen Protagonistinnen gibt.

PD: Nun ja, so weit möchte ich da nicht gehen. Abgesehen von Ripley in „Alien“ und „Thelma & Louise“, fallen mir keine wirklich starken Frauen in seinen Filmen ein. Die sind doch zumeist von starken oder charismatischen Männern geprägt. Selbst in „Prometheus“, wo Noomi Rapace und Charlize Theron sehr viel Arbeit auf sich geladen bekommen, ruht der Blick meist auf Michael Fassbender.

„Thelma & Louise“ sehe ich auch gar nicht als ultimativen Scott-Film, sondern vielmehr als ultimativen Susan Sarandon- und Geena Davis-Film. Die Darbietung der beiden hat mein Bild von ihnen als Schauspielerinnen sehr geprägt. Es erschien mir dann nur logisch, dass sich vor allem Susan Sarandon auch privat politisch engagiert. Ihre Rolle als selbstbewusste Kellnerin Louise schien mir, wie ein Weckruf. Dass sich die Rollen der beiden Frauen im Laufe der Handlung geradezu umkehrt, wurde mir erst bei der erneuten Ansicht des Filmes bewusst.

YP: Da ruht vielleicht dein Blick auf Fassbender (der für mich in einer Nebenrolle auftaucht), aber die Story wird von den beiden Protagonistinnen Noomi Rapace und Charlize Theron getrieben und beherrscht. Ohne groß über „Prometheus“ reden zu wollen – mir gefällt der Film ganz und gar nicht, ist doch irgendwie herrlich, wie hier die männlichen Blinkwinkel auf den Kopf gestellt werden: Theron spielt die Tochter, die nie genug Aufmerksamkeit von ihrem Vater bekommen hat – und der wiederum David (Fassbender) – eine recht billige Kopie von ihr – als Künstliche Intelligenz schafft. Interessant fand ich vor allem, dass Fassbender einen Roboter gespielt hat, aber recht erinnerungswürdig war die Performance nicht.

Aber genau das will ich damit sagen. Für mich ist Scott DER Macho-Filmemacher, der sich dem chauvinistischen Hollywood-System nicht nur fügt und beugt – er profitiert sogar davon. Er macht keinen Hehl draus. Und die wenigen Filme von ihm, die ich herausstreichen will, haben nichts mit diesem Bild zu tun, z.B.“Alien“ oder „Thelma & Louise“. „The Counselor“ war eine seiner filmisch aufregendsten Arbeiten der letzten 10, sogar 20 Jahre – darin stiehlt Cameron Diaz allen die Show.

PD: Dennoch stehen bei „Thelma & Louise“ mehr die beiden Protagonistinnen im Zentrum und weniger Scotts Beitrag. Wenn man heute Interviews und Beiträge über das „Erbe“ dieses Films liest, erscheint es geradezu unmöglich, nicht auch den feministischen Standpunkt wahrzunehmen. Dabei ist es vor allem amüsant zu sehen, wie die Männer nacheinander demontiert werden. Sei es der gewalttätige Ehemann von Thelma, der ständig Anzüglichkeiten hinaus posaunende Trucker oder der Justizapparat. Alle werden sie regelrecht vorgeführt oder ihre Machtposition durch ihr lächerliches Gehabe unterminiert. Da sich dies auch noch in einem zutiefst männlich geprägten Genre abspielt, liegt gerade darin immer noch der subversive Charme des Films.

Denn im Road-Movie- oder Buddy-Movie-Genre haben wir es meist mit Männern zu tun, die mit ihrem bestimmten Auftreten die zögerlichen Obrigkeiten dumm dastehen lassen. Frauen sind in diesem Konzept meist nur hinderlich oder schmückendes Beiwerk.

YP: Das kann ich alles fast punktgenau unterschreiben. Mir gefiel vor allem auch Harvey Keitels Polizist, der nicht müde wird zu betonen, dass die Frauen in seinen Augen nie eine Chance hatten. Da ich in einer Zeit der spärlichen Protagonistinnen aufgewachsen bin, ist das natürlich ein wichtiger Film für mich gewesen (u.a. auch der zeitlich nahe „Speed“). Betrachte ich den Film heute, bin ich voller Bewunderung. Und das ist ein Sarandon und Davis-Film. Demontiert werden die männlichen Figuren aber nicht gänzlich. Die beiden Frauen leben in einer männlich dominierten Welt, in der sie zurechtkommen müssen. Darin ist das Männerbild ist aber sehr divers und keineswegs schwarzweiß. Für mich ist die Verfolgungsszene bis zum berühmten Schluss symbolisch sehr anschaulich dargestellt: es gibt kein zurück mehr.

PD: Keitel spielte den einzigen männlichen Charakter, der auch so etwas wie Verständnis für die beiden Frauen hatte. Sein Zugang zu seinem Beruf und zu den Ermittlungen und auch das Finale, erinnerten mich auch ein wenig an Clint Eastwood in „A Perfect World“. Die Umstände, unter denen die Charaktere zu ihren Verbrechen getrieben wurden, sind ein ganz wichtiger Bestandteil. Da unterscheiden sich Filme wie „Thelma & Louise“ oder eben auch Eastwoods „A Perfect World“ (mit Kevin Costner als Verbrecher) auch wohltuend von heutiger Action- und Thrillerware, da sie zumindest auch versuchen, die Lebenswelten der Anti-HeldInnen zu beleuchten.

Weniger gefiel mir, dass keine der Frauen auch nur ein klein wenig Hoffnung gegönnt war. Als Thelma mit J.D. (Brad Pitt) eine heiße Nacht verbringt, endet dies natürlich damit, dass er mit ihrem Geld verschwindet. Natürlich passt das grundsätzlich in das Konzept und Thelma beginnt ab diesem Zeitpunkt auch langsam mehr die Initiative zu ergreifen, dennoch hat es mich gestört.

YP: Am Anfang hat mich Thelmas Naivität sehr gestört. Sie schlittert mit ihrer kreativen Problemlösungsorientiertheit in die Kriminalität. Da fällt sie damit das Urteil zur Flucht für beide, bei dem Mord hätte man wenigstens auf Notwehr gehen können, aber der Raubüberfall war natürlich endgültig. Es ist aber dann beeindruckend, wie sie ihr Leben in die Hand nimmt und dabei auch Louise mit offenem Mund schauend zurücklässt.

PD: Darin liegt auch eher die Stärke von „Thelma & Louise“. Im Schauspiel. Die Handlung von Callie Khouri stellt die Geschlechterkonventionen auf den Kopf, die Inszenierung ist flott und bietet zudem schöne Landschaftsdetails, aber der Film ist eindeutig geprägt von Susan Sarandon und Geena Davis.

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