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Schlagwort-Archiv: star trek into darkness

Anton Yelchin

24 Freitag Jun 2016

Posted by filmimdialog in Personalia

≈ Ein Kommentar

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alpha dog, Anton Yelchin, burying the ex, Charlie Bartlett, Cymbeline, Like Crazy, Only Lovers Left Alive, star trek, star trek into darkness, Terminator Salvation

Die Nachricht um den Tod des 27-jährigen Schauspielers Anton Yelchin hat uns beide berührt. Immerhin ist man als Kinofan an seinen diversen Rollen sowohl in Mainstream-Filmen oder Genre-Werken nicht drumherum gekommen.

YP: Erstmals ist mir Anton Yelchin neben Justin Timberlake in „Alpha Dog“ sehr postitiv aufgefallen, das war auch der Film, wo ich mir seinen Namen gemerkt habe. Das ist mittlerweile 10 Jahre her. Und der letzte Film mit ihm war die Horror-Komödie „Burying the Ex“. Ich finde es ausgesprochen schade, dass ich keine Chance mehr habe diesen talentieren Schauspieler im Kino zu sehen.

PD: Das erste Mal fiel mir sein Name im Zusammenhang mit der Stephen-King-Verfilmung „Hearts in Atlantis“ auf, allerdings nahm ich das mehr als Star-Vehikel für Anthony Hopkins war. Seine Rolle in „Alpha Dog“ war auch für mich, wie wohl für viele Filmfreunde, der Punkt, an dem man Yelchin plötzlich auf dem Radar hatte. So wie auch Emile Hirsch, Amanda Seyfried und Ben Foster. Dieser Film war in der Karriere vieler Darsteller ein wichtiger Wendepunkt. Danach schien Anton Yelchin plötzlich überall aufzutauchen. Nicht zuletzt als Chekov in den neuen „Star Trek“-Filmen.

YP: Natürlich, in den beiden bisher erschienenen „Star Trek“-Filmen hat er seine Breitenwirksamkeit unter Beweis gestellt. Seinen Chekov hat er mit der nötigen Flapsigkeit und mit dem Humor angelegt, welche wir erwartet haben. In den letzten – vor allem – 10 Jahren hat er sowohl seinen Fleiß als auch sein Talent in seiner Rollenwahl bedient.

PD: Das hat mich sowohl sehr betrübt als auch überrascht. Die Fülle an Projekten, die Yelchin in seiner Vita stehen hat und wie wenige man davon gesehen hat. Dabei war er in etlichen Filmen herausragend, nur waren diese zum Großteil eher im Independent-Bereich angesiedelt. Als Titelcharakter in „Charlie Bartlett“ bewies er sein Potential im Spiel mit Hochkarätern wie Hope Davis und Robert Downey Jr.

Im erst kürzlich gesichteten „Like Crazy“ sieht man, wie in „Alpha Dog“, die ganze Bandbreite an Emotionen, die er mit wenigen Gesten vermitteln konnte. Doch am auffälligsten war für mich seine Wandlungsfähigkeit. Nebenrollen wie in „Only Lovers Left Alive“ oder „Experimenter“ waren die perfekte Bühne, und dennoch stellte er sich nie in den Vordergrund. In seiner Generation fällt mir da nur noch Paul Dano ein, den ich ebenso hoch schätze.

YP: In „Only Lovers Left Alive“ stellt er neben Mia Wasikowska das witzige Figuren-Pendant zu den von Tom Hiddleston und Tilda Swinton gespielten Protagonisten Adam und Eve. In Jarmuschs Film setzte das natürlich auch die Rolle mit dem gewissen Comic relief voraus. Yelchin hat auch die meisten seiner Figuren so angelegt, dass er zwar immer in Erinnerung bleibt mit seiner Performance, allerdings sich nie allzu vordergründig platziert oder gar aufdrängt. Vergleiche ich ihn mit dem gleichaltrigen Schauspielkollegen Shia LaBeouf, wo man zum Beispiel beide in zwei Episoden in „New York, I love You“ bewundern kann, dann sind das zwei so unterschiedliche Darsteller wie Tag und Nacht. Wobei sich Shia LaBeouf immer so gebärdet, als spiele er um sein Leben (was seine Rollenwahl vielleicht auch etwas einschränkt), ist Yelchin dann eher derjenige, der mit seinem bescheidenen Spiel auffällt und punktet.

PD: In dieser Hinsicht erinnerte er mich immer ein wenig an eine jüngere Version von Liev Schreiber. Womöglich auch, weil beide familiäre osteuropäische Wurzeln haben. Allerdings auch, da Schreiber ebenso in seinen Rollen versinkt und sich nie oder nur selten in den Vordergrund spielt, wie man in jüngerer Vergangenheit in „Ray Donovan“, „Spotlight“ oder „Pawn Sacrifice“ sehen kann.

Yelchin hatte auch diese Sensiblität und Zurückhaltung, um zugleich auch eindrücklich zu zeigen, dass er tatsächlich einen Charakter spielt. LaBeouf wirkte immer schon mehr wie ein Star und weniger wie ein Schauspieler. Wohl auch deshalb konnte Yelchin in missratenen Blockbustern wie „Terminator Salvation“ oder sehr gelungenen wie den neuen „Star Trek“-Filmen auftreten, und sich dennoch diesen Respekt erhalten, der seiner Arbeit entgegen gebracht wurde. Im Nachruf im Variety, wurde ihm Elijah Wood als Pendant gegenübergestellt, der seine Kindlichkeit bislang nie ganz ablegen konnte. Yelchin wirkte auch in diesen Jungenhaften Rollen bereits sehr reif.

YP: Im letzten Film mit ihm im Kino, den ich im Rahmen der Viennale gesehen habe, spielt Yelchin sogar die männliche Hauptrolle – mehr oder weniger. „Burying the Ex“ haben wir sogar letzten Oktober während des #Horrorctobers besprochen. Das Problem war allerdings, dass der Film einfach nicht gut war, da konnte auch Yelchin nicht viel dazu anrichten. Als Horror-Satire war der Film einfach nicht nach meinem Geschmack. Abgesehen von der überzogenen – fast karikaturhaften – Figurenzeichnungen, ist es ein grässliches und sexistisches Drehbuch. Für Yelchin war das eine atypische Rolle, wenn du mich fragst. So aus sich herausgehen zu müssen.

PD: Ungewöhnlich fand ich auch seine Besetzung in Michael Almereydas Version von Williams Shakespeares „Cymbeline“. Als junger Schauspieler war das aber eine kluge Rollenwahl, um sein Repertoire zu erweitern. So erscheint mir auch die Besetzung in „Burying the Ex“. Er hätte natürlich auch den Rollentyp aus „Alpha Dog“ einige Jahre weiter spielen können, aber dann wäre seine Karriere wohl auch schnell im Nirgendwo versandet. Sein steter Wechsel zwischen Genre-Arbeiten, Independent-Filmen und Blockbustern, wirkt wie das Auftreten eines alten Hollywood-Hasen. Niemals hätte ich ihn auf erst 27 Jahre geschätzt.

YP: Ich finde, deine letzten zwei Sätze bringen seine bis dato bewundernswerte Karriere auf den Punkt. Er steht ja auch seit 2000 vor der Kamera und trotz seines jungen Alters, bewies er Gespür für eine seine Rollenauswahl, da muss ich mich wiederholen. Wirklich schade, dass wir ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Das Jahr 2013 im Rückblick

27 Freitag Dez 2013

Posted by filmimdialog in Special

≈ 8 Kommentare

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before midnight, berberian sound studio, blutgletscher, Captain Phillips, de rouille et d'os, evil dead, gravity, guilty pleasure, inside llewyn davis, l'inconnu du lac, lincoln, rush, spring breakers, star trek into darkness, the hobbit the desolation of smaug, the hunger games catching fire, top 10

Das Jahr geht zu Ende und so heißt es langsam Bilanz ziehen. Wir unterhalten uns diese Woche über unsere Highlights des Kino-Jahres, starke Frauencharaktere und die zur Schau gestellten Körper in unseren Lieblingsfilmen 2013.

PD: Hier sind meine Top Ten: 1. „Before Midnight“, 2. „Lincoln“, 3. “ L’inconnu du lac“, 4. „Spring Breakers“, 5. „Gravity“, 6. „Inside Llewyn Davis“, 7. „Berberian Sound Studio“, 8. „Captain Phillips“, 9. „De rouille et d’os“, 10. „Rush“

YP: Meine Top-Liste: 1. „Gravity“, 2. „Stoker“, 3. „Zero Dark Thirty“, 4. „Before Midnight“, 5. „Spring Breakers“, 6. „The Master“, 7. „L’inconnu du lac“, 8. „De rouille et d’os“, 9. „Rush“, 10. „Captain Phillips“

PD: Guilty Pleasure: „Evil Dead“, „Star Trek Into Darkness“, „Blutgletscher“

YP: Guilty Pleasure: „The Hunger Games: Catching Fire“, „Star Trek Into Darkness“ und eventuell noch „The Hobbit: The Desolation of Smaug“

YP: Interessant ist ja, dass unsere letzten 3 Plätze von denselben Filmen belegt sind, nur in einer anderen Reihenfolge.

PD: „The Master“ ist ein Film, dessen Qualität ich achte und dessen darstellerische Leistungen mich fasziniert haben, aber trotz allem konnte er sich nicht wirklich festsetzen. Das ist womöglich auch ein Film, der erst nach mehreren Sichtungen seine Qualitäten enthüllt.

YP: „The Master“ ließ mich einfach nicht los. Ich habe ihn im November 2012 in London gesehen und habe mich dann die erste Hälfte des Jahres 2013 sehr damit auseinandergesetzt. Die Bilder bin ich nicht mehr los geworden. Der steht für mich in einer Reihe mit „There Will Be Blood“.

PD: Es war eher, dass ich „The Master“ unbedingt gut finden wollte. Im Gegensatz zum grandiosen „There Will Be Blood“ und dem mitreißendem „Magnolia“, hat es „The Master“ nicht wirklich geschafft, mich zu fesseln. Es war eher ein Beweis dafür, was für ein komplexer Filmemacher Paul Thomas Anderson ist.

YP: „Lincoln“ schafft es bei mir auf keine Liste, mit Ausnahme der herausragenden schauspielerischen Leistung von Daniel Day-Lewis und anderen Schauspielern, konnte mich der Film nicht mitreissen. Ich habe kein Bedürfnis, ihn mir schnell wieder anzusehen. Oder überhaupt. Das ist ein ruhig erzählter Film, über einen großen Amerikaner, und ein sehr amerikanischer Film. Vielleicht zu unkritisch.

PD: Mir gefiel die ruhige Art, wie „Lincoln“ von Spielberg erzählt wurde, diese leicht an ein Theaterstück erinnernden Dialoge und Szenerien. Dazu die wunderbare Kameraarbeit von Janusz Kaminski, mit den Schatten, die in jedes Zimmer des Amtssitzes geworfen werden. Zudem hatte ich nicht das Gefühl, dass das ein unkritischer Film war. Viel mehr versuchte Spielberg gemeinsam mit Autor Tony Kushner einen Blick in den politischen Prozess zu werfen und das gelang hervorragend. Vor allem James Spaders Rolle als, nennen wir es mal, Stimmenfänger, war doch ein sehr kritischer (und unterhaltsamer) Blick auf die Realpolitik.

PD: Mich wundert ein wenig, wie hoch du „Stoker“ einschätzt. Der hat wunderbare Bilder zu bieten aber die Handlung war ja äußerst zerfahren und teilweise völlig unlogisch. Wenn überhaupt, dann wäre das eine Guilty Pleasure.

YP: „Stoker“ ist für mich ein wichtiges Coming-of-Age-Drama einer jungen Frau. Nicht nur ein Erwachsenwerden-Drama, auch eine Coming-Out-Story auf … besondere Vorlieben bezogen. Als Feministin bekomme ich ohnehin weniger gute Frauenfiguren geboten. „Stoker“ finde ich diesbezüglich sehr gelungen. Auch, weil das ein etwas anderer Horrorfilm ist. Die Handlung fand ich keineswegs zerfahren und unlogisch. Wie sich die Geschichte auftut, fand ich sehr zugänglich und logisch. Die wunderschönen Bilder haben mich beeindruckt, es war eine gut erzählte Story.

PD: Mia Wasikowska bekommt als India einen wirklich guten Charakter geboten und Chan-wook Park macht auch sehr viel daraus. Alleine die Szene mit der am Bein hoch krabbelnden Spinne gibt sehr viel her, aber mir schien, dass die „Coming-Out-Story“ hinter einem eher unlogischen und zudem etwas vorhersehbaren Thriller verschwand. Die Darsteller waren toll, Matthew Goode gab einen tollen Onkel ab, aber die Geschichte fand ich nicht sonderlich gut. Chan-wook Park lieferte tolle Bilder dazu, ganz ohne Zweifel. Das war es aber auch: Style over Substance.

YP: Wenn ich daran denke, wie viel elegante Spannung versteckt war. Bis zum Schluss. Die Fährte mit dem Onkel, die Beziehung zur Mutter, der Schulkamerad. Nie wusste man, worauf man sich einließ.

PD: Sehr interessant. Mir war wieder, als wüsste man schon sehr früh, worauf man sich einlässt.

YP: Style over Substance ist „Gravity“ auch und für mich das beste Kino-Erlebnis 2013.

PD: „Gravity“ beschränkt sich aber auch auf eine ungemein simple Handlung und liefert dazu den perfekten Rahmen. Cuarón hatte kein neues „2001“ oder „Solaris“ im Sinn, sondern einen Survival-Thriller im Weltall und das wurde – bis auf ein paar Umwege – sehr gut umgesetzt.

YP: Mir blieb bei „Gravity“ zeitweise die Luft weg. Ich habe ihn 3D gesehen, bin aber überzeugt davon, 2D hätte keinen Unterschied gemacht. Ich will mich nicht wiederholen, in „Gravity“ haben wir es wieder mit einer tollen Frauenfigur zu tun. Großartig interpretiert von Sandra Bullock.

PD: Dem kann ich nur zustimmen, da gibt es auch wenig mehr dazu zu sagen.
Die stärkste Frauenfigur in diesem Jahr war aber dennoch Julie Delpy in „Before Midnight“.

YP: Eine der vielschichtigsten und ausgereiftesten. 100%-ige Übereinstimmung hier.

PD: Einer der ganz ganz seltenen Fälle, in denen eine über Jahre gereifte Filmreihe, sich immer wieder neu bestätigt und auch erneuert, anstatt immer wieder dieselbe Geschichte zu erzählen. Wenn man bedenkt, wo das alles begonnen hat, mit einem doch etwas süßlichem und naivem Film namens „Before Sunrise“… das ist schon beeindruckend.

YP: Du triffst den Kern. Die „Before Sunset“ und „Midnight“-Filme fühlen sich auch nicht als Sequels an. Sie stehen alleine sehr stark da. Was mich bei „Before Midnight“ so umgehauen hat: der Film ist so vertraut und so intim. Während der Hotelzimmerszene fühlte ich mich als Eindringling. Mir waren die Figuren so vertraut, ich hatte das Gefühl, dass ich störte. Ich konnte sowohl Jesses als auch Celines Standpunkte nachvollziehen, als wären sie meine Freunde, Eltern, usw.

PD: Das sind auch sehr realistisch geschriebene Charaktere und ich habe etwa gar kein Problem damit, dass sie mir zuweilen nicht wirklich sympathisch sind. Ganz im Gegenteil. Es ist dennoch interessant bei ihren Diskussionen und Auseinandersetzungen dabei zu sein.
Der Wechsel von einer gut gelaunten Rom-Com für ein etwas reiferes Publikum hin, zu einem ausgewachsenen Beziehungsdrama, war beeindruckend. Die Szene im Hotelzimmer ist zugleich spannend und unangenehm vertraut. Dabei möchte ich jetzt natürlich auch Ethan Hawke nicht unter den Tisch fallen lassen. Seine Leistung als Jesse ist genauso hoch anzurechnen wie jene von Delpy.

YP: Die ergänzen sich einfach super, das zeichnet „Before Midnight“ und die gesamte Reihe auch aus. In Kombination mit dem Regisseur Richard Linklater natürlich.
Intime Szene offenbaren sich uns auch in „L’inconnu du lac“ und „De rouille et d’os“.

PD: Da möchte ich zuerst über „De rouille et d’os“ sprechen. Audiard hat mich ja schon zuvor mit „Un prophète“ begeistern können und ich hatte deshalb wieder auf einen ähnlichen starken Film gehofft. Was mich bei Audiard fasziniert, ist dass er sowohl Genre-typische Thriller-Elemente und melodramatische Szenen sehr natürlich miteinander vermischt. Das Zusammenspiel von Matthias Schoenaerts und Marion Cotillard wirkt nie aufgesetzt, obwohl der Film selbst hin und wieder so seine Ausflüge ins Reich der Unwahrscheinlichkeiten macht (die ganze Boxszene die thematisiert wird etwa).

YP: Interessant ist auch die Beziehung, die dabei entsteht. Zwischen zwei komplett Fremden, in fremden Welten und wie die zueinanderfinden. Obwohl die Körperlichkeit anfangs sehr vordergründig ist, kommt der wahre Charakter beider Figuren erst später heraus. Da ziehe ich eine direkte Verbindung zu „L’inconnu du lac“. Die Figuren sind physisch komplett entblättert und psychisch dauert es den ganzen Film lang und darüber hinaus, bis wir – wenn überhaupt – an die Figuren herankommen.

PD: Gute Verbindung, die ich so gar nicht gezogen hätte, obwohl ja sowohl das Paar in „De rouille et d’os“ als auch die Männer in „L’inconnu du lac“ zunächst vor allem oberflächlich den Körper des Anderen wollen. Auch wenn Cotillard in „De rouille et d’os“ ja sich damit vor allem ablenken will.

YP: Und in „Spring Breakers“ ist es eine sehr inszenierte und zur Schau gestellte Körperlichkeit. Ich weiß gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll. Die Körper in „Spring Breakers“ sind so überpräsent und nicht in exploitativer Manier.

PD: Korine zeigt ja junge Menschen, die in einem ritualisierten Rahmen alle Hemmungen fallen lassen. Sobald James Franco als Alien, die vier Mädels aus dieser Dauerparty heraus befreit, steht gar nicht mehr der Körper im Raum, sondern der Lifestyle, den Franco vorgibt ihnen bieten zu können. „Spring Breakers“ ist gemeinsam mit „L’inconnu du lac“ auch der Film, der mich völlig unvorbereitet getroffen hat.

YP: „Spring Breakers“ und Harmony Korine bewundere ich für den an den Tag gelegten Mut. Inszenatorischen, erzählerischen und darstellerischen Mut. Ich meine, das ist ein Film, der mit Hollywood-Menschen gemacht wurde.

PD: Da überrascht mich einzig der Besetzungscoup mit Selena Gomez und Vanessa Hudgens. Wenn es einen Schauspieler in Hollywood gibt, der gleichzeitig außerhalb des Systems steht und somit sich in so einer Produktion wieder findet, dann ist es James Franco.

YP: Da hast du natürlich Recht.
Da der Film abseits des Mainstream-Kinos beheimatet ist, spielt die feministische Lesart für mich nicht so eine große Rolle, wie etwa bei Filmen wie „Gravity“ oder „Zero Dark Thirty“.
Dafür habe ich auch zwei Filme in meiner Liste, in einem spielen gar keine Frauen mit, im anderen nur eine und die auch noch kurz. Es ist die Rede von „L’inconnu du lac“ und „Captain Phillips“. Nicht, dass gute Frauenfiguren ausschlaggebend sind für mich, aber wichtig ist dieser Faktor schon.

PD: Wenn es für die Erzählung stimmig ist, dann habe ich kein Problem mit einer einseitigen Besetzung. Sowohl in „Captain Phillips“ als auch in „L’inconnu du lac“ ist es mehr als nachvollziehbar, dass Frauen, wenn überhaupt, nur am Rande vorkommen. Die Gewichtung im Film muss stimmen. „Rush“ hat da etwa Probleme. Einerseits ist das eine Männer-Macho-Welt, die porträtiert wird, aber geradezu selbstverständlich müssen auch die Frauen an der Seite der Rennfahrer gezeigt werden. Sie bleiben aber nicht mehr als Fußnoten, die in der Biografie eben auch eine Rolle spielen.

YP: Die eigentliche Beziehung in „Rush“ führen aber auch Lauda und Hunt.

PD: Irgendwie werden aber auch Frauen eingebaut, da sie ja auch eine Rolle im Leben von Hunt und Lauda spielten und zudem wird anhand der Frauen auch gezeigt, wie unterschiedlich die beiden ihr Leben führten. Das reduziert aber Alexandra Maria Lara und Olivia Wilde eben nur zu Platzhaltern.

YP: Lauda und Hunt sind Frenemies! Das ist ein typischer Bromance-Film. Der mir aber unheimlich Spaß gemacht hat. Ich finde ihn gut erzählt, spannend, hervorragend besetzt, usw. Ein Sympathieträger in meiner Bestenliste!

PD: „Rush“ macht auch wirklich das Beste, was man aus diesem Stoff machen kann. Ich kann mir zwar grundsätzlich einen etwas besseren Film vorstellen, wäre ein anderer Regisseur am Ruder gewesen (etwas, dass wir ja im Dialog zu „Captain Phillips“ besprachen) aber grundsätzlich ist da wohl schon das Maximum herausgeholt worden. Vor allem Daniel Brühl ist herrlich als Niki Lauda.

YP: Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass die beiden Damen Platzhalterinnen waren. Gerade die Beziehung zwischen Lauda und seiner Frau war doch nachvollziehbar in meinen Augen. Und es ist ein Film über die beiden Rennfahrer. Ich weiß nicht, was man da groß noch mehr auf die Beziehungen hätte eingehen sollen. Dabei ist die Szene, wo Lauda seine Frau kennenlernt eine der witzigsten und besten im Film.

PD: Natürlich ist der Fokus auf Lauda und Hunt gelegt, da ist es selbstverständlich dass die Nebenfiguren ein wenig hintan stehen. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass man aus beiden ein wenig mehr hätte heraus holen können. Das hätte aber einen wohl 20 Minuten längeren Film nach sich gezogen oder man hätte den Fokus verschoben. Wie gesagt: Es ist wohl das Maximum aus dem Stoff herausgeholt worden und meine Kritikpunkte sind da vernachlässigbar.

YP: Deine Guilty-Pleasure-Filme? Ich bin ja heuer total Cumberbatched, wieder mal.

PD: Bei mir dominiert überraschend Horrorkino.
Ich bin verwirrt, weshalb „Star Trek Into Darkness“ den unrühmlichen Titel „Schlechtester Star Trek“-Film erhalten hat (http://www.theguardian.com/film/2013/aug/14/star-trek-into-darkness-voted-worst).

YP: Ich bin kein Trekkie, kenne mich da bestimmt nicht so aus wie du, ich will da gar nicht so sein ins Detail gehen, aber für mich hat der Film funktioniert. Cumberbatch als Khan war natürlich ein herrlicher Bösewicht. Ich war unterhalten, sogar sehr. Fand ihn lustig. Hatte 2012 den Stellenwert, den wie „The Avengers“ 2012 hatten.

PD: Ich würde mich auch gar nicht als Trekkie sehen und fühlte mich auch gut unterhalten, auch wenn das Finale zu sehr in das typische Action-Krach-Wumm überging. Das hätte nicht sein müssen. Vor allem hatte der neue Star Trek dasselbe Problem wie „Man of Steel“. Eine ganze Stadt wird im Kampf Gut gegen Böse in Mitleidenschaft gezogen aber man sieht nicht mal ein Blinzeln in die Richtung der „Kollateralschäden“.

YP: Ach, gerade bei „Star Trek Into Darkness“ war das dann ein Mann-gegen-Mann-Kampf. Schön und gut, eine ganze Stadt wurde in Mitleidenschaft gezogen. In „Pacific Rim“ war es die ganze Welt. Damit kann ich leben.

PD: Bei „Pacific Rim“ wurde zumindest davon gesprochen, welche zivilen Schäden dies alles mit sich zieht, bei „Star Trek“ und „Man of Steel“ hingegen wurde das völlig ausgeblendet. Cumberbatch gab aber einen herrlichen Bösewicht ab.

YP: Im Gegensatz zum furchtbar verbissenen Michael Shannon in „Man of Steel“.

PD: Shannon tat mir richtig leid. Der ganze Film war so verbissen, dass man seinen General Zod gar nicht mehr anders anlegen konnte. So sehr ich Shannon schätze und auch seine Leistung in „Man of Steel“ anerkenne, so viel mehr gefiel mir Terrence Stamp als Zod in „Superman II“.

YP: Agree.
Also abschließend: Was ist dein Resümee vom Kino-Jahr 2013? Dein Gesamteindruck?

PD: Mir erschien, dass wir ein gutes Jahr hinter uns haben.

YP: Insgesamt gab es keinen Film, der mich umgehauen hat. Summa summarum gab es aber einige Filme, die mich für längere Zeit beschäftigt haben.

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