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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Oktober 2015

The Nightmare

30 Freitag Okt 2015

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Emine Emel Balci, Ida Lupino, Nefesim kesilene Kadar, Outrage, rodney ascher, room 237, the nightmare, viennale

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2012 präsentierte Rodney Ascher seinen Dokumentarfilm „Room 237“ auf der Viennale. Aufmerksamkeit erlangte der Film insbesondere deswegen, weil er sich mit der Bildsymbolik (und den Verschwörungstheorien) von Stanley Kubricks „The Shining“ befasst. Auf der diesjährigen Viennale präsentiert Ascher seinen neuen Film „The Nightmare“, wo er acht Personen vor die Kamera zum Gespräch bittet, die an Schlafparalyse leiden.

PD: „The Nightmare“ ist einer jener Filme, die ich ohne die Viennale wohl kaum entdeckt hätte. Und das obwohl mit Rodney Ascher ein halbwegs bekannter Regisseur die Regie inne hatte.

YP: Vor einigen Jahren haben ich auch im Rahmen der Viennale „Room 237“ gesehen. Aber da auch eher durch Zufall, da ich mir im selben Jahr „The Shining“ angesehen hatte. Eines führte zum anderen und ich fand mich in der Vorstellung von „Room 237“ wieder. Der Film war in seiner Machart als Dokumentarfilm sehr amüsant und gerade deswegen interessiert mich Aschers neueste Dokumentation, auch wenn mir die Thematik ziemlich fremd ist.

PD: „Room 237“ fand ich stellenweise amüsant, aber es hatte eher die Machart eines überlangen YouTube-Verschwörungsclips. Die schiere Menge an Diskutanten und „Experten“ machten daraus einen relativ kurzweiligen Trip in diese Gedankenwelten.

„The Nightmare“ hat mich eher von der Thematik gepackt, denn Ascher gegenüber bin ich nun skeptisch geworden. Ehrlich gesagt hat er mich auch mit dieser Mischung aus Thriller und Dokumentation, in welcher er die Albträume der Betroffenen darstellt, nicht überzeugen können. „Room 237“ ging vor Experten regelrecht über, während „The Nightmare“ stur aus der Sicht der Betroffenen erzählt wird und sich dadurch jeder tiefer gehenden Auseinandersetzung verschließt.

YP: „Room 237“ funktioniert aber dann für das Publikum am besten, wenn man ihn nicht allzu ernst nimmt. Wohingegen sich „The Nightmare“ viel zu ernst nimmt. Das fand ich auf die Dauer ermüdend, denn gerade zu diesem Thema finde ich eine Mischung aus Betroffenenmeinungen und Expertenmeinungen interessanter – fast notwendig. Wie er das im Film aufgezogen hat, verfliegt die Magie recht schnell, bereits nach 30 Minuten. Allerdings muss ich anmerken, dass ich eben diese erste halbe Stunde auch unheimlich finde. Mich hat das sofort dazu animiert, mich in das Thema einzulesen. In dieser Hinsicht teile ich deine Meinung. Ascher schreckte vor allem zu Beginn nicht vor Effekthascherei in der Darstellung zurück.

PD: Bei „Room 237“ kommt hinzu, dass man ohne die Kenntnis von Stanley Kubricks „The Shining“ wohl auch kaum den Spaß hat, sich über all diese Theorien zu amüsieren oder darin zu versinken. Mich störte weniger der ernsthafte Zugang zur Thematik bei „The Nightmare“, denn ich glaube schon, dass den Betroffenen dies das Leben schwer macht. Allerdings haben ihre Erlebnisse und wie sie Ascher in nachgestellten Sequenzen inszeniert, sehr bald den Punkt erreicht, an dem man einen Rhythmuswechsel benötigen würde.

Dieselben Menschen immer wieder verschiedene Träume und Paralysezustände erzählen zu sehen und zu hören, hat sehr bald einen langweilig eintönigen Charakter. Was die Thematik ganz und gar nicht verdient. Hier hätte ich mir von Ascher einige wissenschaftliche Bezugspunkte gewünscht. Stattdessen benutzt er die Träume, um einen Quasi-Thriller zu drehen.

Hier muss ich auch eine Kritik an der Viennale los werden. Das ist ein Film, der schlicht nicht auf dem Festival hätte laufen müssen. Bei der Unmenge an Filmen, die dort jedes Jahr gezeigt werden, ist es natürlich unmöglich stets gute Filme zu zeigen. „The Nightmare“ scheitert aber auf halbem Weg. Da könnte man gerne den Spielplan entschlacken.

YP: Du sprichst dich also für mehr Qualität statt bestehende Quantität aus, da werde ich dir natürlich nicht widersprechen. Bei mir ist es mit der Viennale immer so, dass ich mich auf ein halbes bis ein ganzes Dutzend Filme freue und wenn ich ein bis zwei Perlen entdecke, bin ich froh und betrachte es als Errungenschaft. Trotzdem gefällt mir der Festivalflair, ich gehe gerne hin, wobei ich nicht empfänglich bin für den Hype, der jedes Jahr mitschwingt. (Ich habe auch etliche Taschen zu vergeben). Akkreditiert bin ich auch heuer wieder, aber Job und Freizeit erschweren mir den täglichen Besuch. Besonders gefreut habe ich mich auf „Carol“ und zu dem bin ich peinlicherweise zu spät gekommen, dann keine Karte mehr bekommen. Aber der hat ohnehin einen Starttermin und ich hoffe, dass er breit von uns an dieser Stelle besprochen wird.

PD: Da ich keine Akkreditierung habe, versuche ich Filme auszuwählen, die ich wohl ohne die Viennale nur schwer oder gar nicht zu sehen bekomme. Das trifft dann meist auf Dokumentationen zu. „The Nightmare“ zählt kurioserweise nicht dazu, da diese bereits seit einigen Tagen auf Netflix zur Verfügung steht. Filme wie „Irrational Man“ von Woody Allen, „Mia Madre“ von Nanni Moretti oder „The End of the Tour“ von James Ponsoldt sind womöglich gut um die Kassen zu füllen, aber da die Viennale ohnehin auf ihr eingeschworenes Publikum setzen kann, dass sogar dafür sorgt, dass Kurzfilmvorstellungen ausverkauft sind, wären diese Filme im Programm gar nicht nötig. Immerhin ist die Viennale kein kompetitives Festival und lebt von der Zwanglosigkeit. Diese Zwanglosigkeit steht aber in einem krassen Gegensatz zum ausufernden Programm, welches es fast unmöglich macht, auch nur im Ansatz die Filme zu sichten, die man sehen will.

Zu meiner Freude konnte ich zumindest die neue Arbeit von Peter Tscherkassky – „The Exquisite Corpus“ – auf der großen Leinwand zu sehen bekommen. Dass der heimische Film schon auch sein Rampenlicht erhält, dafür bin ich dann doch ein klein wenig dankbar.

YP: Ich konzentriere mich dieses Jahr besonders auf die Filme der Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Ida Lupino. Bisher habe ich „Outrage“ gesehen und einige ihrer Filme stehen im Laufe des Wochenendes noch an. Dann bin ich froh, dass ich den Film „Nefesim kesilene Kadar“ von der jungen türkischen Filmemacherin Emine Emel Balci sehen konnte. In beiden Filmen geht es um weibliche Coming-of-Age-Geschichten. Ein Genre, welches vom Publikum leider nicht so viel Beachtung geschenkt wurde, nichtsdestotrotz sehr ausdrucksstark ist. Wenn ich Filme wie „Nefesim“ sehe, dann bin ich über das abwechslungsreiche Viennale-Programm froh. Wenn es mal danebengeht, dann hält sich die Freude in Grenzen. Aber mir passiert das nicht allzu oft, da ich mir kaum Filme ansehe, ohne vorher Kritiken gelesen zu haben. Da habe ich während meiner ersten Festivals vor zehn Jahren diese Erfahrung zu häufig gemacht.

PD: Gerade die Kritiken versuche ich zu meiden, um rein vom Festivaltext aufmerksam gemacht zu werden. Insofern konnte „The Nightmare“ darin überzeugen, dass die Viennale genügend Aufmerksamkeit auf diese Dokumentation lenken konnte. Dass ich mit dem ausgewählten Film dann doch nicht so zufrieden war, wie erhofft, ist natürlich auch ein Gutteil Pech.

Insgesamt überwiegt aber selbstverständlich die Freude, ein Festival vor der Haustür zu haben, welches einem die Möglichkeit bietet, eine derartige Bandbreite an Werken verschiedener Filmemacherinnen zu entdecken. Auch wenn ich mir manchmal ein etwas dichteres und tiefer gehenderes Programm wünsche.

Beasts of No Nation

23 Freitag Okt 2015

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abraham attah, beasts of no nation, cary joji fukunaga, idris elba, Jane Eyre, Netflix, sin nombre, streaming, true detective, Uzodinma Iweala

Nur zwei Filme („Sin Nombre“, „Jane Eyre“) und eine herausragende Serien-Staffel („True Detective“ mit Woody Harrelson und Matthew McConaughey) benötigte der kalifornische Filmemacher Cary Fukunaga, um sich in Hollywood festzusetzen. Das auf einem Roman von Uzodinma Iweala basierende Kriegsdrama „Beasts of No Nation“ ist aus vielerlei Gründen ein Ereignis.

PD: Ich bin mir im Endeffekt gar nicht so sicher, ob ich die Distributions-Strategie von Netflix so toll finde. Einerseits war es mir nun bereits möglich den neuen Film von Fukunaga zu sehen. Andererseits hätte ich das auch gerne auf der großen Leinwand gesehen.

YP: Cary Fukunaga hat hier auch nichts anderes gemacht, als einen Film für die große Leinwand zu drehen. Augenscheinlich wird das bereits nach fünf Minuten vom Film, sehr gut stellt man sich die Totalen auf der Kinoleinwand vor. Einerseits war das ein befremdliches Gefühl, einen soeben erschienenen und aktuellen Film zu streamen, andererseits kostet mich ein Kinoticket so viel wie das Netflix-Monatsentgelt. Und dann kommt da natürlich die Bequemlichkeit hinzu den Film jederzeit sehen zu können. Aber Kino ist eben Kino und diese Erfahrung kommt hierbei natürlich irgendwie abhanden.

PD: Darin liegt auch ein großer Reiz von „Beasts of No Nation“. Natürlich wäre die Geschichte des zum Dasein des Kindersoldaten gezwungenen Agu (Abraham Attah) schon allein aufgrund seiner Thematik interessant, aber die Möglichkeit per Streaming mehr oder weniger zeitgleich mit anderen Filmfans auf der Welt den Film zu sichten, macht das Projekt zu einem hoch interessanten Experiment in Sachen Distributionspolitik. Immerhin hat Netflix hier auch einen schwer verdaulichen Kriegsfilm für den Direktvertrieb gewählt und keine beschwingte romantische Komödie.

Dass Fukunaga seine ganze visuelle Kraft, die man ja schon von „Sin Nombre“, „Jane Eyre“ und der 1. Staffel „True Detective“ kennt, aufzeigt, hilft, dass man seine neueste Arbeit nicht rein auf den Vertriebs-Effekt hin reduziert. Wenngleich ich bis zur Begegnung zwischen dem Commandant (Idris Elba) und Agu benötigte, um wirklich in den Film hinein gezogen zu werden.

YP: Was hast du gegen beschwingte romantische Komödien? Wenn sie gut und gut gemacht sind, dann locken mich diese auch ins Kino.

Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob ich den Film wohl auch im Kino gesehen hätte, wenn ich hierzulande die Möglichkeit gehabt hätte. Mit dem Hintergrund, dass ich ihn auf Netflix streamen kann. Allerdings kann ich die Frage natürlich nicht beantworten, auch wenn ich das Kino immer vorziehe. In den USA lief der Film ja auch – parallel zum Streaming-Angebot auf Netflix in 31 ausgewählten Kinos – Box Office Mojo zufolge – an. Was natürlich auch taktisch klug ist, sollte der Film Relevanz in der Award Season erlangen (was ich mir durchaus vorstellen kann, da sowohl Attah als auch Elba fantastisch spielen). Netflix bietet hier etwas noch nicht wirklich Dagewesenes an und vergrämt auch bestimmt die Front der Filmverleiher. Das ist auch ein mutiger Schachzug und gewissermaßen auch vorausblickend. Filmverleihern ist auch geraten, flexiblere Zukunftsmodelle in Betracht zu ziehen. Es muss nicht immer ein Entweder-Oder sein, manche Dienste können auch parallel existieren (Videotheken gibt es übrigens auch noch ein paar).

PD: Natürlich ist nichts gegen eine gut gemachte romantische Komödie einzuwenden, aber es macht doch einen Unterschied, mit welchem Exklusivmaterial der Streamingdienst seine Kunden anlocken will. Dass Netflix auch andere Seher bedienen will, zeigen sowohl der Vertrag für Adam Sandler oder die Fortsetzung zu „Crouching Tiger, Hidden Dragon“.

In Wien gibt es, wenn ich das richtig im Kopf habe, nur noch 12 Videotheken. Das ist ein aussterbendes Gewerbe, welches sich eventuell mit Spezialisierung retten kann.

Um aber auf den Film zurückzukommen. Es hängt für mich schon auch immer davon ab, inwieweit ein Film in den Kinos verfügbar ist und ob auch nicht zu viele andere interessante Werke meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die visuell einprägsame Arbeit von Fukunage hätte mich aber wohl dennoch ins Kino gezogen. Alleine der Wechsel der Farbpalette inmitten einer Kampfszene, sollte man entweder auf der großen Leinwand oder auf seinem Bildschirm zu Hause in völliger Dunkelheit sehen. Da verzeihe ich dann auch inhaltliche Schwächen und Längen.

YP: Zur Länge von „Beasts of No Nation“. Tatsächlich dauert der Film 2 Stunden und 17 Minuten. Das ist eine stolze Länge. Zu meinem Erstaunen wird die Story rund um Agu sehr flüssig erzählt, ohne große Konzentrationseinbrüche von meiner Seite. Mir gefällt auch der gesamte Aufbau und die Einleitung. Wenn ich mich über gespürte Längen aufrege und etwas zu bemängeln habe, dann betrifft es den Teil in der Mitte, als Agu auf die anderen Kämpfer trifft.

PD: Gerade diese Passagen haben mir wieder besser gefallen. Die Einleitung mit dem glücklichen Leben, umgeben von nigerianischen UN-Soldaten, war mir ein wenig zu langsam erzählt. Zudem wurde ich das Gefühl nicht los, dass hier nur das unschuldige Kind aufgebaut wurde, damit der Bruch zum mit Drogen vollgepumpten Kindersoldaten umso drastischer erscheint.

Dass diese Wandlung funktioniert, liegt auch im großartigen Spiel von Abraham Attah begründet. Er benötigt keine großen Gesten, sondern lässt seine Augen sprechen. Ganz langsam wird sein Blick immer dumpfer. Selbst am Ende, wenn er wieder in Sicherheit ist, spürt man, dass Agu nur sehr schwer die Kriegserlebnisse verarbeiten wird können.

YP: Gerade seine Kindheit wird für mich aber nicht als dramaturgisches Mittel gesehen, sondern einfach als eine Kindheit – durch den präsenten Krieg ohnehin  im Ausnahmezustand. Von unschuldig sind wir weit entfernt. Durch die stationierten UN-Soldaten wird hier auch der Krieg von der ersten Minute an thematisiert. Sie haben keine Schule und verbringen tagein tagaus mit irgendwelchen witzigen Spielen und unterhalten sich selbst. (Die Episode mit dem ausgehöhlten Fernsehgerät ist grandios). Weil die Kamera ohnehin nur Agu begleitet, können wir quasi auch seine Beobachtungen teilen. Alleine daran sieht man, wie reif und wenig unbekümmert er für sein Alter ist.

PD: Unbekümmert ist die Kindheit natürlich nicht, aber mir war sie zu sehr nur ein Mittel zum Zweck. Da du Agus Blickwinkel ansprichst, dieser wird ja nicht immer stringent eingehalten. Immer wieder wechseln wir auch in die Perspektive des von Idris Elba beeindruckend dargebotenen Commandant, der ebenso manipulative Vaterfigur, wie auch betrogener Militär ist. Die Perspektive des Commandant hätte Fukunaga nützen können, um ein wenig Licht in den Konflikt zu bringen.

Stattdessen bleibt alles sehr vage und undeutlich. Es werden Truppen- und Allianznamen durch die Gegend geworfen, so dass es kaum möglich ist, sich wirklich in diesen Konflikt einzufühlen. Er bleibt zu sehr rein auf der symbolischen Ebene, für alle Kriege die je in Afrika stattgefunden haben und stattfinden.

YP: Ziemlich zum Schluss hin gibt es das Zitat vom sterbenden Lieutenant, der sagt: „Das war alles für nichts“. Wie Krieg nun mal in seiner Natur nicht anders sein kann als umsonst. Da war es gar nicht notwendig, diesen Konflikt für das Publikum zu sehr in seine Details zu zerlegen, für Agu war das einfach vage und undeutlich. Und genau das hat Fukunaga für mich gut umgesetzt und gezeigt. Alles für Nichts.

White God – Fehér isten

16 Freitag Okt 2015

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bullhead, fehér isten, kornél mundruczó, Matthias Schoenaerts, Stummfilm, szelíd teremtés: a frankenstein-terv, white god

Der ungewöhnliche Film des ungarischen Regisseurs  Kornél Mundruczó ist nichts für schwache Nerven. Darin werden auf zwei Plotebenen zwei Coming-of-Age-Geschichten erzählt. Einerseits geht es darin um 13-järigen Lili, andererseits um eine Odyssee ihres Hundes Hagen. Beide verlieren sich aus den Augen, um in einem noch nie gesehenen Showdown zusammenzufinden.

YP: Mich hat „White God“ sehr aufgewühlt und emotional mitgenommen. Einen Großteil der Filmminuten sehen wir Hagen dabei zu, wie er sich – erst einmal von Lilis Vater neben der Autobahnauffahrt ausgesetzt – in den Straßen von Budapest gegen andere Hunde und Menschen behaupten muss, um schließlich wie in einer Traumsequenz seinen Feldzug gegen alles Unrecht, was ihm zugestoßen ist, anzutreten.

PD: Mundruczó lässt gar keinen Zweifel aufkommen, worum es ihm in seiner Hunde-Fabel geht. Wenn im Treppenhaus die Nachbarn von Lilis Vater sofort darauf hinweist, dass ein nicht reinrassiger Hund hier nichts zu suchen hätte, ist die Stoßrichtung sehr rasch vorgegeben. Die feindselige Atmosphäre die jeden Lebensbereich durchzieht, vom Wohnhaus über die Schule hin zu den Hinterhöfen, taucht die aktuelle ungarische Gesellschaft in kein freundliches Licht.

Hagens Irrweg, nachdem er ausgesetzt wurde, war für mich der verstörenste Teil des Films.

YP: Herrenlose Hunde bzw. Straßenhunde sind gesellschaftlich unerwünscht. Nicht reinrassige Hunde haben einen noch geringeren Stellenwert. Verstörend war für mich vor allem der Teil, wo Hagen in die Hände des Trainers gerät. Und diese perverse Faszination mit dem Tier, welches man dann respektlos und bestialisch behandelt, wie es nur der Mensch fertig bringt. Fertig gemacht hat mich am meisten die Tatsache, wie man aus einem Hund wie Hagen – diesem treuherzigen, unverdorbenen, gutgesinnten Haustier – eine Kampfbestie macht. Die Schläge und der Terror, dem er dann ausgesetzt war, schienen halb so schlimm, wie das Ergebnis, seine Transformation. Und der Zwiespalt, dem er dann bei seiner Irrfahrt ausgesetzt war. Als Hagen in der letzten Szene wieder auf Lili trifft – beide von Grund auf verändert, dann schwingt in den Blicken beider so viel Vorwurf mit. Das Schöne an dieser Parabel war doch, wie zugestoßenes Unrecht und Leid Berge versetzen kann. Nach all dem Horror schwingt so viel Hoffnung mit.

PD: Für mich war der Weg hin zu seiner endgültigen Veränderung zum Kampfhund schwerer zu ertragen, denn dann das Ergebnis zu sehen. Hagen im Ring beim Kampf den gegnerischen Hund zerfleischend zu sehen, war zu erwarten und so hatte ich damit weniger zu kämpfen, denn mit den brutalen Erziehungsmethoden, denen er ausgesetzt war. Was auch schön zeigte, dass es in der Macht des Menschen liegt, wie sich das Tier entwickelt oder auch wozu man es macht. Deshalb war ich auch erleichtert, als er aus dieser Hundekampf-Arena fliehen konnte.

Der Aufstand der Hunde, die dann mordend durch die Stadt zogen und sich zu großen Teilen an ihren Peinigern rächten, war deshalb aber auch nur zum Teil von reinigender Wirkung für den Zuseher. Denn so sehr man mit den gepeinigten Tieren litt und den Bösewichten (darunter Regisseur Mundruczó als Imbissbuden-Betreiber) ihr blutiges Ende wünschte, so schnell geriet die Gewalt auch außer Kontrolle. Man konnte sich nie wirklich sicher sein, wann die Hunde wieder unter Kontrolle gebracht werden würden.

YP: Verstehe mich nicht falsch, ich fand die Bilder zum Teil unerträglich und beklemmend. Aber nicht so sehr die rohe Gewalt an sich, als einfach nur die Tatsache, was für ein Hund Hagen nach dieser Behandlung wird. Unvorstellbar, wie seine zugängliche und vertrauliche Art zu einem vom Menschen gemachten Tier wird, in all der möglichen Bestialität. Hunde sind da besonders empfänglich für alle Empfindungen des Menschen. Kein Wunder, begleiten sie den Menschen seit Jahrtausenden als Haustiere. Das Wichtigste, was der Film nach Außen transportiert und offenlegt: wie der Mensch mit den Tieren umgeht. Seien es die Hunde darin oder die Rinder. Die Message ist unüberhörbar. Allerdings wird sie nie die Personen erreichen, um die es hier geht.

PD: So eindringlich die Geschichte von Hagen war, so wenig nahm mich hingegen Lilis Schicksal ein. Ihre Rebellion gegen den Musiklehrer oder wie sie bei der Party einschläft und von der Polizei aufgeweckt wird, all das interessierte mich nicht sonderlich. Hingegen war ich fasziniert von der Dreier-Beziehung zwischen Lili, ihrem Vater und Hagen. Denn ihr Vater Dániel (Sándor Zsóter) war exakt ein so wunderbar zwischen den Erwartungen seines Umfelds und seinen eigenen moralischen Vorstellungen zerissener Charakter. Wie er Hagen behandelte, hatte weniger damit zu tun, dass er diesen Hund nicht mochte, sondern dass er durch sein Umfeld ständig darauf aufmerksam gemacht wurde, wie wenig dieses Tier in seiner Umgebung geduldet war.

Es ist aber wie schon bei seinem letzten Film „Szelíd teremtés: A Frankenstein-terv“, dass Regisseur Mundruczó mit seiner Botschaft wohl kaum die Menschen erreichen wird, von denen er möchte, dass sie sich Gedanken um Diskriminierung und Unterdrückung machen sollten.

YP: In vielen Rezensionen zum Film ist immer wieder davon die Rede, wie „White God“ die politische Lage in Ungarn widerspiegeln soll. Für mich ist diese Lesart fast zu einfach und nur weil es sich gerade anbietet, würde ich das nicht sofort ins Auge fassen. Zwar ist allgemein bekannt, wie sich Ungarn unter Orban entwickelt hat, aber dieser Film hat etwas Utopisches. Mir ist der Vergleich Minderheiten mit den Hunden zu einfach. Mundruczó erzählt eine Parabel – schreckt dabei auch nicht vor der Abbildung von Gewalt zurück und dabei appelliert er hauptsächlich an den Menschen und wie ihm der Respekt vor seiner Umwelt und den Tieren darin abhanden gekommen ist (hat er die jemals besessen? Wage ich zu bezweifeln). Die Hunde instrumentalisiert er als Sinnbild dieses abhandengekommenen Respekts.

PD: Die Lesart als politische Parabel – nicht nur auf das aktuelle Ungarn sondern generell auf den Umgang mit Minderheiten – finde ich nicht zu einfach, sondern es ist die Ebene, die mir am deutlichsten hervor tritt. Die Stärke des Films ist aber eben genau die, dass sich verschiedene Interpretationen anbieten.

So kann die Odyssee von Hagen und die Suche von Lili nach ihrem Hund, auch als Variation des „Lassie Comes Home“-Thema gesehen werden.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann wirken die Szenen von Hagen im Kampf mit einem anderen abgerichteten Hund auch ein wenig wie die Kampfszenen von Matthias Schoenaerts in „De rouille et d’os“. Da hat Jaques Audiard Mitleidlos auf die Gewalt hingehalten und Menschen gezeigt, deren Umstände es erzwingen, sich wortwörtlich durchzuboxen. Hagen wird zu diesem Dasein gezwungen und bricht aus, als er die Möglichkeit der Flucht erkennt.

YP: Von der Intensität erinnerte mich der Film irgendwie auch an Michaël R. Roskams „Bullhead“ – auch mit Matthias Schoenaerts in der Hauptrolle. Darin geht es doch gewissermaßen auch um eine Coming-of-Age-Geschichte.

Lilis ruhigere Plotlinie gefiel mir – auch als Kontrast zu Hagens abenteuerlicher Reise durch Budapest – sehr gut und ist mir auch in Erinnerung geblieben. Sie, irgendwie gefangen zwischen Kindheit und Pubertät, zwischen beiden Elternteilen hin- und hergeschoben, hat im Grunde nur Hagen als Vertrauensseele. Und dann wird dieser von ihrem Vater, den sie ohnehin kaum leiden kann, ausgesetzt. Der Film hat Momente, die frei vom Kitsch vorüberziehen, dann aber wieder einige, die zu sehr mit einer Prise Rührung angereichert sind. Mich hat das keineswegs gestört.

Und neben all der mittlerweile üblichen Methoden, derer sich Filmemacher aus der Animation-Trickkiste bedienen, ist es hierbei wichtig, anzumerken, dass „White God“ gänzlich ohne Computeranimierte Tricks auskommt. Was man sieht, wurde tatsächlich so gefilmt. Alles andere ist Schnitt, Montage und Licht. Manchmal – und in diesem Fall – ist es eine Wohltat für geschundene Kino-Augen, wenn sich das Kino auch mit Innovation zurückhält und dabei einfach nur Geschichten erzählt und zeigt.

Everest

09 Freitag Okt 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Baltasar Kormákur, Emily Watson, Everest, Jason Clarke, John Hawkes, Josh Brolin, Nordwand, Touching the Void

Der Regisseur Baltasar Kormákur ist der wohl bekannteste isländische Regisseur außerhalb Islands. Bekanntheit erlangte er duch sein Debüt „101 Reykjavík“. Seitdem dreht er auch Thriller und Actionfilme mit Mark Wahlberg und Denzel Washington wie „Contraband“ oder „2 Guns“, wobei ihn „Everest“, auch der diesjährige Eröffnungsfilm der 72. Filmfestspiele in Venedig, bestimmt in höhere Gefilde katapultieren wird.

YP: „Everest“ war ein eigenartiges Sehvergnügen. Einerseits war ich stellenweise sehr unterhalten, andererseits musste ich auch nie wirklich die Luft anhalten – was der Trailer aber verspricht. Und ziemlich erfolgreich ist der Film an den Kinokassen – überraschender Weise – auch. Eines ist der Film auf jeden Fall: wunderschön abgefilmt.

PD: Hier kommen wohl mehrere Faktoren dazu, die diesen Film so erfolgreich werden ließen. Einerseits der Einsatz von 3D in einer Naturlandschaft, denn es wurde ja so gut es ging, an Originalschauplätzen gedreht, verbunden mit einer wahren Begebenheit. Jon Krakauer war zwar von „Everest“ wenig begeistert, aber der Kino-Besucher kann das ja nicht beurteilen, und lässt sich in diese „wahre Geschichte“ hineinziehen. Dass allein dies ein wichtiger Verkaufsfaktor ist, war auch schön an den Trailern zu sehen, die vor „Everest“ gezeigt wurden. Von „Black Mass“ bis zu „Bridge of Spies“ wurde der „Nach wahren Begebenheiten“-Faktor regelrecht ausgeschlachtet. Für mich wird das immer mehr zu einer Warnung.

Was nicht heißt, dass ich an „Everest“ keinen Spaß gehabt hätte. Es gibt ohnehin sehr wenige gute Filme über das Bergsteigen und dieser hier gehört zumindest Stellenweise dazu. Auch wenn die Intensität von „Touching the Void“ nie erreicht wird.

YP: Ich wusste nicht einmal, dass es dieses Genre außerhalb Österreichs überhaupt gibt: Bergfilme. Für mich gehört „Clouds of Sils Maria“ zu den besten Filmen, der in den Bergen spielt. Ein Kassenmagnet ist bestimmt im Fall von „Everest“ die Tatsache – wie du richtig anmerkst – da er sich auf wahre Begebenheiten beruft. Nun ist der Film anders auch gar nicht vorstellbar, es wird darin der Beginn des Mount-Everest-Tourismus thematisiert und darin skizziert. Eigentlich würde das auch ziemlich viel hergeben, aber so wirklich in Fahrt kommt der Film gar nicht. Es dauert ewig, bis etwas geschieht. Dann wirkt er durch die vieleln Nebenstränge richtig zerfahren. Alleine die Nebenhandlung mit Jake Gyllenhaals Figur hat mich verwirrt zurückgelassen. Mir bleiben aber schon ein paar starke Bilder und Eindrücke im Kopf, allerdings kann man die auch auf einer Hand abzählen. Insbesondere fand ich auch die Besetzung sowohl gut als auch sympathisch. Viel größer ist da die Enttäuschung darüber, dass hier viel Potential aufgrund eines schwachen Drehbuchs nicht gänzlich ausgeschöpft werden konnte. Das hätte ein viel besserer Film werden können.

PD: Als Genre hat der Bergfilm aber doch gerade in unseren Breiten eine große Tradition. Man denke nur an die Werke mit Luis Trenker & Leni Riefenstahl und auch in den vergangenen Jahren wurde mit Filmen wie „Nordwand“ zumindest versucht, den Bergfilm ein wenig von seiner Blut- und Boden-Vergangenheit zu befreien.

Da du die Darsteller ansprichst. Das war mir viel zu oberflächlich. Hier bekommen wir keine Schauspieler serviert, sondern Typen deren Leinwand-Image den Rest des Filmes durchzuhalten hat. Josh Brolin als großmäuliger Texaner, John Hawkes als der schüchterne Typ, Jason Clarke als Herzensguter Bergführer und Jake Gyllenhaal als der coole Kerl mit dem man auf ein Bier gehen mag. Das hat mit Schauspiel recht wenig zu tun, aber es erleichtert die Identifikation und es ist auch nicht wirklich viel Hintergrund nötig, um sich auf den Film einzulassen. Die Hauptdarstellerinnen sind ohnehin die Natur und die Tragik.

YP: Dass diese Figuren oberflächlich waren und irgendwelche platten Klischees erfüllten, war für die Story leider fatal. Zwar habe ich es geschafft, mit den Figuren mitzufühlen, doch leider – und nachdem der Film nie so richtig in die Gänge kam – war das dann irrelevant. Ab der zweiten Hälfte habe ich mich nur noch auf die Naturgewalten konzentriert. Zwar braucht der Film fast 60 Minuten, um die Beziehungen der Figuren zueinander aufzubauen, um diese dann mit der ersten Lawine zu zerstören. Irgendwann hört man einfach auf, sich um das, was sich auf der Leinwand abspielt, zu kümmern. Der Film lässt einen kalt. Das war für mich ein großes Versäumnis.

PD: Was „Everest“ bei mir bewirkte, war sich mit dem Thema des Massentourismus auf den Gletschern zu beschäftigen. Dass es Adrenalinjunkies gibt, die sich auf Abenteuer-Bergsteigen einlassen, war mir bewusst. Wie sehr dies aber wie ein All-inclusive-Urlaub organisiert zu sein scheint, wusste ich nicht. Da hat der Film bei mir das Interesse geweckt, sich ein wenig mehr mit dem Thema auseinander zu setzen.

YP: Jetzt, wo du dieses Thema ansprichst, komme ich nicht umhin, meinen Senf dazuzugeben. „Everest“ ist auch ein sehr Testosteron-geladener Film, der vor Männlichkeit – wie sie von unserer Gesellschaft Jahrhunderte, sogar Jahrtausende definiert wurde – strotzt. Ich sehe das so: Der Mann, als fragiles Wesen, braucht etwas übermenschlich Großes, um seiner Existenz eine überlebensgroße Bedeutung zu geben. Bzw. gehen die Figuren alle und bei vollem Bewusstsein ein Selbstmord-Risiko ein. Die sind auf Ego-Trip und merken es selber nicht.

PD: Das trifft aber nicht nur auf die Männer zu, immerhin Yasuko Namba (Naoko Mori) auch eine Frau mit dabei. Zudem „erobern“ auch immer mehr Frauen diese Männerbastion für sich. Da denke ich zuerst natürlich an die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner.

Die tieferen Gründe, weshalb Mann sich auf eine Bergexpedition aufmacht, die sehr wohl auch mit seinem Tod enden kann, sind mir ohnehin nicht klar. Das hat ja nichts von einer Wanderung im Gebirge, sondern ist rein auf das Ziel „Gipfelerstürmung“ hin ausgelegt.

Kormákurs Version der Geschehnisse am „Everest“ war für mich vor allem ein Action-Trip, in dem die Beteiligten sich kaum bewusst waren, dass sie ihr Leben riskieren. Ob aus Geltungssucht oder fehlgeleitetem Geschäftssinn.

YP: Aber gerade die Figuren von Josh Brolin und John Hawkes planen den Trip auf Teufel-komm-raus.

PD: Der von John Hawkes gespielte Doug Hansen sucht offenbar nach einem Sinn in seinem Leben und diesen sieht er in der Besteigung des Berges. Wie viel Sinn man darin erkennen mag, bleibt jedem Zuseher überlassen zu beurteilen. Was mich eher faszinierte, war die Gedankenlosigkeit von Tourenführer Rob (Jason Clarke), der weit über die eigentlich anvisierte Zeit hinaus, die Bergsteiger auf den Gipfel führte. Egal ob die Umstände dafür sprachen oder nicht. Leider wurde dies aber wohl auch aus Rücksicht auf die Hinterbliebenen nur gestreift. Ein Satz von Helen Wilton (Emily Watson), dass der Tourenanbieter nicht noch ein Jahr ohne Gipfelbesteigung überstehen würde, war alles was an Auseinandersetzung mit der Thematik ins Feld geführt wurde.

YP: Das sagt sich so leicht: suchen beide einen Sinn des Lebens. Fernab der eigenen Realität und der eigenen Möglichkeiten. Den sie dann auch noch zufällig fernab der eigenen Familie und des Lebens, wie sie es sich woanders aufgebaut haben und welches auf einmal keinen greifbaren Wert besitzt. Das fand ich furchtbar. Dass es doch diese eine Bergbesteigung braucht, um dem Leben – welches in den Augen der beiden Männer bisher wenig an Sinn beinhaltete – plötzlich einen zu verleihen. Und dabei konnte ich Rob am ehesten verstehen. Der war auch fit, das körperlich und mental durchzustehen. Schließlich war das sein Broterwerb und die anderen Teilnehmer wollten etwas für ihr Geld erleben. Und da gebe ich dir Recht: Helen Wiltons Satz fasst das auch genau so zusammen: Sie zahlen für die Gipfelbesteigung, da sollte diese schon im Preis inbegriffen sein. Auch wenn man dabei draufgeht. Aber man stirbt mit ruhigem Gewissen und hinter dir die Sintflut oder Lawine.

#Horrorctober 2015

02 Freitag Okt 2015

Posted by filmimdialog in Special

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A Girl Walks Home Alone at Night, an american werewolf in london, area 51, crimson peak, das cabinet des dr. caligari, Frankenstein, frenzy, Horrorctober, it follows, little shop of horrors, marnie, Profondo rosso, rebecca, the babadook, troll hunter, Under the Skin, werewolf in a women's prison

Das Schöne am Internet und den Sozialen Medien ist nicht nur, dass wir diesen Blog führen (können), sondern auch die Tatsache, dass wir uns mit anderern Gleichgesinnten und Bloggerinnen und Bloggern austauschen (können). Was wir auch viel über Twitter machen. Im Rahmen des gegenseitigen Austauschs kommen immer wieder tolle Aktionen zustande, wie der mittlerweile nun alljährliche #Horrorctober. Teilnehmende Personen wählen 13 Filme, die bis zu Halloween gesichtet werden. Dabei lässt man sich natürlich von den anderen inspirieren. Der rege Austausch ist bei einer Aktion wie dieser natürlich erwünscht. Dabei wird über Twitter, Letterboxd und die eigenen Blog-Formate kommuniziert, was das Zeug hält. Was und welche Filme wir für 2015 geplant haben, wollen wir im folgenden Dialog besprochen.

PD: Es ist wieder soweit. Der Horrorctober steht vor der Tür. Langsam wird das ein liebgewonnenes Ritual.

YP: Bei mir ist es schon die dritte Teilnahme heuer, neben 2013 und 2014. Auch wenn ich nicht alle 13 Filme geschafft habe, jedes Jahr sind es so um die 10 aus dem Horrorgenre geworden. Dabei habe ich die Gelegenheit lang vor mich Hingeschobenes aus meiner Sichtungsliste aufzuholen. Es macht einfach Spaß und durch die Kommunikation mit anderen, die das auch machen, bekommt das Ganze etwas Interaktives.

PD: Das macht den Reiz aus. Würde man den #Horrorctober nur für sich alleine erleben, würde ein Teil des Spaßes vorbei gehen. Im Vorjahr habe ich erstmals daran teilgenommen und vor allem durch die Durchsicht der Listen anderer Teilnehmer, entdeckte ich einige interessante Filme, auf die ich sonst wohl nicht gestoßen wäre.

Heuer ist es eine schön salomonische Aufteilung von Filmen, die ich schon länger vor hatte endlich zu sehen, wie „Troll Hunter“ oder „Little Shop of Horrors“, und Filmen die ich neu genießen und auch neu bewerten möchte. So wie der Trash-Film „Werewolf in a Women’s Prison“. Mir fällt aber auf, dass es kaum aktuell im Kino laufende Filme in meine Liste geschafft haben.

YP: Der Austausch mit anderen ist natürlich die halbe Miete. Mit meiner Liste bin ich dieses viel näher am Mainstream, weil ich dann auch das aktuelle Kinoprogramm oder das Viennale-Programm nach Filmen abklappere, natürlich dürfen dann aber auch drei Hitchcock Filme – „Marnie“, „Frenzy“ und „Rebecca“ – nicht fehlen. Thematisch kann man das auch sehr stark ausdehnen. Letztes Jahr habe ich auf der Viennale und im Zuge des #Horrorctobers das wunderbare „A Girl Walks Home Alone At Night“ entdeckt. Gerne lasse ich mich auch von anderen Listen inspieren. Überhaupt habe ich Themen-Sichtungen für mich entdeckt, das gibt einer die Gelegenheit im Rahmen seine Interessen auszudehnen. Wobei ich mir Guillermo del Toros „Crimson Peak“ bestimmt so oder so angesehen hätte, alleine wegen dem Regisseur und der Besetzung.

PD: „Crimson Peak“ ist ein gutes Stichwort. Gemeinsam mit „It Follows“ ist das einer der aktuellen Kinostarts im Oktober, die ich sehen möchte. Dabei fiel mir aber auch auf, dass in den Monaten zuvor kaum sehenswerte oder erwähnenswerte Horrorfilme auf unseren Leinwänden zu sehen gewesen wären. Jetzt hingegen, wohl auch der Jahreszeit entsprechend, werden wieder eine ansehnliche Zahl an interessanten Genre-Beiträgen in die Kinos gebracht. Genau genommen hätte ich auch „Regression“ von Alejandro Amenábar mit auf die Liste setzen können.

Ganz grundsätzlich versuche ich einen weiten Bogen über die gesamte Filmgeschichte zu spannen. So kommt es dann auch zu den erneuten Sichtungen von ganz frühen Filmen wie „Frankenstein“ (1910) aus der Produktion der Edison Studios oder dem „Cabinet des Dr. Caligari“. Auf bestimmte Themen möchte ich mich nicht unbedingt festlegen. Es ist eine Mischung aus Verfügbarkeit und Gusto.

YP: Ich habe mich auch von deiner Liste inspirieren lassen, „An American Werewolf in London“ hätte ich nicht so schnell gewählt. „Das Cabinet des Dr. Caligari“ habe ich schon ewig nicht mehr gesehen, das ist auch eine ausgezeichnete Idee für den #Horrorctober. Heuer habe ich ohnehin 18 Filme auf der Liste, wobei ich natürlich nicht alle schaffen werde und kann. Aber die Auswahl motiviert. Wir haben dieses Jahr zu den oben erwähnten zwei Filmen insgesamt fünf Überschneidungen auf den Listen: „Crimson Peak“, „It Follows“ und „Area 51“.

Besonders gespannt bin ich auf „The Babadook“, der jetzt schon als kleines Meisterwerk gehandelt wird und bei Mark Kermode sogar zu den besten Filmen des Jahres 2014 gehörte. Kermodes Beurteilung macht natürlich hellhörig.

PD: Der „American Werewolf in London“ von John Landis ist auch so ein Film, wie „Little Shop of Horrors“, der einfach viel zu lange auf meiner To-do-Liste stand und den ich dennoch irgendwie nie gesehen habe. Der #Horrorctober ist deshalb eine gute Ausrede um diese Filme endlich einmal nachzuholen.

„The Babadook“ ist zwar nicht auf meiner Liste, konnte ich aber schon vor einigen Monaten sehen. Hier bin ich schon gespannt, ob du der Ansicht von Mark Kermode zustimmst. Ich war jedenfalls reservierter.

YP: Vielleicht noch ein Verweis auf letztes Jahr, wo wir auch beide im Zuge des #Horroctober 2014 „Profondo Rosso“ von Dario Argento wieder gesichtet haben. Ein sehr ungewöhnliches und vielleicht gerade deswegen besonders intensives Seherlebnis stellte für mich auch „Under the Skin“ dar. Wir befassten uns im Rahmen des Dialogs ohnehin immer wieder mit dem Horror-Genre im Allgemeinen und mit dem Horror-Begriff im Besonderen und kamen immer wieder zum Schluss, dass eine Eingrenzung ob der Thematik prinzipiell sehr schwierig ist. Die Möglichkeiten scheinen endlos.

Das Allerwichtigste zum Schluss: wir wollen unsere Listen an dieser Stelle teilen. Meine findet sich auf meiner Letterboxd-Seite hier. Und eine Liste von PD ist hier entlang deponiert. Eine Übersicht über alle Teilnehmer mit den zu findenden Kanälen und Filmschmankerln hat CineCouch aufgestellt. Einen wahrlich passenden Titel haben sie auch mit „Brides of #Horrorctober“ gefunden.

Der Gruselspaß kann beginnen. Wir wünschen allen teilnehmenden Personen und allen, die es noch spontan werden wollen, einen schönen #Horroctober!

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