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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Januar 2016

Creed

29 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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12 years a slave, Academy Awards, Ava DuVernay, Bridge of Spies, Chi-Raq, Creed, Michael B. Jordan, Oscars, Ryan Coogler, Selma, Straight Outta Compton, sylvester stallone, Tessa Thompson, The Big Short, The Revenant

Rocky Balboa alias „Rocky“ ist zurück, diesmal steigt er natürlich nicht in der Ring, sondern trainiert Apollo Creeds Sohn Adonis bei seinem Aufstieg als Newcomer im Box-Universum. „Creed“ ist nicht nur eine schöne filmische Hommage der Rocky-Reihe, auch ist es ein gelungenes Anknüpfen an das Rocky-Universum.

YP: „Creed“ ist aber dann überraschenderweise doch nicht so geworden, wie ich ihn mir erwartet habe. Zugleich auch ist der Film ein Beispiel dafür, wie man Sylvester Stallone in seiner Rocky-Rolle doch noch zu einer weiteren Oscar-Nominierung verhilft. Heute zwar als Nebendarsteller, im Jahre 1977 doch noch als Hauptdarsteller.

PD: Ich kenne aus der „Rocky“-Saga vor allem den ersten Film und auch den sechsten Teil „Rocky Balboa“. Mir waren aber viele Anspielungen in „Creed“, die auf das Schicksal von Apollo und die Entwicklung der Beziehung zwischen Rocky und ihm hindeuteten, nicht wirklich bekannt. Das ist schon auch ein kleines Hindernis, um in „Creed“ hinein zu finden. Es wird mit derartig viel Nostalgie gearbeitet, dass ein Zuseher, der ohne das Vorwissen in diesen Film hinein geht, von etlichen Momenten kaum so gefangen sein wird, wie das gedacht war.

Auch Stallones Darstellung ist eine Übung in „kunstvoller Nostalgie“. Es ist schön ihn tatsächlich schauspielern zu sehen, was er Abseits von „Rocky“ im Grunde nur in „Copland“ getan hat. Viel interessanter war jedoch, wie Michael B. Jordan in diese Rolle hinein zu wachsen schien. Wie auch sein Charakter Adonis.

YP: Ich würde aber von keinem Hindernis sprechen. Schön war es, dass sich der Film an die Rocky-Reihe bezieht, aber für das Verständnis war es nicht essentiell. Für das Publikum ohne Vorwissen funktioniert der Film aber auch. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass es viele Menschen gibt, die in so einen Film gehen, ohne die vorherigen Filme zu kennen. Wie ich schon in unserem Dialog zu „Rocky“ erwähnte: dieses Genre liegt mir auch nicht, aber wenn der Film gut gemacht ist, dann umso besser. Und in dieser Hinsicht ist „Creed“ gelungen und gut gemacht.

PD: Das Genre liegt mir auch nicht sonderlich, aber zumindest schafft es Coogler mit „Creed“ einen Boxer-Film hinzulegen, der im Grunde all dieselben Elemente wie „Southpaw“ trägt, nur im Gegensatz zu „Southpaw“ auch funktioniert. Was auch daran liegt, dass die Chemie zwischen Michael B. Jordan und Stallone stimmt.

Inszenatorisch stach aber vor allem der erste Profi-Kampf von Adonis heraus, den Coogler in einem langen Take zeigte. Das war sehr gut gemacht. Dagegen imponierten mir die Trainings-Montagen, aber auch die Liebesgeschichte nicht.

YP: Die Trainingsmontagen und die Liebesgeschichte sind so fixe Bestandteile eines Sportfilms, dass sie mir in „Creed“ weder positiv noch negativ auffielen. Gelungen inszeniert fand ich vor allem den Aufbau, der Adonis‘ Background und seinen Weg zu Balboa zeigt. Und hier unterscheidet sich Adonis auch grundlegend von Stallone: der soziale Aufstieg fällt bei ihm gänzlich weg, er wohnt bereits in der Villa seines verstorbenen Vaters, er hat einen College-Abschluss und einen guten Job, bei ihm geht es um Selbstverwirklichung und Abgrenzung der übergroßen Vaterfigur, die er nie kennenlernen durfte. In Balboa sieht er dann auch eine Art Vaterfigur, allerdings kommt der gegenseitige Einfluss Balboa mehr zugute als Adonis. Adonis ist ein sehr intelligenter Sportler, der genau weiß, was er will. Seine Kämpfernatur – geprägt und gezeichnet von seinen Aufenthalten in Jugendanstalten, bevor ihn die Frau seines Vaters zu sich holte – scheint ihn zwar immer wieder einzuholen, aber Adonis gibt da nie auf, er beherrscht diesen Trieb.

PD: Um die Trainingssequenzen wird man kaum hinweg kommen, aber der Liebesgeschichte fehlte die Chemie. Dass Adonis seine Nachbarin Bianca (Tessa Thompson) auf den ersten Blick nicht beeindruckt und für sie zunächst nicht wie ein Boxer wirkt, da er zu langweilig sei, ist hübsch konstruiert, aber das Zusammenspiel von Jordan und Thompson konnte mich nicht überzeugen. Auch wenn Coogler das Publikum in die Eigenheiten der Stadtkultur von Philadelphia hinein führt, erscheint die Liebesgeschichte auch, als wäre sie nicht mehr, wie eine Eselsbrücke um ein wenig über Philadelphia und die Kultur quatschen zu können.

Stallones Balboa funktioniert als Vaterersatz hingegen sehr gut, und es überrascht mich nicht, dass er dafür eine Oscar-Nominierung erhielt, doch ohne den ganzen nostalgischen Überbau, fehlt sowohl Stallones Darstellung, als auch dem Film im Gesamten, viel von seinem Reiz.

YP: Es ist eine sehr zurückhaltende Liebensgeschichte, die Annäherung zwischen den beiden passiert sehr langsam, weil auch die Lebensinhalte der beiden das Boxen und das Musizieren sind. Die Liebe spielt hier nur eine Nebenrolle. Bianca hatte ihr eigenes Leben, wir sehen sie bei der Arbeit – öfters. Im Gegensatz zu vielen Hollywood-Filmen, wo den Frauen alleinig die Aufgabe zuteil kommt, die Männer zu unterstützen und sie zu besseren Menschen zu machen (Beispiele: „Bridge of Spies“, „The Big Short“, „The Revenant“), wird hier auch Biancas Seite gezeigt. Alleine diese Szene bei ihrem Konzert, welches er ihr um ein Haar vermasselt. Das fand ich auch sehr gut eingefangen. Das hier ist eine nachvollziehbare Liebesgeschichte, die Chemie passte daher trotzdem.

Schade finde ich allerdings, dass es Michael B. Jordan, der Adonis Creed spielt, nicht zu einer Oscar-Nominierung gekommen hat. Er ist der Kopf und das Herz des Films und hat mindestens auch eine verdient.

PD: Ihr Charakter war interessanter, denn alle weiblichen Charaktere in den von dir genannten Filmen, aber das machte für mich weder ihre Lebens- noch deren Liebesgeschichte interessant. Gerade sein gewalttätiger Ausbruch bei ihrem Konzert entsprang allen Klischees, die möglich waren. Schließlich wütete Adonis los, da ihn die Krankheit von Rocky so mitnahm. Dies hätte auch anders transportiert werden können, aber man entschloss sich für einen Ausbruch in aller Öffentlichkeit, der zu einer Entschuldigung an ihrer Haustür führen musste.

Bei allem Verständnis für die Problematik rund um die Oscar-Nominierungen, sehe ich bei „Creed“ kaum einen Aspekt, den ich bei den Oscars sehen würde. Stallone reitet auf der Nostalgie-Welle, während Coogler aber auch Jordan und Thompson solide Arbeit leisteten. Das ist alles ansehnlich und unterhaltsam, aber kam für mich nicht wirklich in die Nähe des Preisverdachts. Da war ich verstörter, als im Vorjahr Chadwick Boseman für seine Rolle in „Get on Up“ oder Ava DuVernay und David Ayelowo für ihre Arbeit an „Selma“ nicht nominiert wurden. Auch hätte ich gerne Jason Mitchell für seine Darstellung des Eazy-E in „Straight Outta Compton“ unter den Nominierten gesehen. Zudem bekam Teyonah Parris für ihre Rolle in Spike Lees „Chi-Raq“ leider keinerlei Aufmerksamkeit, wie auch schon für ihre tolle Darbietung im Vorjahr in „Dear White People“.

YP: Auf der anderen Seite: „Creed“ ist nicht schlechter, als viele der nominierten Filme, also kann man diesen Anspruch durchaus stellen. Bei den Oscars geht es um Präferenzen einer antiquierten Jury und diese Jury ist natürlich nicht repräsentativ. Leider ist die Bedeutung der Oscar zu groß, um das mit einer Handbewegung wegzuwischen.

Der Film war unterhaltsamer als auch die oben von mir erwähnten Filme: „The Martian“, „The Revenant“, „Bridge of Spies“ und „The Big Short“ („Room“ und „Spotlight“ habe ich nicht gesehen). Keiner dieser Filme verdient meiner Meinung nach eine Best-Picture-Nominierung und trotzdem haben sie eine. In „Creed“ war ich nicht weniger unterhalten. Mir sind Filme wie „Carol“ oder „Girlhood“ lieber, aber davon sind wir Jahrzehnte entfernt.

Eigentlich ist die Abwesenheit an schwarzen Filmemacherinnen (das Frauenproblem in Hollywood!) und Filmemachern zu kritisieren und zu bemängeln, aber wenn sie dann Filme wie „Selma“ rausbringen, werden sie trotzdem nicht bedacht.

PD: Da möchte ich doch entgegen halten. Sowohl „The Big Short“ als auch „Bridge of Spies“ fand ich sehr gelungen und vor alle „The Big Short“ sehe ich als würdigen Best Picture-Kandidaten. „The Martian“ und „Bridge of Spies“ sind auf ihre Weise ebenso solide und vor allem unterhaltsame Genre-Arbeiten wie „Creed“, nur dass ich bei den beiden zuvor genannten Filmen ein klein wenig mehr Kreativität in der Ausarbeitung sah. Abgesehen davon, neigt das Academy-Prozedere (und hier sind auch die ganzen Guild Awards – Producer, Director, Screen Actor – ebenso zu nennen), nicht unbedingt die mutigsten Filme zu ehren. Zudem beschränkt sich dies ja nicht nur auf schwarze FilmemacherInnen. Unterrepräsentiert sind auch weiterhin Hispanics, Asiaten oder eben auch Frauen bei all diesen Preisverleihungen.

Sehr amüsant und großartig fand ich auch Ian McKellens Kommentar zur Oscar-Problematik, der zurecht anmerkte, dass auch noch kein offen homosexueller Schauspieler einen Oscar überreicht bekam. “How clever, how clever,” said McKellen of the success of straight actors playing gay. “What about giving me one for playing a straight man?‬”

Problematisch finde ich vor allem, wie die Arbeit schwarzer FilmemacherInnen immer wieder auch mit dem „White Guilt“-Argument geschmälert wird. Großartige Filme wie „12 Years a Slave“ oder „Selma“ wären demnach nur deshalb Kritikererfolge, da sie „White Guilt“-Filme wären, die das schlecht Gewissen der weißen Bevölkerung beruhigen würden. Das ist eine niederträchtige Strategie, die noch viel mehr die Entwicklung mutiger Filme verschiedenster Communities behindert. Mehr noch als eine altbackene Jury, die bei Preisverleihungen einfach einen eingeschränkten Horizont offenbart.

YP: Diskriminierung ist immer problematisch, egal welche Minderheiten davon betroffen sind. Und was Oscar-würdig ist, ist eben streitbar (Eddie Redmayne, ernsthaft?). Der New Yorker schreibt vollkommen treffend dazu: „The intersection between the art of movies and the Oscars is coincidental at best.“

Aber wenn das Streitbare dann auch nicht inklusiv ist, dann können die Oscars auch bedenkenlos boykottiert werden. Es ist auch bezeichnend, dass ich sich Nominierte kaum äußern (Mark Ruffalo).  Und wenn, dann geht das grob daneben (Charlotte Rampling, Julie Delpy). Da sind sie alle froh, dass sie willkommen sind. Wie kann man einer Organisation so viel Bedeutung beimessen, wenn sie sich auf ganzer Ebene an Traditionen und Repräsentationen festkrallt, die nicht nur dermaßen antiquiert und veraltet sind, sondern auch diskriminierend?

Niemand erwartet von den Oscars, dass sie eine an das gesellschaftliche Bild angelehnte Diversität widerspiegeln. Doch sind sie leider zu relevant. Der exzellente Dialog „Oscars So White? Or Oscars So Dumb?“ der drei New-York-Times-Filmkritiker Manohla Dargis and A. O. Scott und Wesley Morris kommt auf diese Relevanz zu sprechen, auch im Vergleich zur Filmindustrie. Es ist doch gut, dass eine derartige Diskussion in die Gänge gekommen ist. Möge sie niemals aufhören.

Alan Rickman

22 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Personalia

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#AHitchhikersGuidethroughtheGalaxy, #ALittleChaos, #AngLee, #DieHard, #EmmaThompson, #GalaxyQuest, #HansGruber, #harrypotter, #KateWinslet, #LoveActually, #RobinHood, #SenseAndSensibility, #severussnape, #TheWinterGuest, Alan Rickman

Scrollt man auf der imdb-Seite von Alan Rickman, kommt man nicht umhin, ein äußerst umfangreiche Kino- und TV-Schaffen zu bewundern. Die Wenigsten wissen aber, dass „Die Hard“ seine erste Kinorolle war. Der zuvor auf Theaterbrettern und in TV-Bildschirmen bekannte Darsteller fühlte sich nicht nur auf allen Bühnen wohl – brillierte zumeist auch. In diesem Dialog wollen wir uns hauptsächlich auf sein filmisches Werk beziehen.

YP: Denke ich retrospektiv an Alan Rickmans Arbeiten, fallen mir zuerst seine Bösewicht-Darstellungen in „Die Hard“ und „Robin Hood“ ein. Wobei natürlich seine Verkörperung von Harry Potters unliebsamen Lehrer Severus Snape dies schon mittlerweile überschrieben hat. Letztmals im Kino sah ich ihn in der Rolle des exaltierten Sonnenkönigs Louis XIV in „A Little Chaos“. Das Schöne an seinen Performances war doch, dass er immer für eine Überraschung gut war.

PD: Die erste Performance von Alan Rickman, die ich zu sehen bekam, war als Sheriff von Nottinham in „Robin Hood“. Als Kind war ich natürlich völlig auf den Helden fixiert, aber schon da wurde ich von dieser herrlichen Leistung Rickmans begeistert. Diese Mischung aus Weinerlichkeit, Hysterie und Bösartigkeit zeigt ja auch im Rückblick, wie gut ein Blockbuster-Bösewicht sein kann. Man vergleiche das nur mit den allzu oft langweilig-vorhersehbaren Marvel-Schurken, die irgendwie immer alle gleich wirken.

Ihn aber rein auf seine Rollen als Antagonist festzulegen, tut dem Mann aber Unrecht. Gerade da du „A Little Chaos“ erwähnst. Der hat mich zwar nicht wirklich überzeugt, aber zeigte das Talent Rickmans, mit ganz gezielter Mimik zwischen absurder Komik und Tragik hin und her wechseln zu können.

YP: Gerade seine Performance in „Robin Hood“ war auch immer mit einem Augenzwinkern angelegt ohne auch nur eine Sekunde Gefahr zu laufen, es als Karikatur darzustellen. Auch wenn Rickman gerade für seine Bösewichte besondere Bekanntheit – zumindest in der Hollywoodschen Filmwelt – erlangt hat, blieben seine Rollen stets abwechslungsreich und erinnerungswürdig. Irgendwie war er auch immer für eine Überraschung gut, ließ sich allerdings nie typecasten. Sein Colonel Brandon in Ang Lees „Sense and Sensibility“ erscheint mir aus heutiger Sicht gewagt. Immerhin war er schließlich 30 Jahre älter als Kate Winslets Marianne Dashwood. Aber Rickman spielt ihn so zurückhaltend und jugendlich, dass ich mich an dieser ungewöhnlichen Paarzusammenstellung kaum gestört habe.

PD: Das ist etwa eine Rolle, die mir weniger in Erinnerung geblieben ist. Die Jane Austen-Verfilmung habe ich aber auch schon seit Jahren nicht mehr gesichtet. Rickman wäre ja prädestiniert gewesen, für die klassische Hollywood-Bösewicht-Karriere. Als Brite mit dieser wunderbaren Stimme, schien das unausweichlich und er hat eine ganze Reihe an bösen Charakteren hingelegt, jeden einzelnen davon aber mit der nötigen Verschmitztheit gespielt.

Apropos seine Stimme. Man kann ja an „A Hitchhiker’s Guide through the Galaxy“ viel kritisieren, aber Rickmans „Marvin“ gehört auf keinen Fall dazu.

YP: Da muss ich dir Recht geben. Nach „Die Hard“ wäre es sicher ein Leichtes gewesen, einen Bösewicht nach dem anderen zu spielen (wie es zum Beispiel Gary Oldman getan hat), aber Rickman ließ sich in keine Schublade stecken. Als Marvin war er aber auch wegen seiner Stimme allzu perfekt. Und dann ist da auch noch „Galaxy Quest“, wo er auch mit einer weinerlichen Dramatik in die Rolle eines am Filmset unglücklichen Theaterschauspielers schlüpft.

Rickmans wunderbare Stimme! Das Filmpublikum, welches seine Filme im Original sehen konnte, ist seine Stimme bestimmt aufgefallen, die ist natürlich sehr distinktiv in Ausdruck und Tonlage und natürlich very british mit einem sehr hohen Wiedererkennungswert.

PD: Er war aber kurze Zeit auf diesem Karrierepfad unterwegs. Nach „Die Hard“ spielte er ja auch den Gegenspieler von Tom Selleck in „Quigley Down Under“ und schließlich den Sheriff von Nottingham in „Robin Hood“. Dass er dann mit gewichtigen Nebenrollen in „Bob Roberts“ und „Sense and Sensiblity“ einen Weg aus diesem potentiellen Typecasting hinaus fand, ist schon bemerkenswert.

Seine Darbietung in „Galaxy Quest“ gehört ohnehin zu meinen persönlichen Highlights in Rickmans Karriere. Gerade in dieser herrlichen Star Trek-Hommage/Parodie, wurde aber auch deutlich, dass es ein gut abgestimmtes Ensemble braucht, damit eine feine Nebenrolle, auch wirklich zum Tragen kommt. Ob in „Love, Actually“ im Tandem mit Emma Thompson, oder als Metatron in „Dogma“ oder auch in dem irischen Politdrama „Michael Collins“. Da profitierten talentierte Schauspieler voneinander und Rickman konnte so richtig glänzen.

YP: In seiner beeindruckenden Karriere spielte er häufig neben Emma Thompson. Seine beide Co-Darstellerinnen aus „Sense and Sensibility“ hat er schließlich in den Filmen, wo er selber im Regiestuhl saß, auch engagiert. Thompson hat er 1997 für seine erste Regiearbeit  „The Winter Guest“ verpflichtet. Kate Winslet spielt die Hauptrolle in „A Little Chaos“, seiner zweiten Regiearbeit.

Nichts liegt mir ferner als Rickman für seine Rolle als Severus Snape, Harry Potters Zaubertränke-Lehrer, reduzieren zu wollen, aber Rickman hat der Figur aus den meiner Meinung nach eher mittelmäßigen Verfilmungen von J. K. Rowlings Romanen eine neue Dimension verliehen. Nicht nur ist Snape eine der spannendsten Figuren der Romane, Rickman hat Snape so unglaublich vielschichtig und sehenswert gespielt. Als ich die Romane las, konnte ich Snape nicht leiden. Dank Rickmans Darstellung bin ich zum Fan geworden.

PD: Der Charakter wächst einem während der Filme auch sehr ans Herz. Da ich nie ein großer „Harry Potter“-Fan war, habe ich die Romane auch eher aus einer Pflichtschuldigkeit heraus gelesen, und entsprechend kann ich mich nicht mehr so recht daran erinnern, welchen Eindruck Snape da auf mich machte. Sein Schicksal passte aber sehr gut zur Darstellung Rickmans. Dieser emotionale Abschied von ihm lag doch schwer im Magen.

Für den Privatmenschen Rickman hatte ich mich nie so recht interessiert, deshalb fand ich es sehr spannend, durch die Nachrufe nun zu erfahren, dass er aus sehr einfachen Verhältnissen stammte. Vor allem seinen Blick auf das Klassensystem Englands fand ich sehr interessant.

YP: Als Halbwaise und aus ärmlichen Verhältnissen stammend konnte er dank eines Stipendiums eine renommierte Schule besuchen. Später studierte er auch als Spätberufener – und nach einigen Jahren im sicheren Brotberuf des Graphikers – Schauspiel.  Natürlich braucht es Talent womöglich in Rickmans Ausmaßen, dass aus einem Menschen ein Schauspieler von seinem Kaliber wird. Aber sein Werdegang zeigt auch, wie viel Glück es auch auf dem Weg dorthin braucht. Und dass ein System, welches sozialen Aufstieg nicht nur erschwert, sondern auch unmöglich macht, uns großartige Künstlerinnen und Künstler aller Wahrscheinlichkeit nach vorenthält.

PD: Es sagt ja schon alles, dass er in Interviews betonte, dem Stipendium für die West London Latymer Upper School alles zu verdanken. Es braucht immer auch das nötige Quäntchen Glück, damit ein Talent nicht einfach nur ein Talent bleibt, sondern auch tatsächlich davon leben kann. Was mir sehr imponierte, war seine Bodenständigkeit. Er inszenierte sich nie als Star, obwohl er mit Sicherheit die Möglichkeiten dazu gehabt hätte.

The Revenant

15 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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21 Grams, Alejandro González Inárritu, Babel, Birdman, Emmanuel Lubezki, leonardo dicaprio, The Revenant, Tom Hardy

Nachdem er in seinem Oscar-gekrönten Hit „Birdman“ die Broadway-Szene beleuchtete, macht sich Alejandro González Iñárritu mit „The Revenant“ in den Wilden Westen auf.

YP: Nach diesem Film geht es mir ähnlich wie nach „Birdman“. Ich war durch und durch gefesselt und unterhalten, aber nachdem ich das Kino verlassen habe, hat er mich auch ziemlich kalt gelassen. Viel mitgenommen habe ich nicht.

PD: „Birdman“ hat mich viel mehr gepackt und auch unterhalten. Das lag nicht nur an der Inszenierung, die Musik die mit dem Film verschmolz, sondern auch daran, dass die Charaktere interessant gestaltet waren. Etwas was mir an „The Revenant“ völlig fehlte.

Die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki ist wieder wunderschön anzusehen. Vor allem der Angriff der Indianer auf das Lager, ist großartig und intensiv. Doch sie ist gemeinsam mit den tollen Darstellern, ein einzelner Faktor in einem Film, der mich eher ermüdete, denn fesselte.

YP: Lubezkis Kameraarbeit ist großartig, und so wie die wunderschöne Landschaft abgefilmt wurde, hat man auch das Gefühl, dass man sich mitten in der unberührten Natur anno 1820 befindet. Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) verfolgt diesen sehr linearen und vorherstehbaren Racheplot. Trotz der Länge von 140 Minuten war ich aber unterhalten und gefesselt. Popcornkino ohne Substanz, mit einigen augenscheinlichen Schwächen.

PD: Gerade dieses Problem mit der Länge des Films hatte ich. Ich spürte sie. Nachdem Glass vom Bären attackiert und dann zum Sterben zurückgelassen wurde, begann der Film, merklich an mir zu zehren. Iñárritu hätte diesen Rachefeldzug auch in knapperer Form präsentieren können. Dabei störten mich vor allem die eingestreuten Traumsequenzen. Das war schlimmste Malick-Nachahmerei, ohne jeden Mehrwert, einfach nur der Schöhnheit der Aufnahmen wegen.

Dabei war ich bis zum Zeitpunkt, an dem Glass zurückgelassen wird, auch gut unterhalten. Vor allem da Tom Hardy als Fitzgerald einen herrlichen Bösewicht abgab. Sein Charakter war auch nicht viel tiefgründiger als jener von DiCaprio, aber doch ein wenig zugänglicher. Beide lieferten großartige physische Leistungen, aber DiCaprio wurde schlussendlich nur auf ein einziges Thema reduziert: Rache. Fitzgerald bekam zumindest etwas mehr Hintergrund, mit der Skalpierung und seinem Plan wieder nach Texas zu gehen, wenn alles zu Ende sei.

YP: Tatsächlich hat hier Iñárritu optisch freizügig bei Malick abgekupfert, was aber nicht so schlimm ist. Eher eine gut gemeinte Hommage. Er hat ja auch – äußerst erfolgreich – schon bei „Birdman“ mit Lubezki zusammengearbeitet.

Tatsächlich würde ich Tom Hardys Fitzgerald bei bestem Willen nicht als tiefgründlich bezeichnen. Ein typischer Opportunist, der sich in dieser gnadenlosen Welt und gnadenlosen Landschaft zurechtzufinden versucht. Hardy spielt ihn fantastisch, allerdings nuschelt er mir dabei zuviel. Und sein britisches „No“ verrät ihn dann doch.  Die Rache von Glass musste auch einen dermaßen starken Antrieb und Überlebenstrieb haben, dass wir es ihm abkaufen, dass er quasi mehrmals dem Grabe entsteigt.

PD: Die Kameraarbeit von Lubezki und die Anstrengungen die das Team auf sich nahmen, um einen optisch derart beeindruckenden Film abzuliefern, schätze ich auch sehr hoch ein. Allerdings erschienen mir gerade diese Anleihen an Malick einfach frei im Film herum schwebend, ohne jeden Bezug zur eigentlichen Handlung oder gar zur Inszenierung. Sie waren einfach da.

Das Genuschel von Hardy fand ich ganz amüsant, wie auch seine gesamte Darstellung. Er, um es wörtlich zu übersetzen, kaut auf der Szenerie herum und das ist die nötige Dosis Spaß, die dieser Film so bitter nötig hat. Dagegen verblasst dann selbst ein Domhnall Gleeson.

An Glass‘ Odyssee störte mich auch gar nicht der Grund dafür, sondern vielmehr welch unwirklichen Weg er dafür zurücklegen musste. Während ich etwa den Angriff durch den Grizzly packend fand, verlor mit Inárritu mit dem furchtbar aussehenden Absturz mit dem Pferd. Als Glass über die Klippe stürzte und auch das noch überlebte, hatte mich der Film verloren. Jeglicher Anspruch an Realismus war dahin.

YP: Hardys Rolle in diesem Film – für die er sogar mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde – ist neben all dem bitteren Ernst im Film eine Wohltat. Dabei kannst du Hardys Figur auch nicht mit dem geradlinigen und ehrenhaften von Domnhall Gleeson gespielten Captain zu vergleichen.

Unwirklich. Dieser Begriff ist mir während der Sichtung immer wieder in den Sinn gekommen. Unwirklich. Unglaublich. Aber dann wieder wollte ich mich in diesem Geschehen verlieren, sonst brauche ich gar nicht ins Kino zu gehen. Die Handlung wurde stellenweise somnolent und einer Trance ähnlich inszeniert.

PD: Das passt wohl auch zu Glass‘ Befinden, der nach dem Grizzly-Angriff mehr durch das Geschehen wankt, immer dem Tod näher denn dem Überleben. In dieser Hinsicht hat Inárritu es auch geschafft, ein Lebensgefühl zu vermitteln. Nicht nur jenes von Glass in dieser Rachesituation, sondern vom Leben im Wilden Westen an sich.

Er entfernte sich mit „The Revenant“ deutlich von dem klassischen Western der 1940er oder 1950er, in dem das Zusammenleben der Cowboys als geradezu aufregendes Abenteuer inszeniert wurde. Genauso vermied er aber das Bild des „edlen Wilden“ zu zeichnen. Der Indianerstamm der Ree ist ebenso auf einem Rachefeldzug unterwegs und dabei nicht minder grausam, wie Fitzgerald oder später auch Glass. Das waren alles Aspekte, die mir sehr gut gefielen, aber in der Gesamtdauer des Films ein wenig untergingen.

YP: Aber bei der Genre-Zuordnung zum Western tue ich mir ehrlich gesagt diesmal ziemlich schwer. Hier haben wir einen Film, der all diese Kriterien erfüllt, ein abendfüllender Western zu sein und dann sieht man es dem Film weder an noch fühlt es sich so an. Ich hoffe, du weißt, was ich damit meine. Es ist einfach nebensächlich, dass es sich um einen Western handelt. Hier ist jeder gegen jeden, weil es schließlich nur ums Überleben in dieser rauen Wildnis geht. Noch gibt es keine übertriebenen Schwarzweiß-Zeichnungen, denn am gnadenlosesten ist nicht der Mensch, sondern die Natur. Das fand ich fast poetisch. Und in Lubezkis Bildern sehr anschaulich dargestellt.

PD: „The Revenant“ erfüllt nicht unbedingt das abgespeicherte Genre-Klischee. Dennoch qualifiziert er sich für mich als glasklarer Western, weniger orientiert an den typischen Cowboy-Konflikten und Shootouts, sondern aufgrund der landschaftlichen Darstellungen. Ich musste auch immer wieder an Filme wie „Seraphim Falls“ oder „Yukon“ denken. Auch da ging es um den nach Rache dürstenden Mann, der seinen Kontrahenten durch die unwirtlichen Weiten des Wilden Westens jagt.

Bei all den positiven Aspekten, wie den tollen Darstellungen von DiCaprio und Hardy oder der wunderschönen Arbeit von Emmanuel Lubezki, ist das aber auch einer jener Filme, die ich mir wohl kein zweites Mal ansehen werde. Da reiht sich „The Revenant“ ein in die Reihe anderer anspruchsvoller, wunderschöner aber mich unbefriedigt zurücklassender Werke von Inárritu wie „21 Grams“ oder „Babel“.

Rocky

08 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Burgess Meredith, Creed, John G. Avildsen, Raging Bull, Rocky, Southpaw, sylvester stallone, Talia Shire, The Wrestler

Bevor mit „Creed“ das neueste Kapitel in der „Rocky“-Saga in unseren Kinos startet, widmen wir uns dem ersten Teil. Der Film, der die Karriere von Sylvester Stallone startete und aus ihm einen Oscar-nominierten Schauspieler und Autor machte. Doch kann nach so vielen Jahren die Aufsteiger-Story weiterhin überzeugen?

PD: Ich bin ja zwiegespalten, wenn es um das Genre des Boxfilms geht. Wenn der Film gut gemacht ist, dann tauche ich richtig in die Erzählung ein, aber meine Toleranz ist sehr gering.

YP: Das ist ein Sport (!), dem ich nicht und nie viel abgewinnen konnte. „The Wrestler“ aus 2008 von Darren Aronofsky ist zwar kein Boxerfilm, aber der einzige Film einer ähnlichen Sportart, den ich mir öfters ansehen kann.

Der Reiz am ersten Teil von der sechsteiligen „Rocky“-Reihe liegt auch hauptsächlich darin, welche Ausmaße der Kult drum herum angenommen hat und was der Film aus dem damals 28-jährigen Sylvester Stallone und seiner Karriere gemacht hat. Immerhin stammt auch das Drehbuch zum ersten Teil aus seiner Feder. Das beeindruckt mich immer wieder.

PD: Stallone gehört auch zu dem sehr exklusiven Kreis der Männer, die sowohl für ihre Leistung als Hauptdarsteller wie auch als Drehbuchautor für den Oscar nominiert wurden. Orson Welles („Citizen Kane“), Charlie Chaplin („The Great Dictator“) und eben Sylvester Stallone. Dass er bis heute das damals in „Rocky“ gemachte Versprechen nach einer Karriere als Charakterdarsteller nicht eingelöst hat, gehört ja mittlerweile zum eigenwilligen Reiz dieser Filme.

Der allererste „Rocky“ zeigt einen völlig unverbrauchten und frei aufspielenden Stallone. Sein Spiel wirkt so natürlich, dass ich mir niemals die Frage stellte, wieweit er sich für die Rolle des einfachen aber anständigen Rocky hat verbiegen müssen. Das gilt auch für Burgess Meredith als dessen Ersatz-Vaterfigur Micky. Darüberhinaus reizt mich an guten Boxer-Filmen wie „Rocky“ oder „Raging Bull“ allerdings mehr der Hintergrund der Sportler. Die Boxerei selbst ist meist eintönig.

YP: Wie konnte ich nicht an „Raging Bull“ als einen der besten Filme in diesem Boxer-Genre denken?

Das ist auch der Aspekt am ersten „Rocky“, der mir besonders gefiel: das Greifen nach den Sternen, die Vehemenz des Trainings, Stallones bodenständiges Spiel. Der Plot darin ist auch sehr linear und unspektakulär. „Rocky“ kam 1976 ins Kino und doch sind so viele Filme davon inspiriert.

PD: Scorseses Film ist auch jener, mit den besten Boxszenen. Der funktioniert auf allen Ebenen.

Bei der erneuten Ansicht von „Rocky“ musste ich auch immer wieder an John Travolta in „Saturday Night Fever“ denken. Beide Filme handeln von Männern aus dem italo-amerikanischen Arbeitermilieu, die auf ihren Spezialgebieten (Boxen hier, Tanzen da) nach ein wenig Ruhm und Glanz suchen. „Rocky“ ist dabei optimistischer und lässt seinen Charakteren mehr Hoffnung, was sich allein schon am sehr knapp ausgehenden Kampf zwischen Rocky und Apollo Creed zeigt, aber auch an der Liebesbeziehung mit Adrian (Talia Shire).

YP: Dein Vergleich ist nicht nur treffend, sondern auch witzig. Vor allem, weil Rocky Balboa in einer Szene auf Adriens Frage, warum er denn boxt, sagt, dass er weder Singen noch Tanzen könne. Also bleibt ihm nur das Boxen als einzige Möglichkeit, aus dem Milieu zu entkommen. Als Tänzer – metaphorisch  – im Boxring. Und dann verfolgt er den amerikanischen Traum mit Hingabe und Leidenschaft. Mit hoffnungsfrohem Ausgang.

PD: Wobei er im Film ja anmerkt, dass er immer schon eine furchtbare Beinarbeit gehabt hätte. Der große Tänzer á la Muhammad Ali ist er auch im Boxring nicht.

„Rocky“ ist im Vergleich auch besser gealtert, obwohl die Inszenierung von John G. Avildsen relativ bieder wirkt. Er verließ sich auf die Strahlkraft der universell einsetzbaren „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte, und zudem auf das Schauspiel. Im Rückblick, vor allem wenn man bedenkt wie Stallones Karriere verlief, erscheint es geradezu komisch, dass Roger Ebert ihn damals mit einem jungen Marlon Brando verglich.

„Saturday Night Fever“ hingegen, ist allein schon wegen des Fokus auf die Disco-Szene derart mit seiner Zeit verbunden, dass er eher wie ein Zeitkapsel wirkt.

YP: „Rocky“ ist – im Gegensatz zum Hauptdarsteller – würdig gealtert, aber bewahrt sich – im Gegensatz zum Hauptdarsteller – diesen Charme der Siebziger Jahre ziemlich gut. Diesen Film habe ich insgesamt drei Mal gesehen, Mitte der Neunziger, Mitte der Nullerjahre und kürzlich. Mir gefällt er heute besser als früher, da er mit den Jahren einfach auch an Bedeutung im Film-Kanon gewonnen hat. Stallones Karriere mit Brandos zu vergleichen ist vielleicht ein Treppenwitz, aber der Mann ist noch immer im Geschäft. Das ist beeindruckend.

Außerdem gehen Boxer-Filme scheinbar nicht aus der Mode. Ganz im Gegenteil, wie Pilze sprießen sie regelmäßig aus dem Hollywood-Boden. Wohl auch darauf zurückzuführen, dass Boxen eben eine populäre Sportart mit breiter Mainstream-Wirkung ist. Erst letztes Jahr erschien „Southpaw“ mit Jake Gyllenhaal. Egal, ob Russell Crowe, Denzel Washington oder Will Smith, jeder dieser Darsteller hat sich schon mal in so einem Film versucht. Nicht zu vergessen Clint Eastwoods „Million Dollar Baby“ mit Hilary Swank. Der wiederum steht durch die weibliche Besetzung fast einzigartig in diesem Genre da.

PD: Mir gefällt „Rocky“ im Vergleich zu früheren Sichtungen auch immer besser, was mich jedoch bislang dennoch nicht dazu führte, den Fortsetzungen von Teil 2 bis Teil 5 eine Chance zu geben. Einzig der äußerst nostalgisch verbrämte „Rocky Balboa“ hat mich dazu gebracht, auch den Originalfilm wieder einmal anzusehen. Es ist für mich nicht nur der Charme der damaligen Machart, sondern auch die Naivität und Authentizität der Darstellungen.

Sehr schön, dass du „Southpaw“ erwähnst, denn diese Box-Genre-Schablone ist ein perfektes Beispiel dafür, dass ein bereits erprobtes Handlungsmuster nicht automatisch zu einem tollen und einnehmenden Film führt. Gyllenhaal als abgestürzter Box-Weltmeister und Forest Whitaker als sein Trainer, können sich bemühen, aber die Inszenierung Antoine Fuquas ist die reinste Genre-Parodie.

YP: Genau so sehe ich das auch. Wenn ich an das Genre Boxerfilm denke, dann fallen mir doch einige Vertreter dieser Gattung ein, aber keine Handvoll Filme – und zu denen gehört nun mal „Rocky“ dazu – schaffen es, auch nicht so Box-Affine Menschen wie mich dafür zu begeistern.

Das Jahr 2015 im Rückblick

01 Freitag Jan 2016

Posted by filmimdialog in Special

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Archer, Avengers: Age of Ultron, Bande de filles, Birdman, Cemetery of Splendor, Das ewige Leben, Fargo, hunger games, Inherent Vice, it follows, Jane the Virgin, John Wick, Leviathan, MacBeth, Mad Max Fury Road, National Theatre Live, Selma, Star Wars: The Force Awakens, the babadook, The Martian, Timbuktu, Unbreakable Kimmy Schmidt, Unbroken, Whiplash, white god

Das Jahr ist zu Ende, und wir blicken auf unsere Highlights und Enttäuschungen der vergangenen zwölf Monate zurück. So wie auch schon 2013 und 2014.

PD: Für das vergangene Jahr fiel es mir überraschend schwer, eine Top Ten Liste zu erstellen.

YP: Ein paar Filme wie „Mad Max: Fury Road“, „White God“ und „Cemetery of Splendor“ fielen mir schnell ein. Ab dann musste ich überlegen. Dann fallen mir noch ein „Das Ewige Leben“ und „It Follows“.  Filme wie „Mockingjay Part 2“ und „Star Wars: The Force Awakens“ oder „Avengers: Age of Ultron“ haben mir im Kino sehr viel Spaß gemacht, doch leider reicht es nicht aus, um auf meine Bestenliste 2015 zu kommen.

PD: Diesen Eindruck hatte ich auch. Es gab Blockbuster-Ware, die mich überraschend gut unterhielt. Dazu zähle ich „The Martian“, „John Wick“ oder eben auch „Mad Max: Fury Road“. Auch der neue „Star Wars“-Film als auch der zweite Teil der „Avengers“ konnte mich gut unterhalten.

Wenn ich aber an eine Aufstellung der besten Filme des Jahres denke, dann fallen mir zunächst andere Werke ein. Zuallererst natürlich „Inherent Vice“ von Paul Thomas Anderson. Auch „Selma“ und „Macbeth“ schaffen es da in meine Jahresrückschau.

YP: „Inherent Vice“ hat mir auch gut gefallen, die anderen beiden habe ich leider nicht gesehen. Unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle auch nicht „Ich seh, Ich seh“, eine österreichische Produktion der Firma von Ulrich Seidl, die mich sehr beeindruckt hat, gerade durch ihre reduzierte Machart und dramaturgische Schlichtheit. Mit „Ich seh,Ich seh“ und „Das ewige Leben“ haben es sogar zwei heimische Filme auf meine Liste geschafft.

PD: „Inherent Vice“ ist definitiv mein Filmerlebnis des Jahres. Die perfekte Umsetzung eines Pynchon-Romans und zugleich doch auch ein glasklarer PTA-Film.

An „Ich seh, Ich seh“, den Horror-Erfolg von Veronika Franz und Severin Fiala, habe ich auch gedacht, aber da warte ich noch auf die zweite Sichtung, um meinen Eindruck davon zu verfestigen. Ein sehr erfreuliches Filmerlebnis war die neueste Arbeit von Peter Tscherkassky. Dessen „The Exquisite Corpus“ konnte ich bei der letzten Viennale auf der großen Leinwand genießen. Grundsätzlich habe ich aber viel zu wenige österreichische Produktionen betrachtet, obwohl es eine ganze Reihe an Arbeiten gab, die mein Interesse weckten.

YP: Bis auf „Mad Max: Fury Road“ – den ich ganze drei Mal – zwei Mal 3D und ein Mal 2D – gesehen habe, habe ich keinen Film heuer öfter gesehen.

Zu meinen Filmhighlights gehören die beiden auf der Viennale gezeigten und von uns besprochenen Ida Lupino Filme „Outrage“ und „The Bigamist“. Das sind zwar keine aktuellen Filme auf meiner Liste, dafür echte Klassiker. Mit Lupinos Werk möchte ich mich im kommenden Jahr ohnehin mehr auseinandersetzen. Der Eröffnungsfilm der Viennale -„Carol“ – den ich allerdings erst nach Filmstart gesehen habe, gehört auch auf meine Bestenliste. Die Vorlage von Patricia Highsmith „Salz und sein Preis“ habe ich 2010 gelesen. „Carol“ kommt zwar werkgetreu rüber, kann aber problemlos für sich stehen. Was für eine schöne Liebesgeschichte uns da gezeigt wurde.

PD: Mehrfach im Kino habe ich ja keinen einzigen Film gesehen, doch dafür freue ich mich schon auf die erneute Sichtung mancher Arbeiten. Darunter fällt eben auch Todd Haynes‘ „Carol“, der es geradezu mühelos schafft, die 1950er zum Leben zu erwecken und dennoch aktuell und modern zu wirken. Etwas, was sich ja ohnehin durch das Werk von Haynes zieht. Zudem nimmt er die Romanvorlage zwar ernst, aber nimmt sich die eine oder andere gut gewählte Freiheit heraus. Auch bin ich darauf gespannt, ob „Selma“ von Ava DuVernay den intensiven und starken Eindruck der Erstsichtung bestätigen kann, sobald ich die DVD in Händen halte.

Neben den Filmen von Ida Lupino, haben mich im vergangenen Jahr vor allem die National Theatre Live-Übertragungen beeindruckt. Am stärksten im Gedächtnis blieb mir dabei Mark Strong in „A View from the Bridge“.

YP: „A View from the Bridge“ war doch ein sehr gut inszeniertes Stück mit großartiger Besetzung. Weniger beeindruckt – vielleicht auch weil die Erwartungshaltung so groß war – haben mich „Hamlet“ mit Benedict Cumberbatch und „Man and Superman“ mit Ralph Fiennes.

Zwei Filmstarts aus diesem Jahr möchte ich noch herausheben. Einerseits „Pride“ und andererseits „A Girl Walks Home Alone at Night“. „Pride“ ist diese fantastische Komödie aus Großbritannien, die mich sehr amüsiert hat im Kino, wie es selten ein Film dieses Jahr geschafft hat. Und Ana Lily Amirpours „A Girl Walks Home Alone at Night“ u.a. einer der wenigen Filmen  – mit Ausnahme von Ida Lupinos Filmen und Veronika Franzs Co-Regie „Ich seh, Ich seh“ – einer Regisseurin, der es auf meine Bestenliste schafft. Im Vergleich zu 2014, wo sich immerhin Filme wie „Stories We Tell“, „Bande de filles – Girlhood“, „Belle“ und „Night Moves“ wiederfanden.

PD: Bei „Hamlet“ war die Erwartungshaltung wirklich riesig, aber ich fand das Stück dennoch beeindruckend inszeniert. Enttäuscht war ich von „Coriolanus“. Da musste ich gegen den Schlaf ankämpfen.

Filme von Regisseurinnen habe ich leider auch wenige im Kino gesehen. „Bande de filles“ von Céline Sciamma habe ich zu Hause nachgeholt und bei der Gelegenheit auch gleich ihr vorangegangenes Werk „Tomboy“. Viele Filme konnten mich auch nicht vollständig überzeugen, wie „The Babadook“ von Jennifer Kent oder „Unbroken“ von Angelina Jolie. Dafür gab es sehr viele starke Frauenfiguren zu bewundern. Angefangen von „Carol“ über Ava in „Ex Machina“ bis hin zu Charlize Theron als Furiosa.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber auch „Timbuktu“ von Abderrahmane Sissako. So wie auch Justin Kurtzels „Macbeth“ oder Andersons „Inherent Vice“, blieben mir hierbei ganz viele Bilder im Kopf hängen.

YP: Unerwähnt möchte ich „Leviathan“ von Andrei Swjaginzew (von dem auch das grandiose „Jelena“ aus 2011 ist) nicht lassen. Diesen Film habe ich auf der Viennale 2014 gesehen und regulär kam der erst 2015 ins Kino. Keine leichte Kost, mit Bildern, die nicht aus dem Kopf gehen. In beiden rüttelt er am Fundament der russischen Gesellschaft, man könnte fast sagen klassenübergreifend.

Bei mir kamen dieses Jahr auch einige Serien – die meisten dank Netflix – nicht zu kurz. Allen voran „Unbreakable Kimmy Schmidt“ und „Master of None“, wobei die beiden Serien unterschiedlicher nicht sein könnten, aber meine Comedy-Bedürfnisse bedienen. Jenseits der  Komödie haben es mir „Bloodlines“ und „Fargo“ angetan. Und erst kürzlich habe ich „Jane the Virgin“ entdeckt, eine Dramedy und zugleich Telenovela-Spoof.

PD: Netflix war überhaupt ein sehr prägendes Element was meine Konsumgewohnheiten angeht. Werke wie „Beasts of No Nation“ oder „Aloha“ sind ja rein durch den Streamingdienst bei uns gelandet und im ersteren Fall bin ich sehr dankbar, dass ich dies sehen konnte.

Zudem ist natürlich die Bandbreite an Serien erweitert worden, wobei mir in Sachen Comedy auch „Unbreakable Kimmy Schmidt“ sehr gut gefiel. Das Highlight blieb aber die neuste Staffel der Agentencomedy „Archer“. Bei „Fargo“ habe ich erst mit der 2. Staffel begonnen, aber das sieht schon wieder sehr gut aus. „Bloodline“ werde ich in Staffel 2 wohl keine weitere Chance geben, denn ohne Ben Mendelsohn hat die Serie keinen Reiz für mich. Das hat insgesamt auch dazu geführt, dass ich im vergangenen Jahr seltener im Kino war, denn in den Jahren zuvor. Bei manchen Filmen musste ich mich geradezu dazu zwingen, obwohl ich da auch auf die DVD oder den Vertrieb per Netflix gut hätte warten können. Wenn ich mir die Filmstarts für 2016 ansehe, dann pocht mein Herz nun auch nicht gerade vor Aufregung.

YP: Gerade jetzt,  kurz bevor die Award Season beginnt, erwarte ich mir dann noch den einen oder anderen Film, der mir gefallen wird. Was das reguläre Kinoprogramm betrifft, freue ich mich auf die neuen Filme von Tarantino („The Hateful Eight“) und Iñárritu („The Revenant“). Gespannt bin ich auch auf Gaspar Noés „Love“. Oder aber auch auf „Suffragette“. Auch, wenn die Kritiken bei „Legend“ vernichtend waren, aber ein Tom Hardy in einer Doppelrolle ist mir das Kinoticket wert.

PD: Das erinnert mich daran, dass ja auch „Birdman“ und „Whiplash“ hierzulande erst 2015 ins Kino kamen. Beides Filme die es bei mir in den Kreis der „erinnerungswürdigen Filme des Jahres“ schafften. Rund um den Jahreswechsel/Jahresbeginn herum trudeln die Preisverdächtigen Werke auf uns geradezu nieder. Das scheint aber ein immer kürzerer Zeitraum zu werden. Kaum ist der Jänner vorbei, sucht man beinahe Händeringend um interessante Filme.

Neben den von dir genannten Filmen bin ich auch schon auf „Hail, Caesar!“ von den Coen-Brüdern und den dritten Teil des „Star Trek“-Reboots gespannt.

Spannend an einem neuen (Film-)Jahr ist dann aber doch, welche unerwarteten Entdeckungen man macht, über die man auch noch Monate später gerne spricht und diskutiert. Mal sehen was 2016 da zu bieten haben wird.

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