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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Mai 2016

The Witch

27 Freitag Mai 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 4 Kommentare

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it follows, Robert Eggers, the babadook, The Witch

Wir behaupten mal, dass jede und jeder Filmbegeisterte und Horrorfilm-Fan vom Buzz um „The Witch“ bis dato keinen Bogen machen konnte, so sehr war der Film präsent und wurde er in den sozialen Medien gehyped. Den Hype darum lassen wir an dieser Stelle natürlich nicht ungeachtet – zählen wir doch zu beiden Spezies. Also besprechen wir „The Witch“:

PD: Das Regiedebüt von Robert Eggers wurde in den sozialen Medien mit Nachdruck beworben. Dabei hat aber kaum jemand erwähnt, dass der wirklich wichtige Teil des Filmtitels sich im Zusatz „A New-England Folktale“ verbirgt. Darin verbirgt sich die wahre Natur von „The Witch“.

YP: Mir hat der Film sehr gut gefallen, weil er immer vorgibt, nach den Genre-Regeln zu spielen, um dann alles auf den Kopf zu stellen. Es gibt keine konservativen Spannungskurven und die Atmosphäre ist stets beängstigend. Das waren auch die kurzweiligsten 90 Minuten meines Tages und bis dato war mein Tag sehr lang (ich war schon 13 Stunden auf den Beinen bis ich ins Kino kam). Atemberaubend wie „It Follows“ oder „The Babadook“ – die für mich zu den Genre-Perlen gehören – ist er nicht, aber wirkt unglaublich lange nach.

PD: Dem kann ich nicht ganz beipflichten. Weder was das überschwängliche Lob für „It Follows“ angeht, noch die Kurzweil bei „The Witch“. Mir gefiel „The Witch“ eine Spur besser denn „The Babadook“, und beide Filme sind auch sehr stimmige Genre-Werke, doch bei „The Witch“ spürte ich zuweilen die langsam vergehende Filmdauer schon. Denn Eggers ist mehr am Aufbau einer Atmosphäre und der Ausstattung und weniger an einer konservativ vorangetriebenen Handlung interessiert. Deshalb ist für mich der Zusatztitel „A New England Folktale“ so wichtig. Als Sage und somit auch als Stimmungsbild und Metapher, ist das ein sehr schön gemachtes Werk und funktioniert auch als Paranoia-Studie. Packender Genre-Grusel enthüllte sich allerdings nicht.

YP: Genre-Grusel findet sich in der Tat nicht im Film, aber wenn du dich mit den zwei bestimmten Ebenen des Erzählten befasst, kommt dir schon ein Schauer über den Rücken.  Einerseits haben wir hier die religiöse Komponente, vor allem die der Gottesfürchtigkeit und der Erbsünde. Die streng gläubige und von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossene Familie, die – abgeschottet und unter sich – am Waldrand ein neues Zuhause findet. Andererseits und dem gegenüber steht dann die paranormale Ebene (im Film eine teuflische), die dann das Alltags- und Familienleben durcheinander bringt. Es gibt keine Schockmomente und es gibt keine jump cuts, nichtsdestotrotz löst sich am Ende die Story so auf, dass es mit dem Verständnis und den Erwartungen des Publikums spielt. Eigentlich brauche ich den Zusatz „Folktale“ nicht, um den Film auf mich wirken zu lassen, das sind genug Märchen- und Sagen-Verweise und Zitate drinnen.

PD: Für mich war dieser Zusatz schon sehr wichtig, da die „Hänsel und Gretel“-Ebene – die eher durch den Titel „The Witch“ transportiert wird – von Eggers ausgiebig bearbeitet wird. In dem Moment in dem Thomasin (Anya Taylor-Joy) ihren kleinen Bruder „verliert“, ist dem Publikum bereits klar, dass man es hier mit einer übernatürlichen Ebene zu tun hat. Insofern sind die ganzen Anspielungen, wer denn die Ursache dieser teuflischen Entwicklungen trägt, ein klein wenig zu lustvoll ausgespielt. Ist es nun der von den Kindern besungene schwarze Ziegenbock oder doch Thomasin, die ein befruchtetes Ei am Boden zerschellen lässt? Dabei zeigt Eggers bereits die Opferung des Säuglings durch eine Hexe und nimmt damit die Spannung ein wenig aus der Erzählung heraus.

Gleichzeitig jedoch belässt er die Hintergründe für die Verbannung der Gottesfürchtigen Familie im Dunkeln. Patriarch William (Ralph Ineson) reißt scheinbar in seinem Fanatismus seine Familie mit sich, und ist somit selbst auch ein Urheber der Tragödie im Wald. Auch wenn die Familie schließlich Thomasin beschuldigt.

YP: In der Szene nimmt er ganz und gar nicht die Spannung raus, er zeigt eben schon zu Beginn, was für ein Film das wird und wir – das Publikum – müssen das rationale Denken vor der Saaltür lassen, damit wir uns gänzlich auf die Geschichte einlassen. Dann spielt Eggers – der auch das Drehbuch geschrieben hat – mit unserer Auffassung. Wir fragen uns doch ständig, was und warum das jetzt passiert, ohne eine plausible Erklärung dafür zu erhalten. So wie als Kinder mit Märchen – nur im Umkehrschluss. Märchen habe ich als Kind geliebt – in diesen Geschichten war alles möglich. Das ist ein Zugang, den der Film in Erwägung zieht und auf sein Publikum projizieren möchte.

PD: Die Spannung, welchen Ursprungs die Unglücksfälle und tragischen Vorkommnisse, die der Familie zugestoßen sind, mag aber dennoch nicht aufkommen. Es stimmt schon, dass „The Witch“ eine Projektionsfläche für die Fantasie des Publikums bietet, und Interpretationsspielraum liefert. Darin funktioniert die Geschichte auch sehr gut. Es bleibt genügend Spielraum für die Fantasie des Zusehers.

Dennoch hatte ich auch stets das Gefühl, dass ich eine lohnendere Filmerfahrung gehabt hätte, wenn ich ein wenig mehr Hintergrundwissen besessen hätte. Am Ende des Films wird schließlich vermerkt, dass sich Eggers auf Gerichtsprotokolle und Akten während der Hexen-Hysterie zur Zeit der Hexenprozesse von Salem bezog. Diese Information nach Ende des Films, brachte wieder die Ebene des religiösen Fanatismus mit ins Spiel. Vor allem Thomasins Schicksal auf der Lichtung im Wald, bekommt dadurch mehrdeutige Interpretationsspielräume. Eggers öffnet sowohl die Möglichkeit der realen Existenz von Hexen, andererseits könnte sich auch alles rein im Kopf der traumatisierten Thomasin abspielen, die von ihrer fanatischen Familie in eine Täterrolle gedrängt wurde, gegen die sie sich aufgrund vorherrschender Vorurteile kaum wehren konnte. Erst mit dem Abspann begann sich eine Faszination für das Geschehen zu entfalten.

YP: Meine Kinobegleitung hatte sich gewünscht, dass der Film dann endet, wo sie ihren Kopf an den Tisch lehnt. Für mich war aber genau der Schluss interessant, im wahrsten Sinne des Wortes dieser Pakt mit der Teufel. Da nimmt sich der Film auch eine Freiheit heraus, die wir so selten zu sehen bekommen. Eigentlich verlangt uns dieser subtiler Horror weitaus mehr ab, als wir es gewohnt sind. Das zeichnet ihn auch aus. Eigentlich ein beeindruckendes Debüt.

Lawrence of Arabia

20 Freitag Mai 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

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Anthony Quinn, Bridge on the River Kwai, Brief Encounters, David Lean, Doctor Shivago, Exodus: Gods and Kings, Lawrence of Arabia, Omar Sharif, Peter O'Toole

Der Kultfilm und Monumentalschinken von David Lean begeisterte ein großes Publikum und inspiriert viele Generationen von Filmemachern bis heute. Die Neufassung ist mit 227 Minuten ganze 9 Minuten länger als die Erstfassung und verlangt dem Publikum eine Menge Sitzfleisch ab. Doch man wird belohnt mit imposanten Bildern und einem unvergleichlichen Score.

YP: Ich bereue es, den Film nicht auf großer Leinwand gesehen zu haben – vor allem, da er erst kürzlich im Gartenbau in der Neufassung lief -, aber ich sehe mich leider nicht vier Stunden in einem Kinosessel sitzen. Zu Hause kann ich das viel dynamischer in Angriff nehmen. Aber es ist schon ein Verbrechen am Film, den nicht im Kino zu sehen. Der hat kaum etwas von seiner Kinomagie eingebüßt obwohl er mittlerweile 54 Jahre alt ist.

PD: Die so genannten „Schinken“-Filmreihe des Gartenbaukinos ist ideal, um sich derartige Monumentalwerke im ansprechenden Rahmen anzusehen. Leider fehlt mir dann auch oft die Motivation, noch dazu an einem Sonntag. Da siegt die Lethargie und man ärgert sich dann, wenn man zu Hause den Film auf dem TV-Schirm sieht. Denselben Groll gegen meinen inneren Schweinehund hege ich auch in Sachen „2001: A Space Odyssey“. Ein ebenso imposanter Film, der das 70mm-Format ausnutzte.

YP: „2001“ habe ich im Kino gesehen, da kann ich mich nicht beschweren. Und bei „Lawrence of Arabia“ fehlte mir die Überwindung. Ich mag Filme, in denen man bereits in den ersten fünf Minuten und anhand der Einstellungen sieht, dass das ein Film für die große Leinwand ist. Eine der bekanntesten und auch beeindruckendsten Szenen ist die, wo Omar Sharifs Figur Sherif Ali in das Filmgeschehen eingeführt wird. Minutenlang reitet er aus der Ferne gezeigt in der Totalen quasi Richtung Publikum, das hinterlässt natürlich Eindruck.

PD: Vor allem die erste Hälfte ist voll mit eindrucksvollen Szenen, geprägt von den grandiosen Kameraaufnahmen von Freddie Young und dem Schnitt von Anne V. Coates. Der Schnitt von Lawrence, wie er ein Streichholz ausbläst hin zum Sonnenaufgang, gehört zu den schönst geschnittenen Sequenzen, die man auf der großen Leinwand sehen kann. Zudem atmet „Lawrence of Arabia“ schon von der Ouvertüre weg den Geist der alten Hollywood-Epen. Filme wie „Gone with the Wind“ oder die Cecil B. DeMille-Filme erscheinen da gleichweitig vor meinem geistigen Auge.

Doch obwohl Lean gerade für diese schwelgerischen Monumentalfilme („Bridge on the River Kwai“, „Lawrence of Arabia“, „Doctor Shivago“) berühmt ist, war bislang das geradezu zurückhaltende „Brief Encounters“ mein sentimentaler Favorit. Erst diese Neu-Sichtung nach vielen Jahren, hat mich wieder von Peter O’Toole und seinem Feldzug überzeugt.

YP: Lean bringe ich aber hauptsächlich mit „Lawrence“ in Verbindung, wobei „Shivago“ und „River Kwai“ aus seinem Werk natürlich auch sehr herausstechen. Abgesehen vom filmischen Ergebnis – dieser Film hat nun mehrere Jahrzehnte überdauert, gehört zu den Filmklassikern schlechthin und kann als Vorbote und Vertreter des frühen opulenten Blockbusterfilms bezeichnet werden – beeindruckt mich die Logistik sehr. Vor allem die Wüstenaufnahmen sind unvergleichlich. Es wurde an Originalschauplätzen u.a. in Jordanien gedreht, die unaufdringliche Echtheit der Aufnahmen gepaart mit der bitteren Kargheit der Wüste ist in jeder Szene zu spüren.

PD: Man vergleiche nur die von dir angesprochene Echtheit, mit Aufnahmen aus „Exodus: Gods and Kings“ oder dem Trailer zum „Ben-Hur“-Remake. Man spürt regelrecht die Computereffekte auf den Zuseher niederprasseln. Bei Lean hingegen, fühlt man sich in die Szenerie hinein versetzt und nimmt an ihr teil.

Interessant fand ich dabei vor allem den Umgang mit den Gewaltszenen. Es gibt so gut wie keine Tötungen in Nahaufnahme. Der Angriff auf den Zug erfolgt aus der Ferne und je näher sie kommen, desto mehr achtet Lean darauf, Exekutionen und Gewalt aus dem Kamerablickfeld zu halten. Erst wenn Lawrence geradezu im Blutrausch versinkt, und seine moralischen Grundsätze aufgibt, erlaubt Lean uns mit ihm in diese gewalttätige Welt einzutauchen. Dann sieht man auch Lawrence wehrlose türkische Soldaten mit Kopfschuss hinrichten. Er dämonisiert seinen Protagonisten nicht, aber er beschönigt auch nicht, wie der Krieg ihn veränderte.

YP: Ich finde es gut, dass du das ansprichst, leider ist Gewaltverherrlichung nicht nur zur Ausdrucksform des gegenwärtigen Kinos geworden, die Toleranzgrenze wird dabei immer mehr überschritten, sogar nach oben gedehnt. Auch ein Quentin Tarantino, der Gewaltszenen reflexiver einsetzt, bedient sich dieser Dramaturgie und des Blutrausches allzu gerne, um das Publikum anzusprechen, nicht nur Szenenimmanent.

Wie du treffend beobachtet hast, wird das von Lean nicht ausgeschlachtet, er bringt eine gewisse Distanz zwischen dem Gezeigten und dem Publikum. Das Drehbuch betreffend gefällt mir die pure Geradlinigkeit – die ich auch synonym zur Wüstenlandschaft sehe. Weil das ein bildgewaltiges Epos ist, spielt die gesamte Seherfahrung eine große Rolle. Der Film kommt auch mit einigen Text- und Wortlosen Passagen aus, ohne an Substanz einzubüßen. Das ist auch einer der Gründe, warum der Film nach so vielen Jahrzehnten noch immer tadellos funktioniert.

PD: Das sind Momente wie aus einem großen Roman, wobei natürlich auch die dazu passende Musik von Maurice Jarre ihren Teil dazu beiträgt. Rückblickend ist es aber auch einfach beeindruckend sich die Performance von Peter O’Toole anzusehen. Man kann heute wohl nur schwer erahnen, wie dieser junge und damals so gut wie unbekannte Brite mit dieser Rolle die Filmwelt eroberte.

Lean ließ es sich natürlich nicht nehmen, O’Tooles blonde Haare und blitzblauen Augen in ebenso blitzblanke Bilder zu tauchen.

YP: Peter O’Toole ist manchmal so weiß, dass er direkt blendet. Und dann bekommt er von Sherif Ali dann auch noch dieses weiße Gewand, welches er statt seiner Soldatenuniform trägt. Die Herkunft seiner Figur spielt im Film eine große Rolle, er wird immer als „Engländer“ bezeichnet. Beruht das Drehbuch auf dem autobiografischen Kriegsbericht „Seven Pillars of Wisdom“ von T. E. Lawerence. Darüber hinaus fiel mir das Casting aber positiv auf. Viele der Darsteller, vor allem die, die türkische oder arabische Figuren spielen, haben einige u.a. eine dunklere Hautfarbe. Heute wird das dermaßen unverschämt ignoriert. Vergleichen wir das mit dem oben von dir erwähnten „Exodus“ von Ridley Scott, fällt nachträglich auf, wie viel Whitewashing uns das gegenwärtige Kino vorsetzt.

PD: Das stimmt natürlich, aber gerade „Larence of Arabia“ beweist, dass ein qualitativ guter Film gar nicht erst in die Whitewashing-Diskussion gerät. Ich konnte nirgendwo ein böses Wort darüber finden, dass der Brite Alec Guinness den syrischen Prinzen Faisal spielt, oder Anthony Quinn (ein US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln) den arabischen Stammesführer Auda ibu Tayi. Das zeigt mir einerseits, wie sehr die gesellschaftliche Sensibilisierung dieser Tage dafür größer geworden ist, aber auch, dass ein schwächerer Film sich sehr wohl dieser Debatte zu stellen hat.

Gerade David Lean wurde für seinen finalen Film, die E.M. Forster-Adaption „A Passage to India“, dafür kritisiert, dass der indische Gelehrte vom Briten Guinness dargeboten wurde.

Lieblingskinos

13 Freitag Mai 2016

Posted by filmimdialog in Special

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Apollo, Artis, Bellaria, Breitenseer Lichtspiele, Burg Kino, English Cinema Haydn, Filmcasino, Gartenbaukino, Gloriette, Kepler Kino, Metro Kino, Stadtkino, Village Cinema, Votivkino

Wer über Filme bloggt bzw. schreibt, verbringt daher oft viel Zeit im Kino. Da uns das einen eigenen Dialog wert ist, sprechen wir an dieser Stelle über unsere Lieblingskinos in Wien und auch anderswo. Die Reise führt dabei vom Charme der kleinen Stadtkinos bis hin zu den Vor- und Nachteilen der überdimensionalen Multiplexe.

YP: Ich bevorzuge Kinohäuser, die Originalversionen zeigen und nicht allzu weit weg liegen. Im Blockbuster-Bereich sind das einerseits das Haydn Kino und das Artis.

PD: Mich prägt bis heute das alte aber mittlerweile nicht mehr bestehende Stadtkino aus meiner Heimatstadt Judenburg. Das war ein luxuriös ausgestatteter Saal mit, damals in meinen Augen, riesigen Leinwand. Auf dem Balkon sitzend „Jurassic Park“ zu sehen, hat nicht nur meine Film- sondern auch meine Kinogewohnheiten gehörig beeinflusst. Die Originalversion ist mir deshalb weniger wichtig, denn ein glamourös wirkendes Ambiente. Das Gartenbaukino erfüllt in dieser Hinsicht in Wien meine persönlichen Voraussetzungen.

YP: Wenn wir so weit in die Vergangenheit zurückgehen, dann möchte ich das Mozart Kino im niederösterreichischen Amstetten erwähnen. So weit ich weiß, ist das heute nur eine Bühne, aber als ich damals – um die Jahrtausendwende – noch in der Gegend wohnte, war es das einzige Kino in der Umgebung, welches ich problemlos erreichen konnte und welches nicht zu weit weg war. Beeindruckend war das nicht, es war viel zu klein und viel zu eng. Aber es war da und ich ging gerne ins Kino.

Das Ambiente spielt natürlich eine große Rolle, wobei mir schlichte Säle mit bequemen Sitzen wichtiger sind, aber Grundvoraussetzung dafür ist eben die Originalversion. Das Gartenbaukino ist ein Traumkino: wunderschön, keine 10 Minuten mit der U-Bahn entfernt und meistens ein spannendes Programm.

PD: Die Erreichbarkeit eines Kinos gehört auch zu den wichtigen Punkten, die ich berücksichtige. Wenn ein Kino in wenigen Minuten zu Fuß oder mit der U-Bahn zu erreichen ist, dann braucht dort nur noch ein halbwegs interessantes Programm zu laufen, und ich bin mit Sicherheit dann und wann dort anzutreffen.

Der Charme alter Stadtkinos ist auch nicht zu unterschätzen. Das Metro Kino ist nach langer Umbauphase zu einem Schmuckstück geworden. Das ist ein Kino, welches auch noch diesen Charme vergangener Kinozeiten atmet. Ebenso das Breitenseer Lichtspiele.

YP: Zu den Breitenseer Lichtspielen habe ich natürlich eine besondere Beziehung, da ich – wenn der Vorführer einmal nicht kann – gelegentlich vorführe und dort auch den Umgang mit dem 35-mm Projektor gelernt habe. Für mich ist das überhaupt so etwas wie ein Wohnzimmer geworden, ein starker Kontrast zu meinem Büroalltag. Das Breitenseer hat einen urigen Charakter, da es fast noch immer so aussieht wie noch vor 40 Jahren. Man fühlt sich dann wie auf Zeitreise und in eine andere Zeit zurückversetzt. Auch so ein Kino mit unglaublichen Charme ist das Bellaria hinter dem Volkstheater. Das hat auch kein bisschen an Charme eingebüßt, höchstens noch hinzugewonnen.

PD: Ich habe im Judenburger Stadtkino eine Zeitlang als Vorführer gearbeitet, wodurch wohl auch eine Vorliebe zum Zelluloid herrührt, was mich in weiterer Folge zu den Arbeiten von Peter Tscherkassky brachte. Im Votivkino war es eine große Freude, hinter die Kulissen blicken zu können, und zu sehen, wie dort mit den Filmrollen gearbeitet wurde.

Im Bellaria war ich bislang leider noch nicht, jedoch mag ich das Stadtkino Wien und sehr sympathisch fand ich auch das Filmhauskino am Spittelberg. Das sind alles Filmhäuser, die noch dazu davon leben, dass man sich nach der Vorstellung plötzlich wieder im Alltagstrubel der Stadt wieder findet. Etwas, dass in den großen Multiplex-Kinos leider fehlt.

YP: Die letzten beiden von dir erwähnten Kinos sind Kinos, die ich auch sehr gerne  besucht habe und nach wie vor auch noch besuche, leider nicht mehr allzu oft, da ich nicht mehr in der Nähe wohne. Bei mir in der Nähe ist jetzt das Filmcasino, was ich auch sehr gerne besuche, wo mich das Programm auch meistens anspricht. Das hat ein wunderbares Ambiente und eine große Leinwand. Nicht zu vergessen auch das Burg Kino, einerseits Programmkino, andererseits werden immer wieder Mainstream-Filme gezeigt.

PD: Um Mainstream-Filme zu sehen, gehe ich dann aber eben auch gerne in Multiplex-Kinos. Die Möglichkeit an einem Ort auf großer Leinwand Filme wie „Star Wars“ zu sehen, gibt es dann meist doch nur in solchen Lichtspielstätten. Wobei mir auch hier jene am besten gefallen, die noch ein wenig Stadtkino-Charme verbreiten, wie das Apollo Kino oder das Village Cinema. Das von mir einst oft frequentierte Auge Gottes Kino existiert leider nicht mehr. Eines von vielen, welches dem Boom der Spielstätten von großen Ketten zum Opfer fiel.

YP: Und das passiert den Kinos jetzt kontinuierlich. Jedes Jahr sperrt wieder ein Kino in Wien zu. Das Stadtkino am Schwarzenbergplatz (welches fusioniert hat mit dem Künstlerhaus) gibt es nicht mehr, das Kepler Kino (2012) hat zugesperrt und dann das Gloriette (2012). Die kleinen Kinos kämpfen jährlich ums Überleben. Einerseits liegt es an der zu teueren Digitalisierung, andererseits haben vor allem diese kleinen Kinos ein Nischenpublikum bedient und diese leiden an den rückläufigen Publikumszahlen besonders. Bestes Beispiel ist dafür auch das Breitenseer. Die Besitzerin ist zuversichtlich, dass sie bis Dezember spielt. Alles darüber hinaus ist sehr ungewiss. Bei uns fragen die Leute auch immer, ob wir 35-mm spielen, aber wenn wir es nicht machen, ist es ihnen auch egal. Sie kommen oder sie kommen nicht.

PD: Das Kinosterben ist natürlich ein wunder Punkt, und so sehr ich den Komfort großer Kinos auch immer wieder in Anspruch nehme, so sehr schmerzt es dann, wenn in kleineren Kinos die Besucher fehlen. Das beschränkt sich ja nicht nur auf die Großstädte, sondern auch auf den ländlichen Raum, wo das einzige Kino in mehreren Kilometern Umkreis, ein Multiplex ist, welches zwar jeden gewünschten Blockbuster, aber so gut wie keine Arthouse-Filme mehr liefert.

Die einzige Lösung, die mir hierfür einfällt, ist im Freundes- und Bekanntenkreis auch immer wieder auf alternative Möglichkeiten des Kinobesuchs hinzuweisen. Seine Lieblingskinos auch offensiv zu bewerben.

Captain America: Civil War

06 Freitag Mai 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Age of Ultron, Batman v Superman: Dawn of Justice, Black Panther, Black Widow, Captain America, Hulk, Iron Man, Spider-Man, The Avengers, Thor

Marvel beherrscht weiterhin das Film-Universum. Der dritte Teil der Abenteuer von Captain America wartet diesmal mit einer ganzen Reihe an populären Marvel-Helden auf. Wir stellen uns deshalb die Frage: Ist das noch „Captain America“ oder doch schon „Avengers: Civil War“?

PD: Bei Captain America (Chris Evans) bin ich gespalten. Mir gefiel im ersten Film der B-Movie- und Retro-Charme, aber der Charakter selbst konnte ohne nötige Reibungsflächen nur selten glänzen. Wohl deshalb war er in den beiden „Avengers“-Filmen ein so positiver Eindruck. Etwas, was auch bei „Civil War“ zum Tragen kommt. Die Konfrontation der er ausgesetzt ist.

YP: Ganz anders bei mir. Da bin ich schon seit dem ersten Teil sofort auf den Zug aufgesprungen und tatsächlich gehört der von Chris Evans gespielte Captain America zu meinen Lieblings-Marvel-Figuren (neben dem von Tom Hiddleston gemimten Loki). Der Captain glänzt nicht nur als Supersoldat, auch als Stratege der Avengers und wie man auch hier in „Civil War“ sehen konnte hat er seinen eigenen Kopf. Auch bei den ausgiebigen Wortgefechten (oder Schwanzlängenvergleichen) mit Tony Stark (Robert Downey Jr.) braucht er sich nicht verstecken. Für jemanden, der ein halbes Jahrhundert verschlafen hat, wirkt er kein bisschen antiquiert. Zwar fehlte mir in diesem Teil der Wortwitz der Dialoge von Joss Whedon, allerdings konnte ich den Countdown durchaus genießen.

PD: Evans holte bereits in den ersten beiden Teilen, und auch in den Avengers-Filmen, sehr viel aus dem beinahe zu noblen und guten Charakter heraus. Doch auf sich allein gestellt, funktioniert für mich der Charakter nur bedingt. Es braucht eben einen Gegenentwurf, wie den egomanisch anmutenden Tony Stark, der dem Captain am liebsten die perfekten Zähne einschlagen würde. Deshalb steht „Civil War“ über den ersten beiden Teilen und ich sehe ihn auch eher als Weiterführung der beiden „Avengers“-Filme von Whedon. Der Humor kommt zwar nicht zu kurz, aber es stimmt, der Wortwitz fehlt. Das kann ein Downey Jr. ausgleichen, aber Paul Rudd hat in seinem Kurzauftritt etwa nur wenig Zeit, um das Geschehen aufzulockern.

YP: Wobei der Film immer wieder Gefahr läuft, ein „Iron Man“ zu werden, dann verlagert sich das Hauptaugenmerk auf den Captain und wir wissen, dass wir wieder beim First Avenger sind. So gesehen hast du vielleicht ein wenig recht, aber mir gefällt der Captain gerade deswegen so gut. Er liefert die nötige Motivation für die Story, allerdings tritt er nie allzu prominent auf. Als Fortführung der Avengers ist dieser Spin-Off schon zu sehen. Ich habe mir oft gedacht: wo bleibt Bruce Banner. Rate mal, wer mir nicht gefehlt hat: Thor! Vielleicht muss ich mir noch mehr den Kopf zerbrechen, aber das Ergebnis wirkte doch stimmig auf mich.

PD: „Civil War“ hat dieselben positiven wie negativen Aspekte, wie die „Avengers“-Filme. Es mag sich im Grunde um einen Film rund um Captain America handeln, aber das glaubt man keine Sekunde lang. Das ist eine inoffizielle Fortsetzung zu „Age of Ultron“. Darin liegt aber auch ein Problem, wie schon im ganzen Marvel Universe. Ohne das Vorwissen aller Filme, werden einige Teile des Filmes an einem nicht umfassend informierten Publikum vorüber ziehen. Wer „Ant-Man“ nicht gesehen hat, wird mit dem Auftritt von Paul Rudd und dessen kurzem Dialog mit Falcon (Anthony Mackie) gar nichts anfangen können.

Ebenso die Anspielungen auf das Schicksal von Hulk (den ich wegen seiner Beziehung zu Natasha vermisste) und Thor lassen einen Nicht-Kenner, der eventuell nur die beiden „Captain America“-Filme gesehen hat, ratlos zurück.

YP: Da Natasha Romanoff im „Winter Soldier“ auch prominent besetzt war, ließ man uns wegen ihrer zarten Anbandelung mit Banner aus „Avengers 2“ hier in der Luft hängen. Überhaupt ist man mit den weiblichen Rollen Romanoff (Scarlett Johansson) und Wanda (Elizabeth Olsen) sehr sparsam umgegangen. Und gerade bei Wanda gab es ja genug Potential (der Verlust ihres Bruders nach Sokovia , die Vorfälle in Lagos und ihre love story mit Vision). Dafür konnten wir uns wieder einmal Tony Starks „daddy issues“ geben, das erinnerte mich an „Batman v Superman“ und Bruce Waynes Traumata des „armen reichen Jungen“. Diese Superhelden und ihre Probleme. Wobei aber auch die Motivation des Captains nicht anders begründet ist, dass er um jeden Preis zu seinem Jugendfreund Bucky (Sebastian Stan) halten will. Und dadurch wird die Freundschaft + Feindschaft von Tony Stark und Steve Rogers durch den Fleischwolf gedreht.

PD: Das ist ein grundlegendes Problem sehr vieler Comic-Helden von DC und Marvel. Auch die Einführung des neuen Helden Black Panther (Chadwick Boseman) wird mit dem Verlust des Vaters und der Rache für seinen Tod begründet. Diese Austauschbarkeit ermöglicht es zwar, dass so eine neue Figur in ein bereits bestehendes Ensemble eintreten kann. Jedoch bin ich alles andere denn begeistert, wenn ich daran denke, dass sowohl „Black Panther“ als auch „Spider-Man“ eigene Solo-Filme bekommen. Denn ehrlich gesagt, hat man dies schon so oft gesehen, dass diese Filme mittlerweile wirken, als würden sie im Autopilot gedreht.

Spannend fand ich hingegen den grundlegenden Konflikt, ob sich die Avengers unter eine „staatliche Aufsicht“ stellen lassen sollen oder nicht. Dass mir dies schon in Mark Millars Comic „Civil War“ sehr gut gefiel, hat mir geholfen, gerade in diesen Aspekt des Films einzutauchen. Das war im Endeffekt auch interessanter, denn der Plan des Bösewichts Zemo (Daniel Brühl).

YP: Dieses Transportieren der Comic-Handlung in die Neuzeit mit dem Hauptaugenmerk auf dieses UN-Aufsichtsorgan und den von Zemo eingeleiteten Terroranschlag – was auch schon beim Überwachungsstaat bei „Winter Soldier“ sehr gut funktioniert hat – gibt diesem Film eine nachvollziehbare Lesart. Zu viel des Guten wurde es für mich dann nur, wenn die Figuren beginnen, jedes persönliche Problem auf dieses Gesamtproblem umzumünzen. Auch hier konnte ich Steve Rogers Ideologie nachvollziehen – und dass er eben diesen von Stark und Romanoff forcierte diplomatische Gegebenheit nicht einfach hinnehmen konnte. Rogers ist Soldat, seine Diplomatie geschieht auf dem Schlachtfeld und nicht in polierten verglasten Hallen. Für mich konnte Rogers nur noch mehr an Profil gewinnen.

Wirklich aufgewühlt hat mich der Film nicht, wobei es einige Szenen gab, die Eindruck hinterlassen haben. Wie der Kampf zwischen Iron Man, dem Captain und Winter Soldier. Hier merkst du sofort: da geht was endgültig zu Bruch. Ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt.

PD: Aufgewühlt hat mich bislang noch kein einziger Marvel-Film. Weder positiv noch negativ. Im Vergleich zu langatmigen Arbeiten wie „Ant-Man“ oder „Thor: The Dark World“, sticht „Civil War“ jedoch sehr positiv heraus. Es ist auf Überwältigung angelegtes Action-Kino. Das führt einerseits zu dem von mir eher mit Murren akzeptiertem Aufbau des Marvel-Universums, der beinahe voraussetzt, dass man jeden einzelnen Film (und eventuell sogar die Netflix-Serien) sehen soll, und dass die Vielzahl an Charakteren alle ihre „Money Shots“ benötigen. So kommt es zu einer viel zu lang ausgewalzten Actionsequenz am Flughafen, nur damit auch ja jeder Held seinen Auftritt bekommt. Dem stehen dann wieder ein hoher Unterhaltungswert und tolle Schauspieler gegenüber, die ihr ganzes Charisma selbst in die kleinste Rolle (ich denke da vor allem an Martin Freemans Auftritt als Bürokrat) werfen.

Der Bruch innerhalb der „Avengers“ macht aber bereits Lust auf die Fortsetzungen, und hier meine ich nicht Teil 4 von „Captain America“.

YP: Als Teil-Franchise fallen die „Captain America“, bzw. hierzulande als „First Avenger“ betitelt, sehr positiv ins Auge, da können mich weder „Iron Man“ noch „Thor“ ähnlich begeistern. Nach „Age of Ultron“ habe ich eine Marvel-Pause gemacht, auch wenn ich anfangs mehr vom zweiten Teil begeistert war. (Im Dialog dazu habe ich geschrieben: „Eine gewisse Übersättigung ist eingetroffen. Zumindest bei mir. Und für eine Zeit.“)

Wobei ich jetzt wieder richtig Lust habe, mir die Marvel-Sachen reinzuziehen. Dazu hat mich dieser Teil von „Captain America“ animiert.

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