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Captain America: Civil War

06 Freitag Mai 2016

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Age of Ultron, Batman v Superman: Dawn of Justice, Black Panther, Black Widow, Captain America, Hulk, Iron Man, Spider-Man, The Avengers, Thor

Marvel beherrscht weiterhin das Film-Universum. Der dritte Teil der Abenteuer von Captain America wartet diesmal mit einer ganzen Reihe an populären Marvel-Helden auf. Wir stellen uns deshalb die Frage: Ist das noch „Captain America“ oder doch schon „Avengers: Civil War“?

PD: Bei Captain America (Chris Evans) bin ich gespalten. Mir gefiel im ersten Film der B-Movie- und Retro-Charme, aber der Charakter selbst konnte ohne nötige Reibungsflächen nur selten glänzen. Wohl deshalb war er in den beiden „Avengers“-Filmen ein so positiver Eindruck. Etwas, was auch bei „Civil War“ zum Tragen kommt. Die Konfrontation der er ausgesetzt ist.

YP: Ganz anders bei mir. Da bin ich schon seit dem ersten Teil sofort auf den Zug aufgesprungen und tatsächlich gehört der von Chris Evans gespielte Captain America zu meinen Lieblings-Marvel-Figuren (neben dem von Tom Hiddleston gemimten Loki). Der Captain glänzt nicht nur als Supersoldat, auch als Stratege der Avengers und wie man auch hier in „Civil War“ sehen konnte hat er seinen eigenen Kopf. Auch bei den ausgiebigen Wortgefechten (oder Schwanzlängenvergleichen) mit Tony Stark (Robert Downey Jr.) braucht er sich nicht verstecken. Für jemanden, der ein halbes Jahrhundert verschlafen hat, wirkt er kein bisschen antiquiert. Zwar fehlte mir in diesem Teil der Wortwitz der Dialoge von Joss Whedon, allerdings konnte ich den Countdown durchaus genießen.

PD: Evans holte bereits in den ersten beiden Teilen, und auch in den Avengers-Filmen, sehr viel aus dem beinahe zu noblen und guten Charakter heraus. Doch auf sich allein gestellt, funktioniert für mich der Charakter nur bedingt. Es braucht eben einen Gegenentwurf, wie den egomanisch anmutenden Tony Stark, der dem Captain am liebsten die perfekten Zähne einschlagen würde. Deshalb steht „Civil War“ über den ersten beiden Teilen und ich sehe ihn auch eher als Weiterführung der beiden „Avengers“-Filme von Whedon. Der Humor kommt zwar nicht zu kurz, aber es stimmt, der Wortwitz fehlt. Das kann ein Downey Jr. ausgleichen, aber Paul Rudd hat in seinem Kurzauftritt etwa nur wenig Zeit, um das Geschehen aufzulockern.

YP: Wobei der Film immer wieder Gefahr läuft, ein „Iron Man“ zu werden, dann verlagert sich das Hauptaugenmerk auf den Captain und wir wissen, dass wir wieder beim First Avenger sind. So gesehen hast du vielleicht ein wenig recht, aber mir gefällt der Captain gerade deswegen so gut. Er liefert die nötige Motivation für die Story, allerdings tritt er nie allzu prominent auf. Als Fortführung der Avengers ist dieser Spin-Off schon zu sehen. Ich habe mir oft gedacht: wo bleibt Bruce Banner. Rate mal, wer mir nicht gefehlt hat: Thor! Vielleicht muss ich mir noch mehr den Kopf zerbrechen, aber das Ergebnis wirkte doch stimmig auf mich.

PD: „Civil War“ hat dieselben positiven wie negativen Aspekte, wie die „Avengers“-Filme. Es mag sich im Grunde um einen Film rund um Captain America handeln, aber das glaubt man keine Sekunde lang. Das ist eine inoffizielle Fortsetzung zu „Age of Ultron“. Darin liegt aber auch ein Problem, wie schon im ganzen Marvel Universe. Ohne das Vorwissen aller Filme, werden einige Teile des Filmes an einem nicht umfassend informierten Publikum vorüber ziehen. Wer „Ant-Man“ nicht gesehen hat, wird mit dem Auftritt von Paul Rudd und dessen kurzem Dialog mit Falcon (Anthony Mackie) gar nichts anfangen können.

Ebenso die Anspielungen auf das Schicksal von Hulk (den ich wegen seiner Beziehung zu Natasha vermisste) und Thor lassen einen Nicht-Kenner, der eventuell nur die beiden „Captain America“-Filme gesehen hat, ratlos zurück.

YP: Da Natasha Romanoff im „Winter Soldier“ auch prominent besetzt war, ließ man uns wegen ihrer zarten Anbandelung mit Banner aus „Avengers 2“ hier in der Luft hängen. Überhaupt ist man mit den weiblichen Rollen Romanoff (Scarlett Johansson) und Wanda (Elizabeth Olsen) sehr sparsam umgegangen. Und gerade bei Wanda gab es ja genug Potential (der Verlust ihres Bruders nach Sokovia , die Vorfälle in Lagos und ihre love story mit Vision). Dafür konnten wir uns wieder einmal Tony Starks „daddy issues“ geben, das erinnerte mich an „Batman v Superman“ und Bruce Waynes Traumata des „armen reichen Jungen“. Diese Superhelden und ihre Probleme. Wobei aber auch die Motivation des Captains nicht anders begründet ist, dass er um jeden Preis zu seinem Jugendfreund Bucky (Sebastian Stan) halten will. Und dadurch wird die Freundschaft + Feindschaft von Tony Stark und Steve Rogers durch den Fleischwolf gedreht.

PD: Das ist ein grundlegendes Problem sehr vieler Comic-Helden von DC und Marvel. Auch die Einführung des neuen Helden Black Panther (Chadwick Boseman) wird mit dem Verlust des Vaters und der Rache für seinen Tod begründet. Diese Austauschbarkeit ermöglicht es zwar, dass so eine neue Figur in ein bereits bestehendes Ensemble eintreten kann. Jedoch bin ich alles andere denn begeistert, wenn ich daran denke, dass sowohl „Black Panther“ als auch „Spider-Man“ eigene Solo-Filme bekommen. Denn ehrlich gesagt, hat man dies schon so oft gesehen, dass diese Filme mittlerweile wirken, als würden sie im Autopilot gedreht.

Spannend fand ich hingegen den grundlegenden Konflikt, ob sich die Avengers unter eine „staatliche Aufsicht“ stellen lassen sollen oder nicht. Dass mir dies schon in Mark Millars Comic „Civil War“ sehr gut gefiel, hat mir geholfen, gerade in diesen Aspekt des Films einzutauchen. Das war im Endeffekt auch interessanter, denn der Plan des Bösewichts Zemo (Daniel Brühl).

YP: Dieses Transportieren der Comic-Handlung in die Neuzeit mit dem Hauptaugenmerk auf dieses UN-Aufsichtsorgan und den von Zemo eingeleiteten Terroranschlag – was auch schon beim Überwachungsstaat bei „Winter Soldier“ sehr gut funktioniert hat – gibt diesem Film eine nachvollziehbare Lesart. Zu viel des Guten wurde es für mich dann nur, wenn die Figuren beginnen, jedes persönliche Problem auf dieses Gesamtproblem umzumünzen. Auch hier konnte ich Steve Rogers Ideologie nachvollziehen – und dass er eben diesen von Stark und Romanoff forcierte diplomatische Gegebenheit nicht einfach hinnehmen konnte. Rogers ist Soldat, seine Diplomatie geschieht auf dem Schlachtfeld und nicht in polierten verglasten Hallen. Für mich konnte Rogers nur noch mehr an Profil gewinnen.

Wirklich aufgewühlt hat mich der Film nicht, wobei es einige Szenen gab, die Eindruck hinterlassen haben. Wie der Kampf zwischen Iron Man, dem Captain und Winter Soldier. Hier merkst du sofort: da geht was endgültig zu Bruch. Ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt.

PD: Aufgewühlt hat mich bislang noch kein einziger Marvel-Film. Weder positiv noch negativ. Im Vergleich zu langatmigen Arbeiten wie „Ant-Man“ oder „Thor: The Dark World“, sticht „Civil War“ jedoch sehr positiv heraus. Es ist auf Überwältigung angelegtes Action-Kino. Das führt einerseits zu dem von mir eher mit Murren akzeptiertem Aufbau des Marvel-Universums, der beinahe voraussetzt, dass man jeden einzelnen Film (und eventuell sogar die Netflix-Serien) sehen soll, und dass die Vielzahl an Charakteren alle ihre „Money Shots“ benötigen. So kommt es zu einer viel zu lang ausgewalzten Actionsequenz am Flughafen, nur damit auch ja jeder Held seinen Auftritt bekommt. Dem stehen dann wieder ein hoher Unterhaltungswert und tolle Schauspieler gegenüber, die ihr ganzes Charisma selbst in die kleinste Rolle (ich denke da vor allem an Martin Freemans Auftritt als Bürokrat) werfen.

Der Bruch innerhalb der „Avengers“ macht aber bereits Lust auf die Fortsetzungen, und hier meine ich nicht Teil 4 von „Captain America“.

YP: Als Teil-Franchise fallen die „Captain America“, bzw. hierzulande als „First Avenger“ betitelt, sehr positiv ins Auge, da können mich weder „Iron Man“ noch „Thor“ ähnlich begeistern. Nach „Age of Ultron“ habe ich eine Marvel-Pause gemacht, auch wenn ich anfangs mehr vom zweiten Teil begeistert war. (Im Dialog dazu habe ich geschrieben: „Eine gewisse Übersättigung ist eingetroffen. Zumindest bei mir. Und für eine Zeit.“)

Wobei ich jetzt wieder richtig Lust habe, mir die Marvel-Sachen reinzuziehen. Dazu hat mich dieser Teil von „Captain America“ animiert.

Avengers: Age of Ultron

01 Freitag Mai 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Avengers, Avengers: Age of Ultron, Black Widow, Captain America, Daredevil, Guardians of the Galaxy, Hawkeye, Hulk, Iron Man, James Spader, Joss Whedon, Natasha Romanoff, Scarlett Johansson, Thor

Hier sind sie alle wieder unter Regisseur Joss Whedon versammelt. Nicht nur das, auch kommen mehrere Superheldinnen und -helden oder neue Schurken mit Superkräften hinzu. Wie sich der neue 200 Millionen-Bluckbuster aus dem Hause Marvel macht und ob er dem Fluch der Fortzsetzungen unterliegt, werden wir folgend besprechen. „Avengers: Age of Ultron“ stellt unser Kinohighlight des Jahres dar, selbstverständlich darf ein Dialog dazu nicht fehlen.

PD: Es war nicht ganz der großartige Genuss wie beim ersten „Avengers“-Zusammentreffen, aber dennoch ein äußerst unterhaltsamer und stimmiger Actionfilm mit viel Humor.

Mir fiel auch auf, dass ich mit dem All-Star-Treffen viel mehr Freude habe, denn mit den Solo-Fortsetzungen von „Iron Man“ oder „Thor“.

YP: Mir gefällt Teil 2 sogar besser, weil man hier die Liebe bzw. Hiebe spürt. Die Einzeiler sind prägnanter, die Figuren besser mit- und aufeinander abgestimmt. Außerdem liegt so viel wehmütiger Abschied in der Luft. Whedon verabschiedet sich, Tony Stark (Rober Downey Jr.) verabschiedet sich. Und beide scheinen mit dem Konzept des stillen bzw. klammheimlichen Abschieds nicht anfangen zu können.

Die Frankenstein – Kreatur Plotline (zufällig auch in unserem Beitrag von letzter Woche besprochen) war naheliegend und hat sich wunderbar angeboten.

PD: Den zweiten Teil fand ich ein wenig zu überladen. Die ganzen Cameo-Auftritte von War Machine oder The Falcon, sowie die Neuzugänge Quicksilver und Scarlet Witch, waren wie ein ständiger Blick zu den Fußnoten einer ausladenden Erzählung. Es ist gerade dieses scheinbar unendlich große Figurenarsenal, welches immer ein wenig die Handlung anhalten ließ.

Die besten Einzeiler hatte für mich Hawkeye. Er fasste die ganze Absurdität schön zusammen: „The city’s flying; we’re fighting an army of robots; I have a bow and arrow; none of it makes sense…“. Das war Whedon in Hochform.

YP: Dieses Zitat von Hawkeye hebt auch Mark Kermode in seiner Kritik hervor.

Mit dem Argument des Überladen-Seins kann ich nicht so viel anfangen, weil die Thor oder Iron Man-Filme nach dem gleichen Prinzip funktionieren („Iron Man 3“). Das stimmt auch so nicht ganz, hier passt es eben zum Bösewicht. Im Vergleich zu Ultron war Loki noch ein harmloses Kätzchen. Auch die Hülle und Fülle an Figuren ist mir kein Dorn im Auge, da die altbekannten so bewährt sind, sodass die neuen erfrischend wirken. Für mich haben sich Wanda und Maxim sehr gut ins Geschehen eingegliedert, vielleicht haben sie ein bisschen zu schnell und salopp die Seiten gewechselt. Das ist mein einziger Kritikpunkt auf Charakterebene.

PD: Bei den Charakteren blieb Whedon auch nicht mehr viel zu entwickeln. Man kennt einander, sowohl die Figuren sich und das Publikum die Figuren. Dass zwischen Bruce Banner und Natasha Romanoff eine etwas hastig etablierte Liebesgeschichte eingebaut wird, war noch der interessanteste Punkt auf Charakterebene.

Am meisten weiter entwickelt wurde Hawkeye durch sein bislang geheimes Familienleben.

Loki hat als Bösewicht eine ganz andere Qualität, verfeinert durch das tolle Spiel von Hiddlestone. Ultron hingegen ist abstrakter aber wirkte gefährlicher und die großartige Performance auf der Stimmenebene von James Spader, machte ihn auch greifbar. Ultron war nicht nur ein überdimensionierter Killerroboter, sondern ein eigenständiges Wesen. Dass Spader so mühelos von Einschüchterung zu verspieltem Sarkasmus wechseln konnte (wie er es ja schon bei „The Blacklist“ vorführt) ist beeindruckend und passt auch exakt in das Konzept von Whedon, der zwar die Comics ernst nimmt, aber dennoch damit Spaß hat.

YP: Dem Schlagabtausch von Ultron und Stark hätte ich Stunden zuhören können. Durch die kleine Verwünschung von Scarlet Witch wurden uns in die Seelenleben und Ängste von den Avengers Einblicke gewährt, die die nächste Stufe der Charakterentwicklung herbeigerufen haben. Diesmal sind – und darüber bin ich sehr froh – Thor und Captain America mehr in der Hintergrund getreten, sodass wir viel mehr auf Natasha, Hawkeye und Banner eingehen konnten. Die Liebesgeschichte mutete – im Vergleich zu den anderen Plotlines – sogar fast realistisch an, wobei sie mich nicht sonderlich erwärmte. Hawkeyes Familienhintergrund war langweilig, aber notwendig.

PD: Es war fast notwendig, den anderen Charakteren ein wenig mehr Hintergrund zu verleihen. Vor allem wie Natasha Romanoff zu Black Widow wurde, war sehr interessant.

YP: Nochmal zur Liebesgeschichte: bei den Szenen mit Hulk und Banner ist dann die Recruiting-Szene vor meinem inneren Auge gewesen. Eine gewisse Zärtlichkeit zwischen den beiden war auch im ersten Teil nicht zu übersehen. Nat ist für mich ohnehin die stärkste Figur (mit Ausnahme von The Vision) in diesem Teil und Sympathieträgerin. Wie sie die „Boys“ aufzieht und immer – und das sollte groß angemerkt werden – ganz ohne Superkräfte immer tatkräftig als erste etwas reisst – ist einfach großartig. War im ersten Teil nicht anders, ist hier noch besser.

PD: Im ersten Teil wirkte Natasha noch ein wenig wie ein Fremdkörper, da der Fokus mehr auf den Männern mit ihren Superkräften lag. Diesmal bekommt man mehr von ihren Fähigkeiten zu sehen. Da kann ich mich nur wiederholen: Wir haben von Iron Man und Co. schon so viel zu sehen bekommen, dass es gut tat, auch mal die anderen Charaktere ein wenig mehr ins Rampenlicht zu rücken.

In den ersten Minuten, wenn die Avengers im Formationsflug auf die Festung stürmen, wurde auch klar, dass Marvel dieses Filmuniversum einerseits sehr kompakt und doch wieder zugänglich genug aufgebaut hat, um Zuseher nicht zu verwirren. Nicht jeder muss „Guardians of the Galaxy“ gesehen haben, um „Age of Ultron“ folgen zu können. Selbst die Fernsehserie „Daredevil“ funktioniert, wenn man bislang nur den ersten „Avengers“-Teil gesehen hat.

Einen sehr schönen Artikel zu Marvel gibt es bei Real Virtuality.

Es ist offiziell. Phase Two von Marvel ist nunmehr beendet.

YP: Eine gewisse Übersättigung ist eingetroffen. Zumindest bei mir. Und für eine Zeit.

PD: Dabei war „Avengers: Age of Ultron“ ja nicht einmal der Endpunkt, sondern im Grunde nur der Beginn von Phase Three. Als Vorschau wurde etwa „Ant-Man“ (der je nach Quelle zur zweiten oder dritten Marvel-Phase zählt) gezeigt. Es geht also unaufhaltsam weiter.

Man sehe sich nur den irrwitzigen Zeitplan für die nächste Phase an.

YP: Für mich ist bei „Age of Ultron“ auch ein kleiner Höhepunkt erreicht. Wobei ich dazusagen muss, dass ich mich aber auch auf den dritten Teil von Captain America: Civil War, freue, nachdem Teil 2 dermaßen gelungen rübergekommen ist.

PD: Auf den dritten „Captain America“ freue ich mich dennoch, da mit „Civil War“ eine der interessantesten Geschichten darin erzählt wird. Das wäre eigentlich ein würdiger Abschluss für die „Avengers“.

Transcendence

09 Freitag Mai 2014

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Captain America, Christopher Nolan, Inception, Johnny Depp, Künstliche Intelligenz, Rebecca Hall, Transcendence, Wally Pfister

Ursprünglich wollte Christopher Nolan inszenieren, hat dann aber „Interstellar“ übernommen und Wally Pfister „Transcendence“ angetragen. Dieser konnte sich bei Filmen wie „Inception“ bisher einen Namen als Kameramann machen. Wie sich das auf Wally Pfisters Regiedebüt ausgewirkt hat und wie viel von Nolans Einfluss außerdem noch im Film steckt, wollen wir folgend besprechen.

YP: Ob du es glaubst oder nicht, mir hat der zweite „Captain America“ besser gefallen als „Transcendence“

PD: Inwiefern hat dir „Captain America“ besser gefallen?

YP: Erstens gibt es Ähnlichkeiten im Plot zwischen „Captain America“ und „Transcendence“. (Das Bewusstsein bzw. das gesamte Denkvermögen und Wissen von jemanden wird virtuell hochgeladen. Welche Sicherheits-Gefahren die virtuelle Welt mit sich bringt usw.) Zwar ist „Transcendence“ schöner anzusehen, aber die Comicverfilmung hat mehr Schmäh und macht dadurch auch mehr Spaß.

PD: Gut, diesen Vergleich kann ich nun nicht ziehen, da ich den neuesten „Captain America“-Film noch nicht gesehen habe. Ich stimme aber auf jeden Fall darin zu, dass „Transcendence“ nicht unbedingt ein humorvoller Film geworden ist.

YP: Nicht nur nicht humorvoll, das muss er nicht. Aber auch so ist der Film absolut zäh und langweilig. Konnte mich kaum mitreissen und ließ mich unbeeindruckt zurück. Schön und gut, er wirft ein paar Fragen auf, über die es sich nachzudenken lohnt. Das wars dann auch.

PD: Keineswegs. So sehr das Debüt von Wally Pfister auch narrative Probleme hatte (und davon gibt es ja doch einige), aber langweilig fand ich ihn keineswegs. Gestört hat mich eher, dass Pfister so viele interessante Themen anschneidet, aber nicht gründlich vertieft, sondern sich stattdessen auf die „Liebesgeschichte“ zwischen Will (Johnny Depp) und Evelyn (Rebecca Hall) versteift und genau darin liegt das Problem. Die emotionale Seite des Konflikts Künstliche Intelligenz vs. „echte“ Gefühle ist sehr schnell ausgearbeitet, alle anderen Aspekte bleiben viel zu oberflächlich.

Im Gegensatz dazu hat „Her“ den richtigen Zugang gefunden, und sich einfach auf einen Aspekt konzentriert.

YP: An „Her“ musste ich auch öfters denken, da der Vergleich auf der Hand liegt. Zugegebenermaßen, ich habe mir jetzt auch kein „Inception“-Spektakel erwartet, aber dadurch, dass der Film keinen roten Faden, bzw. Hering, findet, verliert er mich als Zuseherin. Es hätte nicht schlecht getan, hätte sich die Story mehr auf die Terror-Gruppierung konzentriert, denn auf Evelynes und Wills Beziehung. Die so keine war, sie hat mit einem Computer gesprochen, und es war unmissverständlich, dass es sich um einen Computer gehandelt hat. Erst zum Schluss kippte das um.

PD: Da muss ich dir widersprechen, ich finde das war ein spannender Aspekt, dass man sich eben die Frage stellen musste, ob es sich nun tatsächlich um Will, um eine Simulation von Will oder um eine computerisierte Fortführung von Wills Bewusstsein handelte, mit der Evelyn es zu tun hatte. Seine Reaktionen speisten sich aus den Erinnerungen, die ihm mitgegeben wurden, aber inwiefern er doch noch dem Menschen glich, der er war, ob er nur eine Simulation war oder doch ein weiter entwickeltes Wesen, das war bis zum Schluss nicht klar, sondern oblag dem Zuseher. Ich interpretierte die Entwicklungen in Nano-Technologie und der Transzendenz, mit der Will die Welt überziehen wollte, als die Handlungen eines neuen, eigenständigen Wesens.

Was die Terrorgruppe R.I.F.T. angeht. Zu Beginn hatte ich mich schon über deren Präsenz gefreut, da ich an die Terrorgruppierung aus David Cronenbergs „eXistenZ“ denken musste, aber mehr als ein nie klar ausformulierter Nebenplot, waren sie dann doch nicht. Das gefiel mir an Will als Künstliche Intelligenz. Er war nie wirklich ein Bösewicht. Genauso wie die Menschen nie wirklich die Guten waren. Es blieb alles im Graubereich.

YP: Ein Bösewicht war er nicht im traditionellen Sinne, aber Gutes getan hat er auch nicht. Seine Armee bestand aus Menschen, die er sich zunutze und willig gemacht hat. Er hat sie manipuliert, sie von sich abhängig gemacht. Dieser Aspekt seines Charakters hat mir nicht gefallen, ob es Wills Intelligenz war oder irgend eine artifizielle Computer-Intelligenz. Für mich war das ein Indiz dafür, dass es nicht der Mensch Will sein kann. Und so wie sich Evelyn von ihm distanziert hat, war er es auch nicht. Das Ende ist mir obendrein zu sentimental angehaucht gewesen. Echter Will hin oder her.

PD: Das ist ein schöner Punkt, der nicht schwarz-weiß inszeniert wurde. Einerseits hilft Will den Menschen, indem er sie von ihren Krankheiten heilt, andererseits infiltriert er sie und – in bester „Invasion of the Body Snatchers“-Manier – benutzt sie. Doch seine „Armee“ wird erst aktiv, als die US-Army mit ihrem Angriff beginnt. Es ist nicht klar, ob er überhaupt irgendwelche Pläne mit ihnen hatte.

Das Finale war mir auch zu sentimental, wie auch der Score von Mychael Danna zuweilen viel zu sehr ins Sentimentale kippte. Für jeden musikalisch grandios untermalten Moment (da kamen ein wenig Erinnerungen an den tollen Soundtrack von Steven Soderberghs „Solaris“-Remake hoch) gab es einen ebenso furchtbar-klebrig-süßen.

YP: Willst du damit sagen, dass sein Größenwahn ausschließlich im Dienste der Erforschung der Nanotechnologie stand?

PD: Die Problematik, wie er die Nanotechnologie eventuell einsetzt, ist natürlich sehr negativ besetzt und passt ins beste „Großer böser Bösewicht“-Schema. Doch auch hier: Er regeneriert die Umwelt, reinigt Flüsse und Ozeane, lässt Wälder von Neuem wachsen. Es ist ein schmaler Grat auf dem all diese Entwicklungen stattfinden. Die Angst, dass Will damit nur seinem eigenen Größenwahn dienen würde, stammt auch wieder von den Menschen.

YP: Offensichtlich haben wir beide diesen Aspekt ganz anders aufgefasst. Die Stärke des Films lag im Cast – wobei ich hier Johnny Depp herausnehme  – und in den Bildern. Auch wenn Christopher Nolan nur als Executive Producer angeführt wird, der Nolan-Schriftzug ist nicht zu leugnen.

PD: Ja, der Cast ist ein Hauptpunkt, weshalb man sich den Film ansehen soll. Dabei hat Depp zwar den Starfaktor und über ihn wird der Film auch verkauft, aber er verbringt den Großteil des Films doch relativ starr auf einem Computerscreen. Die Kameraarbeit von Jess Hall hat mich hingegen ein wenig enttäuscht. Es waren einige schöne Aufnahmen dabei, aber da ist man von Wally Pfister als Kameramann einfach mehr gewohnt.

Nolans Einfluss ist zwar nicht zu übersehen, aber im Gegensatz zu seinen Filmen, gefiel mir an „Transcendence“, dass es nicht in einem endlosen Actionfinale endete. Die Logiklöcher in der Handlung sind nicht gerade förderlich, für das Gelingen des Films. Darunter leiden dann auch ganze Charaktere, wie etwa die von Kate Mara gespielte Terroristin, oder Cillian Murphys FBI-Agent.

YP: Der Film wirft interessante Punkte auf, über die man sich Gedanken machen kann. Zum Beispiel die Gesellschaft ohne Internetzugang und was es bedeutet, ständig vernetzt und online zu sein. Außerdem das Expandieren des Bewusstseins. Ich kann nicht leugnen, dass da ein gewisser Reiz immer mitschwingt. Aber mich ließ der Film komplett leer zurück und ich hatte Schwierigkeiten dabei, gedanklich nicht abzudriften. Kathartische Action-Sequenzen à la „Captain America“ brauche ich bestimmt nicht, aber in „Transcendence“ passt für mich einiges nicht zusammen.

PD: Die Internetlosigkeit hat mich gar nicht so sehr interessiert. Viel mehr wie leicht es für Will war, an der Wall Street Geld zu verschieben, was der nächste Schritt in der Evolution wäre, würde eine künstliche Intelligenz mit den Ressourcen von Will Forschung vorantreiben und so weiter. Es ist im Grunde die etwas pessimistischere und weniger romantische Version von „Her“. Genau genommen kann man die beiden Filme auch hintereinander in einem Double Feature betrachten.

Was nicht zusammenpasst, sind eben die vielen Logiklöcher. Wie kann etwa niemand von der Regierung bemerken, dass in der Wüste eine riesige Serverfarm aus privaten Mitteln entsteht? Woher kam das Geld? Hat niemand untersucht, wie das Geld an der Wall Street verschoben wurde? Wieso wird über die Jahre nicht einmal versucht, Will aufzuspüren, oder Evelyn?

YP: Das mit dem Geld hat mich auch beschäftigt, sie wird Multi-Millionärin, ihr Unternehmen macht unglaublich hohe Summen an der Wall Street und niemanden fällt es auf, es kommen keine Journalisten usw. In der Wüste entsteht ein technologisches Babylon und niemand kommt dem auf die Schliche. Da ist weggelassen worden, aber es fehlt dann auch dem Publikum, damit die Geschichte ein rundes Ganzes ergibt.

PD: … und die Terrorgruppe entführt Wissenschaftler und mordet sich durch die Gegend, aber der Kern bleibt unbehelligt, obwohl die Behörden ja offenbar wissen, wo die sich herum treiben.

…und warum hat das FBI einfach nichts getan in etwa fünf Jahren? Der von Cillian Murphy gespielte Agent, wurde ja mehr oder weniger darüber informiert, dass bei der Fahndung nach Terrormitgliedern, das Bewusstsein von Will sich ins FBI-System gehackt hat, und es passiert…nichts. Niemand wird dadurch nervös, oder einfach nur aufmerksam. Das fehlt, aber dafür hätte es noch viel mehr Zeit nötig gehabt, oder einen Regisseur, der über solche Logiklöcher geschickter darüber inszeniert und nicht einfach nur woanders hinschneidet.

YP: Nichtsdestotrotz bleibt der Film ein ambitioniertes Regiedebüt von einem exzellenten Kameramann. Gute Regisseure fallen nun mal nicht vom Himmel. Nicht wie die Regentropfen.

PD: Da hätte die Nanotechnologie von Will vielleicht geholfen.

Gerade deshalb stehe ich dem Film vielleicht etwas milder gegenüber. Es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, dass einfach die vielen großartigen Ideen nicht gut genug umzusetzen weiß. Leider.

YP: Das verstehe ich schon, aber mich um mein Kinovergnügen zu bringen, stimmt mich nicht sonderlich milde. Da kenne ich kein Pardon.

PD: So ging es mir eben mit „Noah“. Da fühlte ich mich um mein Kinovergnügen gebracht. Bei „Transcendence“ hatte ich zumindest das Gefühl, dass hier etwas versucht wurde. Der Film, so viele Fehler er auch in sich trägt, brachte mich zum nachdenken und zum grübeln.

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