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Kategorien-Archiv: TV

Game of Thrones – Staffel 6

01 Freitag Jul 2016

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≈ Ein Kommentar

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3-Eyed-Raven, A Song of Ice and Fire, Bran, Daenerys, Game of Thrones, george r. r. martin, HBO, Jon Snow, Lord of the Rings, Tyrion, Yara

Ohne um den heißen Brei herumzureden: wir haben die neueste Staffel „Game of Thrones“ gesehen und wollen euch unsere Eindrücke nicht vorenthalten. Achtung, Spoiler.

YP: Über „Game of Thrones“ kann man ja sagen, was man will, die Serie vermag nun auch nach sechs Staffeln zu überraschen. Auch wenn die Leidenschaft mit vielen der geliebten Figuren gestorben ist, die Serie wird nicht wirklich fad.

PD: Dabei war gerade bei Staffel 6 das Problem, dass sich alles in sehr vorhersehbaren Bahnen entwickelt hat. Trotz dieser Vorhersehbarkeit, konnte das Geschehen unterhalten und stellenweise auch packend sein, wie bei Aryas Flucht vor den Faceless Men. Das war mein Lieblingsteil der gesamten Staffel. Nicht nur hat sich Arya mit der Zeit zu meinem Lieblingscharakter entwickelt, sondern Dank der Begegnung mit Tom Wlaschiha (Jaqen H’ghar) auf der Comic Con in Linz, ist auch mein Interesse an den Faceless Men immens gestiegen.

YP: Für wen vorhersehbar? Wir haben beide die Bücher gelesen, recht viel Überraschungspotential bietet die Serie bis dato nicht. Mir ging es hauptsächlich darum, wie sie die Stränge verknüpfen und weiter auflösen. Nehmen wir ein Beispiel: Bran wird zum 3-Eyed-Raven und erfährt um den Ursprung der White Walkers. Dann haben wir diesen fantastischen obwohl emotional aufbrausenden plot twist um Hodor. Und dann ist da noch die Frage um Jon Snows Eltern. Das ist auch DER schlechthin. Daenerys bekommt außerdem ihre Flotte und Yara ihre Souveränität. Das sind meine persönlichen Highlights der Staffel. Und es sind immerhin mehrere in einer als in den letzten beiden Staffeln gemeinsam.

PD: Ich habe nach Buch Nummer 4 aufgehört. Eventuell finde ich irgendwann die Motivation doch wieder weiter zu lesen, doch die Frage der Vorhersehbarkeit stellt sich ja dennoch. Nicht jeder „Game of Thrones“-Seher wird die Bücher gelesen haben, so wie man auch nicht davon ausgehen kann, dass jeder „Lord of the Rings“-Kinogänger die Bücher kennt. Die Frage der Vorhersehbarkeit, bezieht sich auf die Art der Inszenierung und da ich eben „Lord of the Rings“ erwähnte, möchte ich hier das Ende von Episode 8 und die gesamte Episode 9 erwähnen.

Am Ende von Episode 8 scheint Meereen endgültig von den alten Meistern wieder übernommen zu werden. Tyrion und Missandei sitzen im Saal fest und natürlich tritt dann in den letzten Sekunden der Folge, Danaerys in den Raum ein und löst die Spannung auf. So wie am Beginn von Episode 9 die Schlacht um Meereen durch die plötzlich auftauchenden Drachen beendet wird. Auch am Ende der „Battle of the Bastards“ ist es eine aus dem Nichts auftauchende Macht, die der Schlacht ihr Ende bereitet. In dem Fall Sansa Stark und Littlefinger. Das erinnerte sehr stark an das Finale von „The Two Towers“. Das war sehr unterhaltsam und spektakulär gemacht, aber es gab nicht die großen Überraschungen.

YP: Die großen Überraschungen gab es dann in Winterfell. Jon Snow wurde von Melisandre wiederbelebt. Ich glaube auch nicht, dass irgendwer, der die Bücher nicht gelesen hat, irgendwas mit Jon Snows Eltern anfangen kann, viel zu wenig wurde von diesen Figuren gesprochen oder irgendwas in die Richtung angedeutet – was in den Büchern (sogar im ersten Buch) ständig präsent war. Daenerys ist also Jons Tante. Ich wage zu behaupten, dass dies unmöglich vorherzusehen war ohne Vorwissen. Und das ist doch der Schlüsselmoment schlechthin.

PD: Der Schlüsselmoment für mich war Daenerys‘ und Yaras‘ Einigung, die auch recht humorvoll mit mehrdeutigen Augenzwinkern angereichert war. Da wird schon sehr viel für die kommenden beiden (finalen?) Staffeln in die Wege geleitet. Zudem stand das sinnbildlich für mich, dass es in Staffel 6 vor allem darum ging, welche Macht die Frauen in dieser Serie haben.

Die Frage wer die Eltern von Jon Snow sind, hat mich recht wenig berührt. Die Wiederbelebung von Jon hat mich aber kurze Zeit in eine ähnliche Lage gebracht, wie bei den neuesten „The Walking Dead“-Episoden. War es in früheren Episoden unsicher, ob dein geliebter Charakter die Staffel überlebt, werden jetzt sogar einst getötete Charaktere wiederbelebt. Wobei ich damit bei „Game of Thrones“ weniger Probleme habe. Immerhin wird hier mit Fantasy-Mechanismen nur so um sich geworfen, da kann auch ein wenig schwarze Magie zugunsten eines Fan-Favoriten genutzt werden.

YP: So sehr geht es eigentlich gar nicht darum, welche Macht die Frauen haben werden, sondern welche neuen Wege sie beschreiten, um an die Macht zu kommen. Bzw. auf welche Art und Weise. Hier gibt es keine Ordnung nach Geburtsrecht, wie wir das so kennen. Und es haben sich zwei Fronten herausgebildet. Ich interpretiere das schon fast als eine Patriachat versus Matriarchat-Sache.

Während sich die smarten Daenerys und Yara in Meereen (ich habe keinen Unterton vernommen, da erkennen sich zwei starke Figuren ineinander, aber vielleicht braucht es für diesen Blickwinkel den „male gaze“) und Olenna Tyrell und Ellaria Sand und die Sand Snakes in Dorne gemeinsam gegen Cersei plotten und – noch friedlich – Allianzen knüpfen, werfen sich die dummen hinterwäldlerischen Männer in Schlachten. Cersei treibt das patriarchale Herrscherspiel an die Spitze und an den Rand der Vernunft (man denke hier an „the mad king“ und Jaimes Blick) und Sansa fühlt sich ihrem Halbbruder überlegen. Wer weiß, welche Flausen ihr Littlefinger ins Ohr setzt. Das steht so sinnbildlich  für den Untergang von Westeros mit seinen veralteten Strukturen und Hierarchien. Egal, was mit der Ära der Drachen noch eingeläutet wird, es wird Westeros zum Guten verändern. Aber andererseits: jetzt, wo der Winter schließlich gekommen ist, da wären ja noch die White Walkers.

PD: Interessanter Gesichtspunkt, so hatte ich das gar nicht interpretiert. Ich zweifle aber stark daran, dass durch die wieder belebte Ära der Drachen, sich alles zum Guten wenden wird. Daenerys hat sich im Laufe der Serie in ihren Fähigkeiten über eine Stadt zu herrschen gebessert, aber sie scheint mir nicht die Heilsbringerin zu sein. Viel wichtiger denn die Schlacht um den eisernen Thron, wird jene gegen die White Walker.

Spannend wird es auch, welche Charaktere (und dazu prominente Mimen) im Laufe der nächsten Episoden auftauchen werden. In Staffel 6 wurde ein Ian McShane als Bruder Ray geradezu verheizt, nur um die Rückkehr von Sandor Clegane zeigen zu können. Ebenso war der Coup in Dorne sträflich kurz, was dazu führte, dass man den tollen Alexander Siddig als Prinz Doran viel zu kurz zu sehen bekam.

YP: Daenerys ist sicher nicht die Heilsbringerin, aber sie ist revolutionär und bringt das zustande, was keinem vor ihr gelang: sie befreit die Sklavenstädte Yunkai, Astapor und Meereen; sie ist die erste Khaleesi ohne Khal und sie segelt nach Westeros, um ihr Erbe anzutreten. Dass davon nicht viel übrig sein wird, spielt eigentlich keine Rolle. Und dann noch die Drachen, die auch bestimmt sehr nützlich werden im Kampf gegen die White Walker (neben dem Wildfire). In meinen Augen wird es kein Westeros – wie es vorher war – geben. Aber Daenerys ist die Schlüsselfigur dabei und für sie wird es ein Happy End geben.

PD: Ein mögliches Ende, vor allem da die Serie ja auch immer mehr und mit schnellem Schritt in Richtung Finale schreitet. Einen wirklichen Abschluss sehe ich aber nicht am Horizont. Selbst wenn alle Schlachten geschlagen, und alle Kontrahenten besiegt sind, bleibt doch immer noch diese Ungewissheit, wie es danach (nach dem Serienende) weitergehen soll. So wie man auch die Erzählungen der Historie rund um Westeros schön im Kopf weiterspinnen kann, wird es wohl auch nach dem Ende sein, dass die Geschichte zumindest im Kopf fortgeführt wird. Ganz egal wer dann am eisernen Thron sitzt.

How to Get Away with Murder – Staffel 1

29 Freitag Apr 2016

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American Crime Story, Boston Legal, David E. Kelley, How to Get Away with Murder, Murder One, Netflix, Shark, The Blacklist, Viola Davis

Die Serie „How to Get Away with Murder“ entwickelte sich für den Sender ABC zu einem Sensationserfolg. Angeführt von Viola Davis als kompromisslose Anwältin und Universitätsprofessorin Annalise Keating, wird man in ein verworrenes Mord- und Rechtskomplott hineingezogen. Wir werfen einen Blick auf die 1. Staffel des TV-Hits.

PD: Eine Sache gefiel mir bei „How to Get Away with Murder“ auf Anhieb, und zwar dass die meist nur in Nebenrollen zu sehende Viola Davis eine derart starke Hauptrolle zu spielen bekam.

YP: Tatsächlich wurde die Figur der Annalise Keating (Viola Davis) erst langsam eingeführt. Zu Beginn konzentrierte sich die Story auf diese Handvoll Studenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die es in ihren Kurs schafften. Und überhaupt wie man eigentlich sofort ab der ersten Folge mitten im Geschehen ist und die Story quasi in Rückblenden erzählt wird, tut ihr bestmöglichstes zur Spannung. Das ist aber eine Anwaltsserie nach dem Motto „Traue keiner Person“.

PD: Ihr Auftritt ist ja wohl kalkuliert. Der Mythos der um sie aufgebaut wird, während die Kamera selbst beim Eintreten in den Hörsaal sie zunächst nicht zeigt. Wenn sie dann den Titel der Serie auf die Tafel geschrieben und sich selbstbewusst in die Kamera gedreht hat, weiß man ohnehin, wer der wahre Star hier ist. Da können die ein wenig hektisch eingeführten Studenten nicht mithalten. Als Anwaltsserie funktioniert „How to Get Away with Murder“ aber kaum. Das Jus-Studium und die einzeln eingstreuten Fälle dienen nur zur Ablenkung von der Haupthandlung, die ja immer wieder mit Vor- und Rückblenden aufgebaut wird.

YP: Als konservative Anwaltsserie funktioniert die Serie nicht, hier werden auch Genregrenzen verwischt, vor allem da die Erwartungen des Publikums stets übertroffen werden. Und mit jeder Folge kommt das Bröckeln der Fassade Keatings. Sie hat einen Liebhaber, während sich ihr weißer Ehemann mit einer Studentin vergnügt, die dann spurlos verschwindet. Eine der besten Szenen im Film ist, wenn sie ihre Perücke und die Maske abnimmt und in ihrer Verwundbarkeit vor dem Spiegel steht. Diese stille Szene war für mich auch ein Gänsehautmoment in der gesamten Serie.

PD: Schön, dass du diesen Moment ansprichst, denn die große Stärke liegt ja vor allem im Charakter von Annalise. Wenn sie sich mit ihrem Mann streitet, oder mit ihrer Mutter über ihre verleugnete Herkunft (inklusive geändertem Vornamen) und aktuellem ansehnlichen Lebensstil diskutiert, gelangt man ein wenig an den Kern dieses Charakters. Was Annalise antreibt, treibt auch die Serie an. Hingegen konnte ich nur selten wirklich Interesse für die dargebrachten Fälle aufbringen.

Gerichtssaaldrama und Thriller werden zwar schön miteinander verwoben, aber das Einarbeiten eines anderen Genres in den Gerichtssaal haben wir doch schon häufiger gesehen. Etwa bei Produktionen von David E. Kelley („Boston Legal“). Wenn es rein um die Darstellung der Arbeit am Gericht und rund um einen Fall geht, dann sind „American Crime Story: The People v O.J. Simpson“ oder „Murder One“ bessere Serien, die man sich ansehen kann.

YP: Die Werbung für „How to Get Away with Murder“ geht aber klar in die Richtung, dass alles um die Protagonistin herum aufgebaut wird. Die Mordfälle erscheinen dann tatsächlich nur am Rande, vielmehr stehen hier die persönlichen Beziehungen der Figuren untereinander im Mittelpunkt. Was mich auch gar nicht stört, das begrüße ich sogar. Denn hier haben wir es mit starken Figuren zu tun, die alle irgendwo Leichen im Keller vergraben haben.

Die Serie hat auch ein unglaublich schnelles Tempo. In einer Folge passiert sehr viel. Verpasst du eine Folge – was dank Streaming-Dienst natürlich nicht so schnell passiert, bist du schon zu weit im Geschehen fortgeschritten.

PD: Die starken Charaktere sehe ich nicht. Eher eine Ansammlung verlässlicher Nebenfiguren, die dem Hauptcharakter auch nicht zu viel Rampenlicht wegnehmen. Die einzelnen kleinen Dramen verblassen aber allesamt im Angesicht des großen Mord-Mysteriums. Das hohe Erzähltempo macht es notwendig, konzentriert zuzusehen, um die Wendungen auch nicht zu verpassen. Andererseits tauchen diese Wendungen derart häufig auf, dass es teilweise schon ein wenig in die Parodie abdriftet. Das Geheimnis rund um Frank (Charlie Weber), der sich am Ende nicht als Anwalt sondern eher als kaltblütiger Killer entpuppt (auch wenn das auch noch nicht die ganze Wahrheit ist), ging mir dann ein wenig zu weit. (willst du wirklich spoilern?)

Unterhaltsam ist das jedoch ohne jeden Zweifel. Da ich aber weder irgendeine Art der Werbung dafür sah (außer man zählt den Emmy für Viola Davis dazu), wusste ich auch nicht wirklich, was ich zu erwarten hatte. Als schwungvolle Thrillerserie ist das schon gelungen, allerdings wäre die Serie ohne die charismatische Darbietung von Davis ein wenig verloren. Das erinnert an andere „Star-Serien“ wie „Shark“ (James Woods) oder „The Blacklist“ (James Spader), die im Guten wie im Schlechten, sehr vom Hauptdarsteller abhängig sind.

YP: Wirklich reizvoll macht die Serie die großartige Darbietung Viola Davis, aber mir sind auch die anderen Charaktere mit ihren Storylines gut in Erinnerung geblieben. Es gab kaum Momente, wo ich mich gelangweilt habe. Für Davis ist das eine fantastische Gelegenheit, eine starke und ungewöhnliche Figur zu spielen, die viele Facetten zeigen kann. Durch das Tempo bleibt die Serie auch schnelllebig und einfach zu konsumieren. Trotz der Länge von ca 45 Minuten eignet sie sich ideal zum Binge-Schauen.

PD: Absolut. Es ist auch sehr schön eine so tolle aber viel zu selten in prominenten Rollen zu sehende Davis hier groß aufspielen zu sehen. Die Serie selbst steht jedoch nicht wirklich außerhalb der aktuellen Markt-Gewohnheiten. Es wird nichts neu erfunden, sondern bereits bekannte Formeln in einer attraktiven und angenehm konsumierbaren Form geboten. Langeweile kommt aber wirklich nie auf, auch wenn mir von den Charakteren bis zum Ende der 1. Staffel keiner sympathisch wurde.

YP: Das ist eben auch das Interessante. Wirklich sympathisch sind mir die Figuren auch nicht. Das sollen sie auch nicht sein, das ist gar nicht beabsichtigt von den MacherInnen. Ich glaube, nur deshalb ist es auch möglich, diese Distanz zu wahren. Da passieren ein paar nicht alltägliche Dinge und darauf muss man sich erst einmal einlassen können. Der zweiten Staffel gebe ich – sofern sie auf Netflix kommt – trotzdem eine Chance.

PD: Dafür sorgt ja auch schon der Cliffhanger am Ende der 1. Staffel. Auch wenn hier kein wirklich sympathischer Charakter vorhanden ist, möchte man doch die weiteren Wendungen und Drehungen der Handlung sehen. Vor allem aber, wie sich Annalise aus diesem Gewebe an Lügen und Täuschungen hinaus manövriert.

Orange is the New Black

19 Freitag Feb 2016

Posted by filmimdialog in TV

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Dascha Polanco, House of Cards, Jason Biggs, Jenji Kohan, Kate Mulgrew, Laverne Cox, Matt McGorry, Michael Harney, Netflix, Orange is the New Black, Oz, Prison Break, Taylor Schilling, Uzo Aduba

Seit nunmehr drei Staffeln feiert die Netflix-Serie „Orange is the New Black“ große Erfolge auf dem Streaming-Portal, sowie bei Kritikern und Publikum. Basierend auf dem autobiographischen Werk von Piper Kerman folgt das Publikum der behütet aufgewachsenen Piper (Taylor Schilling) in den Alltag eines Frauengefängnisses. Wir besprechen die Hochs und Tiefs der bisher verfügbaren Episoden.

PD: Zunächst einmal war „Orange is the New Black“ ein famoser Werbe-Hit. Ohne die effektiv abzielende Werbung von Netflix wäre ich wohl kaum auf diese Serie gestoßen.

YP: Mir ist die Serie schon lange ein Begriff, Netflix habe ich erste ein halbes Jahr. Es hat mich bisher nie gereizt, die Serie zu sehen. Einige Wochen zuvor habe ich mir dann die erste Folge angesehen und bin jetzt fast alle drei Staffeln durch. Serien wie diese prägen den Begriff des „binge-watching“, d.h. sie sind perfekt darauf abgestimmt, in Schnellverfahren gesehen zu werden. Beim Schauen musste ich mich regelrecht bremsen, sonst wäre ich wohl noch bis in die Morgenstunden aufgeblieben. Überhaupt verträgt sich „binge-watching“ kaum mit dem Arbeitsleben mit regulären Bürostunden. Ausschlaggebend war nicht der Werbe-Hit, vielmehr bin ich auf den fahrenden Zug des Hypes aufgesprungen. Als im Herbst die 3. Staffel auf Netflix veröffentlich wurde, kam man auf Twitter unter keinen Umständen daran vorbei, auch wenn man wollte.

PD: Die Kunst des „binge-watching“ beherrsche ich bis heute nicht. Derweil bin ich gerade bei den Netflix-Serien froh, dass ich ohne Probleme eine Staffel in meinem eigenen Rhythmus sichten kann. Deshalb hat sich mein Seherlebnis von „Orange is the New Black“ über einen längeren Zeitrahmen und immer relativ zeitnah zur Veröffentlichung der jeweils aktuellen Staffel zugetragen. Wie auch schon bei „House of Cards“.

Der um die Serie ausgebrochene Hype war wirklich kaum zu übersehen. Dabei ist der interessanteste Aspekt, dass der Fokus von Piper sich im Laufe der Staffeln 2 und 3 auf die restlichen Insassinnen verschob. Vor allem die mit Kate Mulgrew herrlich besetzte Red ist immer wieder ein persönliches Highlight.

YP: Nachdem mich Piper und ihr Drama mittlerweile schon etwas nerven, bin ich wie du sehr froh über die Verschiebung des Blickwinkels. Red mit ihrer Rivalität zu V und die vielen Rückblenden dazu sind eine spannende Plotline. Überhaupt gefällt mir sehr gut, wie die Serie mit jeder einzelnen Folge mithilfe der Rückblenden eine Figur näher vorstellt.

PD: Was dennoch ein wenig negativ ins Gewicht fällt, ist die generelle Weichzeichnung im Gefängnisalltag. Ich müsste mich wohl auch intensiver mit dem Strafvollzugsystem in den USA auseinander setzen, aber es erscheint zum Teil schon sehr skurril, welche Freiräume die Frauen da zum Teil haben. Es verschwinden schon sehr oft Paare in der Kapelle und werden eher zufällig durch einen Wärter entdeckt werden.

Apropos Wärter. Dass auch dem Wachpersonal und der Verwaltung viel Raum eingeräumt wird, gefällt mir sehr gut. So werden alle Charaktere auf eine Ebene gestellt, und es kommt zu keiner Dämonisierung. Vor allem der traurige Alltag von Healy (Michael Harney) und seine gleichzeitige Selbstüberschätzung im Berufsleben fand ich gut gemacht.

YP: Tatsächlich ist mir diese Beobachtung auch durch den Kopf gegangen. Für mich ist das eher ein dramaturgischer Makel einerseits, andererseits sind sie in diesem Gefängnis unterbesetzt, das kommt oft zu Sprache, insofern erklärt sich das dann auch. Interessant gezeigt wird auch die Logistik des Gefängnisses, auch die gesamte Hierarchie wird gezeigt. Sogar mit politischem Skandal.

Healy ist auch so ein Charakter, den ich gar nicht ausstehen kann. Aber der kriegt auch einiges ab. Eigentlich wird da keiner verschont.

PD: Es gibt immer wieder Erklärungen oder Handlungsverläufe, die gewisse Freiheiten erklären, aber es bleibt dennoch eine Schwachstelle. Etwa die Isolationshaft von Nicky, oder auch das Finale der 3. Staffel. Natürlich war das ein schöner, kathartischer Moment für alle Insassinnen, aber es bewegte sich dann schon eher im Bereich eines Märchens. Zudem fragte ich mich, ob in einer Serie, die ein Männergefängnis so darstellen würde, eine derartige Szene jemals vorkommen würde.

Die männlichen Charaktere wirken immer wie Getriebene. Sie wollen aufgebauten Lebensentwürfen und Idealen aber auch Lebenslügen hinterher hecheln, und schaffen es nicht. Ob Healy, der nur eine Partnerin will, die sich für ihn interessiert, oder Caputo oder auch Pipers Freund Larry (Jason Biggs). Alle opfern sie am Ende alle hehren Ideale und machen das völlig Falsche. Wie Larrys Radiointerview, wie es ihm damit geht, eine Freundin im Gefängnis zu haben, was im Endeffekt nur den Zweck hatte, seine eigene Karriere in Schwung zu bringen.

YP: Interessant, dass du den Männern in der Serie einen ganzen Absatz widmest. Für mich sind das unbedeutende Randfiguren. Es war in keiner Sekunde nachvollziehbar, warum Piper mit Larry zusammen ist. Und wenn ich an „Pornstache“ denke, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf. Auch ist es wegen der Männer im Allgemeinen, dass einige der Figuren überhaupt im Gefängnis sitzen. Apropos Männergefängnis: Es gibt es auch genug frauenlose Gefängnisfilme und -Serien, wenn du da weiter recherchieren willst.

Am Anfang habe ich mich oft gefragt, wie viel Wahrheit und Wahrscheinlichkeit hier transportiert wird und die wahre Geschichte hinter Piper gegoogelt, aber das hat mich dann nur davon abgehalten, das Gesehene uneingeschränkt aufzunehmen. Es ist komplett irrelevant. Gelungen ist das Aufzeigen dieser Ohnmachtssituation, in der sich die Frauen befinden. Auch ging ich bei den Szenen mit Gewaltinhalt (V und Red) ständig an meine Grenzen. Was ich aber besonders herausheben möchte und was die Serie – abgesehen davon, dass sie wirklich gut gemacht ist – sehenswert macht: wie hier die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf gestellt werden und neu angeordnet werden. Und damit meine ich nicht die zwischen den Frauen und den Männern, sondern vielmehr zwischen den Frauen untereinander. Da gibt es eine Neuanordnung der Gesellschaftsordnung, nicht nur auf sozialer Ebene und zwischen den Ethnien. Laverne Cox als Sophie Burset ist da ein gutes Beispiel.

PD: Der Gefängnisfilm ist bislang hauptsächlich eine reine Männersache gewesen, das ist mir schon klar. Ich fand nur die Art und Weise, wie gewisse Szenen sich entfalteten sehr interessant. Vor allem das Finale der 3. Staffel. So eine Szene würde es in keinem Männergefängnis-Film geben, da das Klischee dort die Muskelbepackten Machofantasien bedient.

Den Männern habe ich gerade deshalb ein wenig Raum eingeräumt, da wir sie sonst unter den Tisch fallen gelassen hätten. Dazu sind die Rollen aber einfach zu gut gespielt, gerade in ihrer Widerwärtigkeit und Scheinheiligkeit. Natürlich liegt der Fokus aber auf den Insassinnen und da gibt es eine ganze Reihe toller Charaktere. Wie Uzo Aduba aus der zu Beginn der Serie hauptsächlich merkwürdig wirkenden Suzanne so viel Tiefe heraus holt, und man mit ihr mitfühlt, noch bevor man ihre ganze Hintergrundgeschichte kennt, blieb mir dabei am stärksten hängen. Neben Red ist sie meine Lieblingsfigur. Bei Piper beginnen sich die Probleme einfach zu oft zu wiederholen. Da ist es interessanter sich mit den Problemen von Sophia (Laverne Cox) zu beschäftigen. So ganz nebenbei und unaufgeregt geschieht das.

YP: Dann lassen wir sie eben unter den Tisch fallen, das ist kein großes Versäumnis. Wie ich schon oben erwähnt habe, sind sie in meinen Augen Randfiguren, trotzdem werden sie aber in der Darstellung nicht marginalisiert. Was aber in „Oz“ und „Prison Break“ und deren Darstellung mit Frauenrollen eindeutig der Fall ist. Du siehst hier nicht nur das Finale der 3. Staffel, wie du es nie in einem Männergefängnisfilm sehen würdest: Das liegt auch daran, dass sich dir die bisher präsentierten Blickwinkel im Mainstream-Kino oder in den Hauptabendprogramm-Serien sehr eingeschränkt präsentiert haben. Diese Zeiten sind nun – und ich sage das über die Maßen erleichtert – endgültig vorbei.

Hier werden die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf gestellt. Medial kennen wir Gefängnisse als frauenlose Räume und Räumlichkeiten. Hier aber sind es die Frauen, deren Welt und Leben sich darin abspielt. Das ist ziemlich einzigartig in dieser Form. Die Stärke der Serie liegt in der vielschichtigen Repräsentation von vielen Figuren, egal welchen Geschlechtes (und ja, es gibt mehrere als zwei). Die Abwesenheit der Schwarzweißmalerei in der Charakterzeichnung ist auch so ein Punkt. Niemand ist besonders gut, auch ist niemand abgrundtief schlecht. Das ist so viel mehr als nur „guilty pleasure“-Fernsehen.

PD: Charaktere unter den Tisch fallen lassen, möchte ich aber aus Prinzip nicht. Denn für die Erzählung sind ja alle Charaktere entsprechend wichtig. Der Handlungsstrang von Daya (herrlich gespielt von Dascha Polanco) und ihrer geheimen Beziehung zum Wärter John Bennett (Matt McGorry) ist so ein Beispiel. Die auf den Kopf gestellten Geschlechterrollen, wie man sie sonst aus Gefängnisfilmen und -serien kennt, führt in „Orange is the New Black“ dazu, dass die Frauen die Kontrolle über das Geschehen übernehmen müssen, da die Männer marginalisiert werden. Das ist keine Kritik, das finde ich gut.

Wichtiger ist aber die schon angesprochene Stärke, der ausbalancierten Charakterzeichnung und vor allem der im Gefängnis vorherrschenden Konflikte. Es wird auch keine heile Welt vorgespielt. Die Latinas bleiben so unter sich, wie auch die White Trash-Frauen. Mir imponiert die Unaufgeregtheit, die aber erst im Laufe der Serie entstand. Zu Beginn sitzt das Publikum noch mit Piper in einem Boot und klammert sich natürlich an ihren Erzählstrang, da man ebenso fremd ist, in dieser Gefängniswelt. Je tiefer sie in diesen Mikrokosmos eindringt, desto mehr kann man sich auch auf die anderen Charaktere einlassen, und es fällt auch schwer, sich eine Favoritin heraus zu picken. Denn selbst so unsympathische Frauen wie Pennsatucky bekommen immer mehr Facetten.

YP: In einer der ersten Folgen aus der zweiten Staffel fehlt Piper und mir ist das erst ganz spät in der Folge aufgefallen. So sehr hat sich der Fokus auf die anderen Insassinnen verlagert. Die Männer werden eben keineswegs marginalisiert, sie spielen einfach keine Hauptrollen. Daher hat es mich auch gewundert, dass es für dich erwähnenswert ist. Jeder Figur ist hier jeder nur ein Mittel zum Zweck, so schreitet die Handlung voran und so brauen sich Konflikte zusammen. Unaufgeregt beschreibt es ganz gut. Jede und keine Figur eignet sich zur Identifikation mit dem Publikum. Sympathieträgerinnen gibt es viele, aber hauptsächlich deswegen, weil irgendwie alle zugänglich und menschlich dargestellt werden.

Bloodline – Staffel 1

21 Freitag Aug 2015

Posted by filmimdialog in TV

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Ben Mendelsohn, Bloodline, Chloe Sevigny, Kyle Chandler, Netflix, Sam Shepard, Sissy Spacek, Slow West

Die erste von Netflix produzierte und von einem großen Studio gedrehte Serie „Bloodline“ verspricht auf den ersten Blick ein dichtes und düsteres Familiendrama zu werden. Wir haben die erste Staffel auf Herz und Nieren überprüft und wollen unserer Meinung Ausdruck verleihen.

Dieser Text enthält einige Spoiler!

PD: Meine erste spontane Reaktion nach den letzten Momenten der ersten Staffel, war Enttäuschung.

YP: Irgendwie hat „Bloodline“ keinen allzu großen Eindruck bei mir hinterlassen. Während der Sichtung dachte ich mir schon: irgendwie ist das anstrengend. Und tatsächlich wurde es dann nur Szenenweise anstrengend. Spannung will ich der Serie nicht absprechen, aber die Art, wie die Geschichten erzählt werden, das wirkt nach einiger Zeit richtig ermüdend. Mir kommt jede Folge der Serie so vor, wie oft die Cliffhanger-Serien ganzer Staffeln und ich bin „Game of Thrones“ gewöhnt.

Außerdem versprüht die Serie dann zeitweise einen Flair von „Denver Clan“ und „Dynastie“ nur ohne Weichzeichnungs-Optik der Achtziger Jahre. Die Familienintrigen sind die gleichen, vielleicht sind sie in „Bloodlines“ nicht so offensichtlich.

PD: Das überrascht mich jetzt dann doch. Schließlich hatte ich aus deinen ersten Reaktionen auf Twitter geschlossen, dass du der Serie regelrecht verfallen wärst. Jetzt bin ich richtig beruhigt, dass ich in meiner Ungeduld nicht völlig alleine bin.

Es hat schon seinen Sinn, dass sich die Konflikte recht langsam entwickeln und die Motive derer dann auch erst im Laufe der 13 Episoden offenbaren, aber während in den ersten Episoden die Voraus- oder Rückblenden (je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet) dominierten, kamen im weiteren Lauf der 1. Staffel immer mehr Cliffhanger zum Einsatz. Gute 50 Minuten ließ man so gut wie kein Tempo aufkommen, nur um dann zum Ende hin, dem Zuseher doch noch zu vermitteln, dass man sich die nächste Episode ansehen sollte.

Deshalb war ich dann auch enttäuscht, als die Staffel erneut auf einem Cliffhanger endete. Die Erzählung rund um die Heimkehr des schwarzen Schafes Danny Rayburn (Ben Mendelsohn) hätte als abgeschlossene limitierte Serie besser funktioniert.

YP: Dir entgeht auch wirklich nichts. Aber nachdem ich dir im Juli dermaßen überschwänglich vorgeschwärmt habe, gerate ich jetzt natürlich in Erklärungsbedarf. Tatsächlich war ich anfangs von der Serie sehr angetan, die ersten drei oder vier Folgen habe ich sogar an einem Tag im Binge-Modus eingesogen, die finde ich nach wie vor sehr sehenswert. Dann folge ein Durchhänger, der mit dem dramaturgischen Durchhänger in der Serie zusammenhängte. Was ist da eigentlich im Mittelteil der Staffel passiert?

PD: Für mich begann das Drama bereits in Episode 2. Während ich den Beginn noch wie einen langen Epilog bewertete, der die Figuren behutsam in Position brachte, zog sich der Handlungsbogen aller Figuren einfach viel zu lange dahin. Einzig bei Danny war ein wenig mehr Dynamik im Spiel, da er auch schlicht mehr erlebte. Zudem gefiel es mir, die viel zu selten gesehene Chloe Sevigny als seine Freundin zu sehen.

Ein wichtiger Punkt für die Serie war aber, der Tod des Familienpatriarchen (Sam Shepard). Dadurch wurden diverse Diskussionen, rund um den Verbleib von Danny im Familienverbund und auch -betrieb von Neuem entfacht, was ein wenig ermüdete. Vor allem da die Geschwister – bis auf Kyle Chandlers John – recht austauschbar wirkten.

YP: Diese Familiengeschichte entblättert sich zwar wie erwartet, aber in einem mühseligen Tempo, welches sich nicht gerade positiv an die Aufmerksamkeit des Publikums auswirkt. Wobei ich Sam Shepards Vater nicht als Patriarchen bezeichnen würde. Bei den Rayburns gibt es eine flache Hierarchie, das lässt sich auch gut an der Dynamik erkennen. Über Dannys Verbleib entscheidet schließlich jedes einzelne Familienmitglied und nicht der Vater alleine.

Eigentlich wäre es sehr doch einfach. Danny (Ben Mendelsohn) – der verlorene oder verstoßene Sohn, das schwarze Schaf der Familie – kommt zurück und gräbt ein bisschen in der Vergangenheit seiner Familie herum. Für seinen Vater und seine Geschwister ist er die Persona non grata obwohl alle anderen – buchstäblich – genug Leichen im eigenen Keller haben.

Eigentlich war Kyle Chandler (den ich seit „Friday Night Lights“ großartig finde) der Grund, warum ich überhaupt in die Serie reingeschaut habe. Nun stellt es sich nach der Sichtung von „Bloodline“ heraus, dass ich jetzt großer Ben Mendelsohn-Fan geworden bin.

PD: Meine Anhaltspunkte, um überhaupt mit der Serie zu beginnen, waren Sam Shepard, Sissy Spacek und Chloe Sevigny. Alle drei liefern auch gute Darstellungen, aber ihre Charaktere sind schon sehr oberflächlich geraten. Viel schlimmer fand ich da nur den Heißsporn Kevin (Norbert Leo Butz) und die Anwältin Meg (Linda Cardellini). Ihre Konflikte konnten mich so gut wie nie einnehmen. Es war mir schlicht egal, da der Hauptfokus auf John und Danny sowie die Beziehung zu den Eltern gelegt war.

Hätte sich die Serie mehr auf darauf konzentriert, anstatt die Charaktere in alle möglichen Nebenhandlungsstränge zu verwickeln – etwa Johns Ermittlungen zu den Immigranten -, wäre ich wohl mit einem positiveren Fazit aus der ersten Staffel heraus gekommen. So jedoch, fand ich es regelrecht traurig, wie eine fantastische Leistung wie jene von Ben Mendelsohn, in einer derart zähen und zerfahrenen Serie unterging.

YP: Wenn deine Anhaltspunkte sich auf diese drei Nebenrollen konzentrieren, dann überrascht mich deine Conclusio auch kaum. Von den Figuren Kevin und Meg war ich schlichtweg genervt, beide haben sich eindeutig nicht im Griff und dreschen auf Danny los. Mir gefielen vor allem jene Szenen mit John und Danny, den beiden ältesten Kindern der Rayburns.

Was allerdings wirklich gelungen rüberkam, war diese Hin- und Hergerissenheit der Moralvorstellungen aller Figuren. Bei manchen mehr (John, Danny), bei manchen weniger (Meg, Kevin).

PD: Die innere Zerrissenheit, was mit Danny zu geschehen habe, war bei John schön dargestellt. Kyle Chandler konnte da sehr viel vom Innenleben des Charakters offenlegen, so wie es Ben Mendelsohn mit einem einzigen Blick schaffte, von Bemitleidenswert zu Einschüchternd zu wechseln.

Allerdings kamen auch die Rayburn-Eltern ein wenig zu kurz. Sie schienen immer nur dann ins Geschehen miteinbezogen zu werden, wenn die endlosen Diskussionen rund um Dannys Verfehlungen, wieder mal einen Nullpunkt erreicht hatten. Das gilt vor allem für die Episoden, nach dem Tod von Sam Shepards Figur. Dass sich dies mit der zweiten Staffel wohl ändern wird, kümmert mich jedoch nicht mehr. Als in sich geschlossene Erzählung hätte „Bloodline“ mehr Charme gehabt.

YP: Nichtsdestotrotz möchte ich nicht ausschließen, dass ich mir die zweite Staffel ansehen werde.

PD: Hier könnte der Netflix-Algorithmus dafür sorgen, dass ich auch in die zweite Staffel hinein kippe. Bei meiner aktuellen Befindlichkeit, sehe ich allerdings wenig Grund, weshalb ich „Bloodline“ ohne Ben Mendelsohn weiter verfolgen soll.

Game of Thrones – Staffel 5, Teil 2

03 Freitag Jul 2015

Posted by filmimdialog in TV

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A Dance With Dragons, Game of Thrones, george r. r. martin

Mittlerweile befindet sich die Fantasy-Saga rund um die Machenschaften, Intrigen und Kämpfe in Westeros in der fünften Staffel und so langsam beginnen sich Ermüdungserscheinungen eingetreten. Sind die Macher zu blutrünstig in ihrem Streben nach Spektakel oder eifern sie nur der Vorlage „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin nach?

Teil 1 zum Nachlesen hier entlang.

PD: So sehr will ich Martin aber auch nicht aus der Verantwortung nehmen. Er hat mehrere Drehbücher der vergangenen Staffeln geschrieben und ist Co-Produzent. Zudem gab es Treffen mit den Serienverantwortlichen, damit diese, sollten sie ihn mit den Staffeln überholen, ungefähr wissen, welches Schicksal die einzelnen Charaktere befällt. Zu sagen, dass es in den Büchern ausgewogener ist und in der Serie nicht, entlässt Martin zu sehr aus der Thematik, obwohl er sich selbst ja auch entsprechend dazu geäußert hat.

Das Schicksal von Theon fand ich eher nervig, da sein Charakter seit einer gefühlten Ewigkeit nur am Rande verweilt, um als Erinnerung für die Grausamkeit Ramsays parat zu stehen. Deshalb war die Hochzeitsnacht mit Sansa so unnötig und auch anstrengend.

Es gibt aber nicht nur verwundbare Frauen in „Game of Thrones“. Man denke an Arya, deren Handlungsstrang sich zum besten der gesamten Serie entwickelt hat, oder an Ellaria Sand, die den Tod von Oberyn mit allen Mitteln rächen will. Auch Brienne ist ein starker Charakter. Melisandres Handlungen zeugen erst recht von einer Macht über andere Menschen, der sich vor allem Stannis bis zum bitteren Ende hin unterwirft. Apropos Stannis. Sein Tod durch die Hand von Brienne in der letzten Episode und die vielen ungelösten Schicksale kamen für mich allesamt überraschend.

YP: Sehr wohl kann ich die Macher dafür verantwortlich machen, was sie aus der Vorlage machen und gemacht haben. Dass Martin selber mitwirkt und in Beratender Funktion dabei ist, ist mir auch bekannt. Aber seine Show ist das nicht. Und nur eine Folge pro Staffel hat er geschrieben. Das merkt man jeder Folge auch an. Anstatt diese Storylines zu verbessern, zu hinterfragen, zu kritisieren, nutzen sie diese für eine perverse Zurschaustellung von Gewalt. Und einen großen Unterschied ist auch den beiden Medien zuzuschreiben. Es gibt dann doch einen feinen Unterschied zwischen dem Roman und einem Film. Bei einem Roman habe ich die Gewaltvorstellung unter Kontrolle. Wenn mir jemand anderer seine in einer Serie präsentiert, dann bin ich ihr ausgeliefert. Nun ist es so, dass ich die Serie natürlich nicht mehr sehen muss.

PD: Nur ist es eben so, dass Martin ja nicht seine Bücher den Machern einfach in die Hände gedrückt hat und sich absolut nicht daran beteiligt. Er ist ja sehr wohl darin involviert, auch wenn er nicht zu jeder Episode das Drehbuch schreibt. Seine Kritikpunkte sind auch auffallender Weise das Design des Iron Throne und weniger die Interpretation einzelner Passagen der Handlung. Damit scheint er mir schon sehr gut leben zu können. Hätte er wirklich Probleme damit, dann hätte er auch á la Alan Moore komplett seine Unterstützung der Adaption entziehen können.

Um aber auch auf die positiven Aspekte der fünften Staffel zu kommen, möchte ich die 8. Episode („Hardhome“) anführen, in der Jon Snow das Freie Volk (die Wildlings) vor der Gefahr durch die White Walker schützen möchte. Das war eine mitreißende und kraftvolle Episode, in der auch die Actionszenen sehr effektiv inszeniert wurden. Zudem gab es in eben dieser Episode auch endlich das Treffen von Tyrion mit Danaerys, worauf zuvor etwas langatmig hingearbeitet wurde, und der Austausch zwischen den beiden hatte die besten Dialoge der gesamten Staffel zu bieten. Voller Witz aber auch Wehmut.

YP: Ich kritisiere hier auch die Serienadaption und nicht die Romanvorlage, da ich bereits einmal geschrieben habe: „Und genau dort liegt auch das Problem. Martin hat für ein gewisses Gleichgewicht bei den Figuren gesorgt, er hat viele verdammt starke Frauen in den Romanen.“ Wovon die Serie weniger hat.

Positiv war in dieser Staffel für mich leider wenig. Tyrions Odyssee gehört bestimmt dazu und Daenerys Zusammentreffen mit Drogon, beide Male sehr gewaltig und bildgewaltig. Mittlerweile betrachte ich das auch mit Wehmut. Aber ab Staffel 6 haben sie Narrenfreiheit, da Martin den 6. Roman bestimmt nicht vorher veröffentlich. Dann wird das für mich sowieso eine andere Serie sein – ohne Vorlage und nur mit mündlich überlieferten Anhaltspunkten – abgesehen von der veröffentlichten Artikel aus „The Winds of Winter“

PD: Da reden wir aneinander vorbei, da es mir um Martins Einfluss und Verantwortung bei der Adaption geht, die ich ebenso hoch ansehe, wie bei den Romanen. Hätte er ein Problem mit der Adaption, dann würde er sich auch dagegen aussprechen. Er würde sich damit ja auch geradezu in eine Tradition von Autoren hinein begeben, die der Adaption ihres Werkes wenig abgewinnen können. Mal sehen ob er den Roman noch rechtzeitig vor der nächsten Staffel veröffentlicht, aber ich bin da skeptisch. Ich bin schon froh, wenn ich selbst Band 5 bis dahin gelesen habe.

Tyrions Handlung gefiel mir erst wieder, als er mit Danaerys zusammentraf. Ab da kam es zu neuen Entwicklungen. Danaerys wirkte in dieser Staffel ohnehin wie eine Getriebene. Die Sons of Harpy haben ihr deutlich aufgezeigt, dass sie womöglich doch nicht die große Herrscherin ist, die sie gerne wäre. Lustigerweise fand ich den Moment, in dem Drogon Danaerys aus der Arena rettete, ein wenig unfreiwillig komisch. Gut, sie fliegt mit ihm davon, aber was passierte eigentlich mit Tyrion, Jorah und Daario Naharis? Die saßen ja immer noch dort unten fest und waren von den Sons of Harpy umzingelt.

Sehr stark war wieder einmal die Geschichte um Arya. Gerne könnte man da mehr zeigen, denn das ist nicht nur spannend, sondern von Maisie Williams auch toll gespielt.

YP: So viel Einfluss auf die Gestaltung wie du spreche ich Martin nicht zu. Da drehen wir uns im Kreis.

Allein Aryas Geschichte verdient einen Ableger. Anfangs war sie noch zu sehr von Rachegelüsten getrieben. Jetzt wird daraus etwas anderes. Natürlich gibt es dann Maryn Tant, der ihr in die Arme läuft, aber auf mich wirkt es, als wolle sie bei ihrer Transformation mit der Vergangenheit abschließen.

Für die neue Staffel wünsche ich mir – abgesehen davon die Vorlage gelesen zu haben, was ich aus ausschließe – dass die Macher ein wenig kreativer gestalten. Wenn da noch tatsächlich 3 Staffel kommen sollen, dann sage ich: Winter is coming!

PD: Das wäre tatsächlich eine Spin-off-Serie wert. Allerdings sehe ich sie schon noch von Rache getrieben. Ihre Eiseskälte bei der Ermordung von Trant sah ich schon auch noch als das Abarbeiten ihrer Todesliste. Dass ihr Leben als Arya Stark jedoch ein Ende findet, liegt weniger in ihren Händen denn in jenen der Faceless Men.

Bei den Vorgängen auch schon in den vorangegangenen Staffeln, muss ich doch immer wieder an die Bemerkung bei Honest Trailer denken. Dass sich doch bitte irgendwer um diese Bedrohung hinter der Mauer kümmern möchte. Die Vielzahl an Charakteren ermöglicht es den Machern ja, das Geschehen ordentlich in die Länge zu ziehen, aber von der die Menschheit bedrohenden Armee der Untoten bekommt man kaum was zu sehen und der Marsch von Danaerys auf Westeros ist auf geradezu komische Weise wieder an seinen Ursprungsort zurückgeworfen worden.

Mit diesem Beitrag verabschieden wir uns in die Sommerpause und kehren am 7. August wieder zurück. Dann mit einem Dialog über Richard Ayoades filmisches Werk und seinem reflektiven Debütbuch „Ayoade on Ayoade“.

Game of Thrones – Staffel 5, Teil 1

26 Freitag Jun 2015

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A Dance With Dragons, Game of Thrones, george r. r. martin, Hardhome

Mittlerweile befindet sich die Fantasy-Saga rund um die Machenschaften, Intrigen und Kämpfe in Westeros in der fünften Staffel und so langsam beginnen sich Ermüdungserscheinungen eingetreten. Sind die Macher zu blutrünstig in ihrem Streben nach Spektakel oder eifern sie nur der Vorlage „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin nach?

PD: Vorneweg muss ich gleich gestehen, dass ich das fünfte Buch „A Dance with Dragons“ noch nicht gelesen habe. Ein Muster bei mir, wenn man auf die Dialoge zu Staffel 3 und Staffel 4 zurück blickt. Die fünfte Staffel der TV-Adaption war mir lange Zeit viel zu langatmig. Erst mit Episode 8 „Hardhome“, beginnt die Serie sich wieder ein wenig vor zu bewegen.

YP: Die ersten beiden Serienstaffeln boten kaum Überraschungen, waren näher an den Vorlagen, bis auf ein paar Figurenkonstellationen, die dann modifiziert wurden. Ab der dritten Staffel bemühen sich die Macher um mehr Überraschungen für die Zuschauer, die auch die Vorlagen kennen. Du darfst nicht vergessen, dass die Romane 4 und 5 eigentlich zeitgleich spielen, G. RR Martin aber aufgrund der vielen Figuren das auf zwei Bücher ausgedehnt hat.

Tatsächlich sind erstmals Serie und Romane gleich auf. Wie sich das weiter entwickeln soll, wird bestimmt sehr aufregend, da viele Figuren noch gar nicht eingeführt wurden. Ich gehe davon aus, dass das auch gar nicht geschehen wird. Die übrigen drei Staffeln, sollte es noch drei davon geben, werden sich viel mehr von der Originalstory abweichen und nur noch Anhaltspunkte geben.

PD: Die Serie muss auch gar nicht sklavisch an den Romanen hängen bleiben. Einige Freiheiten dürfen schon sein, denn es gibt auch kaum etwas Langweiligeres als ein ideenlos abgefilmtes Buch oder Theaterstück. Wie du auch richtig sagst, spielen die Romane 4 und 5 zur selben Zeit und so wurde das Personal von Martin auf zwei Romane aufgeteilt. In der Serie war das nur schwer möglich. Über diese Änderung bin ich sehr froh, denn eine Staffel ohne Tyrion hätte ich nicht sehen wollen. Dafür ist mir dieser Charakter, ebenso wie Arya, zu sehr ans Herz gewachsen.

Dass wir in der nun zu Ende gegangenen fünften Staffel Bran nie zu Gesicht bekamen, hat mich jedoch wieder weniger gestört. Seine persönliche Reise hat mich bislang recht kalt gelassen.

YP: Ich bin grundsätzlich ein Fan davon, wenn es der Serie gelingt, mich – auch als Kennerin der Vorlage – zu überraschen. Ein reines Abfilmen nach Skript wäre auch eine langweiligere Angelegenheit. Allerdings macht die Serie einen mittlerweile fatalen Fehler – und zwar geben sie sich seit zwei Staffeln große Mühe, die Gewalt in den Romanen über übertreffen. Martins Vorlage ist bestimmt nicht ohne Blut, Schweiß und Tränen, aber es vergeht seit etwa 20 Folgen keine Episode ohne diese Zurschaustellung der Gewalt, wie sie in den Romanen nicht vorgekommen ist. Wenn nicht Gewalt gezeigt wird, dann wird davon gesprochen.

Mit der Red Wedding haben sie Blut geleckt und seitdem ist das ein dramaturgisches Mittel. Hier insbesondere die Gewalt gegen Protagonistinnen. Nun habe ich ihnen nie verziehen, dass die Hochzeitsnacht zwischen Danaerys und Drogo falsch adaptiert und interpretiert wurde. In Staffel 4 gab es dann Cerseis Vergewaltigung durch Jamie am Totenbett ihres Sohnes. Und jetzt Sansa. Davon findest du nichts in den Büchern. Da stelle ich mir die Frage, warum?

PD: Die Serie hat die Gewaltszenen immer schon ein wenig anders interpretiert. So wurde ja auch Robbs schwangere Frau Talisa ermordet, was im Roman so nicht vorkam. Das war eine zusätzliche Schocknote, die mehr an einen blutigen Horrorfilm erinnerte. Um bei der aktuellen Staffel zu bleiben, finde ich mich selbst in einem Zwiespalt. Einerseits gab es die Hochzeitsnacht-Vergewaltigung von Sansa nicht im Buch, wie auch nicht jene heran drohende an Gilly.

Die Vergewaltigung von Sansa durch Ramsay Bolton war völlig sinnlos. Der Zuseher wusste bereits zur Genüge von Ramsays sadistischem Gehabe. Das war schon sehr zynisch.
Dennoch war die Szene mit Gilly nicht ohne Sinn, da sie dafür sorgte, dass man Sam in Heldenpositur zu sehen bekam und auch die beiden sich schließlich näher kamen. Das hätte man natürlich auch anders lösen können, aber immerhin befindet man sich in einer Art Zwangslager, in welcher Mörder und Vergewaltiger unter einem Dach hausen. Dass es dort beinahe zwangsläufig zu Übergriffen kommen könnte, erscheint mir weniger unlogisch. Zudem möchte ich hier auch George R.R. Martin anführen, der sich ja auch selbst in die Diskussion einschaltete.

Mehr Probleme hatte ich, Cerseis Handlungen zu verstehen. Die Förderung des High Sparrow (Jonathan Pryce gefiel mir sehr gut in der Rolle) war von Beginn an eine so offensichtlich dumme Idee. Dies konnte ich dem Charakter einfach nicht abkaufen.

YP: Martin schreibt: „“Now there are people who will say to that, ‘Well, he’s not writing history, he’s writing fantasy—he put in dragons, he should have made an egalitarian society.’ Just because you put in dragons doesn’t mean you can put in anything you want.“

Und genau dort liegt auch das Problem. Martin hat meiner Meinung nach für ein Gleichgewicht bei den Figuren gesorgt, er hat viele verdammt starke Frauen in den Romanen und genug von den Damsel in Distress. Und die HBO-Serie – anstatt die Frauenbilder, die Martin vorlegt, zu verbessern, daran zu arbeiten, zu kritisieren, zu hinterfragen – drängt jede Protagonistin – ich meine wirklich jede einzelne – in die Opferrolle. In dieses Mittelalter mit Drachen. Aus dramaturgischen Gründen.

Für viele aus dem Fernsehpublikum war das, was Theon durch Ramsay zugestoßen ist, die schlimmste Storyline in der Serie (in einem Jahrzehnt, für viele Mädchen Genitalverstümmelung noch immer an der Tagesordnung steht). Ohne Frage, das war schon heftig. Im Vergleich: Robbs Ehefrau wurde hochschwanger abgestochen. Das Bild ist folgendes: du kannst einem Mann alles antun, nur nicht die Männlichkeit nehmen. Wohingegen die Weiblichkeit erst dadurch definiert wird. Als Frau bist du verwundbar, die Sexualität ist zugleich Waffe gegen den Mann als auch ein Mittel zur Schädigung durch den Mann.

Bevor es für uns in die Sommerpause geht, erscheint noch Teil 2 dieses Dialogs am 3. Juli

Grace and Frankie – Staffel 1

19 Freitag Jun 2015

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Grace and Frankie, Jane Fonda, Lily Tomlin, Martin Sheen, Sam Waterston

Wie das Leben aussehen könnte, wenn sich der eigene Ehemann nach 40 gemeinsamen Ehejahren plötzlich und unerwartet mit dem Arbeitskollegen aus dem Staub macht, porträtiert auf äußerst charmante Art und Weise die Netflix-Serie „Grace and Frankie“. Jane Fonda und Lily Tomlin spielen die verlassenen Ehefrauen im besten Lebensalter.

PD: Wenn es einen wunderschönen Aspekt an „Grace and Frankie“ gibt, dann dass man hier wunderbare Darsteller um oder auch über die 70 in den Hauptrollen zu sehen bekommt. Zumeist werden Schauspieler und noch viel stärker Schauspielerinnen in diesem Alter nur noch für Cameo-Auftritte eingesetzt.

YP: Außerdem geht es in der Serie nicht nur um das Rollenangebot für die in die Jahre gekommenen Schauspielerinnen Lily Tomlin (Frankie) und Jane Fonda (Grace) und der Schauspieler Sam Waterson (Sol)  und Martin Sheen (Robert), sondern auch um eine herrlich erfrischende Post-Scheidungs-Handlung. Das Format ist bestimmt keine bahnbrechende Novität, aber umso mehr die Plotline.

Zwei von ihren Ehemännern verlassene Frauen im besten Alter haben wir schon oft zu sehen bekommen. Leider sind zwei homosexuelle Männer noch immer eine mainstreammediale Seltenheit. Und wenn diese dann befreundete Pärchen spielen und daraus dann Comedy wird, ist das schon sehr verlockend.

PD: Nun gerade die Handlung finde ich nun nicht so innovativ. In den letzten Jahren hatten wir in „Transparent“ einen Mann der sich seiner Familie gegenüber als Transgender outet und in „Girls“ gesteht Hannas Vater, dass er homosexuell ist. Zudem erinnerte mich der Handlungsbogen mit den Hochzeitsvorbereitungen von Sol (Waterston) und Robert (Sheen) sehr an die 5. Staffel von „Modern Family“, in welcher Mitchell und Cameron endlich heiraten.

YP: Der obligatorische Homosexuelle ist keine Seltenheit, aber wenn du dann tatsächlich Figuren auf einer Hand abzählen kannst, bleibt das fortschrittlich. Natürlich gab es Serien wie „Ellen“, „Will & Grace“, „Six Feet Under“ „Queer as Folk“ oder „The L Word“, „True Blood“, die auch eine nicht-heterogene Sichtweise präsentiert haben, manche mehr exploitativ als andere. Aber recht viele über 70-jährige Homosexuelle (vor allem Männer) sind darin nicht vorgekommen. Und innovativ ist für mich die Figurenaufstellung. Die zwei Männer heiraten und die zwei Frauen freunden sich an.

PD: Die Besonderheit besteht für mich eher in der Spielfreude der Darstellerinnen, die aus der amüsanten Grundsituation der zwei besten Feindinnen, die von ihren Männern – welche miteinander durchbrennen – verlassen werden, sich nun zusammenraufen müssen, gute Sitcom-Unterhaltung gestalten. So gut Lily Tomlin und Jane Fonda ihre Rollen auch spielen, hätte ich mir aber fast mehr Zeit gewünscht, die man mit Sam Waterston und Martin Sheen verbringt.

YP: Was mir an „Grace & Frankie“ so gefällt, ist wie beiläufig das Outing geschehen musste. Ohne wirklich großes Kaboom in den ersten fünf Minuten der ersten Folge. Und im Grunde geht es um die Freundschaft zwischen den beiden anfangs distanzierten Frauen, eingebettet im hektischen Rahmen des Familienlebens einer kunterbunten Patchwork-Familie. Die Folgen sind erfrischend, kurzweilig und flott, man bleibt sofort hängen, will wissen, wie es weitergeht.

PD: Das Rad erfindet die Serie nicht neu. Die Neu-Ausrichtung in den späten Jahren des Lebens konnte man ja auch schon in „Golden Girls“ wunderbar beobachten. Jedoch blieben solche Serien und Charaktere, vor allem als Hauptfiguren, in der Minderheit.

Der fehlende Überraschungsmoment beim Outing der Männer ist ja auch kalkuliert. Das Publikum, selbst wenn es von der Serie absolut nichts vorher weiß, wird bereits im Intro auf die kommende Situation vorbereitet. Überrascht sind „nur“ die Charaktere selbst und wie sie damit langsam umzugehen versuchen, ist schön zu beobachten. Darin liegt auch die Stärke dieser Serie, wie unaufgeregt sich alles entblättert. Die emotionalen Ausbrüche, etwa beim Kuchen essen, wenn darüber gestritten wird, dass man mit den beiden Männern anders umgehen würde, hätten sie die letzten 20 Jahren mit Frauen Affären gehabt, sind selten und dafür umso einprägsamer.

Ich kann aber dennoch nicht die Überschneidungen zu „Modern Family“, eine Sitcom ich vor allem in den ersten Staffeln großartig finde, nicht ganz abschütteln. Da haben andere Netflix-Serien in der Vergangenheit mehr „Wagemut“ gezeigt. Auch auf die Gefahr hin, in der eigenen Kuriosität zu versinken, wie etwa „Unbreakable Kimmy Schmidt“.

YP: Am meisten bin ich von diesem herrlichen Chaos angetan. Auf den ersten Blick gibt die Serie vor eine Sitcom zu sein und genauso finden sich tiefgehende Momente in den Szenen wieder. Worüber ich sehr froh bin, dass auf die Lachkonserve und das Live-Publikum verzichtet wurde.

PD: Das wird sehr schnell klar, dass man nicht nur auf den billigen Gag zielt, sondern den Charakteren auch ihre tiefer gehenden Momente und Krisen durchleben lässt. Allerdings trifft dies „nur“ auf das Hauptpersonal Grace, Frankie, Sol und Robert zu. Die Kinder verblassen trotz aller Bemühungen (der Alkoholiker-Sohn mit dem ungelösten „innerfamiliären“ Liebesdrama etwa) völlig.

Die Lachkonserve empfinde ich nicht so dramatisch störend, aber bei manchen Serien vermittelt das Studiopublikum diese gewisse eigene Atmosphäre. Bei „Grace and Frankie“ hätte dies aber nicht gepasst, alleine aufgrund der wechselnden Schauplätze. Hier sitzt man ja nicht ständig im immer selben Wohnzimmer.

YP: Ehrlich gesagt störe ich mich keineswegs daran, dass wir mehr von Grace und Frankie zu sehen bekommen als von Sol und Robert. Auch wenn ich sehr angetan bin von der Darstellung der sehr liebvollen Beziehung zwischen den beiden Männern, so haben das ungleiche Paar Grace und Frankie die Lacher auf ihrer Seite.

PD: Es stört mich auch absolut nicht, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich gerne noch ein paar Szenen mit Robert und Sol sehen würde. Vor allem im Zusammenspiel mit den Kindern oder Grace und Frankie. Dass sich die in der 1. Staffel noch großräumig meiden, ist verständlich. Meine Hoffnung ist, dass in der nächsten Staffel die vier Hauptfiguren wieder etwas mehr miteinander zu tun haben.

YP: Davon gehe ich auch aus. In den letzten Folgen der Staffel waren die Plotlines ohnehin gut miteinander vermischt. Wenn du an die herrlichen Szenen der Folge zurückdenkst, wo Graces Geheimnis die Runde macht (Folge 11). Das ist bis dato eine meiner Lieblingsfolgen, weil es die natürlich noch immer vorhandene Dynamik der beiden Ehepartner mit der Vertrautheit der neuen Partnerschaften und Freundschaften zeigt, aber nie zweifelt man auch nur eine Sekunde an der Zuneigung aller Beteiligten. Das ist nicht nur lebensfroh, sondern auch schön.

The Fall

13 Freitag Mär 2015

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Allan Cubbitt, Criminal Minds, Diane Kruger, Gillian Anderson, Hannibal, Jamie Dornan, Paul Spector, Sherlock, Stella Gibson, The Bridge, The Fall, The Killing, The Wire, The X-Files, Top of the Lake

Zur Abwechslung besprechen wir diese Woche wieder einmal eine Fernsehserie. Diesmal die ersten beiden Staffeln des britischen Thrillers „The Fall“. Gillian Anderson als Detective Superintendent Stella Gibson begibt sich im nordirischen Belfast auf die Jagd nach einem Frauenmörder. Nun heißt es, Krimiserien gebe es wie Sand am Meer. Inwiefern sich „The Fall“ von anderen Fernsehserien unterscheidet, wollen wir nicht vorenthalten.

Dieser Dialog enthält einige Spoiler!

PD: Als Fan von Gillian Anderson, habe ich mich natürlich sehr gefreut, sie wieder einmal in einer starken Rolle und noch dazu in einer guten Produktion zu sehen.

YP: Allein schon die ersten 10 Minuten der ersten Folge mit diesem einleitenden Schuss-Gegenschuss-Verfahren zwischen Andersons Figur und Jamie Dornans („Fifty Shades of Grey“) Figur Paul Spector fesseln dermaßen, sofort wird man in den Bann gezogen und kommt nicht mehr weg. Ich wollte am liebsten alle fünf Folgen der ersten Staffel nacheinander bingen, habe mich dann aber auf eine Folge pro Abend festgelegt.

PD: Dabei zeichnet sich die Serie vor allem durch einen sehr ruhigen und sehr nüchternen Zugang aus. Man erfährt zwar im Laufe der 1. Staffel sehr schnell, wer der gesuchte Mörder ist, Allan Cubbitt hat aber einen sehr wichtigen Fokus auf die Entwicklung der Ereignisse gelegt. Weniger auf die Action.

YP: Die Mörderfrage wird sogar in der ersten Folge mehr als angedeutet. Wobei „The Fall“ für mich mehr an die US-amerikanischen Krimiserien angelehnt ist, als an europäische. Zumindest in der Machart kommt es mir stets so vor, als werde hierbei ein US-amerikanisches Publikum bedient. Anzumerken ist natürlich, dass es sich hierbei – wie bei dem von uns bereits besprochenen „Sherlock“ (wobei es „Sherlock“ natürlich in jeder Sekunde anzusehen und -merken ist – um eine BBC-Produktion handle.) Belfast mutet darin fast als gefährliche Stadt an. Vielleicht liegt das generell am Hang zu Overstatement in Krimiserien, bzw. Krimiserien leben davon.

PD: In Bezug auf die sehr detailliert dargestellte Polizeiarbeit kann man vielleicht Vorbilde wie „The Wire“ heran ziehen. Eventuell sogar „French Connection“, auch wenn bei „The Fall“ auf jegliche reißerische Actionszene verzichtet wird. Das kann manchmal auch ein wenig frustrierend sein, da man aus flotter (oder auch hektischer) inszenierten Thrillern eine schnellere Auflösung gewohnt ist. Die Straßenkämpfe zwischen Gangs und der Polizei und generell das Revierverhalten in Belfast waren mir völlig fremd. Natürlich bietet das völlig in Grautönen gehaltene Belfast den perfekten Hintergrund für einen finsteren Thriller, ein wenig wie das ewig verregnete Seattle in „The Killing“. Gillian Anderson reiht sich ohnehin in eine Reihe mit selbstbewussten und komplexen Ermittlerinnen wie Mireille Enos („The Killing“) oder Elisabeth Moss („Top of the Lake“).

YP: Die Action kommt auch überhaupt nicht zu kurz, es liegt auch ein großer Fokus an der Charakterstudie. Es kommt auch stets das psychologische Profiling – welches auch stark an viele US-Serien erinnert („Hannibal“, „Criminal Minds“) nicht zu kurz. Die von Anderson großartig gespielte Stella Gibson ist auch eine unglaublich einnehmede Figur, gerade eben, weil wir von ihr viel weniger mitbekommen als zum Beispiel von Paul Spector. Hier herrscht eine komplette Umkehrung von der Konstellation, wie sie uns vielleicht eher bekannt ist. Die Profilerein lässt niemanden (auch nicht das Serienpublikum) an sich ran und von Spector bekommen wir fast alles zu sehen.

PD: Das ist dann auch ein Zugeständnis an die Genre-Konventionen. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Spector und Gibson, ist geradezu Textbuch-artig abgehandelt. Da entkommt die Serie den Erwartungen nicht. Vor allem im Cliffhanger zum Ender der zweiten Staffel. Zwar lässt man sich in der letzten Episode 90 Minuten Zeit, aber der Ausgang mit dem niedergeschossenen Paul in den Armen von Stella, war doch sehr klar vorherzusehen. Spannend an Stella Gibson finde ich, dass sie ein extrem selbstbewusster Charakter ist. Sie bestimmt über ihr eigenes Leben. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien-Ermittlerinnen (etwa auch der von Anderson dargestellten Dana Scully in „The X-Files“) hat sie ein Leben neben der Arbeit. Natürlich konzentriert sich alles auf die Ermittlungen, aber wenn sie etwa Sex will, dann nimmt sie sich diesen.

YP: Wobei Stella dies auch selber stets thematisiert, die Tatsache, dass sie nach ihren eigenen Konventionen lebt und die gesellschaftlichen in Frage stellt. Ein starker und in dieser Hinsicht auch sehr unkonventioneller Frauencharakter ist auch die von Diane Kruger gespielte Sonya Cross in „The Bridge – America“, die allerdings auch noch das Asperger Syndrom hat. Vielleicht sind wir endlich im Jahrzehnt angekommen, wo uns Frauenrollen in vielfältiger Figurenzusammensetzung gezeigt werden und sogar im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Mit dieser Entwicklung der Serienlandschaft kann ich sehr gut leben.

PD: Wobei „The Fall“ ja schon noch die Formel Serienkiller vs. Super-Ermittler (in diesem Fall: Super-Ermittlerin) abarbeitet. Der Raum, der auch Paul Spector gegeben wird, ist dabei dringend notwendig, denn so wenig man bei Serien wie „The Killing“ oder „The Bridge“ über die Bösewichte erfährt, so ausführlich taucht man in die Psyche von Spector ein. Dabei fand ich vor allem sein Verhältnis zur minderjährigen Katie hoch interessant. Die Ersatz-Vaterrolle die Spector für sie einnimmt ist. was die Ausmaße ihrer Mittäterschaft angeht, beängstigend. Um auf deinen „Sherlock“-Vergleich zurückzukommen. Es sind zwar beides BBC-Produktionen, doch „Sherlock“ hat einen viel knalligeren Tonfall. Schnell geschnitten, rasch voran schreitend und mit viel Humor. „The Fall“ ist dagegen extrem ruhig erzählt, tief in die düstere Atmosphäre eintauchend und auch die männlich dominierten Hierarchien durchbrechend.

YP: „The Fall“ fällt dann eher in die Kategorie der ruhigen Sonntagabendunterhaltung im Columbo’schen Sinne.  Eine fesselnde und nicht allzu aufwühlende Serie – ganz anders als das Profiler-zentrierte „Hannibal“, wo das Publikum kathartische Höhen und Tiefen in einer Episode erlebt, wie sonst woanders nicht in einer ganzen Serienstaffel.

Die Suspense kommt unter keinen Umständen zu kurz, auch wenn es natürlich – bis auf die Cliffhanger am Staffelende – kaum zu viel Action kommt. Daran stört man sich keineswegs.

Was ich allerdings problematisch finde: manchmal vermittelt die Serie das Gefühl, als müsste Paul zugänglich und sympathisch dargestellt werden.

PD: Im Gegensatz zu etwas reißerisch inszenierten Serien wie „Hannibal“, wühlt mich aber „The Fall“ mehr auf. Gerade da es einen realistischeren Zugang bietet. Die Charaktere gehen mir näher und ich fiebere mehr mit.

Problematisch finde ich die Darstellung Pauls durch Jamie Dornan (der im Gegensatz zu seiner Rolle in „Fifty Shades of Grey“ hier tatsächlich schauspielern darf) nicht. Der typische nette Nachbar, der einem freundlich entgegentritt und den man diese Taten kaum zutrauen würde. Die Frage ist eher, ob man grundsätzlich einen Bösewicht sympathisch darstellen „soll“.

YP: So habe ich das nicht gemeint. Finde nicht die Darstellung problematisch. Ich fühlte mich fast gezwungen Paul sympathisch zu finden, konnte da nicht einmal groß etwas dagegen unternehmen. Manipuliert, um es genauer zu beschreiben. Der sympathische Serienmörder von Nebenan.

PD: Das finde ich aber auch nicht weiter problematisch. Wir betrachten ja beide Seiten des Falls. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass man auch als Zuseher eine gewisse Beziehung zum Bösewicht aufbaut.

Wie sich etwa Paul gegenüber seiner Frau mit Ausreden herum windet, fand ich extrem spannend und hoffte immer ein wenig, dass er damit durchkommt.

YP: Aber eine dritte Staffel? Was soll da jetzt noch großartig kommen? Natürlich verstehe ich, dass da an den Erfolg der ersten beiden Staffeln angeknüpft werden soll, aber ist das wirklich noch notwendig.

PD: Ach, da gibt es doch noch viel zu erzählen. Paul Spector liegt in den Armen von Stella. Alleine dieser Cliffhanger gehört aufgelöst. Zudem ist da die Beziehung zwischen Katie Benedetto und Paul oder auch Stellas eigene Beziehungen zu ihren KollegInnen. Gerade bei dem Fokus den die Serie auf die Ermittlungen legt, kann ich mir eine Staffel, die rein zur Aufklärung des Falls und der persönlichen Beziehungen dient, gut vorstellen.

Game of Thrones – Staffel 4

04 Freitag Jul 2014

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Arya Stark, d. b. weiss, Danaerys, david benioff, Game of Thrones, george r. r. martin, Liam Cunningham

Staffel 4 der HBO-Fantasy-Serie „Game of Thrones“ ist zu Ende und wir sehen uns noch einmal näher an, was uns gefiel, was uns weniger gefiel und was im Vergleich zu den Romanen mehr oder weniger Sinn ergab.

Es mag unnötig sein es zu erwähnen, aber dieser Dialog ist voller Spoiler!

PD: Wenn ich so an unseren letzten Dialog zu „Game of Thrones“ zurück denke, dann finde ich es lustig, wie wichtig zunächst die Umbesetzung von Daario Naharis war. Im Endeffekt war die ziemlich egal.

YP: Weil seine Rolle doch sehr klein ausfiel.

PD: Passend zum Handlungsstrang rund um um Daenerys, die in der 4. Staffel wieder einmal nicht so wirklich vom Fleck weg kam.

YP: Für mich war die 4. Season die problematischste. Die mit den vielen Hochs und Tiefs. Als wollten Weiss und Benioff stets noch etwas draufsetzen. Selber Schuld, weil für mich sind der 2. Teil des dritten Romans und der vierte ziemlich gelungen. Das haben sie nicht so toll umgesetzt.

PD: Beim vierten Buch stecke ich noch im ersten Drittel fest und finde es nicht so spannend, eher langatmig.

YP: In Puncto Danaerys: Endlich konnte sie herrschen. Und das ziemlich interessant, weil sie kein Hofdrama bediente, wie beispielsweise das rund um den Iron Throne, sondern mit wirklichen Problemen konfrontiert war.

PD: Das wurde inszenatorisch aber unzureichend gelöst. Ich könnte jetzt nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber die Szenen im Thronsaal, wenn Danaerys ihre Audienzen hielt, waren ohne jede Spannung. Es waren spannende Inhalte, aber die Präsentation lief dem völlig zuwider. Es herrschte einfach keine Atmosphäre. Dagegen waren selbst die Szenen an der Mauer dichter inszeniert, und da tat sich ja lange sehr wenig.

Mein liebster Teil war ja ohnehin die Beziehung zwischen Arya und The Hound. Alleine Aryas Reaktion vom Tod ihrer Tante zu erfahren, war der herrlichste Moment der ganzen Staffel.

YP: Diese ungewöhnlichen Figuren-Paarungen, die dann auf einen Roadtrip geschickt werden, das hat schon mit Catelyn Stark und Tyrion Lannister in der 1. Staffel gut funktioniert . In Staffel 3 dann mit Jamie Lannister und Brienne of Tarth, und jetzt eben mit Arya und Sandor Clegane. Auch als Arya auf Tywin Lannister in Harrenhaal traf.

PD: Letztere dürfte ja eine der „Neuerungen“ der Produzenten sein, die wohl George R.R. Martin weniger gefallen haben wird. Kürzlich las ich, dass er mit der Adaption und einigen Änderungen gegenüber seinen Büchern nicht glücklich ist.

YP: Von einem Medium in ein anderes zu übersetzen wird immer von genügend Problemen begleitet. Wenn es nicht dem Original getreu adaptiert wurde, finde ich es nicht schlimm. Mich stört es nicht. Es muss nur stimming und spannend bleiben und das gelingt den Serienmachern hier nach wie vor. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie auch die Romanleser berücksichtigen. Weil sich eben ständig etwas ändert. Die Vorlage lebt, salopp ausgedrückt.

PD: Das ist ja auch der springende Punkt bei einer Adaption. Sofern die Änderungen in sich schlüssig sind oder einfach funktionieren, sind sie auch gerechtfertigt. Da sehe ich auch kein großes Problem in Bezug zu „Game of Thrones“. Dass sich der Autor des zugrunde liegenden Werkes mit Kritik meldet, ist ja auch nicht weiter ungewöhnlich. Alan Moore etwa zieht seinen Namen regelmäßig zurück („V for Vendetta“, „Watchmen“, „The League of Extraordinary Gentlemen“).

Um zurückzukommen auf den Punkt, dass die Macher einen Höhepunkt auf den anderen stapeln wollen. Das ist wirklich ein Problem geworden in dieser Staffel. Man präsentiert relativ früh (in Episode 2) den Tod von König Joffrey und erlöst damit auch den Zuseher von diesem ehrlich gesagt sehr oberflächlichem Psychopathen, und hat dann sehr viel Leerlauf, bis wieder wirklich etwas passiert. Ich glaube erst der Monolog von Tyrion vor Gericht ist wieder so ein Höhepunkt und das war in Episode 6.

YP: So habe ich das auch empfunden, weil die Geschehenisse an der Eismauer einfach nicht früher in die Gänge kamen. Erst durch Stannis‘ Einmarsch (den ich sehr imposant fand), ruhen alle Augen auf der Mauer. Das ist ab jetzt auch die spannendere Region, hat auch Danaerys abgelöst.

Und auch weil King’s Landing uninterssant geworden ist.

PD: Das mag ein „Problem“ sein, welches George R.R. Martin zu verantworten hat, aber selbst die dramatischsten Umwälzungen im Hofstaat von Danaerys – etwa der Verrat durch Ser Jorah – hinterlassen kaum Eindruck. Sie befreit eine Stadt und muss sie beherrschen. Das ist sicherlich relativ realistisch, aber auf die Dauer auch etwas öde.

Dass sich die Hauptaufmerksamkeit mal in den Norden verlagern würden, habe ich seit der ersten Episode erwartet. Der Krieg um den eisernen Thron ist ja schön und gut, aber da im Norden treiben Zombies ihr Unwesen. Irgendwie habe ich mir schon früher eine Fokussierung der Inszenierung auf die Mauer erwartet.

YP: Das ist auch ein inszenatorischen „Problem“. Im Buch passiert das relativ schnell, es geht aus den Kapitel von Ser Davos heraus. Die Serie braucht eben 4 Staffeln lang dafür, was in den ersten 2,5 Romanen passiert.

PD: Dennoch gehört der Kampf um die Mauer, in Episode 9, zu den weniger imposanten Episoden. Das liegt aber wohl vor allem an der unfreiwillig komischen Todesszene von Ygritte und dem eher unübersichtlichem Gewirr bzw. der unübersichtlich inszenierten Schlacht.

YP: Wo die Serie wirklich neue Maßstäbe setzt sind die Sets und die Kostüme. Exzessiv und imposant. Es wird nicht gespart. Das sieht man anhand der Roben in King’s Landing. Vor allem jetzt, wo die Staatskasse leer ist, wird noch einmal eines drauf gesetzt. Und bei Dany in Meereen merkt man auch die schönen neuen Kleider, die bei ihr vorher etwas spärlicher ausfielen und praktischer Natur waren.

PD: Umso stärker ist dann der Kontrast zu den nüchtern gekleideten Männern und Frauen im Norden. Ob es jetzt Bolton und sein verrückter Sohn sind, oder die Greyjoys. Je südlicher der Schauplatz, desto bunter und verschwenderischer wird die Kleidung.

Da ist „Game of Thrones“ dann auch klassisches Ausstattungskino, welches auch Wert auf die Form legt. Im Grunde ein bisschen wie „Downton Abbey“, nur mit mehr Gewalt.

YP: Mit sehr viel mehr Gewalt. Gewalt gab es in den ersten drei Staffen zu Genüge. In Staffel 4 war sie dramaturgisches Mittel. Gewaltlose Szenen aus den Romanen wurden gewaltvoll.

PD: Das erscheint mir zwar anders, aber geschriebene und dargestellte Gewalt sind nun einmal zwei Paar Schuhe.

YP: Weißt du, wer mir zu kurz gekommen ist? Drogon, Viserion und Rhaegal.

PD: Dafür reicht dann wohl auch das Budget nicht, die drei Drachen in längeren Sequenzen zu zeigen.

Ich habe sie aber auch nicht sonderlich vermisst, was wohl daran lag, dass der ganze Handlungsstrang rund um Danaerys nicht wirklich interessant war.

YP: Die spannendsten Szenen waren das nicht.

PD: Wer mir sehr gut gefiel, war Davos (Liam Cunningham).

YP: Ser Davos ist einer meiner Lieblingsfiguren. Und der Schauspieler macht das auch ganz toll.

Sein bisheriger Schlagabtausch mit Melisandre ist ziemlich sehenswert.

PD: Die Figur gewann in dieser Staffel noch deutlich an Profil und erscheint jetzt auch wichtiger denn Stannis. Was keine guten Aussichten für die weitere Lebenserwartung von Davos sind.

Noch kurz zurück zur Gewalt. Im Kampf zwischen Ser Gregor und Oberyn Martell wurde die Gewalt sogar ein wenig zurück geschraubt. Da starb im Roman ein unbeteiligter Zuseher, der von Ser Gregor in der Mitte gespalten wurde. Dagegen war der zerschmetterte Schädel von Oberyn geradezu weich gespült.

YP: Diese eine Kampfsszene! Da rechne ich auch mit Gewalt.

Außerdem ist es nicht das erste Mal (Serie und Romane), dass Gregor Clegane jemanden zweiteilt. In der ersten Staffel passiert das bei dem Turnier mit dem Pferd. Außerdem diese „Trainingsszenen“ in Staffel 4 – wo er wahllos auf Leute einschlägt und quasi trainiert – waren nicht notwendig. Wir wissen doch, was für ein Biest das ist. Das muss mir niemand mehr zeigen, ich habe es kapiert.

Den Roman-Jamie finde ich übrigens viel sympathischer als den Serien-Jamie.

PD: Der Serien-Jamie ist ein wenig ambivalenter, was mir auch gut gefällt. Im Roman erscheint er sympathischer, da Cersei im Vergleich viel biestiger wirkt. Doch das heben sie sich wohl noch für die kommenden Staffeln auf.

Um bei den Lannisters zu bleiben. Die Art und Weise wie Tyrion Shae ermordete, hat mich überrascht. Nicht weil es brutal war, sondern da es von Peter Dinklage herzzerreißend gespielt war. Doch Dinklage zu loben ist ja beinahe schon langweilig.

YP: Weil das so ein leidenschaftlicher Akt war. Er war sichtlich verstört und hat dieses Hin und Her einfach wahnsinnig gut ausgedrückt. Die gesamte Staffel war eine Peter-Dinklage-Parade.

PD: …und das obwohl er die meiste Zeit eingesperrt im Kerker verbringen musste.

Game of Thrones – Rückblick auf Season 3

14 Freitag Mär 2014

Posted by filmimdialog in TV

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

A Song of Ice and Fire, d. b. weiss, david benioff, Game of Thrones, george r. r. martin, peter dinklage

Politische Intrigenspiele. Familiäre Interessenskonflikte. Inzestöse Liebesbekundungen. Kreuzzüge. Eisige Untote und feuerspeiende Drachen. Gezeigt in einem Fantasy-Mittelalter-Szenario mit einer Messerspitze Erotik und einer Handvoll Gewalt. Das alles und viel mehr ist die Kultserie Game of Thrones. Bevor HBO die 4. Staffel der Erfolgsserie ausstrahlt, nehmen wir einen Dialog über die 3. Staffel zum Anlass, uns ein wenig darüber auszutauschen.

Im folgenden Dialog verstecken sich MEGA-SPOILER.

YP: Du hast es bestimmt schon gelesen, aber die Figur des Daario Naharis wird von einem anderen Schauspieler gespielt. Dieser Cast-Wechsel irritiert mich, denn ich mag solche Änderungen inmitten von Staffeln nicht. Insbesondere weil ich mich an den Schauspieler Ed Skrein gewöhnt habe.

PD: Tja, jetzt hast du mich kalt erwischt, denn von dieser Umbesetzung hatte ich bis zu eben jenem Augenblick nur sehr wenig mitbekommen. Der Charakter hatte einen starken Einstieg gegen Ende der Staffel, aber er ist mir auch nicht so sehr ans Herz gewachsen, als dass ich schockiert über die Neubesetzung wäre. Es ist nicht so dramatisch wie etwa eine Neubesetzung von Tyrion Lannister oder Sansa Stark. Es lässt mich überraschend kalt.

YP: Daario Naharis wird in den kommenden Staffeln – was den Romanen zu entnehmen ist – eine größere Rolle zu spielen haben. Mir ist der Charakter ans Herz gewachsen, muss ich sagen. Auch aus augenscheinlichen Gründen. Aber hauptsächlich deswegen, weil ich mich über eine Staffel lang an ihn gewöhnt habe.

PD: Bei den Romanen bin ich in etwa an derselben Stelle wie die Serie angelangt, beim Ende der ersten Hälfte des dritten Bandes. Mir gefiel die Dynamik zwischen Danaerys und Daario und wie damit auch schon entsprechende Verwicklungen für die kommenden Episoden angedeutet wurden. Dennoch kann ich mit einer Neubesetzung leben. Es ist zwar logistisch sehr schade, aber es trifft mich nicht.

YP: Gibt es eine Szene, die dir aus Staffel 3 besonders in Erinnerung geblieben ist?

PD: Da bin ich dann wohl ein Anhänger der Mehrheitsmeinung: die Ereignisse bei der Hochzeit und das damit verbundene Schicksal von Robb und Catelyn Stark. Das war ein dramatischer Höhepunkt der Staffel, auf den sehr exakt hingearbeitet wurde und der, obwohl man ja erahnt was passieren wird, einen überrascht und auch ein wenig schockiert.

Wie ist es bei dir? Hast du einen einprägsamen Moment in dieser Staffel?

YP: Ich habe die Starks schon abgeschrieben, als Ned Starks enthauptet wurde und mich auf andere Charaktere konzentriert. Was nicht heißen soll, dass mir die 9. Folge der 3. Staffel egal ist, ich habe mich emotional ausgeklinkt. Wenn das zu verstehen ist. Eine der stärksten Szenen war für mich auch, als Jaime seine Hand verliert. Wenn wir schon dabei sind, die Reise von Brienne und Jaime und die damit verbundenen Ereignisse, das ist wirklich eine Glanzleistung der Macher. Was für eine toll inszenierte Beziehung.

Theon und sein Schicksal sind nicht leicht zu schlucken, aber das ist im Vergleich zu den Ereignissen rund um die berüchtigte Red Wedding nichts Weltbewegendens. Was mir nicht einleuchtet, ist, warum Talisa sterben lassen. Jeyne Westerling (Robbs Frau in den Romanen) war gar nicht bei der Red Wedding anwesend. Das ist so typisch brutal. Mir kommt vor, die Serie ist manchmal brutaler als die Vorlage von Martin.

PD: Die Starks abgeschrieben. Wie böse. Nach den letzten Ereignissen erscheint das aber auch verständlich. Mir gefällt, dass die sich ständig wandelnden Machtverhältnisse sehr wohl auch auf sympathische (Haupt-)Charaktere zurückfallen und ein böses Ende nehmen können. Insofern war ich schon ein wenig überrascht von der Red Wedding.

Die Beziehung zwischen Jaime und Brienne ist eine der schön entwickelten Beziehungen in dieser Staffel. Denn ansonsten ist es ein wildes Hin und Her der Charaktere und wenn man Paardynamik beobachten kann, dann erlahmt sie wie bei Jon Snow und Ygritte sehr bald. Mitunter die schwächsten Dialoge und Szenen kommen beim letztgenannten Paar vor.

Im Vergleich zum Buch scheint die Gewalt drastischer zu sein, dafür ist aber die Sexualität in einem merkwürdigen Ungleichgewicht. In den Büchern hat Martin sehr explizite Szenen eingebaut, während in der Serie einerseits diese Szenen natürlich abgeschwächt wurden, andererseits aber wieder ein Hauptaugenmerk auf die nackten Frauen gelegt wird. Kaum eine Frau ist nicht „Full Frontal“ zu sehen, während Männer im drastischsten Fall mit einem entblößten Hinterteil zu sehen sind.

YP: Was mich wirklich gestört hat – im Vergleich Buch und Serie und in Bezug auf die Gewalt – hat sich schon in der ersten Staffel abgezeichnet: Die Beziehung zwischen Danaerys und Khal Drogo. In keinster Weise haben sich die Ereignisse in der Hochzeitsnacht, so wie sie in der Serie dargestellt werden, so im ersten Buch abgespielt. Daran ist auch gut zu erkennen, wo die Serienmacher hinwollen. Den gewalttechnischen Höhepunkt haben sie wohl bei der Red Wedding erreicht.

PD: Da ich beim Buch noch nicht „voraus“ gelesen habe, warte ich ab, was in Zukunft noch passiert. Die Red Wedding war zumindest ein vorläufiger Höhepunkt. Was ich aber bislang so erfahren habe (vor allem von anderen Lesern der Bücher), ist dass die Red Wedding auch im Buch ein Gewalt-Höhepunkt ist. Es erscheint nur passend, dies in der Adaption entsprechend aufzuarbeiten.

Im Vergleich zur zweiten Staffel, hat aber die dritte Staffel einen viel intensiveren Handlungsbogen und mehr Momente, die in Erinnerung bleiben.

YP: Das kommt auch auf die Figuren an, die gezeigt werden. Danaerys Weg wird erst zum Schluss der Staffel spannender, davor dümpelt sie vor sich dahin. Die interessanteren Sachen spielen sich auf Westeros ab, das ist klar, und dann noch einmal nördlich der Wall.

PD: Wenn ich so an die zweite Staffel zurück denke, dann ist mir auch nur Tyrion in Erinnerung geblieben. Sein Werken als Hand des Königs, seine Beziehung zu Shae. Das hat Eindruck hinterlassen, aber von einem Handlungsstandpunkt aus, ist da nicht viel an das ich mich zurückerinnere.

YP: Tyrion Lannister ist mir in der 2. Staffel sehr ans Herz gewachsen, demnach kann ich auch mit ihm am meisten anfangen. Die Blackwaterbay-Battle-Folge war ein Höhepunkt der gesamten drei Staffeln.

PD: Das empfand ich wieder gar nicht als so spannend. Die sehr drastischen Gespräche die Cersei mit Sansa während der Schlacht führte, habe ich noch in Erinnerung. Es war aber, eine groß angelegte Episode rund um eine groß angelegte Schlacht. Irgendwie nichts, was mich nachhaltig beeindruckte.

YP: Ganz im Gegenteil bei mir, das hatte Spielfilmqualität. Nach wie vor eine meiner liebsten Folgen, wenn nicht meine Lieblingsfolge der gesamten Serie.

Diese eine Szene, die mir in Staffel 3 besonders gut in Erinnerung geblieben ist, ist die Zusammenkunft im Kabinett der Hand des Königs. Darin sind die Machtverhältnisse so wunderbar zu sehen.

PD: Spielfilmqualität hat die gesamte Serie, aber wenn ich mich festlegen müsste, dann würde ich die erste Staffel immer noch vorziehen. Seitdem gab es einige interessante Entwicklungen, aber ich warte darauf richtig „umgehauen“ zu werden.

YP: Diese Szene nenne ich „Game of Chairs“. Wortlos, aussagekräftig, genial! Eine der besten Szenen imho.

PD: Die ist wirklich toll. Peter Dinklage sieht man auch den Spaß an der Rolle an. Mir gefällt auch eine Szene, in der Tywin als Hand des Königs, seinen Enkel und König einfach hinaus wirft. Wie Tyrion am Ende dann auch anmerkt: „You’ve sent the most powerful man of Westeros to bed without a supper.“

Der von Charles Dance verkörptere Tywin Lannister ist auch eine sehr eindrucksvolle Figur, so wie er von Dance gespielt wird. In den Büchern hat er auch eine imposante Aura, aber in der Serie wird ihm noch mehr Platz eingeräumt.

YP: Dinklage spielt Tyrion so pointiert und so ausgesprochen gut. Apropos Charles Dance, die erste Szene mit ihm ist doch die, wo er da in seinem Zelt auf dem Schlachtfeld einen Hirschen … zerlegt. Was für eine Einführung einer Nebenfigur. Bedenkt man dann auch noch, welches Haus den Hirschen im Wappen hat.

PD: Die Szene in der Tywin den Hirschen zerlegt, war sehr Symbolträchtig. Passend zum ganzen Stil der Serie, die mit Andeutungen und Symbolen arbeitet. Man muss oft zwei Mal hinsehen beziehungsweise eine Episode noch einmal ansehen, um die Andeutungen genau zu erkennen.

YP: Zwei mal hinhören muss ich deswegen auch, weil ich beim ersten Mal nicht alles einwandfrei verstehe. Welchen Charakter kannst du am wenigsten ausstehen? Bei mir ist das wahrscheinlich Lord Petyr Baelish, bzw. Littlefinger.

PD: Wenn es um Sympathiefragen geht, dann ist das eindeutig Joffrey. In ihm steckt nicht ein Quäntchen Güte oder Mitleid. Er tötet ja auch zum Spaß mit der Armbrust Ros, die ihm zwar vom nicht minder ekelhaften Littlefinger zugeführt wurde, aber ermordet wurde sie immer noch von Joffrey.

Wenn es aber um die Qualität des Schauspiels geht, dann kann ich mit Jon Snow immer weniger anfangen. Je länger die Serie läuft, desto weniger interessiert mich sein Schicksal. Sein Dilemma ist immer nur von außen zugetragen, niemals durch sein Spiel ersichtlich.

YP: Meine anfängliche Begeisterung mit Jon Snow nimmt stetig, aber sicher ab. Nicht, weil ich seine Schauspielqualitäten nicht gut finde, er spielt ja diesen stoischen Charakter, sondern weil mich seine Figur immer weniger interessiert. Joffrey ist aber so ein Ereignis und ich finde, dass er sehr gut gespielt wird. Daher kann ich Joffrey auch nicht hassen, auch wenn ich ihn abgrundtief hasse. Mir sind aber so viele Nebenfiguren so dermaßen ans Herz gewachsen: Stannis, Davos, Lord Varys, Sandor Clegane als The Hound.

PD: In den Büchern hat Jons Charakter aber sehr wohl diese ganzen Abgründe, mit denen er umgehen muss. Bei Kit Harrington sehe ich nur ein hübsches Gesicht, ohne jegliche darstellerische Tiefe. Er spielt stoisch, ohne auch nur erahnen zu lassen, dass in ihm viele Zweifel toben. Die gesamte Beziehung mit Ygritte etwa, gehört zu den schwächsten Passagen der Serie.

Lord Varys ist ein toller Charakter. Bei den Dialogen zwischen Varys und Littlefinger musste ich merkwürdigerweise immer an Odo und Quark aus „Star Trek Deep Space Nine“ denken. Sie können sich nicht ausstehen, aber tief drinnen, mögen und brauchen sie sich doch.

YP: Und natürlich Sam Tarley. Ach, Sam ist einfach unentbehrlich geworden.

PD: Ein Charakter mit dem Namen Sam in einer Fantasy-Geschichte. Der muss offenbar herzig und tapsig sein…so wie in „Herr der Ringe“.

Was mir bislang negativ auffiel war, dass die Episoden, zu denen George R.R. Martin die Drehbücher selber schrieb, oft die schwächsten waren. „The Bear and the Maiden Fair“ in Staffel 3 etwa.

YP: Nein, finde ich nicht. Da die Blackwater-Bay-Battle-Folge für mich eine der besten ist.

PD: Das war groß angelegtes Action-Kino. Für eine TV-Serie schon imposant, aber da sehe ich das Lob dann eher nicht beim Autoren.

YP: Doch, weil alleine schon wie sich die Ereignisse verdichten, die Gespräche zwischen Sansa und Cersei, das kam von Martin. Die Action finde ich nicht so relevant. Mir ging es in dieser Folge eher darum, wie sie angelegt war. War (fast) genauso zu sehen wie zu lesen, demnach für mich geglückt.

PD: Die Gespräche zwischen Cersei und Sansa haben mir auch gut gefallen.

YP: In „The Bear and the Maiden Fair“, so wie es in der Serie dargestellt wird, ist Jaime viel entschlossener. Im Buch ist er dann doch hin- und hergerissen, ob er Brienne zurücklassen soll oder nicht. Ach, vergleichen muss man das nicht immer.

PD: Wenn man „Game of Thrones“ mit dem nicht minder gehypten „The Walking Dead“ vergleicht, dann hoffe ich, dass die Fantasy-Serie sich besser entwickelt denn die Horror-Serie. „The Walking Dead“ hatte eine unglaublich intensive dritte Staffel und ist jetzt in langweiligen, banalen Untiefen angelagt. Da ich bei den Büchern noch nicht so weit bin, hoffe ich, dass „Game of Thrones“ nicht auch dieser Qualitätsabfall ereilt.

Nebenbei noch angemerkt: Die Besetzung von Thomas Brodie-Sangster (der kleine Bub aus „Love … Actually“) als Jojen Reed hätte besser nicht sein können.

YP: Darauf wollte ich auch gerade eingehen. Ich hoffe nicht, dass sich die Macher der Serie (David Benioff, D. B. Weiss) in Superlativen verlieren. In der kommenden vierten Staffel soll es jetzt mehr darum gehen, die Kurve zu kriegen. Die 2. Hälfte des 3. Romans und der 4. Roman gehen dann wieder in eine ganz ganz andere Richtung. Darauf müssen sie sich jetzt konzentrieren. Zudem wird Danaerys immer prominenter in Westeros. Und dann haben wir dann noch die Drachen, die nun groß und stark scheinen. Immerhin sind die Drachen der Grund, warum ich Game of Thrones schaue.

PD: Superlative sind ja kaum ausgeschlossen. Vom Norden droht die, nennen wir es untote Gefahr. Dann ist da noch Danaerys, die noch keiner in King’s Landing wirklich ernst nimmt und die Rolle von Stannis ist auch nicht zu vergessen. Ich hoffe nur, dass das unausweichliche Finale, einen schön ausgearbeiteten Handlungsbogen haben wird.

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