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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Februar 2016

What Happened, Miss Simone?

26 Freitag Feb 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Schlagwörter

Academy Awards, beasts of no nation, Liz Garbus, Netflix, Nina Simone, Oscars, Winter on Fire

Der für einen Academy Award in der Kategorie Beste Dokumentation nominierte und derzeit auf Netflix zu streamende Film „What Happened, Miss Simone?“ steht diese Woche im Mittelpunkt unseres ausnahmsweise musikalischen Dialogs.

PD: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir der Name Nina Simone bis zu dieser Dokumentation sehr wenig sagte. Einige ihrer Songs kannte ich hingegen bereits sehr gut.

YP: Wie meinst du das? Du kanntest einige Songs, aber du wusstest nicht, von wem sie sind? Mir ist Nina Simone schon lange ein Begriff. Sie ist auch eine konstante Größe in der Popmusik, ihre Songs halten immer wieder in Coverversionen her. Ich denke da an das sehr bekannte Felix da Housecat-Cover von „Sinnerman“. Allerdings wusste ich nicht viel über ihr Leben, was sich jetzt mit dieser Dokumentation geändert hat.

PD: Mein Musikwissen füllt nicht gerade Plattenregale, weshalb ich zwar einige Songs sehr gut kannte, aber sie nicht mit ihr in Verbindung brachte. Das hat die Dokumentation zumindest geschafft, dass ich nun sehr viel mehr über die Person Nina Simone weiß. Allerdings hatte ich nach Liz Garbus‘ Film auch den Eindruck nun mehr über die Aktivistin Nina Simone zu wissen, denn über die Künstlerin.

YP: Aber gerade dieser Zugang macht „What Happened, Miss Simone?“ unglaublich sehenswert. Simones künstlerisches Schaffen geht Hand in Hand mit den politischen Gegebenheiten der Zeit, in der sie gelebt hat. Sie konnte gar nicht anders als politisch sein, bzw. muss man schon sehr privilegiert sein, um anzunehmen, Politik habe keinen Einfluss auf das Leben. Regisseurin Liz Grabus hat sich sowohl der musikalischen Ebene ihres Lebens als auch der politischen Ebene gleich bedeutend angenähert, bzw. sie hier filmisch nicht separat voneinander behandelt. Vor allem zeigt Garbus diese Ohnmacht gegen das vorherrschende und sehr rassistische System, welches Simones Leben von Anfang an bestimmt. Die sehr talentierte Miss Simone wollte klassischen Pianistin werden, wurde aber aufgrund ihrer Hautfarbe zur weiterführenden Ausbildung nicht zugelassen. Das muss man sich einmal vorstellen. Zum im Elternhaus unliebsamen Jazz kam sie aus Notwendigkeit und Protest. Heutzutage wird sie musikalisch dafür gefeiert. Das ist alles sehr politisch.

PD: Das macht die Dokumentation auch sehr sehenswert, keine Frage. Es entsteht durch den Zugang, den ihre Tochter Lisa bietet und mittels des reichhaltigen Archivmaterials ein sehr klares Bild von dem Menschen Nina Simone. So bleibt das keine sentimentale Faserschmeichlerarbeit wie etwa das völlig überschätzte „Searching for Sugar Man“.

Meine Kritik an Garbus richtet sich auch eher daran, dass ich das Gefühl hatte, sie gehe von einem Publikum aus, welches über die Künstlerin Nina Simone bereits alles wüsste. Deshalb entstehen die wirklich interessanten Passagen auch eher aus dem Privatleben heraus, welches mit vielen großartigen Archivaufnahmen illustriert wird und auch aus ihrer politischen Tätigkeit. Unter welchem Druck und welcher Benachteiligung sie leben musste, kann man sich ja selbst trotz des schön gespannten gesellschaftspolitischen Bogens um die Bürgerrechtsbewegung, nur schwer vorstellen.

YP: Liz Garbus wollte hier unter keinen Umständen Gefahr laufen, etwas zu präsentieren, was bereits allzu bekannt ist, was aber bei dieser Protagonistin nicht leicht ist. Daher ist dein Kritikpunkt in meinen Augen auch angebracht. Dieses Porträt ist definitiv als posthume Hommage gedacht und an das sehr außergewöhnliche Leben der Künstlerin Simone.

PD: Insofern bewegt sie sich auf ein wenig ausgetretenen Pfaden. Stilistisch ist das viel zu oft nur der reine „Talking Heads“-Film. Eine Einblendung zu Simone, dazu ein Weggefährte oder auch die Tochter, die dann ihre Sicht der Dinge wiedergeben und aus der Distanz das Leben und Werken von ihr interpretieren und erklären wollen. Ein Punkt der mich an sehr vielen Dokumentationen stört. Denn so liefert sich auch die Filmemacherin diesen Informationen regelrecht aus.

Belebt wird die Inszenierung vor allem durch das reichhaltig vorhandene Archivmaterial. Sowohl in Text- als auch Ton- und Bildform. Ihre Briefe und schriftlichen Einträge liefern dabei ein sehr einprägsames Bild davon, wie sie sich fühlte. Mein liebster Moment war aber, als sie beim Konzert eine Person zum Hinsetzen aufforderte. Da war sie in einem Moment der Publikumsliebling und im nächsten die das Geschehen diktierende Frau, die sich keinesfalls unterbrechen lassen wollte. Beeindruckend.

YP: Ich hatte auch eher das Gefühl, es handelt sich um eine solide Fingerübung und die Regisseurin baut sowieso auf den Überraschungseffekt des Inhalts, die Person Nina Simone gibt dann doch viel her. Es geht außerdem ein gewisser Personenkult um die Sängerin. Dramaturgisch begibt sie sich hier auf ziemlich altbekannten und wenig aufregenden Pfaden, und wie du schon sagt – geht sie inszenatorisch kein Risiko ein. Mich stört das an vielen Dokumentationen nicht, ich finde sie dann einfach etwas unkreativ.

Ins Kino wäre ich dann doch nicht dafür gependelt. Das liegt aber vor allem daran, dass ich mir kaum Dokumentarfilme im Kino ansehe – mit einigen Ausnahmen. Allerdings bin ich froh, dass „What Happened, Miss Simone?“ auf Netflix angeboten wird. So kann ich dann doch immer mein Repertoire erweitern. Ich muss auch zugeben, dass mich aber erst die Oscar-Nominierung auf den Film aufmerksam machte.

PD: Im Gegensatz zu „Beasts of No Nation“, wäre ich ebenso wenig für „What Happened, Miss Simone?“ ins Kino gepilgert. Die Dokumentationen von Michael Glawogger waren hingegen Fixpunkte im Kino. Zudem stehen Arbeiten rund um eine musikalische Strömung oder einen Musiker bzw. eine Musikerin für mich immer nur im Rahmen der Viennale im Blickpunkt, da es sich dieses Festival zur Aufgabe gemacht hat, einen Querschnitt der interessantesten Musik-Dokumentationen zu liefern. Würden nicht die Oscars anstehen, hätte ich wohl auch keine Notiz davon genommen, da ich auch thematisch nicht sofort hingezogen wurde. Vor allem arbeiten die meisten Filme in diesem Sub-Genre viel zu sehr damit, dass die gute Musik schon über die inszenatorischen Schwächen hinweg trösten wird. Nach dem Motto: Wer beschwingt mit dem Fuß mit wippt, wird sich schon gut unterhalten fühlen.

Im Gegensatz dazu, fand ich die andere für den Oscar nominierte Netflix-Doku „Winter on Fire“ thematisch interessant genug, um lange vor der Nominierung den Film zu streamen. Doch auch hier war ich eher ernüchtert. Inhaltlich habe ich bei beiden Netflix-Filmen einige interessante Punkte mitgenommen, doch auf künstlerischer Ebene ließen sie mich eher kalt zurück.

Orange is the New Black

19 Freitag Feb 2016

Posted by filmimdialog in TV

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Schlagwörter

Dascha Polanco, House of Cards, Jason Biggs, Jenji Kohan, Kate Mulgrew, Laverne Cox, Matt McGorry, Michael Harney, Netflix, Orange is the New Black, Oz, Prison Break, Taylor Schilling, Uzo Aduba

Seit nunmehr drei Staffeln feiert die Netflix-Serie „Orange is the New Black“ große Erfolge auf dem Streaming-Portal, sowie bei Kritikern und Publikum. Basierend auf dem autobiographischen Werk von Piper Kerman folgt das Publikum der behütet aufgewachsenen Piper (Taylor Schilling) in den Alltag eines Frauengefängnisses. Wir besprechen die Hochs und Tiefs der bisher verfügbaren Episoden.

PD: Zunächst einmal war „Orange is the New Black“ ein famoser Werbe-Hit. Ohne die effektiv abzielende Werbung von Netflix wäre ich wohl kaum auf diese Serie gestoßen.

YP: Mir ist die Serie schon lange ein Begriff, Netflix habe ich erste ein halbes Jahr. Es hat mich bisher nie gereizt, die Serie zu sehen. Einige Wochen zuvor habe ich mir dann die erste Folge angesehen und bin jetzt fast alle drei Staffeln durch. Serien wie diese prägen den Begriff des „binge-watching“, d.h. sie sind perfekt darauf abgestimmt, in Schnellverfahren gesehen zu werden. Beim Schauen musste ich mich regelrecht bremsen, sonst wäre ich wohl noch bis in die Morgenstunden aufgeblieben. Überhaupt verträgt sich „binge-watching“ kaum mit dem Arbeitsleben mit regulären Bürostunden. Ausschlaggebend war nicht der Werbe-Hit, vielmehr bin ich auf den fahrenden Zug des Hypes aufgesprungen. Als im Herbst die 3. Staffel auf Netflix veröffentlich wurde, kam man auf Twitter unter keinen Umständen daran vorbei, auch wenn man wollte.

PD: Die Kunst des „binge-watching“ beherrsche ich bis heute nicht. Derweil bin ich gerade bei den Netflix-Serien froh, dass ich ohne Probleme eine Staffel in meinem eigenen Rhythmus sichten kann. Deshalb hat sich mein Seherlebnis von „Orange is the New Black“ über einen längeren Zeitrahmen und immer relativ zeitnah zur Veröffentlichung der jeweils aktuellen Staffel zugetragen. Wie auch schon bei „House of Cards“.

Der um die Serie ausgebrochene Hype war wirklich kaum zu übersehen. Dabei ist der interessanteste Aspekt, dass der Fokus von Piper sich im Laufe der Staffeln 2 und 3 auf die restlichen Insassinnen verschob. Vor allem die mit Kate Mulgrew herrlich besetzte Red ist immer wieder ein persönliches Highlight.

YP: Nachdem mich Piper und ihr Drama mittlerweile schon etwas nerven, bin ich wie du sehr froh über die Verschiebung des Blickwinkels. Red mit ihrer Rivalität zu V und die vielen Rückblenden dazu sind eine spannende Plotline. Überhaupt gefällt mir sehr gut, wie die Serie mit jeder einzelnen Folge mithilfe der Rückblenden eine Figur näher vorstellt.

PD: Was dennoch ein wenig negativ ins Gewicht fällt, ist die generelle Weichzeichnung im Gefängnisalltag. Ich müsste mich wohl auch intensiver mit dem Strafvollzugsystem in den USA auseinander setzen, aber es erscheint zum Teil schon sehr skurril, welche Freiräume die Frauen da zum Teil haben. Es verschwinden schon sehr oft Paare in der Kapelle und werden eher zufällig durch einen Wärter entdeckt werden.

Apropos Wärter. Dass auch dem Wachpersonal und der Verwaltung viel Raum eingeräumt wird, gefällt mir sehr gut. So werden alle Charaktere auf eine Ebene gestellt, und es kommt zu keiner Dämonisierung. Vor allem der traurige Alltag von Healy (Michael Harney) und seine gleichzeitige Selbstüberschätzung im Berufsleben fand ich gut gemacht.

YP: Tatsächlich ist mir diese Beobachtung auch durch den Kopf gegangen. Für mich ist das eher ein dramaturgischer Makel einerseits, andererseits sind sie in diesem Gefängnis unterbesetzt, das kommt oft zu Sprache, insofern erklärt sich das dann auch. Interessant gezeigt wird auch die Logistik des Gefängnisses, auch die gesamte Hierarchie wird gezeigt. Sogar mit politischem Skandal.

Healy ist auch so ein Charakter, den ich gar nicht ausstehen kann. Aber der kriegt auch einiges ab. Eigentlich wird da keiner verschont.

PD: Es gibt immer wieder Erklärungen oder Handlungsverläufe, die gewisse Freiheiten erklären, aber es bleibt dennoch eine Schwachstelle. Etwa die Isolationshaft von Nicky, oder auch das Finale der 3. Staffel. Natürlich war das ein schöner, kathartischer Moment für alle Insassinnen, aber es bewegte sich dann schon eher im Bereich eines Märchens. Zudem fragte ich mich, ob in einer Serie, die ein Männergefängnis so darstellen würde, eine derartige Szene jemals vorkommen würde.

Die männlichen Charaktere wirken immer wie Getriebene. Sie wollen aufgebauten Lebensentwürfen und Idealen aber auch Lebenslügen hinterher hecheln, und schaffen es nicht. Ob Healy, der nur eine Partnerin will, die sich für ihn interessiert, oder Caputo oder auch Pipers Freund Larry (Jason Biggs). Alle opfern sie am Ende alle hehren Ideale und machen das völlig Falsche. Wie Larrys Radiointerview, wie es ihm damit geht, eine Freundin im Gefängnis zu haben, was im Endeffekt nur den Zweck hatte, seine eigene Karriere in Schwung zu bringen.

YP: Interessant, dass du den Männern in der Serie einen ganzen Absatz widmest. Für mich sind das unbedeutende Randfiguren. Es war in keiner Sekunde nachvollziehbar, warum Piper mit Larry zusammen ist. Und wenn ich an „Pornstache“ denke, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf. Auch ist es wegen der Männer im Allgemeinen, dass einige der Figuren überhaupt im Gefängnis sitzen. Apropos Männergefängnis: Es gibt es auch genug frauenlose Gefängnisfilme und -Serien, wenn du da weiter recherchieren willst.

Am Anfang habe ich mich oft gefragt, wie viel Wahrheit und Wahrscheinlichkeit hier transportiert wird und die wahre Geschichte hinter Piper gegoogelt, aber das hat mich dann nur davon abgehalten, das Gesehene uneingeschränkt aufzunehmen. Es ist komplett irrelevant. Gelungen ist das Aufzeigen dieser Ohnmachtssituation, in der sich die Frauen befinden. Auch ging ich bei den Szenen mit Gewaltinhalt (V und Red) ständig an meine Grenzen. Was ich aber besonders herausheben möchte und was die Serie – abgesehen davon, dass sie wirklich gut gemacht ist – sehenswert macht: wie hier die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf gestellt werden und neu angeordnet werden. Und damit meine ich nicht die zwischen den Frauen und den Männern, sondern vielmehr zwischen den Frauen untereinander. Da gibt es eine Neuanordnung der Gesellschaftsordnung, nicht nur auf sozialer Ebene und zwischen den Ethnien. Laverne Cox als Sophie Burset ist da ein gutes Beispiel.

PD: Der Gefängnisfilm ist bislang hauptsächlich eine reine Männersache gewesen, das ist mir schon klar. Ich fand nur die Art und Weise, wie gewisse Szenen sich entfalteten sehr interessant. Vor allem das Finale der 3. Staffel. So eine Szene würde es in keinem Männergefängnis-Film geben, da das Klischee dort die Muskelbepackten Machofantasien bedient.

Den Männern habe ich gerade deshalb ein wenig Raum eingeräumt, da wir sie sonst unter den Tisch fallen gelassen hätten. Dazu sind die Rollen aber einfach zu gut gespielt, gerade in ihrer Widerwärtigkeit und Scheinheiligkeit. Natürlich liegt der Fokus aber auf den Insassinnen und da gibt es eine ganze Reihe toller Charaktere. Wie Uzo Aduba aus der zu Beginn der Serie hauptsächlich merkwürdig wirkenden Suzanne so viel Tiefe heraus holt, und man mit ihr mitfühlt, noch bevor man ihre ganze Hintergrundgeschichte kennt, blieb mir dabei am stärksten hängen. Neben Red ist sie meine Lieblingsfigur. Bei Piper beginnen sich die Probleme einfach zu oft zu wiederholen. Da ist es interessanter sich mit den Problemen von Sophia (Laverne Cox) zu beschäftigen. So ganz nebenbei und unaufgeregt geschieht das.

YP: Dann lassen wir sie eben unter den Tisch fallen, das ist kein großes Versäumnis. Wie ich schon oben erwähnt habe, sind sie in meinen Augen Randfiguren, trotzdem werden sie aber in der Darstellung nicht marginalisiert. Was aber in „Oz“ und „Prison Break“ und deren Darstellung mit Frauenrollen eindeutig der Fall ist. Du siehst hier nicht nur das Finale der 3. Staffel, wie du es nie in einem Männergefängnisfilm sehen würdest: Das liegt auch daran, dass sich dir die bisher präsentierten Blickwinkel im Mainstream-Kino oder in den Hauptabendprogramm-Serien sehr eingeschränkt präsentiert haben. Diese Zeiten sind nun – und ich sage das über die Maßen erleichtert – endgültig vorbei.

Hier werden die Geschlechterverhältnisse auf den Kopf gestellt. Medial kennen wir Gefängnisse als frauenlose Räume und Räumlichkeiten. Hier aber sind es die Frauen, deren Welt und Leben sich darin abspielt. Das ist ziemlich einzigartig in dieser Form. Die Stärke der Serie liegt in der vielschichtigen Repräsentation von vielen Figuren, egal welchen Geschlechtes (und ja, es gibt mehrere als zwei). Die Abwesenheit der Schwarzweißmalerei in der Charakterzeichnung ist auch so ein Punkt. Niemand ist besonders gut, auch ist niemand abgrundtief schlecht. Das ist so viel mehr als nur „guilty pleasure“-Fernsehen.

PD: Charaktere unter den Tisch fallen lassen, möchte ich aber aus Prinzip nicht. Denn für die Erzählung sind ja alle Charaktere entsprechend wichtig. Der Handlungsstrang von Daya (herrlich gespielt von Dascha Polanco) und ihrer geheimen Beziehung zum Wärter John Bennett (Matt McGorry) ist so ein Beispiel. Die auf den Kopf gestellten Geschlechterrollen, wie man sie sonst aus Gefängnisfilmen und -serien kennt, führt in „Orange is the New Black“ dazu, dass die Frauen die Kontrolle über das Geschehen übernehmen müssen, da die Männer marginalisiert werden. Das ist keine Kritik, das finde ich gut.

Wichtiger ist aber die schon angesprochene Stärke, der ausbalancierten Charakterzeichnung und vor allem der im Gefängnis vorherrschenden Konflikte. Es wird auch keine heile Welt vorgespielt. Die Latinas bleiben so unter sich, wie auch die White Trash-Frauen. Mir imponiert die Unaufgeregtheit, die aber erst im Laufe der Serie entstand. Zu Beginn sitzt das Publikum noch mit Piper in einem Boot und klammert sich natürlich an ihren Erzählstrang, da man ebenso fremd ist, in dieser Gefängniswelt. Je tiefer sie in diesen Mikrokosmos eindringt, desto mehr kann man sich auch auf die anderen Charaktere einlassen, und es fällt auch schwer, sich eine Favoritin heraus zu picken. Denn selbst so unsympathische Frauen wie Pennsatucky bekommen immer mehr Facetten.

YP: In einer der ersten Folgen aus der zweiten Staffel fehlt Piper und mir ist das erst ganz spät in der Folge aufgefallen. So sehr hat sich der Fokus auf die anderen Insassinnen verlagert. Die Männer werden eben keineswegs marginalisiert, sie spielen einfach keine Hauptrollen. Daher hat es mich auch gewundert, dass es für dich erwähnenswert ist. Jeder Figur ist hier jeder nur ein Mittel zum Zweck, so schreitet die Handlung voran und so brauen sich Konflikte zusammen. Unaufgeregt beschreibt es ganz gut. Jede und keine Figur eignet sich zur Identifikation mit dem Publikum. Sympathieträgerinnen gibt es viele, aber hauptsächlich deswegen, weil irgendwie alle zugänglich und menschlich dargestellt werden.

Point Break

12 Freitag Feb 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Blue Steel, Kathryn Bigelow, Keanu Reeves, Lexi Alexander, Michael Mann, Near Dark, Patrick Swayze, Point Break, Strange Days, The Hurt Locker, Zero Dark Thirty

Ganze 25 Jahre nachdem das Original von Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow in die Kinos kam, kommt „Point Break“ in einer neuen Version in die Kinos. Das nehmen wir uns zum Anlass, Bigelows Film wieder zu sehen, genauer unter die Lupe zu nehmen und an dieser Stelle zu besprechen.

YP: Alles in allem ist „Point Break“ ein feiner und handwerklich gut gemachter Action-Thriller, typisch für die Endachtziger und Neunzigerjahre. Für Reeves ging es ab 1991 eigentlich nur noch stetig bergauf mit der Karriere. Was mir allerdings schon in den Sinn gekommen ist: Reeves hat immer das gleiche Spiel. Hier liefert er eine solide Leistung, aber viel verlangt ihm die Rolle des FBI-Agents Johnny Utah auch nicht viel ab. Wobei Patrick Swayze die bessere Vorlage bekam und auch mehr Freunde an der Interpretation dieser beweis. Einen sehr guten Text zu Reeves und seinem Schauspiel-Stil hast du auf der Roger Ebert-Seite entdeckt: „The Grace of Keanu Reeves“ by Angelica Jade Bastién. Kann ich jedem empfehlen, der sich schon mal länger mit Reeves auseinandergesetzt hat (siehe auch der Dialog zu „John Wick“).

PD: Wäre das Remake nicht aktuell in den Kinos, dann hätte ich kein großes Interesse daran gehabt, mir Bigelows Actionklassiker erneut anzusehen. Bei meiner ersten Sichtung vor über zehn Jahren, hat der Film wenig Eindruck auf mich gemacht und auch heute, bin ich nicht so fasziniert davon, dass ich den Kultstatus verstehen würde. Solide trifft es ganz gut. Es gibt schon einige Sequenzen, die handwerklich beeindruckend sind, wie die Fallschirmsprung-Szene, oder auch die Verfolgungsjagd zu Fuß, die auch in „Hot Fuzz“ herrlich parodiert wurde.

Inhaltlich und darstellerisch bietet „Point Break“ aber wenig, was mich beeindruckt hätte. Gerade Reeves‘ Darstellung ist derart eintönig, dass ich mich schon wundere, weshalb er danach zu einem gefragten Action-Darsteller wurde.

YP: Die Darstellung in „Hot Fuzz“ war aber eher eine Parodie auf das gesamte Genre der Buddy-Bromance-Movies und eher eine Hommage an „Point Break“, vor allem eben diese Szene, die du erwähnst. Für einen Actionfilm, der zu Beginn der Neunziger gedreht wurde, ist er aber gelungen. Mir gefällt auch das Tempo, der Film nimmt sich auch wirklich 120 Minuten Zeit und zeigt dabei keine Hektik. Auch kommt für mich der Film zwar nicht an den wunderbaren Millennium-Thriller „Strange Days“ heran, aber ist durchaus sehr sehenswert.

PD: Es gibt Szenen, in denen alle Elemente hervorragend zusammenpassen. Wenn erstmals der Bankraub der „Ex-Presidents“ gezeigt wird, dann hat das schon auch ein wenig von einem Michael-Mann-Film. Wie auch Bigelows Interesse an den Charakteren und ihren Lebensumständen. Die Philosophie, die hinter Bodhis Leben steckt und in die Johnny immer mehr versinkt.

Im Gegensatz zu späteren Bigelow-Filmen, die mich mehr einnahmen, von „Strange Days“ über „The Hurt Locker“ bis zu „Zero Dark Thiry“, fehlte mir hier aber einfach die Intensität. Swayze spielt den verführerischen Surfer-Guru großartig und es fällt nicht schwer, sich zu fragen, wie man ihm verfallen kann. Daneben sind die Charaktere und ihre Darstellungen aber eher Genre-Abziehbilder. Von Bodhis Handlangern bis hin zu Johnnys Vorgesetztem.

YP: Die Michael- Mann-Filme, die ich mit „Point Break“ assoziiere, sind alle nach 1991 und diesem Film entstanden. Aber grundsätzlich gebe ich dir recht, dass Bigelow ihren späteren Filmen vielmehr ihre eigene Handschrift aufdrücken konnte. Vor allem bei „Zero Dark Thrity“ ist sie zur Höchstform als Regisseurin aufgelaufen – wobei sie bereits in „Near Dark“ und „Blue Steel“, ihren beiden Werken aus den Achtzigern, hervorragende und leider zu wenig beachtete Leistungen gezeigt hat. Sie ist außerdem die einzige Regisseurin Hollywoods, der ich den Titel Action-Regisseurin geben würde.

PD: Manns Ästhetik hatte sich ja schon in den späten Siebzigern („Thief“) und den Achtzigern („Miami Vice“, „Manhunter“) gefestigt. Da sehe ich schon ein paar Parallelen.

Da du ihre Frühwerke erwähnst, muss ich auch zu meiner Schande gestehen, dass ich „Near Dark“ noch nie gesehen habe und die letzte Sichtung von „Blue Steel“ auch schon über zehn Jahre zurückliegt. Trotz des Bekanntheitsgrades von Bigelow, sind diese Filme immer noch unter dem allgemeinen Radar der Filmöffentlichkeit.

Sie ist mit Sicherheit DIE Action-Regisseurin, aber mir fällt auch noch spontan Lexi Alexander ein, die einen missglückten „Punisher“-Film gedreht hat. Die Frage ist auch, weshalb es so wenige Action-Regisseurinnen in Hollywood gibt. Als für die Fortsetzungen der „Hunger Games“-Filme nach einem neuen Regisseur für den abgesprungenen Gary Ross gesucht wurde, wurde dezidiert nur nach einem Mann gesucht. Als ob keine Frau in Hollywood dazu fähig wäre. Immerhin hatte Bigelow auch vor „Point Break“ keine großen Actin-Blockbuster gedreht, sondern sich erst dadurch einen Namen in diesem Genre gemacht.

YP: Was bei Bigelow aber auffällt, wie spät sie eigentlich die gebührende Anerkennung für ihr Werk erhalten hat. Man kann fast behauten, dass sie zur Höchstform aufgelaufen ist. Und trotzdem macht die Frau nun seit vier Jahrzehnten Filme auf einem unglaublichen hohen Niveau. Ich finde das beachtenswert. Ob sich die Qualität ihrer Filme gesteigert hat, kann ich in diesem Sinne nicht beantworten, da ich ihre Frühwerke auch gut finde. Aber sie hat medial natürlich viel mehr Beachtung bekommen – vor allem waren ihre Filme nicht nur zeitgemäßer, sie hat fast einen gewissen Zeitgeist eingefangen. Und neben der politischen Brisanz mit „The Hurt Locker“ und „Zero Dark Thirty“ kam natürlich auch die Anerkennung der Academy (of Motion Picture Arts and Sciences). Wobei da auch Filme dabei sind, die eher in Vergessenheit geraten, wie zB „K-19“.

PD: Ihr Gesamtwerk betrachte ich mit Respekt. Sie hat sich ja auch mit „The Hurt Locker“ und „Zero Dark Thirty“ trotz aller Komplexität, vor allem als moderne Action-Regisseurin positioniert. Ein Genre, in dem die Filmöffentlichkeit doch nur den Michael-Bay-Machismo sehen will. Umso erstaunlicher, mit welchem Erfolg sie arbeitet. Dass sie bislang eine Ausnahmeerscheinung ist, finde ich hingegen wieder traurig. Sobald eine Regisseurin einen Misserfolg abliefert, wie die zuvor angesprochene Alexander, dann wird dies sofort auf das Geschlecht reduziert. Ich kann mich nicht erinnern, wann einem Mann der finanzielle und/oder künstlerische Misserfolg eines Films mit seinem Geschlecht in Verbindung gebracht wurde.

YP: Das, was du ansprichst, ist ein allgemeines Sexismus-Problem: bei Frauen werden Misserfolge leider nach wie vor mit dem Geschlecht konnotiert, in einer überwiegend patriarchalen Gesellschaftsstruktur ist die Diskriminierung leider in vielen Bereichen Norm. Allerdings glaube ich nicht, dass die Filmöffentlichkeit das so haben will. Die Branche hat sich scheinbar gut damit arrangiert. Vielmehr werden alte Muster nur schwer durchbrochen. Das ist dann oft ein Teufelskreis und steht für den ganzen Umgang mit Minderheiten in Hollywood. In unserem Dialog zu „Creed“ sind wir auch ausführlich darauf eingegangen. Der Sexismus (Rassismus, usw.) ist so stark verwurzelt, dass man das ganze System auf den Kopf stellen müsste. Es fehlen Aushängeschilder, weil dem Nachwuchs auch kaum Chancen geboten werden, diese geschweige denn anerkannt werden. Wie du das auch bereits oben in Bezug auf die „Hunger Games“-Debatte angesprochen hast: Regisseurinnen werden keine Blockbuster-Filme angeboten, wie sollen sie sich denn da überhaupt behaupten können? Dann gibt es aber Regisseure wie David Fincher, die auch nach Schrott wie „Alien 3“ weitere Chancen (was in Finchers Fall auch gut ist) bekommen. Oder es gibt Regisseure wie Zack Snyder, die überhaupt Chancen bekommen.

Bigelows Karriere ist in diesem für Regisseurinnen im Allgemeinen und für Action-Regisseurinnen im Besonderen feinseligen Umfeld wirklich einzigartig. Noch dazu macht sie Filme, die in Erinnerung bleiben.

Brooklyn

05 Freitag Feb 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Schlagwörter

Brooklyn, Colm Tóibín, Domhnall Gleeson, Emory Cohen, Jim Broadbent, John Crowley, Julie Christie, Nick Hornby, Saoirse Ronan

Für Eilis (Saoirse Ronan) hat das Irland der Fünfzigerjahre nicht so viel zu bieten, daher sagt sie nicht nein, wenn sich ihr die Chance anbietet, in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Es verschlägt sie schließlich nach Brooklyn, wo sie einen Job bekommt und eine Ausbildung beginnt. Nick Hornby hat den Stoff von Colm Tóibíns Roman für das Kino adaptiert.

YP: Kaum etwas hat den Weg den Menschen dermaßen gezeichnet und beeinflusst wie die Möglichkeit zur Migration. Dieser Film beschäftigt sich mit dem Begriff Heimat und dessen Bedeutung. Dieses Thema ist eigentlich immer von brisanter Relevanz, aber in Zeiten wie diesen scheinbar noch mehr. Im Falle von „Brooklyn“ wurde der Story ein pastellfarbener Instagram-Filter drübergelegt, nichtsdestotrotz erzählt der Film eine spannende Geschichte.

PD: Heimat und der Verlust eben dieser steht ganz zentral inmitten dieser Geschichte. Jedoch überwog im Laufe der Handlung mehr das Interesse an der Selbstfindung von Eilis, die sich in der neuen Welt langsam zurechtfindet und schließlich zu einer selbstbewussten Frau wird. Das war für mich der eigentlich spannende Zugang an „Brooklyn“. Dagegen wirkt die Darstellung der Einwanderer- und auch Rassenproblematik im New York der 1950er-Jahre beinahe kitschig geschönt.

YP: Da will ich dir nicht widersprechen, bei dem Weihnachtsfest zeigt sich das auch ganz gut. Da wird wehmütig reminisziert, irisches Essen serviert und es werden gälische Lieder gesungen obwohl die meisten Männer Jahrzehnte nicht mehr dort waren. Wie das Brooklyn der Fünfziger für viele der dort lebenden Menschen einen eigenen irischen Mikrokosmos darstellte.

PD: Auch werden einige Konfliktstellen in der edel anmutenden Inszenierung von John Crowley umgangen. Wenn Eilis bei Tonys (Emory Cohen) Familie zum Abendessen ist, dann wird die Gangproblematik mit „Wir hassen die Iren“ zwar angesprochen, aber da es das vorlaute Nesthäckchen war, wirkt es eher amüsant und weniger bedrohlich.

Da du die Weihnachtsfeier angesprochen hast. Das war einer jener Momente, in denen Saoirse Ronans Spiel auf den Punkt perfekt war. Mit ganz gezielt eingesetzter Mimik, konnte man ihre Sehnsucht nach Irland wie auch ihre Einsamkeit ablesen. Der ganze Film wird ohnehin von ihrem wunderbaren Spiel dominiert. Immer wieder bleibt die Kamera auf ihrem Gesicht, um ohne viele Worte ihr Innenleben zu ergründen und Ronan macht das perfekt.

YP: Und wie großartig Ronan diese junge Frau spielt. „Brooklyn“ ist aber auch ein ganz anderer Film. Im Mittelpunkt steht doch die Eilis‘ Geschichte, die keine Zukunft in Irland sieht und eine in den USA finden wollte. Der Film spielt in einem kurzen Zeitraum (Herbst bis Sommer des Folgejahres). Und Eilis wirkt wie eine junge Frau, die in keine Situation mit Gangproblematik reingeraten kann. Sie konzentriert sich auf 3 Dinge im Leben: Arbeit, Buchhaltungskurs und den Samstagstanz, wo sie dann Tony kennenlernt.

Ich war eher davon überrascht, wie leicht ihr alles gelingt, wie sich ihr überhaupt keine Hindernisse in den Weg stellen. Ihr irischer Akzent scheint niemandem aufzufallen. Dass sie Arbeit hat, weiß sie bereits, als sie Irland verlässt. In Brooklyn passiert alles mühelos und von selbst.

PD: Es ist dennoch ein Aspekt, der zwar angesprochen, aber recht schnell zur Seite geschoben wird. Natürlich handelt es sich hier nicht um die Art von Film, in der Gang Rivalitäten thematisiert werden, aber sie hätte in einem „West Side Story“-artigen Szenario sehr wohl zwischen die Fronten irischer und italienischer Gangs geraten können. So ganz abwegig halte ich das nicht, aber es blieb dann eben bei der Szene beim Abendessen mit Tonys Eltern.

Die Mühelosigkeit von Eilis‘ Leben in Brooklyn verwunderte mich weniger. Es schien mir eher ein Ausdruck dafür, wie stark die Gemeinschaft dort organisiert war. Bereits auf der Überfahrt wird ihr ja klargemacht, dass in Brooklyn fast mehr Iren wohnen, denn in Irland selbst. Deshalb erstaunte mich diese Mühelosigkeit weniger. Verwunderter war ich darüber, wie schnell sie sich nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatort, um ihrer Mutter beizustehen, wieder gefangen nehmen ließ, obwohl die neue Anstellung und auch der neue Mann (Domhnall Gleeson) in ihrem Leben, für mich beinahe wie eine Gefangennahme wirkten.

YP: Es überraschte mich wiederum weniger, dass sie mit der Entscheidung haderte, wieder nach Brooklyn zurückzukehren. Sie half in der Firma ihrer Schwester aus, hatte sogar einen besseren Job als sie vorher je zu hoffen gewagt hätte. Immerhin ist sie doch dort aufgewachsen. Auch wenn sie dieser Gegend den Rücken kehrte, dann doch eher aus Ausweglosigkeit. Wie sehr sie dann die Kleingeistigkeit dieser Dorfgemeinschaft nervte, wunderte mich schließlich weniger. Und ihr love interest Jim (Gleeson) diente dramaturgisch nur als Mittel zum Zweck. Irgendwie war ich auch nicht so ganz überzeugt von der Chemie zwischen Ronan und Gleeson, aber natürlich sollten wir – das Publikum – uns auch mit Eilis für Tony entscheiden.

PD: Es war schön zu beobachten, wie sie zwischen dem neu aufgebauten Leben in den USA und ihrer alten Heimat hin und her schwankte, dennoch verstand ich nicht so ganz, weshalb sie sich so schnell wieder einfangen ließ. Es war erst wieder die Bosheit ihrer alten Chefin nötig, damit sie bemerkte, wie wenig sie mehr mit diesem Leben dort zu schaffen hatte.

Zwischen Tony und Eilis flogen offensichtlicher die Funken, während Jim als vernünftigerer Mann präsentiert wurde. Dass hier aber kein „Gut-Böse“-Schema etabliert wurde, gefiel mir sehr gut. Beide Männer und beide vor ihr ausgebreiteten Lebensentwürfe, hatten ihre Vor- und Nachteile. Allerdings schien es für mich in dem Moment klar, dass sie nach New York zurückgeht, als sie in ihrer prächtigen Kleidung und mit selbstbewusst getragener Sonnenbrille ins Haus ihrer Mutter zurückkehrt. Ein Leben in Irland schien da kaum mehr wahrscheinlich.

YP: Was wäre das für ein Film geworden, wenn Eilis nicht in die USA zurückgekehrt hätte? Aber du hast schon recht, in dem von dir beschriebenen Moment war es klar. In beiden Teilen der Erde – Brooklyn und Enniscorthy – hat sie schließlich ähnliche Möglichkeiten und Zukunftsversionen, die sie zu Beginn von „Brooklyn“ nicht einmal zu Träumen gewagt hätte. Ihre Ausgangssituation zum Schluss ist eine andere und Eilis hat die Wahl. Mir gefiel auch nicht sonderlich, wie ihre Entscheidung motiviert war, aber es war dann doch plausibel.

PD: Im Endeffekt blieben mir von „Brooklyn“ vor allem das Mienenspiel Saoirse Ronans und ihre immer farbenfroheren Kleider im Gedächtnis.

Sie mag zwar nach Irland zurückkehren und es mag eine Möglichkeit sein, dass sie tatsächlich in ihrer Heimat bleibt, aber ihre Selbstfindung ist so eng mit ihrem aufgebauten Leben in der neuen Welt verbunden, dass man auch beinahe mit ihr mitfiebert, dass sie erneut das Schiff nach Amerika nimmt.

Wenn sich ihre Mutter, wohl für immer, von ihrer verbliebenen Tochter verabschiedet, ist das Herzzerreissend und zugleich auch erlösend.

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