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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: März 2016

Top Gun

25 Freitag Mär 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Black Hawk Down, Honest Trailers, Ridley Scott, Tom Cruise, Tony Scott, Top Gun, Val Kilmer

Sein 30-Jahr-Jubiläum feiert heuer der Action-Klassiker „Top Gun“. Tony Scotts Hymne auf die Air Force ist auch heute noch ein Genre-Meilenstein, doch kann man sich Tom Cruise, Val Kilmer, Meg Ryan und Co. heute noch ansehen, oder hat der Film zu viel Staub angesetzt?

PD: Ein Geständnis vorab: Ich habe „Top Gun“ immer schon gehasst.

YP: Den Grundton des Films mochte ich auch noch nie. Ich muss aber auch gestehen, ich habe den Film bis gestern erst einmal in meinem Leben und das in den 90ern gesehen und seitdem nie wieder. Bei meiner gestrigen Sichtung wirkte das alles etwas grotesk, fast bizarr. Die Persiflage dieses Films, nämlich „Hot Shots“ habe ich öfter gesehen.  Abgesehen davon, dass er auch nicht zu meinen Lieblingsfilmen zählt, halte ich ihn für weniger aufgesetzt als „Top Gun“.

PD: Ich verbinde diesen Film sehr stark mit meiner Kindheit, da meine Militär-begeisterten Cousins bei jedem Besuch die „Top Gun“-Kassette in den Rekorder schoben. Daraus entstand eine tiefe Abneigung. Heute betrachtet, ist von der ersten Sekunde an eine gewisse Naivität in der Inszenierung zu finden. So unreflektiert wie schon in den ersten Sekunden zu den Tönen von „Danger Zone“ die Abflüge vom Flugzeugträger inszeniert werden, könnte das heute gar nicht mehr gemacht werden. Gerade weil es so unfreiwillig komisch wirkt.

YP: Dein Zugang ist natürlich nostalgisch umso negativer konnotiert. Für mich ist das mehr oder weniger ein weißer Fleck auf der Filmkarte. Die Inszenierung als naiv zu bezeichnen trifft es auch irgendwie. Das hat vielleicht auch etwas mit der Besetzung der Hauptrolle zu tun, aber Tom Cruise steht hier am Beginn dieser beeindruckenden Hollywood-Karriere. Retrospektiv steht er in „Top Gun“ für all das.

PD: Cruise spielt die Rolle auch, als wäre er in einer Action-Komödie gelandet. Dazu passen die Bar-Szenen in denen er mit seinem Partner Goose (Anthony Edwards) singt oder die an High-School-Komödie erinnernden Diskussionen mit den Vorgesetzten (ob James Tolkan oder Tom Skerrit). Das hat alles mehr von einem harmlosen Buddy-Movie, denn einem Actionfilm im Militärmilieu.

YP: Actionfilm. Richtig, irgendwie vergisst man auch immer, dass es sich um einen Actionfilm handelt. Trotz der Anfangssequenz und den immer wieder eingestreuten obligatorischen Flugspektakel, wo scheinbar die Figuren mehr Spaß an der Sache haben als das Publikum. Diesen Szenen und Sequenzen gegenüber möchte ich aber nicht ungerecht sein, die sind ganz sehenswert. Immerhin ist der Film jetzt schon dreißig Jahre alt, aber die Story ist so steif und lieblos durchkomponiert, dass jeglicher Spaß – mit Ausnahme des unbeabsichtigten und vorhin erwähnten – meilenweit auf der Strecke bleibt.

PD: Die Kameraarbeit und die Flugszenen sind schon sehr imposant. Das ist gut gemachtes Actionkino und Tony Scott hat dies auch in einen unterhaltsamen Rahmen gepackt, obwohl „Top Gun“ im Grunde ein Militär-Rekrutierungsvideo ist. Man vergleiche nur die Militärhuldigungen eines Michael Bay mit jenen von „Top Gun“. Dagegen wirkt Tony Scotts Arbeit geradezu einfühlsam.

Was am Actionplot mich immer wieder irritiert, ist dass es zunächst der Logik eines Sportfilms – die Jagd nach der Trophäe – und dann eines Rambo-Vehikels folgt. Die politischen Dimensionen der im Film getätigten Handlungen werden nicht mal angeschnitten.

YP: Wobei es so rüberkommt, als wären diese Millionen von Dollar teuren Flugkörper das Spielzeug und der grenzenlose Himmel der Spielplatz dieser jungen Lieutenants. Der von Tom Cruise gespielte Maverick ist verantwortungslos, er verstößt gegen jede erdenkliche Regel und bekommt trotzdem eine Chance nach der anderen. Dann kommt da diese aufgetakelte Lehrerin hinzu, die wir tatsächlich nie in der Luft sehen. Die kann einfach nicht anders als die Finger vom Protagonisten zu lassen. Das ist nur einer dieser „style over substance“-Filme, wo die Hauptfigur den Plot herantreibt bzw. der Plot um die Figur herum geschrieben wurde. Das hat mich sehr gestört. Wenn das ein Militär-Werbefilm sein soll, dann lässt er bei jedem Einzelnen sehr viel Individualismus zu. Das kann ich irgendwie nicht glauben.

PD: Das passt aber auch sehr gut in das Bild, das man jungen Männern vermitteln will. Kommt zum Militär, tobt euch aus und rettet die Welt. Nebenbei liegen euch die Frauen zu Füßen. Wenn dann am Ende mit dem Abschuss der feindlichen MiGs wohl ein Krieg vom Zaun gebrochen wurde, so entzieht sich das sowohl dem Erzählhorizont von „Top Gun“ als auch der Werbebotschaft. Hier ist Tony Scott dem blutigeren aber nicht minder vorgeblich unpolitischen „Black Hawk Down“ seines Bruders Ridley Scott schon sehr nahe.

YP: Laut Wikipedia hat der Filmtitel einen Zusatz, nämlich „Sie fürchten weder Tod noch Teufel“. Darauf, was wir bis jetzt besprochen haben, trifft das ganz gut zu. Ich bin ja ein großer Fan der Screen Junkies You Tube-Reihe „Honest Trailers“, wo einige Filme mit einer großen Portion Ironie auf die Schaukel genommen werden – und das in Trailer-Länge. Der „Honest Trailer“ von „Top Gun“ gehört da bestimmt zu meinen Lieblingszusammenfassungen. Da heißt es, darin werden nicht nur heroische Fantasien ausgelebt. Da gibt es einen stark homoerotisierten Unterton. Heutzutage kommt das Publikum ohnehin nicht umhin, diesen Kontext zu ignorieren.

PD: Auch wenn ich bezweifle, dass den Filmemachern bewusst war, was sie da tun, kann man aber auf die lange Beachvolleyball-Sequenz nicht hinblicken und umhin kommen, von überdeutlichen homoerotischen Anspielungen erschlagen zu werden. Das war für mich die allerdeutlichste Anspielung, um die man kaum herum kommt. Bei der Recherche zu der Thematik, bin ich auf einen bis dato mir völlig unbekannten Clip mit Quentin Tarantino gestoßen, der seine „Top Gun“-Theorie sehr amüsant vorlegt.

YP: Ich schließe da aber aus, dass eine Absicht dahinter war. Wobei es den Machern bestimmt um eine breitenwirksame Erotik ging. Mit den Beachvolleyball-Szenen (es gibt auch etliche Umkleidekabine-Szenen) sollte höchstens ein weibliches Publikum angesprochen werden. Und ein großes Publikum hat der Film angesprochen. Der Film hat an den Kinokassen unglaublich gut abgeschnitten.

PD: Auf rein persönlicher Ebene muss ich auch noch hinzufügen, dass die Propagandawirkung ihr Ziel nicht verfehlt hat. Einer der Cousins, der diesen Film in Dauerschleife sichtede, ist mittlerweile beim Bundesheer. Als Flugzeugtechniker.

Spotlight

11 Freitag Mär 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

All the President's Men, John Slattery, Liev Schreiber, Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Spotlight, Stanley Tucci, Tom McCarthy

Das bereits im Vorfeld viel beachtete „Spotlight“ von Tom McCarthy hätten wir wahrscheinlich so oder so an dieser Stelle besprochen, aber dann hat der Film – mehr oder weniger überraschend – den diesjährigen Academy Award in der Kategorie „Best Picture“ gewonnen. Jetzt haben wir fast keine Wahl mehr. Und freuen uns auf den Dialog.

YP: Gehofft habe ich auf „Mad Max: Fury Road“ und davon ausgegangen bin ich, dass „The Revenant“ den diesjährigen Best-Picture-Oscar gewinnt. Dann aber doch „Spotlight“ und ohne „Room“ als einzigen nominierten Film noch nicht gesehen zu haben, kann ich ziemlich gut mit der diesjährigen Entscheidung von der Jury leben. Das ist doch ein solider Kompromiss. Und ich glaube aber auch, ein wenig politisches Kalkül ist auch dahinter.

PD: Wie in jedem Jahr könnte ich auch diesmal wieder einem Lieblingsfilm hinterher weinen, der noch nicht einmal im Feld der „Best Picture“-Kandidaten war. Im Vorjahr war dies „Inherent Vice“ und heuer „Carol“, doch mit „Spotlight“ kann man leben. Das ist das exakte Gegenteil des die Zuseher mit seiner Inszenierung auch immer wieder auf seine eigene Inszenierung hinweisenden „The Revenant“. Tom McCarthys „Spotlight“ hat mir mit dieser Verweigerung einer stilistisch auffälligen Inszenierung sehr imponiert. Hier dominiert die Geschichte, und zwar derart, dass der Regisseur beinahe dahinter verschwindet.

YP: „Carol“ natürlich, nicht zu vergessen. Nun zu „Spotlight“: dieser Film fungiert hauptsächlich aus Geschichtenerzähler, wobei die Eigenschaften des audio-visuellen Mediums fast in den Hintergrund geraten. Hauptsächlich finde ich es gut, wie hier dieser Kirchenskandal aufgearbeitet wird, wir dürfen auch nicht vergessen, mit diesen vielen Namen und Schauplätzen hätte das leicht ausufern können. McCarthy hat auch die Handlung in seinem Drehbuch, welches er mit Josh Singer geschrieben hat, filmisch auch ziemlich geradlinig dargestellt. Er läuft auch in keiner Sekunde Gefahr, sich in einen dieser auf wahren Begebenheiten beruhenden Film zu verwandeln, dem dieses Prädikat reicht, um die Handlung voranzutreiben. Hier haben wir ein solides Konzept, welches den Film stützt.

PD: Da sowohl in Rezensionen als auch in Interviews von Tom McCarthy selbst immer wieder „All the President’s Men“ von Alan J. Pakula als größtes Vorbild genannt wurde, habe ich mir diesen zum Vergleich auch noch einmal angesehen, und gerade bei der Handhabung der vielen Namen und Zusammenhänge, sieht man dann doch Qualitätsunterschiede. „Spotlight“ funktioniert auch deshalb so gut, da es gar nicht wichtig ist, zu wissen, wer denn nun all die Würdenträger und in den Skandal verwickelten Personen sind. Die wichtigste Quelle ist überdies ein nur per Telefon zu hörender Ex-Priester/Psychiater (toller Cameo von Richard Jenkins).

Es ist wohl auch als große Stärke des Drehbuchs anzurechnen, dass man sehr schnell die einzelnen Team-Mitglieder von Spotlight, sowie den neuen Herausgeber Marty Baron und die Anwälte klar zuordnen und auseinander halten und den Missbrauchsskandal als solchen klar erkennen kann. Wenn ich mir heute „All the President’s Men“ ansehe, dann ist das weiterhin ein sehr kraftvoller Film über Journalismus, aber der Watergate-Skandal verwirrt ohne eine gewisse Vorkenntnis. So nebenbei ist es eine hübsche Anekdote, dass Ben Bradlee Jr. (John Slattery) der Sohn des Washington Post Chefredakteur Ben Bradlee (in „All the President’s Men“: Jason Robards) ist.

YP: Dieser Skandal kommt mit dem neuen Herausgeber Baron (Liev Schreiber) ins Rollen, bzw. mit seinem Blickwinkel auf diesen einen Zeitungsartikel über den versetzten Priester kommt eine eigene Dynamik innerhalb der Redaktion und innerhalb des Investigativ-Teams Spotlight. Ich fand es gut, wie man sich hier gänzlich der Aufdeckung dieser Vertuschung um die 87 Priester, die innerhalb der Boston-Region Kinder missbrauchten, annahm. Auch wie die Figuren fast nur im Arbeitsleben agieren – es konzentriert sich alles auf diese Story innerhalb der Filmdiegese. Es gibt keine befremdlichen Lovestorys, wir erfahren um die Familienkonstellationen der Figuren, allerdings dient das meistens der Story. Trotzdem bekommt man einen guten Einblick in die Motivationen der der Menschen im Film. Vor allem bei Robby Robinson (Michael Keaton), dem Leiter von Spotlight, da er als renommierter Journalist und Einheimischer am Bostoner Gesellschaftsleben teilnimmt. Er hat einflussreiche Freunde, die nicht gänzlich unbeteiligt waren, diese Geschichte zu vertuschen.

PD: Das gesamte Spotlight-Team wird im Privatleben nur angedeutet, wobei Mark Ruffalo als Mike Rezendes beinahe den größten Raum bekommt. Auch Rachel McAdams‘ Hinweis auf ihre sonntäglichen Kirchgänge passen da gut ins Bild.

Es ist auch lohnenswert, genauer auf die Rolle von Marty Baron zu achten, und wie sie Liev Schreiber geradezu unterspielt. Es gibt keine großen Ausbrüche oder Anfeuerungen. Er fügt sich in seine neue Rolle hinein, und zeigt als Außenstehender gezielt auf eine Geschichte, die für eine „local paper“ von höchster Dringlichkeit sein soll. Das ist ein Aspekt, der mir sehr gut gefiel, nicht nur in der Darstellung des stets sträflich unterschätzten Liev Schreiber, sondern auch, wie die Bostoner Gesellschaft darauf reagiert. Man tausche die Kirche gegen die Mafia oder eine korrupte politische Elite aus, und es würde sich an der Dynamik der Ereignisse nichts ändern. Boston wirkt in diesem Zusammenhang wie ein eingeschworenes Dorf, welches sich von außen – und von einem Juden wie Marty Baron – schon gar nichts sagen lassen will.

YP: Ja, Liev Schreiber als Marty Baron hat mir auch sehr gut gefallen in dieser Rolle. Ihm kommt nicht allzu viel Präsenz zu,  aber was er aus der wenigen macht, ist bemerkenswert. So handhabt es der Film aber mit jeder Figur – mit Ausnahme von Mark Ruffalos Rezendes vielleicht. Wie Baron sprichwörtlich mit ein paar Bemerkungen zuerst die gesamte Redaktion, dann den Erzbischof und dann die Bostoner Gesellschaft aufrüttelt und die Geschehnisse ihre Handlung nehmen, ist bezeichnend für den Stil des Films. Erwähnenswert ist auch Rezendes Annäherung an den von Stanley Tucci gespielten Anwalt Garabedian, der zu Beginn des Films als eigenwilliger Charakter bezeichnet wurde und schließlich dem Spotlight-Team unter die Arme greift.

PD: Das zeichnet diesen Film auch aus, die langsame Annäherung an seine Charaktere und zugleich die Darstellung der geradezu zermürbend langen und langsamen Arbeit an dieser großen Geschichte. Der Symbolismus mit den immer im Hintergrund ins Bild ragenden Kirchen mag nicht sonderlich subtil sein, aber es ist für mich der einzige wirklich gravierende Kritikpunkt.

Viel mehr glaube ich, dass man noch Jahre später auf diesen gelungenen Journalisten-Thriller zurückblicken wird.

YP: Es gibt Filme, die sind so unaufdringlich und sichern sich somit auch einen Platz im Kanon.

 

 

 

Hail, Caesar!

04 Freitag Mär 2016

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Alden Ehrenreich, Channing Tatum, Ethan Coen, George Clooney, Hail Caesar!, Joel Coen, jonah hill, Josh Brolin, Scarlett Johansson, Tilda Swinton

Ein neuer Film von den Brüdern Joel und Ethan Coen ist für viele eines der großen Jahreshighlights. Zuletzt begeisterten sie mit „Inside Llewyn Davis“. Diesmal begeben sie sich mithilfe eines Star-Ensembles, angeführt von Josh Brolin als Fixer Eddie Mannix, in die Zeit der 1950er-Studioproduktionen. Eine Entführung, viel Eitelkeit und Kommunismus stehen im Zentrum von „Hail, Caesar!“.

PD: Wenn ich an die Filme der Coen-Brüder denke, dann fällt mir vor allem ihr tiefschwarzer Humor ein, den ich aus „Fargo“ oder „Barton Fink“ kenne. Dagegen wirkt „Hail, Caesar!“ regelrecht milde.

YP: Und wenn ich an die Coen-Brüder denke, dann fallen mir aber auch Filme wie „O Brother, Where Art Thou? „, „Burn After Reading“, „The Big Lebowski“, „A Serious Man“ und „Intolerable Cruelty“ und genau in diese Richtung begeben sie sich mit „Hail, Caesar“. „Fargo“ und „No Country For Old Men“ sind auch von den Ethan und Joel Coen, aber mit dem aktuellen Film haben diese aber – bis auf die beiden Regisseure – kaum etwas zu tun. Nachträglich betrachtet steht „Fargo“ auch irgendwie fast allein da.

PD: Das ist das Schöne an ihrem Werk, sie haben eine derartige Vielfalt und doch ihren stets wieder erkennbaren Stil. Abgesehen von „The Hudsucker Proxy“ und dem missratenen „The Ladykillers“-Remake, fällt mir auch kein Film von ihnen ein, den ich nicht immer wieder gerne mal ansehen würde.

Was bei „Hail, Caesar!“ aber schon sehr ins Auge sticht, ist der geradezu leichtgewichtige Humor, den sie hier zelebrieren. Die alten Studiofilme werden mit viel Liebe zum Detail parodiert, aber schon auch zur selben Zeit gefeiert. Für all ihren Pomp und Pathos. Am Schönsten fiel dabei die Titelgebende Sandalen-Film-Version aus, in der George Clooney, den die Coens ja einfach zu gern als Dämlack hinstellen, schamloses Over-Acting betreiben durfte.

YP: Leichtgewichtiger als andere Coen-Filme finde ich diesen hier nicht. Mir war er etwas zu übereifrig und wohlmeinend. Die Hommage wurde zu oft betont und unterstrichen.  Zwar fand ich auch die einzelnen Episoden gelungen (Ralph Fiennes und Alden Ehrenreich waren miteinander großartig) , wie die diversen Plots dann miteinander verknüpft wurden, war nicht allzu stimmig. Die Besetzung war großartig, auch ein Clooney macht sich ganz gut in so einen Ensemble. Clooney und Brolin hatten wenigstens gebührend Screen time, wobei ich mir das bei anderen aus dem Cast auch gewünscht hätte. Scarlett Johansson war mir viel zu kurz drinnen. Gerne hätte ich auch mehr von Tilda Swinton gesehen. Frances McDormand und Jonah Hill waren gerade ein paar Minuten im Bild.

PD: Ich bin mir auch nicht sicher, ob das nun gewollt war oder nicht. Denn die Handlung dreht sich ja um den Fixer Eddie Mannix (Josh Brolin) und seine wechselnden Begegnungen mit verschiedenen Stars an verschiedenen Sets. Klar wird dadurch der Raum für die einzelnen Protagonisten zwangsweise kleiner, aber diese Star-Ensemble-Inszenierung führte auch dazu, dass man von den einzelnen Charakteren nur wenig vermittelt bekam, abgesehen von einzelnen Gags. Etwa Scarlett Johanssons Promiskuität oder ihr Divenhaftes Gehabe, ebenso die homoerotischen Untertöne bei der Matrosen-Tanz-Nummer mit Channing Tatum. Es ging in diesen Stellen nicht über die Parodie hinaus.

In diesem Sinne war es für mich leichtgewichtiger als etwa andere Komödien der Coens wie „A Serious Man“ oder auch „O Brother, Where Art Thou?“, in welchen Sinnkrisen respektive Rassenkonflikte behandelt wurden. Die Schwarze Liste und der Einfluss der alten Studios auf das Leben seiner Stars wird in „Hail, Caesar!“ eher milde behandelt.

YP: In thematischen Sinne ist dieser Coen-Film bestimmt leichtgewichtiger, aber bewegt sich keineswegs leichtfüßiger als andere. Mir wurde hier auch zu viel parodiert oder zu viel reminisziert. In dieser Szene, in der Eddie einen Jobwechsel in Erwägung zieht und dann aus moralisch fragwürdigen Gründen bei seinem alten Job bleibt, das hat mich irritiert. Bei einigen Szenen fragte ich mich wirklich, was die jetzt zum Plot beigetragen hatten. Einiges wirkte auf mich als wäre es  wild und unbedacht zusammengefügt worden. Ich konnte nie ganz bei der Sache sein. Man könnte sagen, der Film hat mich auch nur halbherzig unterhalten. Wohlmeinend gemeint, aber halbherzig.

PD: Die Szenen, in welchen Mannix von einem Lockheed-Vertreter ein lukratives Job-Angebot vor die Nase gehalten bekommt, fand ich nicht ganz unwichtig, da sie die Verbundenheit von Mannix mit diesem „Zirkus“ zeigten. Obwohl scheinbar alle Gründe für einen Wechsel zu Lockheed sprechen (Bezahlung, Arbeitszeiten), kann er sich einfach nicht von dem kreativen Chaos des Studios lösen.

Es ist auch einer jener Filme, bei denen ich mir sicher bin, dass bei erneuten Sichtungen, weitere, beim ersten Mal nicht bemerkte, Gags zu Tage treten werden. Dass die Filme etwa bei Capitol Pictures (das Studio welches schon in „Barton Fink“ eine Rolle spielte) produziert werden, ist noch die auffälligste Anspielung. Enttäuscht war ich eher von dem zerfaserten Kommunisten-Plot. Die Schwarze Liste und der Wechsel von Hollywood-Star Burt Gurney auf die andere Seite wirkten mir ein wenig unkonzentriert inszeniert. Stattdessen gab man dem herrlichen Alden Ehrenreich (der mir schon in „Tetro“ sehr gut gefiel) viel Raum, um die verschiedenen Handlungsstränge miteinander zu verbinden.

YP: Diesem Studio-Chaos bzw. diesen Zirkus treten die Coens in „Hail, Caesar!“ mit viel Respekt entgegen. Wie bereits erwähnt haben sie genau so den Film angelegt. Für das moderne Publikum soll hier nochmal die alte Welt wiederbelebt werden. Und alteingesessene Filmfans können hier in den guten alten Studio-Zeiten schwelgen. Das ist eigentlich genau das, was sie auch bei „Inside Llewyn Davis“ gemacht haben, nur dort auf die Musikindustrie der 1960er Jahre bezogen. Bloß fand ich es dort auch stimmig und gelungen, wohingegen der neueste Streifen hinter den Erwartungen zurückliegt.

PD: „Inside Llewyn Davis“ hat sich allerdings auch viel mehr mit seinem Titelcharakter und dessen Lebensumständen beschäftigt. Es war mehr eine Sinnsuche in einem Musik-Drama (man denke nur an den Road-Movie-Teil mit John Goodman), deren Charaktere dann auch entsprechend ausgebaut waren. Kein einziger Charakter in „Hail, Caesar!“ ist derart mit Leben erfüllt. Da unterscheiden sich die beiden Filme dann doch grundlegend. Meine Erwartungen hat „Hail, Caesar!“ jedoch schon erfüllt und mich gut unterhalten, auch wenn ich mir stellenweise bösere Witze und vor allem einen zwielichtigeren Eddie Mannix (der echte Mannix hatte ja eine viel dunklere Lebensgeschichte) erwartet hatte.

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