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Film Im Dialog

~ Dialoge über aktuelle und weniger aktuelle Kinofilme

Film Im Dialog

Monatsarchiv: Januar 2015

Wild

30 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

≈ 2 Kommentare

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Cheryl Strayed, Into the Wild, Jean-Marc Vallée, Laura Dern, Reese Witherspoon, The Straight Story, Wild

Reese Witherspoon begibt sich auf eine Wanderung zu ihrem Selbst. Wir diskutieren, ob „Wild“, adaptiert von Nick Hornby und unter der Regie von Jean-Marc Vallée, ein realistisches Bild einer solchen Reise zeichnet, oder sich doch nur auf Klischees verlässt.

YP: Bei „Wild“ musste ich natürlich sehr an „Into the Wild“ denken. Und mir kam die ganze Zeit in den Sinn: In „Into the Wild“ geht es um einen jungen – über die Maßen privilegierten – Mann, dem es in seinem goldenen Käfig viel zu eng wird, sodass er ausbricht. Und in „Wild“ geht es um eine junge Frau aus ärmeren Verhältnissen, die vom Leben gebeutelt oder gezeichnet, ausbrechen muss. Hier liegen Welten dazwischen und dann doch wieder nicht. Beide beruhen auf einem persönlichen Erfahrungsbericht.

PD: Derselbe Gedanke ging mir durch den Kopf und doch war mir „Wild“ um vieles sympathischer. Wohl auch weil der von Emile Hirsch dargestellte Ausreißer im Grunde ein verzogener Bengel war, der „zu viel Luxus“ um die Ohren hatte.

Das wurde wieder von Regisseur Sean Penn mit entsprechend kitschigen Naturaufnahmen unterlegt. Schön anzusehen, aber ich war emotional distanziert.

Da ging mir die Wanderung von Cheryl Strayed (was für ein Name) viel näher. Nicht nur, weil sie aus ärmeren Verhältnissen kommt, sondern weil ihre Wanderung auch zum Teil ein Kampf gegen die Natur war. Ihre Wanderung ist kein wunderschöner Erweckungstrip, sondern auch ein Kräftemessen. Da hat mir auch gefallen, wie Jean-Marc Vallée dies mit Erinnerungen von Cheryl verband.

YP: Wobei die Landschaften in „Wild“ nicht vorrangig inszeniert werden, habe ich trotzdem eine gewisses Bild von diesem Teil der pazifischen Westküste bekommen. Also ein paar schöne und vielleicht weniger imposante – weil eben so bescheiden inszenierte – Szenen gab es immerhin.

Weiteres wurde der Film fürs Kino von Nick Hornby adapiert, was natürlich auch sehr interessant ist.

PD: Dafür hat er allerdings einige pseudo-philosophische Betrachtungen von ihr eingebaut, die mir doch ein wenig auf die Nerven gingen.
Da konnte Hornby offenbar nicht widerstehen.

YP: Wobei, ich bin hin- und hergerissen. Die einsamen Wanderszzenen haben am Anfang ziemlich gefesselt und gefallen, und leider ist das dann in die persönliche Geschichte abgeschlittert, was für mich problematisch war, ich hatte wirklich keinerlei Ideen bzw. Vorinformation dazu. Und dann stellt sich heraus, dass Cheryl einfach nicht mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat. Am Anfang wird etwas versprochen, was nicht eingelöst wird. Ich habe auf was-weiß-ich-was gewartet und dann das.

Die Reise allein hätte mir gereicht, die Rückblenden waren zu viel. Es gab zu viele davon.

PD: Worauf hast du gewartet?

YP: Kann ich dir nicht so beantworten, aber nicht darauf. Auf etwas Schlimmeres vielleicht, was weiß ich.

PD: Von Beginn an, als diese Kaskaden an Erinnerungen an ihrem inneren Auge vorbei ziehen, ist ja doch recht schnell klar, dass sie diese Wanderung macht, um mit ihrem Leben klar zu kommen. Das wird relativ gut aufgebaut.

Die Rückblenden waren mir nicht zu viel, vor allem da man dadurch die von Laura Dern toll gespielte Mutter zu sehen bekam, aber ich mochte gewisse Anspielungen nicht. Der immer wieder auftauchende Fuchs, der natürlich gerade dann auftaucht, wenn Cheryl an den Tod ihrer Mutter denkt, war mir zu aufgesetzt.

YP: Die Beziehung zu ihrem Mann. Es war nicht notwendig, die gesamte Beziehungsgeschichte wiederzugeben. Wir haben es doch so verstanden wie es war, sie hat ihn betrogen – mehrmals. Und das musste natürlich so oft eingespielt werden? War nicht notwendig. Dieser Teil wurde aufgebauscht, und ich verstehe nicht warum, weil wir hier eine sexsüchtige Frau und notorische Betrügerin sehen und nicht wie in „Dallas Buyers Club“ einen Mann?

PD: Das war mir wieder eher egal. Man hätte es weglassen können, oder auch einfach nur die Szene bei der Therapie, wo sie direkt darauf angesprochen wird, stehen lassen können.

YP: Außerdem gefiel mir ganz und gar nicht, wie die Männer in diesem Film wegkommen. Jeder Mann wird zur potentiellen Gefahr? Diese Anspielung lang in einigen Szenen stets ein wenig in der Luft.

PD: Die Bedrohung lag ja nicht bei jedem Mann in der Luft, aber schon in bestimmten Situationen. Die Begegnung mit dem Arbeiter, der sie mit nach Hause zu seiner Frau nimmt, war ein wenig zu dramatisiert. Die beiden Bier trinkenden Jäger waren aber sehr wohl bedrohlich. Da verstand ich die entsprechende Inszenierung schon.

YP: Und wir schreiben das Jahr 1995. Manchmal sieht es wie 2001 aus. Dann wieder wie 1968. Und das Jahr 1995 habe ich nicht erkannt.

PD: Vom Zeitrahmen hätte ich den gesamten Film eher so Ende der 1990er eingeordnet, wobei der Hippie-Ort Ashland schon aus dem Rahmen fiel. Der schien in den 1960ern stecken geblieben.

YP: In Ordnung, es beruht auf wahren Begebenheiten, das ist demnach verständlich.

PD: Schon, aber da geht es ja eher darum, ob es nachvollziehbar erzählt wurde. Im Großen und Ganzen erschien mir das geglückt.
Noch kurz zurück zu den bedrohlichen Männern. Wenn ich noch einmal so zurück denke, dann sehe ich da mehr Gutes, was ihr passierte. Bis auf ihre erste Begegnung mit dem Farmer und die beiden Jäger, waren alle Männer ihr gegenüber hilfsbereit und freundlich. Beinahe zu schön um wahr zu sein. Es erinnerte ein wenig an den wundervollen „The Straight Story“ von David Lynch (der mir allerdings besser gefällt, so nebenbei).

YP: Aber auf den ersten Blick wirkten doch alle etwas bedrohlich. Mir war das sehr unangenehm, da ich diese Art von Reisen bereits unternommen habe und mich dann in ihren Situationen wiederfand, die von meiner Realität stark abweichten.

Reese Witherspoon fand ich in dieser Rolle natürlich toll, wobei ich ihr die junge Protagonistin einfach nicht abkaufe. Ich musste daran denken, dass sie eine ziemlich farblose und unglamouröse Karriere hat. Solche Rollen stehen ihr ziemlich gut.

PD: Finde ich überhaupt nicht. Die beiden Situationen waren unangenehm, aber ansonsten waren das überraschend hilfsbereite Menschen. Ob bei Ausgabe der Post, oder der Organisator des Jerry Garcia-Tributekonzerts oder auch die Wanderkollegen in der ersten Station. Da sah ich viel mehr Herzlichkeit und keinerlei Angst.

Die junge Studentin nahm ich ihr auch nur schwer ab. Da konnte man noch so viel Makeup verwenden, sie ist nun einmal keine 20 Jahre mehr. Es war dennoch eine sehr starke Darbietung. Vor allem im Zusammenspiel mit Laura Dern als ihrer Mutter. Es war nicht einmal so eine einzigartige Leistung von Dern (die war etwa in „Enlightened“ oder „Inland Empire“ eindrucksvoller), aber ich nahm ihr jede Sekunde diesen Charakter ab. Im Gegensatz dazu, blieben die Männer pure Schablonen. Gutartige und bösartige Schablonen.

Pride

23 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Andrew Scott, Another Year, Bill Nighy, Billy Elliot, Dominic West, Happy-Go-Lucky, Imelda Staunton, Mark Kermode, Matthew Warchus, Pride, The Full Monty

Der Feel-Good-Hit aus Großbritannien fand außerhalb seines Heimatlandes nur wenig Beachtung. Wir finden, dass das zu schade ist, und besprechen in unserem Dialog zu „Pride“ weshalb man sich diese Dramatisierung einer wahren Geschichte unbedingt ansehen sollte.

PD: Im Nachhinein bin ich sehr überrascht, weshalb ich nicht schon viel früher für „Pride“ ins Kino gestürmt bin. So eine charmante und unterhaltsame Komödie habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

YP: Oh ja! Bei uns in den Kinos gibt es den Film bereits eine Zeit lang, aber erst durch die Empfehlung von Mark Kermode, der „Pride“ in seiner Bestenliste 2014 ganz weit vorne ist, hat es mich schließlich an einem kalten Sonntagabend ins Kino verschlagen. Ich bin sehr froh darüber, weil dieser Film wischt böse Wolken über dem Gemüt sehr schnell weg. Ich bin prinzipiell gar nicht für Kinohumor empfänglich, bzw. lache ich im Kino viel weniger als im wahren Leben, aber „Pride“ ist herrlich.

PD: Der Zusammenprall der homosexuellen Community mit den kernigen Minenarbeitern in Wales, hatte auch sehr viel von einem anderen Feel-Good-Hit aus Großbritannien: „The Full Monty“. Beide Filme schafften es ja nicht nur das Publikum zu amüsieren, indem sie völlig gegensätzliche Lebensweisen aufeinander prallen ließen, sondern zeigten Charaktere, mit denen man lachte und nicht über die man lachte.

YP: Oh ja, entblößt werden nur die Situationen und nie die Figuren. Was mir auch unheimlich gut gefallen hat, sind diese Widersprüche, mit denen hier gearbeitet wird.

PD: Regisseur Matthew Warchus hat es auch gut verstanden, dieses Lokalkolorit einzubauen. Die Dynamik innerhalb des Ortes war sehr klar ersichtlich und wirkte nicht aufgesetzt.

YP: Abgesehen davon, dass ich das Kino ziemlich baff verlassen habe, weil ich – das muss ich gestehen – keinen Deut von dieser wahren Geschichte hatte. Zudem hat mich der Film auch aufgrund der darin enthaltenen Herzlichkeit sehr bewegt. Nichtsdestotrotz ist es für mich eine Komödie mit melodramatischen Momenten.

PD: Genau diese melodramatischen Momente sind für mich der kleine Kritikpunkt. Manche Entwicklungen fand ich ein wenig zu passend, was die Dramaturgie angeht.

Mir hat etwa Andrew Scott als Waliser Junge, der wieder nach Hause zurück sucht, sehr gut gefallen, aber bei seinem Handlungsstrang hatte ich auch stets das Gefühl, dass hier ein wenig zu sehr dramatisiert wurde, damit es auch in die 3-Akte-Erzählung hinein passt.

Auch dass der von Bill Nighy herrlich gespielte Cliff gegen Ende zugibt, dass er schwul ist, hat mir – rein von der Art und Weise wie es eingebaut wurde – nicht gefallen. Es war zu sehr auf einen Gag aufgebaut und zwar, dass ohnehin jeder davon gewusst hat. Am Vergnügen und Charme, die der Film ausströmt ändert das aber nichts. Alleine wenn Dominic West seine Tanzszene im Gemeindesaal hat, kann man nicht anders, als hingerissen zu sein.

YP: Und obwohl beide Momente ziemlich unaufdringlich waren. Da fand ich das Aids-Schicksal viel schlimmer.

PD: Die Aids-Thematik musste ja eingebaut werden, und man fiel nicht komplett in die Problemfilm-Nische hinein, was mich sehr freute. Auch hier sehe ich wieder eine Verbindung zu „The Full Monty“, der auch die sozialen und gesellschaftliche Probleme ansprach, ohne den erhobenen Zeigefinger zu gebrauchen.

YP: Ein bisschen frustriert die Tatsache schon, dass es sich hier um Begebenheiten handelt, die 30 Jahre zurückliegen und erst letzte Woche gab es in Österreich den Gerichtsbeschluss über das Adoptionsrecht von Homosexuellen.

PD: Österreich hängt ohnehin immer um Jahre/Jahrzehnte hinterher, wenn es um soziale Gleichstellung geht. Noch viel schlimmer ist ja, dass dies der Verwaltungsgerichtshof „erledigen“ musste.

YP: Langsam mahlen die Mühlen in der Gleichberechtigung. Aber schön, dass es dann Filme wie „Pride“ gibt, die es schaffen, ein bisschen aufzubauen.
Ich würde „Pride“ verpflichtend in den Schulunterricht einbauen.

PD: „Pride“ als Beitrag zur Gleichberechtigung? Als Schulfilm-Material ist er sicher lohnenswert, da er eben unterhaltsam Themen wie Gleichberechtigung und auch sozialen Zusammenhalt anspricht.

YP: Das lässt auch an „Billy Elliot“ denken.
Es ist auch bewundernswert, wie viele Themen hier behandelt werden und wie sich das trotzdem auf den fertigen und eher fluffigen Film auswirkt. Fluffig im Sinne von „geht schön runter“. Obwohl einige Themenbereiche natürlich sehr gewaltig sind. Wie es hier präsentiert wird, ist einfach nur klasse.

So eine komödiantische Sozialstudie ist hierzulande kaum vorstellbar. Wir haben Ulrich Seidl.

PD: Umso trauriger, dass er von der Mehrheit des nicht-britischen Kinopublikums leider ignoriert wurde. Weshalb dem so war, kann ich mir nicht so recht erklären.

YP: Ich bin auch großer Fan von „Happy-Go-Lucky“, aber mit dem kannst du wieder nichts anfangen.

PD: Stimmt, der ist mir wieder zu „luffig“ ohne wirklich etwas auszusagen. Da ist mir etwa „Another Year“ lieber, wenn wir von Mike Leigh und humoristischen Sozialstudien sprechen.

YP: Auf dem Papier – würde es auf keiner wahren Begebenheit beruhen – wäre so ein Thema komplett unnahbar. Stell dir das mal vor? Die Queer-Community unterstützt die streikenden Minenarbeiter.

PD: Der reale Hintergrund war mir wieder weniger wichtig. Vor dem Hintergrund der Streiks gegen die von der Thatcher-Regierung angeordneten Minen-Schließungen, hätte man das auch so erzählen können.

Dass man es hier wirklich mit einer wahren Begebenheit zu tun hat, lässt einen natürlich noch etwas mehr in die Hintergründe hinein kippen.

YP: Und ich komme einfach nicht aus dem Staunen heraus, wie leichtfüßig so ein Thema präsentiert werden kann.

PD: Das hat auch viel mit der Spiellaune des Ensembles zu tun. Vor allem Imelda Staunton ist einfach großartig.

YP: Nicht nur sie, auch natürlich Bill Nighy, der mir hier besonders gut gefallen hat. Generell wurde dem Casting viel Aufmerksamkeit geschenkt.

PD: Andrew Scott, Dominic West und die vielen anderen Darsteller, deren Namen mir nicht so geläufig waren. Ein richtig gut zusammengestelltes Team.

Adieu au langage

16 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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3D, Adieu au langage, David Bordwell, Film socialisme, Francois Truffaut, Histoire(s) du cinéma, Jean-Luc Godard, Notre musique

Jean-Luc Godard beehrt die heimischen Leinwände wieder einmal und ist dabei kryptisch wie eh und je. Auch äußerst erfolgreich.

PD: Ich bin eher ein Anhänger des Francois Truffaut-Lagers, denn mir ist Godard oft zu abgehoben und unzugänglich. Vor allem Filme wie „Notre musique“ hat mich hauptsächlich abgestoßen. „Film socialisme“ habe ich überhaupt nur in der Fast Forward-Version betrachtet, aber mit „Adieu au langage“ bin ich überraschenderweise wieder mit ihm versöhnt.

YP: Jean-Luc Godards Werk ist so umfangreich, dass meine Beschäftigung mit ihm ohnehin auf einer sehr fragmetarischen Ebene stattfindet. Wie der Film „Adieu au langage“. Hier treibt er über fünfzig Jahre Film und Filmgeschichte auf einen künstlerischen Höhepunkt. Das Problem ist nur, dass es so reichhaltig war, dass der Kopf noch immer arbeitet und brummt, aber was für ein Film!

Mir gefällt der Gedanke an die Entwicklung, die er seit den 60ern (bzw. 50ern) gemacht hat. Vom Autorenfilmer zu jemanden, der eine eigene Filmsprache entwickelt hat. Bzw die bestehende Sprache verwerten kann.

PD: Bei all den Filmen die er gedreht hat, ist es natürlich kaum möglich, ein endgültiges Urteil abzugeben. So wie mir „À bout de souffle“ oder seine „Histoire(s) du cinéma“ gefallen haben, so wenig konnte ich mit „Pierrot le fou“ oder „Detéctive“ oder eben „Notre musique“ anfangen.

Was mir an seinem neuesten Film gefiel, war, dass er einerseits sich selbst inhaltlich treu geblieben ist, und den essayistischen Stil weiter voran trieb, dies aber mit einer Beschäftigung zur Filmtechnik verknüpfte. Wie er 3D einsetzte, war einfach atemberaubend.

Ich bin gespannt, wie mir dieser Film am heimischen Fernseher, in 2D gefallen wird. Immerhin funktionieren viele seiner 3D-Experimente mit überlagerten Bilder, deren Witz sich erst dadurch zeigt, dass man auf dem einen Auge Bild A und auf dem anderen Auge Bild B sieht.

David Bordwell hat dazu ja auch einige Gedanken geäußert.

YP: Leider muss ich hier Bordwell vollkommen recht geben, so habe ich 3D noch nie gesehen. Da stumpft jeder Blockbuster ab, hier wird nämlich die technische Errungenschaft erst richtig der Narration untergeordnet (was in Blockbustern auch der Fall ist), allerdings kennen wir hier keine Grenzen. Mich haben einige „Einstellungen“ mehrmals perflex zurückgelassen. Untergeordnet ist vielleicht auch das falsche Wort. Die Narration ist sehr einnehmend, vielleicht passt hier verknüpft besser. Auf jeden Fall verknüpft er die 3D besser in die Narration, zerrt an deren Bedeutungen, nimmt ein.

Witzig finde ich auch, dass zu Bordwell zitierst, weil ich wollte aus seiner Besprechung unbedingt dieses Zitat anbringen:

„Godard’s Adieu au Langage is the best new film I’ve seen this year, and the best 3D film I’ve ever seen.“

PD: So viel lobpreisen wie Bordwell möchte ich dann doch nicht. Es war die witzigste und interessanteste Behandlung eines Films mit 3D und noch dazu mit so offensichtlich einfachen Mitteln, wie ich sie zuvor nicht sehen durfte. Allerdings ist „Adieu au langage“ dann auch wieder, im Guten wie im Schlechten, ein typischer Godard-Essay.

Es bleiben so viele Filmminuten auf Plot-Ebene unzugänglich und undurchdringlich, dass es ein wenig frustriert. Das war etwa ein Grund, weshalb ich „Notre musique“ nicht mochte. Seine Verweise und Zusammenhänge wirken manchmal einfach beliebig und der überraschend platte Kack-Humor hat mich auch nicht überzeugt.

Aber vom klassischen Plot-getriebenem Kino hat sich Godard ja bereits mit „Week End“ verabschiedet.

YP: Warum stört dich das dermaßen? Die Bestäftigung mit dem Film ist eine umfangreichere. Finde den Plot nicht unzugänglich, finde ihn wenig ausgereift und in alle möglichen Richtungen interpretierbar. Keineswegs unzugänglich.

PD: Es sind die Auslassungen, die frustrieren können. Bei „Adieu au langage“ weniger, denn bei anderen seiner späten Filme, aber der Einwurf von Szenen eines anlegenden Schiffes oder seines Hundes, der in einer Wiese sein Geschäft verrichtet, scheinen weder auf einer technischen noch auf einer inhaltlichen Ebene irgendeinen Zweck zu erfüllen.

Vielleicht will Godard das hier ja auch nicht und es geht ihm nur darum, sich selbst zu unterhalten, aber das darf ich dann auch entsprechend uninteressant finden. Ganz im Gegensatz zu unglaublich lustigen Ausflügen ins Literaturhistorische, wenn er Lord Byron und Mary Shelley am Genfer See zeigt und die Feder aufs Papier drückt. Die kratzende Federspitze habe ich jetzt noch im Ohr und konnte mich vor Lachen darüber kaum halten.

YP: Der Film befasst sich mit Sprache in mannigfacher Form. Godard und Sprache, das ist das einzig Unzertrennbare hier. Für mich erfindet er Sprache, wägt Sprache ab, definiert Sprache. Salopp und simpel ausgedrückt. Was mich aber richtig berührt hat, ist, wie herzlich und wehmütig Godard mit dem geschriebenen Wort nach wie vor umgeht (Denken wir an die Einstellungen, in denen er Buch neben Handy inszeniert). Film und Literatur sind in „Adieu“ so inneinander verzweigt, dass sie untrennbar scheinen. Und doch will er mit dienem Film eine neue Beschäftigungsmöglichkeit andeuten.

Gerne würde ich den Film einmall stumm sehen. Und einmal schwarz. Dieser paradoxe Gedanke kam mir nach der ersten Sichtung.

PD: Den Film mal stumm und mal nur mit Ton zu sehen, wäre sicher interessant und wohl das genaue Gegenteil dessen, was Godard damit bezweckte. Allerdings würde es wohl sehr schön auf die verschiedenen Einflüsse hinweisen, die er in seine Arbeit einfließen ließ. Alleine die Referenzlisten, die durch das Internet geistern, gehen ja geradezu über vor Zitaten.

Es ist auch interessant, wie er mit Zwischentiteln und auch Untertiteln umgeht. Es ist immer ein wenig die Irreführung des Zusehers, die er im Sinn zu haben scheint. Das verstärkt sich durch die 3D-Ebene noch mehr, denn der Blick wird gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen gelenkt und dann soll man auch noch den Text und schließlich noch den Ton aufmerksam betrachten.

YP: Wollte er Bilder oder Worte wirken lassen, oder beides? Wie er die Rezeption akzetuiert hat, ist mir herzlich egal. „Adieu au langage“ ist nicht einfach.

PD: Das auf keinen Fall. Man muss schon bereit sein, sich ein wenig anzustrengen. Pure Berieselung gibt es hier nicht.

YP: Nein, wobei wir bei Godards Intentionen sind: Schön, zu sehen, dass sich jemand auch nach einem halben Jahrhundert noch einmal selbst erfinden kann.

PD: Das macht „Adieu au langage“ auch so sehenswert. Hier hat eine lebende Filmlegende sich noch einmal an eine neue Technik gewagt, und diese mit dem ihm eigenen Witz eingesetzt.

Deshalb bin ich schon so gespannt darauf, diesen Film in 2D zu sehen, um herauszufinden, ob die Wirkung auch ohne 3D-Brille so intensiv ist. Ich nehme es einmal an, denn er hat sich ja nicht rein auf Jahrmarktstricks á la „Kampf der Titanen“ eingelassen, sondern tatsächlich mit den Bildebenen experimentiert.

YP: Bei einer 2D-Sichtung hoffe ich mehr auf Vertiefung und Verlagerung auf die Zitat-Ebene.

PD: Es ist ja zudem eine erneute Betrachtung. Man kann sich also auf neue Elemente konzentrieren.

YP: Ein Fan von der spärlich bekleideten jungen Schönheit werde ich aber nie, das kann ich dir versprechen. Godard hin oder her.

PD: Die Nacktszenen sind zum Beispiel etwas, wie auch der Toiletten-Humor, der sich mir auch nicht erschlossen hat. Warum musste das dabei sein?

YP: Wobei die Metapher mit dem Kacken war witzig: „Auf der Toilette sind wir alle gleich“. Und das nackte Mädchen ist nicht allzu sexualisiert zu betrachten, den Beigeschmack des Male Gaze kriegt es aber nicht so schnell weg. Godard hat da ein Faible dafür, mir muss es nicht gefallen.

PD: Der Spruch „Auf der Toilette sind wir alle gleich“ war schon witzig, nur die entsprechenden Geräusche dazu waren unnötig und haben für mich den Witz ruiniert.

YP: Noch intimer als die nackten Personen und die Toilettenszenen waren seine Roxy-Aufnahmen. Das war sehr bewegend, wie er da sein Haustier, seinen Begleiter dargestellt hat.

PD: Neben „Fehér isten“ von Kornél Mundruczó, den ich im vergangenen Herbst am Let’s CEE-Festival gesehen habe, der nächste Film, dessen heimlicher Star der Hund des Regisseurs war.

The Drop

10 Samstag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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bullhead, Dennis Lehane, James Gandolfini, killing them softly, Matthias Schoenaerts, michael r. roskam, Mystic River, Noomi Rapace, the drop, Tom Hardy

Nach seiner Oscar-Nominierung für den „Best Foreign Language Film“ für „Bullhead“, feiert Michael R. Roskam sein US-Debüt mit einer Gangstergeschichte in Brooklyn aus der Feder von Dennis Lehane.

Der folgende Dialog enthält Spoiler!

PD: Je länger ich über „The Drop“ nachdenke, desto mehr erinnert er mich an „Killing Them Softly“. Atmosphärisch sehr dicht, aber nicht unbedingt mit der innovativsten Handlung versehen.

YP: Die Stimmung und die fantastisch gespielten Figuren geben hier den Ton an. Der Plot funktioniert, auch wenn – und da stimme ich dir auch zu – nicht die bahnbrechendste Auflösung schlußendlich zum Vorschein kommt. Es ist sogar ein wenig so, dass man eventuell was ahnt. Und trotzdem stört das nicht.

In „Bullhead“ spricht auch die Atmosphäre Bände – auch wenn die Story viel wuchtiger ist und auch von einem längeren Zeitraum erzählt wird. Wobei wir das New York Setting natürlich schon Tausend Mal gesehen haben. Die belgische Provinz hingegen – noch konkreter: den Stierzüchter – ist uns eher ein exotischer Ort.

PD: Es funktioniert aber nicht jeder Charakter. Bobs (Tom Hardy) Zufallsbegegnung mit Nadia (Noomi Rapace) führt ins Leere. Da hilft auch die gute Leistung von Rapace nicht wirklich. Sehr schön fand ich vor allem James Gandolfini als Barbesitzer Marv, der den Verlust seines Status‘ nicht verwinden konnte.

Roskam vermochte es aber auch, einen eigenen Blick auf New York zu werfen. Natürlich wurde man immer wieder von den Charakteren darauf hingewiesen, aber rein von den in Szene gesetzten Gebäuden, hätte das etwas Anonymes. Ich hatte den Eindruck, als wären Gangsterfilme der 1970er-Jahre die größte Inspiration gewesen, jene von Sydney Lumet und William Friedkin.

YP: James Gandolifini fühlt sich in dieser Rolle sichtlich wohl, wobei dieser Kleinbandit natürlich nicht mit dem großen Gangster Tony Soprano zu vergleichen ist. Und Tom Hardy zieht die Show schlechthin ab. „The Drop“ ist sein Film. Ein bisschen stieht er Gandolfini die Show, und dass obwohl es sein letzter Filmauftritt ist.

PD: Finde gar nicht, dass er ihm die Show stiehlt. Vielmehr war ich von den Momenten mit Gandolfini sehr eingenommen, wohl wissend, dass wir hier seine letzte Filmarbeit sehen. Die Momente in denen er in seinem Auto sitzt und seinem Ende entgegen sieht, sind erstaunlich.

Außerdem hat mir auch Matthias Schoenaerts in seiner Rolle als brutaler Kleinganove gefallen.

Hardy ist natürlich der darstellerische Höhepunkt des Films. Er gibt dem Charakter Facetten, die im Nachhinein alle stimmig erscheinen, auch wenn ich auf Drehbuch-technischer Ebene, diese Enthüllungen etwas weniger begeistert aufgenommen habe.

YP: Der Schluss hat natürlich diesen Beigeschmack, das will ich nicht leugnen. Dennoch ist die Spannung, die besonders in Szenen zwischen Marv und Bob entsteht, eindeutig Hardy zuzuschreiben. Für mich einer der besten Schauspieler seiner Generation.

Matthias Schoenaerts zeigt hier nur einen Bruchteil seines Könnens, leider, das lässt aber auch die Rolle nicht zu. Wir kennen ihn gut seit „Bullhead“ und „Rust and Bone“ und freuen uns auf mehr. Das hier war nur ein Trostpflaster.

PD: Gandolfini hat aber in diesen Szenen mit Hardy auch diese Wehmut einfließen lassen. Wenn Bob den abgetrennten Arm in Backpapier und Folie einwickelt, als würde er ein Sandwich verpacken, dann ist Marv derjenige, in dessen vor Schock geweiteten Augen sich auch die Reaktion des Publikums Bob gegenüber widerspiegelt. Diese Szenen funktionieren durch das großartige Zusammenspiel von Hardy und Gandolfini.

Dass Hardy nach seiner Galavorstellung in „Locke“ nun mit „The Drop“ noch einmal zeigt, was in ihm steckt und welch schwierige Rollen er übernimmt, ist natürlich nur ein Zeichen für seine Klasse.

Für Schoenaerts hat die Rolle wohl auch etwas von einem Gastauftritt. Immerhin hat er mit Roskam an „Bullhead“ gearbeitet, aber die Rolle lässt wirklich nicht mehr zu. Die Rolle von Noomi Rapace fand ich aber noch schwächer ausgearbeitet.

YP: Liegt vielleiciht daran, dass das ein „männlicher“ Film ist. Gangster-Milieu und Halbstarke, das sagt doch schon alles. Mir gefiel Rapace in ihrer Minirolle trotzdem. Die wirkt nicht wie ein verschrecktes Hascherl, bei dem Ex wäre ich weitaus mehr ausgeflippt. Und bei den Zukunftsaussichten auch. Sie tut es nicht, das hat fast was.

PD: Sie spielt gut, keine Frage, ihr Charakter jedoch hat mir nicht sonderlich imponiert. Dennis Lehane, der hier seine eigene Kurzgeschichte adaptierte, ist ja fähig, starke Frauencharaktere zu schreiben. Das hat er in „Mystic River“ gezeigt.

YP: Ein letzter Satz zu Hardys Dackelblick? Eine sehr augenscheinliche Metapher oder ist das schon wieder ein Spoiler?

PD: Spoiler haben wir eh schon genug. Daran wird es jetzt nicht scheitern. Ja, der Hund selbst ist schon eine sehr augenscheinliche Metapher und hat mich nicht gefesselt, aber es mich auch nicht sonderlich gestört.

Exodus: Gods and Kings

09 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Filmdialoge

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Aaron Paul, Ben Kingsley, Bibel, christian bale, Darren Aronofsky, Exodus, Joel Edgerton, Noah, Ridley Scott, Robin Hood, Sigourney Weaver

Nach Darren Aronofsky und „Noah“, wagt sich Ridley Scott mit „Exodus: Gods and Kings“ an eine populäre Bibelpassage heran. Mit Christian Bale steht ihm dafür auch ein großartiger Darsteller zur Verfügung. Doch genügt das, um die Erinnerungen an den alten Hollywood-Schinken mit Charlton Heston und Yul Brynner zu vertreiben?

YP: Mich amüsiert noch immer deine Aussage, als du mich fragtest, ob „Exodus“ nur ein „Robin Hood“ im biblischen Setting ist. Und ich bejahe das. Allerdings war ich erstaunlicherweise doch unterhalten. Zu meiner eigenen Überraschung. Harmloses Kinovergnügen

PD: Ridley Scott schleppt seit einiger Zeit einen gewissen Rucksack mit sich herum, der auch in der Vorschau zu „Exodus“ deutlich zu spüren war. Da gab es „Gladiator“, dann den auf Gladiator getrimmten „Robin Hood“ und es stand zu befürchten, dass es mit Moses genauso laufen würde. Zum Glück war es doch nicht ganz so schlimm.

Obwohl, wenn Moses die Sklaven heimlich trainiert und diese sehr schnell sehr gut im Umgang mit Pfeil und Bogen werden, war der „Robin Hood“-Vergleich nicht mehr weit weg.

YP: Aber der Film ist stimmig und atmosphärisch. Wobei natürlich wieder lächerlich pompös. Ein bisschen „Cleopatra“ findet sich da schon wieder. Und Scott ist jetzt nicht der Auteur mit eigener Bildsprache, er liefert wieder altbewährte altbekannte Kost. Wenn ich an „Noah“ von Aronofsky denke, dann war letzterer fast poetisch.

PD: Das erfreute mich zu Beginn. Scott inszenierte den Film, wie eine große Episode der TV-Serie „Rome“. Bis hin zur Verbannung von Moses war es wirklich unterhaltsam. Von da weg, beginnt sich das Geschehen zu ziehen. Die Flucht, die Familie, die Begegnung mit Gott. Warum so wenige Bibelverse immer so unendlich lange Filmminuten sein müssen, verstehe ich nicht.

Im Vergleich zu „Noah“ wagt Scott auch weniger. Zwar gefiel mir der Einfall, dass Moses erst nach dem Schlag auf den Kopf seine göttlichen Eingebungen hatte, aber das war es auch schon an interessanten Ideen. Ansonsten war das episches Effektkino.

YP: Mutig war auch die Besetzung von Gott, bzw. Moses Vision von Gott. Und leider ging das ja nach hinten los. Ich weiß nicht, ob ich die Entscheidung bewundern soll, oder mich wundern soll. So wirkt es, als hätte Moses mehr Halluzinationen statt Visionen.

PD: Genau das hat mir wieder besser gefallen. Es war zumindest ein Versuch, Gott darzustellen und es passte auch sehr gut zu Christian Bales richtig guter Darstellung von Moses. Er wanderte immer mehr ins Wahnhafte.

Unklar bin ich mir bezüglich der anderen Darsteller. Joel Edgerton spielte Ramses zumindest in manchen Szenen wie einen beschränkten Klotz, was lustig anzusehen war, aber nicht so ganz zur Dramatik der ganzen Situation passte. Warum man Sigourney Weaver für eine beinahe stumme Rolle engagiert, weiß auch nur ihr Agent.

YP: Die meisten Schauspieler waren Platzpatronen. Von Bale war ich gänzlich unbeeindruckt, Edgertons Ramses hatte einen gewissen Humor und Witz bei sich und Weavers Rolle ist mir bis heute ein Rätsel.

Auch habe ich Aaron Paul kaum erkannt. Ben Kinsley, WTF?

PD: Bale war für mich einer der wenigen Gründe, weshalb ich weiter aufmerksam blieb.

Viele Charaktere waren gänzlich unterentwickelt. Aaron Paul als Joshua durfte immer wieder mal ins Bild schauen, aber kaum einen Beitrag leisten. Viel schlimmer war nur die Einführung von Moses‘ Bruder, die tatsächlich so ablief, dass ein bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannter Mann in die Hütte tritt und als Moses‘ Bruder vorgestellt wird. Das soll uns als Zusehern genügen.

„Exodus“ hat seine unterhaltsamen Momente, aber aufgrund der Vernachlässigung jeglicher Charakterzeichnung und des stellenweise langsamen Tempos, würde ich den trotzdem nicht weiter empfehlen.

YP: Hollywood’sche Stangenware, bzw. Einheitsbrei. Den brauchst du gar nicht weiterempfehlen, das Publikum pilgert in Massen ohnehin in die Kinopaläste. Biblische Mythen lassen die Kinokassen schnell mal klingeln, ganz in gewohnter Manier.

PD: Wenn man sich das Einspielergebnis ansieht, dann hält sich das Publikum bei „Exodus“ aber nobel zurück.

Das Jahr 2014 im Rückblick

02 Freitag Jan 2015

Posted by filmimdialog in Special

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12 years a slave, 20.000 Days on Earth, A Girl Walks Home Alone at Night, All Is Lost, american hustle, Bande de filles, Belle, Boyhood, Das finstere Tal, Deux Jours Une Nuit, Edge of Tomorrow, Her, Interstellar, Leviathan, Life Itself, Locke - No Turning Back, Maps to the Stars, Nebraska, Night Moves, Nightcrawler, nymphomaniac, Serena, Snowpiercer, The Act of Killing, The Grand Budapest Hotel, The Monuments Men, The Other Woman, the wolf of wall street, Tom à la ferme, Under the Skin

Wie schon im Vorjahr, ziehen wir zum Jahresende ein Resümee.

PD: Das Jahr 2014 st zu Ende. Zeitpunkt um ein Fazit zu ziehen. Welche Filme haben es bei dir geschafft, einen Eindruck zu hinterlassen?

YP: Ich möchte auf eine Reihenfolge verzichten: „12 Years a Slave“, „Boyhood“, „Under the Skin“, „Dido Elizabeth Belle“, „Girlhood“, „Stories We Tell“, „Tom à la ferme“, „Nebraska“, „Snowpiercer“, „Locke – No Turning Back“, „Night Moves“.

PD: In alphabetischer Folge, die mir auch sympathischer ist denn eine Platzierung zu wählen: „12 Years a Slave“, „All is Lost“, „Boyhood“, „Deux Jours, Une Nuit“, „Her“, „Interstellar“, „Night Moves“, „Nymph()maniac Vol 1. & 2„, „Snowpiercer“, „Under the Skin“.

Lobenswerte Erwähnungen verteile ich dieses Jahr an: „20.000 Days on Earth“, „Edge of Tomorrow“ und „Das finstere Tal“. Nicht unerwähnt lassen möchte ich „Life Itself“, auch wenn dieser „nur“ als Stream verfügbar war.

YP: Lobenswerte Erwähnungen finden bei mir die Festival-Beiträge: „Leviathan“ und „A Girl Walks Home Alone at Night“.

„Life Itself“ ist auch so ein Film, den ich jedem Filmbegeisterten unbedingt nahelegen möchte.

PD: Ich war auch unschlüssig, ob ich „20.000 Days on Earth“ mit in die Liste nehmen soll, da ich den „nur“ bei der Viennale gesehen habe. Das war aber eine Musik-Dokumentation, die einen derart tiefen Eindruck hinterließ, dass ich sie einfach nicht unbeachtet lassen wollte.

Interessant dass wir diesmal fünf übereinstimmende Filme haben. Im Vorjahr kamen wir noch auf sieben Übereinstimmungen. Zumindest Richard Linklater hat es zum zweiten Mal in Folge in meine/unsere persönliche Bestenliste geschafft.

YP: Zu Recht auch, denn wir haben uns schon bei unserem Dialog dazu geeinigt, dass „Boyhood“ Linklaters bisher bester und reifster Film ist. Umso weniger verwunderlich, dass er sich auf den Bestenlisten für dieses Jahr wiederfindet. Ein wirklich sehr wichtiges Zeitdokument, könnte man fast sagen. Ich möchte heuer auf eine Reihung verzichten, aber „Boyhood“ ist da ganz ganz oben.

Das ist natürlich auch „12 Years a Slave“. Ein Film, der seinen Oscarrreichen Regen vollkommen verdient hat.

PD: Das sind zwei Filme, die mir auch noch jetzt, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, in den Sinn kommen, wenn ich an das vergangene Kinojahr denke. Linklater und McQueen haben beide ihre bislang reifesten und komplettesten Arbeiten abgeliefert. Als kleinen Makel sehe ich dann doch, dass ich beide Filme wohl nicht so schnell wieder sichten werde. Das liegt vor allem daran, dass beide sehr viel vom Zuseher abverlangen und auch sehr viel wieder zurückgeben. Es sind beides intensive Filme.

Intensiv waren aber auch andere Filme auf meiner Liste. „Nymph()maniac Vol 1. & 2“ etwa in einem Stück zu sehen, erfordert sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen.

YP: Wir haben ein gutes Filmjahr hinter uns. Wobei dieser Lars Von Trier-Film für mich keinen besonders guten Nachgeschmack hinterlassen hat. Ehrlich gesagt, bin ich auch überrascht, den auf deiner Bestenliste zu finden. Genausowenig wie „Interstellar“.

PD: Ich hatte meine Probleme mit „Nymph()maniac“, vor allem mit dem zweiten Teil, aber es ist lange her, dass mit von Trier derart gefesselt hat. Abgesehen von Teilen des zweiten Teils und dem Schluss, ein großartiger Film. Vor allem das Zusammenspiel von Charlotte Gainsbourg und Stellan Skarsgard hat mir gefallen.

Bei „Interstellar“ sind wir ja geteilter Meinung, aber der ist mir genauso positiv und intensiv im Gedächtnis geblieben. In Sachen Blockbuster-Kino mein persönliches Highlight. „Snowpiercer“ und „Edge of Tomorrow“ gehören zu den anderen beiden „Tentpole“-Filmen, die mich unterhielten und zugleich nicht zu sehr mit Logiklöchern quälten.

YP:“Melancholia“ ist der letzte Film von von Trier, der mir dermaßen positiv in Erinnerung geblieben ist. Interessant ist „Nymph()maniac“ auch eher der Director’s Cut-Version. Bei der Viennale habe ich es leider nicht dazu geschafft.

Für mich war das Jahr 2014 sowieso mehr das Jahr des abwechslungsreichen Kinos, wie du auch meiner Filmliste entnehmen kannst. Bis auf „Snowpiercer“ findet sich auch kein Blockbuster auf meiner Liste.

Alleine meine Liste der erwähnenswerten Filme ist heuer besonders lang: „The Grand Budapest Hotel“, „Maps To The Stars“, „The Act of Killing“.

PD: Es gab heuer wirklich viele erwähnenswerte Filme. „The Wolf of Wall Street“ oder „Nightcrawler“. Das sind aber beides Filme, die für mich eher aufgrund der tollen Hauptdarsteller in Erinnerung bleiben. Dasselbe trifft für mich auf „Locke“ zu. Das ist eine hervorragende darstellerische Leistung von Tom Hardy, aber das Auto-Kammerspiel an sich hat dann doch etwas an Reiz verloren.

Man spricht immer von der Krise des Hollywood-Kinos und im Angesicht der Marvel-Lawine oder zu sehr ausgewalzter Blockbuster wie der „Hobbit“-Trilogie kann man natürlich in Kulturpessimismus verfallen, aber wenn man dann wieder sieht, dass es da auch noch Filme wie „Night Moves“ oder „Under the Skin“ und „All is Lost“ gab, dann habe ich nicht ganz so große Sorgen, was den amerikanischen Film angeht. Überrascht war ich davon, „Nebraska“ auf deiner Liste zu sehen. Der gehört eher zu meinen leisen Enttäuschungen des vergangenen Jahres.

YP: Ach nein, das war ein Road Movie ganz nach meinem Geschmack. Eine triste Famliengeschichte, wo grundsätzlich nicht viel passiert. Die Besetzung war fantastisch.

PD: Bruce Dern hat mir gut gefallen, aber ansonsten hat mich dieser Film von Payne (im Gegensatz zu seinen anderen Werken bislang) überraschend unberührt zurückgelassen. Dein Eintrag „Stories We Tell“ hingegen, hat mich zuweilen sogar verärgert. Geradezu wie ein Mantra ging mir bei dem Film die Frage durch den Kopf, weshalb mich diese Familiengeschichte interessieren soll.

YP: Ich sehe den Film auch nicht als Familiengeschichte, sondern eher als eine spannende und besonders durch ihre filmische Aufarbeitung gelungene Geschichte einer wichtigen Zeitgenössischen Filmemacherin.

Dank dir muss ich jetzt „Edge of Tomorrow“ unbedingt sehen. Wie kann es sein, dass du mir den noch nicht empfohlen hast?

PD: Gerade die Inszenierung gefiel mir gar nicht. Den nachgestellten Szenen aus der Familienhistorie haftete der Charme einer billigen TV-Produktion an. Zudem fühlte ich mich von Polley manipuliert. Die von ihr aufgedeckten Geheimnisse, schienen innerhalb der Familie gar kein Geheimnis zu sein. Von der Regisseurin so sensibler Filme wie „Away from Her“ und „Take This Waltz“ war das ein überraschend schwacher Film.

Den habe ich dir wirklich nicht empfohlen? Das muss ich an dieser Stelle sofort nachholen. „Edge of Tomorrow“ versinkt sehr schön in seinem „Groundhog Day“-artigem Konzept. Es hat einen sehr bösen Witz, Tom Cruise immer wieder und wieder sterben und scheitern zu sehen.

YP: Der Film heißt „Stories We Tell“. Manipulation ist ein zu starkes Wort. Wenn du das von diesem Standpunkt betrachtest, darfst du überhaupt nicht mehr ins Kino gehen. Ich fand es grandios, wie sie uns da Ihre Familiengeschichte – eine obendrein ziemlich beliebige Geschichte – präsentiert. Da ging es mir nicht so sehr darum, wie sie Geheimnisse lüftet, sondern wie sich sich das von der Seele filmt. Das muss für sie auch unglaublich einnehmend gewesen sein, mit dermaßen Privatem an die Öffentlichkeit zu gehen. Und trotzdem macht sie es mit einem Augenzwinkern.

PD: Was mich in Bezug auf das vergangene Filmjahr wieder etwas traurig stimmt, ist dass ich wieder einmal kaum österreichische Filme gesehen habe. Dabei hätte es genügend interessante Arbeiten gegeben.

YP: „Das finstere Tal“ ist ein toller Film, mir leider nicht bedeutsam genug, um ihn auf meine Liste zu setzen.

PD: Den hatte ich auch schon mit Spannung erwartet, da Andreas Prochaska der einzige Genre-Regisseur hierzulande ist. Mir war er dann einfach zu schematisch und der Schnitt des finalen Showdowns hat mir ganz und gar nicht gefallen. Dennoch ein spannender und unterhaltsamer Western. Nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hatte, aber auf jeden Fall empfehlenswert.

YP: Der schlimmste Film, den ich 2014 gesehen habe, ist „The Other Woman“. Das so etwas überhaupt noch produziert wird.

PD: Ich gebe zu, dass ich Filme wie „The Other Woman“ oder „Sex Tape“ oder auch den neuesten „Transformers“ gar nicht gesehen habe, da ich schon die Befürchtung hatte, mich nur darüber zu ärgern.

Enttäuscht war ich von den Prestige-Filmen, die einfach viel mehr versprachen. Insbesondere „American Hustle“ und „The Monuments Men“ haben da hohe Erwartungen aufgebaut. Auch der Berlinale-Gewinner „Black Coal, Thin Ice“ war einfach nur langweilig.

YP: Manchmal passiert es einfach, dass du dich in einem Film wiederfindest und dich fragst: „Wie komme ich hierher?“

PD: Ja, so ging es mir mit „Serena“. Man lässt sich von gewissen Faktoren (Akteure, Poster, etc.) zum Kinobesuch verführen, und wundert sich dann, warum man in diesem Film gelandet ist.

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