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A Dance With Dragons, Game of Thrones, george r. r. martin, Hardhome
Mittlerweile befindet sich die Fantasy-Saga rund um die Machenschaften, Intrigen und Kämpfe in Westeros in der fünften Staffel und so langsam beginnen sich Ermüdungserscheinungen eingetreten. Sind die Macher zu blutrünstig in ihrem Streben nach Spektakel oder eifern sie nur der Vorlage „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin nach?
PD: Vorneweg muss ich gleich gestehen, dass ich das fünfte Buch „A Dance with Dragons“ noch nicht gelesen habe. Ein Muster bei mir, wenn man auf die Dialoge zu Staffel 3 und Staffel 4 zurück blickt. Die fünfte Staffel der TV-Adaption war mir lange Zeit viel zu langatmig. Erst mit Episode 8 „Hardhome“, beginnt die Serie sich wieder ein wenig vor zu bewegen.
YP: Die ersten beiden Serienstaffeln boten kaum Überraschungen, waren näher an den Vorlagen, bis auf ein paar Figurenkonstellationen, die dann modifiziert wurden. Ab der dritten Staffel bemühen sich die Macher um mehr Überraschungen für die Zuschauer, die auch die Vorlagen kennen. Du darfst nicht vergessen, dass die Romane 4 und 5 eigentlich zeitgleich spielen, G. RR Martin aber aufgrund der vielen Figuren das auf zwei Bücher ausgedehnt hat.
Tatsächlich sind erstmals Serie und Romane gleich auf. Wie sich das weiter entwickeln soll, wird bestimmt sehr aufregend, da viele Figuren noch gar nicht eingeführt wurden. Ich gehe davon aus, dass das auch gar nicht geschehen wird. Die übrigen drei Staffeln, sollte es noch drei davon geben, werden sich viel mehr von der Originalstory abweichen und nur noch Anhaltspunkte geben.
PD: Die Serie muss auch gar nicht sklavisch an den Romanen hängen bleiben. Einige Freiheiten dürfen schon sein, denn es gibt auch kaum etwas Langweiligeres als ein ideenlos abgefilmtes Buch oder Theaterstück. Wie du auch richtig sagst, spielen die Romane 4 und 5 zur selben Zeit und so wurde das Personal von Martin auf zwei Romane aufgeteilt. In der Serie war das nur schwer möglich. Über diese Änderung bin ich sehr froh, denn eine Staffel ohne Tyrion hätte ich nicht sehen wollen. Dafür ist mir dieser Charakter, ebenso wie Arya, zu sehr ans Herz gewachsen.
Dass wir in der nun zu Ende gegangenen fünften Staffel Bran nie zu Gesicht bekamen, hat mich jedoch wieder weniger gestört. Seine persönliche Reise hat mich bislang recht kalt gelassen.
YP: Ich bin grundsätzlich ein Fan davon, wenn es der Serie gelingt, mich – auch als Kennerin der Vorlage – zu überraschen. Ein reines Abfilmen nach Skript wäre auch eine langweiligere Angelegenheit. Allerdings macht die Serie einen mittlerweile fatalen Fehler – und zwar geben sie sich seit zwei Staffeln große Mühe, die Gewalt in den Romanen über übertreffen. Martins Vorlage ist bestimmt nicht ohne Blut, Schweiß und Tränen, aber es vergeht seit etwa 20 Folgen keine Episode ohne diese Zurschaustellung der Gewalt, wie sie in den Romanen nicht vorgekommen ist. Wenn nicht Gewalt gezeigt wird, dann wird davon gesprochen.
Mit der Red Wedding haben sie Blut geleckt und seitdem ist das ein dramaturgisches Mittel. Hier insbesondere die Gewalt gegen Protagonistinnen. Nun habe ich ihnen nie verziehen, dass die Hochzeitsnacht zwischen Danaerys und Drogo falsch adaptiert und interpretiert wurde. In Staffel 4 gab es dann Cerseis Vergewaltigung durch Jamie am Totenbett ihres Sohnes. Und jetzt Sansa. Davon findest du nichts in den Büchern. Da stelle ich mir die Frage, warum?
PD: Die Serie hat die Gewaltszenen immer schon ein wenig anders interpretiert. So wurde ja auch Robbs schwangere Frau Talisa ermordet, was im Roman so nicht vorkam. Das war eine zusätzliche Schocknote, die mehr an einen blutigen Horrorfilm erinnerte. Um bei der aktuellen Staffel zu bleiben, finde ich mich selbst in einem Zwiespalt. Einerseits gab es die Hochzeitsnacht-Vergewaltigung von Sansa nicht im Buch, wie auch nicht jene heran drohende an Gilly.
Die Vergewaltigung von Sansa durch Ramsay Bolton war völlig sinnlos. Der Zuseher wusste bereits zur Genüge von Ramsays sadistischem Gehabe. Das war schon sehr zynisch.
Dennoch war die Szene mit Gilly nicht ohne Sinn, da sie dafür sorgte, dass man Sam in Heldenpositur zu sehen bekam und auch die beiden sich schließlich näher kamen. Das hätte man natürlich auch anders lösen können, aber immerhin befindet man sich in einer Art Zwangslager, in welcher Mörder und Vergewaltiger unter einem Dach hausen. Dass es dort beinahe zwangsläufig zu Übergriffen kommen könnte, erscheint mir weniger unlogisch. Zudem möchte ich hier auch George R.R. Martin anführen, der sich ja auch selbst in die Diskussion einschaltete.
Mehr Probleme hatte ich, Cerseis Handlungen zu verstehen. Die Förderung des High Sparrow (Jonathan Pryce gefiel mir sehr gut in der Rolle) war von Beginn an eine so offensichtlich dumme Idee. Dies konnte ich dem Charakter einfach nicht abkaufen.
Und genau dort liegt auch das Problem. Martin hat meiner Meinung nach für ein Gleichgewicht bei den Figuren gesorgt, er hat viele verdammt starke Frauen in den Romanen und genug von den Damsel in Distress. Und die HBO-Serie – anstatt die Frauenbilder, die Martin vorlegt, zu verbessern, daran zu arbeiten, zu kritisieren, zu hinterfragen – drängt jede Protagonistin – ich meine wirklich jede einzelne – in die Opferrolle. In dieses Mittelalter mit Drachen. Aus dramaturgischen Gründen.
Für viele aus dem Fernsehpublikum war das, was Theon durch Ramsay zugestoßen ist, die schlimmste Storyline in der Serie (in einem Jahrzehnt, für viele Mädchen Genitalverstümmelung noch immer an der Tagesordnung steht). Ohne Frage, das war schon heftig. Im Vergleich: Robbs Ehefrau wurde hochschwanger abgestochen. Das Bild ist folgendes: du kannst einem Mann alles antun, nur nicht die Männlichkeit nehmen. Wohingegen die Weiblichkeit erst dadurch definiert wird. Als Frau bist du verwundbar, die Sexualität ist zugleich Waffe gegen den Mann als auch ein Mittel zur Schädigung durch den Mann.
Bevor es für uns in die Sommerpause geht, erscheint noch Teil 2 dieses Dialogs am 3. Juli
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