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Hier sind sie alle wieder unter Regisseur Joss Whedon versammelt. Nicht nur das, auch kommen mehrere Superheldinnen und -helden oder neue Schurken mit Superkräften hinzu. Wie sich der neue 200 Millionen-Bluckbuster aus dem Hause Marvel macht und ob er dem Fluch der Fortzsetzungen unterliegt, werden wir folgend besprechen. „Avengers: Age of Ultron“ stellt unser Kinohighlight des Jahres dar, selbstverständlich darf ein Dialog dazu nicht fehlen.

PD: Es war nicht ganz der großartige Genuss wie beim ersten „Avengers“-Zusammentreffen, aber dennoch ein äußerst unterhaltsamer und stimmiger Actionfilm mit viel Humor.

Mir fiel auch auf, dass ich mit dem All-Star-Treffen viel mehr Freude habe, denn mit den Solo-Fortsetzungen von „Iron Man“ oder „Thor“.

YP: Mir gefällt Teil 2 sogar besser, weil man hier die Liebe bzw. Hiebe spürt. Die Einzeiler sind prägnanter, die Figuren besser mit- und aufeinander abgestimmt. Außerdem liegt so viel wehmütiger Abschied in der Luft. Whedon verabschiedet sich, Tony Stark (Rober Downey Jr.) verabschiedet sich. Und beide scheinen mit dem Konzept des stillen bzw. klammheimlichen Abschieds nicht anfangen zu können.

Die Frankenstein – Kreatur Plotline (zufällig auch in unserem Beitrag von letzter Woche besprochen) war naheliegend und hat sich wunderbar angeboten.

PD: Den zweiten Teil fand ich ein wenig zu überladen. Die ganzen Cameo-Auftritte von War Machine oder The Falcon, sowie die Neuzugänge Quicksilver und Scarlet Witch, waren wie ein ständiger Blick zu den Fußnoten einer ausladenden Erzählung. Es ist gerade dieses scheinbar unendlich große Figurenarsenal, welches immer ein wenig die Handlung anhalten ließ.

Die besten Einzeiler hatte für mich Hawkeye. Er fasste die ganze Absurdität schön zusammen: „The city’s flying; we’re fighting an army of robots; I have a bow and arrow; none of it makes sense…“. Das war Whedon in Hochform.

YP: Dieses Zitat von Hawkeye hebt auch Mark Kermode in seiner Kritik hervor.

Mit dem Argument des Überladen-Seins kann ich nicht so viel anfangen, weil die Thor oder Iron Man-Filme nach dem gleichen Prinzip funktionieren („Iron Man 3“). Das stimmt auch so nicht ganz, hier passt es eben zum Bösewicht. Im Vergleich zu Ultron war Loki noch ein harmloses Kätzchen. Auch die Hülle und Fülle an Figuren ist mir kein Dorn im Auge, da die altbekannten so bewährt sind, sodass die neuen erfrischend wirken. Für mich haben sich Wanda und Maxim sehr gut ins Geschehen eingegliedert, vielleicht haben sie ein bisschen zu schnell und salopp die Seiten gewechselt. Das ist mein einziger Kritikpunkt auf Charakterebene.

PD: Bei den Charakteren blieb Whedon auch nicht mehr viel zu entwickeln. Man kennt einander, sowohl die Figuren sich und das Publikum die Figuren. Dass zwischen Bruce Banner und Natasha Romanoff eine etwas hastig etablierte Liebesgeschichte eingebaut wird, war noch der interessanteste Punkt auf Charakterebene.

Am meisten weiter entwickelt wurde Hawkeye durch sein bislang geheimes Familienleben.

Loki hat als Bösewicht eine ganz andere Qualität, verfeinert durch das tolle Spiel von Hiddlestone. Ultron hingegen ist abstrakter aber wirkte gefährlicher und die großartige Performance auf der Stimmenebene von James Spader, machte ihn auch greifbar. Ultron war nicht nur ein überdimensionierter Killerroboter, sondern ein eigenständiges Wesen. Dass Spader so mühelos von Einschüchterung zu verspieltem Sarkasmus wechseln konnte (wie er es ja schon bei „The Blacklist“ vorführt) ist beeindruckend und passt auch exakt in das Konzept von Whedon, der zwar die Comics ernst nimmt, aber dennoch damit Spaß hat.

YP: Dem Schlagabtausch von Ultron und Stark hätte ich Stunden zuhören können. Durch die kleine Verwünschung von Scarlet Witch wurden uns in die Seelenleben und Ängste von den Avengers Einblicke gewährt, die die nächste Stufe der Charakterentwicklung herbeigerufen haben. Diesmal sind – und darüber bin ich sehr froh – Thor und Captain America mehr in der Hintergrund getreten, sodass wir viel mehr auf Natasha, Hawkeye und Banner eingehen konnten. Die Liebesgeschichte mutete – im Vergleich zu den anderen Plotlines – sogar fast realistisch an, wobei sie mich nicht sonderlich erwärmte. Hawkeyes Familienhintergrund war langweilig, aber notwendig.

PD: Es war fast notwendig, den anderen Charakteren ein wenig mehr Hintergrund zu verleihen. Vor allem wie Natasha Romanoff zu Black Widow wurde, war sehr interessant.

YP: Nochmal zur Liebesgeschichte: bei den Szenen mit Hulk und Banner ist dann die Recruiting-Szene vor meinem inneren Auge gewesen. Eine gewisse Zärtlichkeit zwischen den beiden war auch im ersten Teil nicht zu übersehen. Nat ist für mich ohnehin die stärkste Figur (mit Ausnahme von The Vision) in diesem Teil und Sympathieträgerin. Wie sie die „Boys“ aufzieht und immer – und das sollte groß angemerkt werden – ganz ohne Superkräfte immer tatkräftig als erste etwas reisst – ist einfach großartig. War im ersten Teil nicht anders, ist hier noch besser.

PD: Im ersten Teil wirkte Natasha noch ein wenig wie ein Fremdkörper, da der Fokus mehr auf den Männern mit ihren Superkräften lag. Diesmal bekommt man mehr von ihren Fähigkeiten zu sehen. Da kann ich mich nur wiederholen: Wir haben von Iron Man und Co. schon so viel zu sehen bekommen, dass es gut tat, auch mal die anderen Charaktere ein wenig mehr ins Rampenlicht zu rücken.

In den ersten Minuten, wenn die Avengers im Formationsflug auf die Festung stürmen, wurde auch klar, dass Marvel dieses Filmuniversum einerseits sehr kompakt und doch wieder zugänglich genug aufgebaut hat, um Zuseher nicht zu verwirren. Nicht jeder muss „Guardians of the Galaxy“ gesehen haben, um „Age of Ultron“ folgen zu können. Selbst die Fernsehserie „Daredevil“ funktioniert, wenn man bislang nur den ersten „Avengers“-Teil gesehen hat.

Einen sehr schönen Artikel zu Marvel gibt es bei Real Virtuality.

Es ist offiziell. Phase Two von Marvel ist nunmehr beendet.

YP: Eine gewisse Übersättigung ist eingetroffen. Zumindest bei mir. Und für eine Zeit.

PD: Dabei war „Avengers: Age of Ultron“ ja nicht einmal der Endpunkt, sondern im Grunde nur der Beginn von Phase Three. Als Vorschau wurde etwa „Ant-Man“ (der je nach Quelle zur zweiten oder dritten Marvel-Phase zählt) gezeigt. Es geht also unaufhaltsam weiter.

Man sehe sich nur den irrwitzigen Zeitplan für die nächste Phase an.

YP: Für mich ist bei „Age of Ultron“ auch ein kleiner Höhepunkt erreicht. Wobei ich dazusagen muss, dass ich mich aber auch auf den dritten Teil von Captain America: Civil War, freue, nachdem Teil 2 dermaßen gelungen rübergekommen ist.

PD: Auf den dritten „Captain America“ freue ich mich dennoch, da mit „Civil War“ eine der interessantesten Geschichten darin erzählt wird. Das wäre eigentlich ein würdiger Abschluss für die „Avengers“.