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„Foxcatcher“ ist der dritte Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Bennett Miller. Sein neuester Film ist thematisch eine Mischung aus den beiden Vorgängern „Capote“ und „Moneyball“, es geht um den exzentrischen Millionär John E. du Pont (grandios gespielt von Steve Carrell), der – dem Ringsport verfallen – sich der Gebrüder Mark und Dave Schultz (Channing Tatum und Mark Ruffalo) annimmt, um diese für die Olympischen Spiele zu trainieren. Die Story basiert auf wahren Begebenheiten.

YP: Ich muss zugeben, dass ich langsam Gefallen an Channing Tatum als Schauspieler finde. Früher war er Grund genug, um ihm aus dem Weg zu gehen. Seit er mit Steven Soderbergh dreht („Haywire“, „Magic Mike“ und „Side Effects“), ist er mir sympathisch geworden und wirkt interessanter.

Seine Rolle in „Foxcatcher“ ist zwar wieder sehr körperlich angehaucht (er spielt den Ringer Mark Schultz), aber das wirkt schon ganz solide. Wobei hier das Augenmerk auf Mark Ruffalo und allen voran Steve Carrell liegt. Es ist auch nicht wirklich leicht, sich mit Ruffalo und Carrell schauspielerisch zu messen, geschweige denn herauszuheben.

PD: Da geht es mir ähnlich. Seit „Magic Mike“ und „Side Effects“ ist mir Tatum sympathischer und er scheint sich immer mehr zu entwickeln. „Foxcatcher“ ist seine bislang reifste Darstellung und ich fand ihn nicht einmal so im Schatten von Carrell und Ruffalo stehend. Alleine sein erster Auftritt vor der Schulklasse oder wenn er sich selbst ohrfeigt und den Spiegel zertrümmert, sind wunderbar gespielte Momente von Einsamkeit und Verzweiflung.

YP: Wenn ich nachträglich an „Foxcatcher“ denke, dann ist die Beziehung zwischen Dave Schultz (Mark Ruffalo) und John du Pont (Steve Carrell) von größerer Bedeutung.

PD: Das könnte aber auch daran liegen, dass Dave ab der Hälfte des Films eine wichtigere Rolle im Leben von du Pont einnimmt. Auch wenn man mit Mark Schultz beginnt und die Geschichte auch mit ihm aufhört, so dreht sich doch alles um John.

YP: Der Plotaufbau scheint mir auch ideal und ausgeglichen. Zuerst lernen wir Mark Schultz kennen, dann folgen die Trainingsjahre mit John, dann kommt Dave hinzu. Es spielt sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren ab und der Film gibt auch das Gefühl wieder, dass sich die Figuren mit der Zeit verändern und entwickeln. Es ist und bleibt ein intensiver Film, allerdings mit einem Bei- und Nachgeschmack, den ich nicht so schnell wegbrachte. Glücklicherweise hatte ich keine Ahnung von den wahren Begebenheiten, die die Geschichte vorgibt. Auch hatte ich keine Ahnung von der Adaption.

PD: Nichts von den wahren Hintergründen im Vorfeld zu wissen, ist wirklich ein Glücksfall. So bekommt diese unheilvolle und kalte Atmosphäre, die Bennett Miller so hervorragend aufbaut, eine herrliche Intensität. Auch wenn „Foxcatcher“ hin und wieder Gefahr läuft, ein wenig zu sehr das Klischee der „dunklen Seite des amerikanischen Traums“ auszureizen.

YP: Es geht hauptsächlich um diese dunkle Seite der Medaille. Der Film zeigt sehr schön, wie aus einem Traum ein Albtraum wird und vice versa. Aber diese Grundstimmung, die von der ersten Sekunde herrscht, die behält der Film bei. Nur die Szenen, die Dave mit seiner Familie zeigen, sind fröhlich und unbeschwert. Daves Figur stellte einen Lichtblick dar. Wohingegen John alles verkörpert, was latent, kontrolliert und brodelnd in und an einem Menschen sein kann. Ein unheimlicher  und sehr trauriger Charakter.

PD: Diese dunkle Seite der Medaille zeigt sich ständig. John sucht nach Anerkennung, die er von seiner Mutter nicht erhält und will sie von seinen Ringer-Schützlingen und der leicht verführbare Mark (ich muss jetzt noch lachen, wenn ich an die neue Frisur von Tatum denke) gibt ihm diese. Das wunderbare Familienleben von Dave ist hingegen wieder der völlig entgegengesetzte Punkt zu Mark, den das Verhalten der Kinder gegenüber John peinlich berührt. Mark steht seiner eigenen Familie im Grunde genauso fremd gegenüber wie John seiner. Dass diese zerrissenen Charaktere geradezu ein Fest für die drei Hauptdarsteller sind, ist beinahe logisch.

YP: Carrells Nasenprothese, die er für die Figur von John du Pont aufgesetzt bekam, störte mich ein bisschen. Wieso einen Schauspieler so unkenntlich maskieren, er muss nicht aussehen wie die Vorlage, nachdem ohnehin viel durch Mimik und Gestik geschieht. Ruffalo kaufe ich die Rolle auch ab, ohne dass er sich dafür aufpumpen musste. Und Tatum beeindruckte schon durch die einschüchternde massige körperliche Präsenz. Die Stärke von „Foxcatcher“ liegt eindeutig im Schauspiel aller drei Akteure.

PD: Diese Nasenprothese ist ja viel und oft kritisiert worden, aber mich hat sie nicht gestört. Ich sah sie auch als ein Mittel, damit Carrell in diese Rolle hinein schlüpft. Ein Mittel um die Rolle, für sich selbst, glaubwürdiger zu gestalten. Ob notwendig oder nicht, mich hat sie nicht abgelenkt oder gestört.