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Alle Jahre wieder beglückt Woody Allen die Kinoleinwände der Welt mit einem neuen Film. Ob er mit „Magic in the Moonlight und seiner „strikten Realitätsverweigerung“ leichte und bezaubernde Unterhaltung, oder doch nur aufgewärmte und abgestandene Ideen aus alten Filmen präsentiert, besprechen wir in unserem neuen Dialog.

YP: Dieser neue Allen-Film hätte vor 15 Jahren noch viel besser funktioniert.

PD: Guter Punkt, denn mich erinnerte das neueste Werk von ihm, an seine eher schwachen Arbeiten vom Anfang der 2000er. „Small Time Crooks“ und „The Curse of the Jade Scorpion“ fielen mir ein, aber auch „You Will Meet a Tall Dark Stranger“. Allesamt eher auf der schwachen Seite seiner Werkliste gelegen.

YP: Allerdings! Allerdings bei all dem Abklatsch am eigenen Werk: ich war unterhalten. Ob es die großartige Besetzung war, oder die wunderschönen Südfrankreich-Eindrücke. Der Film schien mir als sanfte Sommerbrise, ideal für diesen trüben Herbst. Unverbindlich. Unverfänglich. Allenesk!

PD: Merkwürdigerweise war ich eher genervt. Während Colin Firth als militant-rationaler Magier Stanley mich immer wieder begeistern konnte, war mir die Geschichte einfach zu mühsam. Die Dialoge waren für Allen-Niveau relativ flach und ohne Esprit. Stattdessen setzte er, vor allem bei den Nebencharakteren, auf simple Wiederholung von für die Exposition wichtiger Details. Einzig Firth durfte mit etwas besserem Material arbeiten.

YP: Erinnest du dich noch an „Scoop“? Den würde ich eher so beschrieben. Mir gings bei „Blue Jasmine“ eher so. Hierbei wars anders, viel lockerer.

PD: „Blue Jasmine“ kann man hiermit nicht vergleichen. Das war eine viel bösere und präzisere Geschichte. „Magic in the Moonlight“ ist ein Märchen, völlig von der Welt losgelöst.

Als die Zeitangabe mit 1929 zu sehen war, hoffte ich, dass Allen das hedonistische Dasein der Reichen und Schönen an der Cote d’Azur ein wenig demaskieren würde. Immerhin behandelt der Film Illusionen. Jedoch interessiert er sich viel mehr für die Liebesgeschichte zwischen dem Magier und dem Medium Sophie (Emma Stone). Das war doch ziemlich plump.

YP: Wobei mir die Altersdifferenz schon ein Dorm im Auge ist. Und ich mag Colin Firth. Also love story hin oder her, das hatte etwas Unheimliches und unter keinen Umständen etwas Romantisches.

PD: Ja, die Altersdifferenz war mir auch ein Dorn im Auge. Mir schien eher, Firth könnte der Vater von Emma Stone sein. Eine Beziehung mit der Mutter (Marcia Gay Harden) des Mediums wäre angebrachter gewesen.

YP: Genervt von den Figuren, Charakteren. Nicht von der Story.

PD: Die Handlung könnte man im besten Fall noch als leichtgewichtig abtun, aber mir schien, dass Allen hier einfach schlampig vorging. Als hätte er den Charakter der Hellseherin aus „You Will Meet a Tall Dark Stranger“ zur Hauptfigur gemacht, und um das Medium herum eine allzu vorhersehbare Liebesgeschichte gestrickt.

Zudem verschenkte Allen diesmal überraschend auffallend das Potential seiner Darstellerriege. Colin Firth konnte seine Qualitäten ausspielen, aber Marcia Gay Harden als Sophies Mutter war so selten im Bild und hatte derart wenig zu tun, dass man sie beinahe übersehen konnte. Einzig Simon McBurney als Stanleys bester Freund und Magier-Kollege Howard konnte mich noch ein wenig erfreuen, was aber mehr an den Hintergründen für seine Handlungen lag.

YP: Dafür zeigt sich auch Emma Stone von ihrer besten und komödiantischsten Seite.

Ach, Allen geht es doch mittlerweile mehr ums Abarbeiten seiner vielen Geschichten als um eine runde Story am Ende des Films. In der Filmbesprechung in der Zeit ist von der Jahreszahl 8 die Rede.  Alle 8 Jahre mache Allen ein Meisterwerk. Wobei ich seit „Match Point“ noch immer auf dieses Meisterwerk warte. „Blue Jasmine“ ist für mich weit davon entfernt. Und wäre Cate Blanchett nicht so brillant darin gewesen, wäre es ein mediokrer und unbedeutender Streifen, wie die anderen zuvor.

PD: Emma Stone ist gut in Komödien, das hat sie ja schon zuvor bewiesen. Etwa in „Easy A“ oder „Zombieland“. Ihr Charakter ist aber kaum ausgearbeitet und da bleibt ihr auch nicht mehr, als mit weit aufgerissenen Augen durch das Geschehen zu stapfen.

Interessanter Punkt, den die Zeit da macht, dem ich aber nur bedingt zustimme. Nach dem grandiosen „Match Point“ fand ich sowohl „Vicky Cristina Barcelona“ als auch „Midnight in Paris“ und „Blue Jasmine“ sehr gelungen. Gerade wenn es um den leichten Genuss geht, dann zeigen „Vicky Cristina Barcelona“ und „Midnight in Paris“, dass Allen sehr wohl auch noch immer dazu in der Lage ist, aus simplen Geschichten viel Reiz heraus zu zaubern. Gerade deshalb hat mich „Magic in the Moonlight“ so gelangweilt zurückgelassen. Allen kann aus derartig simplen Konstruktionen sehr viel heraus holen, aber wenn es ihm nur darum geht, sich selbst zu beschäftigen, dann muss er das nicht unbedingt in Form eines neuen Filmes machen.

YP: Und für mich reiht sich „Magic“ – zwar weiter hinten aber immerhin – mit „Vicky Cristina Barcelona“ und „Midnight in Paris“ und ist dennoch weiter entfernt von „Scoop“, „Whatever Works“ und „You Will Meet a Tall Dark Stranger“.

PD: Zumindest scheint Allen für sich selbst immer seltener Rollen in seinen Filmen zu finden. Wenn dann einmal eine richtig typische Allen-Rolle auf der Leinwand auftaucht, dann bin ich mittlerweile froh, wenn sie von einem anderen Darsteller gespielt wird. Etwa Larry David in „Whatever Works“.

YP: Allen-Rolle hin oder her, das war für mich auch mehr eine Zumutung, was David da gespielt hat und Allen geschrieben hat. Einer der schlechtesten Filme der letzten Jahre.

PD: Keineswegs. Mir gefiel „Whatever Works“ fiel besser denn „Magic in the Moonlight“.

YP: Allen-Filme sind aber dann auch immer Geschmackssache!